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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020607020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902060702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020607
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902060702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-07
- Monat1902-06
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Diese» Matt «a de« Lesern von Dresden «nd Umgeduag am Lage vorher dereit» al» 2lbend-Ansgabe zugestrllt. während e» di« Post-Abouneuten am Morgen in einer Scsauimtaurgabe erhalte«. VerugzgedW: «nE»««ck, « »>, «ick , VN. .»n»»mr««brl»««n' eriLkten, «t^tck «»»V»»! die ««»ikder v> U-r^dm Md d»r nSldstm Umaedun». , tUNramma », »tcr »om»>Mo«ckr» »» di» 1 durck 8a«i>» ««in» !» «Gla>. ndLlkn, da« «cku an «»ck,»«am». dt» Mdi iuN G«»»- »drr Nn«r>a«' !»t««,. « MN rdn>a»««adn! »»«»»» a»d «»»»»« «Maltin. -WL.«LLN"- «,rnt»r,ck«,tckl,»: ,M I M. U und «». «^G. »»>»«»«»» «dr»N«: GegvQnSsL L8LV Verlag von Zirpfck, » Uetchardt. /Inreigen, kauf. n« Annatnn» von riukündiamia«, »rlolai in dkr k>ouvlonMIi»»»Ui uu» d»n S!»dknan„al>mktt»llen m Ircc-d.-l, dl« Naiimuila»« Sllkr Sonn und ftknrla,« nur Mcnieiiiiratik 3« vo» li bi»' ,l UI» Di» »ivaliia» ckiund d»i>» (ca « Lildkul « Pi« An iünbiannaku aui bcr vnvaiicüc 3ctie L Piadi« iivallia« Zeil« als .iktuakiaudi' vdi-r aui Lriiieii.- eo Pia A» ?!i»»m«ni »ach Tonn »ud gclec laacn >- bc» rwaliia« Äriindiküi-u so. 4v bo». so und so P'n nach bkioubcrrm Lavii. lluswiiriiae Aniiräa» nur ««oe» Boiau«dk,ab>uii«. v»l««dlauer wkrden mit io P«,. blr-chnit. ^sül ^öl!öl^22!'öll. vsdl'äucls^M'IuxuV^ Üllül^ Hälk!' l.Sljöl^SLl'Ln'-'sVöciLl-'k'^cliäft MU' st«!»«-sptlltVl. ^>G 2« ^«^4-, 8t, 2<l. M. ES. Mail», iVeiiiKl'imIi.'iiiilliinx, «drösele n, ZV«i »««« I f'etlni>r.:!HF». Wtkvla- >mct A>«»vlmvlnv, LD«»»vri«viuv, Ealtsiirv, «IvulmirUv mui lr»»rö«i»vl»v 4^l>auip»rriivr. EDie Krankheit Sr. Majestät de» Königs Albert Neueste D ghtbciichie Landtagsschluß, Clgdtperurdnetensitzniig, EveI» Gcrichisverhundlungen. Be Gcrichisverhundlungen. Berliner Leben DK Kr««rheit «r. Majestät de» König» Albert. I« tiefer Bewegung lauscht ganz Sachsen den Meldungen, die aut Sibyllenort über da» Befinden Seiner Majestät de» Königs eintrefsrn, und aut Aller Herzen ringt sich der innige, heiße Wunsch empor, daß eine gütige Vorsehung da» lheure Leben de» allverchr- ten Herrscher» seinen getreuen Unterthanen erhalten und die be drohliche Krisis »um Guten wenden möge. Ein gewisser Trost liegt in dem Umstand«, daß die letzte Nachricht ein Nachlasse» der HerzschwSchr feststellt. Im Einzelnen lauten die Meldungen: Sibylle nort, L. Juni 1902, Abends S Uhr 3V Min Bei Sr. Majestät dem König ist soeben wiederum ein -Anfall von Athrmnoth mit Herzschwäche eingetreten. Ter Zustand ist besorg- nißerregend. sgez.j Dr. Fiedler. Dr. Selle. Dr. Hoffmann. Sibyllenort. 6. Juni 1902. früh 7 Uhr. Im Befinden Seiner Majestät de» König» ist insofern geringe Besserung eingetreten, al» sich da» Herz wieder etwas gekräftigt hat. Dein schweren Ansalle von gestern Abend folgte tiefer Schlaf, der mit kurze» Unterbrechungen noch jetzt andauert Das allgemeine Gchwächegefühl ist sehr bedeutend, tge» I Dr. Fiedler. Tr. Selle. Dr Hoffman». Seine Königliche Hoheit Prinz Georg ist heute früh von Posen in Sibyllenort eingetrosfen. Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Friedrich August, Prinz und Prin- »essin Johann Georg und Prinzessin Mathilde sind heute Bormittag 10 Uhr 30 Min. von Dresden nach Sibylienon abgrreist. — Auch Se. Excellenz der Oberhofmarschall Gras Bitzthum hat sich in der vergangenen Nacht nach Sibyllenort begebe». Neueste Drahtmeldungen vom 6 Juni. Berlin.Grats Bülow ist au»Marienburg hier wieder einge- trofsen. Hamburg. Der König von Schweden ist heute früh hier eingetrossen und reist morgen nach Köln weiter. Frankfurt a. M.Der ,,Jrks. Zig." wird aus Budapest tele- grapmrt: In den hiesigen Volksschulen wird aus Antrag aller Direktoren vom nächsten Schuljahre ab in deutscher Sprache nicht mehr unterrichtet werden. Mannheim. Heute Vormittag bereiteten die hiesigen Schul kinder dem Großyerzog und der Grobherzogin eine Huldigung lieber 18000 Schulkinder zogen seitlich gekleidet an den Fürstlichkeiten vorbei, die unter einem Baldachin vor dem Haupiporial des Schlosses Platz genommen halte». Pari». Unter Hinweis aus eine Stelle der vom „Figaro" ver deutlichten Unterredung mit dem Reichskanzler Grasen Bülow schreibt der ehemalig« Marineoffizier und Herausgeber eines militärischen Jachblattes Jules de Euoerville, der kürzlich mit einem Berichterstatter des „Malin" in einem Motorwagen nach Petersbura gereift »st, dem „Figaro" u. A. Folgendes: Ich benutz« diesen Anlaß, um zu sagen, daß wir uns nur sehr lobend über vir Fahrt durch Deutschland aussprechen können. Wenn von den Behörden Befehle ertbeilt sind, um uns die Reise zu erleichtern, Io sind sie in diskreter und höflicher Weise ousgeführt worden, das, die» der deutschen Gastfreundschaft nur Ehre macht. Paris. In politischen Kreisen glaubt man, daß die Be- mühungen deS Senators Combes, ein Ministerium zu bilden, bald zum Ziele führen werden. Die Houptschwierigkeit bildet noch die Frage deS Finanzporteseuilles. Nonvicr soll sich zwar zu dessen Uebernahme bereit erklärt haben, jedoch wenig geneigt sei», da» von den Radikalen geplante Projekt der Einführung einer pro gressiven Einkommensteuer zu unterstützen. London. Die „Times" melden aus Peking vom 5. d. M.: Die britischen Truppen i» Tientsin erwarten täglich die Be fehle für die Herabsetzung ihrer Stärkezisscr. Die „Times" melden ferner: Ter Streit zwischen England und Rußland um die Eisen- bahnauswcichsielle in Tientsin geht einer sreundschaftliche» Bei legung durch den britischen und russischen Konsul entgegen, die beide darein gewilligt haben, den Schiedsspruch des Zolldirckiors Detring anzunehmen London. Der vom gesetzgebenden Rath Indiens geplante Compensationszoll aus deutschen und österreichischen Zucker in Höhe von 2 Rupien, 13^ Annas bezw. 3 Rupien. 3s/» Annas versieht sich für hundert Wcight —50.8 Kilogramm. K o n st a n t in o p ei. Der gestrige Ministerrath machte die Annahme des Projekts Ronviers für die Ilnificirung der türki schen Staatsschuld von gewissen Bedingungen und Ab änderungen abhängig, die Rouvicr schwerlich nnnedmen durste. Dem Vernehmen nach wird die Vorlage des Ministcrraihs erst am Sonnlag unterzeichnet und dem Sultan unterbreitet werden. Ferner verlautet, der türkische Botschafter in P-ris hätte nun mehr den Beseht erhalte», sich nach Konstanlinopcl zu begeben, um mit dem Großvezier das Projekt zu besprechen, da Nonvicr es ablehnt, selbst nach Konstant,napel zu kommen. Washington. Ein Schreiben des Staatssekretärs Hau an den Gouverneur von Louisiana besagt: Nichts in dem eingeforder ten amtlichen Berichte beweise, das, die Engländer im Halen von Edalmelte Leute für den Krieg in Südasrika anoeworben hätten. Das Laaer bei Ehalmeite sei lediglich eine Schisssstalion, nicht ein militärisches Lager oder ein Sammelpunkt für Kriegs- vorräthe. Middelburg. sKapkolonie.f Der Burengeneral Smuths ist hier einge'.roslcn »nd halte eine Besprechung mit French. OertlicheS nnd Lächsischc». Dresden. 6. Juni. —* Ihre Königs Hoheit Prinzess«» Mathilde traf vorgestern mittelst Getchin» »an Frrlberg kounnend st, Begleitung einer Hofdame zum Besuche des Herr» Oberst von Earlowitz in Großhattmannsdois ein. —' Herr Generaldirektor der Königl. sächsischen Staat-Seifen bahne». Geh. Rath v Kirchbnch, nahm am Donnerstag in Begleitung der Henen Fingnzratl, Rode»-Dresden und Ober banrath P vpp «-Dresden eine Revision der Kohlenbahncn deS Zwickaucr Reviers vor. —* Die heutige letzte geschäftlich« Sitzung der Ersten Kammer schloß der Präsident Gras v. Könne ritz unter Anderem »ui folgenden Worten: „Nach langen, arbeitsreichen und schwierigen Verhandlungen ist unsere Vertagung jetzt bevor stehend. Die Morgensonne unseres jungen Jahrhunderts hat nickt immer über unserem Landtage geschienen. Am parlamen- torischen Himmel haben sich man»igsache Wolken ausgethürmt. und auch letzt noch, wo wir auscinandergehen, trüben bange Sorgen um das Leben unseres geliebten Fürsten unsere Gcmüthcr." Der Präsident weist sodann ans die Thätigkcit der Kammer hin, und fährt fort: „Die Haltung der Erste» Kammer in der Tteuer- reformsrage ist vielfach angcgrissen worden. Es tritt das ja heut- zutage, wo säst aus allen Gebieten des wirlhichastlichcn Lebens Aenderuiiaen eingetreten sind, nicht blos in Sachsen, sondern auch in ganz Deutschland, zu Tage. Der tiefe Gegensatz »nd die gegen sätzlichen Leidcnschaslen haben auch aus uns ihre Schatte» ge- morsen." „Ich will ober noch einmal von dieser Stelle an die Billigdenkenden den Appell richten, sic möchten noch einmal die ursprüngliche Regierungsvorlage mit dem jetzigen Gesetz vcr- gleichen." Wo liegt die Jnteressenpolitik der Ersten Kammer, vielleicht darin, daß wir am wärmsten beiaetragen haben, daß die Eensilen verschont werden?" Der Präsident dankt sodann der Regierung für die zuvorkommende Weise, in der sie mit der Kammer gearbeitet habe, dankt ferner für das Wohlwollen, mit dem sic ihn getragen »nd für das Vertrauen, das ihm die Kammer geschenkt habe, dankt dem Vicepräsidenten und dem Tireklorium, der Kanzlei, Lounalitttd^7. Juni dem stenographischen Institut bis zum Diener herab, die Alle in der befriedigendsten Weste gearbeitet und schliefst: „Lassen Sie mich schließen, wie jedes Mal. mit dem Wunsche: Gott möge »„'er Vaterland, unseren König und unsere Kammer schützen." — Viee- piäsidcni Landesällcster v. Zczschwitz dankt dem Präsidenten für seine hervorragende Leitung der Geschäfte in oft schwierige» Lage. — Munster v. M etzsch dault zunächst dein Präsidenten !nr seine nerdicnsivollc Thätigkeil. sowie dem Direktorium und den Depntationsmitgliedern für ihre Mitarbeit, und sahn fort: „Ich erlaube mir Namens der Regierung der hohen Kammer dos Zeug- niß auszustellcn. daß sic gerade in de» von dem Herrn Präsiden ten berührten hochwichtigen Fragen unter Zurückstellung aller Sonder-Jnlcrcssen ganz besonders bcthäiigt hat, daß sie bestrebt ist. für das allgemeine Wohl des Vaterlandes zu sorgen »nd dessen Bedürfnisse» Rechnung zu trage». iBravost Unter Ausrechterhoit- ung der pcrlönliche» Meinung haben Sie doch, und es ist dies osscusichtlich in Erscheinung getreten, in allen Ihren Beralhungcn und Beschlußfassungen dem allein wahren Grundsätze Rech nung getragen, daß im parlamentarischen Leben eine ersprießliche Arbeit zum Wöhle der Gesammtheit nur verrichtet werden kann, wen» diese Arbeit geschieht in vertrauensvoller Wechselwirkung zwilchen Ständen und Regierung. Es liegt das Zeugmß vor. daß zwischen dieser Kammer und der Negierung dies schöne Einvcr- ständniß bestanden hat auch im vergangene» Landtage, und fußend auf diciem Einvcrsläudniß können wir »ns der Hoffnung hingeben, daß unsere Arbeit auch im Interesse des Landes eine crst'lgreiche sein und bleiben werde Meine Herren, wir gehen gedrückten Herzens auseinander. Möge die gnädige Hand des Himmels schützend walte» über dem Haupte unseres geliebten König», zum Segen unseres Landes. Aist dieser Hoffnung, mit diesem Wuiuche. lassen Sie uns von dieser Stelle scheiden." lBravolj — Mit einem dreimaligen, begeistert ausgenommenen Hoch ans Seine Majestät den König schließt der Präsident die Sitzung. —* Die heutige letzte geschäftliche Sitzung der Zweiten Kammer des Landtages schloß Herr Geh. Hosrath Tr. Mehnert mit folgenden Worten: „Meine Herren! W>r sind am Schluß unserer Berathuugen anyelangt. Eine außergewöhn lich lange, arbeitsvolle und für unser Land überaus wichtige Tag ung liegt hinter »ns. Es ist nicht unsere Sache, Kritik zu üben au dem, waS in diesem Hause in den vergangenen sieben Monaten ge arbeitet und geleistet worden ist. Dir können aber, meine ich. diese Kritik gclrosien Muthes der Oessentlichkeil, wie iiiSbcsondere Denen, die uns hierher gesandt, unseren Wählern, überlassen. Ein Jeder von uns ist bemüht gewesen, ehrlich seine Pflicht zu thuu. Unsere Bestrebungen und Beschliissc sind getragen gewesen, von den: Bestrebungen, den wahre» Nutze» unseres lieben Sachten- landcs zu fordern. Wir sind in diesem Landtage zu scharfen Auseinandersetzungen mit der Regierung gekommen. Mag man dies auch vom rein persönlichen Standpunkte aus bedauern, sach lich sind ivir mit derselben Einmüthigkeit. die uns vamals beseelt hat, auch heute noch der Ncberzeugung. daß wir nicht anders bandeln konnten, daß wir so handeln mußten, und daß unlere Beschlüsse in Wahrheit dienen werden den, unzertrennbarem Wohlc von König und Vaterland. Wir danke» cs aber der Königlichen Staatsreaicrung, daß sie trotzdem nie ausgchört hat. in steter Bereitwilligkeit und in weitgehendem Entgegenkommen unsere Ge schäfte zu fördern. Wir danken es ihr insbesondere, daß sie »ach vorübergehender Trübung der sonst so vortrefflichen gegenseitigen Beziehungen bald wieder in der alten, von uns so dankbar em pfundenen Weise, z» unserer Kammer sich gestellt hat." sBravo.f Ter Präsident dankt sodann der Regierung »nd deren Kommissaren für die mühevolle Arbeit, seinen Kollegen im Präsidium und im Direktorium für deren Unterstützung, »nd den Abgeordneten für die Nachsicht und das Vertrauen, das sie i» beispielloser Weise seiner Tbäliakeit entgegengebracht bätten und fährt kort: „Einer von »nS. unser boclwerebrter Alterspräsident, unser lieber Kollege Map, scheibet »ach einer Landtagsthätigkcit ohne Gleichen, nach- deni er 48 Jahre der sächsischen Ständeversammluna angehvrl hat. ans unserer Mitte. Mit unserem Dank für seine selten ersprießliche Thätiakcit verbinde» wir de» herzlichen Wunsch, daß dem lieben Freunde ein glücklicher Lebensabend besihiedeu sein möge." lBravo.f Der Präsident schließt: „Noch kein Präsident dieses Hauses ist so ausgezeichnet geehrt worden wie derjenige. Kunst und Wissenschaft. 7* Der Landschaftsmaler Emil Lngo in München ist gestern gestorben. Lugo, der in Stockack bei Constanz geboren war, Hot ein Alter von 62 Jahren erreicht. Von seinen Landschaften befinden sich u. A. vorzügliche Arbeiten im Museum zu Äar's- ruhe, zwei weitere in der Nationalgalerie zu Berlin. Er war Mitglied der Münchener Secession. Seine Leiche wird nach der Fraueninsel im Chiemsee übergesührt. t* In Jglau «st vorgestern der Lehrer Jose fTrüb Wasser im Alter von 35 Jahren gestorben, der erst vor Jahressrist durch kein Drama «Der Herr Meister" iE Piersons Verlag: Dresdens die Aufmerksamkeit der deutschen Bühnenwelt aus sich ge zagen hatte. DoS interessante und essektvolle Werk, daS für Oester reich verboten war, hatte übrigens seine Ersta»ssühr»ng Herrn Hosschauspielcr Rens zu danken der mit der inKrelsanten Dar- stellung der männlichen Hauptrolle u. A. in München dem Autor einen großen Erfolg erspielte. ß* Constantin Meunier, der berühmte belgische Bildhauer, ist nicht unbedenklich erkrankt. Sein Zustand ist besorgniß erregend. » Berliner Leben. L. Berlin. 5. Juni. Di« verflossene Berliner Woche gehörte dem Schah Mu-asker-ed-din, dem Gaste de» Deutschen Kaiser». Man sprach überall von ihm. man sah ihn vielfach in den Berliner Straßen am Tage der FrühjayrSparade und in mehreren Ber liner Vergnügung-lokalen, namentlich im Zoologischen Garten, den er mit großem Interesse besichtigte. Die wilden Thiere ge fielen ihm ohne Zweifel weit besser, als die Sänger, Sänger innen und Tänzerinnen unserer Königlichen Over. Denn ob- W«hl für. die ihm zu Ehren veranstaltete Frstvorstellung ein buntes Allerlei zusammengestrllt war, da» seinem exotischen Ge schmack angepaßt zu sein schien, langweilte er sich doch ganz ge- waktig und räumt« bereits nach dem ersten Fallen de» Vorhanges das Kunftselb. Unsere Musik hat offenbar vor seinen Ohren kein« Gnade aesunden. Desto mehr sagt« ihm da» Loncerl »u, das die brüllenden Löwen und Tiger, die brummenden Bären, die trompetenden Elepbanien und die schreienden Papageien ihm zu Ehren im Zoologischen Garten gaben. Er war gar nicht fortzubrinaen und wiederholt mußten seine Begleiter daraus Hin weisen, daß die Zeit, die für diesen Besuch festgesetzt war. längst abgelausen sei. Der Schah bewegte sich übrigens ziemlich un gezwungen inmitten der großen Menschenmenge, die der 25 Pfennig-Sonntag — am ersten Sonntag eines jeden Monats kostet der Eintritt nur 25 Pf. — nach unserem schönen Zoologischen gesockt hatte. Er schien die ursprüngliche Befangenheit, die viel- leicht nur maSkirte Furcht vor Mordanschlägcn war, je länger er in Berlin weilte, desto mehr abgelegt z» haben. Sein einfaches, natürliches Auftreten machte den besten Eindruck. Er selbst war auch ausgesucht schlicht gekleidet, und nur eine funkelnde Diamant spange an seiner honen Lammsellmütze deutete darauf hin, daß er der glückliche Besitzer der schönsten und kostbarsten Diamanten der Welt ist. Desto prunkvoller und glänzender traten seine Begleiter auf, die nach dem preußischen Gardemaß ausgesucht zu sein schienen, »nd von denen die meiste» ohne Weiteres in das 1. Garderegiment z. F. in Potsdam hätten versetzt werden können. Wen« nun auch dieser seltene Gast auS dem Morgenlande hier die gebührende Beachtung fand und namentlich von der lieben Jugend angestannt wurde, so hielt sich doch die Neugier im All gemeinen in den Schranke», die ihr in einer Weltstadt, die so Vielerlei zu sehen bekommt, gesetzt sein müsse». DaS war anders vor 30 Jahren, als zum ersten Male ein Schah, der Vater des jetzigen, nach Berlin kam Nasred-din wurde damals, wann »nd wo er sich zeigte, von Jung und Alt wie ein Wunderthier be trachtet Die junge Rcichshauptsladt war damals noch ein großes Krähwinkel und trug noch die Eierschalen prenßlsch-brandcn- burgischer Residenz mit sich herum. Wochenlang vorher sprach man von nickt» Anderem, als von dem bevorstehenden Besuch deS „Schab in Schah", und wochenlang nachher «zählte man sich von diesem orientalischen Herrscher und dessen Berliner Erleb- Men die sonderbarsten Geschichten, die sicher zum größten Theil erfunden waren. Daß er der Barbar nicht aewelcn ist, >u dem ihn die Volksphantasie stempelte, bat er selbst nacklräg- sich durch di« Herausgabe seiner Tagebücher bewiesen, dlc ihn als einen recht guten, kluaen und vielfach sehr feinen Beobachter erscheinen lassen. Manches darin ist naiv und schief, wie gewiß auch Etliches, was geistig sehr hochstehende, gebildete Europäer nach einem kurzen Aufenthalt in Persien über dieses Land zu Papier zu bringen pflegen. Aber im Großen und Ganze» Irisst er doch den Nagel aus den Kops und Hai jedenfalls die lieben Berliner richtiger erkannt, als sie ihn erkunnt hatten. Sie haben ihm übrigens im Allgemeinen lehr imponirt. und besonders hoch rechnete er es ihnen an, daß sie, anstatt sich unthätig in der Sonne ihres damals noch ganz frischen Kricgsrnkmes zu blähen, unverdrossen daran gegangen waren, durch eine ernste Friedens- arbcit sich dessen würdig zu zeigen, was ihnen das KriegSglück beschiedcn halte. Die betreffende Stelle in dem Tagebuch« Nasred- din's ist für den Beobachter, wie für die Beobachteten gleich kennzeichnend und mag deshalb hier wicdergcgeben werden. Er schrieb: „Ich war zum ersten Male aus dieser Reife in die Giaurenländer innerlich erregt, nicht nur so oberflächlich srok- gestimmt, wie bei meiner Ankunst in der Hauptstadt des Herr schers von Orus sDeuischlandl. Mein Herz war den Mcmchen zuaeslogcn, die ich da vor mir sah, denn sic entsprachen so ganz uno gar nicht dem Bilde, das ich mir von ihnen vorher gemacht hatte. Ich glaubte — »nd man schilderte sie mir auch so- zu Hause — sie von großem Stolz gebläht, wie ein sin Winde flatterndes Siegesbonner, zu finden, und fand sie bescheiden, würdig, nur vom Mannesstolz und nicht auch vom Stolze aus ihre Tyalen erfüllt, fand sie zuvorkommend in Miene und Blick, fand sie liebenswerth und vor Allem eisrig bei der ernsten Arbeit. Der Anblick dieser Männer, die alle von der Natur so über das Gewöhnlicke hinaus gestaltet sind, wäre wohl im Stande, mich auszurütteln aus manchem Traum, dem ich daheim in meinem Iran geträumt . . . ES fällt schwer, von einem Manne, der so verständig be obachten »nd schildern konnte, auch nur einen Theil der merk würdigen Geschichten zu glauben, die damals von ihm und seinem Auftreten am Berliner Hose erzählt wurden. Vieles davon war sicher crsiinbe» oder stark übertrieben, Manches wird aber wohl zutresscnd gewesen sein. Sonst hätte man ihn bei seinen späteren Bejilchen am Berliner Hofe nicht draußen im Thiergarten in dem alten, für ibn eigen» hcraerichteten Schloß Bellevue etnquartiert, wo er nach seiner Gewohnheit und Neigung Hausen konnte, ohne
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