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Dresdner Nachrichten : 19.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189203193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18920319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18920319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-19
- Monat1892-03
- Jahr1892
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- Dresdner Nachrichten : 19.03.1892
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^8ö»!«l»t »rr«l«»tcku . andler Scdrifl- erdindl imkett, yebmeil iä'nmttlLe ttnkund'aunaea nevmen ,mu»a 37. Jahrgang. Aufl. 54,tt«U Stück. vr. ILLLsr's SrüLtoriiun. „.„«nlolcken, »latarmutb. R^gAI*r»I»I4l>bKt viabate», vlcbt, vrrtarlelbalolckull. Dresden, I8V2. Is.LLlin ' (Inb.: Med. Aivckoer, 8z>«iul-l''ut,nll xvprL^ü>r Lrogolmurlreo! xlnlltn v. Ar.. 17 lL>'vrvt.pro^tuut»cr 1^» NN» ! eu»i»U«-trtt ss«ut» d«,oiit1et» prdittE >*«»r^vrrer»tU!n»>»- unck kikulL-HlUrKri», ir- »< , »Ile liulluur»»» u. )v4rr Lrl. L«nlir»iili«1eii -^»niWtolse »altck» «I»r»»t, dUUg» smpäatrlt io uoühorlrussollvr ^tmvubl S. IN. SS. Lab« largarstboiutra»« <S Lada»), sviilirüiiin^n- i» zsiviuu-r Au^rrulil. LU« !>»-iitl,-tl«-ri i» 11,-irou -^n/.»z,-i;- v. l)»>l,t!r:en->u>r!<IoIn-n uinri r-inzz,str»Iiön. SvdvordSriso vrlmtte» zrruti» ui»I siunnu mowv illuntrirto Uroeliäro über Iliirriitrr«- UNri ir.UII VSI- de»»«rite^ < ,»rr»«r ab t tun. Cttll HH1 KNuiktttUci' ttotttvtiunitt < vlL8VLLr«rr « jeäsr ^rt »»« rlr-n stoilontonllr-ten tft.'ftiüfte» är-i? In- null 8 ästuRunriox, umtär-Iiir rr in rr-n-stlmltirn-i- ^»»rr-itlfi ttlll,. !ii!»I <V 8.»I,„. Xsuinni ltt II. t I-I ir»>z,r «>, ti'.ti tli» tin». W S^r. 7S. Zpttgcl: Der Bauernstand unsere Rettung Fernschreib und Fernivrech Stellung der Forslbeainlen. Hessische Thronsolge Berichte. Hosuachrichlen. Sächsische Staatöbahnen. Tagesgcschichir König! Eoniervatorium. LvttttalitttN, i;>. Mär;. Der vauernftand unsere Rettung. Unter dieser Überschrift veröttrntlichi der bekannte Schrift- sieUer Rosegger in den „Grrnzboten" folgenden interrssanten Aussatz: .Lin seltsamer Doppelschrei gellt beute durch unsere Lande. Arbeit! Arbeit wollen wir! lärmen sie in den Städten: Arbeiter! Arbeiter brauchen wir I ruft der Bauer aus dem Torfe In de» Städten kann man nicht genug Häuser bauen, um der Wohnung». »olb zu steuern, aus dem Lande sieben Stuben und Hütten leer. In den Städten droht sortrvährend HungrrSrrolh, die man mit cheurrm amerikanischen Korn decken will, aus dem Lande liegen die Heiden wild, die Felder brach; aus abgehausten Bauerngründen wächst junger Wald, und wo früher ungeiädlte Menschcnsamilicn gearbeitet baden, gelebt haben, zufrieden gewesen sind, tummeln sich beute Rehe und Hirsche für den Jagdsporl hochmägender Herr schaften. So wenigstens ist es bei uns i» den Alpen: doch wie man bört. trifst's im Flachlande auch zum Tbeil zu. und der Bauernstand geht dort wie bier dem Beifall entgegen. — Wer kann das versiebe»? Der Niedergang des Bauernstandes ist eine Thcft- iachc, die Niemand mehr leugnet Wenn man doch nur auch z»- gestchen wollte, das; das grobe Arbeiterelend in den Städten und die drohende Gefahr der Sozialdemokratie mit dem Niedergänge des Bauernstandes zusammenhängt! Nichts wird sich so furchtbar rächen, al- datz man den altgeiessene» Bauernstand verkommen lieb, datz man ihn mit Lasten zu lehr drückte, daß man Dienste von ihm verlangte, die ihn seinem Berufe entfremdeten. Der Bauer leistet genug für den Staat, wenn er Bauer ist. Aber nian verlangt noch wirst alles Mögliche von ihm: man will mit seinen Steuern die StaatSeiscnbahnkn betreiben helfen, dafür, dab sic fremdes Korn in s Land bringen; man will mit seinen Steuern die städtischen Schulen erhalten helfen, dafür, dab diese Schulen den ansgewcck- lcn Bauernsohn von der Scholle fort und zun, .slndiren" locken: man will mit seinen Steuern das ganze bureaukratische Triebwerk von Aemtern, Behörden und Polizei bestreiten helfen, von dem der Bauer selten Bortheile empfindet, aber nianche Hcnimungcn zu leiden hat; man will mit seinen Stenern eine gewaltig gerüstete Arme« versorgen helfen, von der im Nothsalle natürlich kein Stand Iv wenig Schutz genietzt, als der Bauernstand. Doch nicht allein Geld fordert der Staat vom Bauer, sonder» auch Blut. Tie kräf tigen, hoffnungsvollen Burschen, die natürliche Zukunft desBaucrn- ihumes, werden herausgeholl aus ihrer füllen, behäbigen Wirihschafl und fort zu den Soldaten, sic lernen Welt kennen und Welt schmecken. Früher war ein Bursche, der ein BauernhanS besah und bewirthschastete, militärsrei. Der Staat wiibtc recht gut. was damit gethan war. Der Bauernsoldat wird seinem Stande entfremdet. Biele, und gerade die intelligentesten Bauernsoldaten kehren in ihren Hof nicht wieder zurück. Andere kehren mit Widerwillen zurück: mancher jucht sein angestammtes Nest zwar mit Freuden Wiederaus, doch der bat Wcltgist getrunken, den altgewohnten Kurs verloren, lachte lockert sich sein Verbältntk zur Scholle der Vorfahren und bei guter Gelegenheit springt er ab. Schon flehen auch Herr schäften aus der Lauer, um die Paiicriigiiter aiiziikmisen, aber nicht etwa, datz sie daraus das Feld bebauen, die Viehzucht betreibe», den Obstbau pflegen, sondern vielmehr, dab sie die Hösc verfallen lassen oder lieber gleich nicdcrrciben. das; sie aus Feld. Wiesen und Gärten Wold wachsen lassen und eine schone Jagd Herrichten. Für Kleinbauern, die solche Reviere zur Nachbarschaft haben oder gar davon eingeengt iverde». ist es überhaupt nicht mehr möglich, die Wege, Stege, Schulen u. s. w zu erhalten, Dienstboten zu be kommen. sich des saatensrrssenden Mildes zu erwehren. Solche Bauern müssen noch froh sein, wenn ihnen der herrschaftliche Nach bar da» Gut abkauft, damit sie ihr Glück in der weiten Welt, in Eisenwerken, Fabriken, bei Neubauten und Eisenbahnen suchen können. Also lösen sich in den HInIergegendrn die Bauerngemein- den auf, die Gegend ist entvölkert, wird zur Wtldnitz. und wenn der Staat nun für Wald und »unfruchtbaren" Boden viel weniger Steuem beziehen kann als früher von den Bauerngründen, so muß cS ihm recht sein. Noch viele andere äußere, wirthschaftllchr und gesellschaftliche Ursachen glrbt eS, dir dem Landmann Todtengrüberdienste leisten. Aber e» glebt auch innere Ursachen, daß der Bauernstand darnieder gebt. Der Bauer selbst ist nicht ohne Schuld. Entweder er be treibt seine Wirthschaft nach Urväterart, oder er will den Fort« schritt-mann spielen, führt allerlei unerprobte Neuerungen ein und verrechnet sich. Den gesunden Mittelweg zwischen alter Sitte und neuen Anforderungen finden die Wenigsten. DaS ist eins. Ein ZiveittS ist. daß der Bauernschast dir StandeSehre abhanden kommt. Man will nicht mehr Bauern fein, eS ist eine Schande, mit dem Pfluge zu arbeiten, die Heerde zu züchten. Auch den Bauer ersaßt di« höllische Großmannssucht, die io viele sonst gutartig« Menschen blind, dumm und schlecht macht: er will höber hinauf, will siudi- ren, will wa» probtren in der weiten Welt — alio wird aus dem freien Mann« guten Fall» ein untergeordneter Beamter oder gar ein Hausmeister, ein Lastträger, ein Fabrlkgeielle, ein Dienflmann, ein Kanalarbeiter. ES ist unbegreiflich. Ter Bauernknecht In der freien Natur, in der Poesie althergebrachter Arbeit und leben- l erleichternder Gepflogenheiten, als Mitglied eines patriarchalischen Hausstandes lebt herrlich und stolz im Gegenlatze zu einem dienen den Subjekt der Stadt. Aber rin« fürchtet der Bauernstand mit Stecht — seine alten Tage, wo er. der ein langes Leben hindurch nicht» al» Brot gebaut ha», al» .Elnleger" betteln muß um dir letzten kümmerlichen Bissen, oder warten wie «in hungriger Hund, i wa» vom Ba«mtische ftk ihn Millt. Da «bt « doch lieber bet Zeiten zu den Fabrikarbeitern. die ja demnächst unter der rothen Fahne die Well erobern wolle»! — Jetzt sich! der Bauer aus seinem Grunde da: die Söhne sind bei den Soldaten, die Knechte sind in die Fabriken gegangen: auch die Mägde habe» gehört, das; man i» der Stadt als Köchin oder Bedienerin zehnmal seiner lebt als in der Bäuerei, und das; man dvil sogar sein Glück machen kann. Ter Bauer sieht einsam da und rnjt »ach Arbeitern für Feld und Wirien ! Er rufl vergebens. Und weil Niemand mehr zu ihm kommt, so will auch er davon. Ter Bauersmensch hat eben einen Blick in die Welt geihan und gesehen, wie viel Steichtlium ohne Arbeit es dort giebt, wie viel Genuß ohne Leistung, wie viel unveiliatte Liederlichkeit, wie viel siegende Schlauheit, nnd daß nicht mehr die innere Tüchtig keit den Ausichlag giebt, sondern die Keckheit, die Herzlosigkeit, die Verschlagenheit. Ja, wenn eö so steht, da will er auch mitlhun: an Klugheit, meint er, nehme er eS mit Manchem aus. so dumm er auch ansschaue, lind — er springt in den Wellkampf. Eine große Industrie ist ja etwas recht Schönes, doch ihr die Agrikultur zum Ovsir bringen — das ist sie nicht werth. Tic Agrikultur bat ei» ülterrs Anrecht aus unser dcnlsches Vaterland als die Industrie, nnd wird ihr wohl auch in Zukunft eine bessere Stütze sein. In meinem Roman »Jakob der Letzte" habe ich den Niedergang des VaurrnthumS in de» Alpe» geschildert. Hieraus erhielt ich zahlreiche Zuschriften, daß es i» vielen Gegenden Tentsch- lands nicht ander? sei, und w nehme ich mit Schrecken wahr, daß die moderne Potilik nnd Ockoiwmir mit dem freie» Bancrnttandc ihsleinalisch ansjnränmcn gedenkt. Was toll bas werden ? In den übeivölkerien «tadle» wogen Rotten durch die Straße», schreien nach Arbeit, greise» mit ränveriicher Hand »ach Brot. Man ist bestrebt, ihr Begehre» zu erfüllen, schasst in der Stadl allerhand Arbeiten, die an und für sich nicht nöihig waren, die nur die Ge meinde- und Staatslaiteu vermehren und trotzdenr ganz unzulänglich sind, um dir Massen mit Brot zu versorge» WaS istdar für eine Wirihschaft ? Sieht es den» um GotieS willen Niemand, wo Arbeit in Hülle und Fülle vorhanden ist, und zwar jene natürliche, iegcnsvollc Arbeit, die niimiitcihar Brot schafft ? Mit den Mafien arbeitsloser Mensche» auf's Land hinaus! Zurück wieder »ui die Dörser, i»'s Gebirae, roden, ackern und ernten. Feldbau und Vieh zucht treiben. Und nicht bloö die rohe Arbeilstrail hinaus: eS giebt in den Stadien auch so viele übrrschüisige Intelligenz, die ein besseres Loos verdienle, als zwischen Mauern unnütz zu ver komme» oder gar gemeinichädlich lhaiig zu sein. Hinaus mit ihr in die sreic Gottesnalnr! 'Auch das Bauernthiim branchl gcscheidlc Köpfe: ja ein Bauer, der gemischte Wirthschaft tüchtig betreiben will, muß in seiner Art nisndeslcns io viel gelernl haben und ver stehen, wie irgend ein »Sindirtcr" in der Stadl Aber wie fit cs zu machen? Was toll geschehen, auf daß ein wohtlhäliger Rückzug beginne oon der Stadl ans'S Land? Mit den Sommerfrische», dem Taursslenwesen, von dem man sich erneutes Jnleresse nnd Vorlhell für de» Bancrmland versprochen balle, iil eS nichts Das fit nur so eine Ar! Spielerei mit dem Bauernlhnni, schabet diesem, besonders moralisch, weil mehr, als cS nützt Tie landschaftlichen Schuten mache» auch nicht viel aus: für den Bauer iil die Schulbank, wenn er sie zu lauge drückt, überhaupt mit einer gewissen Geiahr vervunden, besonders zn einer Zeit, >vo es Jeder, der Eiwas gelernt zu haben glaubt, für eine Schande hält körverlich zu arbeiten. Körperlich arbeilcn muß aber der Bauer, und dagegen lnift keine Gelehrsamkeit und kein Hach es mulh, r§ kommt nur daraus an, daß er cS merkt und empfindet, welch' ei» Segen und Genuß auch in der tölpcrlichcu Arbeit liegen lau», Vieisach ist sic mehr Genuß als Anstrengung, Wen» zwei Feiertage neben einander stellen, so wird sich der richtige Bauer oder Bancrnkncchl am zweiten Feiertage schon wieder iachie an eine Handarbeit machen, er fühlt sich dabei wohl — Aber was ist zu »lachen, daß der Rückuig beginne von der Stadl aus's Land? Ihr Staaislelter nnd Gesetzgeber, cs ist die höchste Zeit darüber nach! zndenken! Ich habe schon darüber »achgedacht und bi» zn dem Schlüsse gekommen, daß mit ZeftnngSariilel» und Bantetrcden Nickis grtban fit, daß die Menschen für diese wichtige Sache sich persönlich einsctzcn müssen, io tapfer und opserfreudich wie man sich gegen den Feind einsetzt fürs Vaterland Das Opicr wäre ja endlich nicht so groß. Wenn ich ein kräftiger SlaatSdürgerS- sohn wäre mit einem kleinen Veimögen, ich würde damit kein Geschäft anfangen weder im Gewerbe noch im Handel, ich würde mir draußen in einer schönen Gegend des Landes rin Bauern gut kaufen. In gesunder Luit, bei köstlichem Wasser, bei nahrhafter, einfacher Kost würde ich abwechselnd fleißig arbeiten und behaglich ruhen, würde meiner Familie leben, meinen Kindern eine glückliche Jugend aus dem Lande und ein selbstständiges Daheim tchasiea. Femab von dem unheimlichen Treiben der modernen Welt würde ich im ländlichen Frieden ein echter und rechter Mensch lein können. Und wenn mir das auch Andere nachmachten. Viele »achmachtcn, brave und gescheite Söbne der Stadt, würde es allmählich ans-nge», als etwas lehr Wackeres. Patriotisches, Aristokiattsches zu gelte», wenn sich junge Leute dem altrhrwürdigen Bnucinlbum widmeten, und dann wäre es ja gewonnen. Das dienende Volk würde schon selber folgen. Und so wie sonst das städtische Meuschenniakerial durch Bauemblut auigesrischt zu wktden pflegt, so müßte das olle, zu Grunde gegangene Bauernthum durch ein au» gebildeten Schich ten stammende« junge», zeitgemäße» ersetzt werden. Der historische, in vieler Beziehung w ebrenwertbe und heimlich« Bauernstand wäre freilich dahin, aber in dem jungen Bauernthum würden sich ver möge der veredelnden Einwirkung von Arbeit und Natur allmählich wieder dir Tugenden diese» Stande» auSbilden. Einfachheit, vatriarchalischcr Sinn. Liebe und Treue zur angestammten Erde, zu der Väter Sitte, Ahnung und Verehrung Gotte», diese erhaltenden Mächte gehen au» der Scholle hervor und sind des Bauernstandes Hort Der menschliche Drang nach gesitteter Freiheit, nach einer festen Heimstätte für sich und die Nachkommen, nach dem natürlichen Adel, der sich in der erblichen Ständigkett. in dem treuen Festhalten an dem Berufe seine» Geschlechts begründet, ist ja dock» noch nicht ganz verloren, so daß un» wenigsten» die seelische Eignung und Fähigkeit nicht abgrht, da» älteste gottgehetligte Erbe der Menschheit wieder anzutreten. Da» Ucbrlge müssen unsere Staatsmänner, Volksvertreter und Boltttreundr besorgen. Und wenn sie in der Großstadt geweckt werden von dem Lärm de» Proletariats, da» durch die Straßen stürmend mit drohenden Gcbrrden nach Arbeit, nach Brot und nach Anderem schreit, mögen sie sich daran erinnern, daß der hlstorisch-konservative Staat keinen mächtigeren, treueren Freund bat al» einen starken Bauernstand. Einen solchen müssen sie schoflen um irden Preis, denn von diesem angeblich so unge bildeten Stand« hängt der Fortbestand rmsrrrr Gesittung ab Aenitchrktli- «>,d FtNliprech-Bktichl» vom 18. März. Berlin. Ter Reichstag ietzie die 2. Bewtlmng der No velle zum Rronkenkiisinigeietz sort und »vor bei den noa> un erledigten Besliinmnngeu über sie freien Hifiskosse» Zn ü 7«, Hot Abg. Gnlsicisch «frest.- den gestern bei 8 75 »bgelehnten Anlc' r wirderhvli. daß die freien Kossen ciniäckligl sei» >»llen, on TleU' istzilicher Bebondlnirg nnd Ärmel die dasnr gemnchre» Aufwend ungen bis zur Höhe der Hälfte des KrnnkengeldeS zu vergifte». AntiogsteUcr werft nus die großen Schwierigkeiten hin, welche de» freien Hilisknsieri, deren Mitglieder zerstreut wvhiue», nu? dem Zwange, ärztliche Bebondlnirg und Arznei in ivrtnro zu gewöhn », erwuchsen müßten V»n der Annobme des Antrags mache ei» Tbeil seiner Freunde ieinc Zustimmung zu dem Geietze übei!,a>i»l abhängig. — Abg. Goldschniidt «freist) besürworret den Antrag nn!e> HinwciS ans die Verbältriisie der Kassen der Handlnng:- gchilse». — Abg Hitze <Ee»kr s will jeden Anschein vermcidc». »1^ ob er die steien Kossen »einichlen wolle und stimmt deSholb dem Anirage z» — Abg. Meller innt-lrb.l kann in dem jetzige' Stadium der Verhandlungen für eine» so weftgeheodeu und in seinen Folgen nicht voll zn übersehenden Antrag nicht stimmen — Abg. v. d. Schiilenbnrg Ikons j: Das Gesetz gewähre den freien Hilsskasscn kienon dieselben Rechte wie den übrige» Kassen und er liege gar kein Grund vor, ihnen eine Ausnahmestellung euizu-. räumen. — Abg. Frbr v. Stumm tRchsp > wendet sich gleichfalls gegen den Antrag. Am richtigsten wäre e> gewesen, die freien Kassen überhaupt nicht »i den Rahme» dieses Antrags eiirziibczielien. — Abg. Ulrich lioz.) stimmt für den Antrag, ohne oc,»selbe» besondere Bedeutung beizumcsieii. nachdem durch die ionstigcn Bcstiminnngeii des Gesetzes bas Schicksal der freien Kassen pesiogelt worden sei. Geh. Raft, Woedlke spricht gegen den Antrag, der eine ungleiche Behandlung der Versicherten der verschiedenen Kassen im Geivlgc haben würde. Ter Antrag Gnlfleiseh wird mit geringer Mehr heit angenommen und damit 8 7«i. Bei den Schluß- re. Ve- sluiiirrungen wird ans Antrag des Abg. v Slronrbeck tEcntr.) die Gebühre»- und Stempelireiheit für freiwillig Versicherte be- icklosien. Das Gesetz tritt, soweit es sich um die zu seiner Durch führung rrsorderticheu Magnadmen kandett. sofort, im Uevrigen mit dem 1 Januar 1892 in Kraft. Tie G sammtaiMmmung über das Gesetz findet nächster Tage statt. Endlich wird noch folgende Resolution angennmme»: Die verbündeten Regierungen zu er suchen, die geeigneten Maßregeln z» ergreifen, das; mit dem In krafttreten dieses Gesetze» auch eine onderweite Festiennug der orts üblichen Tagclöbiic in Kraft tritt, iowie periodische Veröffentlichungen der festgesetzten ortsübliche» Tagclöhne von Retchswegen herbci- geiührt werde. — Es folgt Bericht der Geschäfts adnungSkom- mfisio» über die Frage, wer zur Erhebung einer W chtanfechlung berechtigt sei. Tic Kommission antwortet: Jeder zur RcichstagS- wahl Berechtigte. Die Abgg. Gröber. Spahn und Krebs eEenlr.) beantragen: Zur Erhebung einer W.'blansechtnng ist jeder Teiit- tchc berechtigt. Klemm (ko»s.) sprich! sich gegen den Antrag Gröber r»iS. indem er darlegt daß dos Wahlarficchtungsrccht »ur ein Eorreolat de? Wahlrechts sei» könne. — Träger isteist, besunvorrct de» Komniissionsankrag. In Koniegnenz des Gröber scheu An trages müßte» auch die Frauen daS WabianscchtungSre.hk hoben Ter KvmmissiönSantrag wird angenommen. Es snlgcn Wahl- prüstmgen Für giftig werde» erklärt die Wahlen der Abgg. Tr. Porsch (Eeirtr.), v Jägo (koni), Herme? (sreist), Gras v. Arnin: (Rcbspft und Zangcmefiler (freist): beanstandet dagegen die Wahlen der Abgg. v. d. Osten (kons.), v. Jaiita-PntezunAv >Po>eh Tr Häncl (freist), v. Henk (koni.) und Tr. Miele «Ions.). Abg. Mrmes (freist) beantragt, die Wahl des Abg Grnmbt «R4,?v.« für un giftig zu erklären und zwar infolge Wrblbreinstnnnng Lurch die Kriegcrvereine. — Abg. v. Hellmann: Der Annens des Krieger- Verein? habe sich nicht gegen die Freisinnigen, soiioeru gegen die Sozioidenwkinte» gewendet. Sozialdemokraten gehörten nie!» in die Knegervercinc. da ihre Bestrebungen zu denen dieser Vereine im strikten Gegerfiatz standen. Er freue sich de? Aiistuss der sächsischen Vereine, der mit io kräftigen geistigen Waste» gegen die Sozinldcmvkratie länivsc. In Sachsen werecn anw, d'.e Frc. sinnigen als Uwsliirzpartci behandelt. In einem von Herrn v. Fricscn-Rötha Unterzeichneten Erlaß der sächsischen konservativen Partei seien die Denlschsrelsinnigen ausdrücliich in eine rtiine mit der „sozialdemokratischen Umilnrzpartci" gestellt — Abg. Baun! bach-Aitcnbnrg (Rchsp) bestreitet, daß m den Knegerbcr, inen Politik getrieben werde Tic Kriegcrvcreinc hätten noch nie einen Pscirnig für Wahlagitationen ausgegrbrn: sic träten ein stirKaner und Reich. Fürsten und Vaterland und diese Politik werde marr ihnen doch gewiß lassen wollen. — Abg Rickert (frei,.): Der Reichstag sei cS seiner Würde schuldig, der Agitation der Krieger Vereine ein Ende z» machen. Wie weit man mit der bisherigen Politik in Sachsen gekommen, hätten die letzten Tage gezeigt Daß die Freisinnigen als Umstürzler bingestellt würden, seien sie von den Junkern, die z» Beginn des Jahrhunderts Preußen an den Rand deS Abgrundes gebracht,'gewohnt - Abg Schneider snat.-lib) führt aus, daß ein Einfluß aus daS Wahlergebniß infolge des Aafrnss des Kriegervereins nicht nachweisbar sei. — Abgg. Dieben und Gröber (Eentr.) sprechen aus demselben Grunde sür die Giltigkeit der Wahl. — Aba. Bebel (loz.) meint, nach dem neuesten Kurse könnle auch das Ecnkriim bald zu den Umstürzlern gerechnet werden. Die Militärvercine könnten ja Politik treiben, dann möge man sie aber auch als politische Vereine behandeln. — Stichs. Bundesdevollmächtigler Gras Hohcnthal legte die Stellung der Krlegervereine zum stichst VereinSgesetz dar Die Krieger- Vereine würden al- Vereine, welche öffentliche Interessen verfolge», behandelt. Die Wahl Grnmbt wurde ftür giftig erklärt. — Morgen: Telegrapbenaesetz und Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Berlin. Der Kaiser bat sich heilte nach HubertiMock be geben. — Kultusminister Gras v Zedllitz-Trütz'chler hat den Kaiser um «eine Entlassung gebeten — Im qcsirigcn Kroninth inll die Zurückziehung der Volksschulvorlage beschlossen lein E? beißt, auch der Reichskanzler Gras v Eavrivi wolle um seine Demission einkommen, doch dürfte diese Nachricht nur aus Kombinationen beruhen. — Heute fand beim StaatSministcr v. Bötticher ein Mtnlslerrath statt, an dem Graf Zcdtlitz nicht thcilnahw: auch har er sich für die heute Abend angcictzte Sitzung der Nolksschnl kommrssion de» Abgeordnetenhauses enischnldiat. Wahrscheinlich stellt die Kommission dir Borbkrathnng vorläufig überhaupt ein. — Die „Nordd. All«. Ztg." ist von maßgebender Stelle aus in den Stand gesetzt, die Zeitungsnachrichten für ans der Last gegriffen zu er klären. daß es neuerdings gelungen sei. eine Krounnlclhe von 40 MM. Mk. abzuschließen, welche durch Eintragung aus der Krone gehörige Güter sichergestrllt sein soll und durch welchr seit längerer Zeit bestandene finanzielle Schwierigkeiten beboben werden, ferner, daß im gestrigen Kronrath «ine abermalige Erhöhung der Kran- LA -KN- 5>^» Ir? § - ^ -kr» T2 - ? s ^ , 6s v S: -Sk ^ «bl
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