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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19110122022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911012202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19110122
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911012202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-01
- Tag1911-01-22
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b« ««t» »» «, Lag» vorher beretls als Ubentl.-Iurgsbe ,»gestellt, «Ohre«» es S»a Morgen tn eurer Srsmmausgab« erhall». SS. Jahrgang, 22. Be-ngsgeLühr ^«r<»q«rl. wr Dl», d«, b«t tägttch «»«t. malig« .^mragung t^an Lanno und Äomaaen «ir et«maN 2.V) TV., durch augwLrllaeKoms unHiomLre ML. ^ einmaliger .^us Innung durch die Post AM^ovne >fteNeitgeld». Lt« den Leiern von ^roaden u. Umgebung am Lage vorder »u» g.ftellteil Äbend Lus- gaben erhalten die aus- »arltgen ^ezieyer mit der Morgen Lu-gab« sujammen »ugeftellt. Nachdruitnur mit deut licher Quellenangabe I.Dredd. '.^achr -u Nistg- — Unverlangt« Manuskrvte werden nicht aufbewahrt. Teltgraimn-Adrefse: Nachrichten Dresden Aeg^ürrSet 18SS Druck und Verlag von Liepsch äc Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasre 58/10. Sonntag, 22. Januar 1S11- Fernsprecher: ii. 2os« - z«i»i. »«-««,».Dar« t Nmochi»« von >nkü^ »i» naa>l, » Iltzr. L»in>l««1 »,. «an-nitr-p« 1» V5n U bis >p Utzr ? OlnIxaUlge airunt-ze-lc Sa. 8 LlNx», r., P, . > Viaa-Nch,-- »u-. L resbrn sn z» ««ichLXs ilnretgcn o-> d»r Pnoall«»« Z«<I .10Pi.; di« iwetlpalns Zelle o T«rll<it«i/>-> — gn Nummern »a«. So»» » ^rirrta»»» die c>»ivau>>.,« eirunr j.il« iilt i!, , ru« Priinii seit« r» Pi. Hanni,, , i-tiilruiwicUeräpi. .!lu-witilipc Äbi»»!- nur »cg«» Darausi-- -ahlu.i, — A«dc» S". icgblalr kaslcr i» Qalsris Q./^rnolc! Leiilosa-Ltrssss 34. 88 R Lciiloss-Ltrasss 34. 8. S/iLQkovvskv, Qsmälcie. R 36 k^. Ofsbef, Qemälcje. R 38 ^ IVI.VVLlwei-Lokimicil, ^quai-sils. Zlr"i-i7 ertrgo Lefsr^. Der König ist I,eilte nachmittag 1,27 Mir non Alten burg nach Dresden znrückgekehrt. Fm RclihStagSwahlkreise Meißen-Großenhain wurde als Kandidat der Konservativen und Reformer Herr Curt Fritziche ausgestellt. Der Kaiser hat an das Kommando der Marinestatio» der Ostsee eine K a b i n c t t s o r d e r gerichtet. Der deutsche Konteradmiral Gühler ist in Hong kong am Tnphus gestorben. Fm M o a b > t e r K r a w a l l p r o z c ß kam cs zu einem .Zwischenfall zwischen dem Vorsitzenden und der Verteidigung. Ueber die Wirren an der Tierärztlichen Hochschule in Hau non er äußerte sich der preußische Landwirt- schastsmiutster. Neueste viMmeMugei» vom 2l. Januar. Eine Kabiuetioordcr des Kaisers au das Kommaudo der Mariuestatiou der Ostsee. Berlin. Ter Kaiser stat folgende Kabiuetts- ordcr an das Kommando der M a r i n e st a t t o n der Ostsee in Kiel gerichtet: Berlin, «chlost, den 20. Januar. Tao Unglück, von welchem das Unterseeboot „12. 3" betrosseu iü, bat mich tics bezvegt. Mit allen Faurttieiiangehörtgeu und udhereu Kame raden -er ctiigeschloi'enen Offiziere und Mannlchasten empsaud ich die bangen Lttinden mit, die verginge», bevor die Rettung gelang oder Gewißheit über dar, Schicksal d«r leider nichl mehr zu Rettenden geschossen war. Ich beklage innig den Tod dieser drei tapferen Männer, die alö ein erneuter Beweis für den in meiner Marine herrschende» Geil« bis zum letzte» Aiigeiiblickc, die Offiziere immer voran, ihr« Pflicht gerau haben. Sie find nichl umsonst geüvrbc». Eine ihrem Andenken! Mit großer Ge. nugtnung hat es mich ersültt, zu hären, mit welcher Tatkraft die Rettungsarbeiten i» Angriff genommen und durchgcführt worden find. Alle» Beteiligte,» spreche ich dafür meine» kaiserlichen Dank arrS und behalte mir besondere Belohnungen für Offiziere und Mannschaften vor, die Gelegenheit fanden, sich bet den Rettuugs- arbeitcn persönlich »uözuzcichne». Zu den glücklich Geretteten, wie zu allen Angehörigen der Uiilerlccboolswassc aber habe ich das Berlranen, daß sie unbeirri durch das Unglück aus „12. :tt, dessen Wiederkehr für die Zutunst auszuschließen unzweifelhaft gelinge» wird, mit gleichem Eifer und Mut wie bisher ihren wichtigen Tienst tun werden." Der Litldeittcnstreik in Hannover. Berlin. Uober die W i r r e n u n ü e r Tierärzt liche n H o ch > ch ule z u H anno v e r erklärte gestern abend der preußische ^aiidivirtschastsministcr in der Budget tommiisio» des Rchgeordnetcilhaiises: Er habe schon vor drei Wochen eine Abordnung der Studierenden, die den Streik i i Aussicht stellte, ermahnt, den Studierenden von derartigen schritten abzilraien. Ter Direktor der Tterarznetschulc habe elnerAbordnung erklärt, er mißbillige rhrVvrgehem Anderen Tages sei kein Studierender im Hörsaale erschiene». Er habe die ernste Absicht, derartigen Ausschreitungen entgegen zutreten und mit Nichtanrechnung des Semesters gedroht. Auch an der Berliner Tierarzneischule bestehe tcine stiekio latsversassung wie an den Universitäten, da der Lchitöiper den Rektor nicht wähle, sondern dem Minister drei Kan- dtdaten präsentiere, vvn denen dieser eine» ausivähie. T'r Zeitungsnachricht, daß der Rektor Tamman» »litbetetligt sei vdcr gar die Bcrhältnisse patronisiere, sei völlig aus drv Lust gegriffen. Moabiter Krawaüprozcß. Berlin. lPrtv. Tel.s Während des Pladoners des Rechtsanwalts Kurt Rosenseld im Moabit er Prozeß vorm Schwurgericht ereignete sich heute vormittag et» erregter Zwischenfall Rechtsanwalt Rvienseld sagte i» seiner Rede n. a.: „Sie. meine Herren Geschmort- neu, habe» nicht über die schuldigen Polizeibcamten zu Gericht zu sitzen." . . . LandgertchiSbirettor Unger unler, brach Roienseld mit den Wvrlcn: „Herr Verteidiger, ich habe viel scharfe Acußcrungen zugelasse», aber das geht doch zu weit. Sie dürfen nicht von schuldigen Polizei, beamten reden. Sie verteidigen die Angeklagien, aber Sie habe,« nicht als Ankläger der Polizei zu sniigiercn." Rechtsanwalt Rosenseld: „Ich begreife nicht, weshalb ich unterbrochen werde. Ich habe mir doch nur die Auf fassung des Obcrüaatsanmoltä zu eigen gemacht, der von Roheiten der Schutzleute gesprochen hat. Der Mörder des Arbeiters Herrmann ist heute« noch nicht entdeckt." Landgerichtsdirelter Unger: „Ich ersuche Sie nochmals, derartige Ausführungen zu unterlassen." R oie » feld: „Tann bitte ich »m einen Gerichtsbeschluß." Rechts anwalt He ine mann bittet, durch Gericht rbeichluß a»S. zusvrechcn, daß die sorigesetzren Unterbrechungen seitens des Borsitzenden ungerecht sind. „Wir erblicken darin eine Beschränkung der Verteidigung." Nechisanwalt Heine schließt sich dem Anträge aus Herbeiführung ciucs Gcrtchis- besihlusseS an. LandgertchtSdtrelior Unger: „Herr Rechtsanwalt Rosenseld, nehmen Sie die gebrauchten Worte zurück, dann ist die Sache erledigt." R o s c n s e l d: „Dazu liegt leine Beranlassung vor." Oberstaatsanwalt Tr. P r e u ß: „Ich bitte, durch einen Gerichtsbeschluß aus- zusvrcchen. daß die Unterbrechungen durch den Borsitzem den vollkommen berechtigt und durch die Sachlage geboten waren." Ter Gerichtshof zieht sich daraus zur Beratung zurück, und der Borsitzcnde verkündet nach der Rückkehr des Gerichtshofes: Das Gericht bat bcsstilosien, daß die Unterbrechungen notwendig und berechtigt waren. R v i e n f c l d setzt dann sein Plädoyer fort und bittet die Geschworenen um Freiivrechung der An geklagten. Ties sei die wirksamste Demonstration gegen die vvn der Polizei begangenen Ausschreitungen und Mißgriffe. Erdbeben. Paris. Wie aus Clermont-Fcrrand gemeldet wird, wurden an verschiedenen Orten der Umgegend Erd er s ch ü t t e r >, » g c n verspürt. Unfälle habe» sich nicht ereignet. Berlin. Heute vormittag ll'/z Uhr fand die Uehe r- sührung der Leiche des mit dem Unterseeboote „12. 3" verunglückten L e n t n a n t s z. S. K a l b e nach der Leichen halle des Dreifaltigkeits-Kirchhoses statt. Rachmittags wird die Beerdigung erfolgen. L u ü a. Gestern ist die gesamte Belegschaft de, Grube RainSdors in den A » S st and getreten. Lübeck. Heute uornnttag ianü hier unter großer Teilnahme der Bevölkerung die Beerdigung d c s R cchtsa » w atts Ko b r s statt, des Führers des »er nnglücklen Bolle-is „Hildcbrandt". H annove r. Ter angebliche Mörder des Rittmeisters r>. Krosigt, Arbeiter Fischer aus Haste, der bisher im Unteriiichungsgcsängnis zu Roden berg iaß, wurde heule von einem Kommando des 71. Fn sanlerie Regiments aligeholt. um in das hiesige Militär gerichts-Gesängnis übersühri zu werde». E v c r n a y. Ter heutige Tag ist ruhig verlause» Tie Weinbauern hielten verschiedene Beriammlungen ab. in denen sie ihren Beschluß erneuerten, tcine Gewalttätig ketten mehr zu begehe». L o r i e n l. Tie Maiiiiebebärdc verweigert die Ueber nähme zweier neuer T u r b i n e n - T o r v e d v i a g c r . da sich bei einer Versuchsfahrt die Maschinen als mangel haft erwiesen. Haag. Fu dem Berichte des Ausschusses der Ersten Kammer für ausivartigc Angelegenheiten wird dem Ministe/ volle Anerkennung ausgesprochen für sein energisches Ein treten für die Ansrcchterhalrnng der V e r k e h r s s r c i h e - j a i! s d e m R h e i n e. Aian gibt dem Wunsche Ausdruck, das: die Regierung versuchen solle, möglichst viele Lchieds gerichksverträge abznschlteßen, und daß der Minister Schritte tun solle, um zu erreichen, daß Autoritäten im internationalen Reckte der ganzen Welt im Haag, dem Sitze des permanenten LchiedsgerichtShoses, Konferenzen über Fragen dieser Wissenschaft abhielten. Man beklagt sich er neut. daß Tentschland iortsahrr. seine Grenzen gegen die Einfuhr von Pieh aus Holland zu verschließen, und gibt der Erwartung Ausdruck, daß die Regierung aus eine Aen dcrung bestehen werde. Man fordert die Regierung auf. daß sie sich Tentschland tu seinen Bemühungen bei der eng ltschen Regierung anichließen möge, um auch für die hollä» dlschen früheren Angestellten der südafrikanischen Bahn grseUfchast eine Entschädigung zu erreichen. Waihingto n. In dem Generalbeiehle des Marine- ietretärs. in dem der C o m mander Si in s nach den An Weisungen des Präsidenten Taft getadelt wird, heißt es: Präsident Tait habe die Schwere des vorliegenden Bergehens so klar nun Ausdrucke gebracht, daß weitere Bemerkungen unnötti ersch'enen. um die Marine auf tzcn non Sims bewiesenen Mangel an Tatt und seine Un kenntnis der P'licht.'ii eines Seeoffiziers besonders Hin zumeisen und so die Wiederholung eines io bedanerlichen Vorfalles zu verhindern. Hongkong. Der deutsch e Koutcrad in iral G übler, beauftragt mit der Führung des Kreuzergcschwa derS, der seit einiger Zeit am Typhus erkrankt war, ist gestern in Hongtong gestorben. Eine amtliche Bestatt giing der Nachricht lieg! nicht vor. vertllclie! «ml Zäcdzircde;. Dresden, 2l. Januai. —* Sc. Majestäi der König ist heute nachmittag t Uhr 27 Min. von Alien borg hierher zurückgetchrl. — Gauklerfest. Es gibt Leute, die es wunderlich finden, wenn sich ihre Mitmenschen gern gelegentlich vcrlleideir. ES ist aber doch lrtcht erklärlich, keineswegs ist es allein die naive Freude am Mummemchauz, sondern das in mancher Brust woh, nende Bedürfnis, sich einmal anders zu gebe», als es der Astiag will. Wer sonst Männe mit Hingebung vogtlan- dtiche-Klöße kocht, mochte sich einmal als strahlende Fee zeigen, oder als Farmen. Kind der Pttßta, fahrendes Weib oder sinnige Mignon. Und die Vertreter prosaischer Be rufSarten fühlen jirb. seit das „altdeutsche" Kostüm in Miß kredit geraten ist, als Spanier, „Zauberer", oder in iraend einer Eharattermaskc als Helden im Reiche ihrer Phan tasie- Lohengrin. der junge Dr. Faust und Trompeter von Säkkingen, die früher herzerquickend Kostümfeste belebten, sind verschwunden, eigentlich schade, denn es ging viel um freiwilliger Humor mit diesen Heldengestalten dahin. Das Dresdner Gautlerfest hat von ie den R»s, daß rS bevölkert. L-unt und lustig ist. Ten Hot es auch gestern wieder gcrechi fertigt, men.l anch der Besuch an den früherer Feste nicht heranrcichte. Selbst wer wie Wotan als einsamer Wan derer die Lälc durchmaß, fühlte die eigentümliche, von der Lustigkeit Nieter gesättigte Stimmung. Das heimliche Königspaar solcher Festlichkeiten, der Tanz und die Fugend, waren erschienen und dauerten a»S, wie es eben nur die Fugend lanii. Tanz »»d Jugend - zu Zweit >»»s, man sein: es gibt Plätze, wo man eigentlich sinnlos wirtl, ohne ein nettes zartes Erlebnis, so ans dein Marenövlgtz in Bencdtg, in ganz Florenz, aus einem Bergnügungs dampscr oder beim Rodeln in St. Moritz. Auch auf Mas lensesten ist cs angenehm, wenn irgendwo ein heiles blaues vdcr dunkles weiches Augcnpaar aus der Suche ist und aus leuchtet, wenn der momentan Herrlichste von allen erscheint. O. du mein Darling, du. du, d». Wer auf einem Ball dauernd solo hernmstorcht, könnte ebensogilt die Lüne burger Heide im November aufsuchen. Wer dieÄauklcr kennt, weiß, daß Phantasie, Uebermut und Geschmack der junaen Künstler sehr viel Hübsches schaffen. ES ist nicht leicht, den wetten Sälen des AuSstellungSpalastcS den Anschein non Geschlossenheit. Behagen und Fcslpracht zu geben. Hier war nun wirklich viel geschehen, um die leeren hohen Riesenrünme intim und reizvoll zn machen. j Fn dem großen Fcstsaal mar mit guter Wirkung der Thron . für den Gauklcrköntg »nü seine Gemahlin anfgebant. Farbstellungeu non dunklem Grün. Orange und blassem Lila machten einen ungemein geschmackvollen Eindruck. Eine Steigerung bedeutete noch die Ausschmückung des KouzertsaaleS. hier war mit Glück versucht worden, die Decke durch übereinander wallende Purpurbändcr niedriger zu ziehen, es war direkt Pracht, da auch mit Tanneugrün und gutem Gold nicht gespart war. -Ge liebter sich, dort ist die Grotte, von rosigen Düsten üüüber- wallt." Rot har entschieden etwas Suggestives, die Farbe fährt selbst älteren Semestern ins Geblüt, daß sie das Tanz bein weniger mit der Grazie, als mit dem Eifer von Fungen schwingen. Bald nach ü llbr füllten sich die Lälc mit Gautlcrvvlk. Bei der Kostümierung waren der Phan tasie keine Schranken gesetzt, nur der Frack war verpönt. Man kann nun nicht sage», daß, wie in frühere» Jahren, die Phantasie viel Originelles gezeitigt hätte. PierrvtS, Pierrctten, allerlei Landvolt, biedermcierlichc Herrschaften. Toreros. Carmen t» vielerlei Gestalt und Ausmachung, einige Schlangen, viel Herrenreiter, Zigeunerinnen, ein Versuch zn einem Lvhengrl», Märcheiivrinzc» in blauem Plüsch mit Gvld »nd manche Fahrmarktstnve. Fntcressant und echt wirkte ein indisches Paar, sie schiant und nett wie Ruth St. Denis, er wie direkt importiert vvn den Usern des Ganges. Zwei junge Mädchen hatten sich als Pflaume tostiimter« und gewäyrte» schon durch ihren Anblick dursti gen Gauklern eine Erguickiing. Die Pflaumen waren viel begehrt. Um «Hl« Uhr, »ach dem Erscheinen Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Johann Georg, der ans eine Tribüne inmitten des großen Saales geleitet wurde, setzte sich der Festzug >n Bewegung. Hier trat die Gauklcrherrlichkeit, wie sie eigeitt l!ch sei» sollte, am deutlichsten hervor. Der Zug. der an Sr. Kgl. Hoheit vorübcrdeftltcrte. hatte in der bunten Mannig faltigkeit seiner Typen wirtlich karnevalistischen Stil, man sah hier Masten von geradezu überwäliiaendem Linien- und Formenreichtum. Die Begrüßung des Prinzen Karne- val sgarrz famos zurechtgemacht) durch den Gauklcrköntg »nd seine Gemahlin bedeutete den Höhepunkt des ZnaeS. Die gewiß sehr originellen Vorführungen des Zirkus Sau- rr-w-Gurkow waren nur denen sichtbar, die rechtzeitig die Galerien ausgesucht hatten, an LtarS und Glanznummern fehlte eS nicht Ter ganklerische Rummelpsatz bot eine ganze Menge, eineu Ktcntopp. ein Lchattenbildtheater, daS viel sreaiientierlc Karuiiell und dann namentlich die unvcr gleichltchcir Wagner-Festspiele, die den „Tanzhäuser" vde, „Muff, Muss" als harmlosen Künstlerblöüsinn sehr bc lustigend aussührte» und R- Stuß' „Hosenlavalier" als Novität gaben. Ter Unersättliche tonnte, nachdem Bruno Wiehrs Lichtbildneret ihn in seiner ganzen Schrnehctt der Mitwelt erhalten hatte, per Rutschbahn in die süßen Schrecknisse des Kellers nntertaiichen. wo Hitze, Ton-, und Weingeister auch den Kühlste» warm machten. Die Lust hatte etwas FnseinalischeS, aber was kümmert Lust einen richtigen Gaukler, wenn die Stimmung da ist. und daran fehlte es wahrhaftig nicht. Als die beiden viel gefeierten Pflaumen in den Keller fiele», mar »ngesähi die Höhe da. Oben in den licht- und glanzdurchiluicie» Räumen, wie der Fenilletvnist io schön sagt, wurde gegessen, getrunken (selbstverständlich, »atürlicht und »nrrmiidlich ge. tanzt. I«M> Ga»klerl»nen und Gaukler tönnen darin schon etwas leisten. Dresdner Persönlichkeiten, die svnst Festen solchen Charakters ihr äußeres Gepräge gebe», bemerlte man nicht allzuviel. Der österretchisch-iingarische Gesandte Fürst Fürstcnberg war erschienen, vorübergehend auch Exzellenz Gras Scrbach, Gehcimrat Dr. Rumpelt. Bürger meister Dr. May, Prvscssvr Hanschlld, die Professoren Zmintschcr, Eugen Bracht »nd von Düsseldorf Professor Wilhelm Kreis. Literatur- und Tbeatenvelt waren ganz wenig vertreten, auch von den bildenden Künstlern fehlten viele vromtneiite Erscheinungen. Aber, wie ge sagt, das heimliche Königspaar des Festes, Fugend und Tanz, waren da und das ist am Ende dir Hauptsache Das Geheimnis jedes Amüsements lieg! schließlich tu jedem einzelnen, der wird immer am meisten haben, de, aus seiner Haut Hera»- kann, nicht »o» außer her amüsier! sein muß. sich auch nicht irgendwie empvrentwickcln will, svubern ganz einfach ftdel ist. wie man es bet Walzer i klängen, dem Rhythmus diirchetnandcrgewirbelter Beine ! und einem guten Tropfen immerhin sein kann. -Lebhaft schienen den Sinn eines solchen Festes ein »mittelalterlicher I Apotheker" und eine „Schweizerin" erfaßt zu haben, die > gegen st Uhr an der Erfindung eines neuen Tanzes, dessen Figuren zwischen Twoftep und Matchiche schwankten, er ! lieblich arbeitete». „Heil, wer neue Tänze schafft!" P H. H.
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