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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020726021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902072602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020726
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902072602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-26
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Dies«» Blatt wno d-tt Lesern von Dretden ^ <L LR LR und Umgebuv- am Tage vorher bereits als zugestellt, während es die Post-Abo,,lltttlen an. Morgen in einer Tesammtau-gabe erhalte» Fsnresgen-^if. «nnabmk von Ankundiaunaei, s>« Naüimma,» r Udr Sonn unk Nri'HaaS nur Marienmotze 2» von n dt» »,i Ukr Dl« «valtiae Grund. «e»te <co » Süden» oo P»g . An- lündigunoei, au» de» Bnvalieüe Zeile SS Pi» » die rivalNoe Zeile als S,n- aeiandt" oder um Tellleile « Biz 8n!i!u»nmern nach Sonn und Hein lauen l- de» Livaliige i8lnnd»eilcn so. «o bei so und «o P>a nach de iondcrem Tarii. AudwSrliae A»i> träae nur geuen VorauLdeiadlun». BclkllblLller werden mil WP'U berechne!. Nernlvrechanlchlubl «ml I Nr. U und Nr. 20S«. lölllLI* ^öllöl'WAäl'LII. li8dfsuei!8-^l.UXU8-l!8ll8PM8l'8N. üälöl' !.8ll8!RiSS!'8N-8p8e!S>-k88l:M 2« sein»«««- 2U. Mt«» E " Der Ausgang des Leipziger BankpiorcsscS. Neueste D»ah,berichte. .»..-»vttiachrich Vtt« i4lV7»» liinge». Regeinvetter uud Poesie Sälincrbuudcsiest Hofunchrichteu. Vogelschießcu. Gcrichtsvechand- Säligerbuudcsseit in Graz. Sonnabend, 26. Juli 1W2. Der Ausgang des Leipziger BankprozesseS bildet in der gelammten Presse den Gegenstand von Betracht- unaen. Die ^Leipziger Ztg" lagt u A: „Man darf nicht ver gessen, daß infolge der Geschäftsgcbahrung der Berur'heilten Menschen auS Verzweiflung rn den Tod gegangen sind, Rittwen und Waisen ihr Brot verloren haben, und der stolze Name Leipzigs als Empore Sachsens, ja, der Kredit von Handel und Industrie im ganzen Königreiche eine schwere Erschütterung erfahren haben, deren Spuren noch lauge sichtbar bleibe» werden. Aocr das Gericht hat sich auch der Erkenntnis; nicht versagt, das; nicht so sehr die Wirkung als vielmehr die Ursache, die der Handlungsweise der Angeklagten zu Grunde lag, den Ausgangs- Punkt bilden müsse für die Abwägung ihrer Schuld." Das „Leipz. Tagebl." beschränkt sich aus eine Schilderung der ankeren Vorgänge in der Schluß Verhandlung. Es heißt dafelbst: „Bald darachs erschienen auch die Geschworenen, und ihr Oomann, Kaufmann Dr. Valentincr-Leipzig, verkündete unter laut- loser Stille und allgemeiner Spannung das Perdikt. Als lang sam und deutlich auf die Frage des betrügerischen Bankerotts das „Ja mit mehr als sieoen Stimmen" folgte, und kurz darauf bei Exner die Frage nach mildernden Umständen mit ,,Nein mit mehr als sechs Stimmen" beantwortet wurde, da richteten sich Aller Blicke aus den Monn, der Jahre lang die Leipziger Bank geleitet und der nun für seinen frevelhaften Wage- inulh die richterliche Sühne finden mußte. Exner aber stand da, hochcrhobencn Hauptes, und notirtc sich nur die einzelnen Ant- warten, ohne nur die Spur einer Erregung zu verrathen, als das folgenschwere „Nein", das für ihn die Zuchthausstrafe be deutete. ertönte. Ganz anders nahm der Kollege Exner's, Dr. Gentzsch, den Wahrspruch der Geschworenen auf. Er war bei der Bejahung der Schuldsrage des betrügerischen Bankerotts. wenn auch mit einem einschränkenden Zusätze, fast zusammcngcbrochen, und wurde auch durch die nachfolgende Bejahung der mildernden Umstände nicht wesentlich ausgcrichtct. Es mag hier noch erwähnt sein, daß, wie allgemein gesprochen wurde, für Dr. Gentzsch der Tag seiner Verurtheilung mit dem Tage seiner silbernen Hochzeit zusammcnfiel. Von den Aufsichtsratysinilgliedcrn schien Tadel bei der Bejahung der mildernden Umstände bezüglich der Ver schleierung und der Verneinung der Frage der Untreue erleichtert mlfzuathmen: auch Mayer, Schröder und Wölckcr nahmen den Spruch der Geschworenen gelassen hin." Die „Schles. Ztg." äußert sich: „WaS das Urtheil anlangt, so erscheint es recht milde, wenn inan erwägt, daß in den Gerichts- jälen in kleinen Prozessen um geringfügige Objekte oft viel strengere Uriheile gefällt werden. Die Gerichte handeln sicherlich aus bester Ueberzeuyung, aber das Nechtsbewußtsein des Volkes bleibt dabei unbefriedigt. Der Leipziger Prozeß führt uns wieder einmal so recht deutlich den „Tanz um's Goldene Kalb" vor Augen. Diejenigen, die bei diesem Tanz die Kosten zahlen müssen, sind meistens kleinere Leute, die gleich den Großen verdienen wollten und nun um ihre sauer erworbenen Spargroschen gebracht wor den sind. Das Vertrauen, das sie in die Bank und deren Leiter gesetzt haben, ist schmählich mißbraucht worden: über Tausende von Menschen und über zahlreiche Familien ist durch diesen schmählichen Mißbrauch Noth gekommen: ja manche Opfer haben dies Unglück nicht überlebe» wollen und sind freiwillig aus diesem Leben geschieden. Die sittliche Entrüstung, die sich seinerzeit der Massen bemächtigte, und die sich während der Prozeßverhand- lungen noch erheblich steigerte, ist mehr als begreiflich." — Weiter sagt die „Voss. Ztg.": „Wir sehen einen Direktor sDr. Gentzschs, der versichert, er sei unschuldig, wie ein neugeborenes Kind Er verstehe vom Bankgeschäft nicht daS Geringste: er habe sich durch Bitten bestimmen lassen, die Direktorstelle anzunehmen, und er sei schwach genug gewesen, diesen Bitten nachzugebe». Wen» Jemand aus offener Straße die Herrschaft über seine Pferde ver liert und dadurch Menschen körperlich beschädigt oder gar ihren Tod verursacht, und er wollte sich nun damit entschuldigen, daß er nie gelernt, mit Pferden umzugehcn, daß er zum ersten Male ein Gespann gelenkt habe, wird man ihn vermuthlich doppelt schwer bestrafen. Man wird einen Beweis großer Fahrlässigkeit darin erkennen, daß er ein Gewerbe ausübt, von dem er weiß, daß ihm die Fähigkeiten dazu fehlen und daß dessen unge- schickter Betrieb eine gemeine Gefahr in sich schließt. Wir sehen nicht ab, wie man «inen Mann milder beurtheüen will, der das Gewerbe eines Bankleiters ergreift, ohne cme Ahnung davon zu haben, welche Ansprüche an einen Bankleitcr gestellt werden." — Die Nal.-Ztg." »rtheilt wie folgt: „Las Verfahren Exner's, das ganze Kapital eines kerngesunden, großen Bankinstituts und »och viel Millionen darüber in ein einziges Unternehmen von der Art der Kasseler Trebertrocknung zu stecke», war in den ersten Stadien vollkommener Unsinn und ipälcr, vermöge des Be harrens bei demselben, die AuSgcburl eines ungewöhnlichen Maßes von Frechheit, dos auch tu der Gerichtsverhandlung viel- joch heroortrat und sowohl den Vorsitzenden als die Sachver ständigen zu scharfen Aeutzcruiigeu hcraussordcrte. Zur Kenn zeichnung der Persönlichkeit gehört auch, daß Exner, als die Lage der Bank gefährlich ward, das Vermögen seiner Frau in London i» Sicherheit brachte: dem Gerichtshoi wollte er glauben machen, es sei geschehen, uni den hohen sächsischen Steuern zu entgehen; dabei hatte er dieses Vermögen der Frau durch „Geschenke" zu Weihnachten, Geburts- und Hochzeitstagen um mehrere Hundert tausend Mark vermehrt. . . Auch hier entsteht die für die Beurtheil- ung des Aktienwesens so wichtige Frage, wie weit der Aufsichts rat h unterrichtet war und wie er sich verhalten hat. Es kann keine Rede davon sein, das; er sich um nichts gekümmert habe. Die gerichtliche Verhandlung hat ergeben, daß un Aussichtsrath vielfach über das Verhältnis; zur Trebcrgcsellschaft^ debattiri worden, daß cs häufig Bedenken erregt bat: in einer Sitzung des Aussichlsralbs ini November 1899 ist, wie ein Mitglied sich vor Gericht aiisorückte, wegen der Ausdehnung des der Trcbergcsell- schast gewährten Kredits „auf Tod und Leben gekämpft" worden. Die ganze -Höhe dieses Kredits hat der Aussichtsrath aber nicht gekannt: um sic auch vor diesem zu verheimlichen, hat Exner Fälschungen der Bücher veranlaßt und einen Theil der Korre spondenz selbst geführt und aufbcwahrt. Aber trotz alledem ist unzweifelhaft: der Aussichtsrath hat so viel gewußt, daß er längst hätte Halt gebieten müsse». Statt dies zu thun. hat er sich an der „Bilanzverschleierung" betheiligt, deren die Geschworenen seine Mitglieder schuldig erklärt haben. . . TerAussichtsrath ist nach dem Gesetz nicht berufen, die Verwaltung selbst zu führen oder dieser die Verantwortlichkeit abzunehmen: noch weniger kann man von ihm verlangen, bei einem großen Unternehmen die Bücher derart iw Einzelnen z» kontroliren, daß er Fälschungen zu entdecken ver möchte: aber die Lage des Unternehmens im Ganzen und in den wichtigsten Einzelheiten muß er kennen: und er mutz vor Allem unweigerlich daraus besteben, daß diese seine Kenntnitz in den Ge schäftsberichten zum Ausdruck komm«." — Ein großer Theil der Aktionäre der Leipziger Bank hat beschlossen, gegen die wegen Verschleierung zu Geldstrafe» verurtheilteu ehemaligen Aufsichtsräthe Rcgretzllage anzustreugc». Neueste Drahtmeldnugen vom 25 Juli. Bergen. Die „Hohenzollcrn" ist gestern Abend hier vor Bergen wieder eingetrosscu. Das Wetter ist andauernd schlecht. An Bord Alles wohl. Berlin. Der Kaiser ließ an den Vorstand des Berliner Ruderklubs aus Soeholt nachstehendes Telegramm gelangen: „Mit lebhaftem Interesse an den Erfolgen des Berliner Ruder klubs habe Ich die einzelnen Etappen in Cork mit Spannung ver folgt. Es freut Mich, daß es gelungen ist, bei diclcm harten Kampfe ein so gutes Resultat zu erreichen, wozu Ich den Berliner Ruderklub gern beglückwünsche. Auch spreche Ich Ihnen gern aus, wie dankbar Ich Ihnen dafür bi», daß es Ihren Bemühungen gelungen ist, die Theilnahmc einer deutschen Mannschaft in Earl zu ermöglichen. Möge dieses Beispiel viele Nachahmung finden, sgez.i Wilhelm I. R" Berlin. Die Zolltarif kam Mission »ahm die Pos. 772 bis 776 sS'lbcrj nach der Vorlage au uud vertagte sich als- dann bis Dienstag. Es kam im Lause der Debatte zu einer lebhaften Controverse zwischen den Sozialdemokraten und dem Staatssekretär Grafen Posadowskp. in deren Verlauf der Sozial demokrat Voigt einen Ordnungsruf erhielt. Ter Staatssekretär legte dar, der Standpunkt der Sozialdemokraten, überall Zoll freiheit zu verlangen, führe zu nichts, am wenigstem zu Handels verträgen. Zollsreiheit sei nur durch internationale Vereinbar ungen zu erreichen. Die Freisinnigen und Sozialdemokraten hielten unter Hinweis aus England daran fest, daß das Prinzip des Freihandels nicht zu unterschätzen sei. Eodine». Heute Vormittag machten die Prinzessin »ud die jüngeren Prinzen de» gewohnten Badcausslug nach Kahlbera Prinz Adalbert hat einen Bürjchgang unternommen. Di' Kaiserin machte einen Spaziergang im Park. Zu dem heut- Nachmittag stattstndcnden Richtfest der neuen Schule hat d.: Kaiserin ihr Erscheinen zugesagt. Homburg. Im Lause des gestrigen Tages und heute ist eine Anzahl von Leichen angctricbcn, d'c größtcnthcils rekogno: zirt wurden. Der Taucher Beckedorf ist im Begriff, den „Primus" höher aus Strand zu heben, um ihn dann umzukippen. aus Kiel zu stellen und thunlichst zu dichten. Es ist noch un- gewiß, ob es möglich sein wird, das Schiff später wieder in Be trieb zu stellen, da es im jetzigen Zustande für die Verhandlungen vor dem Seeamt und vor dem Gericht als Beweisstück diene» soll. Die eingeklemmt oufgesundcne weibliche Leiche konnte der Taucher nicht losmacheu, ebenso konnte der Taucher überhaupt nicht in s Innere eindringe». Wenn das Schiss wieder »inge- kippt sein wird, dürfte cs sich Herausstellen, ob noch Leichen darin sind; unter dem Sonnensegcl werden noch verschiedene Leichen vermuthct. Frankfurt o. M. Der Wcttstre > t der deutschen Männer- Gesangvereine um den Käferpreis ist, wie jetzt seslstehl, für Juni 1903 in Aussicht genommen. W i e n. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Ischl, datz mor- gen oder übermorgen dort unter dem Vorsitz des Kaisers eine Konferenz bclr. die Ausgleich ssrage slatlsindc, der Minister Goluchowski und die Ministerpräsidenten v. Korber und v. Szell beiwohnen werden. Ischl. Der Minister des Acutzern Graf Goluchowski ist hier eingetrossen. Lemberg. Ter seit längerer Zeit bestehende Feld- arbeite» Aus st and, dehnt sich auf eine weitere Reihe von Gemeinden aus. Die Ausständigen verhalten sich zumeist ruhig, jedoch sind Maßnahmen zur Verhütung von Ruhestörungen gc- trossen. Einiaimgsverhandlungen sind im Gange. Graz. Nachdem in der gestrigen Laiidtagssttzuug die Weiter- berathung des Wahlreform Entwurfes dadurch unmöglich gemacht wurde, daß die Konservative» sich vor der Abstimmung über einen Antrag aus dem Saale entstrutcu, hielte» die beiden Vollzugsausschüsse der deutschen Parteien gestern Abend eine Sitzung ab, in der einstimmig beschlossen wurde. aus die neuer, lichen wesentlich unverändert gestellten Vorschläge der Konser- vatlbcn nicht einzugehc». Graz. Gegenwärtig tagt hier eine internationale Sachocr- ständigen-Konserenz für Wetter schießen. Bei einem ihr zu Ebren veranstalteten Festmahl toastete Senator Blascrua-Roin auf den Kaiser von Oesterreich und Statthalter Graf Ela«, aus die Kaiser von Deutschland und Rußland, so wie die Könige von Italien und Serbien und aus den Präsidenten Loubet. Paris. Als der Polizeikommissar des Quartier St. Ambroise heute Vormittag scsistellcn wollte, ab die Z ch »l s ch w e st e r n einer Schule in der Rue St. Maur dem Gesetz Geistige geleistet hätten, verweigerten ihm die Schwestern den Eintritt. Auch in einer Schule in der Rue des Haies erklärten die Schwestern dem Polizeikommissar deS Quartier Eharonnc, datz sic bis zum Acutzer- sten Widerstand leisten würde». Sonstige Kundgebungen sind nicht vorgekommen. Paris. Die Radikalen und Sozialisten bereiten eine Kundgebung aus dem Bastillcnplatze als Erwiderung aus die Versammlung, die morgen in der St. Paul-Manege statlnndcn soll, vor. — Wie der „Gaulois" meldet, wird der Lepuürte Ribot oder Renault-Morliörc Namens der Progressistcn über die in letzter Zeit vom Mstststervrcindenten Combes getros'eneu Maßnahmen eine Interpellation einbrinacn. — „Petit Journal" meldet aus Landermaii iDept. Finistcrr«: Landlente, die die Eongre- gationen in Schutz nehmen, griffen gestern Abend in St. Mcc! einen Krast,vagen a», in dem ein Brester Journalist und seine Freunde saßen, und schlugen aus die Insasse» ein. Durch Droh ungen, ihre Revolver ans die Angreifer abznfeucrn, gelang cs den Herren, z» entkommen. London. Die „Times" melden aus Montreal vom 23. d. M.: Aus Wunsch der gegenwärtig in London weilenden canadischen Minister Hai, wie verlautet, die Eanada Pacisic-Eiienbahn am 23. Juli telegraphisch das Anerbieten gemacht, einen wöchentlichen Personen ei loerkehr zwischen Quebec und Liverpool im isommcr, und zwischen Haliiar und Liverpool im Winter zu- Ku«ft »md Wissenschaft. Der Internationale Preßkongreß in Bern hat leine Arbeiten beendet. In fünf Sitzungen wnrden 17 Vorlagen »ach de» Anträgen der Berichterstatter erledigt. Rach warmen Dankesworten an das Organisatwnskomitee, die Behörden und die Bevölkerung von Bern schloß der Vorsitzende Singer-Wie» den Kongreß mit einem beredten Appell an die Eintracht unter de» Journalisten aller Nationen. Die Vertreter der italienischen und der Schweizer Presse versammelten sich zu einem gemeinsamen Banket Der Chefredakteur der Zeitung „Bund" Tr. Bühler, trank Namens der Schweizer Presse ans das Wohl der italieni schen Kollegen und brachte ein Hoch aus Italien aus. Im Namen der italienischen Presse dankte Ferraris und schloß seine Rede, in der er die Schweizer Kollegen und das Schweizer Volk als Nach barn und Freunde feierte, mit einem Hoch aus die Schweiz. f* Reacnwctter und Poesie. Unter diesem Titel ichrrlbt Paul v. Schönthan in der „Wiener Abcndpost": In einem Aussichtspavillon bei Goisern im Salzkammergut liegt ein Fremdenbuch auf. Die anhaltende Regcnpcriode hat bei mehreren Zaunsten und Sommerfrischlern eine Art Galgenhumor erzeugt, der sich in verschiedenen poetischen Einzeichnungcn kundgiebt. Ein Besucher schreibt über seinen Namen die Versparodie: „Der Sänger dült im Feld dl« Weilern»acdt. In seinem «me ruht der Schirm, der off'ne. Er grüßt mit Hellem Lied die Regennachi Und schlügt dazu mii nasser Land die Darse." DaS Beispiel hat andere unter der Wettcrungunst leidende Aus- slugler ermuthigt. sich durch andere Banationen «ne Nnsterblich- leit zu sichern. Ein Zweiter schreibt: , Mer reiset io soüt durch Nacht und Wind Bei diesem Weiler ketn Spaß, mrtn Kind!" Ein Dritter: „Es regnet «m> Neckar. SS regnet am Rkein, Warum toll'« denn nn Solzkennmer- Tut besser lein?" Ein Berliner Assessor seufzt: Zft denn kein varaolui« da llr mich und Jda?" Ein Fünfter leistet die sündhafte Travestie: „Es war «in Tourist in Tbule, Die Sonn« lab er nie. Dem sterbend leine Buble, Einen Gummimantel lieb." Auf einer anderen Seite sind« sich die Anmerkung: „Hier las ich vom 12. bis 18. Juni die sehr zeitgemäße Novelle von Spiel hagen: „Alles fließt." Gäugerbundesfest i» Graz. Die grüne, schone Stadt Graz in der grünen Steiermark rüstet sich schon s«t einigen Wochen zum Empfange der Sanges- brüdcr, die aus allen Theilen Teutichlands, Oesterreichs, selbst über das Meer herübcrkommen, in Wort und Lied ein Ver- brüdcrungsscst seltener Art zu scicrn. Man putzt, fegt, die Häuser werden frisch angcstrichen, die Anlage» gesäubert, Tribüne» er baut, und ans dem altchrwürdigen ischloßberg keilt man Fahncn- stanaen i» die Erde und werden Hunderte von Tischen und Stühlen gezimmert, um Raum und Platz zu schassen für die kommenden Sänger mit den durstigen .Kehlen. Das Fest schein! großartig zu werden: die Fcsthalle ist ein wahrer Prachtbau, der Fcslzug vclchästigt seit Monaten Künstler und Arrangeure, für die Tribünen und für die beiden großen Eoncertabcndc sind keine BillctS mehr z» haben: 15000 Thciluchmcr sind angcmcid«, für deren Unterkunft nach mühevolle» Vorbereitungen auch schon gesorgt ist, — Gra; ist in einem Festtaumel pränumerando, Alles hastet und arbeitet: aber die vielen Tausend Menschen bewegt doch nur ein Gedanke, und ei» Wunsch stiegt über de» Schloß- berg zum blauen Himmel: „Lieber Herrgott, sende uns zu dem schönen Feste auch schönes Wetter!" DaS Gebirge im Regen ist nicht schon, und eine Gartenstadt, wenn auch mit himmlischem Nah gesegnet, doch immer ein sehr zweifelhafter Aufenthalt. Zum Grün gehört Sonne, und zu Bergen und zu Graz gehört blauer Himmel. Sind diese beiden Farben vereint, goli, und bla», dann strahlt aber auch die Grazer Stadt in einer seltene» Schöne, und kein Mensch mit Naturfilm wird den Aufenthalt in der Herr- lichen, grünen Steiermark vergesse». Ich bitte schon heute für meine neben Landsleute um sonnige Tage, damit sie «ine Er- innerung von hier mitnelune», die ihr ganzes Leben sonnig onrcli- leuch!«. In den letzien Tagen zwar hing der Himmel trüb uns schwer über der Sladt und der Umgegend, und heute ging ein Gewitter mit einem kleinen Wolkenoruch nieder, begleitet von Hagel, der, groß wie die kleinen Tauben-Eier, den Boden bedeckte. Glücklicherweise hat er nicht viel Schaden anger.cht«, nur Wasse,- strömc entfesselt, die in wilden Bächen und Eascadcn von den» Schloßbcrg niederslürztcn, Steine, Erde, Gerolle hinalstühric und Büsche entwurzelte. Aber so schwer auch das Unwetter hier am tritt, nach kurzer Zeit saugt der Boden alle Nässe ein, und heute strahlt wieder goldene Sonne über Gerechte und Ungerechte Alio fürchtet Euch nicht, Ihr deutschen Sangesbrüdcr. Graz in !e-n Salzburg, wo. wie inan sagt, die Menschen mit dem Regen schirme aus die Welt kommen müssen. „1-»> villa <1,- cri ä> >- »ux stoed <Io I'„i»oue" lMur) nannte Napoleon, der König von Holland die grüne Murjiadl. Er lebte jahrelang hier als Vec- banntcr unter dem Name» eines Grasen von St. Len seine » litterarischcn und poetischen Arbeiten und verließ Graz, wohin er 1810 gekommen, im Jahre 1311 sür immer. Sei! »einen» Ausspruch nennt man Graz gern die „Grazienstadt", obgleich cs nicht mehr und nicht weniger von Grazien bevölkert ist, als jede andere Stadt: es hat aber st, viele Reize der Natur, bietet so viel Anregung in Kunst und Wissenschaft, birgt so viele reizende Mensche» in seine» grünenMancr», daß cs eine der schönst gelegenen Städte genannt werde» kann. Graziös sind die Steirer mm gerade nicht, aber stark, bieder, kräftig und urdcutsch. Keine Stadt Oesterreichs trägt eine» so ausgeprägt deutschen Charakter, als gerade fie. Auch auf die Namen der Straßen und Plätze überträgt man dies Deutschst!»»», so daß die Landsleute erstaunen werde», liier einen B»smarckplatz, Theodor Körner-Straße, Jahn- Gasse usw. usw. zu sinoc». Dazu regt sich der Protestantismus mächtim die Kirche muß erweitert werden, eine zweite protestan tische Schule ist Projekt»«. „Deutsch und protestantisch" sind die Losungsworte der aufgeklärten Grazer Bevölkerung. Die Stadt verschönert sich immer mehr, breitet sich aus, und wenn es auch nie eine Großstadt werden wird, wie man non einigen Seiten gern möchte — „Groß-Graz" nennt es dies« Partei als Pcndäitt zu „Groß-Wien", — so ist das stille Graz wie cs vor 30 Jahren war. dock kaum wieder zu erkennen. Eick-
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