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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-29
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.01.1892
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Nr. 23 — 12: Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Dalum des folgenden Tages) zur Ver sendung gelangende mivarteüsche Zeitung „Sächsischer La«deS-A»,riger": mit täglich einem Exlra-Beiblatt i Kleine Botschaft s Sächsischer Erzähler S. Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei «. Jllnstr. Unterhaltungsblatt ft Sonntagsblatt 7 Lustiges Bilderbuch loste« bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg, bei den Post-Anstälte» 7S Psg. Sächsischer ftiites-Kiirej-kk. Freitag, 29. Januar 1892. Der SSchs. LandeS-Anzeiger ist für da» Jahr 1892 eingetragen in der deutsche» Post-ZeituugS-PrejSliste unter Nr- »689, in der österreichischen unter Nr. 2861. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Dir Hauptblütter de« „Sachs. Landes-AnzrigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ausgabe al»: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. freHn-Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutragen. PostzeitungSpreiSliste für 1892; Nr. 1342. Anzeigenpreis: Raum der Sgespütienen Corpnszeile (ca. 10 Silben fassend) süe in Sacksen wohnende Inserenten 15 Psg., sür außerhalb Sachse» — UiN r „Kleine Anzeigen die bgespaltenc Peiitzcilc (ca. 8 Silbe» fassend) 10 Psg. — Anzeige» können nur bis Vormittag angenommen we—, „„ - „ - , Die Anzeige» stnde» ohne Prei-ansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den »Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-AnSgabe der Hauptblätter de» „Sächsische» Landes-AujeigerS" ohne dessen tägliche Cxtra-BeiblStterl, FarAbounentenerscheintjeeinmalimJahr: Jllnstr. WethnachtSbnch (Jahresbuch). Berlags-Austalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 6. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: LaudeS-Auzeiger, Chemnitz. wohnende Inserenten 20 Pfg- — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Psg. werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — " . - . - ^sse Nochlnals die Trnnksnchtsfrage und sächsische Verhältnisse. Special-Bericht des „Sachs. Laiides-Anzeiger" (Chemnitzer General-Anzeiger). O Chemnitz, den 28. Jannar. Seit die Neichsregiernug ihre» bekamiteu Gesetzentwurf gegen die Lrunksncht verössciillichtc, ist die Lilteratnr über dieses sociale Uebel außerordentlich angcschwnlle». Wir verkennen nicht die furchtbaren Folgen, welche die Ausbreitung jcues Lasters für Staat und Familie ganz »nmiltelbar mit sich bringt, abcr ma» darf sich trotzdem ernstlich mit der Frage beschäftigen ob für Deutschland wirklich die Gefahr eine so dlvh.'iide Ist, in einet» Sumpf von Trunkcnboldigkeit sich zu Grunde z» richte». Wer einzelne der zu dieser Frag» jüngst ver- össcntlichtc» Schriften liest, der sollte glauben, daß der Deutsche ein ausgemachter Gewohnheitssänser sei und die ganze Nation derartig dem Schnaps und Bier sich ergeben habe, daß sie mir durch strengste polizeiliche Bevormundung vor dem Acrgstc» behütet und ans bessere Bah» gebracht werde» könne. , Solche Anschauungen male» de»» doch die Sache etwa» sehr sta^k grau in grau. Auch im Reichstage wird mau voraussichtlich jeueu Fanatikern, die täglich am liebsten jeden Bierbrauer und jede» Wirlh dreimal kreuzigen möchte», die Ueberzeuguug beibringen, daß »mm nicht geneigt ist, nach ihre» extremen Wünsche» Gesetze zu schaffen. An dieser Stelle braucht wvhl Keiner darauf hingewiesenzu werden, daß Polizeimittel alleinznrBckämpsungdcrTrunksticht keineswegs hinreichen wie die Erfahrungen aus einigen nordischen Staate» beweise», in denen die Trunkjiicht trotz der verschärften Pvlizeimaßrcgeln stärker geworden ist. Derartige Erfahrungen wird man bei der in nächster Zeit bevorstehenden Bcrathnng deS deutschen Gesetzentwurfs gegen die Trunksucht nicht außer Acht lasse» dürfen. Ebenso wird man die in Sachse» kürzlich angestellte Untersuchung „nbrr den Trunk ans de», Lande" zu berücksichtigen haben. Scho» vor einigen Monaten haben wir die nicht ungünstige» Ergebnisse dieser Untersuchung veröffentlicht. Sie werde» heute ergänzt durch eine Erörterung über den Einfluß deS AlkohvlismuS auf Geisteskrankheiten in Sachsen, die Herr Obermedicinalrath Weber im jüngst ansgegebene» „Jahres bericht des sächsischen Landesmediciiialcollegiums" veröffentlicht. Der genannte Herr ist bekanntlich leitender Arzt der sächsischen Laudes irren-An statt „aus dem Sonuenstti'n" bei Pirna nnd stützt seine Erörterung ans die ihn an» dem Königreich Sachse» ziigeftihrle» männlichen Kranken. Auch »ach dem Urtheil dieses Arztes ist der Alkohol in weit geringerem Maße eine Ursache geistiger Erkrankungen bei »ns in Sachsen» als man es nach den düsteren Schilderungen der fanatischen Trnnkgcgner annehmcn kan». Herr Obermedicinalrath Weber stellt fast, daß bei den ihm zugcsührten geistig Erkrankte» der Alkoholmißbrauch als Kraukheilsursache eine verhältnißmäßig geringfügige Rolle spiele. Als Ursache der Erkrankung werde der Einfluß deS Alkohols bei Weitem überwogen durch Nahrungssorgen, Ueberan- strengung, Kummer, schwere Gemüthsbewegnngen und ' körperliche Krankheit. Aber der genannte Arzt beschränkt sich nicht ans diesen Nachweis, sondern er stellt auch fest, daß unter den ihm zugcsührten Geisteskranken der Moholinißbraiich als Krankheits Ursache sich nicht etwa steigert, sondern seit Jahren zurückgeht Es beweisen dieses folgende Ziffern: Alkoholmißbrauch war Krank- heitSursache 1887 bei 16,3 pCt., 1888 „ 14,4 „ 1839 . 14,2 , 1890 „ 11,7 „ der aufgenommene» Männer. Obermedicinalrath W der bemerkt dazu vorsichtig, daß diesen Zahle» allerdings »nr ein verhältnißmäßig kleine- Material zu Grunde liege. Aber »lindesteiiS seien dieselben keine Stütze sür die Annahme eines steigenden Eiiifluffes de» Alkohol- mißbraucheS auf die Entstehung von Seelenstörungen. soiveit das Auf- nahniegebiet der Anstalt „ans dem Sonnen stein" in Frage komme. Die hier aiigefiihrteu Zahlen sind noch umsomehr bemerkens- tverth, da sie keineswegs »nr die Fälle znm Ausdruck bringen, bei denen der Alkoholmißbrauch ausschließlich und nachweislich die wesentliche Ursache der Seclcnstörnng war, sondern überhaupt sämmtliche Fälle in sich schließe», bei denen die Patienten reich lichem Alkoholgenuß gehuldigt haben. Für sächsische Verhältnisse sind diese Zahlen auch insofern noch lehrreich, da man ans ihnen schließe» darf, daß geistige Erkrankungen bei »ns durch Alkoholgenuß weniger häufig als im Reich überhaupt sind. Nach de» Eriilittelungen von Starke und Finkelnburg solle» etwa 35 pCt. der in deutschen Irrenhäusern lebenden Männer frühere Trinker sein. Die Bcrhältnisse scheinen daher auch nach dieser Richtung in Sachsen sehr günstig zu liege». Schon die erwähnte Untersuchung über den „Trunk ans dem Lande" hat bekanntlich sestgestcllt, daß in den ländliche» sächsische» Bezirke» die Trunksucht einen geringere» Um fang erreicht hat als im Reich überhaupt, vom Auslande ganz ab gesehen. Zu berücksichtigen ist jedoch, daß es eine Untersuchung über die Trunksucht ii» Reich, der wir unbedingt Vertrauen schenken möchten, nicht giebt. Erst wenn die Socialsiatistik sich auch diese» Gebiete» in vorurthcilssreier und erschöpfender Weise bemächtigt hat, wird rin sicheres Urtheil über die Ausbreitung der Trunksucht in Deutsch land möglich sein. Ans die Schilderungen der Abstinenzler möchten wir ein solche» Urtheil keinesfalls stützen. Der Geburtstag -es Kaisers. Der Geburtstag unseres Kaisers ist auch in diesem Jahre im ganzen deutsche» Vaterlande in üblicher Weis« begangen worden. Zahlreiche Berichte von nah und fern bezeugen da- zur Genüge. Den Mittelpunkt der Feier bildete natürlich wieder Berlin, woselbst ritt« durch das Thanivetler und erneuten Schneefall hervorgerufcne, wenig angenehme Beschaffenheit der Strafen eine sehr starke Mensche». ansaininluiig nicht zu hindern vermochte. Unter de» Linden und in den beiiachbarten Straßen wogte es nur so von Menschen. Die Häuser waren im Cenlrnm der Stadt sehr reich mit Fahne» ge schmückt, i» den meisten Schaufenstern waren Büsten de» Kaisers und der Kaiserin in entsprechender Umgebung zu schaue». Die Feier selbst wurde mit einem Choral am Morgen eingeleitet, welche zur Zeit der Neveille vom Trompetercorps des Garde Kürassier- Regimentes von der Kuppel der Schloßkapelle herab geblasen wurde. Um 8 Uhr fand, wie an, NenjahrStage, ei» großes Wecken statt: die Musikkapellen von drei Infanterie-Regimenter» marschirten unter schmetternden Weisen vom Schlosse zum Brandenburger Thor und zurück. Der Kaiser selbst hatte schon von 7—8 Uhr gearbeitet und nahm dann die Glückwünsche seiner Gemahlin und Söhne entgegen. Zu Fuß und nur von einem Adjutanten begleitet» ging der Monarch dann in das Palais seiner leicht erkrankten Mutter und empfing dort deren Gratulation. Vormittags um 10 Uhr statteten die an wesende» fürstlichen Herrschaften, der König Albert vo» Sachsei,, der König und die Königin von Württemberg, der Grobherzog von Baden, sowie die Prinzen und Prinzeffinne» dem Kaiser ihre Ge- bnrtstagsbesnche ab, worauf in der Schloßkapelle feierlicher Gottes dienst und alsdann große Gratnlationscour i>» Weißen Saale stalt- sand. Die Anfahrt der Fürstlichkeiten in den bekannte» glänzenden Galawage» hatte inzwischen die schaulustige Menge auf der Straße ganz beträchtlich vermehrt. Bei der GratnlatioiiScour zeichnete der Kaiser besonders den Reichskanzler Caprivi und Herrn von Bötticher aus, denen auch die Könige von Sachsen und Württemberg später herzlich die Hand schüttelten. Während im Schlöffe sich die Gratnlationscour abspielte, waren unten im Lustgarten das 3- Bataillon des Elisabeth-Regiments und das Garde-Jäger Bataillon eingcrnckt und hatten im offenen Carrä, Front nach dem Schlosse, Paradeausstellung zum Empfang ihrer neuen Fahnen genommen. So bald die am Wasser ausmarschirie Leibbatterie des 1. Garde-Artillerie- NegiinentS den Königsschnß von 101 Schuß abgeseuert hatte, er schien der Kaiser in der großen GeneralSunisorm mit angezogenem grauen Mantel, auf dein am Halse die Decoratio» des Orden»- Großmeisiers der Johanniter sichtbar ivar, begleitet vom Prinzen Albrecht, dem Prinzen Friedrich Leopold und seinem Generaladjn tauten. Bei seinem Erscheinen präsentirten die Truppen, deren Front er sodann abschritt, jeder Abtheilung „Guten Morgen" zurufend. In zwischen waren die beiden Fahnen au» dem Schlöffe gebracht, vor welche» der Kaiser Aufstellung nahm und sie dann mit einer An spräche, in welcher er di« Truppen aufforderte, auch in Zukunft ihres giiten Muses eingedenk zu sein, den Bataillonen übergab. Der eviumandirende General de» Gardccorps, General der Infanterie Jrhr. v. Meerscheidt-Hüllessem, dankte dem Kaiser für die Huld der Verleihung und brachte ei» dreimalige-, von den Truppen begeistert ausgenommenes Hoch auf den obersten Kriegsherrn anS, welches von den Mnsikcorps mit der Nationalhymne begleitet wurde. De» Be schluß bildete ein Parademarsch, den die Bataillone, mit den neue» Fahnen vorauf, in Compagniefronteii ausführten. Znm Parademarsch war auch die Leibbatterie befohlen, welche in Batteriefront defilirte. Die kaiserlichen Prinzen sahen dem Schauspiel vo» den Fenstern des Schlosses aus zu. Bald nach 12 ^2 Uhr erschien der Kaiser ii» Zeughause, Ivo die Parole: „ES lebe Se. Majestät der Kaiser und König!" ausgegeben wurde. Die befohlene Absperrung wurde mit großer Strenge durchgefnhrt, und c» enlstand in Folge derselben an der Schloßfreiheit ei» derartige» Gedränge, daß es zu recht »»ge »lüthliche» Scene» kam. Um 1 Uhr war Frühstückstafcl ii» Schlosse, um 5 Uhr Fainilientafcl. Abends wohnte der Hof der Galavor stellung im Opernhause bei. — Wirklich cffectvvll war die abendliche Illumination, für welche Tausende von elekirischen Glühlichtern im Stadtcentrum verwendet waren. Der Andrang der Bevölkerung war sehr stark, und die bei solchen Gelegenheiten in Berlin stets üblichen leidigen Drängel-Scene» blieben auch diesmal nicht aus. — Der Kaiser hat seine Freude über die so überaus starke Betheili'gung der Bevölkerung an der Geburtstagsfeier ausgesprochen. — Die fürst lichen Gäste verließen zum großen Thcil noch am Mittwoch Abend wieder Berlin. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 28. Januar 1892. Deutsches Reich. Der Geburtstag «nsereS Kaisers ist, wie im Jnlande, so auch im AuSlande allrnlhalbe» von den Deutschen festlich begangen worden. In Paris. Wien, Petersburg, Moskau, Bukarest, Kviistan- tinopcl, Nom und in vielen anderen Orten fanden Festtafeln statt; auch die deutschen Vertreter im Auslande hielten die üblichen Feiern ab. Am österreichische» Hofe fand Galatafel statt, bei welcher Kaiser Franz Joseph auf die Gesundheit seines Verbündete» trank. König Hnmbert sandte eine» überaus herzlichen Glückwunsch; ein recht sym pathischer Wunsch ging auch vom Kaiser Alexander ei». Die übliche Festtafel in Petersburg fiel wegen der Trauer um den soeben Ver storbenen Großfürsten Konstantin Nikolajeivitsch aus. Ebenso war es i» München im Hinblick aus den Tod der greisen Herzogin Maxi milian von Bayern, der Mutter der Kaiserin von Oesterreich. Auszeichnungen zu Kaisers Geburtstag: Fürst Nadoli», unter Kaiser Friedrich Oberhofmarschall und jetzt Oberst-Truchseß, erhielt den Rothen Adlerorden erster Klaffe. Der Präsident des Reichstage-, Herr von Levetzow, ist zum Wirkichen Geheimen Rath mit dem Prädicat Excellcnz ernannt worden. — Der preusjische Kultusminister Graf Zedlitz hat de» Rothen Adlcrorden erster Klaffe erhalten. Wer noch nicht wußte, wie c» mit dem neuen Schul gesetz steht, wird e» nun wohl wissen. — Der Reichstag, sowie die beide» Häuser des preutzischeu LanVtagS waren am Mittwoch Nachmittag zur Feier der Geburtstages deS Kaiser- zu Festbanketten vereint. Der Reichskanzler, sowie die preußischen Mi nister und die StaatSsccretäre des Reiche» hatte» die Beamten ihres RrffortS um sich vereint. Zu de» Broschüre „Fürst Bismarck und der Hof - und der Stellung des FriedrichSruher Kreises dazu, wird dem „Hamb. Corr.", wie dieser versichert, auf Grund durchaus zuverlässiger Nach richten Folgendes geschrieben: „Weder Fürst Bismarck, »och Graf Herbert Bismarck glaubten nach der Lectürc der Schrift, daß Herr Max Bewer der Verfasser sei. Bewcr ist ein einziges Mal in Friedrichsruh gewesen und hat nebst zehn oder zwölf anderen Per sonen mit dem Fürsten an einer Tafel gesessen. In der Tischnnter- haltiing wurden politische Gegenstände gar nicht oder kaum berührt. In der That müßte auch Bewer seinen Stil wesentlich geändert habe», wenn er diese äußerst scharf und mit seltener Kaltblütigkeit zugespitzten Pfeile abgesandt hätte. Dagegen ist es vollkommen richtig, daß Niemand von dem Bismarck'sche» Kreise vor dem Er scheinen der Schrist irgend welche Kenntniß von ihr hatte." Herr Bewer erklärt auch beieits, daß er nicht der Verfasser sei. Des Guten etwas z» viel haben die beide» erste» Tag« dieser Woche in Berlin an parlamentarischen Verhandlungen geboten. In de» 48 Stunden dieser beide» Tage fanden sechs Parlamentssitz»»^», vier (2 Nachmittags und 2 Abends) des Reichstag» und zwei de» preußischen Abgeordnetenhauses statt, welche zusammen 25 Stunden dauerte». Das wird selbst einem opfermuthigen Parlamentarier zu viel, von änderet, Leute», die an der Parlamentsarbeit direct be theiligt sind, nun gar nicht zu reden. — Im Reichstage wird man sich, nachdem »uiimehr die neuen Handelsverträge definitiv angenommen worden sind, der zweite» Berathung de» Neichshanshalts wieder zü rnenden könne», deren Abschluß bis zur dritte» Märzivoche recht gnt zu ermöglichen sein wird. Trotz der bevorstehenden Erweiterung de» Arbcitsmaterials durch die Entwürfe de» ChekgesctzeS, die Novelle z»i„ Strafgesetzbuch über da» Znhälterwescn und selbst durch eine Vorlage über de» Börsenverkehr ist es durchaus möglich, die parla mentarische» Arbeiten bis vor Ostern, etwa bi- zum 10. April zu erledige». — Wau»» Ver preutzische Lanvtag mit seinem nencn Gesetz in's Reine gekommen sein wird, davon spricht man lieber nicht, denn e» ist heute noch nicht cntscrnt abzusehen. Dem Reichstag ist folgender Gesetzentwurf, betreffend die An wendung der für die Einfuhr nach Dcntsrhland vertragSinäßig be stehenden Zollbefreiungen und Zollermäßigiiiigcn gegenüber der nicht meistbegünstigten Staaten zngegange»: Der BundeSrath wird er mächtigt, vom 1. Februar ab die sür die Einfuhr »ach Deutschland vertragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßignngen auch solche» Staaten, welche eine» vertragsmäßigen Anspruch hierauf nicht habe», gegen Einräumung angciiiesscner Vortheile ganz oder theil- weise bis längstens zui» 1. Deccinber 1893 znzngestehen. Die pretthische Staats» egte»»mg und die Gefängnitz« arbeit. Petitionen von JnnungSvcrbändcn in Berlin, betr. die Regelung der Gesängnißarbcit, waren durch Beschluß des preußischen Abgeordnetenhauses n»tcr Anerkennung der Bemühungen der Staats- rcgierung, die Bceiittrnchtiguilg des freien Gewerbebetriebes durch die Gesäugnißarbeit nach Möglichkeit zu verhüten, der Slaalsregiernng zur Erwägung überwiese». Dazu wird bemerkt: „Die Bestrebungen, eine Bceinlrächtigung des freien Gewerbes durch die Gesang,iißarbelt thiinlichst zu verhüten, sind fortgesetzt worden; insbesondere ist darauf Bedacht genommen worden, die Arbeit der Gefangene» für den eige nen Bedarf mehr nutzbar zu machen, sowie Lieferungen für Neirhs- »nd andere Staatsbehörden zu erhalten. Namentlich im Geschäfts verkehr mit de» Eisenbahiwerwaltuiigen sind erfreuliche Ereignisse er zielt, und auch die Bestellungen von Militärbehörde» haben zuge- nvnimen. Ausstellung vo»» deutsche» Weine» in Chicago. Der Gedanke, die Weltausstellung in Chicago mit einer Sc»»n>el-AuS- stellnug von deutschen Weine» zu beschicken, hat in allen Weinbau treibenden Bezirken des Deutschen Reiches lebhaften Anklang gefunden. 229 Weinbauer und Weinhändler, unter denen die hervorragendste» Firmen vertreten sind, haben sich zur Theilnahmc angemeldet, diese Zahl wird sich voraussichtlich noch vergrößern. Aus dem Neichsa»»zeiger. Für die Reichs- und di« Preußischen Staatsanleihen bestand bisher hinsichtlich der Zinszahl ung ein abweichendes Verfahren insosern, als die Zinsschcine zu den preußischen StaatSschuldverschrcibungen schon mehrere Tage vor dem Fälligkeitstermin, die Zinsscheinc der Reichsanlejhe dagegen erst von dem Fälligkeitstage au zur Einlösung gelaugte». Diese Verschieden heit ist nunmehr beseitigt. Nach einer neuerdings getroffenen An ordnung wird die Einlösung der Zinsscheine der Reichsanleihe bi» auf Weiteres bereits mit dem 21. des dem Fälligkeitstermine bvranf- gehenden Monats beginnen. Ders „Deutsche Ncichsauzeiger" veröffentlicht die Bekott»r»»ii»ch»ttg des Reichskanzlers betr. die Enlwerthung ver Marken der Invalidität»- und Altersversicherung. Es ist jetzt zu lässig, die Entwerthung durch Hinciuschreiben des Dalums vorzn- nehmen. Oesterreich Ungarn. Die Erzherzogi» Marie Balerie, die Lieblingstvchter des Kaisers Franz Joses, die mit ihrem Vetter anS der toskanischen Linie des Erzhauses vermählt ist, ist von einer Tochter entbunden worden. Mutter mid Kind befinden sich wohl. — Mit welchen Gefühle» ma» in Ungarn den nahebevorstchendei, Wahle» znm ungarischen Reichstage entgegensieht, zeigt die Meldung, daß in 288 Bezirken militärische Besatzung verlangt wurde. Den, Ansuchen wird von de» Militärbehörden bereitwilligst entsprochen; eS wird sogar die doppelte Anzahl der verlangten Truppen geschickt, was natürlich riesige Kosten verursacht. — I«» Böhme» scheint eine innere Krisis bevvr- zustehe». Die Ausgleschsverhandlungeu sind dort derartig verfahren, daß man weder a»S, noch ein weiß. England. Die Köttigi» vo» England soll, Londoner Zeitungen zufolge, ehr leidend und seit dem Tode ihres Enkels, des Herzog» von Tlarence, recht hinfällig sein. Die Kcäste der Königin ließen übrigen- schcm seit längerer Zeit ziemlich viel zu wünschen übrig. Wegen der schwankende» Gesundheit der Königiuwird auch beider am 9. Febr. d. A statlsindenden Eröffnung des Parlament» nicht die Regent!» diese vor nehmen. sondern Lord Salisbury die Thronrede verlesen. —. ,
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