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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 04.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-191008040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19100804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19100804
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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Erscheint »tenriag, »o«ner»tnq »xd Sonnabend und wirb am Abend vorher aubgrgebe» und versendet. «tertelj,hr»pret» I Marl 20 Pfennig« »urschließltch Boten- und Postgebühren. Bestellungen werden in unserer Expedition, von den Boten, sowie alle« Poftanstalte» angenommen. l>lhe»bl«tt Inserat« «,r»«n «tt io Pfennigen sit, dt« «< gespaltene XorpudzeUe berechn,! und bi» mtttng» 1» Uhr de» dem Lag, de» Erscheinen» vorhergehende» Tag,» angenommen. Kür N-chwet» und Offerten.«»nah», 10 Psenntg, Extragebühr. Fernsprech »Anschluß Nr. I». für Zschopau SW na- Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, sowie für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Zschopau. 91. Donnerstag, den 4. August 1910. 78. Jahrgang. Zur Reichstags-Ersatzwahl. O öffentliche Wählversammlung in Krumhermersdorf. Montag abend fand in Gläsers Gasthof in Krttinhcrmers- dorf eine öffentliche Wählcrversammlnng statt, die leider infolge des cingetretcncn Regenwetters nicht den Bestich nnswies, der ihr im Hinblick ans de» gediegenen und belehren den Vortrag hätte zuteil werden müssen. '/.IO llhr eröffncte Herr Zeller unter Worten der Begrüßung die Versammlung, bedauerte den schwachen Besuch und erteilte dem Referenten, dein Kandidaten der rechtsstehenden Parteien, Herrn Kaufmann und Obstgntsbcsitzcr Kurt Fritzsche aus Waldan (Ober lausitz) das Wort. . Redner wandte sich zunächst gegen die Kampfesweise der Sozialdemokratie, die immer neue Mittel ersinne, um den Gegner zu schädigen. Das neueste sei der Boykott der Wahlversammlungen, in denen er das Referat habe. Mittels Handzettel würden die Arbeiter abgehaltcn, seine Ver sammlungen zu besuchen und eifrig Kontrolle darüber geübt. Dies sei ein Zeichen, daß die Sozialdemokratie ängstlich be müht sei, daß die Arbeiter die Wahrheit nicht zu hören be kommen. Der Grund, daß ihnen keine Redefreiheit gewährt würde, sei nicht stichhaltig, denn er habe stets ^ Stunde oder auch unbeschränkte Zeit dem Gegner gewährt. Er stehe Jedem Rede und Antwort. In jener Versammlung in Zschopau, in welcher er den sozialdemokratischen Redner hinaus- gewiescn habe, wäre die ^stjj„dige Redefreiheit wesentlich überschritten worden. Es stehe der Sozialdemokratie schlecht an, die selbst nur 10 Minuten Redefreiheit gewähre, über Beschränkung dieser sich zu beschweren. Wohl hätten die Sozialdemokraten Ursache siegesgewiß in den Wahlkampf zu ziehen, denn bei den letzten Nachwahlen hätte sie 7 neue Mandate errungen. Diese Siege dürften aber die königstreuen Wähler nicht entmutige», sondern müßten sic anspornen, den Wahlkreis Zschopau-Marienberg gegen den Ansturm der Gegner zu halten. So wie 1904 der erste Sieg in diesen« Kreise nach den roten Wahlen von 1903 anfinunternd gewirkt hat auf alle nationalen Elemente, so wird ein Sieg bei der bevorstehenden Wahl die Schwachen aufrichtcn und bei den allgemeinen Reichstagswahlcn 1912 vorbildlich wirken und zu neuen Siegen führen. Einen breiten Raum nahmen die Ausführungen des Redners über die Neichsfinanzreform ein. Die Frage: „War die Ncichsfinanzreform nötig?" beantwortete er mit „Ja, sie war unbedingt nötig". Alle Parteien, außer den Sozialdemokraten, waren sich darüber einig, daß aus eine Gesundung der Reichs- fiuanzen hiugearbeitct werden müsse, da die Schnldenwirtschaft so nicht weiter fort gehen könne. Wer mehr ausgibt, als er verdient, wer Schulden macht, die seine Kinder einst bezahlen sollen, ist ein schlechter Hausvater. Und wie ein solcher habe das Deutsche Reich gcwirtschaftct, indem in 10 Jahren sich seine Schulden mehr als verdoppelt haben. Produktive An leihen, wie für Eisenbahnen usw., seien etwas anderes, aber Deutschlands Schulden entstanden durch Augenblicks-Ausgabe» für Heer und Flotte. Ringsum werde von seinen Nachbarn das Deutsche Reich mit Mißgunst betrachtet, weil sich sein Wohlstand und seine Macht gehoben habe, deshalb müsse cs stets gerüstet sei». Heer und Flotte seien der Schntzdamm, hinter dem sich Industrie und Handel entwickeln können. Dies seien notwendige Ansgaben, aber mit der Schnldenwirtschaft mußte gebrochen werden. Schon waren 180 Millionen Mark jährlich an Zinsen anfzubringen und wenn noch 10 Jahre so weiter gewirtschaftet worden wäre, hätte die Zinscnlast 500 Millionen Mark jährlich betragen. Das sind unhaltbare Zu stände, deren Beseitigung eine vaterländische Pflicht war. Wohl herrsche über die neuen Stenern eine gewisse Miß stimmung, doch diese dürfte nicht dazu führen, sich der Sozial demokratie anzuschließen. Man spreche, alles sei teurer ge worden, dies sei nur in gewissem Sinne richtig, vielmehr sei die Kanskraft des Geldes gesunken. Hierdurch sei ein gewisser Notstand bei denen eingclrcte», die ein festes Einkommen be ziehe», wie bei den Beamten nsw. Daher sei es eine Pflicht der Gerechtigkeit, durch Erhöhung der Gehälter helfend ein- zngreifcn. Nur den« Zwange der Notwendigkeit sei mit der Annahme der Reichsfinanzreform nachgcgebe» worden, denn Handel und Industrie hätten durch die Scbuldcnwirtschaft schwer ge litten, ebenso wie der Respekt vor den« Deutschen Reich im Auslände im Schwinden begriffen war. In diesem Sinne habe die Rcichssinanzreform großen Segen gebracht. Aufs Tiefste zu bedauern sei allerdings, daß die neuen Stenern ans weite Verbrauchs- und Gennßmittel gelegt worden sind; seine Meinung gehe dahin, daß, wenn die Parteien einig gewesen wären, die Lasten eine andere gerechtere Verteilung erfahren hätten. Eine Revision dieser Stenern sei dringend notwendig. Eine neue Erbschafts steuer werde kommen. Nicht die kleinen Kapitale, sondern die großen, die über die Masse herausheben, müßten besteuert werden, nicht das immobile, sondern das mobile Kapital. Eine Hitttcrzichnng der Steuer müsse verhütet, Aktien und Effekten auf de» Inhaber eingetragen werden. Schon seit 1895 sei seine Partei für eine gerechte Erbschaftssteuer ein getreten. Durch neue Ausgabe», die an das Deutsche Reich heran- trctcn, würden sich weitere Steuern notwendig machen. Er schlage hier eine Erhöhung des Börscnstempels vor, denn das immobile Kapital sei durch die Besitzwcchsel- abgabc» so schon hoch belastet. Weiter tritt er ein für eine Rei ch sei n kv m m enstcue r, eine Re ichs v erm ög ens- stencr, eine Wehrstcucr, die er für gerecht hält und deren Berechtigung er ausführlich begründet. Znm Schluß legt Redner seine Stellung zu den wirtschaftlichen Fragen dar. Jndilstric und Landwirtschaft seien aufeinander an gewiesen. Nicht trennende Momente dürfte» hereingetragcn werden, sondern beide gehören zusammen, beide müssen Rück sicht auf einander nehmen, beide haben Platz neben einander. Der Landwirtschaft müsse die nötige Unterstützung zu teil werden, denn bei Krisen leiste eine blühende Landwirtschaft als Absatzgebiet der Industrie gute Dienste. Auch der Bancrn- stand, dieser Jnngborn unseres Volkes, will seinen Anteil an den Kulturgütern haben. Aber auch der Industrie, dem Handel müsse Schutz zuteil werde» durch energisches zielbewusstes Eintreten unserer Diplomatie im Auslände nach englischem Muster, durch Zoll- nnd Handelsausknnftsstellen u. s. w. Den Handwerkern müsse durch Ausbau der Innungen, durch Gründung von Submissionsämtcrn und Liefcrungs- gcnosscnschaften und dergl. unter die Arme gegriffen werden. Aber auch dem Bcamtenstand müsse man eine ans- kömmliche Lebenshaltung gewährleisten! durch Errichtung einer Pcnsions- und Altersversicherung müsse er, nachdem seine Kräfte verbraucht, sicher gestellt werden. Für die Arbeiterschaft haben die bürgerlichen Parteien die Sozialgesetzgebung durchgeführt, ohne die Mithülfe der Sozialdemokratie. Schon um der allgemeinen Wohlfahrt wegen müsse für den Arbeiterstand eingctrcten werden; denn 50 Mark Lohn mehr für jeden Arbeiter jährlich bedeute eine Erhöhung des Umsatzes von 400 Millionen Mark für Industrie und Landwirtschaft. Die Heiniarbeit müsse ans gesunde Füße gestellt werde». Er werde ferner cintreten: Für eine Er weiterung der Sozialrcform, für Herabsetzung der Altersgrenze bei der Invalidenversicherung, für Einführung der Witwen- und Waiscnbersicherung, für ein freies Koalititionsrecht, für Arbeitsämter zur Verhütung frivoler Streiks, für gleiches Recht für alle Stände, für Erhaltung des jetzigen Ncichtags- wahlrcchts. Ansführlicb geht Redner weiter ans die Stellung der Sozialdemokratie zu Vaterland und Religio» ein, bezeichnet die sozialdemokratische Partei als Feindin unseres Vaterlandes und unserer Religion und belegt dies an zahl reichen Beispielen aus der Geschichte der Sozialdemokratie bis aus die neueste Zeit. Redner gibt sodann in kurzen Zügen ei» Bild seines Lebenslaufes. Seine Familie stamme ans Annabcrg, sein Großvater lebte in Dörnthal und in Zöblitz, wo sein Vater die Jugendzeit verlebte, so sei er ein Sohn des Ergcbirges. Anfänglich hätte er studieren wollen, aber durch den früh zeitigen Tod seines Vaters daran gehindert, hätte er sich dem Kaufmannsstand gewidmet. 23 Jahre sei er Privatbenmter gewesen nnd seit drei Jahren sei er zur Landwirtschaft iibcr- gegangcn, indem er sich ein Gut von 30 Scheffeln gekauft, das er gärtnerisch ausnutze. So habe er mit allen Ständen Fühlung gehabt. Dies habe ihn den Mut gegeben, die Kandidatur anzunchmen, nicht Ehrenhalber habe er cs getan. Im Falle seiner Wahl werde er unbedingt alle Kräfte in den Dienst seiner Wähler stellen und cintrctcn für die Interessen deS Erzgebirges, zum Segen desselben und unseres gesamten Vaterlandes. Möge der Ausfall der Wahl am 24. Angnst, so schloß Redner, eine günstige Vorbedeutung für die kommenden all gemeinen Wahlen haben, mögen einem Siege der nationale» Sache in diesem Wahlkreise weitere Siege folgen. Reicher Beifall wurde dem Redner gezollt. War es auch nur ein kleines Häuslein, die gespannt seine» Ausführungen lauschten, so wird die Wirkung doch nicht ansbleiben nnd gute Früchte zeitigen. lieber weitere Versammlungen, in welcher Herr Fritzsche sein Programm entwickelte, wird berichtet: Zn einer würdigen Kundgebung für die Kandidatur Fritzsche gestaltete sich die am vergangenen Freitage in Reifland abgehaltene Wählerver- sammlnng. Herr Fritzsche zeigte sich auch' hier wieder als praktischer Politiker und gewandter Redner. Die aus einigen 70 Personen, unter denen sich erfreukicherweise auch einige Arbeiter befanden, bestehende Versammlung folgte mit gespanntester Aufmerksamkeit dem ziemlich zweistündigen inter essanten Vortrage. Am 25. Juli fand eine Wählerversamm lung in Streckewalde statt. In dieser wegen des Heu wetters nicht sehr zahlreich besuchten Versammlung entwickelte der reformerische Kandidat, Herr Kurt Fritzsche, unter dem Vorsitze des Herrn Ur. Kay aus Wolkenstein sein Programm. Als Debatteredner war von liberaler Seite Herr Parteisekretär Kröner abgeordnet; seine Behauptungen wurden von Herrn Fritzsche glänzend widerlegt. — Weiter sprach Herr Fritz sch e in den letzten Tagen in Deutschneudorf, inHeiders- d orf nnd in Pfaffroda. Heute wird er in Zöblitz nnd morgen in Rüben au sprechen. Der vereinigte liberale Wahlausschuß für die Kandidatur Brodaus weist in einem längeren Artikel unter anderem daraus hin, daß die in voriger Nummer unseres Blattes auf gestellte Behauptung, die Liberalen richteten ihre ganze Stoßkraft nur auf die reformerische Kandidatur, nicht den Tatsachen entspräche. Wenn irgend etwas die in Nr. 90 unseres Blattes ausgesprochene Behauptung bestätigen und bekräftigen kan», so ist es der uns zum Abdruck ein gesandte Artikel, der die Person des konservativ-reformerischen Kandidaten und dessen Tätigkeit im Wahlkreise in einer Weise sich zu behandeln gestattet, die uns veranlaßt, die Wiedergabe dieses Elaborats abzulehnen. Von liberalen Wähler-Versammlungen ist folgendes zu berichten: Am Montag sprach Herr Landgerichtsrat Brodau f in Ehrenfriedersdorf und gestern sprach er in Zöblitz. Hente spricht Herr Parteisekretär Or. Brüß in Ansprung, morgen Donnerstag Herr Landgerichtsrat Brodaus in Lauter bach. Weiter finden Versammlungen statt am Freitag, den 5. August, in Lengefeld, Sonnabend, den 6. Angnst, in Seisscn, Sonntag, den 7. August, nachmittags in Dorf chemnitz nnd am gleichen Tage abends in Vlnmenan. In allen diesen Versammlungen spricht Herr Landgerichtsrat Brodaus, der Kandidat der vereinigten Liberalen. Der Kandidat der Sozialdemokratie, Herr Paul Göhre- spricht heute abend in Hilmcrsdorf. I» einer in Gelenau abgehaltenen Wähler-Versammlung bekannte Herr Redakteur Heilman», der gegen den Referenten Schriftsteller Schöler-Berli» und den Kandidaten Brodaus in der Debatte auftrat, das Folgende: „Die deutschen Arbeiter- vcrsicherungsgesctze entsprechen unserem Ideal nicht, aber missen möchten wir sie um keinen Preis; dazu haben sie viel schlimmstes Elend und schwerste Not von der deutschen Arbeiterschaft ab gewehrt." Bezüglich der Verelendnngstheorie erklärte der sozialdemvkratische Sprecher, daß daran vielleicht niemals ein verständiger Mensch geglaubt nnd seit 25 Jahren kein Sozial demokrat mehr glaubt. Aus Sachsen. Zschopau, den 3. Angnst 1910. — Krumhermersdorf. Die Freiw. Feuerwehr be ging am Sonntag die Feier ihres 28. Stiftungsfestes, die am Nachmittage mit einem Umzüge begann und abends mit einem gut besuchten Balle im Paulischen Gasthofe endete. Die Feier wurde ausgezeichnet durch die Anwesenheit von Ehren- und Gemeinderatsmitglieder», sonne von Vertretern der Feuerwehren zu Waldkirchen und Zschopau. Nachdem der Fcldwcbcl der Wehr, Herr Karl Nestler, dem Protektor der sächsischen Feuerwehren Se. Majestät König Friedrich Angnst ei» Hoch gewidmet hatte, überreichte er mit entsprechenden Worten dem Hauptmann der Wehr, Herrn Karl Gläser, an läßlich seines 25jährigen Jubiläums als Feuerwehrmann ein Ehrenbeil mit Widmung. Hierauf ergriff der Feuerlösch direkten- Gemeindevorstand Keller das Wort nnd widmete der F-encrwehr Worte der Aiierkennnng, beglückwünschte hierauf den Jubilar nnd übereichtc ihm als Zeichen der Wertschätzung im Aufträge des Gemeinderatcs eine Wanduhr. Herr Haupt
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