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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187106213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-21
- Monat1871-06
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1871
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>, 8<d«h- ^ /», llöl», IköaigE-! , Bank--! iiverkebr, b 23»., hn 9'.',. r, 82' 7'., Kll-I still. uverkehr. Kchlel -.i , Pansal l.Sl.-M.I :lie» 277,1 Keule -, HU «X>^ , Dm», rden 167, Htordvch. ldrubinza rhu - Loch > Prämie». Soi'h. sch-Orstn- orbörse.) >st M»r Lombarde» I »glo-Anfi. >ol«Mn! rdwrfidah» > »reditaclic» >se 126 7», Z3 A»glo-j ank - Kfcheiut täglich früh 6'/, Uhr. -MN«» »ud Lrpclttton Joharmisgasie 4/L. Aedactcur Fr -Sttna. -onchstundc L. Aedaction ui»-« vc« 11—12 Udr Mag« »o» «—L Udr. Mriacr der für die nächst- Nummrr bestimmten tu den Wochentagen W 8 Uhr Nachmittags. Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Auflage VOVV. Adonaemrnlrpret» Btertkljäbrtich t Thlr. 7'/' Vor., incl. Bringerlohn I Thlr. 10 Ngr. Inserate die Spaltzeile l'/. Ngr. Rrclamco unter d. Ledaetisartletch die Spaltzrile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm. UnivcrsitätSstraße 22, Local-Lompkoir Hainstraße 21. üi? 172. Mittwoch den 21. Juni. 1871. Bekanntmachung. Die Universität Leipzig begeht am Sonnabend den 24. bss. Mvn. Morgen- 9 Uhr in der »er Kirche einen Lranergolle-dienst zur Erinnerung an ihre in» Kriege gegen kreteh gefallenen Eomrailttoneu. Für diese steter kann dem Publicum nur zu den en Zmritt gewährt werden und auch hier nur gegen Eintrittskarte. Diejenigen, die eine zu erlangen wünschen, auch die Mitglieder der Universität für ihre Angehörigen, haben die- auf ^ Universität- Canzlei am Mittwoch von 9—12 Uhr Vormittag- und 3 — 6 Uhr Nachmittag- an» "'den. worauf am Freitag Morgen von 9—12 Uhr die Ausgabe der' Eintrittskarten, soweit die- rcichen, erfolgt. Diejenigen, die als nahe Angehörige der Gebliebenen einen besondern Anspruch Berücksichtigung haben, wollen dies bei der Anmeldung ausdrücklich hrrvorhebcn. Leipzig, den 19. Juni 1871. Ar. Zarucke, d. A. Rector. Bekanntmachung. Atttwoch de« 21. Juni ». e. Vormittag- 9 Uhr sollen an der Promenade in der Nähe Hützenstraße und von da weiter um die Stadt die in den Anlagen geschlagenen Hölzer, bestehend Bistern und Reisighaufen sowie einigen Pappel - Nutzstücken, an den Meistbietenden gegen Baar- Ii»b und sofortige Abfuhr öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 17. Juni 1871 Die Deputation deS RathS ;« den Anlage«. Bekanntmachung. Das unter unserer Collatur stehende Höltzel'sche Stipendium, bestehend in einem Freitische im Convictorium und einer Freistube, kommt mit Ende Juli d. I. zur Erledigung. Etwaige Bewerber wollen ihre Gesuche sammt Zeugnissen spätesten- bis zum LS. Juli d. ä- schriftlich bei uns einreichen. Leipzig, am 19. Juni 1871. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Schleißner. Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebenen Maler- und Anstreicherarbeiten für den JohanniS- hospüal - Neubau find vergeben und eS werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten ihrer Angebote hiermit enlounden. Leipzig, den 19. Juni 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Ceruttl. 'GE-> ManMer Wochenbericht. .) n m M 882 1I."b rdS l><^ , Eritbch' iehl sem, * Golöagio urs ur>k ' '/»- eum rch- 19. Oll» 77',. Z. loggen loa Juni-Ach pr. Herbst pr. d M. i 17 Thlr. . 15 hgr., gr., Hnbst Tendenz: k. 2k',, K, st 26'. S. : per Jwi he». Hoheiten der >n Saidse», Großherzez r sind heilte rin August» >.-Baden ab. nd ser, Slrrtü. »g« ktrzduez. r and H. z. -«lut. : Hah, ke»»«p, raßdors, e, Avu. a» , H-NpUvLui nnd a. ich a. va»> )amd«r-. »«itz. H-l t. H. HaiH. lburg, H»«l :« Stich,nr dttlck, LtNt eplttz. «iide « Hotel, tordd. Hol. nd i Dinn'ch, Hausse euach, Hikel Lflee., Hnet o , He schönen Sommertage haben sich endlich h die Wolken und Nebel Bahn gebrochen; sie trafen die Börse nicht mehr in so jubel- Snnnnung. wie sie sie während des Früh- I zur Schau trug. Während Blüthen, Duft Sonnen'chein für die Menschheit außerhalb I MammcntempelS ihr Fest feierten, zogen die Wieder der Börsengemeinde finstere Gesichter halten die Empfindungen von Bergsteigern, »a einer schlüpfrigen Grashalde im Abrutschen pissen find und sich in Acht nehmen müssen, fie nicht die gefährliche Fahrt nach unten sjonsetzen. Die Spekulation weiß, daß eine finstere 'liefe unter ihr droht, aber die goldenen Milliarden ldecken ihn zu und geben ihr Muth, da- Hinan- I klimmen bi- zum äußersten Gipfel zu versuchen. — Illn der letzten Hälfte der Woche besserten sich die tSench -er Sptripapio« wiederum, und die l Stimm«, ssewann an yrMkeit. z lleberhaupt pflegen um diese Zeit die Börsen Io Migraineanfällen zu leiden. Der nahende iFuliermm und die Wollmärkte machen da- Geld llmpp und rufen her Hausse ein „Zurück" zu. Itze »bnorm die Verhältnisse auch in neuester Zeit Ifiteidbar sich gestaltet haben mögen, so vermag doch die Spekulation nicht ganz den Wir- ikngtn der periodischen Fluth und Ebbe teS Geld- I«tik< zu entziehen; die irdischen Bande ab»u- Imiskn und losgelöst von allen Hemmnissen bloS sh llether zu schweben, ist ihr nicht vergönnt. — " im Jutt wieder ein neuer Aufschwung statt- »wird, muß der Zukunft überlassen bleiben, wa- man nach übereinstimmenden Mitthei- tbrr die nächste Fmanzoperauon der fran- Rrgierung vernimmt, ist nicht geeignet sorgnifle wea«BedrL»aung de- deutschen te« durch »Wkbe aufkommen zu lassen. ducirt wurde. Es heißt, der Finanzminister beab sichtige, dieselben als LF Rente zur Nationvlsub- scription aufzulegen. Viel wird von dem Ausfall der Nachwahlen zur' Nationalversammlung ab- hängen, w e sich dre Geschicke des Landes in näch ster Zeit gestalten werben. Man scheint die Er- ssbltung der Republik, mit Thiers an der Spitze, für das beste Mittel anzusehen, um Frankreich wieder .in das regelmäßige GeleiS einer geord neten Staatsverwaltung einzuführen, während die monarchischen Prätensionen eine Menge Klippen bieten, um neue Gefahren dts Parleikampfes her aufzubeschwören. Desto größer will unS daher der Fehler bekünken, welcher mit der Aufhebung der Verbannungsgesetze begangen wurde unt den In- trrguen der Kronprätendenten die Thüren weit öffnet. Daß Trocbu, der ehemalige Gouverneur von Pari-, so thörichte- Wortgeklinarl verbringen konnte, um in seiner großen VertherdigungSrede, welche »io LiMtschrn sogar de-Einverständnisse- Mi» »er Commune bezüchtigte, während die Ver sailler Regierung nur der Entlassung der fran zösischen Gefangenen und der Absperrung von Paris nach Norden und Osten durch deutsche Truppen ihren Sieg über die Hauptstadt ver dankt, daß keine Stimme au- der Versamm lung sich gegen den Aberwitz und die fortdauern den Fälschungen in deu Phrasen de- Exgou- verneurS erhob, zeigt auf- Neue, daß Frankreich ' nur von der Mge lebt, dich eS betrogen sein will und nicht- au- sei« furchtbaren Glieder lagen lernen mag, auch nach dem Charakter seiner Bewohner nicht kann. Wirft doch Favre in seinem R»»d- chreibeu wieder mit der verdächtigen Phrase um ich, daß Frankreich der Verbündete der Schwachen ein werde, der alte Vorwand der französischen Invasionskriege. Sind doch Thier-' Redeübungen in der Nattonalvcrsammlung nicht- als Wiud- «, w Deutschland große Theilnahme für eine TranSact on zu gewinnen, sind überhaupt IM dafür, mit deutschem Gelbe den Franzosen mrilicv ourry oapcioc auilvutttiru bemeleien der alten nationalen Selbstvergötterung. Me» hatte man, wie dortige Berichte meU>en, s E- kann wahrlich kein Wunder nehme«, wen« sich Betheiligung an dem Vorschußgeschäft auf, die Anleiheoperalion schwieriger macht, alS man Hatzscheine an die französische Regierung abge- früher vorauSsetztr, und der Gedanke, daß die ' il, da da- Anerbieten nicht verlockend genug nächstfolgenden Anleihen zu noch schlimmeren ien: neuesten- meldete man wiederum das! Toursen als die gegenwärtige werde abgeschlossen kvlheil. Wir wissen nicht, ob eS gelingen werden müssen und dadurch ein Druck ans die ^ ^ . letztere unausbleiblich sei, eken schwarzen Schatten da-wsschcn wirft. Ein französisches Blatt will zwar wissen, daß . Schuld an Deutschland bezahlen zu helfen, eine Trupp« einflußreicher einheimischer und ans- s« slrches Geschrei auch in der Börsen zeitung er- wärtiger Financiers dem Finanzminister den Bor de» wird, um d«e Zutreibrraufaabe für die schlag gemacht habe, nach dem Beispiele Oester- nnchmrr pflichtschuldigst auszufüllen. Auch reich- dle SlaatSbedüi fmsse durch die Notenpresse > Boischußgeschäft soll sich nach Wiener B« aufzubrtnaen, iudeß können wir unS doch nicht zu ichni von 500 auf 350 Millionen zu reduciren der Annahme deguemeu, daß Frankreich- R^gie- Legriss stehen, indem der Kreis der Theil- rung ohne die äußerste Nothwentigkek sich auf r sich sehr eingeschränkt zeigt. Da, ange- einen solchen abschüssigen Wea begeben wird, vin rn an diesen Nachrichten wäre etwas Wahre-, so weniger, als dar vorgeführte Muster ganz ge sruizösische Regierung aber nicht blo- eme eignet zum Abschrecken ist. Milliarde braucht, so bleibt abzuwarten, in Die Börse in Pari- ist wieder voll von Be il Weise der Rest aufgebracht werden soll, suchern, und auch die Deutschen fehlen nicht. Der wieviel vavvn Frankreich selbst zu übernehmen Cours der Rente ist iv Heruniergange begriffen, hat. Für dasselbe ist eS gewiß besser, wenn da man die Lu-gabe der neuen Anleihe zu einem kt ih« ohne besonder-drückende Bedingungen ge- Preise erwartet, welcher sich billiger stellt als lägt da- Ausland für Bezahlung seiner Krieg-- der jetzige. »Mibption eintreten zu lassen. Daß es in den An die französische Regierung und die National- ' liunpen nicht an Artikeln fehlt, welche darzu- Versammlung trvt von Neuem die Frage wegen »haben, wie Frankreich durch die neuen Bürden, Fälligkeit der Wechsel heran, r achvem durch die es auf sich genommen, keineswegs an den Pariser Katastrophe die früheren B.schlüsse hin Land de- Abgrundes gebracht, sondern wohl nn fällig geworden find. Ueberall thürmen sich Sunde sei sie zu tragen, versteht sich von selbst, schwere Aufgaben sür die Männer empor, welche laakpen fehlt es auch nicht an gegenihetilgen e- übernommen haben Frankreichs hin- und her- Masiungen, welche die Lage Frankreichs keine-- geworfene- Siaalslchiss zu lenken, wji- m so rosenfarbigem Lichte erblicken, und die Hinsichtlich der Bank von Fra kreick steht, ob- *ne» Steuern, welche der Finanzminister von der gleich sie ihren Status noch immer nicht veröffent- Atttonalvertrkiung sich rotiren lassen will, als licht hat, soviel außer Zweifel, daß das Institut wie exorbitante Lost arischen. Jedenfalls bilden so bald nicht wieder solvent tverdcn wird, svnvern k französischen Finanzzustände ein Cbaos und nur un'er dem Schutz des aufrecht erhaltenen ' läßt nickt taxiren, wie grcß die Bedürfnisse sich ZwangScourseS der Noten seine Functionen weiter «stellen werden, len neuesten Nachrichten zufolge sollen die lüilnhandlpngen der Regierung mir den Finanz- laterien wegen der Anleiben sich zerschlagen haben, i«L wag damit Zusammenhängen, daß die Anleihe- Ij»»r von 2'/, Milliarden aus 2 Milliarden re- sühren kann. Sem Baarvorrarh ist im Verhältniß zur Summe der umlaufenden Zettel aufs Aeußerste zusanimengrschmolzen; auf IbOO Millionen wird der Vorschuß an die Regierung bezissert, auf 8uv Millionen der Beirag der in Folge de- Moratorium- aukstchenden Wechsel, wovon aller dings nur 8t» Millionen als zweifelhaft angegeben werden. Jndeß ein Disagio macht sich im Verkehr bei den Banknoten auch diesmal nicht geltend, und an coursircndem Silber soll es nicht fehlen. (Schluß folgt.) Äus rinem Feldpostbriefe. Was war daS für ein Freudensturin, alS sich die Nachricht verbreitete, es geht wieder nach dem lieben, deutschen Vaterlar.de, nach der sächsischen Heimach! Und als der Tag deS Abmarsches kam, da hörte man nur Jubel, sah man nur fröhliche Gesichter. Von meinen Wirthsleuten, einer wohl habenden Bauernfamilie, habe ich mich nickt ohne Rührung getrennt, aber auch sie sahen den unfrei willigen Gast ungern scheiden. Ihnen standen beim letzten Händedruck die Thränen in den Augen, und Frau Marguertte und ihr holde- Töchterlein Gencvievc haben sogar.-s«p «Hm «M-chvlrch ge weint, ohne daß Ihr Gatte und Bat«, Monsieur Pierre, dabei etwa- UebleS dachte. Er hatte auch wahrhaftig keinen Grund dazu. Die nähere Be kanntschaft der französischen Bevölkerung mit den deutschen Soldaten nach beendigte« Kampfe hat ihr von uns ganz andere Begriffe beigebracht. Man hatte uns al- grausame Unterdrücker geschil dert, die da- Kind in der Wiege nicht verschoiüen. Wa- Wunder, wenn diese- leichtgläubige ruh«e-- kranke Volk unS tödlich haßte und fürchtete And »u uns«« Vernicklung nach den unsinnigen Mitteln griff, die wir natürlich nicht ohne Repres salien lassen konnten! Wir werden nach nnser« Heimkehr den Herren Socialdemokraten Bebels Liebknecht, Otto Wal st er und wie die übrige» gelungenen Anbeter und Bertheiriger der Pariser Mord- und Sv bnbenbanden und Petrolenmhclden heißen, die Ehre anthun, bei paffend« Gelegenheit ihnen in al Gemüthlichkeit aus einander zu setzen, daß die schmachvollen Verleumdungen und Beschimpfungen mtt welchen sie da- deutsche He« zu besudeln «Er suchten, infame Lügen fiud! Diese Menschen saßen zu Hause in der warmen Stube, aßen und tranken gut und lagen im weichen Bett, während wir da- schreckliche Ungemach eine- beispiellosen Kriege- und Wunden und Tod ertrugen. Sie stellten sich hin und machten au- sicherer Ent fernung gemeinschaftliche Sache mit ihren Gesin nungsgenossen in Frankreich, die namentlich Bebel'- b«rüchtigte Reich-tag-erklä rung auSuutzte», um allenthalben auSzusprengen, in Deutschland spreche eine starke Partei im Reichs tage mit Entrüstung von der schändlichen Gewmt, mit welch« da- unglückliche, unschuldige Frankreich durch monarchische Brutalität vernichtet werde. Durch diese Hetzereien sind Tausende in Elend, Verderben und tu den Tod getrieben worden. Sagt e- nur euren social-demokratischen Volk-» beglück««daheim, ans ihren Gewissen haftet schwere Blutschuld! Wie viele arme friedliche Menschen. daS «fährt man jetzt, wurden durch sie zu tollem Fanati-mu- aufgestachrlt und griffen nach der Mordwaffe, um in überlegen« Zahl deutsche Soldaten nieverzumachen, oder einzelne zu meu cheln; wir können davon schreckliche Drage erzählen. Sollten wir unS eiwa dieses Banditenwesen ruhig gefallen lassen? Die deutsche Armee hat nirgend- ihre Gesittung und Menschlichkeit verleugnet; wo man eS ab« mit Morddandkn zu thun hatte, die selbst Verwundete noch durch gräßliche Verstüm melungen abscklachteten, da konnte die Nemesis nickt mit der Sammelbürste auftrelen! Die social- demokralische Elique, und namentlich die Ritter deS „VolkSstaatS" und des „Volksboten" — es sind uns einige Nummern dieser ehrenwnthen Blätter zugelchickt worden — können darauf rech nen, daß die Beschimpfungen, mit welchen sie die Armee überhäuft haben, von dies« nicht ver gessen sind. ES herrscht in den Regimentern darüber eine äußerst erbitterte Stimmung, und man sehnt sich darnach, zu Hause, — mzt all« Seelenruhe natürlich dieser edlen Schaar den richtigen Standpunkt klar zu machen. Bereits drei Tage waren wir unt« Wegs, alS vlktzlick unsere Freude in Wasser verwandelt wurde. Mein Regiment bekam nämlich Gegenbefehl und wurde der vorläufig noch in Frankreich bleibenden 24. Division zugetheilt. Das war eine schlimme Nachricht! Indessen, Welche müssen ja nun einmal hier bleiben, und wen es gerade betrifft, der muß sich fügen und den guten Muth nicht verlieren! Es heißt, daß wir der heimkehrenden 23. Division alsbald folgen werden, und wenn den Franzosen ihre Anleihe gelingt, und die fällige Rate Kriegs- kosten gezahlt ist. vi- zur letzten Avmachung rhnn- ländische Regiment« nach Frankreich kommen sollen. Unser Leben ist hier sehr einsam und die Sehn sucht nach dem Rückmärsche wird dadurch wesent lich unterstützt. Da- Exerciren wurde seit längerer Zeit häufig durch schreckliches Reaenwetter untn- brochen, das die Feldwege fast bodenlos gemacht hat. Diesen Wassergüssen ist seit einigen Tagen versengende Gonnengluth gefolgt, welche die Leute, ebenso wie der Regen, in- Zimmer bannt. Höch stens gehe ich einmal in den Garten, um unter einem der dort stehenden großen Aepfelbäume mich ins kühle Gras zu legen. — Auch hier besteht zwischen Quartiergebern und Soldaten bereit- ein freundlich«, geselliger Verkehr und trotz unser« «st kurzen Anwesenheit kann man schon zärtliche Verbindungen zwischen gemüthlichen norddeutschen Barbaren und au- ihrem SchrcckenStraume be freiten hübschen Trägerinnen der Eivilisation wahrnehmen. — Doch Alle durchdringt uns nur ein Herzenswunsch: „Rückkehr in die Heimath!" 0. bl. Äus Ltadt und Land. * Leipzig, 20. Juni. DaS amtliche „Dre-dn. Journ." meldet unter dem 19. Juni: Se. königl. Hoheit d« Prinz Georg, welch« gestern Nach- mittaa vom Truppeneinzuge in Berlin hier ein- getrosscn ist, kehrt heute Abend wieder zu Arm« zurück und wird sich zunächst nach Birkenfeld be geben. — Wie wir »«nehme», steht der feierliche Einzug unsrer zurücktehrendeu Truppen in die Residenz, soviel oiS jetzt festgestellt werden kann, zum 4. Juli zu «warten. — Der frühere Gcneral- gouvernenr m Nordfrankreich, Staat-minister v. Fabrice, welcher seit der Abreise de-Fürsten- ReichSkauzlerS auS Frankreich bekanntlich mit dessen Stellvertretung daselbst betraut war, ist vorige Nackt, über Berlin kommend, auS Frank reich hi«her zurückgekehrt, hat heute Vormittag Sr. Majestät Meldung erstattet und Nachmittag- die Leitung deS Krieg-ministerium- wieder über nommen. — T« Geh. Finanzrath v. Nostitz- Wallwitz. welcher Sr. Epcellenz alS kaiserlicher Civilcomnussar beigegebcn war, befindet sich gegen wärtig zur Uebergave sein« Geschäfte an den Grafen v. Wälder!« noch in Paris, wird aber in den nächsten Tagen ebenfalls hier eintressen. — Für die beiden RalhSstellen am BundeS- OberhandelSgericht zu Leipzig, welche mit Juristen aus Bayern besetzt werden sollen, sind der Ober-AppellationSgericht-ralh Joh. Wern) und der Abgeordnete Advvcat vr. Marquard Barth in Vorschlag gebracht, und es dürfte deren Ernennung durch den Kais« in den nächsten Tagen zu er- t warten sein. Herr Wernz gilt als ein ausgezeich neter Kenner des französischen Rechts und dürfte wohl auch deshalb mit Rücksicht auf Elsaß »nd Lothringen für den höchsten deutschen Gerichtshof bestimmt sein. — Am vergangenen Donnerstag zog von der Festung Königstein die bisherige preußische Besatzung, die alle Landwehr deS 72. Regiments, nachdem sie durch elf Monate die Besatzung der Beste gebildet, ab, um von jüngern Leute» der j ersten Compagnie desselben Regiments, die, kaum ! vom Kriegsschauplätze zurückgekehrt, unter jubeln- ' der Begrüßung anlangten. ersetzt zu werden. Um 6 Uhr Morgens deS genannten Tages endlich schlug die Stunde des Abmarsches. Unter Vor tritt deS Königsteiner Stanmusikcorps, dem sich der militairische Signaltrompeter beigeselll hatte,
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