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Dresdner Nachrichten : 13.07.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186807136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18680713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18680713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-07
- Tag1868-07-13
- Monat1868-07
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.07.1868
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«nzeig. in dies. Blatt» studrn eine erfolgreich» Verbreitung. Auslage: hv.OVV Exemplar». Dre-de«, dm 13 Juli. — Die durch Verordnung des König!. Finanzministeriums vom 5. Juni eingeführten, vom 15. dieses Monats an zu ver wendenden Stempelmarken, werden zum Werthbetrage von 1, 2, s2l, 5, 10 und 15 Ngr., sowie von 1, 2, 5 und 10 Thlr. verkauft. Bezüglich ihrer Verwendung ist vorgeschrieben, daß das Aufkleben der Stempelmarken bei den dem Wechsel stempel unterliegendem Urkunden auf der Rückseite der letzteren, bei andern stempelpflichtigen Schriften aber links auf dem obcrn unbeschriebenen Theile der ersten Seite des BogenS zu erfolgen hat. Die verwendeten Stempelmarken sind für fernere Benutzung dadurch unbrauchbar zu machen, zu cassiren, daß über sie hinweg, das Datum der Verwendung und der Name desjenigen, der die Marke cassirt, vermerkt wird (z. B. den 16 7 63 N. N.i Da alle, diesen Vorschriften nicht entsprechend verwendeten und cassirtcn Stempclmarken als nicht verwendet gelten und der Stempelpflichtige deshalb in die wegen der Stempelsteuerhinterziehung festgesetzten Strafen verfällt, so machen wir von dem Inkrafttreten der betreffenden Verordnung alle Geschäftsleute, welche letztere nicht in Händen haben, noch besonders mit dem Bemerken aufmerksam, daß ein Umtausch verdorbener Stempelmarken nicht stattfindet. — Das am gestrigen Sonntag seinen Abschluß gefundene Scheibenschießen am Schützenplatz hat diesmal die Königswürde Herin Schneidermeister Kühn und der Frau Kaufmann Roch verlührn Zu Rittern wurden creirt die Herren Bäckermeister Seifert und Tischlermeister Bär. Als Nitterdame sungnt dieses Jahr aber die Frau Kunstwäschcrin Lehmann. Ein Curiosum haben wir noch vom Festplatz zu erzählen. Bekannt lich zeigte sich in einer Bretbuve ein „Fräulein Verona, eine Wallachin aus Bukarest", die mit bombastischen Tiraden den Vorübergehenden angepriesen wurde. Sie ist nicht mehr! Die Behörde hat ihr am Sonnabend das Handwerk gelegt. Es kam nämlich eine Frau aus Strießen bei Dresden in die Bude, um sich das Monstrum an Größe, Schwere und Wohlhäbigkeit zu besehen. Sofort erkannte sie den weiblichen Vogel — es war ihr früheres Dienstmädchen Dieser schlagende Beweis leerte die Bude, die am Sonntag nur noch Raum zu einer kleinen, improoisirten Restauration hergab. — An den letzvergangencn Sonntagen, mar das Siegcl'sche, reizend gelegene Augustusbad bei Radeberg, namentlich auch von Dresdnern reich besucht. Wie gern weilt man aber auch an diesem stillen, waldumkränzten Thale, in diesem herrlichen Bade, welches einen solchen Ruf erworben, daß selbst aus der fernsten Ferne Kranke und Naturliebhabcr hierher kommen, um Heilung und Genuß zu finden. Und in der That, was die Natur für den lieblichen Ort zu thun etwa noch vergessen hatte, das hat die Kunst, die Leitung des Ganzen ersetzt. Die idyllischen Waldpfade, durchrauscht von dm Crinolinen, durch webt von malerisch schönen Gestalten, sie laden den Wandrer zum „pilgern" ein. Daß hier Kranke Heilung gefunden, und noch finden müssen, daran erinnert schon die fnsche, reine Lust, das Aroma des Waldes ebenso, wie die industriellen Einricht ungen des ganzen Etablissements. Wie der Besitzer aber auch seinen Badegästen außer den Naturfreuden, auch andere be ' lustigende Genüsse verschafft, bewies einer der letzten Sonntags- Nachmittage, an welchem die zahlreiche Gesellschaft des ehe maligen sächsischen Jägers Lion Veit ihr athletischen, cqui- libristischen und seiltänzerischen Productionen >auf dem freien Platze vor dem Cursaal gab. Die ganze Umgebung von Radeberg umsäumte den Schauplatz, in dessen Mitte die Bade gäste und ihre Dresdner Bekannten sich postirt hatten. Die Gesellschaft leistete Ausgezeichnetes und erntete den lebhaftesten Beifall. Erst die sinkende Sonne mahnte zum Aufbruch und eine lange Reihe von Wagen und Fußgängern zog aus dem Thale den klemm Hügel hinan und wieder hinab ins fried liche Radeberg, wo die Dresdner auch noch im Rathhaussaal in „Robert und Bertram," das von der Zirkel'schm Gesellschaft gegeben wurde, schwelgten, während unten auf freiem Markte abermals trotz des Nachmittags gehabter Strapaze Lion Veit mit den Seinigen die halsbrecherischen Künste zum Besten gab. — Der Mensch wird schon griesgrämlich und störrisch und taugt, so zu sagen, dm ganzen Tag nichts, wenn ihm das Bischen Morgenschlaf verleitet wird, sei es durch innere oder äußere Vorkommnisse. Wenn aber der ganze Nachtschlaf nicht blos gestört, sondern ganz aufgehoben wird und zwar von außen her, dann hört alle Gemächlichkeit auf. Und das ist leider zur Nachtzeit auf den Straßen der Fall, in denen cs nöthig ist, in irgend einem Hause die Gruben reinigm zu lassm. Das ist ein Lärmen, ein Fäfferrollen, ein Lciterwerfen, ein Raisonnircn, daß man es straßenweit hört. Es kann beim besten Willen Niemand schlafen und dreht er sich auch hundert Mal im Bett herum und legt er, um sich müde zu machen, auch zwei Meilen im Auf- und Abgchen im Zimmer zurück — es hilft nichts. Kaum hat er sich niedergelegt, da rasselt wieder ein Faß vom Wagen mit Riesengepoltcr in die Hausflur hin ein, daß die Sprungfedern aller Matratzen emporschnellen. Wenn man bedenkt, daß eine Straße nicht immer blos kern gesunde Bewohner, sondern auch Kranke, ja vielleicht gar Ster bende haben kann, so dürfte doch gewiß darauf gesehen werden, daß diese allerdings nothwendige Arbeit ruhiger abgefertigt würde. — In Dresden hat auch der Eivilproceß nunmehr seinen belletristischen Schriftsteller gefunden und zwar ganz in der selben Weise, wie Temme in Romanen den Criminalproceß in höchst pikanter Weise seit langen Jahren behandelt. Herr Advocat Judeich hat das erste Bändchen dieser civilprozessua- lischen Novellen bei Woldemar Türk herausgegeben, das in einer reizenden Erzählung „das Fideicommiß" behandelt. Freunden dieser Literaturrichtung dürfte dieses Werk, das in Fortsetz ungen erscheint, gewiß willkommen sein. — In Kaditz erhielt bekanntlich vor einiger Zeit die große Glocke einen Sprung. Dies wird für die Kirchenge meinde die Veranlassung sein, ein ganz neues Geläute zu be schaffen und wird da wohl unser Dresdner Meister Große wieder seine Kunst bewähren müssen. Dieser verhängnißvolle Sprung soll aber noch weitere Folgen haben, indem man mit dem Plane umgeht, den altehrwürdigen, aber nicht schönen Kirchthurm bedeutend zu erhöhen und mit einem Schieferdache zu versehen. Welche Erinnerungen werden dann in den hun dertjährigen Zweigen der alten, bekannten, daneben stehenden Kedizer Linde fürs.ln? — Am 11. dieses Monats kamen zwei Frauen mit einem sogenannten Hundefuhrwerke im Gasthof zum Fuchs bei Schmiedefeld, dieselben sollen aus Bühla bei Dresden sein, und fragten die Frau Wirthin, ob sie nicht einen Scheffel neue Kartoffeln bekommen könnten, sie zahlten dafür 4 Thaler, sage vier Thaler. Auf die Antwort: Nein, sie sind noch nicht reif, vielleicht in vierzehn Tagen oder drei Wochen, wieder holten dieselben ihr Gesuch abermals bittend und zwar mit der Bemerkung: „I! das schad'nischt, in Drüsen war'merschelos und verdienen ooch noch was." Dieses zur Warnung bei dem Nahen der Cholerazeit, nur nicht solch unreifes Zeug genießen! — Die ärztlichen "Kreise unserer Stadt interessiren sich lebhaft für die Krebsoperation, welcher sich der preußische Botschafter in Paris Graf v. d. Goltz, unterzogen hat. Der selbe leidet an einem Zungenkrebse, ist schon wiederholt ge schnitten worden und sollte eS wieder iverden. Zwei der be rühmtesten Aerztc der Welt, De. Nelaton aus Paris und vr. Langenbeck aus Berlin, waren darüber einig, daß ein großer Theil der Zunge und des Kiefers abgeschnitten werden müßten, ohne daß damit das Weiterumsichgreifen des Krebses für die Zukunft gehindert worden wäre. Da entschloß sich Graf Goltz auf Zureden der Fürstin Metternich, sich einem jungen Manne aus Ostindien, von Schmitten anzuvertrauen, welcher den Krebs, mit ostindischen Kräutern heilt. Und siehe da, durch Gurgeln mit solchen Kräutern schwanden die höllischen, brennenden Schmerzen im Halse des Patientm, es bildeten sich Eiter bläschen, die sich zertheillcn, der Krebs ist entschieden im Rück gangs und die Wiederherstellung des Kranken ist fast sicher. Unsere Aerzte besprechen nun vorzugsweise die Neuheit des Fall» s, daß, was sie bisher stets leugneten, der Krebs zum Eitem gebracht werden könne. Das Laienpublikum aber nimmt aus diesem Falle folgende Lehren: Wenn zwei der ersten Aerzte der Welt, Heilkünstler, denen die leidende Menschheit und die Wissenschaft zum größten Dank verpflichtet ist, von einem einfachen Empiriker, da wo ihre Wissenschaft ein Ende hatte, weiter geführt werden können, da sollte man mit der Unfehlbarkeit eines ärztlichen Ausspruchs manchmal etwas ge linder auftreten. Der Staat aber hat die dringende Veran lassung, Solche, welche neben der gewöhnlichen Straße der Heilkunde auch zum Ziele führende Wege einschlagen, nicht so fort als Medicaster und Quacksalber zu bestrafen. Die Wissenschaft ist unendlich, auch die Empirie ist eins und nicht das schlechteste wissenschaftliche Hilfsmittel, man braucht nicht immer nach der, sondern, kann auch gegen die gerade herr schende wissenschaftliche Anschauung gesund werden, man kann umgekehrt nicht blos selou la röple, sondern auch vonlre In roßte sterben, wie Moiiore sagt und die Welt, welche jetzt Zunftzöpfe in Gewerben, in der Politik, im Staats- und Ge- sellschaftSleben köpft, als wären eS Disteln, hebt schon die Scheere, um auch die Zöpfe nicht der Wissenschaft, sondern derer, die sich ihre ausschließlichen Jünger nennen, abzu- schneiden. Und in welcher Wissenschaft hängen sie dicker als in „Juristerei und Medizin" und — fügen wir hinzu — „leider auch Theologie?" — Bei Stetsch, in der Nähe des sogenannten rothen Hauses baut ein gewisser Lange ein Haus. Beim Grundgraben für das Seitengebäude hat derselbe ungefähr eine Elle tief ein vollständiges, mit dem Kopf nach Morgen hingelegtes, menschliches Gerippe gefunden. Der Mann war, wie sich denken läßt, so betroffen und erschrocken, daß er nichts Eiligeres zu thun hatte, als den gemachten Fund sofort wieder n it Erde zuzu werfen. Wie wir hören, sind amtliche Recherchen im Gange. — Trotzdem die Fluchtversuche von Militärstrafarbeitern bisher nur im vereinzelten Falle gelungen, sind am vergangenen Sonnabend wiederum zwei Mann von ihrem Arbeitsposten in einem Hofe der Amalienstraße desertirt und trotz sofort ange- stellter Verfolgung nicht wieder erlangt worden. Die infolge der sich in neuerer Zeit mehrenden Desertionen von Straf arbeitern den entfernter beschäftigten Arbeiterabtheilungen bei gegebenen Wachtposten sind, wie wir erfahren, dahin instruirt, auf Ausreißer nach dreimaligem Anruf zu schießen. Kleine Wochenschau. Die hohe Diplomatie sitzt noch immer im Bade und wäscht sich, und da wir bisher großentheil« immer recht günstig Badewetter gehabt haben, wollen wir hoffen, daß wir eine recht „gewaschene" Diplomatie wieder bekommen, sobald sie sich eini germaßen abgetrocknet hat, auf daß sie mit erfrischtem Körper und gestärktem Auge um so richtiger zu erkennen vermag, was den respectiven Völkern, die keine kostspieligen Badereisen unter nehmen können und zu Hause bleiben müssen, wahrhaft nützt und frommt. Nur der Minister Brust hat bis jetzt noch kein Bad besucht, weil er ohnehin im Dampfe fitzt, auf der einen Seite mit dem heiligen Vater, auf der anderen mit den natio- nal-wühlenden Czechen. Nach Rom hat er auf die bekannte päpstliche Allocution, die wir bereits vor acht Tagen abgekanzelt haben, eine Antwort geschickt, welche Hand und Fuß haben soll, und mit dm beidm Hauptanführern der Czechen hat er in Prag persönlich eine Unterredung gehabt und denselben nach gewiesen, daß eS nicht so ginge, wie sie wollten, nämlich mit dem Kopfe gegen die Wand. Während dessen haben sich 200 Czechen und Ezechinnrn auf den Weg gemacht und sind nach der Stadt Constanz in der Schweiz gewandert, um das Andenken des großen ezechischen Reformators Huß zu feiern, der daselbst vom ökumenischen Concil als Ketzer verbrannt wurde. Hiermit aber entsteht eine neue czrchische Verwickelung, und zwar nicht mit den Deutschen, sondern mit dm katholischen Priestern. Letztere spucken nämlich Feuer und Flammen, daß die Czechen als gute katholische Christen einen von der Kirche verbrannten Ketzer celebriren, der sogar neben dem Erzketzer Luther auf dem Wormser Mo numente seinen Platz einnimmt. Die Herren Czechen erwie- derten hierauf: Das Kirchliche geht uns bei dieser Angelegenheit weniger an, wir habm es mehr in nationaler Beziehung mit unserem großm und weltberühmten ezechischen Landsmann zu thun. Das kann nun zu ganz eigenthümlichen Csnflicten zwi schen der römischen Clerisei und dem hussitenfreundlichen Cze- chenthum führen, denn letzteres sucht Alles hervor, seine Na tionalität mit ezechischen bedeutendem Männern zu schmücken, bei welchem Bestreben man denn auch auf dm Huß gekommen ist. ES wird sich nun zeigen, wer den Czechen mehr am Herzen liegt, ob der hussitenfeindliche Papst oder der große czechische Reformator. Ja, ja, die Zeiten, wo der deutsche Kaiser barfuß im Schnee stand und wo der deutsche Kaiser dem Nachfolger Petri dm Steigbügel hielt, sind gründlich vorüber, und die Erde be wegt sich, trotz dem Pastor Knak, nach Morgen. Bei Knak fällt mir übrigens das hübsche Akrostichon (wo die Anfangs buchstaben mehrerer Wörter wieder ein Wort geben) ein, daS man dieser Tage in Berlin ausgedistelt. Man schreibt nämlich die Namen von vier der größten Astronomen unter einander: Itopcrnikus H>'cmwn ^>ago Säcvvler, wo höchst possirlicher Weise durch die Anfangsbuchstaben der Name Knak zum Vorschein kommt. Die Berliner sind einmal Difteffritzen. Der kleine Thiers in Paris hat wieder einmal eine Rede gehalten, dreimal länger als er selber ist, worin er zum Wösten Male nachweist, daß cs mit den französischen Finanzen mordschlecht flehe. Die guten Franzosen sind unter ihrem Kaiserreiche dermaßen in einen Schuldenmorast geritten, daß sie nur noch mit dem Kopfe daraus hervorgucken und selbst der Kriegslustigste von friedlichen Sentimmts behelligt wird. WaS Hilst eS jetzt dem Herrn Napoleon, daß er die Gesellschaft ge rettet hat, wenn dieser Gesellschaft dabei MoseS und die Pro pheten abhanden gekommen und ein gesegnetes Kanaan ferner denn je liegt. In Spanien fangm bereits die Generale wieder an unruhig zu werden, wa« ein bedenkliches Zeichen ist. In die sem Lande tritt nämlich immer der umgekehrte Fall ein wie in Deutschland. Während wir bei unü nach einem General, der gegen die Regierung Revolution anfinge, getrost mit der Laterne suchen können, sind in Spanien die Generale in der Regel die Hauptcrawaller und, was das Bedenkliche dabei ist, sie bringen gleich ihre Soldaten mit, um ihren revolutionären Gesinnungen den erforderlichen Nachdruck zu geben. In Spanien sind daher in Folge dieser eigenthümlichen Erscheinung im Laufe der Jahre weit mehr Generale und höhere StabSofficiere, als Revolutionäre
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