Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 06.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189102067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-06
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.02.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
i»r Vmu» Kür 36. Jahrgang. Aufl. 53,000 Stück. VostllwLIrnL M»x ^»«odl, 0rv»«Ieu-K., 2« <V«I«pI»oi» »8»Z U«»r» »U«r !i»Ull»»» u»s !L«U«, »«ck ««^r» KU>»^„ u»s »»«Med. ÜSxettilr»», »«««pt. — » „ Dresden, 1891. nlro rolko > 8Ü<!l.->j8(:k. 3-1'^.- Itrivtuiur- Koir »U8 ä. Ir^trsa 1850 di-j 1852 uuä LLlllo pro LU «L , nued Lu Kokon 1'roir.on aitiioro nllo 5!ürtcon un«t x»„ro Douvor^ von OI«»vnß,„nx unck Vliori» vto., ckio man vi»tt»ck iv »1u»i, vriof- kekLktvv unck 6vKi.kLkU:pL^tvron oltsr Lnuklouto Lnckot. ^o- kkvkot« vrboUm »n HVi^t^r- »»»NN üorok II»»»»« »»t^ln ^ V«»xIrr,L 0 Idro»«1eo. WM- LLÜntzx-ck«dauir>,tva«i,v Ld -WM W^r«n»i»8 MlMer Hrillinill-Küßer' il. NüöelzlvttLM d.Ilk.r un<t »tol» kriiok »cliwsoksva. v1tUU«I»Itrl» d«t »>>»» V.r-llult »»cd „Non Orts». ^ Vb/v»/7oV Ss»e/E //s/ve/s/ZL^L-. ^7^ K^M-saS?EK «wewv«««« »S«sr LIiIn»«v«In, LtZroßun^mnittol tilr fteconvalsscenwn unä Ltutarms. «r » »»a«ek« 3 Ikl., mit L»8vu S IN. SV L»t. -H prompter Versimät mrcb auswärts. ltxl. Hokupvtliekv, Orssclon, Vevrxontllvr. Vdrisloüs-Loslevko. 8°ki. ködert KoNmLvn, Oi^ilM. Mp Deutscher Landwirthschaft-rath. Eiitlassttiig v Dnnaiemski'S Hofnachrichten, KönsgSbesnch in Lclpiia. Anträge ans Altersrente. « «W». FVUge». Rellgion der Svzlatdeinakralle, Gf '-> ^ r->—-—" " ^,,.c.,n. c>n .r^ - Gerichlsuerhandlungen. ,Der Dorsnurvler". Geistliche Musikaussübrung. Freitag, 6. Februar. Politische». Die wlrthschastliche Siichtung, welche Fürst BiSmarck in de» letzten zehn Jahren zum Schube der nationalen Arbeit und Pro dullion der erdrückenden Konkurrent de- Auslandes gegenüber eia- geschlagen, hat neuerdings wiederholt glänzende Anerkennung und Rechlsertiguiig erfahren. Mit Zweidrittelmajorität batte sich der Reichstag für die Beibehaltung des bisherigen Zollichutzes aus gesprochen und der deutsche Landwirthschast-rath erklärte in diesen Tagen sogar mit Einstimmigkeit, daß die deutsche Landwirlhschast den ihr zu Theil gewordenen Schutz nicht entbehren könne. Das Uriheil dieier Körperschaft fällt um so mehr in s Gewicht, als es ausschließlich von Männer» ausgeht, welche als Landwirthe und Sachverständige in erster Llnle als kompetent zu betrachten sind. Bertieter au- den verschiedensten Gauen Deutschlands betonten, daß die deutsche Landwirlhichast noch keineswegs in der Lage sei, den Konkurreinkamps mit de» Nachbarstaaten aufzunebinni. son dern vielmehr der Stabilität bedürfte, welche dir Ausrechterhaltung der gegenwärtigen Schutzzölle notbwendig bedinge. Damit ergab sich von selbst die Stellungnahme zu den schwebenden dentkch- vslcrrcichsichen Vertrags-Verhandlungen, Mlt vollem Recht müssen sich die deutschen Landwirthe mit aller Entschiedenheit gegen den deutsch-österreichischen Handelsvertrag wenden, wenn derselbe nicht anders als durch ein Herabdrücken der deutschen Getreidrzölle zu Stande kommen könnte. Es wäre in der Thal bedenklich, wenn der ferner« Bestand der politischen Freundschaft mit Ocsterreich- Ungarn davon abhängen sollte, daß Deutschland bereit ist. wirtb- sa astliche Opfer zu bringen, welche den Ruin der deutschen Land wirlhschast herbe,führen müßten. Mlt Recht gab man in dem Landwirthichaftsrath der Entrüstung darüber AuSdrnck. daß man öslerrelchischerscitS die Gemeinschaft der politischen Interessen aus wirlhschasllichcm Gebiete auSzubenten suche, indem eine Acnde- rung unserer wirthschuftlichen Gesetzgebung zu Gunsten österreichisch- »»garischcr Prvduccnlen verlangt wird. Die Beunruhigungen und Befürchtungen, die hicrdluch im Süden wie im Norden Deutschlands hclvvrgerusen worden sind und während der zweitägigen Debatten des LandwirlhschastSratheS über den Handelsvertrag zur Sprache kamen, gipsetten in der mit lebhaftestem Beifall autgenommenen E>klärung des LandeöökvnomiernlheS Kennemunn aus Posen: Wir sind einig in dem Zweifel, ob die jetzige Rcichsregierung das rechte Bcciländniß für die Bedürfnisse der Landwirlhschast und ihrer un geheuren Bedeutnng für unser ganzes Staatsweien hat: wir sind auch einig in der Befürchtung, daß es der gewandten üilerreichisch- ungarischen Diplomatie gelingen könnte, dcr Rcichsregirrung Be dingungen abzulockcn, wclche der Landwirthschast schädlich wären. Aus de» anwesenden Herrn Minister von Heyden mn» diese Erklä rung recht erbaulich gewirkt haben. Dielen kräftigen Worten kann aber nur der lebhafte Wunsch hinzugesügt werden, daß auch dle Zmeidrillelmajorität des Reichstages, welche sich jungst für die Bei- bchallung der Gctreidezölle auSsprach. einig und fett bleiben möge i» der Ablehnung eines veutsch-österreichsiche» Handelsvertrags, de» »usne Negierung mit Cvnzessionrn bezüglich umerer landwirih-chajt- lichcn Schutzzölle hat erkaufen müssen. Wenn dann diese Ableh nung im Stande sei» sollte, die politischen Jkeundschafisbande der beiden Staaten zu lockern, so würde sich ergeben, daß die Anknüpf ung der Bertiagsverhandlungen von vornherein ein unheilvoller Schier gewesen ist. Der Auslösung des österreichischen ReichsratheS ist nunmehr eine zweite That der katsetlichen Initiative, die Entlassung deS ssiuanzinintsler- v. Dunajewski, gefolgt. Mitten hinein tn den Kamps der Parteien, dessen Wogen bereit- sich zu heben beginnen, dringt diese Kunde, und sicherlich wird unseren Siammesgenossen im Ri.chdarlandr hiermit rin schwerer Stein vom Herzen gefallen sein. Denn nicht den Finanzleiter, sondern den eigeulticyen Leiter der innecen Gesammtpolilik de» Kabiuets Tuasfe hat in der jüngsten Miaister-Entlassung da- Geschick ereilt. Wäre in Dunajewtti nichts Audcres gefallen als der Jinanzminister, so könnte man sich auf eme kurze Notiz über das E>eigniß beschiänken und höchjlenS seine Pilvatgalerle. Abtheilung: Entlassene Minister, um ein neues Bild vermehren. Da» Verschwinden aber gerade diese- MauncS von der politischen Schaubühne bedeutet mehr, als wenn etwa ein Prazak oder ein Wclier-Heimb vom Ministersessel herab« und in den Ruhesessel de» Privatleben- hineingeiulscht wäre: eS bedeutet zwar nicht so viel wie die Entlassung eines Crispi. weil durch die Borgänge innerhalb der schwarzgelben Pfähle das Ber- hällniß zum Auölande nur ganz indirekt berührt wird, es besagt auch noch nicht, daß für die deutschen Parteien nunmehr den Spinat fertig gekocht ist, so daß sie nur zuzulaugen brauche», aber cs bedeutet immerhin geling, um da- herabgedrückte Setbstbewußt- lei» unserer Stannnrsgenvsse» tn Oesterreich neu zu beleben und sie mit sriichem Muthe in den Wahlkampf ziehen zu lassen. Hr. v. Dunajewski. ein Mann von außerv.dentlicher Befähigung, von großer Energie und weltgehender Rücksichtslosigkeit, vor Allein aber ein Meister der Rede, war dle Verkörperung jene» Systems, welche» seit zwölf Jahre» die Versöhnung aller Nationen Oester reichs zu erstreben vorgab und lhatsächltch die Zersplitterung der einzelnen Stämme erreichte, jene- Systems, da» sich heute vor dem j deklarlrten Bankerott nur durch dir Rückkehr zu den einst in die Rumpelkammer geworfenen Grundsätzen retten kann. Hr.v. Duna-j jew«ki hatte ieln Uebergewicht im Kabinet TaaTe einerseits der! au-schlaggedrnden Stellung seiner polnischen Landsleute, dann aber auch *>«m Umstand« zu verdanken, daß er da- mangelnde »« Kollegen durch seine außerordentliche Schlag« seitiukeit zu verdecken wußte. Der Anwalt des Kabiuets vor der Ocsicntlichkeit inußte naluracuiäß auch alsbald von Einfluß aus die Gcsuininirichtnng werde». >mo nichr als einmal mag eö vorge- kominen sein, daß dieser Einfluß selbst gegen die Ueberzengung des Grasen Taasse dnrchdrang, um jedes Mal den Deutschen verhäng- nißvoll zu werde». So wird man nicht sehlgeben. wenn man die indirekte Unterstützung, welche die anSgleichtzfeindlichen Junqczechen in Wien erfahre», aus sein Konto setzt. Beruhen die Mittheilungcn wclche durch die österreichische Presse gehen, aui Wahrheit, so hat auch jetzt der nunmehr entlassene Minister seine Demission nur des halb eingereicht, weil er in dem für die Neuwahlen bestimmten Reaierungspragramm die der deutschen Staatsinsfassung günstigen Sätze unbedingt gestrichen wissen wollte. Scho» aus diesem Um stande würde man den Schluß ziehen können, daß das Stiefkind Oesterreichs, der deutsche Stamm, wilder in seine vollen Rechte eingesetzt werden soll, und die Ernennung des politisch zwar noch nicht hervorgetletene», immerhin aber dem deutschen Elemente ent» tprosscnen Nachfolgers, Dr. Sleinbach, kann diese Auffassung nur bestätigen. ES kann nicht auSblelben. daß der Mlnlsterwcchsel einen Rück schlag ans die Wahlen selb» auSnben wird. Die Bewegung, welche diesen vorausgeht. hat ohnehin bereits einige recht bemerkenswertbe Erscheinungen gezeitigt. Hierhin isi in erster Linie der Verzicht de» Grasen Hohenwart aus ein Mandat zu rechnen. Gras Hohen wart war der Führer des klerikal-seudalen CentrumS. oft genug bildete er mit seinen Getreuen in wichtigen Fraaen das Zünglein an dcr Waage, und oft genug hat er den Ausschlag gegen seine deutschen Landslcule gegeben. Wenn ein bisher io einflußreicher Mann den Zielen seines Ehrgeizes entsagt, so ist dies ein Zeichen dafür, daß er mit feiner Nase eS hernuSwiltert, es stehe etwas faul mit seinen Znkunstslräumen. Eine zweite Erscheinung von beson derer Tragweite ist darin zu sehen, daß die unter Leitung Stein wender'S stehende Partei der Deutsch-Nationalen eine bündige Absage an die verwaschene Partei der Deutsch-Liberalen gerichtet und einen hoffentlich mit Erfolg gekrönten Annäherungsversuch an die Gefolgsleute Schönerer'S gemacht hat. Man darf bei uns zu Lande über den Sympathien zu den Deutschen nicht vergessen, daß die Deutsch-Liberalen Oesterreichs, wie sie sich bisher und namentlich in dcr Zeit ihrer Macht zeigten, keineswegs unsere Begeisterung erwecken können. Das Semitenthum und die spezifisch semitische Weltnusfassung, die sich in de» Abgeordneten Nennst, tt> und Sueß verkörpert, hat schon früher das Deutichthnm in Miß kredit gebricht: die öde Hervorkedrung der Bankiers- und Groß- b-aidels-Jntcressi-n, wclcdc m dcr absolut verjndclcii Wiener Presse sorgsame Förderung fand, die uasruchlbnre Betonung des »lanchcster- licden Standpunktes, die Gleichgiltigkeit gegen die durch die ein seitige Kapualsanbäufung der Rothschild, Gunman» und Gen -ssen berbeigesüsirle» 'ozialcn Schäden, die nachlässige Gleichgiltigkeit argen die ichrcckliwe Korruption lassen de» Ettpctiluß der Deutich- Nnlivnalen, sich von den Liberale» zu Nennen, durchaus begründet erscheinen. Nicht Knechte des Seinitenihnms gehören in den neuen Reichsrath, sondern Männer, die entschlossen sind, ihre veatscbe Nationalität voll zu wahren, zugleich aber auch eine von christlicdem Siane darchleachtete und durchwärmte Svzialresorm in die Hand zu nehmen. Diese Mahnung ist um so dlingender, als die Sozial- vcmokralie zum erste» Male offen in den Kampf tritt, um die Halme zu mähen, welche die jüduchc Korruption empoischießen ließ. Akrüschreibs nnd Aernsprech-Vertchte vom 5 Februar. Berlin. Reichstag. An Stelle des aus dem Reichstage auSaeichiedcnen Mülle,-Marienwcrder wurde auf B»rs>tstag des Grafen v. Ballestrem Merbach (Rp.j gewählt, und dann die Be nutzung der Forderung >ür Lstasrlka in Vertnnduag mit de, Vor lage über die ostafriknniiche Schutzlruppe fortgesetzt. Gelindert werden 3'/» Millionen, wovon die Kommission k Million zu strei chen beantragt. Oechrlhäuier (naiionall.) meist nach, daß der Handel mit Ostasrika im Steigen sei. Die Subvention der ostafrikanischc» DninosrUinie habe gute Erfolge erzielt. Hoffentlich werde eS all mählich gelingen, den Handel von der Insel Sansibar nach der deut schen Küste zu lenken Freilich werde eS Schwu'iigkeiten kosten, die Konkuire», in Sansibar zu übeiwmden. Die Entwickelung, die sich bezüglich OstafukuS vollzog, sei durchaus logisch und natür lich, Er babe schon vor Jahren in einer dem damalige» Staats sekretär deS Auswämgen unterdieiteten Denlschrist im Wesentliche» Das vorgeichlaaen, waS jetzt aeichebe». Die ostafiikanlsche Gewll schüft verdiene für die oalrlvtiiche Resignation, die sie geübt, volle Anerkennung. Eine staatsrechtliche Regelung der Verhältnisse im Norden unseres Schutzgebietes sei. mit Rücksicht auf die Konkurrenz unlerer lieben Freunde, der Engländer, >ebr nöihig, wen» die Kara- wanen nicht von unserem Gebiet nach dem britischen abgclenkt werden sollen. Mit der Ernennung von Soden zum Gouverneur von Ollnfrika babe die Regieinng einen gute» Griff gelhan. Er wi ln Kolonialsragkn allerdings Optimist. Der Pessimist habe großen Ausgaben gegenüber noch nie etwas geleistet. — Aba- Gras Mir bach (kvns.j «vrtcht seine Genugthuung über den gestrigen Aus- iprnch Nichler's nuS. Es handele sich nicht nur darum, etwa» zu produzircii, sondktn auch dämm, was vroduztrt würde, lohnend ab- zuikven. Das lel >a de, Standpunkt, den dre Rechte ln dcr Wirth- schaslspoltttk ktnnehme. Dir Erwerbung Helgolands sei namenllich von idealem Werth. Als Kompensation sur das. was wi> England in Ostasrika »ugenanden, könne sie indrß nichr gelten. Ein Volk, da« keine Ideale mehr habe, befinde sich in absteigender Linie. Auch unsere Kvloatalpolstik habe eine ideale Bedeutung und wer krinen Sinn für das Ideale habe, werde auch die Kvtonlalvotiltk nicht versieben. Belm Avschluß deS deutsch-englischen Vertrage« möchten ^v»hl »och wichtige politische Interessen riiitgesprowen haben. Kolonialpvluik möge der Regierung manche Tchnste- . . ^ .. rg r gleiten bereitet haben. Aber diele Sck»rste»igkciten seien durch die Herren Richter. Bamberg« re. ve>tchtich worden, indem biete alle nusboten, um da- Kapital von einem Engagement in den Kolonicen abuckchiecken. — Reichskanzler v. Eavrivi: Die der Regierung wegen des deutsch-englischen Abkommens gemachten Borwürtc seien unbegründet. Al» er tn » Amt gekommen, habe er strittige Inter essensphären, eln durch den Aufstand niedemedruckte- Schutzgebiet und Streitigkeiten um den Einfluß auf Sansibar vorgesuaden. Auch abgesehen von Helgoland sei das deutsch englische Aolommen iür uns vortheilhast, uideai es uns die Rüste sicherte. Man sage, der deutsche Michel habe sich vom perfiden Albion wieder einmal übcr's Ohr hauen lassen Wir hätten viel inehr betoinmen können. Aber wir müssen uns doch auch fragen, was wir mit den vcr- süabarcn Geldmitteln und Menichenkiästen behaupten können. Die Bcrhätlnisse hätten es mit sich gebracht, daß an zu vielen Stellen gleichzeitig mit der Kolonmlpolitik begonnen wUide. so daß sich unsere Kruste nicht an einer Stelle coneenlrircn konnten. Die Jnieln Putta und Manda hätten wir wegen Ihre- guten HaienS im Interesse der Marine gern gehabt. Aber »niere RechlSverständigen. deren Gutachten eingcholt wurde, erklärten übereinstimmend, baß kein Schiedsgericht uns die Inseln ziisvrechen könne. Ohne dieselben aber batte das Hinterland keinen Werth für uns. Was das eng lische Proiektnrat über Sansibar anlange, so habe Deuischland nicht vreisgegebcn, was eS besessen. Der bestehende Zustand war un haltbar. Wir mußten in den Besitz dcr Küste gelangen, wozu sich nur der eingeichlagene Weg bot. ES sei gesagt worden, Fürst Bis marck hätte den Vertrag schwerlich abgeschlossen. Fürst Bismarck h»bc aber wiederholt erklärt, daß uns die Freundschaft Englands mehr werlh ici, als Sansibar und Oftafrika zusammen. Es liege also kein leichtsinniges Abweichen von den Traditionen seines großen Vorgängers vor. Der an den Sultan von Sansibar gewahrte Preis sei nach Möglichkeit herabgedrnckt worden. In der Budget- kominission des Nelchriages sei früher die Abtretung der Küste an Deutschland angeregt und der dafür zu zahlende Preis aus Iv-M Millionen bemessen wurden. Die Organisation des Schutzgebietes soll von dcr Küste aus nach dem Jnnein zu vvrichrciten, nicht um gekehrt. Wenn das Reich die unmittelbare Verwaltung des Gebie tes übernehme, so gehorche er damit der Nvth, nicht dem eigenen Triebe. Obne die unmittelbare Verwaltung würde aus Ostasrika überkaupt nichts werden. Wenn, wie er hosse und iür wahrschein lich Halle, unse>e ostasrik, Kolonien sich gedeihlich entwickeln, werden wlr auch dazu kommen^ das Reich von den Kosten zu entlasten. Fceiherr von Soden wurde den Auftrag für Oftasrika nicht über nommen hoben, wenn er nicht glaubte, daß aus dem Gebiete etwas zu machen sei. Seine Berufung unlangend. io müsse Einer ander Spitze stehen, und es handele sich darum, Jemand zu finde», der dort neu und noch nicht engagirt war und dcr doch Erfahrungen be züglich der Bcrwaltnng in den Tropen babe. Daneben bestehe noch Raum genug für gedeihliche Wirksamkeit nicht nur zweier oder dreier, sondern einer größeren Anzahl entschlossener Männer. Dle deutsche Arbeitskraft siebe hinter der keiner Ration zurück. Sie werde auch in Ostafrika Hallen, was sie versprochen, zum Heile des Vater landes. (Beifall.) — Abg, Richter: Tie Entrüstung über das deutsch-englische Abkommen sei nur in ein paar untergeordneten Blattern laut gewoiden. Wenn Aba. Oecdelbäaser von einer schonen patriotischen Resignation der ostaftik. Gesellschaft gesprochen, so bestehe diese Resignaton darin, daß sie die Gejellschatt vom Reiche imeder in einen Besitz leben lasse, den sie mit durch eigenes Ber- ichuwen verloren. Der Reichskanzler gehe ihm und seinen Freun den in der Beschränkung derKolonialpoiitik noch nicht weit genug. Er nehme zuuiet Rücksicht auf Strömungen, die er überschätze. Die Leitung der ostafrikanisct>rn Kolonie niütse allerdings in eine Hand gelegt werden. Bedenklich sei es aber doch, daß da- Reich schließ lich für die Fehler eines Mannes aafkommcn »Me. Wißmann werde nicht in Ostaftika belassen werden können. Seine Vorwürfe gegen Einin Pascha verhielten sich nach de» vorliegenden Weiß büchern als ganz unberechtigt. Seine Partei stimme gegen die Forderung. Wir müßten alle unsere Kräfte auf Befestigung nufe rer Stellung in Europa verwenden. — Abg. v. Vellmar (Soc.): Ter deulsch-engtische Vertrag bringe endlich ein fettes Ziel für unsere Koloniolpolitik. Die Kvlonisirngsarbeit der deutschen Tchutz- trupve sei uninenichlich und grausam, wie der Bericht des Lentnants Ltg! im Weißbuch beweise. Nach diesen Eisahrungen sollte man bei der Wahl der Befehlshaber vorsichtig sein. OMriere schienen sich dafür wenig zu eignen. — Abg. v. Kursorsf (Rp.): Tic Auf gabe unserer Position in Sansibar habe sebr nn mgenehm bcrnbrt, wenn auch ancrkmnt werden müsse, daß diese Position mancherlei Unbequemlichkeiten mit sich brachte. Die Abtretung Lainnö sei ein schmerzlicher Verlust, wie hoch man auch die Erweibung Helgo lands veranschlagen möge. — Welterberatbung morgen. Berlin. Gras Waldersee hat sich beurc zum Antritt seiner neuen Stellung nach Altona begeben. In seiner gestrigen Ab- schitdsiede vor den Offizieren nnd Beamten des GcncralstabeS sagte er: Dcr Kaiser hat anders über mich verfügt nnd mich an eine andere Stelle gesetzt. Dem Soldaten geziemt eS nicht, nach den Gründen zu forschen. Er schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch aus den Kaiser. — Wißmann's Rücktritt gilt t» Negierunaskreisen atS feststehende Tbaliachc. — Bci den, gestrigen Festmahl deS deutschen Landwirthschastsrath- toastete Slaatssekcetär v. Bötticher ans diesen und versicherte, im beutsch-österreichiscven Handelsvertrag werde den Interessen der deutschen Landwirthschast entivreche-d Rechnung getragen werden — Die Kaiseiin Friedlich begiebt sich Mitte des MonalS nach England. — Der Ecntral- vorstand des evanaetftchen Bundes vetiiwnirt beim Landtage gegen das Svcrrgeldergesetz. — Die Bndgetkoinmitsio» des Reichstages nahm beute das Ordinarinni des tacys. Militäretats an. — Gene ralleutnant von Bergen erhielt das Großkrcnz -cs sächs. AlbrechtS- ordenS. — Au- Brüssel wird dcinentirt, baß Prinz Balduin an den Pocken verstorben lei. — Gegenüber de» Conimcntaren. die an Borgänge in Mecklenburg-Strelitz an Kaiser- Geburtstag geknüpft waren, wird der Kreuz,eikung von dort geschrieben, daß dort gerade jetzt unserem Kaiser gegenüber eine sehr loyile und entgegenkom mende Gesinnung bestehe. Daß nicht eine weitere öftentliche Feier >t»ttf»>d wird darauf zurückgefübrl. daß verschiedene Gesuche von Behörden und Corporationen unterblieben seien. Der Großberzog habe bei einem Familiendincr in seinem Toast die Gesundheit des Kaiser- in der herzlichsten Weile anegebracht- — Prinz Heinrich wohnte der heutigen Berathung des WildschadcngeietzeS tm Abgc- ordnetenbausk bei. — Die vom deutsche» Gaitivirtb-verband ver anstaltete b. Kochkunstausstellung ist heule in Gegenwart der Prinzessin Friedrich Karl als Prot,ktori» eröffnet worden. E- sind AiO Aussteller vertreten. Bei dem Rundga g der hohe» Herr schaften erregte allgemeine Bewunderung dcr Phramtdenausbau der Liebtg'sche» Fleisch-ELtrakt-Eonivaaiiic. Berlin. Der Verkauf eines Theil» der Ländereien der Süd- wesl-Asrlka-Geielllchast an die neue Gesellschaft (Sitz Hamburg, mit 2v Millionen Mark Kapital) wurde vsni Reichskanzler genebmigt Görlitz. In dem Landkreise Gückitz sind wegen dcr rn mehreren Ortschaften ausgetretenen Maul- und Klauenseuche die BIrdmärkte verboten w> rdcn. und -— I » ^ 8 ^ r>L Z L ' «» Köln. Im Saarkohlcngeblete fanden gestem Zusammenkünfte Concerle zur Erinnerung an die kaiserlichen Erlasse statt. TrmrSvar. In der Gemeinde Mdanv griffe» die Be- ner dt« Gendarmerie an, welche eine» rumänisch,.» Brandstiftung verhaften wollte. Die Gendarmen». '.-ik M 'r- «'S 2 -2- »Ts DTL -WM 's, ' . ^ Lp: '-7? ÄH '4MP- - ' MH z . 4- c VM i )i ' ^'-r- .-'Ä 4
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite