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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-03
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1884
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ,n- LrpkdMs, Johanne«,» sse 33. Aprtchknn-rll -kr Le-«rti«»: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—« Uhr. «w de» »a»»», n»,5i«,»«rr »»mNrn», »M — ÜMt für die »Schi»iol«end« teßtwmte» Jnjernte a» Wochen t,,rn di« 3 Utzr Nachmittao», «» To,»-«»« -eftta,rn früh dt«'/,» Utzr. 3» tze« Filialen für I»s.-^nnahmr-. Ott« Ulk»«, Unioersililtstraße 21, Loni« L-sche, Kaihariaenstraße IS,y. »nr dt« '/,tz Utzr nmigerTagtblaft Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage LS,L0». Ltz«nne»rnt,prri« viertel,. 4'/, Mt. incl. «ringrrloh» 5 Ml. dnrch dir Soft bezogen 6 Ml Jede »inzelne Nummer SO Pf. Beirgesrmplar 10 Pf. Gebühren tür Exirabetlatze» »tnr Pokbelörderung SV Ml »NI Postdestrberung 48 Ml Josrrnte stoespaltrnr Petitzrile iO Pf. Gr-ßere Schriften la»t imierr» Preis- vrrzeichniß. Dabellarischer ^ Zifferulatz »ach h-her» Parts. Lertnae» »nter de» llrdartisv«strich dir Lpallzeite üO Ps. Inierate stad stet« an die Eypediti«» >» «ende». — Rabatt wird nicht gogede». ZatzUu» Mnannmaraniio oder dnrch Post- z. Donnerstag den 3. Januar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. vrkallnlmachu«-. Da« am S. November bss. Jbs. zur Vorfeier der vier- hnndettjäßrigrn Wiederkebr de« Geburtstage« vr. Martin Luther'- von dem Fesicomitü für die Lutherfeier veranstaltete geistliche Eoncert in der ThoniaSkirche hat einen Reinertrag von 137S Mark 8S Pfennige ergetzen, welcher an »in« abgeliesert u»d vo» uu« programm gemäß dem Kirchenbauverein für die hier zu erbauen»? Lnttzerkirche üderseiidel tvordrn ist. Indem wir die« hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen, sprechen wir Allen, weiche bei Vielem Eoucert miügewirkt habe», nochmal« unser» herzlichste» Dank au«. Leipzig, den 28. December ,883. Der Stath der Stadt Leipzig. Or Georgi. Harrwitz. Vckannlruaihllng, dir Na» vad Ad«rld«ngra der Arraadra brtr. Mit Rückückl aus den vemnächstizeu Beginn der GPe«fahr-mrsse bringt da» uiiterzeick'ncte Poli;eiaml die nächste den den Bestimmungen des DkelderegNiidti»- mit de« Vemerken in Erinnerung, dag die Vrruacdtäsügnug dieser Vorschriften Geldstrafe b>« zu 50 ^e oder entsprechende Haststrase nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß am Sonntag den 6. Januar 1884 von g bi» 12 Uhr vormittag« die Expe ditionen der zweiten Ldtheilung de« Meldeamt« dem Publicum geöffnet sind. Leipzig, de» 31. December. 1883 Da« Polizei»Amt der Stadt Leipzig. Brelschneider. D. Auszug a»S ste» Mrl-rrrgttlati» der Stwdt Leipzig Vom IV. Oktober >88S st. 11) Jeder in einem Gasthose oder in einem mil Peedergsdeeechttgnna versehenen äbnlitdeu Etablisienieiit ernkrtzrrnde und über Rächt bleibende Fremd« ist von, Gaü- wirth oder Quartiergeber, und zwar fall« er vor kt Uhr Nachmittag» ankommt, noch am Lage der Ankunft, andernsall« aber am folgenden Morgen ipälesten« dis ,0 llbr beim Meldeamt de« Pottzeiamt» Abch- li. schriftlich mittelst de« vorgefchnebraen und für jede» Fremden besonder- au», zusüllenden Formular- anzumelke». Befiuden sich in Begleitung de- Fremden Fainilienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so find dieselben a»f dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der iuzwische» abgereisten derartigen Fremden z» bewirken. st. 13) Die in Privathikusern absteigenden Fremden, s»«e»anate Befoch-srcmde, sind, sobald sie länger al« S Lage hier verweilen, spätesten- am 4. Tage von erfolgter Ankunst an vom Ouartierwirtb beim Meldeamt Abth. U. oder der betrrssenden Polizeivezirkswachc mündlich oder schriftlich mittelst de- vorgeschriedenen Formular« anzumelden. Bei de» etwa m Privatdäusrrn Quartier nehmenden Mest- fte«dr» jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eiae Nacht hier bliebeu, und zwar binnen PP Stunde» von der Ankunft au, beim Meldeamt Adih. U. zu geschehen. In gleicher Weise ist die Abmeldung bi»»«« 3 k»gen. bei Mestfre«de« binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise des Fremden ober etwa erfolgter Wohnung-verändrrung an z» bewirken. st. 14) Beabsichtigt ein Fremder länger al» drei Tage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eine- sllr die Zeit de« nusenthalt- vom Meldeamt Abth. U. ausgestellten Melde» schein». Rach Ablans der aus dem Meldeschein bemerkten Gültigkeitsdauer ist, dafern der Fremde noch weiter hier ver weile» will, beim Meldeamt u« Derlängernng de« Scheine» nachzusuche». Die Quartierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung «lenthgltz« nachgegange» werde, «1t verantwortli Vremihslr-Autlisn. Montag, den 7. Iaanar I88P, sollen von vor- mittag« v Uhr an ans dem Mittelivaldlchlagein Ablheilung 2li» de- Burgauer Forstrevier« in der sogenannten Leutzscher Goktqe am Leutzsch-Leipziger Fabriveg >8 Rmtr. Eichen- Atntzschette, 185 Rmtr. Eichen-, 28 Rmtr. Buchen-, S Rmtr. Ahorn-, 7 Rmtr. Rüstern-, 26 Rmtr. Estern-, S Rmtr. Linden'Brennschette und 4 Rmlr. Eüern-Rolle« unter den im Termine öfsentlich autbängeuven Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ott und Sleüe melstdielend verkauft werde». Zusammenknnft: auf obigem Scklag«. Leipzig, am 23. December 1888 Do» Rath» jhorst-D'pntation. gegangen werde, «1t verantwortlich. lchen n rrtallnlmiuhmir. ^ «x beschlossen haben, sä««tliche Straße«, Kamps, Nachdem wir beschlossen haben, sä««tliche Straße« soweit die- noch nicht geschehen, der Art n«;nao««e« rlre«, daß auf der, von dem Innern der Stadt au- ge rechnet, rechten Seite die Häuser gerade Nummern, ans der linke» Seite aber ungerade Nummern erhalten, diese V«- ««««rrirnng aber mit Anfang de» Jahre» L88S begonnen werden soll, soweit nicht in einzelnen besonder- drürgenden Käste» sich die Umnummerirnng einzelner Straßen schon früher nothkvendig erweisen sollte, wird diese« mit dem Bemerken z»r allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die sllr diese Nen- nnmmerirung angesertigten Hauslistrn bei uns — Ralhhau« 2. Etage, Zimmer Nr. 14 — zur Einsichtnahme ansgelegt worden sind. Di« beiheiligten Grundstücksbesitzer und Verwalter werden aufgesvrdert, die Listen bei un« während der qewöhnlichrn Ex- p«t»lioi»«stunde rinzusehen und etwaige Erinnerungen gegen die Richtigkeit derselben rechtzeitig bei un- einzureiche«. Leipzig, am 29. August l883. . Der Math der Stadt Lei l)r. Georgi. Vekanklmachukg. Die Expedition«zeit bei der städtischen Sparkasse ist für de» Monat Januar nächst«, Jahre- ans dir Tage-zeit von » Utzr Morgen» dt» P Utzr drach«ittag» beschränkt. Papzig, de» 29 December 1883. Der Plattz der Stadt Leipzig. vr. Georg». Freygang E»ß«srlisch-rtfsr«irte Kirche. Li» Mitglieder «serer Gemeind« werde» hierdurch benoch d»tz Re Gedächtnißseier Mricd ZwiugH'S lgeb. 1. Januar 1484) M ». Januar ü» »nserer Kirche stattstndr, wirb, evaagettsch-reformtetr Lonststoet«» zu Lrtp,i«- ZUchtamtlicher Thetl. Die Verfassungsreoifiou in Frankreich. In der letzten Sitzung der Deputirtenkammer machte Zerey eine unerwartete Eröffnung. Er stellte die schon von Gambrlka angciegke BcrsassuugSrcvision in Aue sind k. welche Eleincnceau am 6. März v. I. beantragt hatte, um dem Ministerium Ferry, nachdem e« kaum die Führung der Geschäfte übernommen, Verlegeubeilen zu bercileu. Der An trag Clenienceau'S wurde damals abgelrbnt, und aus jene» Erfolg teS Ministerium» bezogen sich die Worte Ferry'S: ..Ich werte die Revision d.r Verfassung beantragen, weil ich 'ie für nützlich balle, im Gegensatz zu denjenigen, welche sie orterlen, damit sic verweigert werde." Schon im März». I. batte Ferry die Revision im Princip zugcstanden, nur schien ihm der Zeitpunkt, um sie in Angriff zu nebinen, nicht ge eignet. Er wollte die Revision vertagen, bis das Ministerium Zeit gewonnen hätte, um seine Stellung zu befestigen. Da mals sprach Ferry von zwei Jahren, jetzt hat er bereit- die Abkürzung der Frist aus die Hälfte zugcstanvcn, weil er dem Ungestüm der Dränger von der äußersten Linken begegnen will. L^c Ferry mit dieser Partei steht, darüber herrscht volle Klarheit, er hat e« ihren Führern bei Gelegenheit der Verbandlungen über den Tonkinkredit wiederholt gesagt, daß er bereit sei, seinen Platz Andern zu räume«, wenn man bi« Regierung nicht in Nnbe lasse. eS sei nicht möglich zu regieren, wenn alle Tage Interpellationen gestellt wurden. CloviS HugueS nannte die Offenheit, mit welcher Ferry aus die Ungeduld der äußersten Linken anspielte, eine Frechheit und wurde dafür mit zeitweiliger Ausschließung au- der Kammer bestraft, aber die Feindschaft zwischen Ferry und der äußersten Linken ist dadurch nicht beieitigt worden, i,n Gegen- theil wurde sie durch die Ungebuhrlichkcrt von Clovis HugueS noch gesteigert und die Agitation gegen da- Ministerium von dieser Seile hat eine neue Verschärfung erhallen. Ganibetta ist an den« Eifer, mit welchem er die VrrsaffungSrevisio» be- trieb, mit seinen Plänen gescheitert, man wußte, daß er den Senat beseitigen und die Listenwahlen einjuhre» wellte, damit er leichter aus den Präsikentenstubl gelangen könne, und des halb verweigerte ihm die Majorität seine beiden Forderungen. Jetzt will die äußerste Linke durch Aufwerfung derselben Frage des Ministerium Ferry zu Falle bringen, weil sie weiß, daß die Anhänger der Monarchie der Bersassung»- revlsion widerstreben. Ferry befindet sich aber heute m gleicher Lage mit Gambetta, er bedarf der Bcrsassungs- rcvision, um an Grevy'S Stelle zu treten. Inzwischen hat sich die Gcsaniuillage wesentlich verändert, es besieht die Gefahr einer monarchischen Umwälzung, die Partei, welche die Wiedcrausrichlung de« Königthum- anstrebl, ist seil dem Tode de- Grasen Chambord mächtig erstarkt, die Einigkeit zwischen Legitimisic» und Orleanisten ist brrgcstellt, also wartet man ans dieser Seite nur auf den passenden Zeit punkt, um die Ersllllung längst gehegter Wunsche zu erreichen. Am 30. Januar l88K läuft die siebenjährige Amtsbauer de- Präsidenten Grevy ab» dis dahin muß also die Vor bereitung sllr die Wiederausricktung der Monarchie beendet sein. Da- ifi allerdings noch eine verhällnißmäßig lange Zeit, aber bei dem ungeduldigen Temperament der Franzosen ist das kein Hinderniß, um schon jetzt mit dem Kampse zu beginnen. Prinz Napoleon glaubte, daß der rechte Moment nach dem Tode Gambetta'S gekommen sei, um mit den Bewerbern um dir Herrschaft in die Schranken zu aber gerade durch sein vorzeitige- Erscheine» aus dem nipsplatz« hat er die ungestört« Fortdauer der Republik aus ein Jahr ermöglicht. Ferry hat e» verstanden, die Franzosen während de- vergangenen Jahre- zu beschäftigen: er bat die überseeischen Unternehmungen benutzt, um die Aufmerksamkeit von den iuneren Angelegenheiten abzulenken. jetzt aber tritt der alte Streit mit um so größerer Heftigkeit wieder hervor und da gilt e-, ru rechter Zeit vvrzubeuaen. Es war von Wichtigkeit sllr Ferry, die persönlichen Beweggründe, von welchen seine Gegner aus der äußersten Linken geleitet werden, zu kennzeichnen und die Kammer daran zu erinnern, daß die Frage der Berfaffung-revisio» nicht durch seine Sckmld aus die Tagesordnung gesetzt werde; diese Arbeit werde die Linke besorgen, wenn er ihr nicht zuvorkomme, um Zwietracht unter den Republikanern stiften. Deshalb erklärte er c» auch für nöthig, daß der Senat seine Zustimmung zu der Verfassung«- revision ertheile. Der Senat soll selbst sein Todesurlhcil unter schreiben und seine Umwandlung in eine gewählte Körperschaft besieht, wie der letztere erklärt hat, oder nicht, ist der großen Mehrzahl der Franzosen vollkommen gleichgiltig, für die Bonavarlisten ist vorläufig die geringste An-sicht vorhanden, den französischen Thron wiederzueroder». Gefährlich für die Republik sind gegenwärtig nur die Royalisten und diese gehen vorsicbiig und systematisch zu Werke, ist doch schon wiederhol« behanplet worden, daß Kerry ihre Sack« führe. Der Hiupkmiibewerber Ferrv'S um den Prä- stdentenstnhl auf republikanischer Seite ist Brisson nnd dieser wird nicht verfehlen, sich den Wählern im geeigneten Moment zu präsenkiren. Ader weil die Anhänger Elemenreau'S wissen, daß die Frage bald nicht mehr lauten werde: Republik oder Monarchie? sonder» Ferry eder Brisson? oder: Brisson ober Gras von Paris? desbald ist ihre Agilation für die Versas- suttgsrevision sllr die Geiammilage von Wichtigkeit. Gelingt e« Ciemenceau die Beseitigung de- Senat- durebzuletzen im Gegensatz zn Ferry, welcher vorgeblich nur die Beseitigung der aus Lebenszeit ernanulcn Senaloren anstrebt, dann ist der Naturalismus zur Herrschaft gelangt und sllr Leute vom Schlage Ferry'« und Bnsson'S ist dann kein Platz mehr vor handen. Das aber ist gerade eine Veränderung, aus welche die Feinde der Republik speenliren, weil sie wissen, daß dann da« Ende der Republik da ist. Freilich ist dieses Experiment nicht ohne Gefahr, wie die Commune de- Iabre« l87t ge zeigt hat, aber die Monarchisten rechne» aus die Arme« und vielleicht nicht mit Unrecht. Depntirten Clovi« Hugue«. Ferry hat vorläufig seinen Zweck erreicht, er hat seinen erbittertsten Gegnern einen »bder hingrworfen, mit dem sie sich «ine Zeit lang Herum balgen können, di« An-sicht, daß die Revision von der Regierung selbst ans die Tagesordnung gebracht wird, ist ein Hinderniß für die äußerst« Linke ihrerseits die Initiative dazu zu ergreife« und wen« sie dennoch ihre Ungeduld nicht bezähmen kann, so wird e« Ferry leicht werden, eine Vertagung herbeizusühren. Die Mitbewerber um die Herr schaft in Frankreich werden sich damit um so eher ein verstanden erklären, weil der Moment der Entscheidung noch nicht da ist. Prinz Napoleon iß «>ch seht wieder derjenige, welcher sich den Bonapartisten in Erinnerung bringt durch die Komödie, welche er kürzlich seinen Sohn Victor hat aus- sühren lasse». Ob Einigkeit zwischen Vater »nd Sohn Lei-zig, 3. Januar 1884. * Zur parlamentarischen Lage wird »n- au« Berlin vom DieuSlag geschrieben: »Man darf gespannt sein, welche Haltung bas Centrum nach der Fericnpausc ein» iicbmeu wird. Der Verstoß, welcher durch den Verfassung«» Antrag gemacht werde» sollte, würbe, al-die überraschende Nachricht von dem beabsichtigten Besuche de- Kronprinzen beim Papste eintras, einst,veilen anfgcschoben, und noch in diesem Augenblicke dllrsle Herr Windthorst angesichts der durch jenen Betuch in Verbindung mit der Rilckbrrusumz des Limburger BiickwsS geschaffenen Lage um so weniger feine» OperatiooSvlan fertig haben, als man, wir e« scheint, im Vatica» selcrr sich über rie Situation noch nicht aanz Aar ist. Di« nttramontanr Presse, welche allmälig zu fühlen be ging. daß ihr optimistischer Jubel über »ie »eneste Wendung elwäS voreilig war. wird bereit« ungeduldig und fordert vom Eenlrum, baß e« auf Klärung der Verhältnisse dring«. So weil die Dinge sich di« jetzt übersehen lassen, scheint e- keines wegs ausgeschlossen, diß die klerikale Partei demnächst der Negierung in so schroffer Haltung gegenllbersteht. wie nur je, rumal irgend eine Ackion nöthig fein dürste, um die etwa» un sicher gewo, Venen Kämpserreiben im Parlamente wie im Laude wieder geschlossener um die Fabne Winblhorst'S zu schaaren Und es läßt sich auch gar nickt verkennen, daß die Natur der gesetz geberischen Ausgaben, welche Ne Folgezeit stellen wird, dem Eentrum mekr und mehr eine gegnerische Stellung zur Regierung anweist; wir meinen den weiten Krei« jener Aus gaben, in denen e« sich um Geltendmachung und Erweiterung des staatlichen Einflüsse« aus wirthschaslljchrw, geistigem und socialem Gebiete handelt. Dazu gehört zunSeb,» die Durch subrung LcS StaatSbahnprineip», welche- von Windlhorst in sehr betonter Weise in diesem Zusammenhänge eifrig an gegriffen wird. Dazu gehört ferner die Schulgesetzgebung in allen ihren Theilen, und es wird dem Eenlrum noch in der gegenwärtigen Session de« Landtag«, auch wenn e« nicht mehr zur Vorlegung deS SckuldotaiivnSgesetze« kommen sollte, nickt an ausgiebiger Gelegenheit fehlen, den .^bam ps um die Schule" gegen den Staat energisch wieberauszunehinen. Dazu gehören end lich alle Bestrebungen aus dem socialen Gebiete, wie sie den Mittelpunct der gesetzgeberischen Arbeit im Reiche bilden sollen. ES wird ein merkwürdige« Schauspiel fein, zu beobachten, wie gerade diejenige Partei, wetcke man al« Verbllndeten gegen da« liberale .Manckesterthnm" nicht ent behren zu können und durch stückweise Preisgabe einer für den Staat hochwichtigen kirckeiipolitischrn Gesetzgebung ge winnen zu mltffen meinte, sich mil der Zeit selbst al« der zäheste und unbeugsamste Gegner derjenigen Bestrebungen enthüllen wird, in denen man aus ihre Unterstützung gerechnet hat. Wer zweifeln möchte, daß e« so kommen wird, der vergegenwärtige sich nur die maßlosen Au«sälle, in welchen Windthorst beim geringsten Anlasse jede Erweite rung de« Staat«einfluffe< al« höchst gefährliche» .Socia- liSmu«" zu denunciren sucht, der verfolge nur die AnS- rinandersetzungen, welche in den katholischen Organen über diese Fragen fort und fort stalisindea und sehr lehrreiche Lichter auf die Richtung der Centrum-Partri werfen. Die Differenzen, welche sich im Sommer an die Beschlüsse der Haider Couserenz knüpften, sind keineSwea« au«gegliHen. vielmehr ist da« Mißtrauen gegen die im Eenlrum dommi- rende Politik-Windthorst'« bei denjenigen Katholiken, welchen es um eine Lösung der socialen Fragen ohne kirchenpolitische, staat«feindliche Hintergedanken zu thun ist, im Wachsen, und die Declamationen des Eentrum«sührerS beim Eisenbahnetat haben bei Blättern, wie dem Wiener .Vaterland" und der .Augsburger Postzeitnng", eiae keineswegs freundliche Aus- nähme gesunden. Der Kamps gegen oen Staat im Interesse der kirchlichen Macht wird mit schlauer Berechnung bereit« von dem eigentlich kirchlichen Gebiete aus ganz andere hinüber gespielt, aus denen er, wenn der kirchcnpolitische Streit in einer di« klerikalen Einflüsse stärkenden Weise beigelegt werden sollte, mit noch ganz anderer Heftigkeit entbrennen wird. Handelt e< sich doch hier um die eigentlichen Gebiete der Macht i« modernen Eulturleben: die wirthschastlichen Interessen, die socialen Fragen nnd di« Erziehung. Windthorst selbst hat j« schon drohend daraus hingewiesen, daß der Kamp um die Swule heftiger und dauernder fein werde, al« der Kamp gegen di« Kirchengeietzgebung. Wenn jetzt so demonstrativ gegen den SocialiSmu« ausgetreten wird, wenn man da» .Socialkönig- thum" der Socialdemokrotie alSetwa« gteichGesährliche« gegen- überstellk, so liegt darin offenbar Metbode, nn» die Vertreter de« Gedanken« einer staatlichen Socialreform mögen sich nicht entgehen lassen, wie hier die ersten Linien für ein« entschiedene Frontstellung nach einer neuen Richtung gezogen werden. Da« Stichwort vom „Eocialkönigtbum". welche« im Hinblick ans die kaiserliche Botschaft nicht mißverstanden werbe» kann, »ird fortan wobl eine Rolle spielen. Je mehr dem Eentrum da« kirchenpolitische Operationsfeld geschmälert wird, um so entschiedener wird seine Gegnerschaft gegen die Staatsansprüche ans jenen andere» Gebieten hervortretrn, und wenn man iemal« glauben konnte, durch staatliche« Entgegenkommen in kirchenpvlitische» Fragen im Eentrum einen Bundesgenossen z» finden, so zeigt r« sich immer deutlicher, daß allein die entgegengesetzte Wirkung durch eine solche Taetik erzielt werken kann." * Wie die.^kreu^Ztg." hört, hat da« kvnigl. preußische krieg«»iuisterinm letzt angeordaet, daß sllr den Land turm de« 1., 2-, 5. und 6. Armeecorp- Bekleidung«- grgenstände angefertiat werden sollen. Diese werden für keu Gommer in Drillichanzügrn und für den Winter uud bei ungünstiger Witterung m soarnannten mecklenburgischen Blousen von leichtere» Tuch besieyen; al« Kopsbedeckung sind Mützen mit Schirm und zur Bewaffnung Zündnadelgewehre und Säbel in Autsicht genommen. * lieber den Unfug in der Kirche zu Favoriten ist die polizeilich« Untersuchung fortwährend im Zuge. Tie Wiener .R. F P." meldet darüber vom 3l. December: „Von den vier ünhaftirten wurden der Taglöhner E. Ocholoky, der Schneidergrhilse W. Grouliq und der Tischlergehiife A. Stich heute Mittag wegen Verbrechen« der Religioo-- »örung dem Landesgerichte nngeliesert. Tie beiden Erster»«, von denen Groulig besonder« aravirl erscheint, wurden gestern von der aufgeregieu Meng« selbst im Inner» der Kirche sest- aenommen und so lange in der Sakristei eingeschlossen ge halten, bi« sie der Polizei übergeben werden konnten. Der Predige, ?. Hämmerte, gegen welchen da« Attentat gerichtet war, wird al« ein vorzüglicher Kanzetredner geschildert, der in der Regel an« dem Stegreif sprach. Er stebt i« Alter von 46 Jahren und ist au« Nauder« in Ttzrol gebürtig. Seit vier Jahren bekleidet k. Hämmerte hier in Wien die Würde de« Rcdemploristrn-Provinzial«. Er war früher vier Jahre hindurch Rector am Redemptoristen-Eol- legmm in Eggenbnrg. Die Predigten de« k. Hämmert« sollen in ruhigem Tone gehalten gewesen sein. Er erörterte In einer der früheren Rede» die soctale Frage dom Standpunkte der christlichen Lehr«. Der Prediger halte da» erwähnte Thema in mrhrere Abschnitte getheill «nd hielt die erste Predigt am verflossenenMittwochAvend« über da« Thema: DerReichtha«. den un« Ehristu« gebracht hat. Bei dieser Gelegenheit legte er auch die mnere Haltlosigkeit der communislischen kehren dar uud ließ es an Anspielungen gegen solch« Führer, welche Andere die Kastanien au« dem Feuer holen lasse«, nicht seht«. Dies« Ansicht über kommunistische Führer gehört aber zu den Sätzen, welche «an alltäglich in de» Blättern aller Schatti- rungen lesen kann, und ist nicht im Entfernteste» geeignet, den Cynitmu« un» di« Rohheit zn erklären, mit welchen tza« »ervammenSwerth« Attentat in der Kirche in Seene gesetzt wurde. Alle Blätter evnstatiren da« Gefühl der Entrüstung, welche« in der Bevölkerung gegen die Urheber de« Attentate« herrscht; mit Recht wird der Vorfall al« ein beispiel loser in Wien bezeichn et. da unsere Staat keinen Pöbel kennt, welcher ans die Reden eine« Priester« mit Stein« würfen antwortet. Jahrelang wurde von den einzelnen Kanzeln Men« in heftigen Worten gegen die in der vüraer- schast herrschende liberale Stimmung geeifert; «an hörte oder la« diese Predigten in vollster GemülhSruhe, und nie mals hat auch nur die leiseste Behelligung eine« Geistlichen, geschweige denn ein roher Angriff flattgefunden. E« wäre überflüssig, die« au-drücklich zu betonen, wenn nicht gerade heute von klerikaler Seite ver alberne versuch gemacht worden wäre, einen Zusammenhang zwischen den gestrigen Scenen in Favoriten und dem liberalen Elemente herau»zu- klügeln. Ein un« Abend« zugekommener Bericht meldet: Die Kirche de« heiligen Johanne« Evangelist im Bezirke Favoriten wurde nicht, wie von anderer Seite gemeldet wird, heute benedicirt, da die lärmenden Scenen de« gestrigen Abend« nach kirchlich-autoritärem Aussprache einer Entweihung nicht gleichkommen. Heute Nachmittag um 4 Uhr wurde in Folge dessen die Kirche wieder geöffnet, und ?. Hammerle hielt t,e IahreSschluß-Previgt. Vorher gab der Kanzelredner noch ein kurze« ResumL seiner gestern unterbrochenen Predigt. Er führte auch diesmal au«, daß die bestehenden Gegensätze zwischen Arm unv Reich nicht noch verschärft iverden sollten, und meinte, daß der Schweiß, der an der Hand de« armen Manne« klebt, besser und gottgefälliger sei. al« der Ring am Finger de« Reichen. Znm Beleg hirrsür citirte der Redner Stellen au« der He iligen Schrift, au« den Werken AbrahamaSanta Elara'S und Schiller'«, in denen die Armuth gepriesen wird. Zum Schlüsse wünschte ?. Hammerle den Zuhörer« ein glückliches ne»e«Iahr und forderte sie dann zum Gehorsam gegen die kirchliche und staat liche Ordnung aus. Er schloß mit dem Satze: „Glücklich find die Barmherzigen, denn sie werden Seligkeit erlangen". Die Kirche war in allen Räumen dickt gefüllt nnd »och besuchter, al« am gestrigen Abend, doch wurde die Ruhe in keiner Weise gestört. Die Polizei hatte übrigen« alle Vorkehrungen ge troffen, um etwaige Ruhestörungen im Keime zu ersticken. I'. Hammerle bestieg nach der Predigt einen Eomsortabt« und fuhr in die Stadt. Wie man nachträglich millbeilt. wurden im Besitze eine« verhafteten social-revolulconaire Druckjchrislen vorgesunden". * Di« Ansprache de« Heiligen Vater« an da« Eollegiam der Eardinäle anläßlick» de« WeihnachtSseste« hatte nach dem „Vaterland" folgenden Wortlaut: „Wir nehmen mit Befriedigung die Glückwünsche an, welche Sle. Herr Lardinal, auch in diesem Jahre beim Herannahe, de« WeihnachtSseste« un« im Namen des Heiligen Tollegium« dar bringen. Die Aufrichtigkeit und der Adel der Gesinnung, womit sie au<gesprochen werden, machen sie un» noch angenehmer, und wir gedenken dieselben Ihnen und aßen Mitgliedern de« Heiligen Lollealum« in voller und herzlichster Dankbarkeit zu erwidern. Gewiß, wenn e« heutzniage einen zellgemüßen Wunsch giebt, so ist e« der, den Ei», Herr Lardinal, un« soeben »»«gedrückt haben: der Wunsch de« Frieden«. Denn der unversöhnliche Haß und di« Bos heit, mit der von den Feinden die Kirche bekämpft wird, und besonder« unsere traurige Lag« hier in Rom gestatten un« nicht, die Wohl- ihaten de« Frieden« und jene heitere Freude z« genießen, die in ruhigen Zeiten die jährliche Feier der Geburt Jesu Lhrifti ber- beizusühren pflegt. <t« ist für unser wie für euer Her, peinlich, überall di« erhabene Religion Lhrifti «nd seine göttlich« Braut «uier lügenhaften Vorwänden befehdet zu sehen. Selbst im Schooße der am meiften katholischen Nationen »ssrnbatt sich in tausendlacher Weise jener Beist der Feindseligkeit, der danach strebt, der Kirche jeden socialen Einfluß zu nehmen, ihre Rechte zu vermindern, ihre göttliche Sendung höchlich zu erschweren. Hier bringt ferner jede sich bietende Gelegenheit ncne Unbilden. Jede öffentliche religiöse Manifestation, die geeignet ist, die k-ttholiscde Ge sinnung «nd die Anhänglichkeit an den römischen Papst im italienischen Volke zu erwecken und lebendig z» erhalten, wird an- gefeindet, veripottrt, entstellt. Al« tu de» verflossenen Monate» rin großer kdeil de« italienische, Kleru« und La,«»stande« in frommer Wallfahrt zu nn« kam. erhoben sich sofort dagegen zarn- ersüllie Stimmen, »nd wurde« neue Drohungen «nd Rohheiten gegen nn« geschleudert. Die Bebrimbünd«, welch« heut« hier herr schen, nahmen daran« Anlaß, in thrrn Anhängern den tiefe.
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