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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189002269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900226
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-02
- Tag1890-02-26
- Monat1890-02
- Jahr1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.02.1890
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Nr. 4?. — 10. Jahrgang. Di« a» jedem Wochentag Abend (mit de« Datum des folgenden Tage») zur Ber- senduna gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes. Anzeiger" mit täglich einem Exira-Beiblatt: 1. Meine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllustr. Unterhaltungsblatt s. Tonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 7S Pfg. Sächsischer Mittwoch, 26. Februar 1890. Der Stlchs. LandeS-Anzeiger ist eingetragen i. d. 1890erPost.Ztgr..PreiSl>ste: Nr. S27S. FürAbonnentenerscheintjeeinmalimJahrr Jllustr. Kalender des Sächsischen Landdotea. Jllustr. WeihnachtSbnch (Jahresbuch). BerbreitetsteS unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter de» „Stichs. LandeS-AnzelgerS" erscheinen (ohne Vesten Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgabe al»: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Psg.frciiiisHaus: außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zutragen. Postzeitung-preisliste für 1890: Nr. 1307. Berlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger. Chemnitz. AnzeigeupretS: Rauni einer schmalen CorpuSzeile IS Psg. — Bevorzugte Stelle (lspaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» den Linrückungsbetrag (in Briefmarken) beifugen ,je 8 Silben CorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. —- Die Anzeigen finden ohne PreiSausschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-AuSgabe der Hauptblätter der „Sächsischen Lander-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Drahtnachrichten nnseres Anzeigers. Vom 2b. Februar. Spandau. Oberst Wttle, Direktor der hiesigen Artilleriewerkstatt, erhielt vom Kaiser den erbetene«» Ab schied. Es ist festgestellt worden, daß dte Arbeiter sehr gedrückte Löhne erhielten. München. Hier verlautet, Minister Lutz werde dem nächst demissioniren. Budapest. Die Opposition wollte gestern Lisza nicht zu Worte kommen lassen. Schließlich erklärte Tis za er finde seinen schönsten Lohn darin, daß seine Feinde, trotz aller Verdächtigungen und Verleumdungen, ihr Ziel »licht erreichten. Lübeck. In der Nähe von Stockholm ist die Schweinepest ansgebrochen. Politische Rundschau. Chemnitz, 25. Februar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm nahm gestern im Berliner Schlosse Vorträge entgegen, arbeitete mit dein Finanzminister von Scholz und empfing den Hausminister von Wedelt. — Ans Madrid kommt wieder einmal die Nachricht, der Kaiser werde im Frühjahr dort und in Lissabon einen Besuch abstatten. Die Meldung ist jedoch inbegründet. — Das ziffernmäßige Rcichstagswahlresultat-ist folgendes: Ge wählt sind 246 Abgeordnete fest, in 151 Wahlkreisen finden Stich Wahlen statt. Gewählt sind 16 Freiconservative (Parteistärke ini letzten Reichstage 39), 52 Deutschconservative (Parteistärke im letzten Reichs tage 77), 16 Nationalliberale (Partcistärke im letzten Reichstage 96), 90 Ultramontane und 2 Welfen (Parteistärke im letzten Reichstage 104), 20 Freisinnige (Parteistärke im letzte» Reichstage 36), 2 Demo krate» (Parteistärke im letzten Reichstage 1), 12 Elsässer (Parteistärke im letzten Reichstage 14), 14 Pole» (Parteistärke im letzte» Reichstage 13) 1 Däne (unverändert), 21 Socialdemokraten, darunter von Vollniar zweimal (Parteistärke im letzten Reichstage 11). Bei der ungeheuren Menge der Stichwahlen kann sich natürlich noch Manches ändern, aber die Wiederherstellung der Cartellmehrheit ist und bleibt ausgeschlossen, da die Parteien nicht so viele Sitze gewinnen könne», wie zur Mehrheit fehlen. Am stärksten sind die Nationalliberalen an den Stichwahlen betheiligt, nämlich 92 mal, Freisinnige und Socialdemvkraten 64 resp 62 mal, dann folgen die übrigen Parteien, Conservative und Frei conservative mit je 23, das Centrum mit 19, die Welfen mit 8, die Polen mit 5, Demokraten mit 10, Antisemiten mit 4. Die inter essantesten Stichwahlen sind: v. Bennigsen in Stade mit einem Socialiste», Professor Virchow in Berlin gleichfalls mit einem Socialisten, weil hier der Ausfall thatsächlich von ganz wenige» Stimmen abhängt. Ma» nimmt jetzt ziemlich sicher an, daß in den »»eisten Fällen doch eine Einigung aller Ordnungsparteien für die Stichwahlen stattfinden »ird, die meist nächsten Freitag oder Sonnabend stattfinden werden. Der König der Falschspieler. Roma» von Adolphe Bolüt. Fortsetzung. Nachdruck Verbote» Sagst war weniger rührsam, weniger sentimental. Er äußerte sich mit einer drolligen, kecken Frcimüthigkeit dahin, daß, wenn er so geschickt oder glücklich gewesen wäre, das Portefeuille mit de» tausend Francs stehlen zu können, er sich gehütet haben würde, es just-au dem Orte zu verstecke», wo man es liegen gelassen und wo daher gerade die sorgsamste Nachsuchung statthaben mußte. Und als Lucien entrüstet ausrief: „Eben weil es geschah, uin mich zu ver derben, auf mich den Verdacht zn lenken, verstecktest D« das Porte feuille in meinein Büreau und in dem Tisch, an welchem ich arbeitete," da antwortete Sagst frech und lachend. „Dummer Teufel, wofür hältst Du mich? Ich bin nicht reich Und generös genug, um die schöne runde Summe von tausend Francs für das Vergnügen opfern zu können, einem Andere» eine» Streich zu spielen!" Nach den Insassen des Zuchthauses wurde» der Pachter der Korbmacherei, dem das Portefeuille entwendet worden war, und Herr Petithomme vernommen. Die mächtige Gestalt des Niese» mit de,» kleinen Kopf und der dünnen Stimme erregte die Verwunderung und das Vergnügen der Anwesenden; das Verhalten des großen Cornelius war übrigens sehr correct und würdevoll, seine Aussagen äußerst günstig für den Angeklagten. Leider wurde nur die Wirkung de» selben auf Geschworene und Publicum nicht wenig durch de» koniischr- Effect abgeschwächt, de» die physischen Sonderbarkeiten des Sprechenden zu Wege brachten. Der Anblick des kleinen, vogelartigen Kopfes auf der gewaltig?» Gigantenstatur, die dünne Falsettstimme, mit welcher der Riese seine Kraftstellen, die ihm von Cesarine eingeschärst und einstudirt waren, herdeclamirte, riefen »»willkürliches Lachen hervor, wo sie Ucberzeugung und Rührung bewirken sollten. Auf Verlangen eines der Geschworenen hörte man auch den Director de- Zuchthauses, der mittlerweile im Saale ciiijMoffcn war/über die Moralität des Angeklagte», dem er das beste Zengniß ertheilte, sowie über Sagst und Brazier, die er i», Gegensatz dazu höchst absprechend beurtheilte. Eine nochmalige Vernehmung dieser beiden Verbrecher, bei der man sie auf das Dringendste ermahnte, in sich zu gehe» und die Wahrheit zu sagen, wenn sie sich schuldig wüßten, hatte ebensowenig einen Erfolg, wie die frühere. Beide wiederholten unter den leb hafteste» Betheuerunge» ihre erste Erklärung, ohne sich in de» Einzel heiten, über die man sie fragte, auf der geringsten Abweichung er tappe» zu fassen. Nach einer Ruhepause von einer Stunde» während deren der Angeklagte von Gensdarmen aus dem Saal geführt wurde, begänne» Abends sieben Uhr die Plaidoyers. Susanne, die i» der Verhand lung keinen Blick von Lucien gewendet, war nicht zu bestimmen, ihre» An Rührigkeit darf man es natürlich nirgends fehlen lassen. — Die veränderte» Verhältnisse zeigen sich besonders im Königreiche Sachse». Dort erhielten die Cartellparteie» 1887 — 339,863 Stimme», jetzt 266,304, die Socialdcmokrate» 1887 — 149,270 Stimmen, jetzt 236,143. Im Kreise Calbc-Aschersleben wurde 1831 263 Stimmen abgegeben, 1890 — 12,361. — Das preußische Abgeordnetenhaus »ahm am Montag nach Beendigung der durch die NeichStagswahlen veranlaßtc» Panse seine Berathungen wieder auf. Auf der Tagesordnung stand die erste Lesung der neue» Eisenbahnvorlage. Dieselbe fordert zum Neubau von Bahnen 117, zur Anlegung neuer Bahngeleise 29 und zu ver schiedenen anderen Bauausführungen 55 Millionen Mark. Der Gesetzentwurf findet im Allgemeine» Zustimmung. Abg. Sattler (nat.-lib.) erbittet Auskunft über einzelne technische Einzelheiten. Abgg. Wüste» (cons.), Imwalle (Ctr.) ersuchen um größere Berücksich tigung ärmerer Gegenden bei der Anlage neuer Bahnlinien. Abg. Halber st adt (freist) wünscht eingehende Cvmmissivnsberathung. Minister v. Maybach erklärt, daß er die Interessen der einzelnen LandeStheile, soweit wie nur irgend möglich, berücksichtige. Die finan ziellen Interessen könne er mit Rücksicht auf die Staatsfinaiizc» natür lich auch nicht ganz außer Acht lassen. Die Lage der Staatsbahnen Verwaltung sei heule durchaus gut. Abg. Bachem (Ctr.) wünscht die Einrichtung von Arüeilcrziigen i» größerem Maßstabc, damit die in größeren Industriestädten beschäftigten Arbeiter außerhalb derselben wohnen könnten. Minister v. Maybach ist mit diesem Vorschläge im Princip einverstanden. Abg. Rickert (freist) erkennt die Erfolge des Ministers durchaus an, meint aber, das letzte Wort in dieser Frage der Eiseiibahnverstaatlichung sei noch nicht gesprochen. Darnach wurden noch verschiedene locale Wünsche vorgetragen, worauf der Gesetzentwurf an die Budgetcommissivn zur Spccialberathung über wiesen wurde, ebenso ohne Debatte die Vorlage über den Erwerb neuer Privatbahncn für den Staat. Darauf wurde die Sitzung auf Dienstag 1t Uhr vertagt (Etat). — Staatssecretär Graf Bismarck Wb ein größeres Diner zu Ehre» des russische» Botschafters Schuwalow in Berlin, an welche», auch des Letzteren Familie theilnahm. — Nachdem der bischöfliche Stuhl von Münster durch den Tod des seitherigen Inhabers Or. Brinkmann erledigt worden ist, ist »ach erfolgter Zustimmung der preußischen Regierung durch päpstliches Breve vom 30. December der bisherige Gymnasiallehrer vr. Her mann Dingelstad zu Vechta zum Bischof von Münster ernannt. Der Kaiser hat dem Bischöfe Vr. Dingelstad die nachgesiichte landesherr liche Anerkennung als Bischof von Münster ertheilt. Die Urkunde ist dem Bischof nach Ableistung des vorgeschriebe»«» Eides am 22. Mts. ansgehändigt. Am Montag trat Vr. Dingelstad sein Amt an. — Der freist Abg. Banmbach, der in Meiningen gewählt ist »nd in Berlin (5. Wahlkreis) zur Stichwahl steht, wird im wahr scheinlichen Fall seiner Berliner Wahl dort aiinehmc». In Meiningen wird also eine Nachwahl stattfinden. Ebenso in Magdeburg, da der dort und in München gewählte von Vollmar in München annimmt. Platz auch nur einen Moment zu verlassen, aus Furcht, denselben einzubüße». Der Procuratvr des Departements erhielt zuerst das Wort. Er war ein ausgezeichneter und scharfsinniger Jurist, in seiner Funclion als Staatsanwalt jedoch ein leidenschaftlicher Ankläger, welcher i» der gegenwärtigen Sache überdies 4>urch seinen, von der Schuld des An geklagten von vornherein überzeugten Substitute», der die Voninter» uchuug geführt, zn einer ähnliche» Ansicht von dem Falle, wie dieser sie hegte, gebracht worden war. Auch er betrachtete die jetzige chlußverhandlung kaum mehr als einen Weg zur Ermittelung der Wahrheit, sondern nur »och als die gebotene Form, die Schuld des Angeklagten juridisch zu constatiren und dafür zu sorgen, daß es demselben nicht etwa gelänge, durch irgend eine Hinterthür, die man in der Anklage unbemerkt gelassen, zn entschlüpfen. Sein Plaidoycr war in diesem Sinne nnd mit der Eloquenz des vorzügliche» Juristen gestaltet, überzengnngsvvll und überzeugend; energisch und mit strenger Verstandesschärfe hielt er sich lediglich an das Sachliche, jede Regung des Gefühls mit »m so größerer Ent- chiedenheit von sich weisend, als cs sich hier »>» Znch,Haussträflinge landlc, »m Leute, bei deren notorischer Verderbtheit subtile moralische Nuancen nicht in Betracht kommen könnten. Der Vertheidiger, der nach dem Prvcnralor sein Plaidoyer hielt, war ein Advokat aus Mclun, de» ma» dem Angeklagten als Official- Dcfcnsor zuertheilt halte. Auch- er war ein tüchtiger Junst, aber ohne Interesse und daher ohne Wärme für Lucien. Er plaidirte juridisch gewandt für seinen Clienten, hob alle Umstände, die zu dessen Gunsten sprachen, hervor, aber seiner Rede fehlte die fesselnde Macht der Ucberzeugung; sie künstelte und ließ daher kalt. Der Präsident fragte den Angeklagten, ob er selbst zn seiner Verteidigung zu sprechen wünschte. Lucien bat darum und erhielt as Wort. „Ich stehe hier als Angeklagter und in der schimpflichen Tracht des Zuchthaussträslings vor Ihnen, »icine Herren Geschworenen," begann er mit ruhiger, fester Stimme; urtheilen Sie nicht über meine Kleidung, urtheilen Sie über den Menschen in mir. Vor jetzt kaum vier Jahren nahm ich eine chrcnwcrthc Stellung in der Gesell- chaft ein; ich geuoß das volle Vertrauen meines Chefs i» einem be deutenden Bankhause, ich erfreute mich der allgemeinen Achtung; mein Lebe» war ein tadelloses, ruhiges, zurückgezogenes und, soweit dies in nnsercin Erdenscin möglich ist, ein glückliches, meine Zukunft eine voraussichtlich sehr günstige. „Da Plötzlich trat eine schreckliche Katastrophe ein und änderte Alles. Man beschuldigte mich eines niederen Diebstahls, einer n», o schändlicheren Thal, als sie einen schnöden Bertranensbruch in sich schloß. Ich bctheuerle meine Unschuld, es war vergeblich. Man ver- urlheillc mich zn einer sechsjährigen ZnchthanSstrase. Ich hatte mit c ne», Schlage Alles verloren: Freiheit, Gluck, Slcllnng, die Hoffnung ns die Zukunft, die Achtung der Menschheit, Wohlwollen »nd Freiink- — Mehrere ärztliche Gesellschaften habe» die Aufnahme von genauen Daten über die Influenza-Epidemie im Deulschcn Reiche begonnen. Seitens der Regierunge i sind die zuständigen Behörde» angewiesen, diese Aufnahmen möglichst zu „nlerstützen. — Leutnant Herold vom 7. westfälischen Fußarlillcric-Negimcnt, der zum Befehlshaber der westasrikanischen Station Bism.ircksbnrg ernannt ist, ist dahin abgereist. Mit ihm zusammen reist v>. Henrici als Vertreter der deutschen Togo-Gesellschaft. — Zwischen dem 'Major Wißmann nnd der englischen Ostafrika-Gesellschaft ist jetzt ei» Ein vernehmen über die Einfuhr von Waffen und Munition in Ostasrika abgeschlossen. — Die Tischler und Stellmacher i» der Spandauer Artillerie- Werkstalt sind in eine Lohnbewegung ciiigelretcn. Sie arbeiten bis her 13 Stunden täglich L 40 Pfennige. Nun ist der zehnstündige Arbeitstag cingeführt und selbstverständlich erhallen die Leule jetzt weniger. Sie behaupten aber, mit 4 Mark pro Tag nicht aus- komiiien zu können, und verlangen nun 5 Mark. — In Pommern ist gegen mehrere answandernngslnstige Ar beiter, die ihren Contract nicht einhalien wollten, Anest angeordiiet. Andere sind verhaftet. Bei dieser Gelegenheit kam cS in Rummels» bürg zn einem Auslaufe, der aber durch Gensdarmen leicht zerstreut wurde. Auch ein AuStvandcrnngsagent, Selchow, ist verhaftet. — Rcichscommissar Wißmann ist im Begriff, den Araber Bwanaheri, der sich wicder.festgesetzt hat, vo» Neuem anzngreife». Es sind alle Maßnahmen getroffen, de» Araber entscheidend zu schlagen. Nach Mittheilimgen des Rcichscommissars hält er die noch ausstehende Unterwerfung des Südens des deutschen Schutzgebiete- nicht für über mäßig schwierig, da er es dort weniger mit Arabern, als mit zn- saminengelaufencn Bändel von Schwarzen zu thun hat. Oesterreich-Nttga»»». In Budapest finden gegenwärtig mili tärische Cvufcrciizcn statt, in welchen die Einführung des rauchlose» Pulvers und damit zusammenhängend eine Veränderung der Fcner- waffcn berathe» wird. An der Coufcrciiz nimmt außer dem Kriegs- Minister Bauer und dem Gcncralstabschcs Beck auch noch der Gcne- ralinspector der Infanterie nnd Cvrpscvinmandaiit Pejacsevich Theil. Auch ist im Laufe des gestrigen Tages Erzherz'g Wilhelm in Budapest eingetrvffcn, um sich gleichfalls an den Bcrathnngen zn bctheiligen. Frankreich. In der Deputirtenkammer wurden am Montag die bonlangistischen und radikalen Anträge auf Begnadigung Bons langer'S und der wegen Streikvergehen verurtheilten Arbeiter berathem Seitens der Regierung wurde erklärt, daß die Negierung sich Vor behalte, über die Haft des Herzogs von Orleans in geeigneter Weise zu bestimmen. Die Begnadigung Bonlanger's und seiner Genossen sei widersinnig, da sie ihre feindliche Haltung gegen die Republik nicht im Mindesten geändect hätten. Die wegen Bctheiligung an Slreiktniniille» verurtheillcn Arbeiter seien schon frei; »ur einige, die wegen gemeiner Vecbrcchc» bestraft seien, seien noch im Gesäng- niß, »nd hier erscheine die Gnade nicht angemessen. Unter wieder holtem Lärm wurde» die Anträge abgclchnl. Es ist damit der Versuch, dem Ministerium Verlegenheiten zu bereiten, gescheitert. schaft . . . Aber »ein, nicht Alles, daß ich nicht undankbar bin. Le* Mann, den ich bestohlen zu haben beschuldigt wurde, mci-i Chef, Herr Nobins, erklärte laut vor Gericht und noch nach meiner Ber- »rtheilnng, daß er von meiner Unschuld überzeugt sei. Er hat »ie ausgehört, mir sein Wohlwollen zu beweise», er war es, der sich rastlos bemühte, wenigstens meine Begnadigung zu crlaiigcn. Im Zuchthause leitete mich inzwischen der Entschluß, den Verbrechern und verderbte» Menschen um mich her ein Beispiel zu geben, wie sich selbst ein Unschuldiger gehorsam de», Willen des Urlhcilsspruchs beuge und mit Fassung und Ergebenheit die unverdiente Strafe trage." Der Präsident unterbrach den Sprechenden. „Ich darf Ihnen nicht gestalten," sagte er, „die Ihnen gesc> mäßlg zncrtheille Strafe als eine unverdiente, den Spruch des Ge richts somit als ei» ungerechtes zn bezeichnen. Sprechen Sie zur Sache, die »ns heute beschäftigt und sehen Sie von der früheren ab." Ei» Ausruf der Entrüstung entfuhr Susanne. „Um des Himmels willen mäßigen Sie sich, schweigen Sie, oder wir sind in Gefahr, aus dem Saale entfernt zu werden," walnile Frau Petithomme erschreckt, krampfhaft die Hand des junge:, Mädchens druckend. Susanne halte sich von ihrem Platze erhoben und stand auf recht da, an die Brüstung des Fensters hinter ihr gelehnt, mit wogen der Brust, die Lippen fest aufeinander gepreßt, als müsse sic damit ihre Worte zurnckdräugc», die Augen »»verrückt auf das bleiche Ge sicht des Angeklagten geheftet. Lucien fuhr fort während dreier Jahre duldete ich, ohne zu klage». Und ich duldete schwer, meine Herren Geschworenen, wie Sic begreifen werden, wenn Sic erwäge», was ich gewesen, was ich verloren und was ich geworden war. Man bewies mir einige Rücksicht, eS ist wahr, nnd ich zolle der Znchthansvcrwaltnng »leinen innigsten Dank dafür. Allein welche Rücksichten dürfte ma» im Zuchthause erweisen? Man gestaltete mir i» einer Zelle allein zn schlafen und verwendete mich zu Schreibcrarbciten, anstatt als Korbflechter. Diese Bevorzugung ge nügte, mir de» Neid und Haß der anderen Sträflinge znzuzichen. Es kam hinzu, daß meine Begnadigung in Aussicht stand. Sie war zugesagt worden, ich glaubte bereits meine Gefangenschaft »nr noch nach Stunden rechnen zn dürfen... da Plötzlich fuhr abermals eine neue Katastrophe, diese neue Anklage, als ein vernichtender Blitzstrahl ans mich hernieder. Und wieder,»», meine Herren, bin ich unschuldig... ich schwöre Ihnen, daß ich unschuldig bin!" Er machte eine Pause, um »cnc Kraft zu sammeln »nd fuhr dann ruhiger fort: „Was soll ich Ihnen, um meine Unschuld zu beweise», anführcn, das mein Herr Vertheidiger nicht schon hervorgehoben hätte? Wenn er Sie nicht zu überzeugen vermochte, das, was ich sage» will, hat nicht den Zweck, Sie juridisch zu überzeuge», eS ist nicht an die kalte Benmnst» es ist an Ihr Mcnschengefühl, an Ihr Herz gerichtet.
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