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Auer Tageblatt : 28.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192203282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19220328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19220328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1922
- Monat1922-03
- Tag1922-03-28
- Monat1922-03
- Jahr1922
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- Auer Tageblatt : 28.03.1922
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/luer Tageblatt 17. Jahrgang Dienstag, cken 28. März 1S22 Nr. 74 --M-- ^nHeiaer für -as Erzgebirge MMZ - «rschrln« w«rttil,llch. tchMffra ra>fp,,ch,n»,r »,»att. «".-römm«? Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Sta-1 UN- -es Amtsgerichts /ine. pogsch-ck.Lonwr ftmt Leipzig n». res» Das Wichtigste vom Tage. Außer den Ministerpräsidenten und den Ministern des Innern lind auch die Ftnanzmi- nister der Länder zu einer Konferenz über die finanzielle Sette der Reparattonsnote -mch Berlin gebeten worden. Tie neuerdings an Polen au-gelieferten Ortschaften an der Weichsel sollen bereits seit Monaten von den Polen besetzt worden sein. » Wie der Lo*alanu»ia-r härt. . b<>: t<ebr von der Akademie für Landwirtsibaft und Nraiie- 'ei in Wetüenstevkan bei Frrisina in Oberbavern den mVom M e i ch Ska t, z l e r angeboteueu Vasten asi Pe I ch s e r n äb rn n g S m i n i st c r angenommen * Ter stuft and Lenins ist d"rnrt er "st dn"' Masi nab men für sein vorläuflge» Anssstei. >>en ans der Sowjetregierung. getroffen "erden müssen. D^vwkrntw vntt 9tantsgoctonke. Pan vr. -ngo Prenft, Reich-Minister a. D. Tie Gegner der jungen deutschen Temnkratie die "obreduer des durch den Verlust de» Weltkriege» zu« Himit'engebrvchenen alten System», baden die erstaun» stchc Kühnheit, sich als die wahren Träger des Staats» gedankins und der nationalen Besinnung aufzuspielen n.nd den Anhängern der Demokratie offen oder versteh 'olche otefinin'Ug abwust'rechen. Es ist das aste staats» verderbliche Spiel, das unter den alten Machthabern die Entgegensetzung nationaler und ilnuaitonaler V-rrtelen unter öffentlich«« Leben vergib et und schliesst lich breite VnikSmasstu gegen ihre natürliche Empfin dung lind Gesinnung künstlich in eine Eittfremdurvi vom Staate stiuetugeist'tzt hat Iluter dem ersten Ein» knuck de» hereinbrechenden Weltkrieges verstuiumte die» Treiben eine Meile, um sich sofort wieder hervorzu drängen, als diese kurzsichtigen Politiker den Sieg ge kichert glaubten und sich in unsinnigen Eroberung»- dlärmu berauschten. Und dies unerquickliche Schallspiel b,.-i> skch nach dem Zusammenbruch wiederholt. Im ersten Schrecken unk in der Furcht vor der roten Flut waren >te nationalistischen Erbpächter der GtgatSgrsinnung Ml geworden: damals liehen sie es sich nur allzu gern ge» lallen, dass in Deutschlands höchster Not die Demokratie mit werktätiger Arbeit und der Kraft ihre» StnatSge- dankens in die Bresche trat. Seitdem aber so die Grund» lagen eitler neuen Staatsordnung gelegt waren und die unmittelbarste Gefahr einer roten Sintflut gebannt schien, singt mau das alte Lied mit verstärkter Luugen- kvast. Mau rechnet auf die edlen Empfindungen der Volksseele, die sich gevade in der nationalen Not und der Bedrängnis de» Staates um so leidenschaftlicher an den nationalen TtaatSardanken anschlteßen Aber diese Empfindungen werden mißbraucht und irregeleitet, in dem mau sie in einen Gegensatz zur Demokratie htneist- hetzt. Tenn die Erfahrungen der Geschichte wie die Er lebnisse der Gegenwart beweisen, daß der nationale Ataatsgedanke gerade aus dein Boden der Demokratie erwachsen ist, und daß heute der deutsche Staat nur durch den demokratischen nationalen Staat-gedanken er halten und wieder aufgebaut werden kann. Ein so überaus gemäßigter Mann wie der berühmte Nationalbkonom Wilhelm Roscher schrieb schon vor !ü Jahren in seiner Politik! Mit der Demokratie, wo sich auch die untersten Bürger als Teile der spuveränen Gewalt fühlen, ist natürlich auch das größte Interesse aller am Staate gegeben: d. h. also bet einem tüchtigen Volke die politische Einsicht und Aufopferungsfähigkeit am weitesten verbreitet. Irr gewöhnlichen Zeiten be» merkt mau Hiervon wenig. . . Aber in außerordent lichen Nöten: wie viele Monarchien oder gar Aristo- kratteu würden solange so ungeheure Opfer tragen, wie Athen lm persischen Kriege, Rom gegen Hannibal ge- bracht hat? Hiermit hängt der große Nattonalstolz der Demokratien zusammen, der Ausländern oft lästig fällt. Die Bürger sehen ihren Staat gern al» ihr Werk oder iHv Eigentum an. — Wer für Deutschland Demokratie und Staat-gedanken Zueinander in Gegensatz stellt, der spricht dem de,tischen Volke di« nationale Dltcheigkett ab, erklärt e» für ein Helotenvolk. Au- der Revolution gegen da» Mutterland ist der Gedanke der Demokratie und de» nationalen Staate» in untrennbarer Verbindung in Amerika hervorgegangen und zu gewaltigster Machtentfaltung gediehen. Dem europäischen Kontinent hat die große französische Re volution den Gedanken de» nationalen Staats» »um Be wußtsein gebracht und die ungeheure Triebkraft, die der demokratischen Einheit von Volk und Staat Innewohnt In demselben Mäße,, wie sich dis alte Parlamentsoer- fassung Englands demokratisierte, wuchs hier Vie Ex pansivkraft des nationalen Slaatsgedankens. Auf der Grundlage und mit den Triebkräften der Demokratie überwand Italien die Ohnmacht seiner Zersplitterung und schuf seinen nationalen Staat. Deutschlands natio- ualstaatliche Entwicklung ist zu seinem namenlosen Un glück hinter der der anderen Völker zurückgeblieben, weil in Deutschland die Demokratie und damit die stärkste Triebkraft des nationalen Staat-gedanken- ohnmächtig geblieben wär. Ihr stand die Zerrissenheit in Kleilrn- und Bielstaaterei und die Uebermacht der fürstlichen Dynastien entgegen, die diese 'Bielstaaterei als ihr legi, time» Recht behaupteten. Wohk regten »ich bet der Er hebung gegen die französische Fremdherrschaft die na- ttonalen und die demokratischen Strömungen im engen Verein. Aber nach errungenem Siege konnten dte lan- veSfürstlicheu Negierungen zum Teil mit fremder, be sonders russischer Hilfe die nationalen und demokrati schen Bestrebungen gewaltsam unterdrücken, den natio nalen Staat-gedanken im Sumpf der Demagogenver- folguugen ersticken. Wiederum regte sich nationaler und demokratischer StaatSgcdauke gemeinsam in der Bewe gung von 1848 und wieder erlag er dein gleichen Schick sal. Es gelang den Herrschenden Mächten, eine Anschau ung zu verbreiten, die an dis Stelle nationaler Staats gesinnung dte Gesinnung der Untertänigkeit gegenüber -en Fürstenhäusern setzte, obgleich dadurch gerade der PartikulariSmuS gestärkt und der nationale Staatsge danke zerrüttet wurde,- Diese Brechung des nationalen StaatögedaukenS ging hinüber ln das neue Reich, daÄ durch Bismarcks Staatskunst und die Siege der preußi schen Waffen geschaffen war. Man verzichtete lieber unter Erhaltung der läudeKfürstlichen Dynastien auf eine wirkliche Vollendung Vvs nationalen StaawS.-'um da^ non diesem Staatögedanken unzertrennliche Prinzip lmtionaler Demokratie uiedenhuueu o-r »Luuen. Dnß mit dein Zusammenbruch jenes Systems nicht auch dte nationale Einheit deS Reiches aus- einander gebrochen ist, das ist einzig und allein Werk und Wirkung des demokratischen Staat Lgedan- kens gewesen. Dis Uebermacht des siegreichen Feindes wollte und wünschte die Zertrümmerung de» Reiches. Wenn nach den siegreichen Freiheitskriegen der nationale deutsche Staat an der Uebermacht der landeSfürstlichen Regierungen über dte Demokratie scheiterte, so hätte nach dieser fürchterlichen Niederlage die Vielheit der «inzel- staatlicheu Dynastien wahrlich Vicht die nationale Ein heit vor den AuflösungSpläuen des Siegers zu bewah ren vermocht. Alle Wahrscheinlichkeit sprich dafür, daß sich ähnliche Vorgänge wiederholt hätten wie beim Un tergänge des glten deutschen Reiches am Anfang des vorigen Jahrhunderts. Der Waffengewalt der Sieger konnte nur die geistige Kraft des Gedankens der natio nalen Einheit, der Einheit von Volk und Staat entge gengestellt werden. Das ist der StaatSgedauke der na tionalen Demokratie, auf dem die Verfassung der deutschen Republik ruht. Wer die Demokratie stärkt, dec stärkt den deutschen Staat; wer sie schwächt, gefähr det die nationale Einheit veS Reiches. Hinter tten Rulissen äes Vertrags von Versailles. Als Auftakt zur Konferenz von Genua und sicher nicht minder zur Einleitung der bevorstehenden Neu wahlen in England hat Lloyd George das Memo randum veröffentlicht, das ihn als einen vernünftig und gerecht denkenden Staatsmann beim Abschluß de» Versailler Friedens darstellen «sollte. Allein Lle- meuceau ist ilun dte Antwort nicht lange schuldig ge blieben. Und so erfahren wir über dte Vorgcschtchle de- Versailler Vertrages allerlei recht interessante Dinge. Man muß zugebcn, daß Clemeneeau sehr ge schickt gegen dte schwächste Stelle des britischen Me morandums vorgeht, indem er Lloyd George mir nicht mißzuverstehender Deutlichkeit zu verstehen gibt, daß England e» stör Reicht hatte, gegen die territoriale Ver stümmelung Deutschlands sich ßu wenden, nachdem es Deutschland seine Kolonien, «seine Kriegs- und Handels flotte und alle nur irgendwie erfaßbaren Ausland-werte geraubt hatte. Lloyd George ist in jenem Kanipse unterlegen, und diese Niederlage hat sich seitdem an England bitter gerächt and wird sich. Wetter rächen. England» ältester weltpolitischer Grundsatz, daß der jenige Staat auf dem Kontinent der mächtigste sei, dem e» sein« Unterstützung seihe, ist dadurch vernichret wor den. Frankreich Ist durch den Frieden vsn Ber^aU« le» allein so stiächttg geworden, daß e» nicht nur der englischen Hilfe nicht «mehr bedarf, sondern in zahl reichen Fragen «ine Gekahrfür England darstellt. Revision äes türkischen Zrieäens. Die Konferenz der Außenminister über die Orient frage in Paris hat mit Beschlüssen geendigt, die wett über diese selbst hinaus von grundlegender Tragweite sind für dte gesamte Entente- und damit für dtp ge* samte Weltpolitik. Zum ersten Mal seit Beendigung des Weltkrieges haben dte Stegerstaaten sich zu dem Anerkenntnis bequemen müssen, daß ihre Arbeit Pf u sch wer! war, und ihr Frtedensdtktat von so souverän« Willkür, daß seine Bestimmungen schlechthin unaus führbar werden. AuS diesem Eingeständnis sind des halb nun auch die nötigen Folgerungen gszog-n worden, indem man dte unmöglichen Bestimmungen de» Frie dens von SevreS rückgängig gemacht hat. Wa« jener Frieden aus der Türkei gemacht hatte, war ein Gebilde das nicht leben und nicht sterben konnte. Bekanntlich hat sich denn auch die Türket alsbald mit allen Mitteln dagegen aufgelehnt, und der Krieg der Kemaiisten mit den Griechen wgr eigentlich nur eine Fortsetzung jene« Teiles des Weltkrieges. Wenn setzt auch England dar ein gewilligt hat, seins Sympathien für Griechenland« zurückzustellen, und den Vertrag von Gevce» al» einen Fetzen Papier zu 'behandeln, der des Zerreißen» lohnt, 'o ist da- durchaus verständlich angesichts der Tatsache, -aß Großbritannien im Orient, vor allem in Indien, "tacke islamitische Interessen "vertritt, deren Vernach lässigung es früher oder später vielleicht mit schweren! opfern hätte büßen 'müssen. So bleibt also Konstan tinopel die Hauptstadt des türkischen Reiches, und di» türkische Souveränität wird "ist ziemlich drdeu- ningSvollem Umfange wieder 'hergestellt. Auch für Deutschland ist diese Aufhebung de- Vertrag»» von Senres von großer Bedeutung. Nachdem dis En- ccvte sich einmal gezwungen gesehen hat, da» Unrecht ZneS Frtedensviktats wieder rückgängig zu machen. PÜr- -n wir uns der Hoffnung hing eben, daß da» franzü- lische Schlagwort von der Unverletzlichkeit und Unab- tnberlichkeit der Friedensverträge auch einmal gegen über dem Frieden von Versailles rettungSlo» Schiff« beuch leiden Wird. Schattiger äer Landwirtschaft? (von «nferem Berliner Mitarbeiter.) Die Konferenz der Ernährung-Minister der deutschen Länder «hat bekanntlich einstimmig den Be schluß gefaßt, der MeichSrcgierung zu empfehlen, da» Um l ageverfahren für Brotgetreide auch im neuen Wirtschaftsjahr aufrecht >,zu erhalten und die Men ge des abzuliefernden Quantums von 2V» Millionen auf ki Millionen Tonnen zu erhöhen. Tie gleiche Kon ferenz wünscht außerdem die Ausdehnung des Umlage verfahren» auf die Kar t o f.se In. ES kann keinem gmeisel unterliegen, daß die ErnährungSschwterigkciten durch die scharf anziehende Teuerung wachsen Bon den verschiedensten Setten werden die beiden kommenden Monate April und Mai als die schlimmsten bezeichnet. Liese Entwicklung ist «zu verzeichnen, obwohl wir die Getrcideumlage haben. Auch während der Zett der Zwangswirtschaft hat sich «gezeigt, daß die Versorgung der breiten Massen der Bevölkerung keineswegs durch die ungezählten GcsetzeSvorschrtften und Gtrafverordnungeu gewährleistet war. Unsere Notlage jetzt ist in erster Linie durch dte unsinnige Forderung der Entente her- vorgerusen worden, die LebenSmittelzuschüsss für Brot getreide in einem Augenblick abzubauen, wo die Vorräte der alten Ernte im Schwinden begriffen Und. In ge wissem Sinne kann man jetzt von Uebergaugrschwterttzl' ketten reden, aber es ist durchguö möglich, daß sich diese Schwierigkeiten als dauernd «Herausstellen, daß Ker Weltmartpreis für Getreide trotz der stark gestiege nen Wettproduktton nicht sinkt und daß die Teuerung in den ersten Sommermonaten überaus gefährliche For men anntmmt. Für diesen Fall wäre e- geradezu ver hängnisvoll, wenn schon heute die Regierung und dttz Paxteien sich einseitig festlegen wollten. Ms Soziale demokratie hat leider die Frage der ganzen Eruäh- «rungswtrtschast zumeist unter dem rein aattatorischen Gesichtswinkel betrachtet. Gl« «hat die Forderung nach neuer Zwangswirtschaft erhoben, al» auch ihr« Mini ster gemäß den Ententeforderungen dte Zuschüsse für die Einsuhrmengen de» Brotgetreide» abzudauen beschlos sen. Ihre Forderungen bewegen sich zumeist auch in einem Sinne, der ausschließlich den Konsumentenstand- punkt zur Richtschnur stimmt. ES ist selbstverständlich, daß dte ganze Frage nur unter dem Gesichtswinkel de» Gesamtwohles beurteilt werden darf. Auf der anderen Sette aber kann man nicht scharf genug dagegen Protest erheben, wenn der Reich »land- bund jetzt im Anschluß an dte Beschlüsse der «rnätz- ruugSmtntsterkonferenz in einem Jargon zum Sturm bläst, der auf- Hcar den Tönen gleicht, üte tn der Ro-
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