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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19190610017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919061001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19190610
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1919
- Monat1919-06
- Tag1919-06-10
- Monat1919-06
- Jahr1919
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1919
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O. Jahrgang. At IS» Dienstag. 10. Juni ISI». Het,vü«,Ss< L8S« «« tiir RachtgelprSche: »00U. vrAU8S*'srvuyr inn« »ie <»»»« ««chav», T« m. »»»>«« ,« «. «» , -»» Da ,I^,,II«W »7 »m dir««, Zeile 7» M. *»> N»n<,n> »n»n sollen- NN» Anzeigen-Preise. ^^7^'»«'. LMf» A OaellennnWde t,Lr«»««r NaS«^ Mllllll«- — UmerNng«, Schrlflllllck« «HllSO»«»»» »nd ö-uptgesihüftrp^Ie: VUerieoNras»» «8>40. Den«» »«Ag van «irpsch » »eich«»« n> Dnell» >»«» »e«»B» Das Rötselraten über die Antwortnote. Loch ein Ultimatum? >lVo« « nserm Versailler Sonderberichterstatter.) Versailles, S. Juni. Die „Chicago Tribüne", das -ekanntlich am besten unterrichtete Blatt, will wissen, das, Ser endgültige Text der Autwort heute scstgelcgt wird, und daß die Antwort selbst spätestens Donnerstag morgen mit einem Ultimatum von drei bis sechs Tagen der deutsche» Delegation überreicht wird. Wilson soll sich nun endlich entschlossen hibe», eventuell noch «ach dem 1. Juli in Europa zu bleiben, falls es notwendig wird; die Ver weigerung der Unterzeichnung seitens der deutschen Delega tion würde aber seine sofortige Abreise nach Amerika d»u Folge haben. So meldet die „Chicago Tribüne". Ob die Meldung «»trifft, muß abgcmartet werden. Vorläufig widersprechen sich die Nachrichten über die Stellungnahme der Drei zu den deutschen Vorschlägen noch so sehr, das, man den Ein druck bekommt, das, die Herren sich selber noch keineswegs 4m klaren darüber sind, wie sie sich verhalten wollen. Der Meldung der „Chicago Tribüne", wonach der deutschen Delegation ein Ultimatum gestellt werden solle, steht jedenfalls folgende Nachricht, -ie uns über Rotterdam zu- geht, entgegen: Nus Paris wird gemeldet, datz der Endtermin für Äbe Unterzeichnung der FricdcnSabkommen wieder wei ter hinausgcschoben worden ist und nicht vor Ende dieses Monats erwartet werden kann. Lloyd George und Orlando sollen seht zu mündlichen Verhandlun gen bereit sein, denen Etz mcnceau jedoch noch immer hef tigen Widerstand entgegensetzt. Wilson soll erklärt haben, daß nach seiner Meinung der Friedensvertrag nicht gegen -ie 11 Punkte verstoßen hat. (!) Presfestimmeu des Verbände-. Versailles, 9. Juni. Auch den heutigen Rkorgcnblüttern zufolge steht immer noch nicht fest, wann die Alliierten die Antwort auf den deutschen Gegenvorschlag überreichen »verden. Amerikanische Kreise hoffen laut Parier -Ausgabe der „Daily Mail", daß die Antwort der Delegierten am Dienstag abend fertiggestellt sein wird, mährend die englischen Kreise die Fertigstellung vor Donnerstag abend nicht für möglich halte». Der „Chicago Tribüne" zu folge soll der Biererrat sogar schon heute zum Abschluß feiner Arbeit gelangen, da noch drei Fragen zu erörtern sind. Das Blatt berichtet ferner. Laß bei Ueberreichung der Ant wort der Alliierten den Deutschen eine Frist gesetzt wer den wird, die augenblicklich noch nicht feststchi. Frankreich möchte eine Befristung von 1s Stunden, die Vereinigten Staaten von vier Tagen, England von einer Woche. Es set endgültig beschlossen worden, daß Deutschland nicht ge stattet werde, noch weitere Veränderungen zu verlangen. Präsident Wilson werde sofort nach Unterzeichnung oder Ablehnung des Vertrages durch die Deutschen nach Amerika zurückrcisen. Den Abschluß des Vertrages mit Oesterreich- Ungarn, der Türkei und Bulgarien werde er Lansing und White überlaste». Das Blatt berichtet, daß am Sitze der amerikanischen Delegation in Paris im Hotel Grillon Wetten abgeschlossen wurden, daß der Friede am 18. Juni in Versailles unterzeichnet werde und daß Wilson noch am selben Abend abreiscn würde. Einige Blätter, die heute diese Frage erörtern, müssen sich von der Zensur groß« Striche gefallen lassen. Der „Matin" berichtet, daß der Bölkerbundausschuß sich für die Zulassung Deutschlands entschieden habe. Werde dieser Beschluß von der Konferenz angenommen, so breche der ganze Vertrag zusammen, wenn nicht, so lverde der Völkerbundvcrtrag von den Haupt urhebern -es Paktes selber nicht mehr unterstützt werden. Der Sieg Frankreichs sei gefährdet. „Echo de Paris" meint, datz »er Himmel sich für Deutschland aushcllc. Man müsse von der französischen Regierung erwarten, daß sie durch einen energischen Schritt den Sieg wiedcrherstelle. „Homme Librc" möchte die Antwort der Alliierten schon fertiggestcllt sehen und meint, der Biercrrat habe gut daran getan, die deutschen Gegenvorschläge aufmerksam zu prüfeG denn er habe der Welt dadurch bewiesen, daß er nicht vorsätzlich in Unnachgiebigkeit beharren werde. Würde aber di« Prüfung übermäßig lange dauern, so könne dies als Schwäche ge deutet werden. Es sei somit ein klarer und einmütiger Be schluß notwendig. Deutschland müsse in drei oder vier Tagen darüber klar sein, welches Schicksal die Entente ihm bereiten wolle. Man müsse es nötigenfalls sogar durch ein Mtimatum zwingen, auch seinerseits Farbe zu bekennen. Der Streit um die SntschSdiarmg. Amsterdam, st. Juni. Dem Preffebureau Radio zufolge meldet „New Bork World": Obgleich man es nicht zngeben will, bleibt die Tatsache bestehen, datz eine wesentliche Abänderung im FricdenSvertrag mit Deutsch land vorgenommen wird. Verschiedene Punkte, auf die von Len Deutschen Gewicht gelegt wird, werden eine Fassung erhalten, die man für den geschlagenen Feind annehmbar hält. Dadurch ist die Gefahr einer ernstlichen Krise er heblich vermindert. „New Bork Sun" meldet, datz die Lage hinsichtlich der Aendcrungen im Kriedcnsvertrage beständig wechselt. Die Neigung, eine endgültige Entschädi gungssumme scstzusctzen, wächst. Die Franzosen be stehen auf mindestens »0 Milliarden Dollars, die Engländer sind für Ist Milliarden, die Amerikaner wollen nicht über 80 Milliarden verlangen. Es wird erwartet, daß die Amerikaner den ganzen Sommer über in Paris bleiben. Versailles, st. Juni. Der „Mätin" meldet, datz der Viererrat am Soiintag den Bericht Loucheurs entgegen- naym, der erklärte, datz es schwierig s«t, mit Genauigkeit den Plan der Entschädigungen, Sie Deutschland zu leisten habe, vorweg zu sagen. Besonders bezüglich des Wiederaufbaues der zerstörten Immobilien sei eine Fest setzung nicht gut möglich. Man könne keine annähernde Zahl seststellen, ohn« Gefahr zu lausen, datz Frankreich zu Le» Kricgsschäden einen Teil der Schäden übernähme. Die frarizSfischen Treibereien im besetzten Gebiet. Paris, 9. Juni. Havas meldet aus Metz: Eine Ver einigung von 4 00 S a a r b e w o h n e r n in Elsaß-Loth ringen wurde am Sonnabend gegründet. Sie verlangt, daß das Saargebiet zu Frankreich zurnckkchrcn (!) müsse. Die Vereinigung wird in ganz Elsaß-Lothringen Ortsausschüsse gründen und im ganzen Saargebicte eine rührige Propaganda entfalten. — Es wäre interessant, zu erfahren, was den Franzosen die Kundgebung dieser vier hundert sogenannter Saarbewohner gekostet hat. Paris, 9. Juni. Havas meldet aus Mainz: Dorten bat Wiesbaden nicht verlassen. Er steht ständig unter Bewachung. Es ist kein Angriff aus den Minister ge macht worden. Eine alte französische Luge. Berlin» 9. Juni. Bon zuständiger Seite wird mit geteilt: Die Machenschaften zur Gründung einer rheinischen Republik sind gänzlich ohne Erfolg gewesen, aber man läßt sich durch diese Fchlschläge in Paris nicht entmutigen, sondern versucht auch weiter aus jede Weise gegen uns Stimmung zu machen. Zu diesem Be- Hufe läßt die französische Regierung einen angeblichen Geheimbericht veröffentlichen, den General Ludcn- dorff, damals noch Oberst im Generalstab, im Jahre 1918 verfaßt haben soll. Mit diesem Bericht, der bereits im französischen Gclbbuche abgcdruckt worden ist, soll bewiesen werden, daß Deutschland den Angriffskrieg vorbereitet habe. Es handelt sich hier um nichts anderes als um eine grobe Fälsch nng, die bereits am 18. Dezember 1914 in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" als solche gekenn zeichnet worden ist. Das Blatt schrieb damals: „Der dem französischen Kricgsministcr im März 1618 zu- gegangenc angebliche amtliche deutsche Geheimbericht über die Verstärkung der deutschen Armee, der auch teilweise schon die un verdiente rlusmerksamkelt der neutralen Presse gesunden hat, ist nichts weiter als eine plumpe Erstndung. Welches die sichere Quelle ist, au» der baö Aktenstück stammt, wissen wir nicht. Eine Etliche Stelle in Deutschland ist jedenfalls nicht mit ihm bc- faßt gewesen. Anscheinend rührt der Geheimbericht von einem französischen Agenten her, und die Veröffentlichung tm Gelbbuche ist nur zu dem Zwecke erfolgt, um Mißstimmung zwischen Deutschland und seinen Verbündeten ücrvorzuruscn und die Neutralen, namenilich Holland uuö Dänemark, gegen Deutsch land aurzuhetzen." Die Tatsache, daß das längst schon als Fälschung ge kennzeichnete Machwerk jetzt wiederum hervorgesucht wird, um gegen uns zu Hetzen, zeigt aufs neue die Skrupellosig keit. mir der in Frankreich auch die verwerflichsten Mittel zum Zwecke der Stimmungsmache gegen uns verwendet werden. «in deutscher Kirchenstaat? (Von unserem Sonderberichterstatter.) Lugano, 7. Juni. „Secolo" meldet heute nacht aus Paris, daß die Absicht bestünde, aus Teilen des Rhein- landes und Elsaß-Lothringens einen Kirchenstaat l„Zona papale") zu bilden. Diese Bildung werde vom Klerus der drei Länder lebhaft unterstützt.... Wmemeau an Ungarn. Paris, 7. Juni. (Kunkspruch des Wiener Korr.-Bnr.) Der Präsident der Friedenskonferenz Cltzmenceau hat an die ungarische Regierung in Budapest folgendes drak t- loses Telegramm gerichtet: Die alliierten und die assoziierten Negierungen sind im Begriff, die Vertreter der ungarischen Negierung nach Paris zur Frie denskonferenz zu berufen, um dort die Mitteilung der Anschauungen über die gereckten Grenzen Ungarns ent- gegenzunehmcn. Dies geschieht gerade in dem Augenblick, da die Ungarn gegen die Tschechoslowakei! ungerechtfertigte heftige Angriffe unternehmen und in die Slowakei ein- öringen. Die alliierten und assoziierten Negierungen haben indes bereits ihren festen Willen kundgetan, all diesen un nützen Feindseligkeiten ein Ende zu setzen, indem sie zwei mal den rumänischen Armeen, die die im Waffenstillstand vorgesehenen Grenzen und dann diejenigen der neutralen Zone überschritten hatten, Halt geboten, und indem sie sie an der Fortsetzung ihres Marsches auf Budapest dadurch hinderten, daß sie die serbische» und französischen Armeen an der Südfront Ungarns aufhiclten. Unter diesen Um ständen wird die Budapest» Regierung formell eingeladen, unverzüglich ihren Angriffen gegen die Tschecho slowakei ein Ende zu sehen, widrigenfalls die verbündeten und assoziierten Regierungen fest entschlossen sind, sofort zu den äußersten Mitteln zu greifen, um Ungarn zur Einstellung der Feindseligkeiten, sowie dazu zu zwingen, sich dem unerschüterlicken Willen der Verbündeten zu fügen, daß ihre Befehle geachtet werden. Die Beantwortung dieses Telegramms hat innerhalb einer Frist von 48 Stun den zu erfolgen. Die EteNllnznahme der ungarischen Regierung. Wie«, 9. Juni. lWicner Korr.-Bur.) Die ungarische Gesandtschaft teilt mit. daß die ungarische Röte re p ub l i k am Sonnabend auf funkentclegraphischcm Wege aus Prag eine französisch verfaßte Depesche er hielt. wonach Vertreter der ungarischen Rätcreglerung von den Elitcnteregicrungen nach Paris zur Friedens konferenz berufen werden und Ungarn aufgefordert wird, dem Feldzuge gegen die Tschechen ein Ende zu scheu: da die ungewohnte Form und der ganz besondere U«bermittlungsweg dieser angeblich ans Versailles stam menden drahtlosen Depesche der Rätcreglerung zuerst nicht ganz einwandfrei erschien, beauftragte der Volkskommissar für Aeußcrcö die Wiener Gesandtschaft, sich Gewißheit Übel die Authentizität der Drahtung zu verschaffen. Die Reise der türkischen Friede,>Sdelegatio». Versailles, 9. Juni. Der „Matin" meldet, daß die türkischen Delegierten am 11. Juni in Marseille und am 18. Juni in Bancresson cintrcffen werden, wo eine Billa für sie gemietet wurde. Ser sozialdemolratlsche Parteitag. (Eigner Drahtbcricht der „Dresdn. Nachricht« r.".) Weimar, 9. Juni. Zu dem morgen, Dienstag, nach- mittag im Sitzungssagle der deutschen Nationalversamm lung in Weimar zusammentretenöen Parteitag der deut schen Mehrheitssoziatdemvkratic sind über 400 Vertreter und Vertreterinnen der deutschen Wahlkreise, ferner der Parteivorstand, die Kontrollkommission, die Vertreter der deutschen Gewerkschaften und der Frauen- und Jugend organisationen, sowie der Partciyresse erschienen. Dies mal wird sich der Parteitag im Gegensatz zu sonst trotz der zu besprechenden Ereignisse bedeutsamster Art und der Fülle der Anträge mit einigen wenigen Tagen begnügen müssen. Die Verhandlungen werden eingeleitet werden durch eine Kundgebung des Parteitages gegen die Gcroalt- sriedcn der Entente, gegen die Quertreibereien im Saar, rcvier, in der Pfalz und im Rheinland; der Rechenschafts bericht des Parteitages wird von Wels (Berlin)» und Br uh ne (Frankfurt a. M.) erstattet werden. Den Bc» richl der Organisations-Kommission wird König (Essen), den Bericht der Kvmmision zur Beratung der Presse» angclegenheitcn Adolf Schulz (Berlin), den Bericht der Fraktion der Nationalversammlung Paul Löbe (BreSlau) erstatten. Die Ausgaben der Partei in der Republik be» handelt der Ministerpräsident Sch ei bemann, das Thema „Nätcsystcm und Neichsvcrsassung" Hugo Sinz» hctmcr und Max Cohen. Eine große Anzahl von An» trägen erstrebt die Vereinigung der MehrheitS- sozta listen mit den Unabhängigen. Energisch gehaltene Anträge richten sich gegen die Freiwilli ge n - O r ga n i s a t i o n e n. Es wird ihre Demokratt» sicrung bzw. ihre Auflösung und die Neubildung einer Bvlkswehr gefordert. Das große Interesse, das man dem Reichswchrministcr Noske entgegcnbringt. zeigt sich in einer Reihe von Anträgen, die den Minister kalt- steilen wollen. Weimar bittet den Parteitag, NoSke zu seinem Rücktritt zu veranlassen. München will ihn auS der Partei ausgeschlossen sehen. Ein großes Interesse! wirb den Agrarfragen cntgegengebracht. Man ver- langt ein festes sozialistisches Agrarprogramm, für La» längere Vorschläge gemacht werden. Eine Reform »er ReichsversicherungSordnung auf der Grundlage der Zen tralisierung der Krankenkassen bnrch Beseitigung der be sonderen Kassen, ferner großzügige Demokratisierung. Kommunalisierung und Sozialisierung des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens, auch di« Herabsetzung des Zinsfußes der Kriegsanleihen auf höchstens 8(4 Proz. wird gefordert. Der Präsident de- Freistaates Oldenburg- Oldenburg, st. Juni. Nach HoogS führt Meyer. Mchrheitssozialist, die Geschäfte des Präsidenten des Freistaats Oldenburg. Hoogs har die Stellung als Präsi dent abgclehnt. Bankbeamtentagung in Berlin. (Drahtmeldung unsrer BerlinerSchrtftlettnng.) Berlin. V. Juni. Der Allgemeine Verband der Deut schen Bankbeamten hielt an den beiden Psingstfeiertagcn im Festsaale des preußischen Herrenhauses seinen dritten ordentlichen Bcrbandstag ab, zu dem sich nebst zahlreichen Delegierten aus dem ganzen Reiche Vertreter der Be hörden und befreundeten Verbände «ingcsnndcn hatten. Bemerkenswert ist ein Schreiben des Reichsprä sidenten Ebert, der die Einladung des Verbandes, an den Verhandlungen teilzunehmen, etwa wie folgt be-- antwortete: Ebert dankt einleitend für die Einladung und fährt dann fort: „Sie treten in einem Augenblick zu Ihren Beratungen zu sammen, der von entscheidender Bedeutung ist für die wirtschaftliche und politische Zutnnst unseres deutschen Volkes. Die Bankangestellten sind ganz besonders verusen, an der wirt schaftlichen Wicderaufrichtung unseres Landes tatkräftig mitzu- wirkcn. Sic müssen sich um so mehr gegen die durch den Frie- dcnsvertrag beabsichtigte wirtschaftliche Erdrosselung unseres Volkes wende», weil sic eine der ersten Bcrussgruppen sind, deren Arbcitsmögltchkeit in entscheidender Weise eingeschränkt werden würde. Ich hoffe, daß es gelingen wird, das z» verhindern, und daß Ihre Beratungen von dem Willen getragen sein mögen, nach Kräften dazu bcizutragcn, die unserem Volke aufcrlegten Leide» baldigst zu überwinden. In diesem Sinn- wünsche ich Ihueg eine» erfolgreichen Verlaus Ihrer Verbandstagung. Eber t." In den Verhandlungen wurde besonders die Tarif-- fragc erörtert und betont, daß es in der Beamtenschaft stark gäre, und auch die Berichte der Vertrauensleute ans der Provinz ließen erkennen, daß man dort nur darauf warte, daß Berlin die Parole zum Generalstreik aus» gebe. Für Berlin wird als Mindestgehalt für einen fünf zigjährigen Bankbeamten 15 000 Mk. gefordert. Im Schluß wort hob der Beiichterstattcr hervor, Latz die Verkündung des Standrechts die Bankbeamten nicht abhalten dürfe, thrc Forderungen mit allen gewerkschaftlichen Mitteln durchzu- setzen. Wenn die Gegenseite aber diesen gewerkschaftlichen Kampf zu einem politischen macke, und die Negierung sich bei dieser Gelegenheit gegen die Bankbeamten wenden würde, würden diese den Kampf gemeinsam mit den großen Massen führen, die an einem Sturz der jetzigen Regierung ein Interesse haben. Die Bankbeamtenschast werde jede Regierung begrüßen, die ihre Forderungen anerkenne, gleichgültig, ob sic von ganz rechts oder ganz links komme. Ende de- Berliner Proteststreiks. Berlin, 7. Juni. Nachmittags 4 Uhr nahmen die Straßenbahnen den Verkehr wieder auf. Der ganze Proteststreik ist überall ruhig verlausen. Die gestern abend erfolgte Betriebseinslellung der Postämter war lcdig- lich daraus zurückzuführcn, daß die Beamte» teilweise eine weite Wegstrecke zu Fuß zurttcklegen mußten und deshalb vorzeitig zu entlassen waren. Heute morgen wurde der Schalterdienst überall wieder vollständig ausgenommen. Verschiedene Abendblätter konnten bereits wieder erscheinen. ,
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