Pr«1Sr »lerttljäh» rig« Pränumeration g ngr. ins HauS. 8 ngr. bei Abho lung in der Expe dition. Wochenblatt für Zschopau und Mmgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) InsereionSgebühren werden die geil« oder deren Raum mit ij ngr. berechnet. 36. Sonnabends, den 6. September 1851. Cazotte's merkwürdige Vorhersagung. Die französische Revolution und ins besondere die Zeit der Schreckens herrschaft betreffend. Mir scheint, als wäre es gestern gewesen, (er zählt' La Harpe, der Augen- und Ohrenzeuge) und doch war es Anfang des Jahres 1788. Wir waren bei einem unserer Kollegen von der Akademie, einem großen und geistreichen Kopfe, zu Tische.*) Die Gesellschaft war zahlreich und aus allen Ständen: Hofleute, Männer der Justiz, Gelehrte, Akademiker rc. Man hatte, wie g«Gthnlich, vortrefflich gespeist. Beim Nach tische fügten Malvasier und Kap-Wein zur fröh lichen Stimmung der guten Gesellschaft jene Art von Freiheit hinzu, die nicht immer genau den Ton einhält. Man war damals auf dem Punkte angekvmmen, wo alles erlaubt ist, um Lachen zu erregen. Chamfort hatte uns einige von sei nen gottlosen und unzüchtigen Erzählungen vor gelesen und die großen Damen sie angehört, ohne zu ihrem Fächer die Zuflucht zu nehmen. Von da an gab es eine Fluth von Spöttereien über die Religion. Der eine trug eine Stelle aus Vol- taire's Pucelle vor, der andere rief jene „philo sophischen" Verse Diderol's ins Gedäcktniß: „Und mit den Gedärmen des letzten Priesters Den HalS des letzten Königs zuzuschnüren." Alles mit Beifallklatschen; ein dritter erhebt sich und schreit, das volle GlaS in der Hand: „Ja, meine Herren, ich bin eben so gewiß, daß es keinen Gott giebt, als ich gewiß bin. daß Homer ein dummer Tropf war!" — Die Unter haltung wurde ernsthafter, man verbreitete sich in Bewunderung über die durch Voltaire bewirkte Umwälzung, und kam darin überein, daß dieß sein vorzüglichster Ruhmestitel sei: „Er hat den Ton seinem Jahrhundert angegeben und ge macht, daß er in den Vorzimmern so gut wie in den SalonS gelesen wirb." Einer der Gäste erzählte uns unter lautem Gelächter, daß ihm sein Friseur beim Pudern gesagt: „Sehen Sie, *) Höchst wahrscheinlich ein von dem Herzoge von Chviseul gegebenes glänzendes Gastmahl. mein Herr, obgleich ich nur ein elender Kerl bin, so habe ich doch nicht mehr Religion als ein An derer." Man schloß, die Revolution würde sich vollenden und daß nothwendigerweis« Aberglaube und Fanatismus (wie man die Religion zu be zeichnen beliebt) der Philosophie den Platz räu men müßten. Nur ein einziger von den Gästen hatte kei nen Theil an der allgemeinen Freude dieser Un terhaltung genommen; ja er hatte selbst ganz leise einige Späße über unsere schöne Begeisterung fallen lassen« Es war Cazotte, ein liebens würdiger und origineller Mann, aber unglücklicher Weise ganz für die Träume der Jlluminatcn (St. Martin und seine Anhänger sind hier damit gemeint) eingenommen. Er nahm das Wort und sagte im ernsthaftesten Tone: „Meine Herren, geben Sie sich zufrieden, Sie werden die ganze, große und erhabene Revolution, welche Sie so sehr herbei wünschen, allerdings sehen. Sie wis sen, ich bin ein wenig Prophet. Ich wiederhole es Ihnen; Sie werden sie sehen." „Da braucht man eben kein großer Hexen meister zu sein," war die Entgegnung. ..Zugegeben! aber vielleicht muß man etwas mehr sein für dasjenige, was mir Ihnen noch zu sagen übrig ist. Wissen Sie. was aus dieser Revolution werden wird, für Sie Alle, wie Sie sich hier befinden, und was die unmittelbare Folge davon sein wird?" „Laßt sehen," sagte Candorcet mit seiner einfältig sich stellenden tückischen Miene und un ter Lächeln, „einem Philosophen ist es nicht leid, einen Propheten zu treffen." „Sie, Herr v. Candorcet, Sie werden den Geist aufgeben, ausgcstreckt auf dem Fußboden eines Gefängnisses; Sie werden an Gift sterben, welches Sie zu sich genommen, um sich dem Henker zu entziehen, an Gift, welches das Glück jener Zeit Sie zwingen wird, stets bei sich zu tragen!" Allgemeines Erstaunen anfänglich durch die ganze Gesellschaft! Aber man erinnert sich, daß der gute Cazotte wachend träumt und man lacht aus vollenMrrzen.