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Dresdner Nachrichten : 09.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186811093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18681109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18681109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-11
- Tag1868-11-09
- Monat1868-11
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.11.1868
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Dresden, dm 9. November. — II. Concert von I. Lauterbach, königl Concert« meister. Hotel de Saxe, am ?. November. In einer Zeit, wo die Natur ihre Rechte an die Kunst abgetreten und in dm Coneertsälen so viele Geigenhälse nach dem Ehrenbande rin gen, da hält » schwer, ein Auditorium mit Hörem zu fülle ; schwer, sage ich, selbst in den Abendstunden, wo man sicher sein kann, daß da» Gediegene und Klassische mit Scheffeln auf die Häupter der Menschheit herabträufelt. Herrn Laute,bach abe», al» einem der privilegirten GeisteS- männer, ist die» vollständig gelungen. Der Saal war in der Thal überfüllt und nicht überwiegend mit Frei- billet«, sondern mit payrblen Notabeln. Schon früher haben wir in diesen Blättern Laulerbach'» Violinspiel hinsichtlich der musterhaften Durchbildung und normaler, von aller Manirirt- heit freien Haltung, als »in seltene» Beispiel der sorgfältig geschulten, mit Geschmack und gebildetem Sinn gehandhabten Kunsttechnik ausgestellt. Nach Ausführung der Sonate für Violine mit Clavierbegleitung von W. Rust, GesanpSscene von Spohr, Präludium von S, Bach, Hymne von Gounod u. s. w. müssen wir da» Gesagte wiederholen. Herr Conccrtmeister Lauterbach bedarf keiner Zugmittel, die so oft in Afsictation al» barocke» Künstlerzeichen anziehen. Bon Abnormität der Erscheinung ist keine Rede; auf seinem Antlitz gewahrt man kttne Schatten von düste n Lebens» Momenten, in dm Augenwinkeln keine Fragmente blu tig biographischer Skizzen, in dem Zucken der Wimper und Glieder kein dämonische« Räthselspiel vergangener Erinnerun gen. Nein, er bedarf keiner gie ßenden Virtuosenstücke um sich als Violinspieler ersten Range» kund zu geben. Die meister- ha te Correctheit und Sauberkeit seines Spiel», seine leichte BozensühruNg und Glätte, sein duftige» Piano und sein gleich, mäßig schöner und edeler Ton erwarben ihm auch in dem Eniemble de» Concertes für 4 Violinen von Maurer die höchsten Ehren de» Beifalls. Sein Vortrag ist klassisch durch Seelenruhe und Objektivität; er legt Nicht» in da» Musikstück, wa» nicht darin liegt, erschöpft aber anderseits dm ganzen poetischen Inhalt. Er glänzt durch sein gediegene» Spiel, ohne seine Person hervortretm zu lassen und gewinnt durch seine Hingabe an die Sache unsere Hochachtung. — Herr Hof opernsänger Schild erfreute durch den Vortrag von drei Liedern wovon da» Ersten, von K. Lassen componirte: „Es war ein Traum" ein Bespiel geben dürfte, welcher Poesn- Schofel oft tn Musik gesetzt wird. Unsinnig in der ganzen Gestaltung. In Töne« aber macht sich Alle»; was zu dumm ist zum Sprechen, da» wird gesun gen, sagte schon der seelige Müllner. — Deklamation von Fräulein Ulrich zwei Balladen von Hebbel mit Musik von R Schumann. — Tonkunst und Poesie. Diese Pro- gram.v-Nummer erregte frohe Hoffnung und mit Recht konnte man fragen: Warum trennt inan in unserer Zeit dieses holde Schwesterpaar, das ehedem in Einer Wiege lag? Warum haben jetzt die Dichter ihren Schmuck, die Leyer, durch deren Klänge Orpheus, AlcäuS und Sappho ihre Lieder beseelten, abgelegt, und warim zittern nicht ihre Worte mit dem bald lächelnden, bald weinenden Harmonien zum herzbewegenden Einklang zusammen? — Wa» die Deklamation anb-traf, so blieb Bi-leS unv »stündlich und die entf rat Sitzenden haben nur die Stelle vernomm n, wo die Declamatrice aufbrauste, sich theatralisch i»i Aufschiei ge il'chrdete Das liegt außer den Genzen der D claination Goethe sagt: „Der Vortrag macht des Redner« Glücks was freilich nicht immer von D.nen in Acht genommen wird, wenn sie auf ein Viertelstündchen die Breter, welche die Welt be deuten, mit de« Podium eine» ConcertsaaleS vertauschen. — Wahrend sich draußen die ersten Schneewollen dieses Winter» herabsenkten, beging die Dieüdner Liedertafel in ge wohnt« Heiterkeit und im alten Glanze ihr Ktrmeßfest in den Raumen de» Meirholdschnr Etablifl.ment». Man war ge spannt darauf, welche neue Idee der erfindungsreiche Tafel meister der Liedertafel, Herr Bartelde», diesmal bitten würde, die Spannung löste sich aber gar bald in da« heiterste Lachen auf, sobald man, eingetreten in d n Saal, dem zärtlichen Miau-Duett eine» Katzenpaares, der Glocke ein»» LammeS und dem Gluxen eine» Stumme» Hühner nachging. Diese Thiere waren zu einer Menagerie vereinigt und umgaben in malerisch drapirten Ställen ein Aquarium, in welchem e.n mächtiger Hecht au» Moritzburg munter plätscherte. Alle dies« Thier« bildeten die Preise um welche die Liedertäfler und ihre Gäste ganz nach Belieben durch komische Vorträge ringen sollten. Die Menagerie hatte ein Dach von großen Klrmeßkuchen, sie selbst erhob sich auf einem mächtigen Unterbau, dm settsam ge wachsene Rüben, Zwiebeln, Krautköpfe und ander« Feldfrüchre de» Herbste« bildeten. Da» ganz« Arrangement warso geschmackvoll und ansprechend, daß e» zum lamm Applaus aufforderte. Gegen halb 9 Uhr ging e» zu, Tafel, welch: durch mehrere trefflich executirte Chöre und Quartetten eingeleilet und durch eine außerordentlich reiche Anzahl von komischen Intermezzos leben der Bilder sc bis über die späte Mitternacht hinaus belebt wurde. Unter Anderm stiegen einige Götter des Olymps, den Musagetm Apollo voran, nebst mehrerm Nusen von ihien himmlischen Höhm theilS auf wiehernden Nossen, theilS zu Fuß auf das Podium der Liedertafel, um zwei verdienstvolle« Vorstandsmitgliedern derselben unter schwungvoll poeti schen Verträgen als Ehrmgabe werthvolle goldene Ringe zu überreichen. Der Gedanke, ein geduldiges Lamm, einen mäch tigen Hecht oder einm Stamm HauShühner sich durch seine Leistungen zu erobern, wirkte spornend und so vertheilte denn schließt die Preisrichter-Jury dm ersten Präs an daS be kannt« liebenswürdige Brüderquartett, den zweiten an zwei HauptsangeSflützm der Liedertafel und dm drittm in Aner kennung seiner Verdienste an dm unermüdlichen Arrangeur de« Festes Warm so die gebotenen geistigen Genüsse ganz außerordentliche, wie man sie in solcher Fülle kaum anderwärts finden wird, so ließen di« kulinarischen Freuden allerdings Manche» zu wünschen übrig. Rur einer Minderheit war es vergönnt, gut zu speisen, die Mehrheit wurde an die in der Wiener Schützenfesthalle gebotenen Speisen erinnert. — Dem hiesigen Stadtrath liegen in Beziehung auf dm Verkauf der Bäckerwaarm gegenwärtig folgmde zwei Fragen zur Erwägung vor, nämlich: I. ob die häufigen Klagm im Publicum über das anscheinend vorhandene Mißverhältniß der Quantität und des Preise» der Bäckerwaarm zu dm Getreide preisen begründet seien und im Bejahungsfall«: II. ob und wie denselben abzuhelfen sei? Ueber beide Fragen hat S'.adt- rath Flath einm umfassenden Vortrag ausgearbeitet, welcher theilS eine gründliche Elörterung der einschlagenden Dresdener Verhältnisse, theilS eine Zusam>nenstellung der deSfaL» erbe- tmm Angaben über die gleichen Verhältnisse in anderm sich, fischen und außersächsischm Städten enthält und auSzugSweis« im „S. Wchbl.' «itgetheilt wird. Derselbe räumt ein, daß bezüglich de« SchwarzbrodeS seit einer Reihe von Jahren der thatsächliche Verkaufspreis beinahe durchgängig ein höherer als der Taxpreis gewesen, seit Aufhebung der Taxe aber auch die Qualität de» Brode» eine wesentlich bessere geworden und jede Erscheinung von Brodmangel entfernt geblieben ist, und daß wenigstens in Bezug auf den Schwarzbrodverlauf in Dresden ein Mißverhältniß zwischen den gegenwärtig stattfin- dmden Brod und Getreidepreism nicht als begründet erachtet werden könne. — Die Direktoren der in Sachsen b»stehenden Handels schulen, Gewerbeschulen u. s. w. treten, von der Regierung dazu oufgeso.dert, hier zusammen, u« über die Leistungsfähig, leit der von ihnen geleiteten Anstalten Bericht zu erstatten. Je nach »em sich ergebenden N-sultat würden letztere nachträg- lich in di« Reihe derjenigen Lehranstalten ausgenommen wer- den, welche berechtigt sind, Reife Zeugnisse für den einjährigen Freiwillizendienst auszustellen. — Die längsterwartete Aus führungsverordnung zum Gewerbegcsetz dürfte nun in Kurzem publicirt werden. Die Verzögerung mag besonders dadurch entstanden srin, daß der Referent derselben, Geh. Regierung«, rath v. Pflugk inzwischen mit Tod abgegangen ist Der Nachfolger in dieser Arbeit ist meines Wissen» Negierungsrath Meusel, gegenwärtig die jüngste Kraft im Ministerium de» Innern. (S. Ztg) — Wer für die Vilvung unserer Heranwachsenden Jugend, sowie für Diejenigen, welche dieses hochwichtige und hälige Werk betreiben, Interesse hat, der wird auch mit freudiger Theilnahme Kenntniß davon nehmen, wenn einem durch lang jährige, geräuschlose, aber segensreiche Thätigkeit treuverdienten Jugendbildner einmal ein Silberblick lächelt Dies wurde — ivenn auch nicht im materiellen Verständnisse dieses Wortes — in dm jüngsten Tagen dem ältesten Lehrer an unserer ersten Bürgerschule, Herrn T. L. Kummer, zu Theil. Nachdem der selbe schon seit 1842 am Ehrlich'schen Gestist als Hilfslehrer thätig gewesen, war er Michaelis 1843 an der 4. Bezirksschule und Ostern 1844 an der 1. Bürgerschule als ständiger Lehre, angestellt worden. Deshalb überraschten ihn seine College» am 25jährigen Gedenktage seiner definitiven Anstellung durch Zeichen ihrer Hochachtung und Fnuirdschaft, und von Seiten der ihm Vorgesetzten Behörden wurde ihm durch Verleihung des Titers eine» „Oberlehrers" die wohlverdiente Anerkennung zu Theil. Möge e» diesem, auch von allen siinen ehemaligen und jetzigen Schülern hochverehrten Jubilar beschieben sein, zum Segen der ihm anvertrauten jungen Seelen und zur eignen Befriedigung noch recht lange zu wirken! — Nach einem in hiesigen Kreisen gehenden Gerüchte steht eine sehr praktische und dankmSwerthe Einrichtung in der Albertsbahnhofssrage bevor. Während «S früher hieß der jetzige Bahnhof solle nngehen und der ganze Verkehr solle nach dem böhmischen Bahnhofe gewiesen werden, hört man jetzt, der Tharandter Bahnhof solle mit dem schlestlchen in der Weise verbunden werden, daß in Zukunft der Verkehr mit Chemnitz auf Letzteren expedirt wird und an der Tharandter Straße eine Haltestelle verbleibt. Demnach würde der Reu stadt ein großer Vortheil geboten. Wenn nun Seiten der Direktion die Einrichtung noch getroffen würde, daß «an zur Benutzung der schlesische« Bahn bereit» an der Tharandter Straße aussteigen könnte, so hätten die Bewohner diele» Stadt- theile» mehr erreicht al» sie sich bei Erlaß ihrer Petition wohl geträumt haben. — Um das Turn.-n in der norddeutschen Armee nach einheitlichen Grundsätzen zur Anwendung zu bringen, werden alljährlich zu einem UnterrichtScursut an der Centralturnan- statt in Berlin einige Unteroffiziere von jedem norddeutschen Regiment commandirt, welche dann die dort erlangten Kennt nisse durch Ertheilung von Unterricht bei ihrem Truppentheil« weiter verbreiten. — Die neue Realschule de» Leipziger Kreises wird nach Döbeln kommen, welche Stadt über Oschrtz und LeiSnig d*n Sieg davon getragen hat. Mit der Realschule soll zugleich nach Anordnung deS Kultusministeriums eine landwirthschaft- liche Lehrabtheilung verbunden werden, wozu der blühende Stand der Landwirthschaft gerade in der Döbelner Pflege auf- fordert. DaS Kultusministerium beabsichtigt, die Realschule schon zu Ostern 1869 und zwar interimistsich in einigm Lehr zimmern der neuen Bürgerschule ins Leben treten zu lassen. — Wie wir vernehmen und die neuesten Veröffentlich ungen (s. den Jnseratentheil der heutigen Nummer d.Bl.) be stätigen, hat veranlaßt durch den erfreulichen Anfang und Fort gang der Zeichnungen de» Verein» für Verwerthung de» Bla- sewitzer Walde» am 5. d. M. eine Versammlung de» Grüad- ungSconsortium» in der Waldschlößchen-Stadlrestauration stall- gesunden, in welcher die Herren RegierungSrath Königthü«, Freiherr von Biedermann und Geh Rath von Opp-ll di» Vertretung de» Lonsortium» nach außen und die interimistisch« weitere Geschäftsführung übernommen habm. So scheint denn da» allgemein mit Sp npathie ausgenommrne Projekt mehr und mehr seiner Verwirklichung cntgrgenzugehen, zumal man sich dem Vernehmen nach auch von außerhalb Dresden» lebhaft für dassübe zu interessiren beginnt. — Gestern Morgen nach ? Uhr bemerkte inan, daß ein junges Mädchen, in der Nähe des Zwingerteiches längere Zeit sich aufhaltend, mit einem Male in's Waffe: sprang, um allem Vermuthcn nach ihr Leben durch Ertrinken zu beendigen. Ein gelber Dienstmann eilte ihr nach, brachte sie lebend, aber durch die Kälte de» Wasser» erstarrt, an's Land und fuhr sie in einer herbeigeholten Droschke nach dem Krankenhausc. — Am Sonnabend Abend wurde ein hiesiger Kaufmann durch di» klägliche Geschrei einer Kctz: auf der Bautznerstraße veranlaßt, da» Opfer einer elenden Thierquälerei von seinen Leiden zu befreien. Sine Katze schleppte nämlich an ihrem Schwanz-; ein große» Stück Holz mit sich welches ihr von bübischen Händen so fest aufgebunden war, baß daS arme Thier bei dec Befreiung von seiner Fessel wie wüthend um sich biß und kratzte — Angelündigte Gerichts-Verhandlungen Heute, Montag den 9 d. finden folgende EinspruchSverhand- lungStcrmine statt: Vormittags 10 Uhr wider Gustav Paul und Genossen hier wegen Fischdiebsiah.s U'i Uhr Privat- klagsache des Stadtrat-I zu Nadeburg witxr den Bildhauer Christian Gotthelf Schlegel m Radeburg. — > 1 Uhr Privat» klagsache Carl P.ter Krusche in Heiderau wider Johann Gott« helf Werner in Gombsen. Vorsitzender: GerichtSrath Ebert — Morgen, Dienstag den 10. Noormder, Vormittags 9 Uhr Hauptverhandlung wider Friedrich Wilhelm Naundorf au» Streng-Naundof wegen Meineids. Vorsitzender: GerichtSrath Jungnickel. — Mittwoch den 11. November, Vormittag» 8 Uhr Hauptverhandlung wider Emilie Minna Schildbach au» WittigSthal wegen Diebstahls Vorsitzender: GerichtSrath Emen. Meine Wochenschau. Also die Landtagillumination hat mit dem Tags Modestu», dem vierten November 186d nach der Geburt un sere« Herrn, wieder ihren Anfang genommen; zunächst in d,r Stadt Berlin, wo die Landtaglichter trotz der Schlaflosigkeit und der angegriffenen Nerven de» Grafen Bismarck wieder einberufen und der Landtag durch eine Rede de» König» von Preußen und norddeutsch« Oberbundesfeldherrn eröffnet wor den ist. Wahrscheinlich werden die Lanotag Christbäume jensett der Mainlinie — die man in Preußen gar zu gern die Mein- linie nennen möchte — auch bald angebrannt, damit die Zei tungsschreiber wieder Futter und der geneigte Leser Gelege«, heit erhält, ellenlange Kammerverhandlungen zu überschlagen. Was nun die Eröffnungsrede de» König» von Preu ßen in Berlin anlangt, so klingt sie trotz der zahlreichen nord deutschen Wachtmannschaf! ungemein f.iedlich, «curat wie die Beust'sche Achtmalhunderttausendmannrrde vor acht Tagen, daß.
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