Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-28
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.01.1892
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 22 — IS. Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum der folgenden Tages) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": ' mit täglich einem Extra-Beiblatt r Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler s Sächsische Gerichtszeilun- 4. Sächsisches Allerlei «. Jllustr. Unterhaltungsblatt 8. SonntagSblatt 7 Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 75 Psg. «Schfischer « iMes-Kilrkijjtr verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter de» „Sachs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblättrr) auch i» einer billigere» Sonder-AnSgabe al»r ,C hemnitzer Geneval-Anzeigev" für Cbemnitz monatlich 40 Psg. frei in-Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zutragen. PostzeitungSpreislistc sür 1892: Nr. 1342. Donnerstag, 28. Januar 1892. Der SSchs. LaiideS-Anzeigcr Ist für da» Jahr 1893 eingetragen in der deutsche» Post-ZeitinigS-Preisliste nnter Nr. KIM, in der österreichischen unter Nr- 2651. Für Abouuenten e» scheint je einmal im Jahr: Jllnstr. WeihnachtSlmch (JahreSbnch). Verlags-Anstalt: Alex an der Wiede Chemnitz. Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlntz Nr. 138. Tclegr-Adr.: Laiides-Anzcigcr» Chemnitz. Anzeigenpreis. Raum der Sgespallencn Corpnszeile (ca- 10 Silben fassend) für in Sachsen wohnende Inserenten 15 Psg., für außerhalb Sachsen wohnende Inserenten 20 Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltigc Petitzeile) 30 Psg. - ^1!*" „Kleine Anzeigen die «gespaltene Petitzeile (ca. 8 Silben fassend) 10 Psg. — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck »iid Veibreiinng der großen Auslage längere Zeit erfordern. -- Die Anzeige,, finden ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hanptblätter des „Sächsischen Lander-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Politische Rundschau. Chemnitz, de» 27. Jaimar 13S2. Deutsches Reich. Die Feier des 34. Geburtstages uuseres Kaisers wird sich heule, Mittwoch, am Berliner Hofe nach folgendem Programm abspiclen: Bei dem Wecken wüd von der Kuppel der Schloßcapelle ein Choral durch das Trompetercorps de» Garde-Kürassier-NegimeniS geblasen. DaS große Wecken wird, wie am Ne-ijahrStage, i» der Weise ausgesührl, daß die Spiellente der Regimenter der 2. Garde- Jnfanterie-Brigade mit dem HaiitboistencorpS de- Garde-Füsilier- ReginientS »»ter Führung eines Adjutanten von, inneren Schloßhofe ans über den Schloßplatz, die Schloßfreiheit und dam« die Linden bis zum Brandenburger Thor iind ebenso zuritckmarschire». Ui» 10 Uhr findet Gvtlcsdienst in der evangelische» Garnison- und der katholischen St. Michaeliskirche statt, woselbst die Truppcnlheile durch Abordnungen vertreten sein werden. Um 10V- Uhr findet i» der Capelle des Schlosses ein Gottesdienst n»d unmittelbar darauf i», Weißen Saale Gratulationscour bei den Majestäten statt. Während dieser Zeit werden im Lustgarten durch die Leib-Batterie 1. Garde- Feld-Artilleric-Regiu>e»t- 100 Salutschüsse gelöst werde». Um 12>/z Uhr ist in, Lichthofe des Zeughauses große Paroleausgabe. Nachmittags ist Fainilientafel, am Abend Galaopor. Zu Ehre»» des Köuigs und der Köttigitt von Wnrtte«»- berg fand am Montag im Berliner Schlosse eine große Prunktafel statt, bei welcher von beiden Monarchen Trinkspriiche anSgebracht wurden. Der Kaiser hieß i» seinem Toast das KünigSpaar will kommen und dankte für de» Besuch. Der König sei kein Neuling in Berlin, da er lange Zeit ans das Ernsteste mit der preußischen Armee verbunden gelvese» sei, und daß er- nicht vergesse» worden, das habe wohl der Empfang bewiesen. Er spreche ihm nochmals seine große Freude für den Besuch ans und bringe das Hoch ans das Kö»igspaar und die gcsanimte ivürtlcnibergische Königsfamilie ans. Sofort ant- »voriele der König: Er danke für sich und die Königin für de» soeben ausgebrachten Toast, nnd danke ferner für den herrlichen und herz liche» Empfang, der ihm, nicht mir seitens des Kaisers und der Kaiserin, sonder» auch seitens der Bevölkerung entgegengebracht worden sei. Der Kaiser habe ganz richtig bemerkt, daß er kein Neuling in Berlin sei» den» die schönste» Jahre seines Lebens fielen in die Zeit, in welcher er auf dar Engste mit der preußischen Armee verbunden gewesen sei. Er trinke auf das Wohl des Kaisers, der Kaiserin »»d der gesammten Kaiserliche» Familie. Die Herzogin Max von Bayer» ist, wie wir bereits gestern telegraphisch meldeten, in der Nacht zum Dienstag in München au der Influenza gestorben. Tie Verstorbene, Prinzessin Lndovika Wil'.iclmine, geboren zu München am 30. August 1808, war eine Tochter des König» Maximilian I. Joseph und Schwester des Königs Ludwig I. Sie vermählte sich am 9. September 1828 mit Maximilian, Herzog i» Bayer», der 1888 starb. Ans der Ehe gingen acht Kinder, drei Sühne und fünf Töchter, hervor. Die Kaiserin von Oesterreich, Elisabeth, ist ihre Tochter. Die Beisetzung wird am Freitag i» der Schlosskirche zu Tegernsee an der Seite des verstorbenen Gemahls stattsiiiden. „Bismarck, ko»»«»» znrnck!" Gras Adolph Westarp, der vor einiger Zeit den Kaiser nnfforderte, sich mit dem früheren Reichs kanzler zu vertragen, veröffentlicht neuerdings ei» Gedicht unter dem Titel „Bismarck, komm zurück!" Allerdings meint der Dichter nicht, Fürst Bismarck solle vo» Neuem Minister weide»; aber er möge sei» Mandat als Abgeordneter ansiil-en. Der B«ndcsrath hielt am Dienstag eine Sitzung ab, in welcher dem Gesetzcntwnrs wegen der für die Einfuhr »ach Dentschland vertragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen iiiidZoller>»äßig»»gen, ge genüber dc» nicht »ieistbegünstigleii Staate», zugesli»n»t wnrde. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht den Wortlaut des dem Bundes- rath vorgeleglen Entwurfs eines ChcckgesetzeS. Die bayerische Ne,ziernng hat in der Dienstagsitzung des Münchener Abgeordnetenhauses erklärt, daß sie sich j„> Bnndesralh wegen Zulückbcrnsnug des Ncdelnplorisieiiordeiis verwenden werde, da derselbe mit dem Jesiiilenorden nicht gleichbedeutend sei». Wer indeß die Kirchengeschichte kennt, weiß, daß Redemptoristen und Jesuiten die gleichen staatsfeindliche», lichtscheue» Tendenzen verfolge», nnd cs steht mit Sicherheit zn erwarte», daß der Antrag Bayerns vom Bundes ralh kategorisch zurückgewiesen wird. DaS ne,»e prenhische Bolksschnlgcsetz »oirvelt gewal tigen Staub auf, nnd die Sensationsnachrichten schwirren mir so in der Lust umber. Es ist zutreffend, daß der Kaiser, wie berichtet, am Sonnabend Abend eine inehrslüildige Confcrcuz über das Gesetz mit dem Clittnsministcr Grasen Zedlitz, dem Fiiiaiiznii'iiister Do. Mi'qnel und de» Abgg. Grase» Douglas und von Benda gehabt hat, aber nicht richtig ist eine Behauptung der „Köln. Zlg.", Herr Mi'qnel habe des Vvlksschulgcsetzes wegen seine Entlassung gegeben, aber er sei vom Kaiser znm Verbleit! ans seinem Posten bewogen, bis es übersehbar sei, zn weichem Resultat die Cv»»mssionst>ecalhiinge» führen würde». Diese Nachricht ist lediglich eine Berimithung ge wesen, den» der erste Tag der Debatte über das Gesetz hat schon bewiesen, daß das Ccntrmii »na die Dcutschcvnservativen alle» Haupt punkten des Gesetzes zustiinmen, nnd entschlossen sind, es anzmiehnien. Herr 1),-. Miqucl brauchte also gar nicht mehr die Coiiiniissionsbe» ralhnng ab,inwarte», wenn er überhaupt gehe» wollte, aber das will «r eben nicht. I» parlamentarischen Kreisen wird das in der Mon- tagSsitznng dcS preußische» Abgeordnetenhauses offen zn Tage getretene Zusammengehen der Conjervative» und der Cenlrnms-Partei zu Gunsten de» Volksschulgcsctzcs als die Antwort ans die Aufforderung des Abg. vo» Bennigsen im Reichstage an alle Liberale» angesehen, geschloffen gegen das Schulgesetz zn stimmen. Vielfach wird auch geglaubt, es werde sich nun eine dauernde feste Negicrniigsmehrheit, bestehend au» Conservativcn nud Centrum, bilden. — Die „Rat.- Ltv.-Eorr." bemerkt: „Ls kau» kein Zweifel mehr bestehe», daß die Tonstkvative» entschlvffe» sind, das »ene Schulgesetz wit Hanl haaren hiiinitlerjuwürge», und daß der Bund mit dem Cenlrmu hierüber so gut wie fertig ist. Es scheint der ganze Regierungsdruck in dieser Richtung anfgeboten worden zu sein, und die Voraussetzung, daß wenigstens bei einem Theile der coiiservativeu Partei »och ei» Rest von Rückgrat vorhanden sei» hat sich als vollkommene Täuschung erwiese». Sie sind Alle einig, von Stöcker und Hamiiierstein bis Rauchhaupt und Limburg-Stirum, nnd die preußische StaatSschnle wird es bi» in ihr Kiiochengernst spüren." Prenhisches Abgeordnetenhans. Am Dienstag wurde die erste Berathmig des Volksschulgesetzc» fortgesetzt. Abg. Danzenberg (Ctr.) tritt im vollen Umfange für die Vorlage ei», bleibt aber ans der Tribüne meist unverständlich. Abg. Richter (sreis.) bekämpft den Entwurf auf das Entschiedenste, der theilweise gar nicht durch führbar sei und die Zeiten der schwärzesten Reaktion herauf zn be schwöre» sucht. Die Coiiservativeu hätten ihre Anschauungen diesem Gesetze gegenüber seit de», vorigen Jahre ganz gewaltig geändert. Bo» Selbstverwaltung der Gemeinde» könne nnter diesem Gesetz nicht mehr viel die Rede sei». Die Socialdemokralie könne durch Religion überhanpt nicht unterdrückt werde», dies Gesetz werde nur Diejenigen, die noch etwa» von Religio» und Kirche hielte», erbittern. Werde die Bvrlage Gesetz, so werde die freisinnige Partei eine» »c»cn Cultnrkampf im besten Sinne des Wortes beginnen. Cnllns- iiiiiiister Graf Zedlitz erklärt, daß das ganze Staatsministcr »»> für die Vorlage eintrcte. W.-r so, wie Richter, vo» der Wirkung der Religio» denke, ml dem sei über die Sache überhaupt nicht zu streite». Bezüglich der Durchführbarkeit des Gesetzes hegt der Minister keinerlei Zweifel. Abg. Stöcker (cons.) wendet sich gegen den Abg. Richter, der gar keine Kciintniß von den, Einfluß religiöser Bildung habe. Abg. von Kardvrff (freieons.) bedauert, daß von Centn»» und Deutschcoiisecvallven so wenig Rücksicht ans die Wunsche der Mittelparteicn geuomme» werde. Alsdann vertagt das Haus die Weilcrbcrathung auf Dvmierslag II Uhr. Gegen ve»t bekannte» Berliner !Antise»n»te„siihrer Rektor -lhltvardt soll jetzt ei» Strafverfahren eingeteitet sein, >»» seine gegen Blcichroeder »nd andere Personen erhobene» Beschuldig ungen klar zu stellen. Wenigstens behaupte» das Berliner Blätiec. Frankreich. Wieder einmal ei» angeblicher deutscher Spion in Paris. Der Tenips meldet die Verhaftung eines Deutschen Namens Kayscr in Paris nnter der Anschuldigmig der Spionage i,» Interesse Denlsch- landS, erzählt sodann theiltvelse genaue Einzelheiten über seit lange» Jahren vo» demselbc» verübte Betrügereien nnd behauptet schließlich, Kayscr fei in letzter Zeit vo» Agenten ves Minister» des Innern überwacht gewesen, welche seine Beziehungen mit denlschc» Agenten entdeckt hätten. Diese Darstellung des Tenips ist vollständig falsch. Kayser hat von Paris ans seil Jahren durch Heiraths Annoncen und Geldofferten in deutschen Zeitungen ein Erpressungsgeschäft betrieben; die deutsche Negierung hat vecgeblich von der franzüsischcn Negierung ei» Einschreiten gegen diesen Schwindler verlangt, was unter dem Vorwände abgetehnt wnrde, daß die Betrügereien und Erpressungen Kaysers nicht i» Frankreich, svndcrn in dentschland begangen worden seien. Wen» jetzt die Verhaftung staltgcsmidcii, ist solches ans Ver langen der Ansliefernug seitens eines vcntscheii Gerichtes geschehen, nachdem Kayser auch das Verbrechen der Fälsch,mg begangen. England. In London fand nnter dem Präsidium des Ministcrpräsidenten am Dienstag ein Cabinelsrath der Rcgicrnng statt. Wie cs heißt, wurde in dcnisclbe» wegen de» Neuwahl» sür das Parlament Be schluß gefaßt. Nttsjja«»d. Der Groszsiirst Alexis von Rnsjtand, der zweite Bruder des Zaren, welcher bei seiner Anwesenheit- im Herbst in Frankreich vo» der dortige» Rcvaiichcparlei mit so großem Enthusiasmus em pfangen worden ist, wird dem denlschc» Kaiser zu seinem Geburts tag einen Besuch in Berlin abstatt:». —Dex Kronprinz Gnstav Von Schweden ist am Tieiislag Nachm tlag in Petersburg ein getroste» und wurde unter de» übliche» Ehre» empfangen. — lieber di« »veiler« Anödehnnng der Hnngersxotl) kommen iiene Schreckensberichte. Vo» einem Erfolge der Unterstntz»»gsi»aßnahnic» ist so gnt wie nichts zn bemerke». Orient. Ans Sofia Wird berichtet, daß das Befinde» des bulgarischen Ministerpräsidente» Stambnloiv, welcher, wie gemeldet durch Selbst- eiilladiiug eines in der Tasche getragene» Revolvers eine» Schuß ins Bein erhalte» hat, durchaus befriedigend ist. Die imbedeulende Fleischwimde wird i» etwa zehn Tagen wieder geheilt sei». — In Kairo hat am Dienstag die Trnppenvereidignng vor dem neue» Ähedive Abbas unter de» üblichen Festlichkeiten stattgesundcn. Afrika. AuS Centralafrika kommt die Tranerknnde, daß der bekannte Missionar Pater August Schynse gestorben ist. Die „K. V. Z.", welche dies »icldet, weiß über die Todesursache noch nichts milzut eilen. Die letzten Nachrichten von ihm stammle» aus Bukumbi am Südnscr des Viktoria Nyanza vom 24. Oktober. August Schynse, wen» wir nicht irren, ans de», Elsaß gebürtig, aber deutsch »ach Abstammung und Gesinnnng, war französischer Missionar; er gehörte z»r algerische» Mission. In Eentralasrika hat er vielleicht 6 Jahre gewirkt. Als Stanley und Eniin zur Küste käme», schloß er sich bekanntlich diesen an, u»> da»» wicüer mit En»'», mit de», er innige Frenudschast schloß, »ach dem Viktoria Nyanza zn ziehen. Sein W hilsitz war seither i» Bukmiibl. Er war einer der tüchtigsten Kenner dcs Seengcbiets, und sei» Tod ist ein großer Verlust für die Sache der Civilijation i»> dunktc» Weltthcil. Deutscher Reichstag. 157. Sitzung vom 26. Januar. IV- Uhr. Am BnttdeSratl,-tische-, von Marsch-«, vo» Berlepsch »nd Coimnissarc, später vo» Bötticher. Graf Cavrivl. DaS Ha»S Ist »>ab>g be setzt. Eingegangen sind die -ns de,» vorjährige» Wiener Postcongreß ver einbarten postalischen Conventionen. Die Abkomme» mit Oesterreich-Ungarn nnd Italien über den gegenseitige» Pateni-Mnster- »nd Markenschutz werden in zweiter Lesung angeoinincu. Abg. Ilr. Haunnacher (natlib.) hält dabei seine Bedenke» hinsichtlich der Bestimmung über die Prioritätssrist der Patente ausrecht, hat sich aber in der Commission überzeugt, daß mehr nicht zn erreichen war. Präsident von Levetzow spricht namens des Hauses dem Abg. von Telia» zn dessen 82. Geburtstage die herzlichste» Glückwünsche anS. (Beifall.) Hierauf wird j„ die drille Lesung des dentsch-schireizeriichen Handelsvertrages eiiigetrcten. Abg. Frhr. vo» Stumm (sreicons.) Wenn Aensjernngen, welche seitens der Negierung, gleichviel ob in freien oder in anderen Cviniiiljsionen gemacht werde», als vertrauliche behandelt werden sollen, dann ist cS nöthig, daß sie auch ausdrücklich als solche gemacht werden. Wenn gestern der Herr Staatssccrctär des Auswärtigen hier erklärte, daß. weil eine solche Aenßernng im Reichstage angesührt worveu, die Negierung Bedenke» tragen »itisse, sich in freien Commissiouc» vertreten zn lassen, so geht das doch z» weit. ES wird damit die Erledigung von Vorlagen, ans deren Beschleunigung die Re gierung Gewicht legt, nur verzögert. Wenn die deutschen Zölle einfach den schweizerischen gegeiiübergestelll werde», um z» beweisen, daß wir ii» Vorthell sind, jo ist diese Beweisjührmig dock allzu inechanisch, »»> Beachtung'zu verdienen. Wir müsse» die fcühcren Verhältnisse mit den hcnligc» vergleichen, »nd da ändert sich doch das Bitd erheblich. Bedauerlich ist »ameutlich der »ene Käsezvll. Redner wendet sich dann gegen die gestrigen Ausführungen des Abg. Brömel, der mit Zahlen derart in» sich geworfen habe, daß man ganz unmöglich folge» konnte. Wen» cs nach Herrn Brömel geht, so wird die Elsässer Spinnerei nach Frankreich, die dar!» bcschäitigte Arbeiterschaft in das Lager der Socialdemokralie abfchwenken. Trotz mancher Bedenken im Einzelnen werde ich ab.r doch sür den Vertrag stimmen, weil derselbe dazu beitragen wird, unserer Industrie sür längere Zeit Beruhigung zn schaffen. Staatsfecretär von Morjchall: Ich habe nur ausgesprochen, daß zwanglose Aeußernnge», die Seilens eine» NegiernngScommissarS in vertrau licher Besprechung gemacht werden, nicht in üsfcutlichec Verhaudlnug anSge« nutzt werde» sollen, wie es geschehen ist, und zwar mit einem gewissen agi tatorischen Beigeschmack. Die Ausführung des Geh. Nathcs Huber bezweckt« lediglich, die Schwierigkeiten zu zeigen, welche bei den Verhandlungen be stände». J»i Uebrigcn bin ich anlorisirt, zn erklären, daß die verbündeten Negierungen entschlossen sind, auch in Zukunft am Grundsatz der Stabilität hinsichtlich des Schutzes der nationalen Arbeit festznhaltcn. Abg. Müller (natlib.): Es ist im Lande nicht v rstandc» worden, daß als Grundlage sür die Handelsvertragsverhaiidlungen der »ene Schweizer Zolltarif angenommen wurde, an Stelle des bestehenden Bertragstariss- Es ist das »>» so »ttverstäudlicher, als der neue Tarif überhaupt »och nicht tu Krast war. Der Schweizer Bundesrath hat jetzt von der Bnuderversaminknng die Ermächtignng nachgcsucht, Frankreich gegenüber, obgleich zwilchen Frank reich nnd der Schweiz eine Verständigung nicht zn Stande gekommen, den früheren Tärij nud nicht den neuen Tarif anznwendcn. Bleibt cS dabei, so wird sür uns eine starke Illusion zerstört. Weit verbreitet ist in der Thal eie Ansicht, daß bei den Verhandlungen mit der Schweiz noch lange nicht das hcrausgcholt ist, was hcransiiihvken war. Der Vertrag ist wirklich eine bittere Pille; aber sie »»iß geschluckt werdet!, und darum schlucke ich sie. StaatSsccrelär von Mar schall tritt der Auffassung entgegen, als ob der alte Vertrag für uns günstiger gewesen sei- Ter alte Vertrag baüd nur 24 -Zollsätze de» Schweizer Tarifs. Bezüglich aller übrigen Positionen stand es der Schweiz frei, die Zollsätze zu erhöhen. Wa» n»:- zn Güte kam, war die Meistbegünstigung, die aber mit dein l. April nnwidecruslich vcclvren ging. Tie je, t vo» »ns abgeschlossenen Vertrüge laufe» zivölf Jahre. Erst nach dem Ablauf werden wir an weitere Acudcrnngen denken können. Abg. Brömel (sreis.) vorthcidigt seine statistisch» Angaben von der Be- denlnug der Elsässer Spinnerei. Wenn ein armer S chlucker >»it falschen An gabe» kommt, so wird er als Schwindler in das Gefängnis) geworfen. Wen» ab,r die Elsässer Spinuereibesitzcr sich mit falschen Angaben an den Reichstag ivendcn. in welchen die überiricbcnstcn Behauptungen ansgestellt werde», um den Reichstag zn übertölpeln, so ist das ein Verfahren, welches ich hier nicht weiter- charaklerisiren will. Was den Freiherr»! vo» Stimuli betrifft, so hat wohl kann» ei» anderer denlscher Arbeitgeber durch sein Verhalte» seinen Arbeitern gegenüber die Socialdemokralie so gefördert, wie gerade Herr vo» Stumm- Außerdem ist Herr von Stumm, trotz seiner Vedernnng als Eisen- iudnslriellcr, gerade sür die Eiscnzölle eiugctreten. Abg. v o» V o llmar (soe.) erklärt die Zustimmtnig der Socialdemo- kraten zn den, Vertrage. Hinsichtnch der behaupteten Schädigungen der dentschcn Industrie gilt das Wort: „Biel Geschrei und wenig Wolle!" Der Lociatdcmokcaicn wegen brauchen sich Freihändler nnd S.hntz-Mmr n'cht in die Haare zn fahre», denn, wie sie es auch »lachen werden, Iv.r werde» inimer den Vortheil haben. Die Behauptung, die Bis.narck'sche Wirt!,-sch istSPolitlk habe die Arbciicrlöhnc erhöht, verd ent keine ernste Widerlegung. Ruhe nnd Stabilität wird in Folge der neuen Handelsverträge nicht cintrelen; die in F!nß gekommene Bewegung wird sich viclm.hr »nanshaltsim iveiler sortsctzc»; zunächst werden wir einen Anschluß an Spanien und Fcankioch zn erlangen suchen müssen- Abg. Hickcl (soc-1 behauptet, daß die elsaß-lothringischen Abgeordnete» gewaiäg nbertiiebcn hätten, als sie die schlimmen Folgen dieses Vertrages schilderten. Abg. Minierer (Ets ): Ter Vorredner muß dockt wissen, dag heute schon viele Arbeiter brodlos sind. DaS wird nur noch schlimmer werden, wenn viele Industrie«:» zerstöri werden. Aog. Gras Kanitz (cons.I: Ich wünsche nur, daß wir uns in »»screr WirthschastSpolilik durch das Gespenst der Äertragslosigkeit nicht beirren lassen. Bis 1834 hatten wir ja überhaupt keine Verlrag-tarisc, nnd die von da ab vereinbarten bezogen sich ans Artikel, die wir nicht selbst produciren. Ich würde mich ja auch frcncn, wenn der Schweizer Handelsvertrag gu.e Wirk»» ',«» hrroorrnsen wird, aber erst muß ich es sehen. Abg. Frhr. von Stumm (sreicons.) weist die persönlichen Angriffe des Abg. Brömel ab und rechtfertigt seine Anssührnngc» von ber Zunahme des Wohlstandes nnter den Arbeitern und der Erhöhung der Löhne nnter Hin- n-eis ans die verschiedenen amtlichen Statistiken. Nachdem noch Abg. Barth (sreis.) für den Handelsver.rag mit der Schweiz.cingctrete» ist, wird derselbe mit großer Mehrheit angenommen. Es folgt die zweite Bcrathnug dcS Gesetzentwnrss betr. die Anwendung der vertragsmäßige» Zollsätze ans das am I. Februar 1892 in Dentsehlnnd vor handene nnveezollte ausländische Getreide. Die Commission beantragt Ails- dehnung der Vergünstigung ans das in Mühlen lagernde Getreide, sowie aus Holz. Ferner will die Commission das bis zum 30. April eingehende Ge treide, ohne Rücksicht ans den Ursprung, nach dem Convciitionnltarif verzollen. Rcichökanckrr Graf Caprivi: Tic Bestimmung«:.> hinsichtlich der Er- locitecung der Vorlage ans Mühlenlägcr, ans Hotz nnd We!» würde» sür die Regi'ernng jedenfalls nicht »»annehmbar sei», wohl aber der Vorschlag der Eo»»»nsion, wonach Getreide, welches bis zum 30. April eiugeht, ohne Rück sicht aus den Ursprung, nach den, EonventionStans verzollt werde» soll. Die Regier»»» tverde ans möglichst erweiterte Formalitäten hinsichtlich der Fest stellung des Ursprungs Bedacht nehmen, »nd der Bnndesralh habe holt» eine» Gesetzentwurf beschlossen, welcher ihn ermächtigt, die ermäßigten Zoll- l'citze von» 1. Februar ans die Länder in Anwendung zn bringe», die einen v.rtragSmäßigcn Anspruch daraus nicht haben, wen» sie entsprechende Com missionen gewähren- Hierauf wird die Weite,berathung aus Abends M^U-r ver.agt. In der Abendsitznttg ersolgtc die definitive Ainiahin» der Patent- und Schntzverträge, sowie die Fortsetzung und Beendigung der am Nachmittage abgebrochene» Debatte. Der Entwurf wurde genehmigt. Heule Mittwoch,-a« Geburtslage de» Kaiser-, findet lein» Sitzung statt- Alle Parlamente vekvV- staltei, eine Festtafel.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite