Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188712231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18871223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18871223
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-23
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.12.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
—Nr. 297. — 7. Jahrgasig.> Ter seden Wochentag Abend (mit Datum »e« folgenden Tage«) zur Versendung gelangende „SttchMeAandes-Anzrtger" Niit täglich einen, besonderen llnter- baltungSblatte und mit den, Extrabeiblatt Lustiger Bilderbuch kostet bei den AuSaabe- pellenmonatlich 7V Pfg., bei den Post-Anst. 7b Pf. (1888er ZtgS.-PrelSliste Nr. 5035.) LrAbonnentenerscheintjeeinmaliiuJahr: Sächsischer Freitag, 23. Deeember 1887. Anzeigenpreis des „Tächs. SandeS-kl . Raum einer schmale» Corpuszeile 15 Bevorzugte Stelle (lsvalt. Petitzeilesk BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle « Insertionsbetrag (in Briefniarken) belfü setz Silben CorpnSschrist bilden ca. 1 Zell »nnoncenannahnie nur bl- Vonmtt, SllnslritterSahresbuch desSandes.Aiizeigerr. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung füe Sachsen nnd Thüringen. ag Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i Kleine Botschaft 2 Sächsischer Crzahler — 3. Sachstfche MerrchtZ Zet 4 Sächsisches Allerlei — b Jllnsirirtes UnterkaltungSblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges BilderbnH , ^ »t,- Bnchvnlckerci, Ctiemnltz, > Theaterstraße b (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. , Als billigstes Geschenk zu Weihnacht nnd Neujahr bestelle ein Jeder umgehend für feine Familie das . Abonnement für das 1. Quartal 1888 auf unsere Blätter! Jeder neu beitretende Abonnent erhält gegen Einsendung seiner Abonnements-Quittung an die Verlags-Expedition (Post-Abonnenten Wollen für Porto eine 10-Pfg.-Marke beifügen) gratis als Extra beigaben geliefert: 1 Mni iimchiLllllch (dcö Sächsischen Landes-Anzeigers 1 MlMllWMtil illnstrirtcö Jahresbnch für 1888). 64 Seiten gr. 8» (ff. Papier), in Umschlag gebunden, mit vielen fesseln den Weihnachts- und Neujahrs-Erzählungen, sowie hübschen Winter- und Weihnachts-Bildern mit Gedichten. (Preis dieses Weihnachts buches für Nicht-Abonnenten: 40 Pf.) 2. Jllustrirter Kalender für das Jahr 1888. Dieser Kalender ist in Umschlag gebunden, 84 Seiten 4° stark und enthält neben dem Kalendarium, Märkieverzeichniß rc. mehrere interessante Erzählungen, Uebersicht der Weltbegebenheiten 1886/87, sowie das charakteristische, farbenreiche Oeldruckbild Ein Schwaben streich (mit Gedicht). (Preis dieses Kalenders f. Nicht-Abonnenten 40 Pf.) . Eisenbahn-Fahrplanheft für Sachsen. Dieses Fahrplanheft ist in Umschlag geheftet und enthält die seit 1. October gütigen Fahrpläne sämlntttcher Strecken des sächsischen Eisenbahnnetzes nebst Angabe der Fahrpreise III. Classe und der Entfernungen in Kilometern. (Preis dieses Fahrplanheftes für Nicht-Abonnenten 20 Pfg.) Im nächsten Quartal bringt der „Sächsische Landes-Anzeiger" in seinen, täglichen Feuilleton zunächst eine reizende Novelle von M. von Schlägel: „Im Schnee" zum Abdruck und folgen dann im weiteren Verlauf des Quartals: „Verurtheilt", Criminal-Erzählung von A. Zapp und „Schelm Voll Bergen", historische Novelle von A. v. Limburg. Im „Sächsischen Erzähler" erscheint im neuen Quartal das neueste Werk des beliebten Schriftstellers August Butscher (Verfasser von „Nachbarhöfe", „Dreibirkenhof" rc.): : „Dev Flötenhannes". '' Außer dieser größeren volksthümlichen Erzählung sind wieder eine Reihe sächsischer und thüringischer Erzählungen, Sagen und Schilderungen erworben worden; wir nennen von diesen: „Ein Sachsengrab", „Der Leibjägcr August des Starken" und „Die Schatz kammer Johann Georgs I." von B. Schlegel; — „Geschichte aus den Vorbergen des Thüringer Waldes" von B. Störzner; — „Wan derungen durch Thüringen und Altenburg" von Max vom Berge . Im „Jlluftrirten Unterhalt,mgsblatt" erscheint im nächsten Quartal neben verschiedenen kleineren Erzählungen als Haupt-Erzählung: „Die gestohlenen Familien-Diamanten" von I. Piorkowska. ) Für das am 1. Januar beginnende neue Quartal nehmen die /Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 210 Pfg., die Postanstaltcn zu 225 Pfg. Abonnements-Bestellungen auf den , „Sächsischen Landes-Anzeiger" mit sämmtlichen 7 Beiblättern entgegen. > Der „Sächsische Landes-Anzeiger" ist in der deutschen Post- - Zeitungs-Preisliste für das Jahr 1688 unter Nr. 5035, in der öster reichischen unter Nr. 2307 eingetragen. Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächs.Landes-Anzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Post- Abonnenten ersucht, bet Bestellung srenndlichst genau zu verlangen: den in Chemnitz erscheinenden „Sächsischen Landes ANALIA LI?", (Nr. AO88 der neuen 1888er Post-Zeitungs-Preisliste). Im Verdacht. Erzählung von Carl Schmeling. Fortsetzung. Nachdruck verboten. , „Erlauben Sie", entgegnete der Direktor, „unser Herr Referendar scheint mir doch schlauer zu sein, als ich wenigstens bisher geglaubt. Er hat zwar gut vorgearbeitet, jedoch in seinen schriftlichen Mit theilungen an den Vater mit keinem Worte des abhanden gekommenen ,Geldes erwähnt und namentlich Weilmann nicht des Diebstahls be schuldigt. Man gewinnt vielmehr durch seinen Bericht den Eindruck, ,als wisse er gar nichts von demselben. Der junge Huldringen ist ,ssin vollendeter Taugenichts, das ist unbestreitbar, aber diese Geschichte mit dem Geldbriefe kann der Zufall mit in seine finsteren Pläne verwebt haben. Denn wenn wir nicht noch ein anderes, sehr schweres Verbrechen von seiner Seite voraussetzen wollen, so ist nicht abzu sehen, wie er zu dem Geldbriefe, besonders aber zu dem Kouvert gekommen, und wie es ihm möglich geworden, das Kouvert in die Wohnung des Herrn von Weilmann zu schaffen. Er müßte denn ! gerade vorgestern mit Weilmann zugleich in der Residenz, sowie in der Wohnung und in dem Kabinete des Generals gewesen seinl" > „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll," erwiderte Reuser ziemlich kleinlaut, „mir vergeht auch fast die Lust, noch weiter über den Gegenstand zu sprechen. Ich begnüge mich daher, Herr Direktor, Sie inständigst zu bitten, alles aufzubieten, Weilmann recht bald aus seiner schrecklichen Lage zu befreien!" Reuser entschuldigte noch sein langes Verweilen und empfahl sich. Nach seiner Entfernung saß der Gerichtsrath Straube längere Zeit In tiefes Sinnen versunken da. Die Falten seiner Stirn wurden dabei immer tiefer; seine Angen immer düsterer. Endlich griff er ,piit der Linken nach dem Aktenstücke und mit der Rechten nach der Feder. Wahrscheinlich beabsichtigte er einige Notizen über das soeben Mit dem Kommissionsrath Reuser geführte Gespräch zu machen. Der Richter schlug die Augen auf; sein Blick fiel auf die letzte Seite des zuletzt aufgenommenen Protocolls; Plötzlich fuhr er mit einem heftigen Rucke empor. Seine nächste Bewegung war ein Griff nach der Klingel, welche er mit großem Nachdruck in Bewegung setzte. „Ich lasse den Herrn Kriminalrichter Passer ersuchen, sich zu Mir zu bemühen", sagte der Direktor zu dem eilig erscheinenden Boten Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2180 verlautbart, daß die Firma Richard Müller, vorm. Kästner u. Müller in Chemnitz künftig Richard Müller lautet. Chemnitz, am 21. December 1887. Königl. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 3077 die Firma I. L. Scheibner in Chemnitz (Apollostraße Nr. 3) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Johannes Louis Scheibner daselbst, Besitzer eines Appreturgeschästs, eingetragen- Chemnitz, am 21. December 1837. Königliches Amtsgericht. lieber das Bernrögen des Strumpfwaarenhändlers und Wollwaaren- fabrikantcn Carl Gottlob Luugwitz in Chemnitz wird heute am 20. December 1887 Nachmittags ,/5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Theodor Müller in Chemnitz wird zum Konkurs verwalter ernannt. Konknrsforderungen sind bis zum 17. Januar 1888 bei denr Gerichte anznmeldcn. Es wrrd zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeraus schusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konknrsordnung be- zeichncten Gegenstände aus den 7. Januar 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 4. Februar 1888 Bormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt. Alle» Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von den, Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 21. Januar 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. In dem Concursversahren über das Vermögen 1. der Milchverkaufs geschäftsinhaberin Jda Auguste verehel. Koch, 2. des Werkzeugfabrikanten Carl Heinrich Hickethier, 3. der aufgelöste» Commanditgesellschaft unter der Firma Fauland u. Co. in Liquidation und 4. das Nachlaßvermögen des ver storbenen Rechtsanwalts Carl Ernst Bleyl in Chemnitz ist zur Prüfung der nachträglich angcmeldeten Forderungen Termin auf den 31. December 1887 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anberaumt- Chemnitz, den 20. December 1887. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 21. Decemben Minden. In der vergangenen Nacht trat in hiesigen Gegenden ein starker Schneefall ein, wodurch erhebliche Zugverspätungen veran laßt wurden. Lemberg. Bezeichnend für die ernste Beurtheilung der Lage seitens der galizischen Abgeordneten ist der Umstand, daß der Finanz ausschuß des Landtages beantragen wird, daß das Budgetprovisorium angesichts der politischen Lage ohne Bestimmung eines Endtermins bewilligt werde. Prag. Ein Verlust der Mandate der deutschen Landtags abgeordneten wird nicht ausgesprochen, weil die Regierung angesichts der äußeren Lage die Aufregung von Neuwahlen vermeiden will. — Wie über London verlautet, haben Deutschland, Oesterreich und Italien bestimmte Vorschläge zur Lösung der bulgarischen Frage formulirt, welche General Schweinitz dem Zaren unterbreiten werde. Rom. „Popolo Romano" erfährt, eine französische Karawane beabsichtige, über Schoa nach Abessynien Waffen und Munition einzuschmuggeln; jedoch dürfte König Menelik dieses Vorhaben ver hindern. Petersburg. Trotz des Börsenrückganges wird die Lage heute hier ruhiger aufgefaßt. Die Preßstimmen lauten Oesterreich gegenüber versöhnlicher. Konstantinopel. Der italienische Botschafter sucht die Pforte behufs Augenscheinnahme des wirklichen Thatbestandes auf der tune sisch - tripolitanischen Grenze zur Absendung einer Commission zu be wegen, da dort Frankreich factisch Befestigungen angelegt haben soll. Angesichts der Kriegsvorbereitungen Oesterreichs hat die Pforte abermalige Verstärkung der Truppenzahl in Salonichi, Adriancpel und an der griechischen Grenze beschlossen. "maif und brummte noch einige Worte, welche genau wie eine Verwünsch ung erklangen, während der Mann sich entfernte. Es mußte eine merkwürdige Entdeckung sein, welche den sonst so kalten und abgemessenen Juristen so heftig zu erregen im Stande war; denn auch jede seinerlferneren Bewegungen zeugte von gereizter Stimmung. Der herbeicitirte Beanite erschien mit erwartungsvoller Miene, und er hatte wohl Ursache dazu; denn statt einer Erwiderung seines Grußes warf ihm sein Vorgesetzter einen Wuthblick zu. „Was haben Sie da gemacht, Herr Kollege?" rief der Ge richtsrath, mit der verkehrten Hand auf das Aktenstück schlagend. „Ich bin genau den erhaltenen Weisungen nachgekommen," er klärte der Richter. „Und nur noch ein wenig darüber hinausgcgangenl" fuhr der Direktor mit großer Schärfe fort. „Sie sind wirklich ein hell er leuchteter Jurist, das ist unverkennbar. Ich eröffne Ihnen, daß der Referendar von Huldringen nicht mehr mit wichtigen Sachen betraut werden soll, weil er um seine schleunige Entlassung aus dem Justizdienste eingekommen ist, und Sie ziehen denselben getrost bei einer so delikaten Sache, wie die Weilmann'sche es ist, hinzu. Kennen Sie denn gar nicht die Bedeutung des schleunigen Entlassungs-Ge suches eines Referendars, an welches sein Direktor die gedachte Hin weisung knüpft —?I" „Das wohl, Herr Direktor," stotterte der verlegene Richter, „aber ich glaubte — ich dachte — weil Herr von Huldringen ge wissermaßen der erste Entdecker des Uebelthäters gewesen — und da er bei dessen Verhaftung gerade zugegen war, — sich auch zur Theilnahme an der Haussuchung erbot, — er war ja früher eben falls Offizier und somit gewissermaßen orientirt in der Wohnung eines solchen —" „Hören Sie auf, Herr!" schrie der Direktor seinen Untergebenen an, „was brauen Sie da Alles zusammen! Sie haben ein unver gleichliches Stück aufgeführt. Sind Ihnen denn nicht ganz cigen- thümliche Gedanke» gekommen, als gerade der Sohn des Anklägers Weilmanns diesen Bettel in der Wohnung des Bezeichneten fand?" Der Direktor nahm das Kouvert aus den Akten und hielt es in die Höhe. Der Richter sah ihn ganz verdutzt an. „Ich bewundere Ihren Scharfblick," fuhr der Direktor fort, „jetzt versuchen Sie wenigstens, unter der Hand zu erfahren, wie und wo Huldringen den vorgestrigen Tag verbracht hat, um mir schleu- Politische Rundschau. Chemnitz, den 22. December. Deutsches Reich. Wie bereits mehrere Male mitgetheilt ist» ist der deutsche Kronprinz über die Theilnahme und Anhänglichkeit, die demselben in Briefen und Telegrammen, besonders aus Deutsch land, zu erkennen gegeben wird, in hohem Grade gerührt und er freut. In den letzten Wochen sind derartigen Kundgebungen aber auH Geschenke aller Art und zwar in solchen Mengen beigefügt, daß es nicht mehr möglich ist, dem Kronprinzen von diesen Gaben, die rmä Hunderten zählen, einzeln Kenntniß zu geben. Es wäre daher ^' erwünscht, wenn in Zukunft betreffs dieser so freundlich gemeinten ' Zusendungen zuvor beim kronprinzlichen Hofmarschallamte in Berlin-^ angefragt würde, wohin die näher zu bezeichnenden Gaben gerichtet werden sollen. — Aus San Remo wird der „Voss. Ztg." vom Mitt woch Mittag telcgräphirt: Der Kronprinz machte heute Vormittag bei herrlichem, sonnigem, aber kaltem Wetter mit der Kronprinzessin, ^ der Erbprinzessiu von Meiningen und der Gräfin Münster einen ^ längeren Spaziergang. Das Befinden und Aussehen des Kronprinzen ist völlig befriedigend. Die Wucherung hat sich nicht vergrößert, die ^ Schwellung und der Neizzustand ist vermindert. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Im ganzen deutschen Reiche werden alle Nachrichten über den Gesundheitszustand de» deutschen Kronprinzen mit der innigsten Theilnahme gelesen und diesem^. Gefühl ist sicherlich die Absicht entsprungen, in diesem Winters allen größeren Festlichkeiten Abstand zu nehmen. Wir wollen noch einmal ganz besonders auf den in, Reichsanzciger veröffentlichten / Brief des kronprinzlichen Hofmarschalls Grafen Radolinski Hinweise», in dem die Wünsche des Kronprinzen in Bezug auf jene Absichten in einer Weise zu erkennen gegeben wurden, die schon um deswillen vollste Nachachtung erheischt, als ein Entgegenhandeln ein Maß dsr Besorgniß zu erkennen geben würde, welches möglicherweise die Stimmung des Kronprinzen selbst beeinträchtigen könnte. Mit vr. Mackenzie ist vom Kronprinzen vereinbart worden, daß er regel mäßig alle vier bis sechs Wochen nach San Remo kommt. — Der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin haben bisher alljährlich ihren Gutsleuten in Bornstedt bei Potsdam regelmäßig ztt Weihnachten selbst bescheert. In diesem Jahre ist das nun zum ersten " Male nicht möglich und lassen sich deshalb die kronprinzlichen Herr schaften durch den Major von Lyncker vertreten. — Auch die „Köln. Ztg." nimmt die Mittheilung von der Anknüpfung diplomatischer Verhandlungen zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn auf. Das mit dem Berliner Auswärtigen Amt Fühlung unterhaltende Matt schreibt: „Die „Time»" verzeichnet die Ansicht, es könne ein vorläufiger Ausgleich zwischen Rußland und Oesterreich gefunden werden, wenn das letztere den Fürsten Ferdinüich preisgebe; der Fürst würde eine unzweideutige Aufforderung erhalte», ^ " Bulgarien zu verlassen, und Rußland würde, nachdem es in dieser» Punkte zufriedengestellt sei, beruhigende Erklärungen abgeben, von der ferneren Entsendung von Verstärkungen an die österreichische Grenze absehen und sich bereit finden kaffen, die bulgarische Frage im Einvernehmen mit allen Mächten zu lösen. ES wird sich zeigen müssen, ob dieser Weg gangbar ist. Bisher sind alle Versuche, zwischen Oesterreich und Rußland einx haltbare Verständigung über die bulgarische Frage zu Stande zu bringen, an dem Umstande ge scheitert, daß bei beiden Mächten die Äugen hungriger sind, als dem Magen zuträglich ist. Während es zur Zeit des Berliner Kongresse» noch für selbstverständlich galt, daß Bulgarien innerhalb des russischen Machtkreises liege, hat man sich in Oesterreich jetzt in das magyarische Orientprogramm von der freien Entwicklung der Balkanvölker unter österreichischer Führung eingelebt. Dagegen läßt Rußland noch immer seine begehrlichen Blicke bis zur Adria schweifen und möchte über haupt Oesterreichs Berechtigung, im Orient mitzureden und Interessen zu vertreten, einfach wegzuleugnen. In Oesterreich ist nun allerdings augenblicklich eine gewisse Ernüchterung eingetreten, und es wird vielleicht den Bulgaren schaden, dem europäischen Frieden aber zu nigst Meldung darüber abzustatten. Im klebrigen werde ich die Sache selbst in die Hand nehmen, um Klarheit hineinzubringen!" Der Direktor winkte heftig mit der Hand, und der Untergebene desselben entfernte sich, völlig gebrochen und geknickt. Wahrscheinlich wußte er immer noch nicht, wodurch er einen so groben Verstoß, wie sein Vorgesetzter angedeutet, begangen hatte. Der Gerichtsrath nahm dagegen das Aktenstück vor und begann dasselbe von Anfang bis Ende mit großer Aufmerksamkeit, aber auch unter vielen Verwünschungen durchzusehen. Gerichtsrath Straube hätte sich diese Mühe sparen können. Die Aufklärung des sonderbaren Falles sollte von anderer Seite viel schneller erfolgen, als er sie je herbcizuführen vermocht hätte. XI. Der alte Marschall Kanonendonner war Wittwer. Seine er wachsenen und selbstständigen Kinder befanden sich sämmtlich entfernt von Lühne. Seinem Hauswesen stand ein alter Dragoner, Namen» Veit Kunz, vor, der gewissermaßen die Rolle eines Mädchens für Alles in der Wirtschaft des Obersten spielte. Veit Kunz war ein zäher Westfale und, wie er selbst von sich sagte: „nich dod zu chricgen!" Diese Eigenschaft war eine Not wendigkeit für ihn; denn daß es zwischen den beiden alten Knaben nicht immer friedlich zuging, läßt sich leicht denken. In Wirklichkeit standen beide jeden Tag, vom frühen Morgen bis zum späten Abend, auf dem Kriegsfüße. l In der Regel ließ Veit Kunz den Oberst sagen, was er wollte, und that, was ihm selbst beliebte. „Dünner Kiel, Herr Opperstl" Pflegte er dann aufzubegehren, „wir könnten leben wie ein Paar Brüder, wenn Sie das „schandalöse Skimpfen" nicht an sich hätten!" Dadurch ward stets die mündliche Debatte der beiden alte» Burschen beendet. Der noch sehr flinke Oberst beeilte sich, seinen treuen Knappen beim Kragen zu erwischen, um ihn höchst eigenhändig zur Thüre hinaus zu werfen. Dieser anregenden Motion hatte sich Oberst Donner soeben am frühen Morgen hingegeben und Veit Kunz lag Platt auf allen Vieren, wie ein Frosch, im Vorzimmer auf den Dielen. Da ward die Thür geöffnet und im Rahmen derselben erschien die Gestalt Seiner Excellenz des Generalleutnants von Huldringen. und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite