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Sächsische Dorfzeitung : 14.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188801143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-14
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 14.01.1888
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Expcd. u. Redaktion Dresden-Rcuftadt N. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Tteustag, Donnerstag und Sonnabend früh. Abonnements- Preis: viertcljührl Mk 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. äch fische V orsMunq. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden btS Montags Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeil«1LPsg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Inseraten- Aunad«esteken: Die Arnotbische Buchhandlung, Jnvalidrndank, Hassenstein LBogler. Rudolf Mosse, G L Daube L To. in Dresden, Leivzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f w. Ar. 6. Sonnabend, den 14. Januar 1888. 50. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Am vergangenen Sonntag er schien bei dem Erzbischof Dinder in Posen eine aus 80 Polen bestehende Deputation unter Führung eines gewissen Herrn Jackowski, welcher eine Adresse verlas, der wir Fol gendes entnehmen: „Unter den schmerzlichen und schlim men Eindrücken der letzten gegen die Polen gerichteten Verfügungen der Regierung kommen wir zu unserem Erzbischof als dem Repräsentanten der ganzen groß^ polnischen Gemeinschaft (!), um ihm unsere Trauer auszusprechen, unser Herz zu erleichtern und ihn um Rettung aus der großen Bedrängniß, in der wir uns befinden, zu bitten. Am 10. Oktober traf unsere Diöcese einer der schlimmsten Schläge, welche wir bis jetzt empfanden: es wurde nemlich unseren Kindern in den Elementarschulen verboten, polnisch lesen und schreiben zu lernen; aus dem Schulplane ward die Sprache von drei Millionen Polen verdrängt. Die selben nahmen diesen Schlag mit Muth und Würde hin, wie es einer unglücklichen Nation geziemt, die auf Gotter Gerechtigkeit und das Recht einer heiligen Sache hofft. Nicht lange darauf mußten wir aber erfahren, daß nach langen Verhandlungen mit den Behörden unser Erzbischof sich damit einverstanden erklärt hatte, daß unsere Kinder in allen Gymnasialklassen den Re- ligionsunterricht in einer für sie fremden und unver ständlichen Sprache (nemlich in der deutschen) erhalten sollten und diese schreckliche Nachricht erfüllte ganz Polen mit Schmerz und Verzweiflung. Wir sind er starrt darüber, daß sogar der Religionsunterricht, der in den Herzen unserer Kinder die erhabenen Lehren des Glaubens und der Moral erwecken soll, zu Ger- manisationszwecken benutzt wird. Unser Schmerz ist um so größer, als Ew. Erzb. Gnaden sich bestimmen ließen, diese unerhörte Verfügung der Regierung zu billigen und damit unsere religiösen und nationalen Gefühle so sehr zu verwunden. Trotz dieser schmerzlichen Empfindungen, welche unsere Brust erfüllen, kommen wir jetzt zu unserem Erzbischof mit kindlicher Offenheit, um ihm unsere Ansicht über diesen Fall vorzutragen. Wir sind überzeugt, daß der Religionsunterricht in deutscher Sprache nur schädliche und verderbliche Früchte hervorbringen kann und muß und daß er in den Kindern die Ehrerbietung und Achtung vor den erhabenen Wahrheiten des Evangeliums schwächen wird. Der Religionsunterricht, benutzt als ein Ger- manisationsmittel, dringt sicherlich nicht in die Herzen und in die Seelen der Jugend, welche an- fängt, die Lage der Dinge zu erkennen. Deshalb nahen wir unserem Erzbischof mit Vertrauen und in der Hoffnung, daß er die Regierung zur Zurücknahme der in Rede stehenden Verfügung veranlassen werde. Zu unserem unbeschreiblichen Leidwesen sehen wir, daß in allen Theilen unserer Erzdiöcese das Vertrauen und die Liebe, die man dem Herrn Erzbischof im An fänge entgegenbrachte, unter dem Uebermaaße des Leides, das die Brust des Volkes zu zersprengen droht, ab nimmt. Du, Erzbischof, als unser Vater und Oberhirte, gestatte nicht, daß zwischen Dich und das Deiner Obhut anvertraute Volk sich eine Scheidewand drängt, welche es beiden Theilen unmöglich machen würde, sich gegenseitig zu verstehen." Auf diese Adresse, deren Sprache, wie man sieht, an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, erwiederte der Erzbischof: „Noch ehe ich in die Erzdiöcese Gnesen-Posen kam, stellte ich an die Regierung das Gesuch, daß wenigstens in den unteren Klassen der Religionsunterricht in der Muttersprache ertheilt werden möchte. Leider sind meine Bemühungen in dieser Hinsicht erfolglos ge blieben. Ich kann es nicht gleichgiltig mit ansehen, daß die Kinder ohne Religion heranwachsen und moralisch verwildern sollen. Gleichwie Sie, hat auch mich die Verfügung schmerzlich berührt, welche die polnische Sprache in den Elementarschulen verbietet. Seien Sie versichert, meine Herren, daß ich Alles thun werde, was meine bischöfliche Pflicht mir befiehlt, aber berücksichtigen Sie auch, daß meine Hände gebunden sind und ich nicht die Schuld daran trage, wenn meine Bemühungen keinen Erfolg erzielen. Ich bitte Sie,? zu mir, als ihrem Erzbischof, Vertrauen zu haben und in diesem Sinne auf Ihre Mitbürger elnzuwirken." Obwohl sich das Befinden des Kaisers wesentlich gebessert hat, so ist ihm seitens der Aerzte dennoch die größte Schonung angerathen worden. — Einer Mel dung aus San Remo zufolge wurde der Kronprinz am 10. d. M. gelegentlich eines Spazierganges, den er mit seiner Familie unternahm, von einem Unwohlsein befallen, infolge dessen er schleunigst per Wagen nach Hause zurückkehren mußte. Am nächsten Tage war er jedoch erfreulicher Weise bereits so weit wieder her- gestellt, daß er eine Ausfahrt unternehmen konnte. Der deutsche Kronprinz hat dem Berliner Stadt- verordneten-Kollegium auf die Glückwunschadresse, welche dieses ihm anläßlich der Jahreswende übersandte, fol gende Erwiederung zu Theil werden lassen: „Für die guten Wünsche, die mir die Stadtverordneten Berlins bei dem Jahreswechsel in die Ferne gesandt haben und für den Ausdruck herzlicher Theilnahme, welche die Bewohner Berlins in treuer Anhänglichkeit meinem Leiden zollen, spreche ich den Stadtverordneten meinen aufrichtigen Dank aus. Es würde mir aber ein trü bender Gedanke sein, wenn ich erkennen müßte, daß diese Theilnahme auf das gesellschaftliche Leben der Bürgerschaft einen Einfluß ausübte, welcher auf einige Industriezweige der aewerbthätigen Hauptstadt lähmend emwirken wüßte. Der jetzige Zustand meines Befindens erfüllt mich mit dem wohlthuenden Gefühle zuversichtlicher, froher Hoffnung und es würde mich beglücken, wenn ich erführe, daß sich eine gleiche Stimmung in dem gesellschaftlichen Leben Berlins geltend machte. Der Bürgerschaft sende ich meinen herzlichen Gruß zum neuen Jahre." Angesichts der bevorstehenden Einführung des neuen bürgerlichen Gesetzbuches machen sich verschiedene Acnderungen und Ergänzungen der Reichs-Civilproceß- ordnung und der Reichs-Konkursordnung nothwendig. So enthält, um nur ein wichtiges Beispiel zu erwähnen, die Konkursordnung keine zureichenden Vorschriften über die Rangordnung der aus der Jmmobiliarmasse zu berichtigenden Ansprüche; es wird in dieser Hin sicht vielmehr auf die Neichsgesetze und die vorzugs weise in Betracht kommenden Landesgesetze verwiesen. Unter diesen Umständen dürfte es angebracht sein, noch vor der Einführung des neuen bürgerlichen Gesetz buches die beiden oben erwähnten Gesetzessammlungen einer gründlichen Revision zu unterziehen. Eine be sondere Wichtigkeit ist auch der in der neueren Zeit vielfach erörterten reichsgesetzlichen Regelung der Erb folge in die landwirthschaftlichen Grundstücke beizu- messen. Die mit Berathung dieser Angelegenheit be traute Kommission soll nach sorgfältiger Prüfung des in Betracht kommenden, in reichstem Maaße ihr zu gänglich gemachten Materials zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß es unstatthaft erscheine, im Wege der Reichsgesetzgebung eine besondere Erbfolge in die land- wirthsH.fftlichen Grundstücke einzuführen. Es giebt, wie allgemein anerkannt wird, im deutschen Reiche nicht wenige Gebiete, für welche ein solches Gesetz kaum passen dürfte. Somit erscheint es praktisch, die Regelung dieser Angelegenheit den einzelnen Landes regierungen zu überlassen. Das „Leipziger Tageblatt" weist in einem längeren Artikel nach, daß eine Verlängerung der Giltigkeits- dauer des Socialistengesetzes, namentlich mit Rücksicht auf die in Sachsen herrschenden Verhältnisse, dringend nothwendig erscheint. Das Blatt schreibt u. A.: Wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß durch die Entwickelung der socialdemokratischen Bewegung in Sachsen vor dem Inkrafttreten des Socialistengesetzes ein förmlicher Terrorismus entstanden war, den dieje nigen, welche ihn zu bekämpfen wagten, ost schwer genug empfinden mußten. Diesen Terrorismus ge brochen zu haben, das erachten wir in unserem Lande als eine der hauptsächlichsten und erfreulichsten Folgen des Socialistengesetzes. Die socialistischen Agitatoren und Feuilleton. Die kleine Hand. Kriminal-Novelle von Gustav Höcker. ^9 Fortsetzung.) „Er hat sich zum Morde an dem Grenzjäger be kannt, der kürzlich im Walde erschossen gefunden wurde", fuhr Rudolph mit steigender Aufreaung fort. „Die Wunde, die er selbst dabei empfing, ist tödtlich und im Angesichte des Todes hat er mir auch gestanden, daß er vor Gericht falsches Zeugniß abgelegt habe, denn wirklich hat er um die Zeit, wo meiue Mutter unter Mörderhand ihr Leben aushauchte, mit Züllicke am Grünen Kreuze gesprochen. Kandler hat sich dem un ehrlichen Gewerbe des Schmuggeln- ergeben und be fand sich damals auf Schleichwegen. Nur auS Furcht, sich zu verrathen, hat er vor Glicht die Begegnung mit Züllicke geleugnet und einen Unschuldigen in'S Gefängniß gebracht." Rudolph hatte keinen Blick von seiner Zuhörerin verwandt, deren schwarze Augen während seiner Mit. theilung unstät umherrollten. „Und wer ist nun der Mörder uud wie wird man ihn seiner Schuld überführen können?" frug sie nach einem längere» Schweige». „Der Mörder", entgegnete Rudolph drohend, „wird mir auf dieser Stelle seine That freiwillig gestehen oder ich rufe seinen Namen laut auf die Straße hinab." Mit diesen Worten schloß er die Thüre ab und nahm den Schlüffe! in Verwahrung. Entsetzt sah das junge Weib diesem Beginnen ihres Stiessohnes zu, der mit entschlossenem Schritte an'S Fenster ging, um es aufzureißen. „Rudolph!" schrie sie auf und rang die Hände. Ihr Antlitz war bleich wie Wachs. Betroffen von diesem Aufschrei namenloser Seelen angst, hielt Rudolph inne. „ES ist meine heilige Pflicht", sagte er, „die Mörderin meiner Mutter zu entlarven und dem Un schuldigen, der an ihrer Stelle büßen sollte, wieder zur Freiheit und zu seinem ehrlichen Namen zu verhelfen. Unterließe ich dies, so würde ich mich eines doppelten Verbrechens schuldig machen. Ich kann nicht anders." „Rudolph!" entwandt es sich abermals mark erschütternd ihrer gequälten Blust und im nächsten Augenblicke sah er Flora'S stolze Gestalt zu seinen Füßen liegen. „Rudolph, was ich that, geschah aus Liebe zu Dir", beschwor sie ihn. „Die Rachsucht führte meine Hand, aber Du warst der Preis. Ich habe die Liebe nicht bekannt, bis ich Dich kennen lernte. Uud kaum hatte ich da- ueu gefundene Glück gefaßt, da sollte eS auch schon hoffnungslos zerstört werden. Deine Mutter drohte mit Deiner Enterbung, ich sollte dieses Hau- verlaffen, sie verletzte mich tödtlich, sie schnitt uns die Zukunft ab. Da gerieth ich auf den AuSweg, der meine Rachsucht kühlte und uns zugleich die Bahn brach. Die Umstände begünstigten seine Ausführung und ich schritt zur That. Aber ich sollte die Frucht der blutigen Saat nicht genießen Ich hörte mit tieslnuerstem Er beben Dein Urtheil über den Mörder Deiner Mutter, nach dessen Blute Dich verlangte. Ich sah Deinen Schmerz an ihrem Grabe und fühlte die ganze Schwere de- Verlustes, den ich Dir zugefügt hatte. Ich hatte Dich besitzen wollen und nun hatte mich das Mittel, dessen ich mich hierzu bediente, Deiner unwerth gemacht. Hierzu kam der Verdacht, der sich bereits auf mich zu lenken drohte. Ich mußte ihn im Keime ersticken und ich that'S, indem ich den Geliebten verleugnete und den Vater nahm, denn Niemand hätte behaupten können, daß ich auf seine Wittwerschaft spekulirt habe. Rudolph! halte mich nicht für feig. Ich fürchte nicht den Tod, aber ich fürchte Gericht und Kerker, ich hasse und ver abscheue die Menge, für die meine letzte Stunde ein Schauspiel bieten würde, daß ich ihr mißgönne. Du aber willst, daß ihr dieses Schauspiel nicht entgehe. Du willst mich dem Henker überliefen:, Du willst, daß mein Haupt auf dem Blutgerüst falle. Rudolph! willst Du Erbarmen mit mir haben, so tödte mich auf der Stelle, auf der ich zu Deinen Füßen liege!" Rudolph's Blick fiel auf den unvergleichlichen Hals diese- schönen Weibes, welches er einst wonnetrunken an sein stürmisch klopfende- Herz gedrückt hatte. Er bedeckte seine Augen mit den Händen und wankte schaudernd zurück. Er erbebte in seinem tiefsten Innern vor der Macht, die ihm über Leben und Tod dieses WeibeS gegeben war. In seiner Hand ruhte eS, ihren Jammer zu lösen oder sie zu vernichten. Gab eS keinen Ausweg aus diesem furchtbaren Kampfe zwischen Mitleid und Pflicht? Eben ließ die Stubenuhr neun dumpfe Schläge ertönen. Er lauschte denselben und sah auf'- Ziffer blatt, da kam ihm ein Gedanke. „Noch weiß e» Niemand, was Kandler mir ver
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