/HA 8. Sonnabend, den 24. Februar. 1883. Aetletrrßische Aeitage zum sächsischen Erzähler. Zur fl en. e innn tz ifl en Unterhaltung für alle Stände. Kußtags-Geber. Ich komme, ich werde nicht säumen, Du rufst mich mit mächtigem Wort: In deinen geheiligten Räumen Da winkt mir ein lieblicher Ort. Zwar bin ich von Mühsal beladen Und wohl deiner Liebe nicht Werth, Doch nimmst du mich gern auf in Gnaden, Wenn eS nur mein Herze begehrt. Und soll ich'S dir, Vater, erst sagen, Mit welcher Gewalt es mich trieb Im zagenden Kommen zu wagen Die Bitte: „Ach, Vater, vergieb?" O immer! du hast es gesehen; Du bist ja so lieb und so gut. Du sandtest aus himmlischen Höhen Den Trieb, der im Herzen mir ruht. Sieh' Thränen der Reue mir fließen. O Vater, o habe Geduld Und laß mich in Gnaden genießen Vergebung der drückenden Schuld. Wilhelm Krem;. Der Schmie- von Altona. Historische Novelle von E. Heinrichs. ^Fortsetzung.) ES ist diese Thalsache als ein Beispiel damaliger Mannszucht bei dem Feinde wohl anzuerkennen, da heule im Kriege vielleicht so langmüthig nicht immer verfahren würde, das heißt bei den civilisirten Völkern, weil die Türken selbstverständlich nicht dazu gezählt werden können. Auch haben wir diese bemcrkcnswcrthe Episode hcrvorgehoben als sprechenden Beweis, welchen unfähigen Händen das Geschick der Stadt anvertraut worden war von einer Behörde, auf deren Haupt deshalb das Verderben zum großen Theil gewälzt werden muß. Es war am 8. Januar 1713, am Sonntag Morgen gegen 8 Uhr, als General Stenbock in einer mit sechs Rappen bespannten Reise-Chaise, begleitet vom General Jordan und mehreren anderen Generälen, sowie einer starken Garde nach Altona kam. AthemloS und entsetzt blickten ihm die Bürger nach, als er die Langestraße hinab nach der Kleinen Elbstraße zu Bafsewitz fuhr. Doch an der Ecke der Langm und Breiteustraße, vor der Vossscheo Bierbrauerei war es so glatt, daß die Rappen den Wagen nicht zu halten vermochten, weshalb Sten bock aussteigen mußte, um seinen Weg zu Fuß weiter sortzusetzen. Der kluge Pastor Saß hatte diesen Moment weislich vcrausgesehen und sich deshalb beeilt, um die glatte Ecke eiozunehmen. — Als Stenbock den Wagen verlassen, trat der Pastor an ihn heran und bat um die Erhaltung der Stadt. Der General hörte ihn ruhig an und fragte dann plötzlich: »Wie stcht's mit dem königlichen Magazin? Ist es gefüllt mit Kriegsbedarf? — Wie viel Brod hat die Stadt für meine Soldaten gebacken?" Der Pastor wußte hierauf keinen Bescheid zu geben, was indessen ein neben ihm stehender Kaufmann lhat, welcher bei dieser Gelegenheit die beiden Salz-Factoreicn und das Anwesen seiner Schwiegermutter rettete. Oberst Bassewitz war nicht zu Hause, weshalb Stenbock zu Fuß nach dem Rathhause sich begab, wo er nicht einmal ein warmes Zimmer vorfand. Daß Alles dies ihn nicht freundlicher gegen die Stadt stimmen konnte, war selbstverständlich, und als er endlich ein würdiges Unterkommen in dem jetzigen Dibbern'schen Hause an der Reichenstrafe gesunden und um 10 Uhr Vormittags die Commission vor sich rief, war seine Stimmung freilich auf den Gefrierpunkt gefallen, Und barsch schickte er allesammt in Arrest, als er anstatt der Contribulion nur Win seln und Klagelieder zu hören bekam. Während Oberst Bassewitz sich alle erdenkliche Mühe gab, um die unklugen Deputirten zu einer ansehnlichen Summe, einzig im Interesse der Stadt, zu überreden, boien diese das unerquickliche und deklagenSwerthe Schauspiel einer verdammlichen Schwäche, eines eklen Feilschens und Handelns, bis ihr wahnsinniger Geiz und ihre kindische Unent schlossenheit die Brandfackel entzündete, woran Alles zu Grunde gehen sollte. General Stenbock hatte mittlerweile gefrühstückt und stieg, da die Commission noch immer nicht zu einem Entschluß gekommen war, zu Pferde, um mit seiner Begleitung nach Hamburg zu reiten. Die Altonaer Bevölkerung drängte sich herbei, um den gefürchteten Stenbock in der Nähe zu sehen; man schien sich der Hoffnung hinzugeben, daß es nicht so schlimm mit ihnen stehe, der General nicht den Eindruck eines Mordbrenners mache; da» Gerücht habe wieder einmal mächtig übertrieben, der Pastor Saß sei seiner Sache gewiß und werde dem Schweden schon in's Gewissen reden. Der alte Hufschmied Böhme hatte mit seinem