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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.11.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021121019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902112101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19021121
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902112101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-21
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.11.1902
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verugrgedühr: ^!>Nl. ,-. !u>Ä" ^aÄrtt'al'lr,, ü.v n o r a r. ainvru-Iie bteive» gndkciMmtiat: uuvkriiinsie Manuilrtvik wilden »,<t» auidewabrl. L«>e«ramm.»drell«: Rachrt«»»» »»««de» Ekgründtl 18Ü6. Jolias voatler, Imllili, Vallstr. IS eiuptivblt in «»'S»»»«»' ^usvnlll: nnc> II«»»I«, Ila«»-, ILÜ«I,VI>- llvlt Vetvtt > «,„>^>^»>,^>,^11, » <z««ntl»«. "M« -anpI-GelchSstsllelle: Mariruftr. 38. Nlireigen'talif. Annalime von AiikÜndtgunücn bis Ra-Inmttllas s Ulir Loim u»k> kmllcwü nur Manenlliailk o« vvcc N bcs Ulir. Die ltvalliqc Grund »eile cca. v SUbenI 20 Ptz. V!u- lundiaunarn au! der Privalicile .'Icile L, Pig c dir Lwaitme Zeile als ..tttn aeiaudl" oder aus Terl'cile M Lia Ä» Nummer» naili Lanu und Zcicr wie» l- de«. rl»alli»k Äruiidiei.'r.i Sv. »v dkj dv und so Pie Iieiti t - soudcreu, Tacit ttuswäriiae Ani trüee »nr gegen BvrauübkzutNnu-.. Beirat iüller werden mit w'pu. pciectnccl. fternivrciliauichluln «MI l Ne. u »no Nr. Lvva, EEMMM kvinIHtNilt IivUpvIt, 2S VvMusrstr. VLL80L« VoMvrstr. 2« !»M Mßck II. ÄMMdi tzeMMsi. z> mem-E tinaitollimx Attu llv'2 i»il «I«e t!«!>Ie«ei ZtoiliUllo pritmüct. A l ^ ^ ^ ^ 7 /^oDLi^ek INiili vilii^unfiiitlipp § SUN ^uktrisclinng tte.-c Ulnlvü Iinel I!e-ivi^-„ng <Ic-r Zntlv, Ilvvjilit relcliliellvn unck seluvon/toeou Klvictpnnn, ru tz.-ckvr ckuliresrictc U vnruv-eiiNen. I'ualiut l Stark. H DWN I-I»»»,>XI v--r-.ilnetk leuil» . Ilosni»ollu'Ii^, Di n,s>!ooiLe0ttHlo.'. 7? Mr^rrrr-^rr^r.^.ejMrrj,jridrM. i'rMiVrd.".«.- k6i8säseksn in WrrniWl' Ku8«siil von 8 d!§ 125 llsi'k n««n^««>r«i» I»Iat,I,I«, It«»> II«» r«»>-I'Ini«Io> I»t>IU«tt-I»ll»t«l» empLrM Sodsrt «uilr«, V,<»,',»,"-! ZIrsllnINttsr^ Ml- La«e i„Frank,eich. Hvfnach» schien. Handrlsk.mnnersitzn'ia. FiSknS >»>dLelpUer Mnit,ii,aßl. WIttrrung: 2 I? ^ Tyllult. Bank, Ji dnslucUe» Verband, .Handtverlcivereiu, Gertchisveih K»chcn-Evncett. (Gelinder, lciilitcLchnrcslislc.! Znr Lane in Frankreich. Dal Kabinet Combes, das sich bisher durch seine überradikale Ncreinsgesedpoliiik nothdürfiiu aus dem Posten behauptet hat, sieht sich jetzt plötzlich einem von langer Hand vorbereiteten zwiefache» Flaukenangriss ausgcsctzt, in der inneren Politik wegen seiner Haltung im Bcrgarbeiterstrcik und in der äscheren Politik wegen seiner allzugrotze» Nachgiebigkeit gegen England. Die gegen das Kabinct Combes eingcleitete Aktion bietet auch nach der per- sönlichcn Seite hin ein besonderes Interesse, weil dabei ein »euer „kommender Mann" von markantem Typus in die Erschein- uug tritt. Die Nachrichten über den Ausstand lauten noch immer wider sprechend, sodatz man ein völlig klares Bild kaum gewinnen kann. Immerhin darf man wohl als sicher onnehmen, das; die Arbeiter in ihrer Mehrheit des Feicrns müde sind und die hochtönenden Manifeste einzelner Führer und Verbände keine nachhaltige Wirk- ung mehr auszuüben permöge», insbesondere nachdem der Berg- arbcitcrkongrch von Lens sich zu Gunsten der allgemeinen Wiederaufnahme der Arbeit ausgesprochen hat. Der Ausstand stellt sich in seinen ursprünglichen Beweggründen als das Werk einiger sozialistischer Streber dar, die, angeseuert und ausge- muntert durch den radikal-sozialistischen Charakter der gegen wärtigen Regierung, sich i» den Augen der Masse einen neuen Nimbus durch eine der übliche» „Kraftproben" zu gebe» und sowohl nach oben wie nach unten hin ihre „Autorität" zu besestigen gewillt waren. Zuerst ging auch Alles nach Wunsch, indem sowohl dis Grubengesellschaftcn der beiden wichtigsten Bezirke als auch die Arbeiter der von den ehrgeizigen Leitern der Bewegung befürworteten schiedsgerichtlichen Entscheidung sich unterwarfen. Die Schiedsrichter gaben den Arbeitern in einem Punkte Unrecht, indem sic die von den Gesell- schajte» vorgenommenen Lohnhcrabsetzungcn als durch die Ge schäftslage gerechtfertigt erklärten. Dagegen kamen sic den Jorder. nngen der Arbeiter auf dem Gebiete der Altersversorgung sehr weit entgegen, indem sie die Gesellschaften verpflichteten, jeden; ihrer Arbeiter nach Mjährigcr Arbeit und bei vollendetem 55. Lebensjahre eine jährliche Rente von 550 Francs, die sich im Halle der ununterbrochenen Arbeit bei einer und derselben Ge sellschaft aus 600 Francs steigert, zu gewähren. Man hätte nun eigentlich denken sollen, die Ausständigen wären mit diesem Ergebniß zusricden gewesen, und die Führer hätten dann Gelegenheit gehabt, den von ihnen selbst angczettelten Ausstand in ihrem Alteresse doppelt auszubeuten: einmal nach der Seite der Arbeiterschaft hin durch das Pochen auf Ae er zwungene Altersrente, und zum anderen der Regierung gegenüber durch den Hinweis, das; sic durch ihre Einlassung auf den Ge danken eines Schiedsgerichts den Staat vor Schaden bewahrt hätte». Es kam indessen anders, und zwar durch einen plötzlich in der Arbeiterschaft ausbrechenden Radikalismus, der zur Folge hatte, das; die Arbeiter dem Spruche des Schiedsgerichts, den sie dach im Voraus als für sich verbindlich anerkannt halten, einfach die Rechtswirksamkeit verweigerten und aus eigene Hand weiter streikten. Darob herrschte natürlich bei den Führern die grösste Bestürzung und den Arbeitern wurden von Partciwcgen gehörig die Leviten gelesen. Einer der Hauptführer der Sozialisten, Iaurös, erklärte in aufwallcndcr Bitterkeit ganz unumwunden, das; die Arbeiter durch die Ablehnung des Schiedsspruches nach dem vorherigen förmlichen Versprechen seiner Annahme dem Prinzip des Schiedsgerichts im Allgemeinen einen unheilvollen Stos; versetzt hätten. Das Ende vom Liede ist. dah die Grubengescllschaften durch den jetzigen Ausstand 15 Millionen Francs an Gewinncntgang und die Arbeiter ebenso viel a» Löhnen eingebüßt haben. Dazu ist der öffentliche Frieden in schwerer Weise gestört worden, Brandstiftungen, Plünderungen, Mißhandlungen und Vergewaltigungen Arbeitswilliger, sogar ihrer Frauen, durch die Ausständigen sind an der Tagesordnung gewesen, ohne dah die von den Sozialisten beeinflußte Regierung es gewagt hätte, von den staatlichen Machtmitteln zum Schutze der öffentlichen Ordnung energischen Gebrauch zu machen. Kein Wunder also, dah die besitzenden und ordnungsliebenden Schichten der Bevölkerung sich beunruhigt fühlen und willig einer Be wegung Vorschub leisten, die das Kabinet Combes durch eine rein bürgerlich-republikanische Regierung unter Ausscheidung jeder wie immer gearteten Verbindung mit dem sozialistischen Element ersetzen will. Eine feste Regierungsmehrheit ohne die sozialistische Gruppe: das ist die Sehnsucht aller französischen Politiker, die cs mit der öffentlichen Wohlfahrt noch Ernst nehmen und sich von der klaren Erkenntnih leiten lassen, dah der republikanische StaatSwagen mit dem sozialistischen Vorspann unaufhaltsam aus der schiefen Ebene hinabgleitet. Zu dem gleichzeitigen Angriff gegen das Kabinet Combes ans der Richtung der a uS wärtigen P olitik hat der jüngst von Herrn Delcassö abgeschlossene Siamvertrag eine wirksame Hand- habe geboten. Die Gegner des Kabinets behaupten und ein allem Anschein nach sehr bedeutender Theil der öffentlichen Mein ung sowohl wie des Parlaments glaubt es ihnen, daß der ge nannte Vertrag lediglich einige unwesentliche Scheinkonzessionen enthalte, in Wirklichkeit dagegen die bisher errungenen Vortbeile Frankreichs in Siam zu englischen Gunsten so gut wie ganz preisgebe. Unter .Herrn Deleassc-'s Leitung ist der französische Einfluß in Siam überhaupt erheblich zurückgcgangcu, sodaß jetzt der englische Generalkonsul in Bangkok eine bcrathcndc Stimme in der siamesischen Regierung hat und japanische Offiziere als Instrukteure siir die siamesische Armee eingestellt worden sind; Japan aber geht mit England in Siam Hand in Hand. Diese Lage ist sür Frankreich um so nachtheiligcr, als in Siam zur Zeit eine starke innere Währung herrscht, die jeden Augenblick ein nachdrückliches Einschreiten der bctheiligten Mächte nothwendig machen kann. Ist in solchem Falle Frankreich in den .Hinter- grund gedrängt, jo wird cs England um jo leichter gemacht, die Situation ausschließlich sür sich ausz.mlltzen und aus Siam ein zweites Egypten zu machen. Diese Aussicht erregt in französischen Kolonialkreisen begreiflicher Weise sehr ernste Besorgnisse und trägt wesentlich dazu bei, die Stellung des Kabinets Combes zu er schüttern. Die Seele der ganze» gegen das Kabinet Combes gerichteten Bewegung ist der Führer der radikale» Paitci Doumcr, eine sehr interessante, äußerst begabte und mit einem nicht geringen poli tische» Ehrgeiz anSgeslattetc Persönlichkeit, die bisher im Auslände nicht allzu vst genannt worden ist, aber in Frankreich selbst schon seit längerer Zeit die Stelle des „kommenden Mannes" gespielt hat und möglicher Welse bald in die Lage versetzt werden dürite, icine vielfach bethätigte Befähigung auch als Regieru»gsches zu erproben. Hen Toumer redigirtc schon mit 20 Jahren »ach Ab- solviiung seiner Studie» eine Zeitung, wurde dann in das Parla ment gewählt, bildete sich auch in der Verwaltung aus nutz trat 1605 als Finanzminislcr in das Kabinet Bourgeois ein. Ter Nachfolger Bourgeois'. Mslinc. erkannte die bcwndcrc koloniale Begabung Donmer's und machte ihn. wohl auch, um ein so mäch tig aufstrebendes Talent, das ihm feinst hätte gefährlich werden können, aus nächster Nähe los zu werden, znm Gouverneur von Jndv-Ehina. Auch ans diesem Posten, den er -1 Jahre lang inne hatte, bewährte sich Toumer glänzend. Nach seiner Rückkehr richtete er sein Augenmerk daians, die Anhänger der gemäßigten Melinc scheu Richtung und die Vertreter des bürgerlichen Nadikalis mus einander zu nähern, um so seine Lieblingsidce. die Bildung einer wirklich regierungsfähigen und staalserhaltendcn foitschritt licheu Partei, unter Abstoßung aller sozialistischen Anhängsel zu verwirklichen. I» diesem Bestreben komme» ihm die augenblick liche» Zeitumstände sehr glücklich zu Hilfe. Herrn Donmer's Richt ung in der auswärtige» Politik zielt daraus ab. Frankreich im Conccrt der Mächte crktionsiähiger zu machen, und zwar ins besondere durch Bekundung einer größeren Selbstständigkeit gegen über England; hingegen lassen Frankreichs realvotitisihe Interessen Herrn Donnrer ein engeres Zusammengehen mit Deutschland au kolonialem Gebiete wüirichcnsweilh erscheinen. Zur Verwirklichung seines auswärtigen Programms hält Herr Donnrer de» früheren bewährten Leiter der auswärtigen Angelegenheiten der Republik Herrn Hanotaux, für berufen, während ihm Herr Dclcasss als eine »iglandfreundlichc Molluske ohne nalionnlfranzösisches Rück grat gilt. Sv beschaffen ist der Mann, der bereits bei dem Rücktritte Waldeck Rousscau's als dessen begabtester Nachfolger genannt wurde und der zur Zeit die Angrissspolitik gegen das Kabinet ConrbeS mit einer Geschicklichkeit leitet, die der „Figaro" mit de» Worten anerkennt: „Nur ein Lnfihauch scheint über die Mehrheit dahinzugehen, aber dieser Lusl- hauch kann sich jeden Augenblick zum Sturm verdichten." Herr Toumer läßt bereits die Sturmvögel stiegen und diese ver künden dem Kabinet EombeS. jenem eigenartigen wirrtum compo situm von Radikalismus. Sozialismus, Revanche, sowie einer in s Oede crnSgeartctcn Knlturkampfvaukcrei nebst allgemeiner minislc- rtellcr Disziplinlosigkeit, ein baldiges Ende. Neueste Drahtineldnnnen vvm 20. November INachts einsehende Deveschen befinden sich Seite 4.) Berlin. sPriv-Tcl.) Reichstag. Bei gut besetztem Hanse wird in der Bcrathung des Zolltarisgcsctzcs lort- zcfanren. Der von der Kommission neu hürzugesügte 8 Mn hebt sie kommunalen Verbrauchssteuern auf Backwaarcn, Vieh. Fleisch, Ileischwaaren und Fett ans; ebenso ans Getreide, Hülsensrüchle, Mehl und andere Mnhlcnsabrikate. läßt sic aber aus zur Bier- bcrcitung bestimmte Malze fortbestchc». Ein iozialdciiwkratischer Antrag will Beseitigung der Oktrois ans alle lairdwirtlischast- lichen Erzeugnisse — Abg. Fischbcck lfrcis. Bvlksp.j rritl grund- ätzlich für die Beseitigung der Mahl- und Cchlachtstener ein, sie ebenso belästigend und vertheuerird wie die Einfuhrzölle wirke. In Potsdam z. B. gingen die kleinen Leute in Schaaren über die Stadtgrenzc, um sich ihren Bedarf in kleinsten, und deshalb steuerfreien Mengen, zu holen. Jo, man erzählt sich sogar, daß der kaiserliche Hofhalt seinen Bedarf nicht in Potsdam decke, sondern außerhalb. Dem sozialdemokratischen Anträge stimmen seine Freunde nur deshalb nicht zu. um der Annahme des 8 10a seitens der Regierungen keine unnöthigcn Hemmnisse zu bereiten. Von verschiedenen der betheiligten Kommunen, so z. B. von Dresden, werde allerdings lebhaft gegen den 8 10a petrtionirt. und dabei behauptet, bei Wegfall der oorligen Mahlsteucr müsse die Einkommensteuer in einer für die kleinen Leute unerträg lichen Weise gesteigert werden. Dies sei aber keineswegs der Fall; die Steuerdhöhrurg sei relativ minimal gegenüber der Entlastung, die die kleinen Leute durch die Beseitigung des Oktrois er führen, Herr ^artwig u. Gen. in Dresden, von denen die betreffenden Petitionen herrührcn, befürchten offenbar nur, daß, wenn Dres den aus diese Weise zu einer gerechten Steuerreform gezwungen werde, sie dabei zu kurz kämen. Was den Absatz 2 airlaniic. den der zweite sozialdemokratische Antraa gestrichen sehe» »volle, so hätten er und seine Freunde diesem Absatz 2 lediglich gns dewselben Grunde nicht zugcstiuiutt, wie bei dem ersten 'Anträge. Mau habe nun behauptet, 8 nu, bedeute eine Aenderung der Reicöc- vcrsassung. Dieser Ansicht sei z. B. auch der Abg. Hemel: aber wenn dem auch wirklich so wäre, so sehe er doch nicht ein, wes halb man nicht auch zu eurer Versassuugsäiidcruug schreiten solle, um so wichtige Nahrungsmittel von der Koiiimuiialbcslciicriiiw. zu befreien. Er bitte deshalb, 8 10a auzunehiiicu. — Staa'.s- sclrcläc Graf PosadowSkn: Wie ich schon in der Koiuuiiision erklärt habe, sind die verbüuveten Regierungen der Ansicht, daß es sich bei diesem 8 ;«>» »m eine Versassungsäudcruug Handel!, gegen die sie ernste Bedenken haben. Sie haben aber auch materielle Bedenken: sic fürchten bei Annahme einer solchen Be siiuiuiuna siir de» .Haushalt einer großen Reihe von Slcidtca. -- Preußischer Minister des Juncrii v. Hammerslei» erklär«, nicht nur sür Preußen, sondern auch sür Bayern, Sachsen, Bade;', Helsen, Württemberg, Elsaß-Lothringen zu sprechen. In Be tracht käme» im ganzen Reiche 1892 Gemeinden, mit insgcsammt I5-/H Millionen Mark Verzehrungssteuern. Die Auihcbung aller Schlacht- nnd Mahlslcuern würde auf die Finanzen vieler Großstädte nicktt nur nesährdend, sondern geradezu zerstörend wir ken. -Es wäre ein schwerer Eingriff in die Selbstverwaltung, den Städten mit einem Federstrich vorzuschreiben, wie sie ihre» Fiiianzbedcirs zu decken haben rcip. nicht decken dürsen. Die kleinen Leute, die man durch § 10a entlasten wolle, würden durch die unauslsicwliche Steigerung der Einkommensteuer in sehr fühl, barer Weise belastet, während der Wegfall der Oltrcüs auf Nabr ungswittel gar nicht zur Verbilligung derselben sichren würde. In vielen Lttädlcn mit Mahl- und Schlachtsteuer seien Bcot und Fleisch billiger, als in Orten ohne solche Steuern, so in Potsdam billiger als in Teltow und Spandau, in Worms billiger als in Mannheim, in Dresden billiger als in Ehclnuitz und Plauen. Dabei gäbe es Orte, wo über die Vertheuerung durch Zölle wer weiß wie sehr geklagt werde, wo aber — und cs gilt das auch von den freisinnigsten, wie Berlin — doch keine Rede davon sei, das Fleuch von den Schlachthofgcbühren zu befreie» — Aba. Rettich lkons.s erklärt, die überwiegende Mehrheit seiner Freunde stimmen den Gedanke» und den Zielen des 8 10a zu; aber seine politischen Freunde sähen in dem 8 10a einen vcr- sassungswidrigen EiuSriss in die politischen Rechte der Einzel- floaten. Eine Versasiungsänderung bei dem vorliegenden Gesetz hielten sic nicht sür zulässig: sie würden daher gegen 8 >0a stimmen — Abg. Herold iEentr.j tritt sür 8 10a ein. Es gehe nicht an. daß, wenn die Zölle erhöht würden, daun durch kommunale Mahl- und Schlachtilcucru gleichsam eine Vertheuerung nach zwei Seiten hin erfolge. Er gebe zu, daß cs für viele Städte schwierig sei, ihre nothweudigeu Einnahmen zu beschaffen. Redner be dauert. daß die Sozialdemokraten, obwohl es sich hier um eine so wichtige soziale Frage handle, heute nur wenig zahlreich an wesend seien. — Abg. Singer lSoz.j hält cs noch sür fraglich, ob das Eenlrum auf seinem heute eingenommenen Staudpunkic zu dieser Sache auch in der letzten Lesung stehen bleiben werde. Die Sozialdemokraten seien heute immer »och verhältnis-mäßig stärker hier, als das Ecntruul am Sonnabend. Redner benir- wartet daun den sozialdemokratischen Antrag. Ten preußiicheu Minister des Innern als Vorkämpfer der städtischen Selbstver waltung hier austrctcu zu sehen, berühre Ivmisch. — Baynichcr Ministeeiäldirektor v. Geiger widerspricht dem 8 10-> vom Standpunkte der bctheiligten baprischcn Geuieindcu. In diesim würde eine weitere Zunahme der direkten Steuern, wie sic bei Wegfall des Oktrois unvermeidlich wären, zu den grüßten Un gerechtigkeiten sichren. — Abg. Paaschs luat.-lib.s hält die Aus hebung der Oktrois au sich für wünschenswerth; aber die Ver quickung dieser Frage mit dem Zolltarif wäre ein lattischcr Fehler, an dem der Zolltarif eventuell scheitern könne. Auch sei cs nicht leicht, für die Kommunen schnell einen Ersatz sür die wcgsallcudcn VerkehrSabaaben zu finden. Das Nichttgste sei da her, sich auf eine Resolution zu beschränken. Seine Freunde würden gegen 8 10u stimmen. — Abg. v. Kardorss sRcichsv! äußert sich ähnlich. Nach den Acußcruugcn des Grasen Poia- dowsky und des bayrischen Bevollmächtigten sei aus eine Zu stimmung des Bundcsraths zum 8 10» nicht zu rechnen. Seine Partei lege aber so großen Wert» uns das Zustandekommen des Zolltarifs, daß sic diesen au dein 8 10a nicht scheitern laiscu wolle. Sie stimme daher gegen diesen Paragraphen; eventuell solle mau denselben erst 1910 in Kraft treten lassen. — Abg. Gothcin ffrcis. Vereinig.1 ist der Ansicht, daß man eine solche Gelegenheit, die kommunale Vcrzehrsteuer zu beseitigen, nicht ver passen dürfe. Seine Freunde würden für 8 10a stimmen, aber gegen den sozialdemokratischen Antrag, auch das Malz zur Bicr- bcrcilung der Kommunalbcstcuerung zn entziehen. Bezeichnend ei es, wie dos Eenlrum hier den richtigen Gedanken vertrete, daß solche Steuern, ebenso wie der Zolltarif, die Lebeusuiiltc! vcrtheuere, und dadurch die Lebenshaltung der Arbeiter vcr- chlcchtcrc. Wie komme vos Eenlrum dazu, diese durchaus richiiae Tbeoric nicht auch praktisch zu bethätigen, sondern statt dessen ogar einem solchen Zolltarif, wie dem vorliegenden, zuzustiiiimen 8 Wenn der Minister des Innern sich so für die Selbstverwaltung der Gemeinden in's Zeug legt, so lolO- er doch lieber die Polizei Autonomie gewähren. Man babe den Freisinnigen vorgehalten, daß sic z. B. in Breslau sür Beibchattung des Oktrois seien; i» Wirklichkeit aber bestehe in der dortigen Gcnieindevertrclung die Mehrheit für den Oktroi hauptsächlich ans Nalionalliberalcn und Konservativen, und in Bremen sei es gerade der freisinnige Kollege Frese gewesen, ans dessen Drängen dort der -Oktroi aufgehoben worden sei; derselbe werde in Bremen seit 1. April d. I. nicht mehr erhoben. — Abg. Graf Kanitz skons.s erklärt, er müsse zwar aegcn den Paragraphen stimmen, sei aber nii! den Zielen desselben einverstanden. Tic städtischen Oktrois ge hören schon längst in die Rumpelkammer! Es erscheine ihm geradezu komisch, wenn diese oder jene Großstadt, wie etwa Koblenz, klage, sie erbebe schon NO Prozent Einkommensteuer und würde bei Wegfall des Oktrois noch so und so viel mehr er heben müsse». Wenn diese Leute doch blos einmal aus das platte Land blicken wollten; da wird bei uns allein an Kreis- und Provinzialabgabcn an die hundert Prozent erhoben. Redner führt dann noch aus, daß er trotzdem sür 8 lOn nicht stimmen könne, weil diese ganze Sache der Landcsacsctzgcbung zu überlassen
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