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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.10.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001010028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900101002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900101002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
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Dienstag-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. Zerugsgebühr: VlerielMrlich r Mt. so D!a.; durch tie Lost - Mk. 7S Pig. Di«.DreSdnerNackirlKI«»' «rtchetnen «»«Nch Morgens; die Bciicder tu Dresden und der nächsten Nmnebuns, wo die Zutraauna durch eigene Bote» oder Kommilsiontre eriolgt. crstalicn das Biait an Wochentagen, die nicht au» Sonn- oder Feiertage iolgcn. in »«ei TbeiiauSgaden Abends und Morgens «ugcstellt, Für Rückgabe emgeiandter Schrist- itückc leine Berbmdlichkeit. Sernlvrechankchlutz! »mt 1 vr. 11 II. Lr. 20SS. Lelegramm-Adre"e: »achrtchtr« Dr»»dr«. Anreizen-tanl. Die Annabme von Snkündiamige» ertolat in der tzauvtaetchättSiielle und den Siebenannabmeitellen iu Dresden bis Nachmittags sUtir. Sonn- und Feiertags n»r Maricnstratze ss von l> bis >21 Uhr. Die l ivailige Gnuid- ,cile (ca. s Silben» is L»g„ An- tiindigungen aui der Privatieiie Zeile N Pia.; di- Lipallige Zelle als „Eingetandt" »der auf Lertieite <u> Mg. In Nummern nach Sonn- und Feier tagen 1- de», rivaitige Grund-eilea so, «o bez. M und so Pig. nach beionderem Tarif. AuSwärttge Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Belegblätter werden mll io Mg. berechnet. Lodert SSdmv zun. °m, e°b LIMvrsloKs ML SeorxplLtrlü. Lnioaps' Neueste Drahlberichtc. Hosnachrichtcii. Gesammtratbssitzniig, Gardereitertag, Lehrerschaft n. Franenvercine. Zählung! <«» v. ApUflkt. der Krcbsklankcn, Bund deutscher Tliubstuiuinenlehrer. Lignori's Moraltheologie. Das Heivelberger Bahnnnglück. I Mittwoch, 10. Oktob erlWV. Aernschreib- „nd Kernsprech-Berichte vom 2. Oktober. Tcr Kricn in China. Berlin. Das Kricgsministerinm theilt über die Bewegung der Trupventransvortschiffe mit: „Darmlladt" am 7. ds. M. iu Shanghai. .Krefeld" am 8. ds. M. iu Singapore angetomme». „Halle" am 7. Oktober von Aokohama, „H. H. Äicyer" am 6. Oktober von Nagasaki abgeanngcn. London. Das „Nentcr'sche Bureau" meldet aus Peking vom 2. d. M.: General Namagnclii formirt die neue japanische Brigade, welche die Positionen m China besehen soll. Dieselbe wird bestehen aus 5000 Man» der 9. Brigade. 2000 Mann werden hier bleiben, die übrigen werden an der Kommnnikations- linie zwischen Peking und Takn und an anderen Punkten vcr- theilt. 8000 Deutsche. 1500 Amerikaner und eine gleiche Zahl Aussen werden den Winter über in Peking bleiben. Wieviel Engländer bleiben werden, ist noch nicht bestimmt, wabrscheinlich eine Brigade. Die Verbündeten versehen sich mit Barrath, der für 6 Monate beschafft werden »ms. Die Aussen haben ihre Schuhwache auS den kaiserlichen Gärten svrtgcnvmmen. welche dann sofort von den Deutschen beseht wurden. Tic Deutschen richten die früher von der Kaiserin Wittwe bewohnten Gebäude als Hanptanarticr für Graf Walderiee und seinen Stab ein. 600 Engländer haben vom Sommerpalast Besih genommen. London. Die „Dimes" melden ans Shanghai vom 7. d. M.: Die französischen Truppe» halten Ln-Kon-Kino an der Lnhan- Eilenbahn, die Aussen und Deutschen halten die Pcitangsorts und die Minen von Tangichan und Kaiping und beherrschen die Kohlcnversorgung Nordchinas, während die Russen die Bahnlinie in ihrer Gewalt haben Petersburg. Ter Generalgouvernenr des Amurgebietes General Grvdekow bat an den Militärgonvernenr von Trans- baikalien General Maziewski folgendes Telegramm gerichtet: Einer Mittheilung des Kriegsministers znfolge hat der Kaiser zum Zweck einer raschen Wiederherstellung der frenndschastltchen Bezieh ungen zu China zu bestimmen geruht, den russische» Besitzungen keinen Tlwil des chinesischen Gebietes einznverleiben und sich auf die Ergreifung von Maßnahmen zu beschränken, die zur ruhigen und gesicherten Venuhnng der von uns dnrch die Mandschurei ge führten E'senbahn und znni ungehinderten Verkehr unserer Schisse ans dem Amur erforderlich sind. Berlin. Das preußische Staatsminisierinm hielt heute Nachmittag unter Vorsitz des Fürsten .Hohenlohe eine Sitzung ab. in welcher u. A. beschlossen worden sein soll, welcher Termin für die Einberufung des Reichslags dem Kaiser in Vorschlag zu bringen lei. — Der Reichskanzler gedenkt sich nächster Tage noch auf einige Zeit nach Süddcntichlanv zu begeben. Kiel. Die mit ll Matrose» besetzte Tanipsbarkasse des „Mars" wurde um 8 Uhr Morgens vom „Hau" gerammt und sank. Tcr Matrose Wenzel ertrank: die Leiche ist noch nicht ge sunden. „Odin" ging am 8. von Kiel nach Danzig. Bukarest. Gestern Abend fand hier eine Versammlung der parlamentarischen Mehrheitsparkeicii statt. Ministerpräsident Carv sprach über die in Aussicht genommenen Mittel und Wege, um die für die staatlichen Bedürfnisse bis znni 1. Avril nöthige Summe von 05 Millionen ;n decken. Ein von der Diskonto- gescllschait gewährter Vorschuß von 15 Millionen, eine Aenderuug der Steuern ans alkoholische Getränke und eine Aendernng der Pensionsstener würden ungefähr 25 Millionen ergeben, die Aus gaben eingeschränkt und mehr Einnahmeauellen geschaffen werde». Die Ersparnisse könnten den Höchstbetrag von 12 Millionen nicht überschreiten, für den Rest müßten andere Einnahmequellen er öffnet werden. Entsprechende Vorlagen würden der nächsten ordentllchen Tagung des Parlaments gemacht werden. Im Namen der Mchrlieitsparteie» sagte Senator Kornea der Ne gierung die nöthige Unterstützung zu. Olew-Bork. Der Aufstand auf den Philippinen nimmt mit jedem Tage einen größeren Umfang an. Fast täglich dringen die Philippiner bis an die Thvre von Manila vor. Die amerikanische Regierung hat infolgedessen beschlossen, zwei weitere Infanterie- Regimenter nach de» Philippinen zu entsenden. Oertliches »nd Sächsisches. Dresden, 0. Oktober. —* Ihre Majestät die 5? öniain besuchte in Begleitung der Hofdame Gräfin Reuttnec von We»l den Knnstialvn von Emil Richter, Pagerstraße, und besichtigte mit großem Interesse die aus gestellten Gemälde. Gleichzeitig nahm Ihre Majestät das daselbst ausgestellte Bild von Proscssor E. Linionion-Castelli „Tie Ucbcr- sührung der sterblichen Ueberreste Weiland Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albert nach der Katholischen Hostirche" in Augenschein. —* Am Sonntag feierte in Pirna Herr Snverintendcnt und Ovserparrer Kirchenrath Tr. B loch in an» sein-lihähuges Amts- jubilänm. Aus diesem Anlaß wurden dem beliebten Ephorus zahlreiche Ehrungen zu Theil. —* Mittheilungen aus der Gesammtraths- Sitznng. Stadtbnumeister Vetters, welcher znm Stadtbanrath für Tiefbau in Chemnitz gewählt morden ist. wird aus sein Ansuchen mit de»» Jahresschlüsse ans dem städtischen Dienste entlassen. — Die Slelle des Bclriebsassistenlen bei dem zweiten Wen Elek trizitätslrastwerke wird dein bereits beim Betriebsamte beschäftigten Ingenieur Illgen übertragen. — Schon vor längerer Zeit ist so wohl im Deutschen Reiche wie im Königreiche Sachten die Kautionspslicht der staatlichen Bamteii ansgeliobeir woiden: in zwischen sind diesem Vorgänge einige größere Träaic Sachsens ge folgt. Ter Rath beschloß, auch die Kantivnspsticht der Dresdner städtischen Beamten amznhcben. — In Verfolg eines auS den Kreisen der Kleinhändler mit HeizungS- und Bclench«n»nsn!aterialien gestellten Ersnchens beschloß der Rath, durch Ortsgeses; zu be stimmen, daß der Kleinhandel mit diesen Materialien an rLoiiir- nnd Festtagen nur während der zwei Stunden von >27 bis >29 Mir Vvcinittags stattsindcn darf. — Der Rath beschloß, i», Jahre 1901 folgende Beihilfen zu gewähren: dein Angenkrankenhcilvcrcin 600 Akk., dem Verein zur Auszeichnung würdiger Dienstboten 75 Mk. — Der Rath beschloß, für die Internationale Kunst ausstellung. welche im Jahre 1901 in Dresden statlsindeir soll, die städtische Ausstellungshalle sanimt Park, abgesehen von der für die Benutzung des Inventars zu entrichtenden Vergütung, unentgelliich zu überlassen. — Der Rath beschloß, die anderwärts schon seit längerer Zeit gebräuchlichen Zamilien-Stammbnchcr auch bei den Dresdner Standesämterir vom 1. Januar 190l ab eiiiznführen. Zur Anschaffung von zusammen 15.000 Stück Fainilicn-Slanun büchem, welche gegen eine mäßige Gebühr abgegeben werden sollen, wurden 0500 Mk. zu Lasten des nächstjährigen Hnnshait' planes bewilligt; gleichzeitig wurde beschlossen, im Hinblick ans die zu erwartende Steigerung der Schreibarbeiten für die Standes ämter 1, 2 und 0 die Ansätze für Schrciblöbne und Lohnarbeiten um je 600 Mk. höher als bisher einznslellcn. — Das in der Augustushrü cke liegende Feuerlclcgraphentabel bedarf, da es dnrch zahlreiche Revaralurstellen in der Belricbsfühigleit sehr beeinträch tigt ist, der Erneuerung. Im Hinblick auf den bevorstehenden Umbau der Augustusvrücke soll der Ersatz dadurch gcichafsen werden, daß die betreffende Telegrapheillinie durch Einlegung eines Kabels in das Tcrraffenuser und die große Klostergasse an das in der Carolabrücke liegende Kabel angcschlosse» wird. Gleich zeitig wird empfohlen, bei der Umgestaltung der Marieiibrückc das darin liegende, ebenfalls stark abgenutzte Fcnertelcgrapenkabcl zu erneuern. Unter Genehmigung dieser Vorschläge bewilligte der Rath 6.050 Btt. —* Der Sächsische Gardercitertag erreichte gestern sein Ende. Vormittags MIO Uhr „Mnen die Theilnelnner. wie bereits kurz mitgctheill, ans der Heerstraße cskadronweisc Ausstellung und begaben sich unter Vorantritt des Stock'schcn Trvmpetcrkorps mit der Vereinsstandartc nach dem Hof der Gardereiter-Kaserne. Nachdem Herr Bcckert an den Regimeniskvmmandenr Freiherrn Oberst v. Oppcn-Hnldenberg Rapport erstattet, begrüßte dieser die Kameraden und ihre Frauen. Ten Erschienenen wurde hier dnrch die Vorführungen non Gefechts-, Reit- :c. Uehungcn des Stanun- regimcnts, sowie einer Abtheilnng reitender Jäger ein außerordent licher militärischer Genuß bereitet. Nach Beendigung der Vor stellungen ließ das Offizierskorps in gastsrcnndsihatttichster Weite den Äeinchem in der geschninckien Turnhalle eine Erfrischung reichen. Ehrenpräsident Herr Maior v. Klenck toastete auf das aktive Offizierskorps, insonderheit Herrn Oberst v. Ovvcn-Hulden- berg und verabschiedete sich hieraus von den Kameraden des Re- giiiicntstages. a» dem auch die beiden ältesten Gardisten Aeidcl und Hilling. die 1806 bez. 1809 in da? damalige Kürassier- und heutige Gardereiter Regiment eintrnten, Theil nahinen. Herr Major v. Klenck dankte Allen für die rege Betheiligung. Im Ferneren widmeten sich die Kameraden einer Besichtigung der neuen Anlagen in der Albertstadt, insbesondere der Armee- und der Arsenaliämmlnng. Tie Abschiedsseier sank im Etablissement „Zum Lindciigartei," statt ; sie endete mit einem Tänzchen. In der Schlußrede gab sich Herr Becker der Hoffnung hin, daß die ungetrübten Tage echter Kameradschaft noch lange in froher Er innerung eines jede» Tlieilnehmers fortleben und daß. wenn der Rns zum Wledererscheinen erschallt, ihm ebenso zahlreich ent- ivrochen werde. Begeistert stimmten die Anwesenden in das Hoch auf die ReginientSkameradschaft ein. —* AuS Lehrerkreisen erhalten wir folgende Zuschrift znm Bundestag deutscher Franc »vereine: Auf der kürzlich hier in Dresden abgehaltenen -1. Generalversammlung des Bundes deutscher Frauenvcreine wurden bei den Verhandlungen über die Mämgkeitsbestrebnngen und die Bestrebungen zur Bedang der Sittlichkeit Acnßernngen laut, die eine»» Bvrwnrf oder Angriff gegen die deutsche Lehrerschaft sehr ähnlich iahen und nachdrücklich znrückgewieien werden muffen. Man beklagte sich, daß die Versuche, die Lehrer tür die Bestrebungen zu gewinnen, bisher so wenig Erfolg gehabt bättcn. Man bescklvi; weiter, die Behörden erneut zu erinchen. daß sie die Lehrer beauftragen möchten, die Kinder vor den Folgen des »Mißbrauchs geistiger Getränke und der Unkenschhcit zu warnen. Als ob es erst eines solchen Auftrages bedürfte! Als ob nicht jeder gewissenhafte Lehrer cs als seine heilige Pflicht aniähe, die Schüler bei allen passenden Gelegen heiten (Biblische Geschichte. Religion, Leien und andere Fächer bieten deren genug» zur Einfachheit, Mäßigkeit und Kenschheit zu ermahnen, und vor den Folgen des Gcgcntheils zu warnen. Es fragt sich nur. wie weit man darin gehen soll. Sollen wir die heitere Kindesieele mit allerhand Schrcckbildern erfüllen und in den tiefsten Suinvt menschlicher Verworfenheit blicken lassen? Sollen »vir, ivie es sich manche Damen zu denken scheinen, ganze Stunden mit der Schilderung menschlichen Lasters und Elends ansfüllen? Was die Ermahnung zur Mäßigkeit betrifft, sollen wir eine asketische Enthaltsamkeit predige», die mit Christi Vorbild nicht überein- sttmmt. der recht wohl init den Fröhlichen fröhlich zu sein wußte? Wir halten cs niit dem Avostclwort: „Freut Euch in dem Herrn allewege!" Es erscheint nicht zutreffend, wenn die Damen betonen, daß sie keinen ertremcn Besiretmngen huldigen. Was die Er mahnung zur Keuschheit betrifft, so will nian zu diesem Zweck lwgienische Kurse einrichten. Von einer Seite ivnrde gewünscht, I t bis 16jährige Knaben und Mädchen durch männliche bezw. weib liche Aerzle nntcrweiien zu lassen. Man scheint für halbwüchsige Menschen in ühniichcr Weise eine volle Aufklärung in geschlecht lichen Dingen anznstreben, wie sie von Basedow und seinen Jüngern geübt wurde, von der man aber längst zurückgekommen ist. Gerade die Damen sollten wissen, daß die Ermahnung zur Keusch heit eine Sache ist. die mit zarter Hand angeiaßt sein will, und bei der durch taktloses Zut'ahren viel mehr geschadet als genützt werden kann. Frühzeitige Ausklärung wirkt auf unreife Seelen oft mehr als Gift denn als Schutzmittel. Man möchte den Damen zurnsen: „Statt großer und langer Beratliungen darüber, was die Lehrer versäumt haben sollen, und womit sie von den Behörden zu beauftragen wären, widmet Euch lieber der Pflege und Erzieh ung der eigenen oder fremden Kinder, und schenkt den Lehrern das volle Vertraue», wie es zwischen Schule und Familie bestehen soll und zu einer gedeihlichen Wirksamkeit erforderlich ist!" —* Am 1. Dezember findet die allgemeine Volkszählung im Deutschen Reiche statt: sechs Wochen vorher, am 15. Oktober, wird, nach der „Münch. Allg. Ztg.", ihr eine interessante Sondcr- zählnng vorangchen. eine Zahlung aller Krebskranken in Deutschland. Anlaß zu Vieler Sainincliorichung bot die That- sache, daß nach vielfacher ärztlicher Beobachtung die Zahl der KrebSerkranknngen in neuerer Zeit beträchtlich zugenommen hat. Ob dies allein der besseren diagnostischen Schulung der Nerztc oder dem Umstande zuzuichreiben ist, daß die Kranken setzt leichter und häufiger ärztliche Hilie annrfen. als in früheren Zeiten, ist noch unentschieden. Jedcnialls mnßte selbst die bloße Feststellung, daß diese Krankheit an Verbreitung zugcnommcn hat, ernste Be- Knnst „nd Wissenschaft. s-* Im Königl. Opernl» anse geht Mittwoch den 10. Oktober statt Webcr's „Oberon", dessen Aufführung in Folge erneuter Erkrankung des Frl. Malten hinanSgeschoben werden mußte, die große fünsaktigc Oper „Die Afrikanerin" in Scene. 7* Mittwoch den 10. und Donnerstag den 11. Oktober ge lausten an der Tageskasse des Königl. Opernhauses zu den üblichen Kasscnstnndcn die noch etwa verfügbaren Abvnnements- billcts zu den Sinsvnie - Evncerten (Serie I. und L) zur Ausgabe. -s* Der Mannergesangverein „ Licdcrgruß" ernannte sein Ehrenmitglied und trüberen Leiter. Herrn Kapellmeister Kurt Hösel, einstimmig wieder zu seinem Dirigenten. f* Sudcrmann' s „ I o h a n n is seuer" ist nunmehr, nachdem das Schauspiel in Amsterdam mit Frau Svuna als Mariktc, Berlin und Dresden seine Erstaufführung erlebt hat, in der Buchansgabe bei Cvtta (Stuttgart) in gediegener und aparter Ausmachung erschienen. Bei der Lektüre treten die starken künstlerischen Vorzüge der Arbeit: die ausgezeichnete Milien- und Charakterschilderung noch schärfer zu Tage als bei der Aufführung, während der lahme letzte Akt auch lm Buche nichts von seiner Ein- druckslosigkeit und Peinlichkeit verliert. Alles in Allem gewinnt das Werk bei näherer Prüfung und wird, wenn uns nickt Alles täuscht, trotz seiner gar nicht zn leugnenden Schwächen an Lebensdauer die „Reihersedern" und den „Johannes" bedeutend übertreffcn. — Die näch sten Aufsührnn (i en des Dramas, für das sich auch im Publikum ein außerordentliches Interesse kund giebt, finden im Königl. Hofschauspiel am Donnerstag und Sonnabend statt. -f* Die im Frühjahr 1899 erschienene Broschüre des Stettiner Buchdruckereibesitzers Robert Graß mann „Auszüge aus der von den Päpsten Pius IX. und Leo Xlll. ex catbeära als Norm für die rönnich-katholische Kirche sanktionirten Moraltheologie des heiligen Dr. Alphonstis Maria de Liguori und die furcht bare Gefahr dieser Moraltheologie für die Sittlichkeit der Völker" fand in Nürnberg starken Absatz. ES waren 37 Auslagen noth- wendig. Das ultramontane. von der Kaplanokratie sehr eifrig und eifernd bediente Blatt in Nürnberg lenkte die Aufmerksamkeit des Staatsanwalts aus die Broschüre. Am 28. September 1899 wurde sic konsiscirt. Das gegen den Berfasser wegen Verfehlung gegen die Zs? 166 und 181 des Strafgesetzes eingcleitcte Verfahren wurde von der Strafkammer Nürnberg iin Frül»al»re eingestellt, weil der subjektive Thatbcstand zn 8 166 fehle und K 181 nicht aiigewendet werden könne, da die Schrift nicht auf Erregung geschlechtlicher Sinnenlust gerichtet sei, sondern ernste wissenschaftliche Zwecke vcr- solge. Die von der Staatsanwaltschaft zum Obersten Landes- acricht in München erhobene Beschwerde gegen den EinstellnngS- beschluß wurde verworfen. Im objektiven Verfahren ivnrde das schon gemeldete Uctheil der Strafkammer verkündet. Es lautet dahin, daß die Broschüre thaffächlich Pavstlhmn. Priestcrllmm, Ehe. Beichte und Cölibat, also Einrichtungen der katholischen Kirche, beschimpfe, und daß, da eine Ausscheidung der bezüglichen Stellen unmöglich sei. die Einziehung der Broschüre und Unbrauchbarmachung der Platten und Formen zu verfügen sei. Tie sämmtlichen Kosten wurden der Staatskasse anfgebürdet. da der Verfasser wegen der nicht mehr anfechtbaren obigen Gcrichts- cckenntnisse nicht mehr verantwortlich gemacht werden könne. Das Heidelberger Bahnnuglnck. Die Eisenbahnkatastrophe, die sich am Sonntag Abend bei Heidelberg ereignete, setzte diese Stadt in große Aufregung und Trauer. Das Unglück geschah Abends 6>2 Uhr vor der Station Karlsthor, die unmittelbar am Neckar und unterhalb des Heidel berger Schlosses liegt und von der im nördlichen Thcil der Stadt Heidelberg wohnhaften Bevölkerung als Absahrts- und Anknnftsjtelle für den Lokalverkehr benutzt zu werden pflegt. Im Laufe des Montag Nachmittag sind mehrere der schwer verletzten Personen gestorben, so daß die Zahl der Tobten nunmehr 7 beträgt. 06 Verwundete, darunter »ehr schwer Verletzte, befinden sich noch im akademischen Krankenhaus in Heidelberg. — Eine Liste der Opfer nennt als Tobte folgende Namen: Irl. Julie Munte- Mannheim: Frl. Mathilde Bio'ch, Tochter des Gärtners Bioch. Heidelberg; Wagenwärter Werner, Heidelberg: Frau Apotheker Dr. Karlstein. Nenenheim: Hassel jun. (Sohn des Kohlenhändlers Hassel; Fan»» Frey. Heidelberg. — Die Frau Grvßherzvgin von Baden richtete aus Anlaß des Eisenbahnunglücks au die Oberin der chirurgischen Universitätsklinik folgendes Telegramm: „Ich weiß, welche schweren Aufgaben Ihnen und den Schwestern diese Nacht erwachsen sind und begleite Ihre Arbeit mit großer Thcil- nalnne und tiefem Mitgefühl für die armen Pflegebefohlenen, welche in Ihrer Obhut nun alle Hilfe finden werden, welche ge währt werden kann. Für Sie Alle wird, davon bin ich überzeugt, der Gedanke bei allen Anstrengungen tröstlich sein, daß Sie be rufen sind, den armen Schwcrvcrwnndeten zu helfen. Gott wolle II» e Arbeit segnen. Da. wo Sie den Verwundeten Tbeilnahmc anssprechen können, bitte ich cs herzlichst in meinem Namen zu thnn." — Die Scene», welche nach dem Zusammenstoß folgten, spotteten jeder Beschreibung. Die Verwundeten stöhnten und schrieen nach Hilfe und Waffcr, die Verletzten riefen angstvoll nach ihren Angehörigen. Eine Frau, deren Beine zwischen zivei Wagen cingcgnetscht waren, steckte den Kopf zum Feilster hinaus und bat flehentlich um Erlösung. Schmer hcimgemcht wurde die Familie des Privatmannes Busch (Heidelberg), die Tochter, eine Braut, blieb todt. der Vater wurde schwer verletzt. Außerdem verlautet, daß auch Frl. Schermars todt in das Elternhaus gebracht wurde. Die Schuld an dem Unglück trifft den 2liäl»rigen Jahrdtenst- beamten Weigert. Die Uriache, weshalb der Lokalzng aus freier Strecke hielt, liegt darin, daß die beiden Schaffner die Fahrkarten- abgabe bei der Ueberfüllung mit Reisenden nicht bewerk stelligen konnten. Der Fahrdienstbeamte Weigert, der sofort verhaftet wurde, gab zu seiner Entschuldigung an. daß er über arbeitet gewesen sei. Der junge Man» soll eine Zeit lang den Gesammtdienst am Karlsthor allein verrichtet haben. — Gegenüber der Behauptung, daß der schnldtragende Heidelberger Eisenbahnstationsbeamte überanstrengt gewesen sei. wird amtlich bekannt gegeben, daß der mit der Leitung des Fahrdienstes be traute Beamte de» Dienst Sonntag Mittag übernommen hatte, nachdem dieser Dienstleistung eine dienstfreie Zeit von Sonnabend Abend an vorangegangen war. — Von anderer Seite wird über das Unglück noch berichtet: Der dichtbeietzts^Lokalzug hatte am Hansacker angehalten, um die Billetrevision im Zuge vornehmen zu können, als plötzlich der 6.29 Uhr fällige Zug von Neckar- nemünd angesahren kam. Wiegen der scharfe» Kurve, die dort die Bahn macht, konnte der Zugführer den noch haltende» Lokalzng nicht rechtzeitig bemerken »nd der Zug fuhr mit voller Gewalt auf den Lokalzng auf, so daß die drei letzten Wagen förmlich aufeinan der getchoven wurden. Es folgte eine erschütternde Katastrophe, Schmeczcnsrufe und Wimmern erfüllte die Luft. Ein grauenhafte^
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