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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050628023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050628
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-28
- Monat1905-06
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Liese» Blatt wird den Lesen» von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe -»gestellt, während e» die Post.Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. öerugsgebW: «nNNtbr»» Ln«»'» b«t «Lall« tweimalirrr Zutraauno durch unser« Voten «»«»d« und »» »« « an Sonn- und Montaoen »ur etnmav »LN »Vv> durch-u»wLrtI,e»om- miUtonLre , LN. de». » Mt «o «et «tnmaltoer Nulielluiui durch di« Pott »LU. lohn»veileklukldi. »n Äus- land »tt entchrechendem LuILIa,«. N »chdruck aller ArNIel u. Onainal- Mtttetlnnaen nur mit deutlicher Lu«N«»an,abe („Dredd. Nachr.) »ILM« Rachtrtloliche Honorar- anlvrüche bleiben unberüitii»tial: unvertanate Manullrivte werden nicht autbewatm. Leleoramm-Adrelle: «»chrtcht«» Lr«»d«». 1888 Verlag van Hiepsch L Relrhardt. /snresgen-cali!. »nnabme von ilnkündtaunoen bt« nachmiltaab s Ubr. Sonn- und fteierlaad nur Marienstrabe M von N bis '/«> Ubr Die l tvaltige Srund- ieile (ca. » Silben) « Vf,. 8n- kündiaunoen aus der Vrivatleite Leil« 25 Via : die Ltvalti,e Zeile aut Lerl- seite so Ps,.. als Lin,e!andt Zeile so Vi, In Stummer- nach Sou», und Ketcrtaie» > ivaltiae Grund,eile so Vt, . auf Vrivatseite «o Vi,. 2ivat»,e Zeile aus Teitleite und als ttm,eiandi so Ps,. Auswärtige Auf- trä,e nur ,e,en BorauSbeiädlun,. Beleabläller werde» «U tv Ps,. berechnet. yernlvrechanichlutz: «Mt I Str. u und Sir. rosa. MS /M-! tIA>« §>»!»»»!' dieueste Drahtberichte. Hosnachrichten. Englische Konimission, Mvldankanalisieruiig. Gerichtsverhandlungen. ^ d » ->-»»» .Wohltätigkcitskonzert im „Weihen Adler". Dresden vor 50 Jahren. Mittwoch, 28. JmülSOS. Neueste Drahtmeldnngen vom 27. Juni. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Die „Nowoje Wremja" kündigt den Rücktritt des Krieasminis.crs Sacharow an. Als Nach folger wird unter anderen General Rediger genannt. Petersburg. Auch imKreiseLodz ist der Kriegs zustand erklärt worden. Der Generalgvuvcrneur von Warschau ist mit den Rechten der Militärobriakeit bekleidet, die er auf andere Personen nach eigener Wahl übertragen darf. Gin heutiger Erlaß des Kaisers darüber überträgt dem Senat die hierfür nötigen Anordnungen, die Ausführung des Erlasses aber dem Polizeichef Trepow. — Der Minister des Innern hat das Erscheinen des Moskauer Blattes „W e t s ch e rn a s a P os ch t a" aus einen Monat verboten. — Der Gouverneur von Twer, Fürst Urusow, ist aus seine Bitte hin dieses Postens ent hoben worden. Petersburg. lPriv.-Tel.s Aus Batum wird die E i n- stellung des Betriebs der beiden Mantaschcffschen Petroleumwvrke gemeldet. Beamte und Arbeiter wurden abge lohnt. Balaschow (Gouvernement Saratows. In einer außer ordentlichen Versammlung der hiesigen Semstwos berichtete der Abgeordnete Lwow über den Empfang der Semftwo- Bertreter beim Kaiser. Die Versammlung beschloß danach, die sofortige Aushebung des verstärkten Schuhes und der am 31. Mai anacsetzten Polizeidiktatnr zu bcmttragen und die sofortige Entfernung der an der Spitze der Ministerien stehen den reformfeindlichen Persönlichkeiten zu verlangen. Ferner murde beschlossen, den Bauern den Sinn des kaiserlichen Erlasses vom 3. Februar und der Rede des Kaisers vom 19. Juni zu erklären. Eriwan. Die Ruhe ist nur äußerlich wieder hergestellt. Es finden noch immer Ueberfälle seitens der Mohammedaner statt. Auch im Kreise Etschmiadsin kam eS noch wiederholt zu Unrnben. Das Eindringen persischer Mohammedaner über die russische Grenze ist nur durch die Maß nahmen der Behörden und durch den hohen Wasserstand des Grenzflusses Aras verhindert worden. Essen. sPriv.-Tcl.s Der japanische Auftrag für die Arthur Koppel-Aktiengesellschaft stellt sich aus 888 ZwillingÄokomotiven mit zugehörigen Lendern und Schienen- material. Konstantinopel. (Priv.-Tcl.! Gerüchtweise verlautet, daß der Thronfolger Neschad Efscndi an Halskrebs hoff- nungSlos erkrankt ist. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 27. Juni. —* Huldigung der Sachsen für König Friedrich August in St. Johann-Saarbrücken. Die gerade im südwestlichen Deutsch- land zahlreich wohnende» Sachsen habe» trotz der Kürze des bei Aufenthalts veranstalten Pfalz und in den Reichslnnden wabnendcn Sachsen zu statten, daß der Bürger meister von St. Johann, Dr. Ness lFrciberger, früher im Ge meindedienst von Plauen und Glauchaus und der Generalsekretär der Saarindustrie, Syndikns der Handelskammer Saarbrücken Dr. Tille sgeborener Bogtländerj der Vereinigung der Sachsen ihre tatkräftige Mitwirkung schenkten. Gegen 80 Mann, den verschiedensten Berusskrcisen angehörig. Ossiziere. Beamte, Kousleute, Techniker, Handwerker, hatten sich mit den heimischen grünweißen Farben geschmückt am Bahnhof cingesundcn. Als der Schnellzug einlies, erbrauste ein dreifaches Hurra, und Bürgermeister Dr. Ness hielt etwa folgende Ansprache an den König: „Ew. Majestät wollen allergnädigst gestalten, den tief empfundenen, ehrerbietigsten Dank dafür entgcgenzunehmen, daß wir Sachsen an der Südweslqrenze der Rheinprovinz und der allen Grenzniarknng gegen das Welschlnnd. aus der benachbarten bayrischen Pfalz und den angrenzenden Reichslanden Ew. Maje stät aus der Durchreise herzlichste» Huldioungsgruß bieten dürfen. Des Lebens vielverschlungene Psade lxiven uns weitab von der lieben sächsischen Heimat hier in dieser Gegend des weiteren deutschen Vaterlandes, wo Industrie und Handel blüht, wie zu Haus bei uns, Beruf und Stellung finden lassen. Wenn unternehmender Geist und strebender Sinn wie er immer Eigen art des sächsischen Stammes war, uns aus der Väter trautem Lande weit hinaus geführt habe», so ist doch immcr irisch und lebendig in uns geblieben die Liebe zu unserer alten sächsischen Heimat, so wurzelt doch stark in uns die Treue und Anhänglich keit an das erlauchte ruhmgekröntc Königshaus der Wettiner, so haben wir doch in unseres Herzens Schrein gehegt und gepflegt gute sächsische Art und wollen die auch für die Zukunft als unser eigen bewahren. Froheste Freude, Glück und Stolz bat »ns daher erfüllt, daß in der kurzen Svanne Zeit Ew. Majestät Durchreise, wir den Minuten die Gelegenheit abringcn dursten, diese unsere heimischen Gefühle aus unserer Brust ausströmcn zu lassen, zum Ausdruck bringen zu dürfen die herzlichsten Glück- und Segenswünsche für Ew. Majestät, für das ganze königliche .Haus und für das sernereBlühe» uudGedeihen unseres sächsischen Heimatlandes. Alle diese unsere Gefühle, Empfindungen und Wünsche fassen wir begeistert in den Nus zusammen: Seine Majestät König Friedrich August von Sachsen Hurra! Hurra! Hurra!" Der König mit Gefolge war ausgestiegen nnd sichtlich über dies« warmberzige Begrüßung angenehm berührt, dankte in freundlichen Worten dem Sprecher und nahm sodann von den kleinen Mädchen des Tw. Ness und Dr. Tille, von denen letzteres folgendes Berschen gesprochen halte: „Willkommen, lieber König, an der Saar, Willkommen bei der ganzen Sachscnschar! Wir bitten Dich, nimm diesen Rosenstrauß Ilnd stelle ihn in Dresden in Dem Haus Und grüße von den Sachsen an dem Strand Der Saar Dein grün und weißes Sachsenlani Tann bringe viele Grüße auch nicht minder Daheim an Deine lieben Königskinder Und sage ihnen, daß auch icrn von Sachsen Im Saargau kleine Sachscnmädchen Macksten Rosen mit grün-weißer Schleife entgegen. Der König, sichtlich freudig bewegt, sprach sreundlich mit den Kindern und ließ sich hieraus durch Herrn Bürgermeister Tr. Ness fast alle zu der Ovation Erschienenen vorstellen. Dabei siel es ihm aus. daß so viele Techniker aus Sachsen dabei waren und er erkundigte sich offenbar sebr interessiert nach deren Einkommen. Biel Ver gnügen bereitete dem Könige die Anwesenheit zweier Mitglieder der zurzeit im Apollotheatcr austretendcn „Roßweiner Sänger". Als deren Direktor Boigt sich als solcher vorgestellt hatte, nickte Se. Majestät freundlich und zustimmebd lachend mit den Worten: „Ah. ganz recht. Wo Sie sind, hängen immer die großen Plakate, sind mir bekannt!" „Was machen Sie denn bei der Ge sellschaft?" fragte er dann Herrn Riedel. „Bin sächsischer Charakter.Humorist," lautete die Antwort. „So sähn Se ooch aus." meinte Friedrich August belustigt, maß seine beiden sidelen Sachsen nochmals mit einem vielsagenden Blicke und ver abschiedete sich von ihnen mit einem verständnisvollen: „Na. Ihr Beeden!" Unter kräsligen Hurras fuhr dann der sreundlicbe Monarch Sachsens weiter. — Ueber den Besuch des Königs Friedrich August in M ü n st e r a in S t e i n wird amtlich folgen des mftgeteilt: Der König ging vom Bahnhofe nach Schmucks Kurhaus, wo Wohnung bestellt war, und ivurde sowohl auf dem Bahnhose, wie ans dem Wege von dem zahlreich erschienenen Badepiiblikum lebhaft begrüßt. Münster am Stein hatte reichen Flaggenschmuck angelegt. Um 1 Uhr wurde im Kurhause das Mittagessen eingenommen. Nachmittags unternahm der Monarch mit den Prinzen-Söhnen einen Ansslug nach der Ruine Alten baumburg: den Abend verbrachte er im Kurkonzert, während dessen ein Feuerwerk abgebrannt und der Rheingrafenstein mit Buntfeuer erleuchtet wurde. —* Aus Sibyllcnort wird geschrieben: Die Besserung im Befinden Jbrer Majestät der Königin-Witwe macht lang same Fortschritte, doch muß sie sich noch große Ruhe und Schonung auierlegen. Gestern traf Frau Lberhosmcisterin v. Pflug in Sibyllenort ein. Nachmittags empfing die Königin de» Kardinal-Fürstbischof Dr. Kvpp. —* Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg be suchte gestern das Atelier von Klinkhardt u. Eyssen, Prager Straße 26, behufs photographischer Ausnahmen. —* Aus Anlaß des Scheidens aus dem Dienste wurden ver liehen: die Krone zum Ritterkreuz l. Klasse des Königlichen Alorechtsordens, dem Postdirektor Schmer! er in Leipzig; das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens dem Poslsckretär Reiß mann in Wurzen. —* Verliehen wurden das Ritterkreuz I. Klasse des Albrechtsordcns den Postbirekiorcn Batereau in Leipzig- Plagwih, Krumb bolz in Chemnitz und Zwölsmeyer in Dresden: das Ritterkreuz 2. Klasse desselben Ordens den Ober- Postsckretären Bauer und Eichler in Dresden, Franke in Plauen (Vogtland!, Niepraschk in Zwickau (Sachsens, dem Postmeister Venus in Wolkenstein und dem Poschalter Loch mann in Oschatz: das Albrechtskreuz den Postsekretären Landrock in Rötha, Mensch »er in Dresden, den Tele- grapheistckrctärcn Fleischhauer in Dresden und Rößler in Chemnitz: das Allgemeine Ehrenzeichen den Postagenten Rudolph in Reinhardtsgrimma, Thomas in Krippen, den Ober-Briefträgern Förster in Schneebcrg-Neustädtel. Gerbert in Chemnitz, den Ober-Postschaffnern K. O. Müller in Chemnitz, K. G. Müller in Leivzia und Neu - meyer in Rochlitz. —* Zum Nachfolger des Herrn PostdirektorS Krumb- h ol z in Chemnitz, der am 1. Juli die Leitung des Postamts I in Leipzig übernimmt, ist Herr Postdirektor Renatus vom Postamt Dresden 9 ernannt worden. —* Herr Polizeipräsident Küttig hat heute einen mehr wöchigen Urlaub angetrcten. —* Für das große Gartenfest im Königlichen Palaisgartcn sind auch anläßlich des voraussichtlich zu er- wartenden großen Andranges die zweckmäßigsten Anordnungen getroffen worden. Sv wird eine besondere .Hilfsstation in einem Pavillon auf dem Kaiser Wilhelm-Platz etabliert. Den Sanitäts dienst hat die hiesige Sanitälskolonne unter der Leitung des Herrn Hahn übernommen. Die Oberpostdirektion hat die Ge nehmigung zur Aufstellung besonderer Briefkästen im Palais garten erteilt und ein kleiner, übersichtlicher Festplan, in Bunt druck ausgesührt. wird die Besucher des Festes über alle Sehens würdigkeiten schnell orientieren. Den Vorverkauf der Billette haben die Wolsschen Zigarrcngeschäste, die ZigarrcichandIungen von Arndt Fischer, Busse und Kelle, sowie die Cafös „Parsifal" lMittenzwelst nnd Potlender übernommen. Für die Gaben lotterie bestimmte Gcwinngcgciistände werden auch von sämt lichen Mitgliedern des Festausschusses und vom Hausmeister des Japanischen Palais entgegcngenommcn. —* Das Festmahl zu Ehren der englischen Kommission, das die Stadt Dresden gestern abend im oberen Saale des König lichen Belvedere veranstaltete, nahm einen in jeder Beziehung wohlgelungenen Verlaus. Der herrliche Abend, der in seiner leuchtenden Frülstommerschönhcit zu den weit geöffneten Türen vom breiten Strom nnd seinem grünen Hügelkranze in den festlichen Saal hcreinströmte, gab einen stimmenden Akkord, wie er sich schöner nnd harmonischer zur Bewillkommnung der englischen Gäste in unserer Residenz nicht finden ließ. 'Dazu das Bewußtsein gegenseitiger Herzlichkeit, Liebenswürdigkeit uns Wertschätzung, die Freude der Gastgeber, lieben Freunden Gutes erweisen zu können, und das Hochgefühl der Gäste, gern zu ge nießen, die freundlich dekorierten Tafeln, fröhliche Weisen der 177er, ein erlesenes Menü und exquisite Weine — was Kunst und Wissenschaft. ß* Die auch in die auswärtige Presse übergegangens Nach richt, daß Herr Kammersänger Burrian von der König lichen Hofoper freigcgeben worden sei, ist, wie uns die General direktion mittelst, dahin richtig zu stellen, daß mit dem Künstler, der unausgesetzt aus seiner Entlassung besteht, Unterhandlungen im Gange sind, die auf eine gütliche Lösung seines Vertrags ab zielen. Die Gencraldircktion hat sich dazu bereit erklärt unter der Bedingung, daß der Künstler die ganze Saison 1905/06 noch dem Institut als Mitglied angehörcn will und in den beiden daraus folgenden Jahren in zwei Sommer- und in zwei Winter monaten seine Mitwirkung bei den geplanten zyklichen Aus führungen der Wagncrschen Tondrau cn unter bestimmten Garantien zusagt. ß* Wohltätigkeits-Kvnzcrt. Mitten im Hochsommer ein vollbesetzter Konzertsaal — diese außergewöhnliche Erscheinung zeitigte eine Veranstaltung, die für gestern abend zum Besten »er Kinderbewahranstalt „Weißer Hirsch" von rühriger und umsichtiger Hand in die Wege geleitet worden »vor. Ein Wunder war's eigentlich nicht, daß der geräumige Konzcrtsaal des „Weißen Adler" in Oberloschwitz von einer den „ornehmstcn Kreisen angehörenden Zuhörerschaft dicht gefüllt tvar; denn Künstlernamen von bestem Klang bürgten von vornherein für Klaviervorträgen: Italienischer Bolksianz von Nicod» und 12. ungarische Rhapsodie von Liszt. Wäre Herr Kranke nicht schon längst in Dresdner Musikerkreiscn als der Besten einer bekannt, — er hätte sich mit der technisch brillanten und musi- kalisch feinsinnigen Aussührung dieser beiden Nummern als e>n Klavierkünstler von Rang und Distinktion offenbaren müssen. Mit drei wertvollen Bungcrtschen Liedern l,,Sein Weib", „Trunkene Hände" und „Sommernachmitlag"! erwies sich sodann unsere Hosvpernsänaerin Frl. Eva v. d. Osten als eine Lieder sängerin von hervorragendem Vortragsgcschmack, wenn auch an länglich eine leise Hinneigung zum Ziittefsingeii nicht unbemerkt bleiocn konnte. In die musikalischen Darbietungen brachte Frl. Dora Erl vom Wiener Bolkslheater, die begabte Tochter unseres unverwüstlichen Buffo-Tenors, angenehme Abwechslung mit einigen trefflich gewählten Gedichtvorträgen vo» Detlev von Liliencron. die sprachtcchnisch tadellos und wohlpointicrl, ober in recht empfindlicher Abhängigkeit vom gedruckten Buche rezitiert wurden. Ein besonders tonvollcS Beisallsrcmschen entfesselte wie immer Herr Kammersänger S ch e i d c m a n t e l mit Liedern von Tschaikowski („Gesegnet seid mir, Wald und Au "), M. Schillings l,,W>e wundersam ist dies Vcrlorcngehn"! und H. Kaun l„Dcr Sicger'ff.B Vorzüglich disponiert, wußte der Dresdner Meistersinger ebensowohl durch die Machlsülst seines Organs lbci Tschaikowski!, als durch den subtilen zartdustigeu Worte kommen ließ: allein die drückende Atmosphäre im Saale veranlaßie mehr als einen Besucher zur Fahnenflucht, hinaus in die abendliche Kühle des waldreichen Lbcrloschwitzer Hoch- Plateaus. —ckt. Dresden vor fünfzig Jahren. (Ein Stimmungsbild.! Fünfzig Jahie s Das ist ein langer Zeitraum, der nicht spur los an einem Menschenleben vorübcrzugebe» Pflegt, der die Locken der Jugend zu bleichen beginnt, den Rucken beugt, liefe Svrgcn- salten ins Antlitz gräbt und das Menschenkind daran erinnert, daß seine Uhr nun bald abgelansc» ist und daß seinem Wirken »nd Schassen auf dieser Welt bald ein Ziel gesetzt werden wird. Wie ganz anders wirken fünfzig Jahre m unserer modernen Zeit auf bas Antlitz einer Stadt ein ! Sie glätten die Runzel» des Alters, sic verjüngen ihre Züge »nd lassen neuen Lebenssaft und Lebens mut durch die Adern vulsieren. wenn es der Geist der Rsiracr versteht, sich der Zeit nnd ihren Anfvrdcrnngen anzupassen und sich deren Errungenschaften zu nutze zu machen. Unser Dresden vor sünfzig Jahren! Wie so ganz anders sah es ans, als wir es heute zu schauen gewöhnt sind! Es hatte noch nicht ganz den Totenschlaf abgestreift, in den es seit seinen Glnnz- tngcn im Zeitalter des Rokoko gesunken war. Wohl iah es auch damals schon die halbe reisende Welt in seinen Mauern, wohl pilgcrtcn Tausende und Abertausende zu den Königsichlössern, den Museen, dem Theater, zur Brühlschen Terrasse nnd doch — Dresden war fast nur noch eine Ruine seines früheren Selbst, ein vcrmürbtcr, bröckelnder Ueberrest des ..Vieux 8»x« gLlavte", trotz all' den uuermeßlichc» Schätze», die in seinen Palästen ouf- aehänft lagen. Noch war nichts Neues, Imposantes an die Stelle des alten Glanzes getreten, Dresden war mir eine Mittel stadt im Mittelstaat, ohne wesentlichen Handel und Industrie, ohne charakteristisch und ursprünglich wirkende geistige Kräfte, es war, ähnlich wie heute Weimar, ei» großes Museum der Ver gangenheit, in dem man in Ausrnhe», Genießen, Schauen und Träumen alles Leben und Kämpfen verlernt. Ein Abend vor fünfzig Jahren aus dem Balkon Europas! — Der Wiedcrschcin der untergehenden Sonne loht »och in den Wolken am Himmel und wirft durch die Bogen der Augustus- bnicke einen flannnendroten Streifen wie ein vulpmncs Samtband auf die Wogen der Elbe. Ein alter Stein wall war die Terrasse damals nur, mit Moos die verwitter ten Quadern verkleidet, oben eine Reihe blühender Linden, die Aussicht war alles, der Strom, die Reflexe des Sonnenlichtes auf dem Wasser, die weißglänzendcn Landhäuser, die Weinberge am anderen User und darüber die schrofferen blniilichen Höhenlinien, die wie in einem Arabeskenrahmen das Bild cinschlossen Nnd das alles in ein Meer von Farbe getaucht, das dem trunkenen Auge, dem Sinn, der sich in die Welt der Schönheit wie in ein Heiligtum zu versenken vcisteht. genug zu erzählen vermag. Hinter dem Beschauer dieses Bildes die Stadt selbst, ein Rcliquienkämem, das viel des Schönen birgt, aber doch nur wehmütige Eindrücke hintcrläßt. Leer die Schlösser mit ihren mächtigen ornament- gcschmü kten Bogensenstcrfassaden. mit ihren Treppenfluchten und verschlungene» Korridoren, sie, in denen einst vornehme Herren und galante Danien gehaust, in deren Räumen verführerisches Lacke« icköncr Frauen Nana die Galanteriedeaen klirrten und vre
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