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Dresdner Nachrichten : 30.08.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189208302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18920830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18920830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-30
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.08.1892
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? V. k. 8t pMi', »i^ävn-IV. 8 ILaivrii«ii«tr. > k. I«i ii«>i^«i Iiei 2IS3. Z vrKÜMrebMvSMM ksdnt »Fsi» kf«A ZzMiU 8 ^ <u« «Lrt»»»«>4 > I>» ^ »>»> ^ A 2 Lr>wmi«8loni«lNs,'or t'fi^uutlprotk.ott u» t»U«'N »;>NliH«)r«iz Ortol» vuv 8»ok,vn A ^ un t «it»n X»cl,>mrprl>vin,-n. ^roi^lixton v«»vn>to krsi. W üit!ivi»ii«Ii^Iitz StMLvorsots Air. 24sZ Zpifgtl: kWtztzüiAAi'-veckeii. Lu§o Loraek, Gottfried Semper. Treten ist es in wenige» Tage» bei-biede». eine Ehrenschuld elnziikösen, indem es das Denkmal eines Künstlers von bahnbrechen- der Größe t» seine Ost»» nnnmt. dessen Nnme ans dnSEuaste mit Dresden verwachse» ist. Am Dorrnrrstag werden sich Angehörige des Bausaches au? ganz Deuttckstand hier vereinige». um tzkmcinsam mit den Spike» unicrcr Staats- und städtischen Behörden, Nlit den hervorragenden Vertretern der Künste und Wlsseirschaste» sanunl ihren eifriaen Schülern, mit den Tre dncr Architekten. dirSempcr's Tradiliunen und Grundsätze als ein Ibenrcs Vcrmäckstrüß hüten und weiter entwickeln, aemeiniam endlich mit den großen Kieise» unseres gebildeten Pnhlikmns, daS den, Künstler, leinen Bestrebungen und seinen Werken Verständnis; und Tvmpathle entgegen bringt, der Enthüllung eines schlichten, dach würdige» Denkmals beizuwohnen. Als Semper sei» künslierncheS Scbasscn begann, ttand die Baukunst nach mitten in den lcidi'tircbussticben Kümpfen in» die Stil-Frage, welche seit der zweiten Halste des vorigen Jahrhun derts das gelammte Kunstleben bewegten. Die nüchterne Verstun- desbildnng des Zeitalters der Aufklärung und die überall durch dringende Staateanichanung des sogenannten ausgeflartc» Des potismus batte einer Stilweise, die wesentlich au? dem JesuitiS- mus der Kirche und ans der Frivolität eines üppige» Hoslebens entstanden war. den Boden entzogen. Tie Entdeckung non Pom peji und Hcrtulauum hatte dnS Kunslgefiibl wieder lebhafter gas dir Antike gewendet. Wi- ckeluiann sprach i» seiner erste» Schrift, die man kreisend mit Liiibrr'S Resormationsthejen vergliche» bat, d >s grape erlösende 'Wort aus. daß der eiuziac Weg. in der Knust grop und »»»nchahmlrch zu werde», die Nachainuuna der Alien sei, derselbe Weg. welchen einst auch Raphael »ud Michel-Aiigclv eingeschiagen. Es l>»u die Zeit erneuten Antikisiren?: freilich, d» die unerläßliche (kruudlaae vhairtasierv'Urr, schoulieitSerfüllicr Wirk lichkeit fehlte. zunächst n»r tebr nüchtern und äußerlich. Doch yar bald trat an die stelle dieses nrichstern-nußerlicheu'Antikisiren? eine genialere und lebendigere Wiedergeburt des AlterthumS, eine tief- innere wabiverwandle Erkeuirinih »nd 9tuch»i!dung de? Griechen- thuiriS, dir nach der wahrhaft harrnonück»'» Versöhnung de? Antiken und Madcrne» strebte. Durch »chinkel lernten wir wieder, was stimmende Macht, was weihevolle Idealität der Architektur ist. Aber etn vechä'igniiwaller Widerspruch lag nichtsdestoweniger in dieser antikisireuden Richtung. Es zeigte sich, dass die icböiibests- vollen, nbei engen urrd knappen Barisormen de? Gricchentlnims für unsere erweiicrten und verivickeltcren Baiibedüriaiffe nicht ausrei chend waren Bald erbauen sich andere Richtungen, die der Denk weise und dein Bedüniiiß der drängenden Gegenwart gerechter zu werden versuchten. An die Stelle des AlterthumS trat wieder das Mittelalter, an die Stelle des Klassischen dnS R> Maiilitche. In der (Kallus meliitc ma» die echt christliche rrud, wie man damals zwar fälschlich, aver ganz allgemein anirnhm, die echt deutsche, dir palriaiisch germaulsche Kuusl gesunden zu haben. Mitte» i» diele huinwogeude Strömung frei das erste Nilstreten Semper s Es in bewunderungswürdig, wie lest »nd klar er uou An beginn sein Ziel erkannte. Gottfried Semper war am 26 New. — ob 1868 oder Ibi.«4, ist Wege» Verlust des DauischciueS nicht mehr bestimmt scstzirstelleir — i» der Hciiunih iciuce Mutter. Altoua, als Sab» eines schlesische» Kaufmanns geboren llrlprüng- lrcb für eine wistenschastliche Lunsbahu beiiimmt, batte er den Vor theil einer lüibttgeii humanistischen Bildnng genossen Aach dle ersten Kniislaiireanirgcn halte er von der alten Kunst empfangen als Göttinger Student »uler der Führung Lffried M'üller'S. Al? sich daher 1825 der lststähuge Jüngling der Bankrrnst ziuvandle urrd ilm iorvohl in München, wo er der Schüler Gärlner'S. wie in Paris, wo er der Schüler des deulschen Archireklen Gau war, der leidenschaslliche Streit zwischen Klauckern und stc'ornantikcrn uni wogte, stand sein Herz fest bei den Klassikern, obgleich er sich auch aovnknunt stests rrmi kkce,ün<1o«tv 8vdlal«lovltea, vmpLvklt A klan6llsvtinr6nluu»8 HV. ARvtrlvi», (ärxtlieti c-mptohlan) zcazzon ullo ttNcik^nitnroi'IcrNuimun^oii, (-erurlehnltor- si!e Kinriar »nü I!i-rcl,e.hrra»a, KSuvti. Nstuo »nü ^emn, Ko-mmitnvhlo«», Ikroeh. bunüugmu, Idbinün», kusponuonisu, Uomiulrctistliupsv, lmklltlnsvi», elrlnui-z;. 8pnj<ren, 8vlb-c1v>^t»tli'«i', «tmmkiroim tteUlcol zur »rnoltvliptl«,;« omzrljvhlt. G^otlsried Srmper. Hosnackmckstcn. Architeclen- und Jngrnieurverein. Milchprris, Städtisches Lcihamt. Sommerheim, Escktköoch'sche Äesangvereine. Gerichtsverhandlungen. .Urania". den italienische» Palaststil Es ist ein Palast ganz im Geiste der storcntlnischen Jrührenaissance. Das Ganze zeigt Einheit und Gleichmaß aller Tlicile, klare, ernste Monumentalität Und nicht vorm. Lcllurrü Lwil Liedter, l-m.gr. 16W. unü in«1t ii. N« Z»«o-I*IiiI«sl8 kitr Oumon »nä Uorron. «»«>», Di'Zont«, Kahubo uncl 8tnrmpka, Kojua-Zlutüan. Kahirlro »nü Knutolkaln. Lr««tLLV S8ÄS»i!V, llloelunulcor I. OrtlraMoia u. Urrnüu^j8t, Itt IclNII N"«! I<t. Dienstaft, Am;iist. das Rainarrrsche und Gotbrichc zu eigen machte und sich sogar bet der Herausgabe eines Werkes über de» RegenSbur wr Dom bclhei- ligle Die Enischridurrg aber brachte» ihm reine l-ngiährigen Studie» in Italien und Griechenland. Seine Uirlkrsrickiingc» über die Vemaltheil der aiiiike» Bau- urrd Bildivcrke, die eure Frucht dieser tttrisr find, bezeugen, wie sclbstuändig und eirigeheud er die Denkmale der alten Kunst itudirte. Nicht minder ledhatt aber be- schasrigten ihn auch die grasten Bauten deritalicnirchen Renaissance. Hier bitdcte sich bei ihr» die teste Ueherzeugnag, das; das erstrebte Ideal eines neuen BurrililkK. der ans der Grundlage anrilcn Schün- heitSsrnneS ruhe und dach dle veränderten und erwetterien Ansar- deriingkn der madernrn Denktveire und ^cdcnsucwohnheit ersülle. nicht erst zu sticken, sondern in der» Baustil de, itastcniicherr Frü h- Re» nits" nce nud H ,> ch - R e n »i s i » » c e bcrcilS in hrichslcr KunstpaUendirng vorhairdeir sei. Ir» Jabr» >8tt7 wnide Semper an die Kirnstakadenilc zu Dres den berufen. Es brzrunte die edle, selbstlose Ehar -ltergrüste Schstr- kel's, dnst er es gewesen lst. der de» iurrgen Kirnstler. dem ankcrhalb seiner Schule Stehenden, diese Berufung geebnet und vermittctt hat Sv war für Semper endlich die Zeit gekommen, seine drän gende geniale Schiipserkrait zu verwirklichen. Wo Semper'? ge dacht wird, da wird immer und überall zuerst seines mächtigen Willens und Schonens in Dresden gedacht. Die erste Baiiansg >be, welche Semper in Dresden übernahm, lag welk ab van der rein und freien R-natjiancesp»nche. Es war der Bau der S»na aogc. Die Idee des Kirchlichen sübne ib» mm romanische» Slst. so wie er auch ln einem »in»ir?grsiihrle» Entivurie der N'icotaikirche in Haindiirg den rvirianisckeii Ltil verwendete Die Krrapph.il der der geringste Vorzug war es. daß der Jnnenbiu mttdem machlvoll- einsachen Anstenbau so durchaus im vollendetste» Einklang stgnd. Es ist ein Jammer, sagt Hermann Hettner in seinem ausgeceichncien Anss ch über Semper, dem dieser Artikel als Auszug eiilnomiirc» ist ^Westeriuauu'S VkanalShefre Nr. 277). dast jetzt modernster srauzö- stscber Nngeichmack diese vollendete Harmonie des Jnneubaues und Austenbaucs von Grund aus vernichtet hat. Gleichzeitig mit Billa Rosa baute Semper daS Dresdner Theater ckiM-41). Semper selbst bat in seinem großen Werke über das deutsche Theater berichtet, daß dieser Tbeatervau ursprüng lich nrn als der iirtegrirende Theil eines großartigen Gescimnrlplanes gedacht war, dem die Idee eines nrrlike» ^ocumS zu Grunde lag. Im Anschluß an den offenen Zwinger nach der Elve zu einerseits, dem Schloß gegenüber, wo die von Schinkel erbaute Hauptwache rieht, die Gemäldegalerie, und andererseits mit der Gemäldegalerie varallel daS Lra»gerlegebä>lde, oder, nachdem inzwlichcil durch die Erbauung des Mrgen OmiigertegebäildeS in der Herzogin-Garten dreier Plan zerstört war. ein offener überdachter Säulengaug i» der Weisender auiiken LeScden und Stoen, und neben dier'er Orangerie oder Snnleiihallc das Theater. Zuletzt als Abschluß dieser gewal tigen Baugruppe, gegenüber dem Z ranger, die an das Elbufer ver setzte Lchtntel'sche Hauptwache. Diese geniale Eoiicepttou, welche ein sinniges Z-rrückaehen auf den ursprünglichen Plan Poppci- mann's war, blieb unauSgcsührt. Das Theater blieb Einzelbau, aber auch als solcher war es eine der vollendetsten Schäpsuagcn der neueren Kirnslgerchichle. Wer den traurigen Tag des 2l. Sevt. 1869. an welchem der gewaltige Bau ein Raub der Hlcriiiiiien wurde, in Dresden niircrlcbt hat. der wird eS riimmer vergcffeir, welch' große, stolzer!2stric>rzrig. welch' gediege ciirsache, klare Gliederung, ln welck' machigeuietende Maffenerstwickelung selbst »och aus den hach cageirden Trümmer» rprach; es war ein Anblick, der c»r die stolze Macht des Colosseums mahnte. Der gewaltige architektonische Eindruck wurde erhöht durch die mächtige Mitwirkung der Plastik, welche der Künstler, unterstützt durch die Meistcrlchafi Rielschel's und Hcilmel'S, in einem llmsaug verwendet Halle, wie es fett der große» Zeit der Renaissancc c selten geschehe» ist. Und wie ge waltig war die edle, harma Pracht des Innern, csernpec liebte es, von der Poesie des Raumes zu spreche». Phantasrevollcr, edler, ir» schüiislen Sinne norncbmcr hat nie der Jnnenrariin eines Theater? gewirkt als dieser Zaschauerraum mit seiner wunderbaren Harmonie der Beichallnisse. mit seiner cinmuthrgen. organisch aus der Form enttprirrgeaden Omamentrk, »lit seinem seingeitinrnriea Fnrdeirsrii». Ern Ganze? sü.wahr, das epochemachend geworden ist für de» gesummten »rodeenen Tbeaierb.ru. — Wenige Jahre nach der Voll endung deö Theaters erhielt Semper den Auftrag der Erbauung eines neuen M » leums. das für die Ausnahme der Gemnlde-G-sterie, des KuPscrstich-KiibiiietS und der Sammlung der Gyvsaogüsse veltimmt war. Am 2). Juit >847 erswgtc die Grundsteinlegung Der Anschluß a» de» Zwinger machte die Ausgabe sreiiich sehr schwierig: der Künstler hat jedoch diese Schiviengkest mit deuvuiidcru»nSwurdigsiei Genialität geiäst. Der Zwinge, der als Vartws gcgeven war. ist im rrpvig-kaketten Barost- »ud Rocaeoslil de? beginnenden 18. Jahr hundert? gebaut. Tie Einheit der Baugruppe mußte gewahrt vteibeu. und doch war dcu verwilderte Diulen des Barack und Rveveo rvieder aus die reinen Sprachst'»»,'» der echten »nd edlen Rcnniffanee znrückzuführen Semper ist nirgends aus der iviuc» und heileren Idealität des Reuaiszancesiils oeranSaelrete»: aber irr der dem Zwinger zunetehrteii Sirdseite enlrvickette er eine Pracht und F-or- lucistütle, die mit dcnr srn»eus,i!che,i Feslrarisch de?ZivingerstiiS irn wirksamsten Elnklmig riehen Die ferne Harmonie des Bane? wird eruälit durch den malerische» Reiz der oerschiedcniarhrgeu, bald dunkiere». bald helleren Slernlageu. durch welche die Masten ge- gllcderr und belebt sind, lind »och mehr als im Tdcatcrbau hat der Künstler auch hier wieder die eingreifendste Mitwirkung der Piasstk herveigezageu. Die Ausführung gehrst! Rietschel und Hähnel. Seawer's Berbeiligirng »in Dresdner Airfuand im Mai 1819 ttiilervracb diese glänzende Tliatigkeit. In der Vollkraft seine, besten MaiiiicSinhie war ihrn Dcinjchlaud vecschloffen. Die Piäglichkeit eigenen künstlerischen Schaffen? fand er erst wieder, als e> Oster» 1855 als Professor der Baukunst an das erdgeiräisrichc Poihlcch- nrium irr Zürich berufen wurde. Semper's eilte, Bau nach langer Zwischenzeit war der Bau des Züricher PalutechrittnmS, welchen er in de» Jahren i8tz>—63 in Geiiieinlchafl mit dem Züricher Architekten Wolfs auSsührte. Waurcnk, Lemper hier zum emcn 'Male den eerrcre» FaniwuauSdiuek des beginnenden Barockstils, ivclchen er früher verschi» ,ht hatte, anwcndere, ging er zu gleicher Zeit irr einem anderen kleineren Bau, im Stadthaus in Winter thur. wieder aus ganz einfache aruikinrende Formen zurück. — Im Frühjahr I87t> wurde Semper mit dem Neriban des Dresdner Hoithen > ers betraut. Die Ausführung geschah unter der Leitung seines ältesten Sohnes, des Archst,kle» Manfred Semper. So genial Semper's er'ter Theakervau war und so seit Semper noch in den Idealen seiner Jugend stand, die Abweichungen des neuen Baue? und sehr Veden lende. Erweiterte Tocnicrverliälnriffc stellten erwenenc Anforderungen, d» aus drr Bühne gesteigerte Luzus der Ausstattung bedingte neue Steigerungen jawohl der Außcn-Archi- tcktur wie der Juneu-Detoralioiren. Nur sehr wenige Thentervaukcn kbniieu sich in iwvourrender moiiuuieiualer üilnffciiwirkuiig. in Klarheit und Durchsichtigkeit des Grundrisses, in unerschöpflicher .. Fvrmensulle mit diesem Theater Semper'S vertzlcichcu, und nicht perfügbaren Mittel, ans welche sich die damals noch lleine indische i »»»der ciervaltitz ist der Jnnenbau. dierrestlichkeitveHan malelstchen Gemeinde Dresden heschränkt sah. hemmte alle reichere Gliederung, s Durchblicken reichen TrevPc'ntiauscS. die Poesie de? Zuschauerran «erirper war nicht blaS Künstler, er war mich Kunst-Theoretiker, semper's schristsletteistche Wirksamkeit ist nicht so greifbar wie seine kriimlerstche; aber sie ist nicht minder bahnbrechend und grundlegend. Durch Semper ist die Acsthelik wieder ,Zormeu- und Stst-Lehre oder, wie er selbst sich nu?druckle. praklücheZüerlhctik gewcuden. In der Kunst hat sich die Wichtigkeit seiner Stil-Lehre besonders im Kunstgerverbe gezeigt, zumal sein gewaltiges Buch über den Stil in eine Zeit fiel welche eben wieder z» begreifen anffng. daß das Kuirstgewerbe nicht blos ein künstlerisches, sondern auch ein hochwichtiges wirthschaftliches Anliegen sei. Semver war iugeridsrstch geblieben bis in sein hohes Alter. Erst dle letzten Jahre wurden ihm durch Kränklichkeit getrübt. Er starb in Rom, wo er Genclung gesucht halte, nur 15. Mai 1879. >a »vrhlgte sogar z» HolzkoiiUrullwrien und zu iüanerischem Mörtel- Verputz. wo aus die Moiiumeiil.ckilar de? Sreiiiaaue? gererbnet war. Gleichwohl tritt auch hier bereits der eigenste 'Vorzug Semper's. die Meisterschaft der baulichen Eharaktrilstk, glänzend zu Tage. ES grcbi prächtigere Stzrinaogen. aber nur wen ge, die so ernsl- scierlich, so NiwniiiiigsvoU-pnestcrlich sind. Bald aber kam sür Srmper die Möglichkeit der vollen Kraflenlfalturig. Ein reicher kunstsinniaer Privatmnim, der Bankier Oppenheim a»S Königsberg, übertrug ihm die Erbauung einer Billa in der Rcnstndt um User der Elbe ttetzl unter dem Rainen der Warbmg'schcn Villa aus der Holzbosgassc bekannt), und die Erbauung eines städtischen Palastes an der Brirgerwiese in der Altstadt. Und der Staat übertrug ihm die Erbauung eines neuen Theaters. Jetzt zeigte sich in unver gleichlich gewaltiger Monumentalität, wie die Sprache der Re naissance die durchaus natürliche und selbstständig durchgcbrldetc Sprache seine? Genius sei Die Billa Rosa ist sicher eine der voll endetsten Billeiihanicn der neueren Zeit Man vr,nicht blo? die Villenviertel Dresden? z» durch wandern, uni zu sehe», wie viel sic aus die Dresdner Archrtcklcnmrlt ringrwirkt hcrt i auch anßerbnib Dresden findet »in» überall ihre Spuren. Wie hier den italienischen Villenstii, so erweckte Srmvcr im Palazzo an der Bürgrrwirsr lltttü—48) mit gleich« Freiheit und Selbstständigkeit nies, deren stimiuruigsvollc Gewalt jedes cwpfänglicke Gcmüth un- ividerslehlich zu teuer lOeolen Erhebung weiht und seit, mit welcher die ideale» Meisterwerke, sie sich droben aus der Bühne entfalten, ausgenommen und einpiniweri werben sollen. Dennoch muß cs aber gesagt werben: bas neue-vreSdircr Thcaicr macht oas alte Dresdner Theater nicht vergessen. Zu leugnen ist nicht, daß es dem Künstler »ich! ge!u>,ge„ ist, dem Aufbau des Bühnenhauses die ichbiiheilS- volle Freiheit des mit innerster Rvttuvcudlgkcit auS sich selbst Her- nuSacwachienen zu sicher», die tu, den harmonischen Gcsammtein- druck eines KiinstwerleZ »ncttcißlrch ist Eben als Semper mit dem Entwurf des Dresdner Theaters beschäftigt war, im Jcrbrc 1869, wurde er vorn Kaiser von Oester reich mit Plänen für den 'Aushau der Burg und nir die Erbauung zweier Museen und des nerren Bucgtbealers beauftragt. Zirm Theil war er gebunden, gemeinsam mit Hasinaner zu arbeiten^ alles Wesentliche aber gehört Semper. Es ist bedeutsam, daß hier Semper wieder rückhaltlos zu den reinen Formen der Früh- und Hach- Rcaaiffaiicc zrrnrclkebrte Einen glänzendere» Abschluß »ls in diesen Wiener Bauten hätte das geniale Schaffen Semper's nicht finden können. Man wird nie der Kunst unserer Zeit gedenken können, ohne vor Allem der epochemachenden Bedeutung Semper's zu gedenken. Aeruschretd- nnd HernmreL-vertcht« vom L9. August. Berlin. Der amtliche „ReichSanzeiger" sagt im Anschluß an einen kurzen Bericht über die Verhandlungen der Reichskom» Mission zur Berathung von Varheugangsniaßreaelir gegen die Cho lera : Die Bevölkerung darf sich mit der Gewißheit beruhigen, daß vermöge des aus diesem Wege festgestellte» Einverständniffes der bauptbetheillgten Regierungen nunmehr allerorten nut der größten Energie gegen die Seuche und ihre Weiicrverbccitung vorgcgangcn werden wird. Dem kaiserl. Gesundheitsamt wird amtlich gemeldet, daß in Hamburg am 27. August 128 Erkrankungen nnd 55 Todes fälle, am 28 August 445 Erkrankungen mit 162 TodeSsällen an Cholera sich ereigneten I» Altona zählte man am 27. August 22 Erkrankungen mit 11 Todesfällen, am 28 August von Mittag bis Mitternacht 17 bcz. 9. in Kiel am 27. Arrnust 1 bez 1, sonst irn Negleriiiigsdeznk Schleswig: Elsdvrs l bez. 1. Elmshorn 1 bez. 1. Blankenese I Erkrankung. Hemme nm 28 August ! Erkrankung. Im Rcgierringsbezirk Lüneburg - .Harburg am 27. August 2 bez. I» in Altenrverder mehrere Erkrankungen mit 8 Todesscillen, in Ehestvrs 1 Erkrankung, in Oelsen 1 Erkrankung. In Naumburg kamen an, 28. August 4 Erkrankungen und I Todes fall vor. In Wandsbeck 1 bez. 1. irr Perver, NegrecungSbezirk Magdeburg, Kreis Lalzwcdel, erkrankte am 28. August 1 Person. In Berlin starb eine Frau au demsecheu Tage. In Delmenhorst im Großherzogtbllm Oldenburg starben am 28. August 2. im Groß herzogthum Meckleiiburg-Slrcütz starben am 28. August in Priepert eine Perron. I» allen dicre» Fällen scheint es sich um Ein- schlepvuug der Krankheit auS Hamburg zu Handel». Bei der in Berlin ans.Harnvurg angclmumenerr, in da? städtische Krankenhaus ia Moabit überführle» Frau Kronert ist du ch bakteriologische', Unter suchung asialrsche Cholera sestgestellt. Das Polizeipräsidium glebt den Fall durch Säulcuauschlag bekannt. Die Msährige Frau Kronert. die mit ihrem Manu, dem Hauswicth Kronen a»S Ham bürg, hier augekouurreu und in einem hiesigen .Hotel Wabnuug ge nommen batte, war gleich nach Betreten de? Hotelzimmers erkrankt und darnitt nach dem Krankend-irs Moabit überiubrt worden. Hier kam sie bereits bewußtlos und mit einer Korperlempciatur von nur N.5 Grad an. Sie crhiel! eine Kochsalziusekttoir nach der Ean- ta-st Methode, worauf sich der Zustand besserte .Heute ist Aus sicht vorhanden, daß sic genesen wird. Ihr Mann ist der Sicher heit wegen im Krankenhaus zur Beobachtung zuructgehalte» worden, er ist aver bis hcittc gerund. Ebenso werden alle Perionen, die mit der Klarsten in Berührung gekommen, ärztlich weiter beobach tet. Im Moabit-Kcankcnhaus befinden sich zur Zeit etwa I I Brech durchfall Kraute. Ei» Ebolcrasall ist nicht darunter. Außerdem sind in vergangener Nacht noch 6 Kranke eingclu'wrt worden, darunter ein aus dem Lehrter Bahnhof augetommeuer Reisender. Von gestern bis heute Vormittag sind 15 choleraverdächtige Fälle gemeldet, von denen 1 todllicb verlies. Ein läthähngcr Älmoien- cmrstauger erkrankte am Sonnabend 'Abend 16 Uhr und war nach 5 Stunden tvdt. — 'Aus Hamburg ist man hier nicht guk zu 'vrecheii. ist doch das hiesige Polizeipräsidium vom Auftreten der Cholera in Altona, wo die Leuche später ausgetreten ist, nahezu 12 Stunden tiuher beiiachiichtigt wordem, als vom Senat der Stadt Hamburg. — Tie Kouigl. SanitutSk'omnmsion bat den Vorschlag, unentgclltrch TeSirueluouSiiuttcl zu verlheileu, vorläufig abgelebtst. Man hegt die Bcstiichtuug. daß in vielen Fällen un sachgemäß mit diesen Misteln vernstwcn wurde und daß ei» falsches Gefühl der Sicherheit Platz greisen könnte. — Gegen das über mäßige Sprengen der Slraizen bat sich vorgestern Geh. Rath Koch im Hmbiick aus die Cholera sehr entschieden ausgesprochen. Er bat daraus hingewieien. daß die Eholerab.ttillcn gerade in der Feuchtigkeit gc-dcihc» und hat ferner daran erinnert, daß hei über mäßigem Wasserverbrauch. rvic duS durch da? ubertticbeuc Sprengen bedingt wird, die F iltlcr der Wasserwerke den Reuiigirngsprozeß nicht genau genug vornehmen könnten und die Geicchr einer Ver- schlechternng des LeilungswusserS entstehe. Berlin. Der Kaiser empfängt morgen den neuen italie nischen Botlchasler, General Lanza. zur Entgegennahme des Be glaubigungsschreibens — Der rusjochc Minister des Auswärtigen. Herr v. Giers, ist gestern Abend ans der Durchreise nach Italien hier cingetrofsen. Er fühlte sich so schwach, daß er vom Bahnhof nach dem Hotel getragen werden musste. Heute Mittag ist er von hier wcitcrgneist. ohne daß ein Zusammentreffen mit dem Reichs kanzler Graf v. Eaprivi staltgekunden hätte. — Dle Nachricht, die italienischen Eisenbahnen hätten eine ganze Anzahl von Waggons bereit gestellt, um italiensichen Most nach Deutichlaud und der Schweiz zu befördern, wird von deutscher oisiziöscr Seite aus Börieumanöver zur Ortirung der Gotthard- und italienischen Bahnaktieir zutückgelührt. Hamburg. Der Kranken- und Lcichentranspert hat. wie mehrfach übereinstimmend iiutgelbeilt wird, seit vergangener Nacht wesentlich abtzriiommeii. Auch in Altona ist die Krankheit seit Mitternacht r» 'Abnahme. Tie Beerdigungen Werder infolge Mangels geeigneter Fuhnveltc vielfach verzögert. Der Circus Renz und das Carl Schulze-Theater sind gei klossen Die Aliemaer Pferdebahn beabsichtigt wegen geringer Benutzung eine Cinichrän- kung des Betriebes. Hamburg. In der letzten Nacht ist eine hemerkenswerthe Abnahine der Cholcrasälle eingelreten. nachdem am Sonnabend und Sonnttig die Epidemie schrecklich gcwülbel hatte. Bitz jetzt sind 2406 Todesfälle zu verzeichnen. Entgegen dem ...Hamb. Corrcsp." wird versichert, daß Professor Koch in scharfen Worten die Ham burger sanitären Etnrichlringcn sür unzureichend erklärt hat. Kiel. Der .Kaiseradler" ist Nachts nach Snstiiemundc gegan gen. da Kaiser Wilhelm nickst von Kiel, sondern von Swinemüiide auS seine Reise nach Schweden anlcetcm wird. Mainz. Die 39. Generalversammlung der Katholiken Deuttchlairds ist unter zahlreicher Bekheil'giriig heute hier eröffnet worden. Der Versammlung liegen zahlreiche Anträge vor. nament lich auch betreff? der Wiederherstellung der westlichen Macht des v v>l.5""> Stv'''es. S D
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