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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020626021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902062602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020626
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902062602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-06
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An- tllndiounaen aui derPiinaileile ieile « Diu ^ die Livalliiie Zeile als »Emeeiaudl oder aui TeUicile bv Pia In Niiniineni »ach Sonn undtzeier- laaen l de» rloalkiae üirundjeiien »0, 40 de« M und «u P»,. Nitilt belondeiki» Larb. Nudivdtiiae Auliraae nur aeae» Voiauöbe»<il>iun,. Beleedlüiier iverden mil io Big. drieitiu«. Nr. L74. jpie,tl: Neueste Diahtberichte Berschiebuna der englische» KrönnngSseier Hosuachrlchlen, Prozeß Leipziger Bank. GerichlSverbanbiungeii Heinrich Seidel. Dunuerstag. 26. Auni 1W2. begaben von Schles- sich aus dem de» Neueste Drahtmeldungeu vom 25 Juni Berlin Die sächsische Gesandtschaft theilt mit: Tie Blätter- Meldung, daß Prinz Max aus Wunsch de» König» vom August ab einen dauernden Aufenthalt in Dre-den nehmen werde undFür da» apostolische Viearial ouSerschen sei. beruht in allen Theuen aus Erfindung Siel. Die Kaiserin, begleitet vom Kammerherrn v d .Knesebeck und der Hofdame v. GerSdorss, ist gegen 1014 Uhr Klei eingetrossen. Zur Begrüßung aus dem Bahnvofe waren der Kaiser, Prim Adalbert und Prinzessin Henrietie ivig-Holsiein erschienen. Die Herrschasie» b Wasserwege an Bord der „Hohenzollcrn" Leipzig Im Prozeß wegen veSAltenbekenerEisen bahnungluck», in dem morgen die Revisionsverhandlung vor dem Reichsgericht stattsindet, hat der Zugsührer Kleinhan» seine Revision inzwischen zurückgezogen. »reiz. Der sürstlichctzof legte gestern infolge Ablebens «ünig» Albe« von Sachsen auf vier Wochen Trauer an. Hamburg. Da die Flottenschau wegen der Erkrank ung de» Köni^ von England abgesagt worden ist, findet die von der HamburgIllmerika-Lmie angesctzte Fahrt nach Spithead oer- mittelst Schnelldouzpsers .Auguste Viktoria" nicht statt. Bremerhaven. Da» neue Ka bette ns chulsch iss de» Norddeutschen Llonds „Herzogin Eäcilie" hat heute Mittag nach Besichtigung durch den Großyerzog von Oldenburg seine erste Weltfahrt angelreten Lieg» iß. Auf dem Schlesischen Kohlen- und Koakswerke wurden veim Abbau drei Bergleute verschüttet; zwei sind lebenSgesährlich, einer leicht verletzt München. Dem heute im Allerheiligen der Doskirche ab gehaltenen Gottesdienst sür SönlgÄIbert von Sachsen wohnten der Prinzregent mit sämmtlichen : ' ' ^ ^ - Hause», der Herzog und die Herzogin von und Prinzessin Ludwig von Coburg bei. Eger Die große Dampsmövelfabrik von Kusy in ist völlig nieoergebranii». Man vcrmuihct stifiung. Triest. Die Angestellten der Straßenbahn sind AuSstand getreten. D gänzlich eingestellt. Pari». Sämmtliche Blätter widmen der schweren Erkrank ML des König» Eduard Artikel. Mehrere geben bei diesem Anlaß dem Mitgefühl für den König und für da» von schweren Sorge» bedrückt« enAisch« Volk Ausdruck und e: der KSnk, al» Prinz »on Wale» in Bars und daß der Frieden-schluß zwischen hauptsächlich chm zu verdanken sei. Pari». Der Marineminister beschloß, den Kommandanten de» atlantischen Geschwaders Admiral Servan noch Pari» kommen zu lassen, weil unter den Mannschaften deS Ge- schwader» eine ungewöhnlich hohe Zahl von Todesfällen festgestellt wurde. London. Die „Times" melden aus Hongkong vom 24.: Da» Likin-Sieuerami in Canton sucht aus dem Wege einer öffentlichen Bekanntmachung eine Steuer von 5 Prozent außer dem jetzt bestehenden Zoll von b Prozent auf Waaren zu legen Die Waaren einer deutschen Firma, die sich weigerte, die Steuer »u bezahlen, wurden mit Beschlag belegt. Ter Konsul setzte je doch die Freigabe durch. Petersburg. DaS „Journal de St. PäterSbourg" bringt ein« sympathisch gehaltene Charakteristik des K öni gs Ge org von Sachs««. Kasan. Durch dir beiden letzten Brände im tariarischen Stadtviertel sind über 300 Häuser eingeäschert worden. koniaAlbert von Sachsen lichen Mitgliedern de« König», in von Calabrien sowie Prinz bei. Der Verkehr auf der Klotiau Brand- in den rtrohenbahn ist erinnern daran, daß iS sehr populär gewesen sei England und Transvaal Zur Verschiebung der englischen KrSnung-feier. Ueber die Krankheit des Königs Eduard sind fol- grnd« weitere Meldungen eingegangen: Dienstag Abend 11 Uhr wurde folgendes Bulletin auSgegeben: Der Zustand des Königs ist so gut, als man nach einer so ernsten Operation erwarten konnte Seine Kräfte erhalten sich ES ist weniger Schmerz vorhanden. Seine Majestät hat einige Nahrung zu sich genommen. ES werden noch einige Tage ver gehen. ehe man sagen kann, ob der König außer Gefahr ist. — Heute Mittwochs früh wurde kein amtlicher Krankheitsbericht verösfent licht. Ter König hatte eine gute Nacht Eine Komplikatiou trat nicht ein Der „Preß-Associotion" wird über die Operation des Königs berichtet: Der Einschnitt, der eine Länge von fast 4 Zoll besitzt, wurde in der Leistengegend gemocht und zwar nach aus wärts in schräger Richtung nach außen. Nachdem der Theil, der die Verstopfung verursacht hatte, herausgeschnitte» war, wurde ein System von Röhren an gewendet, um die Eingeweide der Lancette zugänglich zu machen. Die Operation wurde ohne Kam plikationen vollzogen. Die Operation wurde von Sir Frcderick Treves im Salon deS Königs ausgesühri. Die anderen Leib ärzte, Lord Lister, Thomas Smith, Sir Francis Laking und Thomas Barlow wohnten der Operation bei. Gleich nach ihrer Beendigung wurde der König bewußtlos in sein Schlafzimmer getragen. Sobald er wieder zur Besinnung kam, verlangte er den Prinzen von Wales zu sehen, der den ganzen Vormittag über in höchster Besorgniß im Palais gewartet hatte. Tie Doktoren Barlow und TreveS blieben in der Nacht im Palais des Königs. Weiter wstd gemeldet: London. Der Krankheitsbcricht von heute Vormittag 10 Uhr 30 Minuten lautet: Der König war sehr unruhig und schlas- los im ersten Theil der Nacht, Halle aber etwas Schlas noch l Uhr Morgens. Ter König ist frei von Schmerz, kein ungünstiges Symptom ist «ingctrcten und, wenn alle Umstände erwogen wer den, kann man sagen, daß Seine Majestät befriedigende Fort schritte macht, Ueber die Natur der Krankheit des Königs und der an ihm vorgenommencn Operation lauten die Meldungen ver- schieden. Der gewöhnliche englische Name sür die in dem ärzt- lichen Biillelin^ewähltc Ärankheitsbezeichnung „Perityphlitis" ist Appendicitis. Sie besieht in einem Darmleiden. Die Entstehung desselben wird daraus zurückgcsührt, daß der König gegen den dringenden Roth des Leibarztes Laking daraus bestanden haben soll, daß ein Ansall von Diarrhoe, der sich infolge der neulichen Erkältung in Aldershot eingestellt hatte, gewaltsam unterdrückt wurde. Andererseits ist auch von einer Blinddarm- und Nieren entzündung dis Reh», sogar auch von Blutvergiftung. — Don där Blinddarm-Entzündung l?er>tvpkuti«) hört man in den letzten Jahren mehr als früher, so daß man glauben könnte, e» sei mit ihr ein neuer KrankheitStypus entstanden. D'e Erklärung der Aerzte ist schwer zu resümiren. Die Einen in- niniren zur Annahme, die häufige Diagnose: Uoritz-pliliri« sei die Folge der Mö^ichkeit einer genaueren Lokalisation gegen früher; von anderer Seite wurde vielfach nach Schädlichleiten gesucht, die mit der Nahrung eingesührt werden, und als solche bezeichnet man sogar Partikelchen unserer Kochgeschirre sEmails. Die Jndi- kation zur Operation war beim König offenbar durck den bereits auSgebildeten und dann gewöhnlich auch fühlbaren Avsceß gestellt Bestehen solche Absccsse schon mehrere Tage, und yaben sie sich durch den längeren Bestand, wie im vorliegenden Falle, bereits einigermaßen gegen die Umgebung abgckavielt, so ist im Allge meinen die Aussicht auf Heilung nach eriolater Entleerung des Äbscesses durch Operation eine sehr günstige Länger sortbestehcnde Fisteln bei erfolgender Heilung des Äbscesses sind häufig, kommen aber nicht wesentlich in Betracht. Allerdings kommt es bei der Operation daraus an, ob es gelungen ist, den Wurmfortsatz bei der Erösfnung des Äbscesses zu erfassen und zu entfernen. Muß er zurückgelasscn werden, so ist manchmal ein weiterer Eingriff in späterer Zeit erforderlich. Hat somit die Narkose und die Dauer der Operation aus den Patienten keinen unerwünschten schweren influß auSaeübt, sind Herz und Lunge alsbald nach der N wieder in gleichmäßige Funktion getreten, so wird man c uns rechnen dürfen, venn der Wortlaut der Nachricht, es orkose unktion getreten, so wird man auf Heil ung rechnen dürfen, denn der Wortlaut der Nachricht, es sei ein großer Absccß eröffnet worden, spricht dafür, daß die Operation vorgenommen wurde, che noch eine allgemeine Bauchfellentzünd ung eingetreten war fenbar, daß der König in der Besorgniß, den llnterthanen ein« Enttäuschung zu bereiten, den Entschluß, dos Krönungsprogramm durchzusüyren, erst ousgegeben hat, als die physische Unmöglichkeit dazu sich herausstelltc. Er hatte sich be stimmt geweigert zuzugeben, daß er irgendwie ernstlich unwohl sei und trug die Leiden, welche er ertragen haben muß, mit lächelnder Miene. Am Montag nahm der König schon an einem offiziellen Diner im Buckingham-Palast nicht mehr Theil Trotz der Er krankung des Köings war der aui Dienstag angesetzie Einpiang der fremden Abgesandten und Vertretungen im Palasie uminler- brochen von Stallen gegangen. Die Gesandten und die Abord nungen wurden von Mitgliedern der königlichen Familie im Namen des Königs emplangen. Die Mitglieder des diplomainchen Korps soliden sich im Auswärtigen Amte ein, um ihre Tdeiinahme an läßlich der Erkrankung des Königs auszuwrechen Die Umgeb- ung des Buckingham-Pulasics ist oo» langen Nethen von Wagen, die Mitglieder des Königshauses und andere hervorragende Per- chnlichkeilcn zum Schlosse führen, sörmlich geipern. Im Palaste selbst herrscht ein seltsames Gemisch von Geichäsligkett und ge drückter Stimmung. Der Herzog von Connaughl, der Nachmittag, nachdem er eine Reihe von fremden Gasten eniviangen hatte, aus dem Schlosse kam, schien ziemlich beruhigter Siimmung; den selben Eindruck machte der Prinz von Wales, olS er sich um 4^ Uhr vom Buckingham-Palasle nach seinem Palais begab, doch prägte sich aus dem Antlitz der Prinzessinnen lebhafte Sorge aus. Keiner der Aerzte hat das Palais verlassen Ter König hat dem Lord Mayor den Wunsch ausjprechen lassen, daß das Festessen sur die Armen nicht verschoben werde Der Earl Marshal hat vom König Bcsehl erhalten, das tiesc Bedauern des Königs bekannt zu geben, das wegen seiner ernsten Erkrankung die Krvnuiigscercmoiiie verschoben werden muß. Alle in London geplanten Festlichkeiten werden infolgedessen ebcnsalls ausgeschoben werden, aber der König hasst, daß die Fest lichkeiten in den Provinzen stattfinden werden, wie festgesetzt wor den war. — Tie Nachricht von der Krankheit des Königs gelangle nach der Guildhall, während gerade die Londoner Stadtvcr- Iretung versammelt war. um Sheriffs und Aldermen zu wählen. Es wurde sofort einmüthig folgende Resolution gesoßt: „Die Stadt vertretung ist durch die Nachricht von der Krankheit Sr Aller- oiiädiastcn Majestät in tiefsten Kummer versetz! und wünscht, Sr. Majestät ihre ausrichtige Theilnabme auszudrücken Daß es dem Allmächtigen gefallen möge, Se. Majestät ichncll die gewohnte Gesundheit wicdererlangen zu lassen, ist der ernste Wunsch seiner loyale» Bürger der City von London." Alle von der K orp ora tio» der City zur Feier der Krönung getroffenen Veranstalt ungen wurden aut linbestiinmtc Zeit verschoben. Werkleule sind eifrig damit beschäftigt, die großartigen Dekorationen uno Tribünen vor dem Mansion Haufe zu entfernen. Der Bischof von London empslno die offizielle Mitthcilung von der Erkrankung des Königs, während die Generalprobe der KrönnngsLlerc- monie in der Westiniisster-Abtei vor sich ging. Er theittc sie sofort den anwesenden Pairs und Großwürdenträgern mit. Nach einem Gebet sür die baldige Genesung des Königs gingen die Versammel ten auseinander. Der Vollständigkeit wegen sei erwähnt, daß der König bereits tobt gesagt worden ist. Die Krönungstribünen vor dem Mansion House werden bereits abgerissen Lloyds Versicherungsgesellschaft verliert ungeheure Summen Die meiste» Tribünen waren bis Ende Juni gegen den eventuell nicht stattftndeiideii Krönungstag sür 110 pro lOOO Mark versichert. Das Leben des Königs war zu Ansang des Jahres bis Ende Juli sür 42 pro Tauicnd ver- sichert, nach der Krankkeit des Königs i» Aldershot stieg die Prämie aus 110; als der König auch an dem Rennen» in Askot nicht tbeilnahm, aus 165 bis 200. Ms aber der König jedoch am Montag nach London kommen konnte, sielen die Prämien wieder aus 60. Gestern Nachmittag wurde» 525 pro 2100 Mark pro Woche bezahlt. Das „Bureau Reuter" erfährt, lieber die Abreise der ausländischen Gäste ist noch nichts entschiede»; es heißt indessen, die Rückreise werde erfolgen, sobald bestimmte Mittheil- unocn über die Operation vorliegen. In amtlichen Kreisen ist man der Ansicht, daß der Zustand des Königs ziemlich ernst Ißin muß. sonst würde die Operation nicht jetzt vorgenommcn sein. Im Unterhaus« erhob sich bei Beginn der Sitzung der Erste Lord des Schatzes, Balsour, verlas, während Aller Häupter sich entblößten, das Bulletin über die Erkrankung des Königs und fuhr dann fort: „Seit der Veröffentlichung des Bulletins ist die Operation zur Ausführung gelangt und ich sreue mich außer ordentlich, dem Hause mitlheiken zu können, daß die Operation mit größtem Erfolge stattgcsundcn hol tIubclnder Beifalls, und daß Se. Majestät sich so wohl befindet, als cs die Umstände geslal- in ihrer jährigen Knust und Wissenschaft. Dir Robert Schumonn'sche Singakademie hat dien JahreS-HauptversammIung ihren früheren lana- :>gen Dirigenten, Herrn König!. Musikdirektor Friedrich ^aumfelder, in Anbetracht seiner großen Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt. s* Wie verlautet. Hot der Vorstand des Meißner Do In halt-Vereins in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Thurmbau sofort zu beginnen und zu diesem Zwecke alsbald den Vertrag mit dem Oberbaurath Schascr in Karlsruhe abzu- schließcn. ß* Heinrich Seidel in Berlin, einer der liebenswürdigsten Poeten, feiert heute seinen 60. Geburtstag. Er ist ein Meister der Idylle, und zwar jener dem Anschein nach unglaubwürdigen Idylle, di« sich in der ReichShauptstadt selbst oder ihren Vororten avspielt. Mit Bezug hierauf geht er Arm in Arm mit Julius Stinde. nur daß dieser seine Idyllen aus den Straßenlabyrinthen von Berlin selbst herauSgräbt. während Seidel mehr der Idylliker der Vor ort« ist. Und wenn Stinde in der Wilhelmin, Buchholz einen un verwüstlichen TypuS de» BerlinerthumS grschassen hat, so Hot auch Seidel in seinem ELeberecht Hühnchen" einen Charakter gezeichnet all ist. in . , . .. fteselle geworden ist. Die' saubere Meinmalcr«, mit Reflyen de» Hi auS dem Leben Ledere die anderen Novellen „Ein Skizzenbuch" stS liner Skizzen" lt6S4>, „Kinkerlitzchen" (1895). Die philosophische JakuktSt der Universität zu Rostock hat Seidel au« Anlaß seine» 60. Geburtstage» zum Doaroe donoria causa ernannt, ß* Dem SanSkritforscher Professor Kielhorn in Göttin,en ist von der Universität Oxford die Würde eine» Doktor of Letter« verlieben worden. , der in ähnlicher Weis«, wie die» bei Jean Paul der Fass ist, i lnehreren seiner Erzählungen wiederkehrt und dem deutschen Les publikum ein liebgewordener Geselle geworden ist. Die laube, ß* In einer Plauderei über Nürnberg, Albrccht Dürer and doS Germanische Museum schreibt Henry Lapauze im >, „v- Straßen bergS in ollen Buchhändlerauslogen, bei allen Kunstyändlern die erhabene» Darstellungen sieht, in denen Dürer seine Seele mit der seiner Epoche innig zu verquicken und wiederzugcben verstanden. Deshalb scheint es uns, als blieben wir in der gleichen Epoche m>d unter dem gleichen Eindrücke, wie aus der Straße, wenn wir in da» Germanische Museum treten. Das Haus, dos es birgt, beschwört selbst alle Erinnerungen heraus Mit seinen dunklen Ecken und Winkeln, seinem Gehcimniß, seinen Treppen und Galerien fühlen wir in ihm nicht die Kälte einer gelehrten Aus stellung, sondern das warm pulsirende Treiben des Lebens. Wie Träume? Kein Museum der Welt kann auf den Besucher den eichen mächtigen Eindruck ausüben, wie dos Germanische in ürnberg. DaS ist leine eingelaaerte und ringeschochtelte st, wie man ihr nur »u oft in den offiziellen Hollen der Aus- ungSpaläste begegnet, das ist die wahre Kunst, die ihr Milieu urch «ine tief innerliche Analogie mit der alten Seele Germanirns fichselbst schasst." s- Ein französische» Urtheil über die deutschen Aerzte. Dr. Doyen, der von seiner Reise nach Deutschland und Rußland nach Pari» »urückgekchrt ist, Hot sich in srdr interessanter Weise über die Eindrücke, die er in Deutschland em pfangen bat, geäußert. Nachdem er ouSsübrlich die mediziniiche Ausstellung in Beilin, auf der auch seine Methode gewürdigt «»che. den Kinematogravbrn sür de« Unterricht in der Operation»« lechnik brranjuzirhen. besprochen batte, fuhr er fort: Ich habe tu Berlin einer Anzahl sehr bemerkenSwerther Operationen beigr- wobnk und ich habe besonders Professor v. Bergmann ernc Resektion de» Knie» vornehmen sehen, die mit einer solchen Geschick lichkeit und einer so vollkommenen Technik ausgesühri war. daß schon nach drei Minuten mit der Nabt begonnen wurde Da ich gerade von ihm spreche, io wird es interessirrn. zu höre», daß Professor Bergmann, der über sechzig Jahre alt ist. eine derartige Thätigkeit entfaltet, daß er bereits um 6 Uhr Morgens seine» ersten Kursus abbält: daraus komme» zur Konsullntivn in der Poliklinik 2M oder :M0 Kranke, während er seine Privatopera- tioiien niisftihrt Uni 2 Uhr beginnt er seinen klinischen Kursus und die Operation vor den Studenten. Ebenso thätig nnd mit derselben Regelmäßigkeit erftslle» die Professoren Olshause». Jolly und fast alle ihre Kollegen ihre Pflicht als Lehrer. . Ich finde ouf jeder Resse, dnß die wissenschaftliche Organisation unserer deutschen Kollegen im Fortschritt ist. und wir mußten koisstatiren. wie sehr diese Gemeinsamkeit des Streben- nach demselben Ziel sür die Wissenschaft fruchtbar und nützlich war. Ich habe in meinem Vortrag im Saale des Langeubeckhauies gesagt, wen» Liiter die aniiseptssche Behandlung erfunden Hube, io halten die deutschen Chirurgen das große Verdienst gehabt, sie als Erste nnzu- wrnden und z» verbreiten. Die Organisation des mcdiz > nisch c» Unterrichts in Dc »t s ch l a nv ist Allen,, was bei uns ezistirt, derart über! e a c n. daß man die innerlichk Befriedigung der hervorragenden Männer, die an der Spitze dieser wissenschaftlichen Bewegung stehen, begreift, wenn sie sagen: „Sie habe» eine neue Idee: nur wollen die Ersten sein, sie anziinchiucn und anzu- wenden!" ß* Dem Schah von Persien gefällt in der Musik am meisten di? — Operette. Während seines Ausciitkaltes in Karls- bad besuchte er mit Vorliebe die Lpcrctlen-Vorstellnng und applaudirte aus das Lebbafteste die Noch mehr Aufsehen laden, sich von dieser aus'S Höchste zusriedenacstelll, sic mit einem wcrthvollcn Arm bande beschenkte. Soll !» voriicoe sic Spcrcuen-voriiciliing uns Lebhafteste die Opercttcnsängenn Frl. Walde, erregte, daß der Schab oic Sängerin zu sich etwas Vorsingen und borcanomreii ließ und, lte dieses seltene Kunstverständniß nicht irgend einen kunstsinnigen Thcaterdirektor aus die Idee bringen, daß in Teheran mit der Operette vielleicht noch etwas zu — machen wäre!
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