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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020719029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902071902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020719
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902071902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-19
- Monat1902-07
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Dteft» vlatt wird de» Lesen» von Dretdn» «ad Umgelnwg «v Lage vorher bereit» als Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post-Ädonnenten a« Morgen in einer Besainmtau»gabr erhalten. Sentgrgedlldr: K« - nt» »«I»,ra««.«dr,n«: «»chelch»»» «e«p«» Verlag von Kiepsrt, L U-ichardt. Anzeigen-c»n1. Nimolimk von N«kü«dt,llIi,'I> v>« Paibmiltt,«» 3 UI» L«IM- uni, Nrirrlaoo n»r Marirattr«^' « von lidn'.iiNi, D" > »aliu»-Grmid »"!' ic« » LUd»n> A< «io «o lundinunorn LU> d" PrivaNoito »toiir vb Pi« d» ^>val»,e .eil» cst itrn »e'nnl» vdn au, lerne»' ,n Nuinni'n» n^ut, Lvnn und >a«en I ln> o,val»«r Grmidt'>'n no. «v de- vo »nd «c, Pi« nn» In »indeieiu Toni ÄusivaiN»' »i, tiove nur «eoen Poiausdrsnt»tuu.i BrlcobliUler werden m-.l tv P'o bkrechncl >«knivlechani<l»u>! «»> I Rr U und «r r«Vt- säm lll IKIIlös ^8uks!I!k22sLlI. Mmelir lnnl l^lixur lsllsnoismn /zullll ^livlALMN SpsclLl ksselizst DE" k«t««"MG 2« I'pa»r«I 211. Iklvuäv L Väudried ^ ksnligeseliätt « 8vv8trL88v Nr. IS7. Neueste Diahtberichte. Hosnachrichte». Stadtvcrordneten-Sitzung, Leipziger Bankprozeß. Todtenmatke König AlbertS „Frau Litt". Sonnabend, 1v. Juli 1W2 Sreneste Drahtmeldungen vom 18 Juli. Molde. Der Kaiser ist nach siebenstündiger Fahrt hier cingetrvffen. Die Temperatur entspricht mehr dem November als dem Juli An Bord Alles wohl Berlin. Dos Urtheil im Sanden-Prozeß laulci: Eduard Sanden sechs Jahre Gesängnih und 15000 Mark Geld- sirase: ein Jahr Gesängnih wird als durch die UuIersuchungS- hast verdicht erachtet. Heinrich Schmidt 9 Monate Gesängnih und 2000 Mark Geldstrafe; beides durch d>e Untersuchungshaft verbübt Buchmüller 1 Iaht 3 Monate Gesängnih und 4000 Mark Geldstrafe: Gesängnißstrase vcrbühl. Eduard Schmidt 1 Jahr Gefangnib, 10000 Mark Geldstrafe; Gefangnib verkühl Warwinski 1 Jahr Gesängnih, 5000 Mark Geldstrafe; Gesängnih verbüßt. Otto Sanden I Jahr Gesängnih, 1500 Mark Geld strafe; beides verbübt. Hänsche 9 Monate Gesängnih. UM Mark Geldstrafe; beides verbükt. Leipzig. sPrrv.-Tel.I Ji» grobe» Leipziger Banl- Prozeh beantragte der Staatsanwalt Tr. Weber unter Ausrechterhaltung iämmtlicher Schuldfragen und Anllage- punkte die Verurcheilung der beide» Direktoren Exner und Dr. Gcntzsch wegen betrügerischen Bankcrotis zu Zuchthausstrafen und Bcrsagung mildernder Umstände Exner erbleichte sichtlich, während Gcntzsch zulammengebrochen dasah. ES begann sodann das Plaidoyer des Staatsanwalts Tr. Kuiz gegen die AufsichtS- rathSmitglieder. Esjen. Kronprinz Will> eli» tras heule Vormittag hier ein und wurde aus dem Hauptbahuhofc vom Gchcimratl) Krupp cmpsangcn, in dessen Begleitung er sich nach Villa Hügel begab Breslau lPriv-Tei.s In Kammer oci Habellchwerdt er mordete ein 17iäyrigeS Dienstmädchen ihr neugeborenes Kind, indem sie es bei lebendigem Leibe im Oien verbrannte. Tic KindeS m orderin wurde verhaftet Frankfurt o. M. Die „Franks. Ztg" meldet aus Ncwyork, dah aus dem Nationalconvent der Kohlengrubcnarbeitcr Präsi- dcnl Mitchell sich gestern gegen de» Generalausstond erklärte. Dessau sPriv.-Tcl l 400 Studirende des herzogliche» höheren technischen Instituts in Kothen verpflichteten sich heute durch Unterschrift, die Stadt Köthen binnen Kurzem zu verlassen, wenn die gestern verfügte Relegation ihrer drei Vertrauens männer nicht zurückgcnommen werde. Kempten sBayernj. Die Eiscnbahnbetriebsdirektio» theilt mit: Gestern wurde der Stationsgchilfe Spreigl in Landsocrg beim, Einfahren deS Zuges Nr 17 ersaht und getödtct Teplitz. sPrill.-Tcl > Zahlreiche Städte Rordböhmens liaben gegen die Ruse „Hoch und Heil dem Hohcnzollernhausc!" im österreichischen Abgeordnctenhouje seitens der alldeutschen Abge ordneten protcstirt und beschlossen, diese ciuszusordcrn, ihre Mandate medcrzulcgcn. Paris. Von den in der Artillcriewcrkstatt von Puteaux gestern verunglückten Militärschülcrn von St. Eyr ist einer ge storben. der Zustand des anderen, dem die Hälfte der Hand wcg- gcrisien wurde, ist bedenklich. Paris. Der höhere Klerus der Diöceje Paris hielt gestern eine Zusammenkunft unter Vorsitz des Erzbischofs ab und beschloß, einen energischen Protest gegen den Ministerpräsi denten Combcs betreffs der Kongregationen z» erlassen. Paris Das „Echo de ParieO meldet, Präsident Loubet werde im nächsten Frühjahr aus der Rückreise von Algier einen italienischen Hasen anlousen und dem König von Italien einen Besuch obstattcn. Es» würde eine Begegnung der beiden Flotten stattimdcn. König Viktor Emanucl würde den Besuch in Paris erwidern. Paris „GauloiS" meldet, dah in den zur Auslösung kom inenden Congrcgationcn gemäß de» gestern von der geist lichen Koilferenz beim Erzbischof geiahten Beschlüsse unmittelbar vor dem Schul'chluh Kundgebungen der Zöglinge gegen die Re stcrung stattsindcn sollen. — Die Kaijerin von Ru hl and teilte, de» hiesigen Blättern zufolge, der Pariser Gesellschaft vom Rothen Kreuz 100 000 Rubel zur Versügung, deren Zinsen zur Besserung des Looses im Kriege Verwundeter verwendet werden sollen. Madrid Der Jinanzmniistcr hat dos Abkommen zwischen der Bank von Spanien und dem Schatzamt unterzeichnet Darnach werde» die von der Bank dem Schatzamt geleisteten Vorschüsse mit 2 Prozent verzins' Die Metallrescrve wird in kurzer Zeit vermehrt werden, der Rolcnumlaul eine Verringerung erfahren. Die Bank wird sich, wenn die Nothwendigkeil vorliegt, mit der Regierung Wege» des Ankauses von Gold verständigen Die Bank verpflichtet sich, dem Handel durch Kreditgewährung entgegenzukouimeli und .Kontokorreinkonte» in Gold z» eröffnen Es wird ihr das Recht gewährt, die Zahl der Zweigstellen zu ver mehre», diejenige» aber, die sich als nutzlos erweisen werden ans- zulöse» Der Zinsiuh für Tarlehnsgeichäste der Bank dars ver änderlich sein und wird iw Einvernehmen mit der Regierung fest gesetzt. Im Einverständnih mit letzterer dars die Bank auch die Bestände ihrer Portefeuilles veräußern. Sansibar. Der Sultan ist in der Nacht gestorben OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 18. Juli —* Se. Majestät der König tras heute Vormitlag I0>2 Uhr von Hosterwitz im Rcsidenzichlossc ein, nahm einige milöärische Meldungen entgegen und ertheilte den nachgenannte» Abordnungen Audienz: Einer Deputation des Johannilcrordcns unter Führung des Königl. Kammerhcrrn von Globig. dem Ver treter des Vitzthum'ichen Gmmiastums Grasen Otto Vitz thum von Eckstädt und dem Direktorium des Kunstvercins »nler Führung desselben Herrn, einer Deputation der Evangelische» Brüder-Unität in Dcutichland unter Führung des stellvertretenden Vorsitzenden Kolbing-Bcrthclsdors, cuier Deputation der Evan- geliich-Rcsormirten Gemeinden z» Dresden und Leipzig mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Geh. Hoirath Professor Dr. Treu an der Spitze und einer Deputation des Kgl. Sächsischen Militär Vereins 100er zu Leipzig unter Führung des 1. Vorsitzenden Emil Schumpelt Wester empfing er die Herren Generalarzt Geh. Mcdizinolratl, Proiestor Dr. Trcndelenburg, Gey. Oekonomierath Kraft, Amtshauptmann von Kirchbach, Finanz rath Wclcker, Seminardirektor Dr. Geyer, den Lehrer Eschncr und den Verlaasbuchhändler Müller aus Leipzig zu Meid ungc» rc. Im AnWusse hieran hörte der König die Vorträge der anwesenden Herren Staatsmimster, des Hosdcpartements chess und des Kgl. Kabinclsiekretärs und kehrte darnach »ach Hosterwitz zurück. —* Se. Majestät der König hat das Protektorat über das Königliche Koniervatoriuni zu Dresden übernommen. —* Ce. Königl. Hoheit der Kronprinz empsina gestern Kunsthändler Gutbicr. den Inhaber von Ernst Arnold's Hos kunsthandlung, in Audienz und nahm ein erstes Exemplar der Gravüre „König Albert aus dem Sterbebette" entgegen. —* Se. Königl. Hoheit der Kronprinz hat heute dem Schießen des 12. Infanterie-Regiments Nr. 177 in Königs brück beigcwohist —* Rittmeister v. Herder, bisher periönlichcr Adjutant, wurde mit der Uniform der Königlichen Flügelodjutantcn als Ordonnanzoisizier Seiner Majestät des Königs koinmandirl. —* Eine ehrende Auszeichnung wurde den in Diensten Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Johann Georg stehenden Hauö hosmeister Renner und HojkaiiMten Rau mann zu Dhcil, indem Erstcrer von Sr. Königlichen Hoheit zum Hossekrctär und Letzterer zum Hossouricr ernannt wurde. —* Tein Kommandeur des 139. Ins.-Regiments in Döbeln Obersten Weigel wurde heute der Abschied bewilligt. Die Vcr abschiedung steht im Zusammenhänge mit mehreren kurz vor Pfingsten stattgcsundcnen Duellen zwischen Ossizicren deS Rcgi ments bezw. des Beurlaubtcnstandes. *— Die gestrige letzte Sitzung der Stadtverordneten vor den Ferien fand unter Vorsitz des ersten Vicevorstchers Tr Hacckcl statt. Zur Mitvollziehung lag vor die seitens des Ratt an den Reichstag zu richtende Petition gegen die vom DnswK-i Micchbcwohner-Vcrcin wegen Aufhebung der indirekte» staüOich>' Abgaben erlassene Petition Ter Vorsitzende wird, nachdem -> -'L Dr Scheven dazu gesprochen laus der Tribüne unvcrstandlici; gegen 3 Stimmen dazu beauftragt. Das Finanzministcrivin ha bciinRolh »mVerlängerung dcsDerminS jür den Abbruch des alle M iI i t ä r ba u h ose s bis zum 30. Nov. nochgesucht Der Rast hat beschlossen, diese Verlängerung zu genehmigen, wen» bis dah, auch das alle Malersaal-Gebäude. dessen Abbruch vertrag? gemäß erst am I. August 1903 erfolgen sollte, beseitigt wird.^Ta Kollegium beschließt, diesem Rathsbeichluh beizntreten St.-V Hartwig giebt seiner Frcndc Ausdruck, dah nun endlich emmal da. allem schönen Holm sprechende ruppige Gebäude von der Bild fläche verschwindet und damit Belästigungen von DreSdnerBürger,. aufhören.wie sic schlimmer scilens des FisknS nicht haben geübt wei den können — Z» Ehren der Aerzlc, die bei Gelegenheit eine, ärztlichen Studienreise im September ,n Dresden weilen wci den, war die Veranstaltung eines Bierabends geplant worden. De, Ra», halte hierzu 3000 Ml bewilligt Das Ansjchuhgutachtcn wa, nur für eine Bewilligung bon MtO Alt seitens des Kollegium, St -V Flockeinan» erinnert daran, dah vor Kurzem die Stadl z. arm war, 350 Mt zur Bekämpfung des Alkoholismus z» geben Es werde sich nichts gegen die Bewilligung Ihn» lassen, er bedame aber, dah das Schicksal so ironisch sei. lHcitcrkeil j St.-V. Plötner nennt es allerdings ebensalls eine Ironie, für einen Bierabcuo Geld zu verlangen, wv dem Kollcainm die Errichtung einer Heil anstalt sür Trniik'üchtigc vorlieac. St-V Dr. Scheven bewert! es fehle ihm die parlamentarische Ausdrucksweise, sich über die'. Forderung anszusprcchcii Der Vorsitzende erklärt diese Bemerkung sür unzulässig. Sl.°V. Hartwig ist sür die Bewilligung; es heiße zwar Bierabend, der Zweck liege aber tieser. Er gelte der würdigen Ausnahme einer hochangesehenen Korporation. St.-V. Tr. Opitz tritt der Ansicht entgegen, dah es sich hier um ein Bacchanale han dele, das Bier sei das Geringste. Tic Summe solle nur das Mittel zum Zwecke sei», Gelegenheit zm» weitgehendsten gegenseitigen Kcnnenlernc» der an dem Kongreß Theilnchincnden zu geben. Hier- aus wird das Ausjchuhgulachtcn gegen I Stimme angenommen — Zur Abänderung der Vorschriften über die Erhebung der Abgabe» zur Armenkasse von öffentlichen Lustbarkeiten hatte der Ratb «ine» Vorschlag eingcbrachl, dahingehend, die theatralischen Vorstellungen in den beiden Königlichen Hostheatcrn von Abgaben zur A rmcnkasjc zu befreien. Diesem Vorschlag ging Folgendes voi- aus. Ter Rath war von dem Standpunkte ausgegangen, dah man >m Hostheater geschlossen anftreicndc fremde Schauspieler- odci Operiigeicllschostcii z» den Abgaben zur Armenkasse heranzuziehcr berechtigt sei lSchr richtig.j Diese Fälle sind in de» letzten Jahre» öfters vorgckommen, aber »nr in den wenigsten hat der Rath die geforderten Abgabe» erhalten können. Polizeidircktion und die Gcncraldirektion lehnten eine Intervention ab. Die Generaldircl tion stellte sich aus den Standpunkt, daß in dergleichen Fällen über- Haupt keine Abgabe zu leisten sei, denn letztere käme nur >» Frag? wenn cs sich um gewinnbringende Unternehmungen handele. Die? sei indessen bei den Königlichen .Hostheatcrn nicht der Fall, sonder» cs kämen nur künstlerische Momente in Frage. Im Jahre 180, hatte die Kreisbauptmannschasi die Forderung des Rathcs one,- kannt, die Königliche Polizeidircktion aber die Rechtsfrage nichi weiter erörtert. Die Frage war nun, wie soll der Rath zu seine» Abgaben zur Armenkasse kommen? Es blieb ihm nur der Weg eine! Eivilklage osten, die aber wiederum nur eine Belästigung der hier gastircnde» Künstler im Gefolge gehabt haben würde. In IN. Jahren sind an solchen Abgaben zur Armenkasse nur 563 M! z» erlangen gewesen. Der Rath ist deshalb dahin gekommen, an seine» Rcchtsstandpunkte wohl sestzuhaltcn, ober die leidige Sache durch eine Abänderung der Vorschriften i» dem betreffenden Orlsgeietz über die Erhebung von öffentlichen Lustbarkeiten aus der Welt z > schassen und zwar durch obigen Vorschlag. St.-V. Hartwig ball es sür des Rathcs z» Dresden nickst würdig, sich mit der Gcncral- direklion und der Schaiullcnvcrwaltnng hcrumznitrcite»; er billei über die 563 Mk. das Buck zuzumachcn und der Rathsvorlage 1» - zutrctcn. Kollegium beschlicht demgemäß. i .1 Kunst und Wissenschaft. s* Professor Carl Sessner hat nach der Tobten- maskc König ÄlbcrtS ein eigenartiges Bildwerk geschaffen, das hoffentlich den Anlaß zur Aussühnnig eines Denkmals für den verewigten Monarchen giebt Bekanntlich gelang cS dem Künstler, da er last unmittelbar »ach dem Ableben Sr. Majestät von den, Oberstkämmereramt benachrichtigt worden ivar und so wenige Stunden nach dem Tode nach Sibpllenort abreisen konnte, »och am Morgen des 20 Juni, nicht viel länger als einen halben Tag nach der Todesstunde, in Gegenwart der Leibärzte die GesichtS- zuge de» Heimgegangenen Königs, sowie den größten Theil deS Schädels in Givs abzujormeu. Die Züge Sr. Majestät waren, abgesehen von einer kleme», kaum bemerkbaren Anschwellung in den Wangen — die Folge des letzten Stadiums der Krankheit —. so erhalten, als wenn der König »ur zu friedlichem Schlummer die Äugen geschlossen hätte; weder Zeichen des TodeSkampfes waren zu bemerken, noch eine Deformation der Weichthelle. die lonst in den unmittelbar aus den Tod folgenden Stunden ein zutreten pflegt. Ein freundllch milder Zug, der dem König bei Lebzeiten zu eigen gewesen war. verklärte seine Züge auch im Tode. Der Künstler erklärt, noch nie ln seinem Leven eine so tchöne TodtenmaSke erhalten zu haben, und wir. das dankbare Dachsenvolk, freuen unS, daß vaS Bild unsere- dahtngeschicdenen königlichen Herrn auch im Tode als das verklärter Ruhe unS er halten bleibt. Der Künstler hat aber dem Werke den Charakter deS Maskenartige» dadurch genommen, daß er den Bart auf dcx Oberlippe und an den Wangen, sowie da» Haupthaar — Partien, die beim Äbformen in GvPS durch fettige Substanzen geschützt werden müssen, die also die TodtenmaSke nur als eine unförmige Masse erscheinen läßt — nachmodellirt hat: im Uebrigen hat esesfner den oberen Theil der Brust, sowie einen Thell des .Hemdes binzumodellirt und den Kopf des Verewigten auf Kissen gelegt. So ist ein Bildniß entstanden, das die Natur unmittelbar mit allen Zufälligkeiten und charakteristischen Merkmalen bis aus di« kleinste Hautsalte treu wiedergiebt, doch auch deS schöpferische» Htnzuthuns von Künstlerhand nicht entbehrt und für Jeden über- zeugend wirkt, der je das Glück gehabt hat, in da» mild« und gütige Äuge d«» Monarchen zu blicken. s* Gin« überraschend« Mittheilung bringt da» „Leipziger TagMatt". E» schreibt: „Der ausgezeichnete Violoncrllvirtuos« Georg Wille, in Leipzig im besten Andenken stehend, sicht sich wegen der immer größeren Ausdehnung seiner Concertreiscn veranlaßt, seine ehrenvolle Stellung als erster Solo cell ist der Königl. Hoskopelle in Dresden am 1. Oktober dieses Jahres aufzugeben und will sich, ausschließlich als Solist wirkend, i» Berlin niederlasscn. Zu seinem Weggange bedarf cs nur noch der allerhöchsten Genehmigung Sr. Mafestät des Königs von Sachsen." s* „Frau vtli" im Leipziger Stadttheater. Am 17 Juli ging im Neuen Theater zu Leipzig ein bisher meines Wissens nur im Kieler Schillcrtheatcr von dem nnternchmungslustigeii Paul Linsemann aus Berlin iin Mai d. I. ausgeführtcs vieraktiges Schauspiel von Hermann Fader, eigentlich Goldichimdt. einem Rechtsanwalt in Frankfurt a. M, z»m ersten Miste in Scene, das Erzeugnis, eines ganz liebenswürdigen poetischen Talentes, wenn auch streng genommen kein Drama, sondern mehr eine dmiuatisirte Novelle, wie sic de» Direktionen von unseren gelchästSklugen Theateragentc» als Zugabe rii irgend einem -Schlager" ausacbürdet zu werden pfleat. Viel Freude Hai ja die Kritik an einem derartigen Werke nicht, sic nimmt es aber ebeisto wie die auch nicht beneidenSwcrthcn Direktoren mit in den Kauf, wenn sie, wie in diesem Falle, wenigstens den guten Willen des Autors, seine Mitmenschen zu erfreuen, anerkennen kann und muh. In der Erzählung würde sich alles Da», was der Dichter bor- zubrlngen weih, freilich viel besser ausnchme», als im Drama, ln dem vielfach die Handlung den Eindruck des Unvermittelte». Sprunghaften hat Die Titelheldi» des Stückes ist früher an einer Hvfbichne eine gefeierte Sängerin gewesen, hat aber 3 Jahre vor Beginn des Stückes einen Fabrikanten. Arnold Krumm, gc- heirathet, einen im Uebrigen ganz nette» Menschen, der aber nur sür seine Fabrik lebt und für Kunst wcnig Sinn hat und zu einem rechtm Einvernehmen mit seinem Weibchen um so weniger kommt, als die Ehe kinderlos geblieben Et und er außerdem vor Abschluß keiner Ehe von einer gewissen Mathilde Orb ein Kind hat oder diese von ihm, wie man will, und er noch zur Zelt, da da» Stück sich abspielt, eine warme Hinneigung zu Mutter und Kind hat. Wäre nur die schöne Liii nicht dazwischen gekommen, so hätte Kramm auch die Orb aeheirathet, so aber hat er da» unterlassen und auch seiner Frau da» vor» und außereheliche Verhältniß verschwiegen Frau Lm kommt natürlich dennoch hinter da» Gehermniß und will das Kind der Nebenbuhlerin zu sich nehmen, »m dadurch ihrem Mann mehr an sich zu fesseln. Als sie jedoch sieht, dah ihr Arnold immer noch mehr, als ihr selber lieb sein kann, an der Mutte, seines Sohnes hängt, da wird sic selber von Eisersuchi ergriffen und überläßt schließlich ihrem Gatte» mit dem Kinde auch die Mutter und kehrt selber zur Bühne zurück Das ungefähr der Gang der Handlung, die zu einem wirklich ergreifenden Drnma auszugestol- tc» leider Faber-Goidschmidt nickt die Kraft beiaß. So ist denn Alles rein äußerlich geblieben und das Ganze eine recht ianbeic Arbeit. Eigentlich warnt aber wird man nur an einigen wenigen Stellen. Die »»dramatische Exposition des ersten Auszuges ve>- puffte last wirkungslos. Im zwesten Auszüge nimmt der.Dickster einen lobenSwcrthci, Anlaus zum Bessern, der dritte Auszug fällt aber gegen den vorigen wieder erheblich ab und der vicrle mit dem jähen Stimmungswechsel ist der schwächste von allen, was unter allen Umständen beklagt ivcrden muß. So galt denn der Bcsiall. der schon »ach den drei ersten Alten nicht sehr statt war. am Schluß des Stückes im Grunde wvlst fast ausschließlich den T»>- stcllern. Ans dem Stoff des Stückes, das halb an Idle», liaih an den guten seligen Jffland erinnert, ohne das Faber-Goldstbinidl sich mit dem einen oder anderen als Dramatiker messen tan», hätte ein berufener Trainalitcr wohl elwas zu »rache» verstanden, unserem Dichte» ist das nicht gelungen, eben weil der gute Wille allein dazu nicht ausreicht Indem ich den letzteren nvchmals gen, anerkenne, glaube ich, über das schwache Drama dieses lieben, würdigen Poeten genug gesagt zu haben. Oberregisscur Geidncr hatte das lange Stück kräftig, aber immer noch nicht kräftig genug zusginmengcstrichei, Das Stück würde sicher eine noch freund sichere Aufnahme beim Publikum finden, wenn es nicht den ganze» Abend missnllte, obwohl deiselbe schon kurz genug war. Die Jweeiiir- ung venieth wieder seines Verständnis; für die Intentionen des Dichteis »nd bewies, daß Geidncr das Stück mit großer Sorgfalt cingeübt hatte und auch tu» die äußere Ausstattung des Ganzen, stilvolle Dekoration :e. den richtigen Blick bat. Von den Dar stellern bot Frl. de Lalsk» als Litt eine Prachileijtung, die auch' dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt wnrd, daß tue Künstlerin stellenweise mehr, als unbedingt nvlhla, einen etwas weinerlichen Ton anschlug. Von den übrige» Darstellern sei nur Herr Volknc, noch besonders hervorgchobe», der den einigermaßen waschlappigen Gatten Lilis so männlich-kräftig als möglich gestaltete. Pros. Dr. Karl Stegen.
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