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Dresdner Nachrichten : 17.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187406175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1874
- Monat1874-06
- Tag1874-06-17
- Monat1874-06
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.06.1874
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»»fli«! r4000«k»r. Sistr-lni.Din,»«« »ul> MIHI >>»»»»«»>» »»I Voll« t« tzomdur,. »er- >re»l»u, tzronkfur»», M. - »>L lt°«. In «rrll». «len. Hamdurz, Nr-Ksur, Mil«. g«ß-- v»»b« » c». in tzr-Ert M. - V» V«I»» in »»emnitz. — ll»- »,»i« i v«. tz> Varl». Tageblatt für Unterhaltnug n»d Gcschiistsverkehr. .Druck und Elgenthum der Herausgeber: Likpsch Neichardt in Pressen. Verantwort!. Redacteur: ÄllliNS Rcichardt. Snleratemeiden Manen.» «roll« IL dnacnomiik» »I» vib. e» Uür, Eonnro« »ll Mlttaz« ir vdr. D Neuiiadt: »rohe Kioixr- oasie ü blr Nl>chn,.4 UI,n. Der Alwin einer ein IVLMacn P.'lN^ilc ka!>e> I» Psg. N0,<,.l!.«dl Uk L-il- ü Eine Haronttc ,nr da« nächsilnainc E.schei nen brr Jnjer.nc wir» nicht gegeben. »In»wSrtige »innonce»- Slußiazc von nn« nnbc- kannlen "lrmen u. Per- Ionen t»I riren wir nur gegen Pranumcrniido- UalNung dn.ch .i f» »-arlc» oder Peni>n»i!» Ixnz. » Liiien lolt.ir l>, Aar, Aui!»arl.,e können die Zahinng auch »Ni eine DrerönerNir.un onweiien. Tie irw- «r. 168. Reiinzchiiter Jahrgang. MItrevacteur: vr. lk»«>> Msr«^. Für baS Feuilleton: Hart«»»»«, Dresden» Mittwoch, 17. Juni 1871. Politisches. Ein winziges Telegramm, welch s noch spät Abends auf der Redaction der Nachrichten einlraf, h ibcn wir nicht allen unfern auswärtigen Lesern bereits in gestriger Nummer mitlheilen können. Es lautete: „Die Versailler Assembler nahm mit 345 gegen 34l die Dringlichkeit an für de» Antrag Perier: de finitiv die Republik zu constituiren." Das llingt harm los, verändert aber die politische Lage Frankreichs vollkommen. Freilich — was sind vier Stimmen Majorität! Ein Nichts. Ein Schnupfen, eine Migräne braucht vier Abgeordnete zu befalle», und die Majorität würde zur Minorität. Aber im entscheidenden Augen blicke, am l5. Juni Abends 7 Uhr 10 'Minuten, waren die franzö sischen Vollsve tretcr, die an Diöeiplin und Anwesenheit mancher deutschen Kamm r zum Muster dienen könnten, richtig beisammen. Sie stimmten für die Repu blik. Di.' Parle en verhielten sich etwa so: Die äusjerste Rechte und ein Tbeil tnr Rech en, chso di: meisten Legilimistcn, Orlcanisten und Ustramonst «e > stimmten gegen die Eonstituining. Ebenso die Bmapcwtist n, Mann für Mann. Aber nicht nur alle linken Element-', a''c Aepub'.ilancr, verlangten eine eheliche 7jährige Re publik unter einem Präsidenten (mir drucken den Wortlaut des An trages unter Tagekg-schichte wörtlich ab), sondern auch viele be sonnene patriotische Mail!.er der Rechten, welche einem Königlhum mehr als einer Republik zugclh nr sind und die nur, weil ersieres zur Zeit aussichtslos ist, aus Vaterlandsliebe für die republika nisch e O r d u u u g stimmten. ES stand »nr die Mahl, ob republi kanische oder bonaparlistische Ordnung. Denn, wenn Pericr's Antrag durchfiel, so hätte die Linie den Antrag auf Auflösung der Rationalversamin'ung gestellt. Und Neuwahlen jetzt, nachdem die Franzosen Lroglic'ö Attentat aus das allgemeine Wahlrecht ab geschlagen hatten (er wollte erst den 25 jährigen Familicnvälern das Stimmrecht lassen und damit die freisinnige Partei dccimircn, , nach diesen Vorgängen, das mußte sich die Rechte sagen, konnte sie bei Neuwahlen nur noch verlieren. So entstand die vierstimmige Majorität für die Repnblik. Zunächst sieht es also bei unfern hitzigen transrhenanischen Nachbarn etwas besser aus als vorgestern. Die Napoleoniden na türlich schnauben Rache und es ist nicht unmöglich, daß sie sich bis zu einem Crawall Hinreißen lassen, vielleicht die Assemblce, nicht etwa legal sich auszulösen drängen, sondern zu sprengen versuchen werden. Ihr Herr und Meister, Napoleon >0., liebte ja ebenfalls stets im Trüben zu fischen. Einen depnmireilden Eindruck wird die Ordnung der franzö sischen Staatsfragcil auf die deutschen Socialisten - Schreiführer machen. Von Paris winkt ihnen zunächst keine Parole zum „Los gehen;" und innerhalb Deutschlands und Oesterreichs sind sie eben falls von zwei Seiten bedrängt. Einesthcils kehren sich viele deut sche Arbeiter, die auf Ehre und Fleiß etwas halten, von den Schimpfereien und der,Tyrannenwwthschast der „Führer" ab. Und die Verbleibenden werden, wenn sie von ihren sauer ersparten Groschen geschröpft sind, einschcn, daß ihre „Führer" nichts für sie erreicht, sondern sie „angeführt" haken, und zuletzt auch weise werden; belehrt sie doch nicht mindcr der finanzielle Rückschlag de Jahres 1874 Vor nun einem Jahre dachte Jeder, der nicht mit gründen, nicht sein Capital in 24 Stunden verdoppeln, nicht als Actionär lungern konnte, — er sei ein unglücklicher Mann. Wie viele brave Arbeiter sind heute durch Mehrnn dienst und Sparsam keit zu einer sicheren ehrenvollen Existenz gelangt — und die „Grün der," die „Actionäre," die „Bourgeois" sitzen sorgenschwer in der Tinte. Was ist besser, mit den Händen seinen Kräften gemäß et was Reelles zu schaffen —- oder 40Procent auf faule Werthe „nach zahlen" müssen, wenn man nichts mehr nachzuzahlen hat. Die windigen „Führer-Schreihälse" halten doch den deutschen Arbeiter für zu dumm, wenn sic denken, er mache sich die veränderte sociale Lage dieses Jahres nicht klar. — Neben dem Abfall der ehrlichen Arbeiter droht den Windmachern der — Staatsanwalt. Wie wir gestern bemerkten: bis zum Jota des Gesctzbuchstabens ließ man die Wühlereien und Zmietrachtftreiiung gewähre», die Herren trieben s denn auch immer ärger, ihre Organe druckten täglich Dinge, die, wenn wir sie gedruckt Hütten, längst zu Processen geführt hatten. Jetzt reißt ver Strick — nach dem Vereinsgesctz, welches geheime in ternationale Verbindungen nicht duldet, ist Don Quixote Hassel- mann aus Berlin verwiesen worden. Zunächst beehrt die Partei Bremen mit dem „Sitz" ihres Paschaliks. lieber die hochmüthige römische Tyrannei, welche die schwarzen Unholde, ganz so gediegen wie die Rothen, vollführen, gicbt die „Westfälische Zeitung" einen hübschen Beleg. Man erinnert sich noch der Ratiborer Ergebenheitsadresse, welche vorigen Winter von schlesischen guten Katholiken an den Kaiser gerichtet ward, in wel cher sie die Treue des Glaubens und die Treue zum Kaiser allzeit verbinden zu wollen gelobten. Die Hierarchie erhob einen bitter bösen Kampf gegen die Unterzeichner des Blattes, welche denn auch thrils widerriefen. Mit welchen Mitteln aber der Zwang geübt ward, erhellt daraus, was in der österlichen CommmuonSzeit den Unterzeichnern zugemuthet ward. Es wurde denselben nämlich von derPfarrgcistlichkeit mitgethcilt, daß zufolge höhcrerAnordnung die Zulassung zu den Sacramcnten nur erst dann erfolgen könne, wenn die Unterzeichner vorher auf dem Pastorat, resp. bei dem be treffenden Beichtvater in dessen Privatwohmmg durch schriftliche Erklärung ihre Unterschrift zurückgezogen hätten. Also eine öffent liche Sühne, weil öffentlich gesündigt war! Wenn neulich ein Mit glied des preußischen Centrumü äußerte, daß der StaatSkatholikcn- Adresse ein trauriges Ende geworden sei, so fragt man wohl mit Recht: Gibt eS etwa« Kläglicheres zur Unterdrückung der Freiheit de« Gewissen», als die Anwendung solcher Mittel ? Sind das Waffen, womit der Kampf kür Wahrheit, Freiheit und Recht geführt werden soll? In Berlin herrscht „Meeresstille und glückliche Fahrt", es passirt Nichts. Und doch! Wir müssen freilich eine Staatsnction in den Kreis politischer Erwägung ziehen, welche eigentlich nur unfern Herm Feuilletonisten angeht. Mag cr's verzeihen. Wie (im Feuilleton) kurz gemeldet, gastirtcn auf der Berliner Friedrich- Wilhclmstädtischen Bühne die Hofs chauspieler von Meinin - gen. „Nun, das soll doch nicht" — mein lieber Leser, das ist an sich Nichts Politisches, obgleich der Herzog jenes hübschen idyllischen LändchenS zugleich der Regisseur seines Theaters ist. Aber die Meininger haben Berlin erobert, das ist das politische Ereigniß! Berlin war elektrisirt von der Tüchtigkeit und Nichtigkeit des Meininger Schauspiels, welches die kundige Hand der Leitung, künstlerische Hingabe aller Einzelnen und den echten Geist der Poesie athmcte. Ach, von diesem Geiste haben die armen Berliner „nur cncn janz blassen Schimmer". Selbst der Kaiser hörte zweimal vonA—Zdcn langen „Julius Cäsar" mit gespanntem Interesse. Er giebt das 10—LOfache Geld aus für die dramatische Kunst, und hat keine Bühne, die es entfernt mit den lleinstaatlichen Meiningern nufnchmcn kann, und Herr v. Hülsen vermehrt die Beschämung der Großmacht Preußen durch einen Ukas die bestochene Presse, die Reklame hätte allein den Erfolg bestimmt. Wir aber erinnern die nationalen Centralisten, aus diesem Vorgang zu lernen, daß etwas in den Mittelstaaten und Kleinstaaten gefördert und geleistet wird, was nicht im Exercierreglemcnt steht, das ist die hehre deutsche Kunst! 1'oralcS und Sächsisches. — Die lönigl. sächsischen Officiere: Oberst v. Walter vom 3. Reiter, Major v. Kirchbach vom Gardereiter-, Major Edler v. d. Planitz von, 2. Illanen-Regiment Nr. 18, welche zu den Exercitien und Besichtigungen der Gardc-Cavaleric-Ncgimenter nach Berlin kammaiidirt waren, haben sich nach Beendigung dieses Commandos in ihre Garnisonen Borna, Dresden und Nochlitz zurückbegcben. — Zu der evangelisch-lutherischen Landessynode hat die Juristenfacultüt zu Leipzig ihren Decan, Herrn Prof. vr. Fried- bcrg, zum Mitglieds der Synode ernannt. Im 23. Wahlbezirke ist Herr Superintendent llag. Böhmel zu Markneukirchen zum Abge ordneten gewählt worden. (Dr. I.) — Die Stadtverordne ten haben demnächst schon einen 11. be soldeten und eiuen 16. unbesoldet«» Stadtrath zu wählen. Der neue 11. und letzte besoldete Stadtrath wird bis auf Weiteres die Angelegenheiten des UntcrstützungswohnsitzeS, die Bundes- und Staatsangehörigkeitssachen, die Direction des Kranken- und des Waisenhauses, des Asyls für Sieche, der Männer- und Frauenho spitäler und der Agathestistung übernehmen. — Das bekanntlich bereits von dem städtischen Oberingenieur Manck ausgestellte Prostet einer dritten Elbbrücks bedarf nach dein maßgebenden Gutachten der Kgl. Wasserbaudircction, welchem sich das Kgl. Finanzministerium angeschlossen, der Modifikationen ber. Umarbeitung. Nachdem die Bedingungen specieller als früher festgestellt worden sind, von deren Erfüllung die definitive Geneh migung des Projekts abhängig zu machen ist, soll ein neues Prostet ausgestellt werden. — Manche unserer Leser werden sich noch erinnern, wie viel seiner Zeit wegen Errichtung öffentlicher städtischer Elbbäder in den beiden slädtischon Eollegicn geredet und geschrieben worden ist, wie beinahe jeder einzelne Balken besprochen werden mußte und wie es mit 'Mühe und Noth gelang, noch in diesem Frühjahr einige solcher Bäder auszustcllcn. Nu», zwei stehen wirklich da, aber man kann nicht sagen, daß was lange währte, gut geworden sei, denn im Franenbad hat sich, wie es im Rathsprotocoll über die Plenarsitzung vom 9. d. heißt: „der Mangel besonderer An-und Aus- klcidcräume herausgestellt," und obschon man die Ausgabe für die Bäder ganz genau berechnet und verbucht hatte, werden nun noch 160 Thlr. zur Abhilfe dieses UebelstandcS, zur Errichtung von 20 kleinen Abteilungen zu beiden Seiten der Bassins nöthig. Wie man eine solche, bei einem Frauenbade doch selbstverständliche Einrichtung vergessen konnte, ist merkwürdig. Merkwürdig wäre es aber auch, wenn sich die beiden städtischen Kollegien noch in diesem Sommer über die Einrichtung der Ankleideräunie und den Kostenpunkt so einigen sollten, daß das Bad noch in dieser Bode- Saison ohne „Mangel" der Benutzung übergeben werden kann. — Der hiesige Droschkenbesitzer-Verein hatte vor Kurzem bei der Kgl. Polizeioirection ein Gesuch um Erhöhung des bestehenden Fahrtarifs eingercicht und dasselbe durch den Hinweis auf die erhöhten Futterpreise, Arbeitslöhne re. begründet. Das Gesuch mußte von der Polizei an den Rath gegeben werden und dieser hat in der letzten Plenarsitzung — obschon die 2. Rathsab- thcilimg unter gewissen Bedingungen der Erhöhung des Tarifs nicht abgeneigt war — in seiner Mehrheit sichgegeneineErhöhung erklärt. — Die Wasserrohrlegung auf der obern Pillnitzerstraße ist ziemlich beendet und hat sich ancrkennenswcrth rasch erledigt. Auch ist die Straße wieder zugeschüttet und gepflastert. Man reißt sie nunmehr auf der andern Seite wieder auf um die Gasröhren zu verlegen. Ein arger Exceß entspann sich am vergangenen Montag Slbend am Arsenaibau zwischen zwei daselbst beschäftigten Zimmer lcuten und ihrem Polier. Letzterer hatte die Beiden, als sie während des Verlesens sich ungebührlich betragen, zur Ruhe verwiesen, da durch aber gerade dcts Gegenthcil und zwar in dem Grade bewirkt, daß Beide niit ihren Aextcn bewaffnet gegen den Polier und die denselben unterstützenden anderen Arbeiter zum Angriff vergingen und mehreren derselben Verletzungen beibrachten. Nachdem man Beide schließlich überwältigt und in eine Bude eingeschlossen hatte, deren Thüre und Fenster von ihnen zertrümmert wurden, war die unterdessen requirirte Polizei eingetroffcn, die jedoch gleichfalls auf drohend erhobener Axt, während der Andere sich beruhigt hatte, ge bunden und so nach Nummer Sicher gebracht werden mußte. — Ein Tanzsaal bietet immer viel Gelegenheit znm Stehlen von Garderobcstücken und findet der Dieb dabei in der Regel inmit ten des Vergnügens Zeit genug, um sich mit seiner Beute unbemerkt zu entfernen. Nicht so erging es am Abend des vergangenen Montag in einem derartigen NergnügungAokcck in Antonstadt solch eine», mit dergleichen Annexionsgelüsten Behafteten, denn derselbe wurde, nachdem er sich einen Ueberzieher, einen Hut und Regenschirm zu Gemüthe gezogen und damit bereits auf die Straße gelangt war, verfolgt, sammt seinem Raube abgefaßt und mit ihm unter dem heftigsten Widerstand, so daß man ihn hat binden und auf einen Wagen laden müssen, der allbekannte Weg hinter die Frauenkirche angetreten. Wie wir hören, soll der Urian sich später als ein längst steckbrieflich verfolgter Maurer entpuppt haben. — Von Herrn Carl Aug. Berger, Bediensteten beim könig lichen Hoftheater, wird uns Folgendes erzählt. Er ging am Sonn abend, Abends gegen 11 Uhr, mit seiner Frau nach der Nauslitzer Ziegelei — er wohnt in NauSlitz — als er sich plötzlich von einem entgegenkommenden, sichtlich angetrunkenen Mann, angefallen sieht und ohne jede Veranlassung geschlagen und gemißhaudelt wird. Natürlich setzt er sich zur Wehr und nun springt der bestialische Mensch von Berger zu dessen Frau und wüthet auf das Tollste. Vor Allem gebrauchte er seine Zähne; er biß wie ein Thier uni sich, biß die Frau durch die Kleider und den Strumpf in die Wade und auch Berger erhielt einen Biß ins Bein. Die Kleidung der Frau Berger ist dabei ganz zerrissen worden. Es gelang den Angefallcnen doch aber, den frechen Menschen in die Flucht zu schlagen. Natürlich machte Berger dem Landgensdarmcn sofort Anzeige und nach der Beschreibung, die er demselben von der Persönlichkeit des Straßen räubers geben konnte, glaubte der Gensdarm auch einen „alten Bekannten" zu erkennen, den aufzufinden ihm hoffentlich bald ge lingen wird. — Das Reichs-Karnler-Amt pndlicirt soeben daö vom Bun- dcSrath keö Deutschen Reichs vereinbarte Betriebs. Regle ment tüc die sämmtlichen Eisenbau ne» Deutsch lands — auch Privat-Bal'ncn — vom I I. Mai 1874 «Berlin. Verlag von L. Raul)), welches vom l. Juli t. I. an gesetzliche Giltigkeit hat und die Bestimmungen über Beförderung von Per sonen, Reisegepäck. Thieren und Gütern enthält. Blättert man das Reglement durch, io wird man sich sehr bald darüber klar, daß trotz der Vertrautheit des Publikums mit dem Eisenbahn betrieb viele der ausgestellten Regeln und Bestimmungen — vb- schon meist bereits früher auch vorbaudeii — noch wenig oder gar nicht bekannt sind. Hcben wir Einiges aus dem iiiicrcssantcn Büchclchen hervor! Daß das Eisenbahn Personal h ö > Ii ch und bescheiden sein soll, ist bekannt und man findet cs hier in Sach sen auch meist so; wir hörten schon von verschiedenen Reisenden, wie sie »amcn.lich an der Hösliebkeit und Zuverkommenhcit der Schaffner re. bemerkten, daß sie durch Sachse» '»hren. Weniger bekannt dürste sein, daß Diejenigen, welche bis 5 Mi nuten vor Abgang des Zuges noch kein Bilict gelöst, auf Verabfolgung eines solchen keinen Anspruch haben. Bisher ward bekanntlich diese Bestimmung nicht ersüllt, denn »och in letzter Minute veravsolgtcn die Eassirer Bilicts, was. beiläufig gesagt, Manchem recht zu Statten gekommen ist. Wenn Jemand an einer derartigen sichtlichen .nrankhclt leitet, daß er der Nachbarschalt augcnschcinllch lästig werden würde, so kan» er von der Mit- oder Weiterreise anegeschlossen werden, wenn er nickst ein separates Eonpce bezahlt. Eine wohlzilbcachtende Besklnuiiung ist, daß derjenige Reisende, welcher zu spät gekom men, um sich noch ein Bilict zu kaincii und gleich in den Fug cinstcigt, dem Schaffner aber sofort sagt, baß er noch kein Bilict habe, einen um 1 Mark erböhtcn Favr preis m zahlen hat. Also hübsch zeitig kommen. Wer sosoiiige Zahlung i cr- wclgcrt, kann bei der ersten Gelegenheit auogciclst werden. Na h dem Abfahrtssignal der Dampsptcisc darf Niemand mehr mltsahren und wer zu spät gekommen ist, kann zwar sür sein Bilict mit einem nächsten Zuge iahren, bei Rctourbilleis und Billets zu Rundreisen wird aber dann, wen» auch der nächste passende Zug erst am andern Taac sährt, die scstgcsctztc Gillig kcitsirist deSBistetö nickst verlängert. Mio viel wird immer über das Ocffncn beziehentlich Verschließen rer Fenster gestritten, da stehts nun: Aus Verlangen auch nur Eines Reisenden müsse» die Fenster aui der Windseite geschloffen werden. El- garrcn kann man bekanntlich in allenElassc» rauchen — natürlich außer in de» Eoupcco sür Damen und Nichtraucher -- und brauckst da in der III. und II. Elasse gar 'Niemand zu fragen, aber i» der I. Elasse hcißt'o sehr höstich lein, da muß man tic Zustimmung aller in dem Eonpce Mitreisenden cinholcu und wenn es einem xi-aiicl tzeipnoul- beliebt ,.in-n" zu lagen, so sagt man einfach „von" und steckt tic Eigarre wieder ein, trenn man nicht In cln Rauchcoupce dieser Elasse gelangen lann. Die Nils nähme feuergefährlicher Gegenstände ist verboten und nur Z iger und im öffentliche» Dienst stehende Personen dürst» F'aiidm,».- tion »nd ein Gewehr mit ins Eoupec nehmen: der Lani cco Gewehre« muß aber fortwährend nach Oden geaalten weiden. Der Fahrgast soll nicht renitent gegen das Dienst! erional, aber auch nickst betrunken sein und vor allen Dingan sieh bekannt lich höchst anständig beuch ne», so er aber Eines odei alles DreieS verbricht, so wird er ausgcietzt und sei» Fahrgeld ist ver loren. Mit dem „Angetrunken" sein, Wilds nicht immer so genau genommen, wa» sollte zum Krempel aus dem berühmten graue» Zug von Meißen werten ? Da kämen wohl ost nur lehr Wenige nach Dresden zurück, wenn sic wegen eines „Schwips" oder „Spitz" oder entschiedenen „Affen" iiiitcrwcgs in ihrer Hiliü- losigkeit auSgescßt werbe» sollten. Fehlende Gepäckstücke werten erst nach Ablaiis von drei Tagen nach Nntnni't des Zuges, zu welchem dieselben ansgcgcbcn sind, am der Bestimmungsstation tcS Reisende» als in Verlust geratl cn betrachtet, erst dann kann der Reisende Entschädigungsansprüche erheben. Dcr T ranopori esner Leiche muß, wenn er von derAnsgangsstation tes Zugeo cOolge» soll, wenigstens t> Stunden, ans einer Zwüchenslation mindestens 12 Stunde» vorher angcmcldct, auch Egnipagc» müssen zwei Siunden vorher angemeldet »nd eine Stunde vorher zur Expe dition eingclicscrt werden; in den Egnipagc» sitzen zu bleibe» während der Fahrt, ist den Reisenden nickst erlaubt. Die Be stimmungen sür den Transport von Hunde», P'crdcn >e. sind wesentlich nickst verändert. Weniger bekannt dürsten die Mail- mal-Entschätiaungssätze sein, nach welchen die Bahnen Thlcrc, bei deren Ausgabe eine Werthangabe nicht erfolgte, wenn sie durch Schuld t« Bah» bei werden, ersetzt. Es werden gezahlt 450 Mark für ein Pferd; den heftigsten Widerstand stieß, so daß der Eine von ihnen mit zio Mark für einen Mastochs,n ; lüo Mark lür ein Hauptpind-
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