Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820806
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-06
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.08.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
m- Tageblatt. Amtsblatt stir die königlichen and städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Lenmtwsrtlicher Redakteur Iuliu» Braun tu Freiberg. 34. Jahrgang. Erscheint jcdm Wochentag Abend« S Uhr sür den Inserate werden bis Vormittags 11 Uhrangenmn- 181. Sonntag, dm 6. August. 1888. Die Woche. Der Wind weht theilweise schon über die Stoppeln! Noch ist freilich der Segen der Felder noch lange nicht geborgen, ja die lctztvergangene Woche war mit ihren wässrigen Niederschlägen für den Landmann sogar sehr bcsorgnißcrregcnd. Gott bessere es! Wird doch die dies jährige Ernte im Großen und Ganzen als eine gesegnete bezeichnet und der Erdrusch dürfte daher ein bedeutender sein. Daß daneben auch viel leeres Stroh gedroschen wird, dafür sorgt schon die Politik. In unserem deut schen Rcichc ist augenblicklich die Presse fast aller Par- teischattirungen mit dieser angenehmen Arbeit beschäftigt. Von der einen Seite wird das Zusammengehen der ver schiedenen liberalen Fraktionen ventilirt, wozu hauptsächlich der Rcichstagsabgcordnctc Prof Hänel auf dem Partei tage in Neumünster den Anstoß gegeben. Er führte u. A- in seiner Rede aus: „Das wahre Ziel und die wahre Ausgabe aller liberalen Parteien ohne Ausnahme ist cs, daß sich der Liberalismus behaupte gegenüber der klerikal- konservativen Koalition; unser Kampfcszicl, allein der Arbeit und Anstrengung würdig, kann cs nur sein, die jetzige parlamentarische Majorität, die Koalition, die heute unser politisches Leben verfälscht und vergiftet, zu besei tigen und an ihre Stelle eine liberale Majorität zu setzen." — Und dann, nachdem er auf die bestehen bleibenden Verschiedenheiten der liberalen Fraktionen hingewicscn: „Ich weigere mich, die bestehenden Differenzpunktc auch dann noch in den Vordergrund zu rücken, wenn ein größerer politischer Zusammenhang ihre Zurückstellung erfordert, wenn die Zukunft des Liberalismus selbst mit allen seinen Unterschieden in Frage gestellt ist, wie dies heute geschieht." — Von der anderen Seite sucht man wiederum ein konservativ - klerikales Bündniß sür die bevorstehenden preußischen Landtagswahlcn anzubahncn. Noch Andere bieten — verschämt oder unverschämt, je nachdem — ihre Unterstützung Denjenigen an, die am meisten dafür zu geben versprechen. Und doch werden alle diese Verhand lungen vermuthlich gar keinen Erfolg haben, sondern erst bei den Wahlen selbst und wenn die lokalen Wähler schaften zum Worte kommen, wird sich zeigen, woher der Wind weht. Aber darüber müssen wir denn doch unsere Verwunderung aussprcchcn, daß konservative Blätter, wie die ministerielle „Provinzial-Korrespondcnz, die höchst maß vollen Acußerungcn des Kieler Professors dahin deuten: das Streben der Liberalen richte sich aus die Einschränkung der bestehenden Rechte des Königthums. Eine derartige Absurdität kann nur auf politische Kinder Eindruck machen; doch ist damit der Beweis erbracht, daß die offiziöse preußische Rcgicrungsprcssc auch in dem bevorstehenden Wahlkampfe wiederum durch die Unlauterkeit der Kampf mittel das schlechteste Beispiel zu geben gedenkt. In der auswärtigen Politik ist es die egyp- tischc Frage, die gleichfalls sür leeres Stroh sorgt. Sie zeigt täglich ein anderes Gesicht und macht die tief sinnigsten politischen Betrachtungen zu nichtc. Zur Zeit handelt cs sich um den Proklämations-Strcit und den Suezkanal. England verlangt vom Sultan, er möge, be vor ein türkischer Soldat nach Egypten eingeschifft wird, erst Arabi Pascha als Rebellen proklamiren und ebenso sich verpflichten, seine Truppen dem englischen Kommando zu unterstellen. Die Pforte hinwiederum macht in einem Rundschreiben darauf aufmerksam, daß England lediglich der türkischen Intervention Hindernisse bereiten wolle und erklärt dabei, ihre eigene Aktion sei einer Kooperation mit den englischen Truppen vorzuzichen. Es ist möglich, daß alle übrigen Mächte, außer England, in der Auffassung einig sind, daß die Engländer in der Position, die sie gegenwärtig in Egypten inne haben, mit voller Ruhe ab warten könnten, ob die Pforte loyal den gegen Europa übernommenen Verpflichtungen entsprechend handeln werde. Allein England dürfte zu dieser Auffassung nicht bekehrt werden. Inzwischen widersetzt cs sich nach wie vor der Landung der türkischen Truppen, trotzdem daß die Lage in Alexandrien angesichts der wachsenden Streitmacht Arabi's eine sehr gefährliche geworden ist. Nach den letzten Nachrichten aus Konstantinopel befinden sich die türkischen Interventions-Truppen bereits auf dem Wege nach Egypten. Es bleibt abzuwarten, ob sich Admiral Seymour ihrer Landung widersetzt. Es wird ihm natür lich eben so leicht sein, mit seinen Panzcrgeschwadern die türkischen Transportschiffe in den Grund zu schießen, als mit den Ricscngcschützcn seiner Flotte die Forts von Alexandrien niederzulegen; aber so wenig die letztere Heldenthat die Niederwerfung Arabi's bedeutete, so wenig wäre der Konflikt zwischen der Pforte und England durch die Zerstörung der türkischen Schiffe be endigt. Es wäre zunächst nur das Eine erreicht, was England eben verhindern wollte, daß der Sultan und Arabi Pascha in offene Waffenbrüderschaft treten würden. Tiefernste Besorgniß äußert die „Times", indem sic sagt: „Es ist der Pforte wegen der Kürze des Weges von Kon stantinopel nach Alexandrien ganz leicht, in einer sehr kurzen Zeit lb bis 20000 Mann in Egypten zu landen. Wenn sic das thut, dann kommen die bereits dort befindlichen britischen Truppen in eine äußerst unbequeme und hcikligc Lage, während sic zugleich die Macht erlangt, die ganze Angelegenheit unserm Händen zu entwinden. Das allcr- wahrschcinlichstc Resultat der Landung der türkischen Truppen wird das sein, daß Arabi seinem gesetzlichen Souverän seine Unterweisung erklärt und seine Armee den Befehlen des türkischen kommandircndcn Generals unter stellt. Die Pforte wird alsdann sofort erklären, daß die Ordnung vollständig wieder hergcstcllt ist, wie sie in Wahr heit auch versprochen hat, wenn cs dem Sultan überlassen blicbc, mit den Rebellen nach seiner eigenen Weise zu ver fahren- Nachdem dieses Werk vollbracht, werden die ver einigten türkischen und cgyptifchcn Streitkräfte solche Stel lungen im Lande einnehmen, daß unsere Wirksamkeit vollständig paralysirt werden wird, selbst wenn wir einen gerechtfertigten Grund für unseren Angriff finden. Der diplomatischen Logik gemäß ist dann unsere ganze Mission in Egypten ixso kacto vollendet. Nichts bleibt dann für uns übrig, als die Wahl, überlistet und besiegt von den Türken mit Beschämung unseren Rückzug anzutretcn, oder die diplomatischen Fesseln, welche uns jetzt binden, zu durchbrechen und zu zerreißen." — Inzwischen spielt Eng land auch gegen die Konferenz, welche sich mit der Schutzsragc des Suez-Kanals beschäftigt, den Khcdivc aus, der die Engländer autorisirtc, im Nothfallc den Kanal militärisch zu besetzen. Dies soll auch bereits geschehen ein. Es wäre dies die herausforderndste Demonstration ;cgcn die von der Konferenz geplante Kollektiv-Aktion der Mächte. Die Bemühungen, das europäische Konzert wieder icrzustcllen, die eben durch diesen Plan gekrönt werden ollten, erscheinen hiernach nicht sehr aussichtsvoll. In Oesterreich traten während der vergangenen Woche namentlich zwei Ereignisse hervor — die Abreise des Reichsfinanzministcrs von Kallay nach den okkupirtcn Provinzen und die Eröffnung der Triester Ausstellung. Die Reise des Herrn von Kallay nach Bosnien und der Herzegowina verfolgt hauptsächlich den Zweck, daß sich der Reichsfinanzmimstcr persönlich und eingehend mit den Verhältnissen in diesen Provinzen bekannt machen soll, worauf dann auf Grund der von ihm gesammelten Er fahrungen Herr von Kallay dem österreichischen Kabinct seine Vorschläge für die Reorganisation des Verwaltungs dienstes in den okkupirtcn Provinzen machen wird. Der Eröffnung der Triester Ausstellung aber verleiht der Um stand eine erhöhte Bedeutung, daß hiermit die Feier der 500jährigen Bereinigung Triests mit Oesterreich verbunden war, was gegenüber den Umtrieben der „Jtalianissimi" nicht ohne Wichtigkeit ist. Leider wurde von ihnen das Fest durch ein Attentat gestört. Als der Vcteranenvcrein am Mittwoch Abend dem Erzherzog Ludwig einen Fackcl- zug brachte, warf man eine Orsinibombe unter die Menschen- maffe; die Kugel cxplodirte und führte eine Anzahl schwere Verwundungen herbei. Die französische Ministerkrisis äußerte in letzter Woche mehr oder weniger ihren Einfluß auf die hohe Politik. Daß der Sturz Frcycincts in erster Linie für die cgyptische Frage von Bedeutung ist, unterliegt keinem Zweifel; namentlich aber bedeutet dieses Ercigniß die völlige Jsolirung Englands in Egypten, denn infolge der Ministcrkrisis sind in Frankreich alle militärischen Vor bereitungen für die Besetzung des Suez-Kanals sofort ein gestellt worden und England steht nun in Egypten ohne Bundesgenossen, da auch die Pforte sich augenscheinlich sträubt, gemeinsam mit den Engländern gegen Arabi Pascha zu opcriren. Indessen lassen sich die Folgen, welche sich aus dem Sturze des bisherigen französischen Kabincts für die allgemeine politische Lage ergeben, noch nicht in ihrem vollen Umfange übersehen, man wird zu diesem Behufc erst die Berufung des Nachfolgers Frcycincts abzuwartcn haben. Nun wird als solcher Le Blond be zeichnet, eine unbekannte Größe, die mit noch anderen unbekannten Größen zweiten und dritten Ranges die Bildung eines Geschäftsministcriums unternommen haben soll, nachdem die Bemühungen Grevy's, hervorragende Politiker hierfür zu gewinnen, vergeblich gewesen sind. Um die Rath- und Thatlosigkeit der französischen Politik zu rechtfertigen, sucht selbst der „Tcmps" jetzt die alten Redensarten von der Nothwendigkeit, die Militär-Organi sation zu vervollständigen und sie vom Partcigeiste ge schlagenen inneren Wunden zu heilen, wieder hervor. Das englische Kabinet hat neben den egyptischen auch noch an inneren Schmerzen zu leiden. Das Ober haus bringt Gladstone um den Schlaf; sollte dasselbe auf die vom Marquis von Salisbury vorgeschlagencn Abän derungen der Pachtrückstands-Borlage bestehen, so wird das Parlament sofort verlängert und ohne Verzug für eine neue Session einberufen werden, in welcher die Vor lage in der Form, wie dieselbe das Unter Hans verlassen, die alleinige ministerielle Maßregel bilden würde. Sollten die Pairs die Bill nochmals verwerfen, so würde der Re gierung nichts Anderes übrig bleiben, als Auflösung des Parlaments und Appell an die Wühler. Man hört, daß bereits am 19. d. die etwa nöthig scheinende neue Session beginnen soll. Die russischen Sektircr und Altgläubigen haben an den Czaren ein Bittgesuch gerichtet, worin sie sich das Recht erbitten, endlich ihre Glaubenssätze öffentlich ver kündigen und vertheidigen zu dürfen. Sie erklären, durch das Popcnthum und die Polizei in willkürlichster Weise verfolgt zu werden. Der Czar betone immersort, daß er die Ideen und Pläne seines ermordeten Vaters ansführc. Alexander II. habe aber die Seclcnsklavcrci abschaffen wollen, wie er die Leibeigenschaft abgcschafft habe. Ange sichts der Opposition Pobedonoszew's und Tolstoi's soll der Kaiser verlegen sein, um so mehr, weil die liberale Umgebung unumwunden erklärte, eine weitere Bedrückung der Schismatiker schaffe Hundcrttauscnde religiös sana- tisirtcr Nihilisten. Den Zeitungen ist aus's Schärfste ver boten, die Frage zu berühren. Tagesschau. Freiberg, den 5. August. Vom egyptischen Kriegsschauplätze, wenn wir uns dieser Bezeichnung schon jetzt bedienen dürfen, liegen heute folgende neuere Nachrichten vor: Alexandrien, 3. August. Die englischen Truppen haben gestern das Fort Mex be setzt- — Eine Abthcilung Artillerie wurde heute früh mit Marinetruppcn in der Richtung auf Mihalla vorgeschickt und fand die Eisenbahn auf einer Strecke von zirka 200 Metern durch die Truppen Arabi Paschas zerstört. Man sah die Kavallerie Arabi Paschas und etwa 200 Mann Infanterie avancircn, doch fanden keine Zusammenstöße statt. Heute wurde eine größere Rckognoszirung vorge- nommcn. Das 38. und 60. Regiment rückten mit Ärtillerie- abthcilungcn in 2 Kolonnen gegen die Haupt-Borposten- stcllungen Arabis vor. Dieselben waren fast ganz verlassen. Der Feind zeigte sich nicht und nach einem kurzen Ge wehrfeuer kehrten die englischen Truppen ohne Verluste nach Ramleh zurück. — Das „Bureau Reuter" meldet noch, General Alison hätte sich bei der Rckognoszirung überzeugt, daß die feindlichen Kräfte in der Nähe Alexan driens wenig erheblich seien. Zu den Alarmgerüchten über einen von Arabi Pascha zu befürchtenden Handstreich liege kein Grund vor. Arabi Pascha könne die Offensive nicht ergreifen, ohne Bewegungen vorzunehmen, welche seine Absichten verrathen müßten. — Alle derartige Nachrichten sind vorsichtig aufzunchmen. Denn es fehlt fast gänzlich an einer unbefangenen Berichterstattung, da entweder die Engländer oder Arabi Zensur üben und die ihnen miß liebigen Berichte nach ihrem Belieben zurichten. An Rück sichtslosigkeit in dieser Praxis geben sich beide Theile wohl nichts nach. Ein soeben vom Oberkommando der englischen Truppen erlassener „Prcßukas" stellt alle Berichterstatter unter die strengste Kontrole und ertheilt dem betreffenden militärischen Zensor die weitestgehenden Rechte des Korri- girens, Abschwächcns und Unterdrückens, so daß eigentlich nur Dasjenige in die Ocffentlichkcit gelangen kann, was zur Verherrlichung der britischen Waffen dient. Daher werden fortan alle durch die englische Quarantäne hindurchpassirten Meldungen mit äußerster Reserve hinzunchmen sein. Arabi Pascha erließ ein Manifest, worin er die britische Flotte beschuldigt, aus Rache dafür, daß die Forts Wider stand geleistet, das arabische Quartier in Alexandrien be schossen zu haben. Um die wehrlosen Einwohner zu schonen, wäre er (Arabi) mit den Truppen abgezogen. Der Khedive habe den britischen Truppen die Thore der Stadt geöffnet,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite