Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 02.06.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187606020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-06
- Tag1876-06-02
- Monat1876-06
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.06.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1» d,r «rlpedtitün Maeienstraie 12. Abo»- »e,ueul»vrei» vierleljbtix lich 2 Marl c^-Psge.durch di« Post st Mark 7Ü Pigc. Stnzel.Niimmcr» lUPsqc. «iuIUlg« 30000 i!rpl. gilr die Rückgabe elnge- landlrr Maunlcripte nacht sich die Ncdaclton uicht verbiudlich. Inseralen Nmiabme au». Iv.iltS': tI»Loon"taill uuä Vuziar in Hamburg, »Irr. iiii, Ssticu, Uetpjig, Baiei, Brrilau, grauksurt a. M. — Ituü. No»»» IU Bcritli, Leipzig, Wtcu. Hamburg, «raukjurt a. M., Miiu- cheu. — Ouuda L 6a. tu gnuikturl a. M. — de. Vai^t iu übemuig. — lia- -»».Nubtta. stuilior L 6u. tu Part». Tageblatt für Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr., Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Litpsch k Ntlchar-t in Dresden. Verantw. Nedacteur: Friede. Gocdsche in Dresden. Inserate werden Marien« >-urai>e Ist augenommeu bis Ad. b Uhr, Sonntag» bt» Mittag» 12 Uhr. In Neustadt: grode jliostel- gasse dbt» Nachm. < Uhr. Der Raum einer ci». spaltiaeu Petttzetse kostet i » Psar. Ütngeiandt di» «eile M Ptge. Eine Garantie jur da» »achsttligigc Erschei ne» der Inserate w>? nicht gcgedcit. Nndwürtige Nnnoncerr- lünslräge von UN» »::bc» kannten girineu und Per sonen inseriren wir nur argenPranumcrandi« «alrluna durch Vrtrst nrarkr» oder Postcinz :> lnng. Acht Erldr» kog n >', Piae. Ins-rate ,:>v die Montag» ^ st,umunr oder »ach einem ^esüage d.r Pelilzeile 20 P,g«. IN Ar. 154. Eimmdzwa»;igstcr Jahrgang. 4M»««»--.»» Politisches. Beim Bnrte des Propheten! Diese Reform-Türken verstehen daS Nevolutionircn kunstgerecht. Seit Wochen war die Absetzung Abdul Aziz s wohl vorbereitet. Die Gesandten wußten, das; sein Sturz bevorstehe. Am 30. Mai früh füllten sich die Straßen Stam- bulS mit Volksmasscn. An der Spitze der Bewegung standen die Softa's und ihre Professoren (Hodschah's); die Hauptmasse bestand aus den vier hervorragenden Gilden der TalundschinS (Feuerwehr männer), SakadschinS (Wasserträger), HamalinS (Lastträger) und Kaidschis (Bootführer). DaS Militär war gewonnen und srater- nisirte mit dem Volke. Die Minister traten zum Sultan, der bleich und abgespannt sein Schicksal erwartete. Alle seine Freunde, der Dschalal-ad-Din (Polizcipräselt), der Kaddi-al-Askcr (Oberrichter), der Khalib (Vorbetcr), hatten ihn aufgegeben, sogar sein Groß- Cunuche ihn verlassen und seinLieblingSsohn,Jussuf-Jz;cdiu,jdem er gern die Thronfolge zugcwcndet hätte, hatte als Commandant der kaiserlichen Garden keine Gewalt. Der Sultan, rückenmarkskrank wie er ist, war zu schwach, die grüne Fahne des Propheten zu ent rollen und damit die MoSlemius zu jseinem Schutze aufzurufc.i. Er ließ sich gebrochen in denselben Kerker abführen, aus welchem man seinen Neffen Murad unter dem betäubenden Jubclschrei: „Binja Ascha Sultan Khan Murad'." hervorgcholt und auf den Thron des Khalisen gesetzt wurde. Was wird aus dein Ex-Sultan und seinen 4 Söhnen? Früher wäre man mit der Antwort aus diese Frage rasch bei der Hand gewesen. Für mißliebige Weibe hatte man am Bosporus das Ertränken, für gestürzte Sultane und Wesire das Erdrosseln; aber Sack und seidene Schnur sind selbst in Stambul durch die Civilisation verdrängt worden. Voraussicht lich wird der neue Herrscher des Osmanenreichs seinen gestürzten Oheim sammt dessen hoffärtigen und dummen Mutter nebst seinen Söhnen in strengem Gewahrsam behalten und eine Keine Pension verzehren lassen. Ein Frci-Exemplar der „DreSdn. Nachr." steht Abdul Aziz gern zu Gebote. Aergerte ihn, als er noch der „Schatten Gottes auf Erden" war, unsere frcimüthige Kritik seiner Habsucht, Verschwendung und Wollust so sehr, daß er uns den Namensvetter seines Nachfolgers, Murad Esfendi, über den Hals schickte, so wollen wir jetzt, ivo er im Unglück sitzt, ihm unser Trostwort nicht ent ziehen. Als er einst in Paris die Wunder der Welt-Ausstellung anstarrtc, entfuhr ihm das Wort: „Kurs üeureux!" Jetzt seufzt er gewiß: Kui» wmlbeureux!" Murad V. ist ein Mann von durchaus europäischer Bildung. Die Partei der Reformtürkcn, die in ihm ihr sichtbares Oberhaupt gefunden, trachtet darnach, die Existenz der Türkei durch Anschluß an die europäische Eultur zu retten. Im Nathe Murad'S sitzen die aufgellärtestcn Köpfe des Islams, vor Allem aber ist der englische Botschafter die Seele der ganzen Neformbewegung. ES ist kein Ge- hrimniß mehr, daß England sowohl die jungtürkische Bewegung untei halten, als auch die Entthronung des abgelebten Abdul einge leitet hat. Sir Elliot wird daher am Bosporus künftig die maß gebende Nolle spielen, und der Nüsse Jgnatiew ist vollständig in den Genitiv gestellt. Der englische Leopard führte mit seinen Pranken einen mächtigen Schlag gegen den russischen Adler, der seine Fänge bereits tief in den Leib der Türkei Angeschlagen hatte. Unter solchen Umständen bleibt den in Berlin versammelt ge wesenen Kanzlern nichts übrig, als zu dem üblen Spiele gute Miene zu machen. Sie können doch unmöglich auf der Forderung bestehen, daß das neue Regiment binnen acht Wochen eine vollständige neue Ordnung einführe. Man wird der Türkei Zeit dazu gewähren müssen, um so mehr, als die Reform eine gründliche zu werden ver spricht. Man stelle sich einmal vor, was allein für die Türkei die „Abschaffung des Serails" bedeutet! Zum Glück verfügt das neue .Regiment über Geldmittel genug. Der entthronte Sultan hat ^Schätze aufgehamstert, die man auf 200 Millionen Mark taxirt. Damit kann man schon zunächst etwas leisten, Flotte und Heer auf guten Zustand bringen, den Truppen den rückständigen Sold auS- zahlen und zunächst die Grundbedingung jeder Reform: Ruhe und 'Frieden im Reiche, schaffen. Damit wird die orientalische Frage ihres bedrohlichen Eharacters entkleidet.j Mitredaeteur Für daS Feuilleton: Dresden, Freitag, 2. Juni 18-6. Locales uvd Sächsisches. — Dem geh. Mcdicinalrath Prof. Ur. meck. Ernst Leberecht Wagner in Leipzig ist der kaiserlich russische Annenorden 2. Klasse verliehen worden. — Beide Kammern halten heute die letzten Sitzungen vor den Ferien. Sic werden jedoch schon am Mittwoch wieder zusammen treten. Der Landtag soll unbedingt noch vor dem 20. Juni ge- s chlossen werden, da der König um jene Zeit seine Reise nach der Schweiz antrcten wird, jedoch vorher persönlich den Landtag zu schließen gedenkt. — Unser gestriger Bericht über die künftige König!. Sächs. Zprocentige Rentenanleihe bedarf mehrfacher Ergänzungen. Die auf 101 Millionen Mark abgerundete Rente ist nämlich außer zum Ankäufe der Chemnitz-Aue-Adorfcr, der Sächsisch-Thüringi schen, Chemnitz-Kommotaucr, Hainichen-Roßweiner und Zwickau- Falkensteiner Bahn, auch noch wesentlich zur Ausrüstung dieser be kanntlich mit sehr wenig Betriebsmitteln ausgestatteten Bahnen be stimmt. Diese Neubeschaffungen an Lokomotiven, sonstigem Fahr park und dergl. sollen für 5^ Millionen Mark bewirkt werden und führen hoffentlich der sächsischen Eisenbahn- und Maschinenbau Industrie neue Aufträge zu. Weiter sollen von jener Hauptsumme 10,171,000 Mark zum Neubau der Niesaer Elbbrücke, zum Umbau de» Riesaer Bahnhofes und zurBollendung einiger Bahnhofsbauten der Leipzig-Dresdner Bahn verwendet, mit weiteren 1V, Millionen die Cassenscheine der Leipzig-Dresdner Bahn eingezogen werden. Diesen Summen wachsen noch zu: 24 Millionen zur Rückzahlung der am 1. Juli 1876 fälligen Schatzanweisungen, ferner 40 Mil lionen zur Bestreitung der Ausgaben im auß«ordentlichen Budget, also Vollendung der im Bau begriffenen Staatsbahnen, Militair- ctablisscments, GerichtSgebäudc, Seminare und dergl. Mit jenen 101,370,000 Mark ist aber natürlich nicht die neue Nentenschuld erschöpft. Es tritt zu ihr noch eine fast eben so große Nentenschuld, nämlich IM Millionen Mark Capital zum Ankauf der Leipzig- Dresdner Bahn, macht schon über 200 Millionen Mark. Da nun aber die neue Staatsschuld nur zu 3 Procent verzinst wird, muß sie, um zu dem landesüblichen Zinsfuß Abnahme zu finden, zu einem niedrigeren Course, zwischen 70—72, das Capital zu einem höheren Ncnnwerthe auSgegcben werden. Wir hören, daß die neue Rentcnanlcihe sich auf 4M Millionen Mark Nennwerth beziffern wird. Dafür hat unser Land aber auch einen mächtigen Besitz an Eisenbahnen und die Möglichkeit erhalten, denselben einheitlich und rationell auSzubcutcn. — Von 62 Baustellen, welche die Ballgesellschaft Westend gestern öffentlich zum Verkauf ausgeboten, sollen nur neun erstan den worden sein. Auch ein Zeichen der Zeit! — Am Mittwoch Vormittag ist einem auf dem Güterbahnhofe beschäftigten Arbeiter beim Ablader, von Bierfässern der linke Goldfinger zerquetscht morden. Schlechter ist es mehrere Tage zuvor bei einer gleichen Gelegenheit am Schweizerhäuschen einem Bierkutscher des Hofbrauhauses ergangen, dem durch ein hcrabrollendes Faß der eine Unterschenkel zerbrochen worden ist, weshalb er nach dem Krankcnhause hat geschasst werden muffen. — Jener bisher unbekannte Selbstmörder, der sich am vorigen Sonnabend früh in den Anlagen der Vürgerwicse erschossen hat, dürste nach den in seiner Leibwäsche befindlichen Zeichen U. D. identisch sein mit einem Fremden, der in einem der ersten Hotels der Altstadt in den letzten Tagen der vorigen Woche unter dem Namen „Richard Lohneck auS Bremen" logirt hat. — Vorgestern Abend gegen 8 Uhr wurde am Viaduct das vor einem einspännigen Wagen befindliche Pferd eines Holzkohlen- händlcrs aus Moritzdorf infolge Pseifcns einer auf der Marien brücke dahinsahrenden Locomotive scheu und ging durch. Der Ge- schirrinhabcr, ein Mann von 40 Jahren, wurde gleich anfangs vom Wagen herabgeschlcudert, ließ aber den Zügel nicht loS, wodurch es kam, daß er geschleift wurde und auch einige Male unter das eine Vorderrad gerieth. Dadurch wurde seineKrastcrschöpftund mußte er loslassen, während das Pferd mit dem Wagen fortraste. Mau hob den Verunglückten auf und schaffte ihn nach dem Krankcnhause, wo sich verschiedene Rippen- und andere Knocheubrüche bei ihm herauS- gcstellt haben sollen. — Landtag. Die 1. Kammer genekmigte auf Vortrag dcS Referenten, LandcSältestcn Hempel, wie die 2. Kammer, 25,000 M. als Bercchnungögeld zu Bauherstcll ungen im Schlosse Hubertuöburg. daS vom MllltärfiöcnS bekanntlich gänzlich geräumt wird. Sodann verbandeltc die Kammer über mehrere Petitionen und beschloß, die Petition dcö Vorstandes dcS Zilier- schenllcbungöschnivcreinö: den bisherigen staatlichen Zuschuß von 1800 M. auf wenigstens 5000 M. zu erhöben, nicht, wie die 2. Kammer, der Regierung zur Berücksichtigung, sondern nur zur Kcnntnißnahme zu überweisen. Die Petition dcS Stadtgcmcinve- rathö zu H ohnste > n eines der neu zu errichtenden Seminare nach dort zu verlegen, wurde der Negierung zur Kcnntnlßnabme überwiese». DaS Gleiche geschah mit den Petitionen de» Gc- meindcrathö zu Gohliö (bet Leipzig) und des Stadtgcmelnbe- rathö zu Fraucnstein, welche ebenfalls sür ein dort zu errichtendes Seminar clntreteii. Die städtischen Colle- gien zu Radeberg wollen ebenfalls eine höhere BllvrmgS- anstalt, insbesondere ein Gpinnasium oder Lehrerseminar und wer den eben so dcschicden, wie Pie vorgenannte» Petitionen. Die Pc- Ltadtrattzö zuDeIönitz. die dortige Lupcrintendenlur Hand reichen Materials zu dem Schluffe, daß ln Sachsen be. züglich der Maldcuitur eine Rothlage nicht bcsieie, welche die Erlassung eines WaldschutzgcsetzcS nothwcndig mache; Erörterungen möge man jedoch immerhin anstelle». obgleich die selben in der Ausdehnung, wie Referent Abg. Richter sie ver lange. viel Zeit und Kosten ln Anspruch nehmen würden. Der Privatwaldbesitzer dürfe in seinem VcrsügungSrecht nicht zu sehr beschränkt werden, sonst könnte man auch dem Geldbesitzer vor schreiben, so u. soviel Hafer zu baue», damit dicArmeeHaicrhabe ^ " ' ' Waldl Durch Poiizelmaßregcln bringe man den llcin-.n ddcntzcr nicht zu Meliorationen. Er sei der Ucbcrzcuguiig, daß die AuS« Privatwäldcr nicht in der Progression sorkgehcn werke. tition artige Z daselbst zu belassen und nicht, wie beabsichtigt, Nach Markneu- kirchcn zu verlegen, wurde der Regierung, was die 2. Kammer selten thut, zur Erwägung übergeben. Aut sich beruhen ließ man eine Petition dev KirchenvorstandcS zu Gt. Iacodt in Chem nitz, dahin gehend, daß in der zu errichtenden Supcrlntcntentur Chemnitz nur die vier dortigen Kirchöngcmeindcn eingerechnet, die AmtöhauptmannschaitFlöha dagegen zu einem eigenen Epho- ralsprcngel constituirt werde. Dagegen übergab mau wieder die Petition dcS emeritirten Pfarrers Strubel u. Gen., die Pensionen derjenigen emeritirten Geistlichen, welche unter 1500 Mark dotlrt sind, auf 1500 M. zu erhöhen, der Regierung zur Kcnutnlß. lieber sämmtliche Petlilonen referirtc v. d. Planitz und fanden erhebliche Debatten nicht statt. Endlich gab die Kam mer (Referent Martin i> der Staatsregierung den Antrag dcS Abg. Stank, statt eines, drei neue Seminare, und zwar 2 Lehrerseminare und 1 Lehrerlnnenseminar zu errichten, zur Kenntnis;. — In der 2. Kammer nahm man den Gesetzentwurf über Ausnahme einer öprvccntlgcn Rentenanieihe im Be trage von 101 MO,000 M., dessen wesentlichen Inhalt wir bereits Wiedergaben, einstimmig an. Rur Abg. Fahnauer. der immer einen ungewöhnlich hohen Grad von Vorsichtö- uiwSpar- samkcitssinn vcrräth, fragte an, ob die AuörüstungSkostcn für die erworbenen und zu erwerbenden Bahnen in der Anleihe mit be griffen seien, unv wie hoch sich daS Deficit nach Ankauf der Pri- vatbahnen im Eisenbalmbudaet belaufen werte. In dem Augen blicke. wo wir unsere Staatsschulden nahezu verdoppeln wollten, seien derartige Fragen wohl gerechtfertigt. Klei. Abg. vr. Bi tnck - Witz und Flnanzmlnlster v. Friesen bcjabten taö Erstcrc. Bezüglich dcS letzter» Punktcö äußerte sich der Herr Finanz- mlnistcr dahin, daß sich die Höbe eines etwaigen Betriebsdeficitö erst nach Abschluß der gegenwärtigen lausenden Finanzpcriodc zahlenmäßig werde feststeUcn lassen; allein die Negierung glaube bestimmt, daß in Folge der Indirekten Vorthcile, welche die angekauf- ten Bahnen dcn blShcrigenStaatSbahnen bringen würden, der bisher auö den Staatöbahnen erzielte Uebcrschuß sich nur ganz gering vermindern werde. Sodann bewilligte die 2. Kammer, dem Be schlüsse der l. Kammer entsprechend, die Erbauung eines Land- gerlchtöin Zwickau. Längere Zelt beanspruchte die Schluß- verathung über'den Antrag des Avg. von Hausen aus Erlaß eines Wald sch utzgesetzeS. Der Vorschlag de» Reserenten Abg. Richter-Tharandt und des Eorreserenten Viecpräs. 1)r. Psetfser nnterschcltet sich von dem ursprünglichen Anträge des Abg. v. Hausen dadurch, daß er nur auf Erörterung der Frage durch die Regierung abziett, während v. Hausen eine Gesetzvor lage verlangte. Die Referenten gaben für diese Erörterung mehr fache Dlrectlven, auf die wir hier speclell nicht rinzugchen ver mögen. In dem Abg. v. Kö « neritz erhob sich ein Gegner de» Antrag». Der Herr Abgeordnete verbreitete sich in längerer, von der Kammer am Schluß^von Beifall begleiteter Rede über die rodung dcri wie in der letzten Zeit. DaS beste Schutzmittel sei, wenn der Staat fortßchre, weiter schlecht bestandene'Waldgriindstückc cmm- kaufen. Antragsteller v. Hausen war dem Vorredner dankbar sür dessen sachverständige und finanzielle Kritik seines Antrags und betonte, daß cS ihm ja nur um eine Erörterung dcS wichti gen Gegenstandes zu thun sei; cS werde sich dann hcrauSslcstcn. ob eine Rothlage vorhanden sei, oder nicht. Der »Antrag des Reserenten wurde einstimmig zum Beschluß erhoben. Stoch be richtete Abg. Blühcr über eine Petiiion dcö emeritirten Lehrers Schmidt aus Bühlau, die man aus sich beruhen ließ. — Oesscntliche Sitzung der Stadtverordne, ten den 31. Mal unter Vorsitz dcS Herrn Hofrath Ackermann und Mitanwcscnheit der Herren Stadträthc Kunze u. Hen del. Der kurzen öffentlichen folgte eine geheime Sitzung. In elfterer wurden nur zwei Punkte erledigt. Hinsichriicb der Er richtung cincö neuen WersorghauseS — auch eine Ange legenheit, die langsam genug vorwärts rückt — versagt daö Col legium, wie schon früher einmal, zu der vom Ratde beabsichtigten käuflichen Erwerbung des Or. Kles'schen und des daranstoßendcu Or. Kadncr'ichen Grundstücks (Bachstraßc) zu Lcn Zwecken de» städtischen Versorghauseö seine Zustimmung. Stadtv. Jordan macht dem Stadtrath den Vorwurf, seit September o. I. ul.l'tL in der Sache gcthan zu haben, welchen Vorwurf Siadtrach Kunze von den Schultern des Stadtraths wcgzujchicden sucht. Indem er die Schuld der Säumnis; aui daS S labtdauam» wälzt, welches in der Zeit viel zu viel zu thun gehabt dat um noch nebenbei den dringend erbetenen Man zeichnen zu kön- nen, cS hatte ja — wie der stadträthliche Eommiffar sagt — die Standesämter und daö Gewandbauö einzurichten. Die Erwähnung der Standesämter erregte einige Heiterkeit, und in der Thal wird bei der überaus einfachen s.,Emrichtung" dieser Acmtcr kein Mensch darauf kommen, daß ein ganzes Ltadtbau- amt daran gearbeitet hat. DaS Collegium beantragt schließlich beim Stadtrath, er möge daS Stadtdauamt mit Anfertigung eines andcrwcitcn PsancS beauftragen. Ta die Standesämter nun eingerichtet sind — wird'S wohl nicht wieder so lange dauern. Die Mitvollziehung dcS Regulativs sür Bebauung dcö westlich der Löbtaucrstraße blö zur Waltbcrsiraße eincricilö und südlich der Schäicrstraße biö zur Straße an der Zicgelschcune anderer seits gelegenen TerralnS wird unbeanstandet ausgesprochen. ES ist auf diesem Terrain sowohl geschlossene wie nicht gescGvsscnc Bauweise nachgelassen und dlcBreftc der Straßen sämmttich aus 20 M. festgesetzt worden: die Häuser der geschloffenen Bauweise dürfen Parterre, drei Etagen und DachauSkau, die der nicht geschlossenen nur Parterre, zwei Etagen und Dachauödau haben. - Eine Reform des CreditwcicnS innerhalb de» deutschen Handclöstandcö macht sich mehr und mehr zur unab weisbare» Nothwcndigkcit, ein dabin zielender Antrag Ist auch bereits für den nächsten HandclStag cingcbracht worden. Daß das lange Borgen arge Schädigungen im wirkhschastlichen Lebe» hcrvcrrust, ist längst kein Geheimnlß mehr und selbst Die jenigen wissen eS, die am Iängstcn borge n. Die Leip ziger Handelskammer Im Verein mit der Gewcrbckammer brach« ten kürzlich öffentlich einen Vorschlag, der wohl etwas fruchten könnte, wenn allgemein darnach gehandelt würde: Die Meister der einzelnen Gewerbe brauchten sich darnach nur dahin zu ver« einige», ihre Rechnungen pünktlich - d. h. Ie nach klmstänkcs sofort mit der Waare oder doch jeteöinal am Monats- oder Vier« teliahrßschlusse - hcranözuschrciben und die Bemerkung tarauk drucken zu lassen, daß sie. dafcrn die Zahlung inner halb 14 Tagen erfolgt- einen gewissen Rabatt gewähren, beispielsweise 5 ober 6 Proecnt oder mehr oder weniger. Die genannten Kammern schließen, daß dann durch sein eigenes Interesse das Publikum sicher dabin gebracht werden würde, pünktlich zu zahlen. Bct Manchem würde ticscö Mittel die Pünktlichkeit im Zahlen wohl befördern, ob aber „sicher" bei Alle»? Wohl kaum! Heutzutage scheinen unö die meisten Unpünktlichkeiten nicht durch Vergeßlichkeit oder bloße Unlust zum Bezahlen, sondern durch absolutes Unvermögen bedingt zu sein. Daß sich die Bedürfnisse in allen Kreisen, selbst beim ein fachsten Menschen gegen früher bedeutend gesteigert haken, ist ja wohl eine allgemein anerkannte Thatsacbe, ebenso daß die Preise höbcre geworden sind und endlich — und daö ist der Hauptpunkt der Erwerb nur in verhältnismäßig wenig Fällen mit den Erfordernissen der Zeit in erfreulichen Einklang zu bringen ist. Wenn daS nun aber nicht falsch ist, so geht daran» hervor, daß die meisten Menschen in eine Menge Verbindlichkeiten hinein« gerathrn, denen sie wirkich nur nach und nach und unterbrochen durch inzwischen neue dringende EeldauSgaben sür freilich viek- ach irrlhümlich als „nothwendig" betrachtete Bedürfnisse, gerecht werden können. Eine von den Handwerkern viel beklagte rhat- ache ist, daß selbst reiche Leute oft schlechte Zahler sind, ci cS auS Geiz oder nur auö Nachlässigkeit. Solche Rücksichts losigkeiten sind sehr tadelnöwcrth. Möchten diese Leute doch be denken, daß sie dadurch den Gcwerbtrcldende» einen thatsächlichen Vcrmögcnövcrlnst zufügcn, daß sic ihn um einen The» seine» redlichen Erwerdcö bringen. Denn bei jedem ordentlichen Ge schäftsmann muß daS Capital fortwährend seine Zinsen tragen; 90 Mark daarcö Gew sind dem Handwerker wcrthvoller, a!S die Aussicht, in 10 oder 12 Monaten 100 Mark zu bekommen, er kann damit In der Zwischenzeit meist weit mehr verdienen. Die möglichst vollständige Regeneration der Cretitverhältnisse — wle sagen möglichst, denn böse Schuldner wird eö immer geben wird also wobl von anderen Maßregeln, von einem allgemeineren Umschwünge aller Verhältnisse zu vcrhoffcu bleiben. Inzwischen jedoch scheint der oben erwähnte Vorschlag für die Gcwerbtrciben« den höchst bcachrenswcrth mW dürfte seine Ausführung allgemein al» nutzbringend anerkannt und bald cingeiührt werten. — Hinsichtlich der absichtlichen Unterlassungen von Taufen und klrchllchcn Tranungcn innerhalb der ersten drei Mo. nate seit dem in'S Leben getretenen bctr. RelchSaesetze. haben auf Anordnung dcö evangelisch-lutherischen LantcS-ConsistorinmS Erhebungen stattgesunden und entnehmen wir den betreffenden monatlichen Zusammenstellungen Folgendes. In einer großen An zahl von Epborien sind Fälle principiellcr Vcrzlchtlclstuna auf die Lause gar nicht vorgekommcn. Dagegen betrug die Zahl der ungetansten Kinder in den beiten Ephoricn Leipzigs 208. Außer dem haben in folgenden Ephorlen die Verzichtleistlingen in uach- - - chl - - — i!! 4 E - an sich «mzuerkcnnrnben Motive dcß Antrags und kam an deristehendem Zahlenverbättnihstattge'unden Glauchau«. Chemni»8.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite