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Dresdner Nachrichten : 25.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186805252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18680525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18680525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-05
- Tag1868-05-25
- Monat1868-05
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.05.1868
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LreSde«, dm 25 Mai. — Zu Ehren des heutigen Geburtsfestes Sr. K. Hoheit des Kronprinzen Friedrich August, findet Nachmittags im Belvedere grosses Extra-Concert von zwei Aiusikchören, unter Leitung des bewährten Herrn Musikdirektor Kuntze und des nicht minder frisch eingreifenden Herrn Musikdirektor Fritsch statt. — I. K. Hoheit die Erzherzogin Sophie, deren Ankunft in Weesenstein am Freitag erwartet wurde, ist durch Unwohl sein in Prag an der Fortsetzung ihrer Reise behi dert worden. — Der K. preußische Gesandte, Herr von Eichmann, hat die vorgestern auf der Fahrt nach der Station Mügeln unsere Residenz passirende Königin Wittwe von Preußen hiersclbst auf dem Bahnhofe in Neustadt ehrfurchtsvoll begrüßt. I. Mas. die Königin hat sich sofort nach Wesenstein begeben, ohne in Dresden weitern Aufenthalt zu nehmen. — Die Gesellschaft Thespis wird, wie schon früher er mähnt eine Extrafahrt nach Teplitz per Bahn, bei ermäßigten Preisen am I. Pfingstfeiertag unternehmen. Herr Stabs trompeter A. Böhme wird die Gesellschaft mit seinem Trompeter chore begleiten. Die Parthie verspricht somit jedem Theil nehmer angenehme und vergnügte Feiertage. Die Umgegend von Teplitz bietet viel Sehenswerthes und ist zu deren An schauung vollständig Zeit gegeben, da die Rückfahrt in der Dauer von 4 bis 5 Tagen gestattet wird. — Der seit 8 Jahren bestehende Kranken- und Grabe- lassen-Unterstützungsverein Confidentia begeht heute (Diontag ein frohes Fest. Die Frauen des Bereins widmen demselben eine Fahne, welche die Weihe erhalten wird. Das Fest wird auf dem Linck'schen Bade abgchalten, verbunden mit Coneert vom Herrn Musikdirektor Pohle und seinem beliebten Chore. Ein zahlreicher Besuch ist dem gute Zwecke fördernden Vereine bei dieser Gelegenheit ebenso zu wünschen als sicher voraus zusetzen. — Eine bemerkbare Folge guter Ernteaussichten in fast allen Gegenden, selbst in Ostpreußen, ist das Fallen der Ge- treideprcise. Insbesondere ist dies jetzt beim Korn hervorge treten und ist das Brod zu 6 Pfund (mittle Sorte) schon wieder zu 06 Pfennige, sonach pro Pfund mit 11 Pfennigen zu haben. — In Bezug auf den, des Doppclraubmordes angeklagt gewesenen und am Freitag in zweiter Instanz klagfrei ge sprochenen Weber Wunderlich aus Treuen sei noch bemerkt, daß derselbe in eigenthümlicher Weise, selbst mit der vollsten Gewißheit seine Freisprechung erwartet hatte, indem er fort und fort behauptete, daß ihm Niemand etwas beweisen könne und das that er seinem Bertheidiger gegenüber vollen Ernstes, als er vor Kurzem behufs seiner Besprechung mit Letzterem, einige Wochen im Dresdner Gefängnis; verweilte. Die erfolgte Freisprechung hat Herr I)r. Schafsrath sofort nach Plauen an den frühem Bertheidiger des Wunderlich telegraphier, welcher Letztere sich also in seinen so festen Erwartungen nicht getäuscht Hst. — Bei den in jetziger Jahreszeit zu erwartenden Ge wittern, macht man alle Besitzer von Häusern mit Blitzableitern darauf aufmerksam, die an ihren Häusern befindlichen Blitzab leiter aufs Neue mit Eisenlack anstreichcn zu lassen, um das Rosten zu verhindern, weil außerdem der Blitzableiter wenig Schutz vor dem Einschlagen des Blitzes in die Häuser gewährt, indem der Blitz über den Rost nicht hinwcgfährt, sondern an dieser Stelle gewöhnlich abspringt. Auch ist cs bei Anfertigung von Blitzableitern ein Fehler, wenn deren Stützen denselben am Stützpunkte umschlingen, wodurch der Blitz beim Einschlagen im Laufe leicht eine andere Richtung nimmt; der Blitzableiter darf daher nur von der inneren Seite auf seinen Stützen, welche mittels eines durch den Blitzableiter hindurch gehenden und von außen eingesenklen und verkitteten Nittnagels befestigt werden, ruhen, da der Blitz gewöhnlich nur über die Außen seite des Blitzableiters hinweglcitet. — Nachdem die vom sächsischen Armeecorps seit 1. Oct. v. I. auf der preußischen Kriegsschule zu Erfurt zur weiteren Ausbildung befehligt gewesenen Portcpeefähnrichs in Mitte der vergangenen Woche wieder zu ihren Regimentern zurückgekehrt sind, erfahren wir, daß von den 18 sächsischen Kriegsschülern 16 die Abgangsprüfung mit Erfolg bestanden haben, und dürfte daher deren Ernennung zu Ofsicieren in nächster Zeit bevorstehen. — Vor einigen Tagen Abends gegen 10 Uhr hat der Aufwärter B. Hierselbst, welcher mit seiner Mutter im Zer- würfniß lebt, in Gemeinschaft mit seiner Frau beim Nachhause gehen in der kleinen Frohngasse seiner Mutter ausgelauert und dieselbe mit einem Stock dermaßen über den Kopf und Gesicht geschlagen, daß sic auf den ersten Schlag blutend und besin nungslos zusammengesunkm ist. Trotzdem ließ der Wütherich nicht ab, seine Mutter noch weiter zu mißhandeln; er schlug sammt seiner Frau, welche ebenfalls einen Stock geführt, auf das arme Weib los und dann ergriffen Beide die Flucht. Bald darauf erfolgte die Verhaftung des Frevlers. (V. A.) — Die „L. N." enthalten folgende Mittheilung: Gutem Vernehmen nach hat das Directorium der Albertsbahn eine Forderung von 188 Thlr. pro Actie beim Finanzministerium geltend gemacht; man glaubt in unterrichteten Kreisen, daß das Letztere nicht umhin können wird, diese auf die klaren Con- cessionsbedingungen und bisherigen Betriebsergebnisse der Bahn sich stützende Forderung zu bewilligen, und sieht einer Entschei dung in den nächsten Wochen entgegen. — Die Schlußsteinlegung auf dem Viaduct zu Wegefarth an der in Angriff genommenen Freiberg Chemnitzer Eisenbahn fand vorgestern unter angemessenen Feierlichkeiten statt. Nachdem sich von Dresden aus der Herr Geh. Finanz rath Wille, Herr Betriebs-Oberinspcctor Taubeith, Herr Stra ßenbau-Commissar Sorge und Andere nach Freiberg begeben, verfügten sich sämmtliche mit den von Freiberg gekommenen Herren in zweispännigen Wagen nach Spittelwald, wo das Einsleigen in vier Lowries begann. In selbigen hatte bereits das Musikchor der in Freiberg liegenden Jäger Platz genom men, und als auch noch der Herr Oberstleutnant v. Hausen erschienen, ging die Fahrt ohne Locomotive nach der Stelle, wo sich der großartige Viaduct erhebt, der 68 Ellen hoch und 612 Ellen lang ist. Laute, weithin schallende Böllerschüsse erdröhn ten: Herr v. Carlowitz auf Oberschönau, nebst anderen Herren standen voran und zur Seite die sämmtlichen Maurer, Zim merleute und Steinmetzen, viele derselben mit dem Handwerks zeug und zwei der Maurer in altdeutscher Tracht. Die Ueber- brückung des Thales der großen Striegis, zwei Stunden von Freiberg, gemahnt an die Göltzschthal Ueberbrückung, und war reich mit Wappendecorationen, Fahnen- und Flaggenschmuck versehen, während dicht am Fuße derselben zwei ebenfalls ge schmückte Salons und ein Tanzboden im Freien zu sehen wa ren. Nach einem eingenommenen Frühstück begann der lange Zug hinauf auf das Gerüst, wo der mit Blumen geschmückte, 40 Centner schwere Schlußstein in der Kette hing. Der Herr Straßenbau Commiffar Sorge, als Oberingenieur der Bahn, trat vor den Herrn Geh. Finanzrath Wille und übergab dem selben den Hammer. Der Stein wurde eingesenkt; es war ein feierlicher Moment, und als der Stein seinen Ruhepunkt ge funden, ergriff der Redner das Wort. Anschließend an des Dichters Worte: „Meister freut sich und Geselle", begannen nach kurzer, aber feierlich gehaltener Rede die drei Hammer schläge im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dasselbe geschah auch von anderen der An wesenden, namentlich auch von dem Herrn Oberstleutnant v. ! Hausen, und zuletzt von der Hand einer der mit anwesenden ! Damen: Frau Geh Finmzräihin Wille. Als der feierliche ^ Act geschehen, blies das Musikchor den Choral: „Nun danket Alle Gott!" Im vollen Glanz der Mittagssonne drangen von der Höhe die feierlichen Töne in das Thal, während auf der nahen Anhöhe sich das in Freiberg garnisonirende Jäger- Bataillon malerisch gelagert hatte, denn sein Commandant hatte die Soldaten einen Feldmarsch machen lassen, um Zeuge des wichtigen Momentes zu sein. Nachdem die Blicke aller An wesenden auf den Damm nach Freiberg zurückgeschaut, der eine Höhe von 43 Ellen hat und mit einer trockenen Mauer ver kleidet ist. wozu 600 Ruthen Steine verwendet wurden, begab man sich nach den Salons herab. Es geschah die Speisung der sämmtlichen Arbeiter, deren Frauen, Töchrcr, Verwandte und Herzallerliebsten sich aus Nah und Fern eiugefundcn hat ten. Das war ein buntes, ein fröhliches Leben. Um 3 Uhr begann die loblo ck'bolo in dem oberen Salon, wo Herr Geh. Finanzrath Wille den ersten Toast auf den Bauherrn, Se. Maj. den König ausbrachte. Die Böller krachten unter Jubel und Trompetenklang und es begann nun in heiterster Stim mung eine Reihe von Tafelreden, die meist den Anwesenden galten. In der Abendstunde drängten sich wohl an Tausende von Zuschauern herbei. Der Tanz unten im Volke war im vollen Gange und oben im Salon war ein prächtiges Coneert unter Leitung des Herrn Militär-Musikdirector Losner Von 9 bis 10 Uhr begann ein glanzvolles Feuerwerk hoch vom Viaduct herab, dessen Gerüst im Rothfeuer strahlte und einen höchst imposanten Anblick gewährte; Raketen, Leuchtkugeln er hellten die Runde, und Alle, welche Zeuge davon waren, wer den sich noch lange der schönen Stunden erinnern. — Tagesordnung für die 107. öffentliche Sitzung der Ersten Kammer, Montag, den 25. Mai, Vormittags 11 Uhr. Berichte der ersten Deputation über die Gesetzentwürfe: < die Wahl von Gerichtsschöffcn, d) die Bildung der Geschwornen- listen und der Geschwornenbank, und c das Verfahren vor Geschworncn betr. — Tagesordnung der 160. öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer, Montag, den 25. Mai, Vormittags 10 Uhr. Anderweiter Bericht der zweiten Deputation über das Eisen- bahndecret. Kleine Wochenschau. Wenn der schlesische Dichter Logau vor nun mehr denn zweihundert Jahren vom Monat Mai sang: Dieser Monat ist ein Kus;, den der Himmel gicbt der Erde, Daß sie jetzo eine Braut, künftig eine Mutter werde, so haben sich diese schönen Verse lange Zeit nicht in so reichem Maße bewahrheitet, wie in diesem Jahre. Ein blauer Maien himmel ruhte fast ununterbrochen über der erblühenden Erde, und Millionen Menschenherzen erfreuten sich seiner Lieblichkeit. Welcher Welterkundige vermag uns nun das „Warum?" zu erklären, nach dem die Maimonde und nicht selten auch die Sommermonde der letzten Jahrzehnte soviel zu wünschen übrig ließen, daß der geistreiche Dichter Heine, dieser gefeite Früh lingssänger, einmal so desperat wurde, daß er dm mitteldeut schen Sommer einen „grün angestrichenen Winter" nannte. Doch überlasten wir die Beantwortung dieses „Warum?" dem Herm BarometriuS und erfreum wir uns der liebevollen Gottesgabe, welche uns ein schöner Mai bietet In Wien haben nun sowohl das Herrenhaus, wie das Haus der Abgeordneten die neuen, vom Geiste christlicher Dul dung durchdrungenen, konfessionellen Gesetze angenommen, und diese Wiener Herren stehen anno 1868 nur auf demselben Standpunkte, welchen der große, welterleuchtete Gottfried Wilhelm Leibnitz bereits vor zweihundert Jahren einnahm, als er aussprach: „Toleranz in Glaubenssachen muß in des Wortes weitester Bedeutung der hauptsächlichste Grundsatz jedes wahrhaft gesitteten Menschen sein", worauf die edle und geistig hochbegabte Sophie (die diesen Namm in der wahrsten Be deutung des Wortes führte), Churfürstin von Hannover, bei stimmend die Worte aussprach: „So wenig wir unter all' dm Blättern dieses Gartens zwei vollkommen gleiche finden, ebm so wenig giebt es zwei Menschen von ganz gleicher religiöser Anschauung; also Duldung!" Es muß sich nun auch bald ausweisen, ob der Kaiser von Oesterreich diese von seinen Mi nistern vorgeschlagcnen und von beiden Häusern genehmigten milden und zeitgemäßen Gesetze bestätigen wird. Wir wollen das von dem Nachfolger eines Josephs des Zweiten wünschen und hoffen. In Nordamerika ist am Sonnabend vor acht Tagen der Präsident Johnson von der Hauptanklage, daß er die Verfassung verletzt habe, mit 35 gegen 19 Stimmen freige sprochen worden. Die übrigen geringeren Anklagen werden sich jetzt um so leichter erledigen, und der merkwürdige Prozeß, der wohl noch kaum seines Gleichen in der Geschichte findet, wird bald sein Ende erreicht haben. Diese große Frage ist also ohne Staatsstreich mit obligaten Begnadigungen zu Pulver und Blei, Einkerkerungen, Verbannungen und ähnlichen europäischen Be- ruhigungsmittcln, sowie ohne Volksrevolution mit Barrikaden und Laternisiren, lediglich auf dem Wege des Gesetzes ge löst worden, was in Betracht der politischen Mündigkeit des nordamerikani'chen Volkes gewiß alle Anerkennung verdient. In Spanien ist der zeitherige Ministerpräsident Nar- vacz mit Tode abgegangen. Dieser Mann, welcher eine Zeit lang a la Herzog Alba mit eiserner Zuchtruthe die Spanier zum Gehorsam zwang, verstand es aus dem Fundamente, zu füsiliren und zu exuliren. Als ihn sein Beichtvater daher auf dem Sterbebette ermahnte, seinen Feinden zu vergeben, erivie- derte Narvaez: „Ich brauche meinen Feinden nicht zu vergeben, weil ich keine habe; ich habe sie alle todtschießen lassen!" Das ist allerdings ein sehr „kurzweiliges" Mittel, sich mit seinen Feinden auseinander zu setzen. Auch diesem Ritter der Huma nität hatte der heilige Vater seinen Segen als „Telegramm" zugcschickt. Es rst gar nicht zu lange her, da betrachten man in Rom den elektrischen Telegraphen als ein Werk des Teu fels, und jetzt bedient sich der Papst selber dieser teuflischen Erfindung. So ändern sich die Zeiten, was manche Leute trotzdem nicht begreifen wollen. Obschon die Franzosen mit dein hungernden Algier ihre Noth haben, haben sie außerdem ihren Aerger auch noch mft dem Bei von Tunis, weil er die gepumpten Gelder nicht pünktlich verzinst. Der Bei meint, seine Kaffen seien dermalen zu sehr erschöpft. Da gehl's dem Bei aceurat wie manchem seiner europäischen regierenden Herren College« und den Fran zosen selber; die für Beschaffung von Chaffepotflinten ebenfalls ziemlich viel verausgabt haben. Sobald der Bei von Tunis berappt hat, werden unsere Herren rheinischen Nachbarn wahr scheinlich wieder Muse gewinnen, der deutschen Festung Mainz ihre Aufmerksamkeit zu widmen, von der sie nicht leiten wollen, daß sie ganz in preußische Hände kommt, sondern halb darmstädtisch verbleibt. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wer den wir nur zu bald eine neue Frage, eine Mainzer, am politischen ThierkrciS cmporsteigcn sehen. Die guten Nachbarn sollen indeß wohl bedenken, daß die Zeiten vorüber sind, wo General Cüstine vor der Festung Mainz erschien, in welcher zwar Kanonen vorhanden waren, auch Kanonenkugeln, letztere aber nicht in die Mündungen paßten, weil sie zu groß waren, so daß die Veste sehr leichten Kaufs dm Franzosm in die Hände fiel. Laut Nachrichten aus Mexico soll daselbst ebenfalls die Todesstrafe gesetzlich abgeschafft werden. Wenn das wahr ist.
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