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Auer Tageblatt : 11.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192510113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19251011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19251011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Beilagen in falscher Reihenfolge eingebunden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-10
- Tag1925-10-11
- Monat1925-10
- Jahr1925
- Titel
- Auer Tageblatt : 11.10.1925
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20. Jahrgang Sonntag, äen U. Oktober 192S Nr. 23S /luer Tageblatt LM- -lnzeiger für -as Erzgebirge r.iroramm«: Tag.klatt /,u«<rzg.dirg». Enthalten- -le amtlfchea Srkanntmachungea -es Kate» -er Sta-t an- -re ^mtsgerlcht» Mr. p»chch»ck'K»w« stmt r.lpzig Nr.1»»» Persönliche Besprechungen in Locarno. Erklärungen für -le presse. — keine en-gültigen Sefchlüsse. — Polens Zrie-enswiUe l Locarno, 9. Okt. Ter heutige sitzungsfreie Tag ist, wie vorher angekündigt war, mit persönlichen Ausspra chen einzelner Delegationsmitglieder untereinander aus gefüllt. So traf sich um 11 Uhr vormittags Reichs außenminister Dr. Stresemann mit dem französi schen Lelegattonsführer Briand im GrandHatel Pa lace. Tie Unterredung dauerte über 1p, Stunden. Fer ner empfing heute vormittag Staatssekretär v. Schu bert den Besuch des belgischen Außenministers Vander- belde im Hotel Esplanade. Ebenso findet heute die Fort setzung der Verbandlungen zwischen den Juristen statt, die den ganzen Tag an der Durchführung der ihnen vor gestern gestellten Aufgaben arbeiten dürsten. Ueber die allgemeine Stimmung, die den Grad der Möglichkeit positiven oder negativen Ergebnisses wider spiegelt, ein einheitliches Bild zu geben, ist außerordent lich schwierig. Tie übereinstimmende Empfindung, die im übrigen auch mit dem tatsächlichen Sachverhalt in diesem Falls weitgehend in Einklang stehen dürfte, geht dahin, daß die Zusammenkunft in diesen Tagen ein sehr wichtiges Stadium durchmacht. Optimistische und pessi mistische Auffassungen wechseln in rascher Folge mitein ander, während allerdings die generelle Tendenz auf Seiten der fremden Delegationen vorwiegend hoffnungs voller ist als bei der deutschen Delegation. Dieser Opti mismus rechtfertigt und erklärt sich vielleicht eher aus der fortschreitenden persönlichen Fühlungnahme als aus bereits erreichten praktischen Ergebnissen der Verhand lungen. Ter Polnische Außenminister Skrzhnskt hatte heute Besprechungen mit Chamberlain, Briand und Vandervelde. Chamberlain stattete heute Luther einen Be such ab. Die Unterredung der beiden Delegationsführer dauerte fast eine Stunde. Locarno, 9. Okt. Chamberlain empfing heute Vertreter der englischen Presse. Er erklärte ihnen u. a.i: Ich hege die Hoffnung, daß die Konferenz Erfolg haben kann. Unsere Gespräche werden von jener Ungezwungen heit, Offenheit und Freundschaftlichkeit beherrscht, auf die wir von vornherein gerechnet hatten. Es ist ein gutes Zeichen, daß die Konferenz ihre Arbeiten sofort aufnahm, ohne sich auf die Diskussion über die Arbeiten der juristischen Sachverständigen einzulassen. Gleich an fangs sahen wir, daß uns vieles Gemeinsame verbindet, und das Terrain der Verständigung wurde im Lause der Verhandlungen nur noch erweitert. Ich kann nicht sagen, wie lange die Konferenz dauern wird. Wir dür fen aber in den Arbeiten nicht überstürzt vorgehen. ES bestehen noch einige Schwierigkeiten, für die noch keine Lösung gesunden wurde. Es ist schwer zu! glauben, daß wir uns nicht einigen sollten, wo dtzch so viel guter Wille und so viel aufrichtige Wünsche auf allen Seiten vorhanden sind. Ich Muß Sie bitten, nicht allzu opti mistisch zu sein und nicht zu glauben, daß alles ganz glatt gehen wird. Vor allem bitte ich Sie, sich mit Geduld zu wappnen und sich nicht über die lange Zeit zu beschweren, deren die Konferenz, um zu endgülngen Lösungen zu kommen, bedürfen wird, und sich auch nicht über die Diskretion zu beklagen, die Ihnen auferlegt wird. An diesen letzten Satz anknüpfend, machte Cham berlain, indem er an das Buch Lord Grehs und seine Ausführungen über die Balkankonferenz vym Jahre 1913 erinnerte, auf die Schäden aufmerksam, die die Sucht nach journalistischen Sensationen dem Friedens werk bringen könne. Senator Scialoja, der Führer der italienischen Delegation, erklärte heute vor Pressevertretern u. a.: Bisher ist noch nichts Endgültiges beschlossen worden, vielmehr befindet man sich noch mitten in der Diskussion der schwierigen Probleme. Eine Zurückhaltung der Presse bet den Veröffentlichungen ist erforderlich, da die anwesenden Minister in weitem Maße der innerpoliti schen Lage ihrer Länder Rechnung tragen müssen. Scia- lnja erklärte weiter, daß Italien in Locarno im Gegen satz zu seiner Haltung in Genf, wo es mehr die Nolle eines Beobachters spielte, tätigen Anteil an allen Dis kussionen nehme. Scialoja erklärte noch, er wisse nicht, ob Mussolini nach Locarno kommen werde. Dies sei nicht ausgeschlossen, hänge aber von dem Ergebnis der Konferenz ab. Tie Schweizerische Depeschenagentur Meldet: Der polnische Außenminister Graf Skrzhnski veranstal tete heute einen Bresscempfang, bei welchem er mit teilte, er sei auf Grund einer Verständigung zwischen mehreren Staaten, die an den Polen betreffenden Ver handlungen teilnehmen, nach Locarno gekommen. Polen halte auch weiterhin an den Grundsätzen des Genfer Pro- okollS fest: eS sei gewillt, jeden Krieg als ein inter nationales Verbrechen auszuschließen und alle Fragen der Schiedsgerichtsbarkeit zu unterstellen. Die zukünf tige Politik Polens werde darin bestehen, unter Aus schluß der Gewalt friedliche Lösungen für alle Streit fragen zu suchen. Professor Hugo preuß s Berlin, 9. Okt. Professor Hugo Preuß, der Schöpfer der Weimarer Verfassung, ist heute nacht im Alter von 65 Jahren einem Schlaganfall erlegen. Ter Nachfolger von Hugo Preuß im ^preußischen Landtag ist nach dem Landeswahlvvrschlag der Demokra tischen Partei der Polizeisekretär Julius Rave in Berlin.. Die Trauerfeier für den verstorbenen Reichsminister o D. Dr. Preuß findet am 13. Oktober vormittags 1<> Ufr in der Wandelhalle des Preußischen Landtages statt. Im '.'In schluß an die Feier findet die Einäscherung im Krematorium in der Gerchtsstrnße statt. Beleidigungsklage des bayrischen Landtagsabgeordnetcu Drechsler gegen Hitler. Der Landtagsabgeordnetc Drechsler Ker frühere Ehrenvorsitzende der national-sozialistischen deut- scheu Arbeiterpartei, hat gegen Adolf Hitler Beleidigungsklage erhoben. Der Sühnevcrsuch ist, wie die Münchner Neuesten Nachrichten melden gescheitert Der Grund der Klage bestellt in Aeußerungen, die Hitler oct einer Sitzung im Fraktions zimmer der völkischen Landtagsfraktion im Zusammenhang mit dem MetnctdSprozeß Ehrenspergcr getan haben soll. Hit- ler soll Drechsler di« Schuld an der Verurteilung Ehren- svergers wegen Meineids zu Zuchthaus gegeben und ihn der^ Lüge bezichtigt Haven. Geburtstagsgeschenk deutschstämmiger Amerikaner sür Hindenburg. Aus Anlaß des 78. Geburtstages deS Reiche Präsidenten v. Hindenburg überreichte am Donnerstag laut "Täglicher Rundschau" ein Reuustrcgter der dcurschstLmmtgen Amerikaner dem Reichspräsidenten eine von über LOO Deutsch- amerikanischen Vereinen unterzeichnete DukdtguagSadresse. dtp Le-, Wahlspruch Hindmv"rg» trägt: „Die Tret'? ist da- Mark der Ehre." « Amerikanisch-tschechoslowakisches Schuiöenabkommen. Washington, 9. Okt. Ueber die Rückzahlung der tschechoslowakischen Schulden an Amerika wurde ein Ab kommen abgeschlossen auf der Grundlage Yon 115 ML- lionen Dollar, die innerhalb 62 Jahren zahlbar sind.. Die Tschechoslowakei wird während 18 Lahren 3 Mil lionen Dollar jährlich bezahlen. polnische Sanierungspläne. Warschau, 9. Okt. Tie katastrophale Wirtschaftslage bringt es mit sich, daß innerhalb der verschiedenen Sejnv partcien eigenartige Pläne zur Rettung des Landes ge sagt werden. Ko seht sich heute in Ko.-fanths „RezeS- polita" ein hervorragender Parlamentarier, in dem man Korso nty selbst vermutet, für die Bildung eines Na tionolkomitees ein, dem die Ausgabe Zufällen Mrde. sämtliche Ausgaben der Regierung auf dem Gebiet der Finanz- und Wirtschaftspolitik und sämtliche staatlichen Ausgaben genau zu kontrollieren. ES soll also mit an deren Worten Vie Regierung unter Vormundschaft gestellt werden. Der Parlamentarier verlangt weiter, daß sämtliche Beschlüsse des Sejm auch dem Nationalkomitee zur endgültigen Entscheidung Vovgelegt werden müssen. Tas Blatt meint, daß eine Vormundschaft vpn ekgenen Leuten erträglicher wäre als ein« solche Vürr Setten deS Völkerbundes. DI- polnisch« Regl-rnngokrls, drlg-l-gt. Warschau, 9. Okt. Lite Regierungskrise Infolge des Beschlusses des AeltestenauFchusfsS des Sejm, hie Voll sitzung des Sejm bi» zum 20. Oktober zu vertagen, ist heute beigelegt worden. Ministerpräsident GrabSki hat sich noch Rücksprache mit dem Sejmmarschall Rataj und dem StaaiSprästdcnieT: Wostste-LwSki entschlossen, aus dem Verhalten des Sejm krin« Konseguenzrn zu ziehen. .. ff tz vir Vernichtung Ser deutschen Schul- «efrur in (ter llscbecbostomllei. Der Kampf, den die Tschechen gegen das deutsche Volks tum in der Tschechoslowakei führen, wird nicht nur auf poli- tischem Gebiet ausgefochten. Auch gegen das deutsche Schul wesen richten sich heftige Angriffe. Die Tschechen wissen sehr wohl, daß im Schulwesen die Grundlage eines Volkes liegt. Wenn sie den Einfluß der Deutschen in ihrem Staate, die immerhin 31- Millionen stark sind, schwächen und schließlich ausschalten wollen, so müssen sie vor allem bedacht sein, das vor der Gründung des tschechischen Staates zu hoher Blüte gelangte deutsche Schulwesen so weit einzuschränlen, daß es den Anforderungen eines kulturell hochstehenden Volkes nicht mehr genügt. Gerade das, was der junge Mensch vom 6. bis 16. Lebensjahr an Eindrücken empfängt und an Wissen übermittelt bekommt, ist oft bestimmend für sein ganzes Leben. Und wenn der Heranwachsenden deutschen Jugend nicht mehr genügend Schulen zur Verfügung stehen, dann wird in vielen Fällen eine Entfremdung vom deutschen Volkstum eintreten. So kommt alles darauf an, dem Deutschtum im tschechoslowa kischen Staate zu erhalten, was ihm jetzt an deutschen Schulen gehört, darüber hinaus zu fordern, was ihm zukommt. Bei der Gründung des jungen Staates hat man in den Sprach- und Schulgesetzberatungen ausdrücklich festgestellt, daß jeder anderssprachigen Minderheit aus geschichttichen und kul turellen Gründen die im Rahmen des Staates berechtigten Ansprüche in Schul- und Verwaltungsbetrieb zu bewilligen seien. Die Praxis hat bewiesen, daß man nur schöne Worte gesprochen hat, die nie erfüllt worden sind. Zudem hat man die Schul- und Sprachgesetze nach Wunsch angewandt und gebeugt. Die Deutschen gelten den Tschechen immer noch als das gefährliche Element in ihrem Staate. So sucht man sie zu schwächen, wo es nur immer geht. Und gerade auf dem Gebiete des deutschen Schulwesens einen Rechtsbruch nach dem andern vorzunehmen, ist den Tschechen um so leichter, als die Entscheidungen von einer einzigen Stelle gefällt werden, die noch dazu dem Parlament nicht verantwortlich ist. Und daß man keinen Deutschen in diese Regierungsstelle setzen wird, braucht nicht besonders betont zu werden. Die Politik, die man im allgemeinen einschlägt, laßt sich kurz wie folgt skizzieren: Man sucht vielfach ein deutsches Sprachgebiet, das einem einzigen Schulbezirk anqehört und dort eine vierklassige Schule besitzt, dadurch zu beeinträchtigen, daß es auf mehrere Schulbezirke, die überwiegend tschechisch sind, verteilt wird. Dann sind Schulkinder des deutschen Ge bietes in den neuen Bezirken Minderheit, sodaß für sie oft nicht einmal eine Minderheitsschulklasse gefordert werden kann. Die deutschen Kinder sind dann gezwungen, in die tschechischen Schulen zu gehen. Der Verlust, den die Deutschen allein durch solche Bezirkseintcilungen erleiden, ist schon groß. Darüber hinaus aber sind noch all die Fälle zu betonen, in denen man Klassen- und Schulsperrungen völlig widerrechtlich vornimmt. Mir ist ein Fall bekannt, der die Gewaltpolitik der Tschechen klar beleuchtet. Eine zweiklasstge deutsche Schule in Mähren wurde in eine einklassige umgewandelt, weil die Schülerzahl nicht 60 erreichte. Die Möglichkeit, die Wiedereinrichtuna der zweiten Klasse z» verlangen, besteht erst dann, wenn die Schü lerzahl 75 beträgt. Andererseits wird für vier oder fünf (!) tschechische Kinder eine Schule eingerichtet; es werden meist sogar keine Kosten gescheut, um für die geringe Schülerzuhl ein neues Gebäude zu errichten. Viele deutsche Gemeinden haben sich bei einer drohenden Schul- oder Klassenschließung der Schulbehörde gegenüber bereit erklärt, die Betriebskosten und Gehälter aus eigenen Mitteln zu zahlen. Diese Vorschläge sind regelmäßig abgelehnt worden. Die Wirkungen der tschechischen Schulpolitik kann man vor allem in ländlichen Gegenden beobachten. Nicht jeder deutschen Familie ist es finanziell möglich, nach einer Schul schließung ihr« Kinder zwei bis drei Stunden weit in die nächste deutsche Schule zu schicken. Zwar hat. der deutsche Kulturverband an vielen Stellen aus eigenen Mitteln bezahlte Lehrer eingesetzt, um dem Vordringen der Tschechen auf diese Meise Halt zu gebieten. Daß die Tschechen aber nichts un versucht gelassen haben, um den vom Kulturverband erteilten Privatunterricht — nur in dieser Form kann der Kulturver- band wirken — zu stören und zu vereiteln, ist ja sclbstvcr- ständlich. Trotz aller Versuch« ist aber in manchem gefährde ten Punkt das Deutschtum gerettet worden. Aber auch der Kulturverband kann nicht überall helfen. Das liegt an der Beschränktheit der Geldmittel und der Gcöße der Not, die 'ich hier austut. Die Staatsbeamten deutscher Nurionalttät wer den natürlich immer gezwungen, ihre Kinder in die tschechi- schen Schulen zu schicken, andernfalls droht man ihnen mit so fortiger Dienstentlassung. Bis zum heutigen Tage sind von den Tschechen an deutschen Schulen 29 Realschulen und Gym nasien, 88 Bürgerschulen und 818 Volksschulen mit 2002 Klas sen aufgelöst worden. Besonders hart ist man im Hultschiner Ländchen — !OIS von Deutschland abgetreten — porgcgan- gen. Von den dort bestehenden 179 Schulklassen sind bis jetzt 173 sis geschloffen worden. Welche Geiahr daS für die Er haltung der deutschen Sprache, des Deutschtum» überhaupt be deutet, liegt ja auf der Hand. Die Tschechen wissen sehr wohl, daß sie wenig erreichen "erd'n s> lange es nach genvr deusiS-e Lahre" gibt, d'e , Unterricht -- und sei eS auch nur privat — erteilen. D-S-
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