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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 17.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189311178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18931117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18931117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-17
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«EWMlWMW — Nr. 2«8. — 1893. - Diese verbreitetste »nvartciische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit Datum des nächste» Tage») und kostet mit den sechs wöchentlichen Beiblättern: I Mritie Botschaft, 2 Sächsischer Erzähler, 8 Tächs. Gerichts-Zeitung» 4. Sächsisches Slllerlei, b. JllustrirteS >ach!sciIIg-S) «uterhaltungSblatt, L. Lustiges Bilderbuch (achlscMj,, kiiusllcrüch anSüeil.NIct) monatlich 60 Pfennigr. (Pogliste: S. Nachlraz Nr. MO.) Lrlegramm-Ndress«: Bkiirralauzrizer. ger>NVrechg«a« Nr. ISS. Sächsischer Laildes-Anzelger General- ^ Freitag, 17. Novemvik. erg er für Chemnitz und Umgegend. Gegründet 1873 als „Anzeiger" und „Allerlei". Verlag von Alexander Wiede, Chemnitz. AnzeigenprelS: vgespalten« TorPnSzeile (ca. S Silben fastend) oder deren Raum IS Psg. (Preis« Verzeichnisse d. Zeile 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle (llgespalteue Petitzeile circa II Silbe» fassend) 30 Psg. — Anzeigen^ können nnrbis Vormittag lo Nhr angenommen werde», da Druck und Verbreitung der grosse» Auslage längere Zeit erfordert«. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finde» sür billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Politische Nlindscha«. Chemnitz, den 16. November 1893. Dentsches Reich. — Bo«l« Kaiser-Hofe. Der Kaiser ist von seinem Jagd- auSflug nach Schlesien am Mittwoch Vormittag wieder in Potsdam eingetrvffe». Der zum Besuch anwesende Großfürst Wladimir von Rußland, in der Uniform der Thüringer Husaren, erwartete den Kaiser aus dem Bahnhofe. Die beide» hohen Herren begrüßten sich auf das Herzlichste und fuhren dann zusammen nach dem Neuen Palais. Im weiteren Verlauf des Tages erthcilte der Kaiser Audienzen und er ledigte Regier»»,gsgeschäfte. Heute Donnerstag, Mittag, findet die Reichstngscrüssnnng und darauf im Lustgarten vor dem Schlosse in feierlicher Weise die Vereidigung der Rekruten des Gardckorps statt. Am Abend reist der Kaiser zur Hvfjagd nach Lctzlingen. — In Miittchen hat die Vermählung des Erzherzogs Joseph August von Oesterreich mit der Prinzessin Auguste von Bayern in Gegenwart des Kaisers Franz Joseph stattgefundcn. — Von» Reichstag. Die Handelsverträge mit Serbien, Rumänien und Spanien sind, nachdem sie den Bnndcsrath pafsirt haben, am Mittwoch an den Reichstag gelangt. Der Etat wird jedoch erst heute, Donnerstag, dem Reichstag zngehen und auch sofort zur Vcr- theilnng gelangen. Die erste Sitzung ist auf 2 Uhr Nachmittags an- bcraumt worden und wird nur kurze Zeit währen, da nur die Be schlußfähigkeit fcstgcstcllt werden wird. Die Präsidentenwahl, die zur Erneuerung des früheren Präsidiums führe» dürste, soll am Freitag vollzogen werden. Die erste Bcrathnng der Handelsverträge wird sich in den nächsten Tage» anschlicßc». — Eine in Slrabbttt'g t. E. stattgchabte Versammlung der zur Gruppe der Elsässer gehörige» NcichStagsabgcvrduclcn wnrdL von allen Parteigenossen besucht; die Verhandlungen gelangten nicht an die Ocsscntlichkcit. Es verlautet, daß dem Reichstage ein Antrag, bctr. die Aufhebung der Ausnahmebestimmungen für Elsaß-Lothringen, zngehen werde. Ei» etwaiger Anschluß der Elsässer an die altdeutsche Partei tvird in einer nochmaligen Versammlung besprochen werden. — Welch' bedeutende» Schade», die Laudwittyschaft durch die Viehseuchen erleidet, tvird durch einige Ziffern illustrirt, die der landwirthschaftliche Verein Münstcrberg scstgestcllt hat. Danach hat das Dominium Olbersdors i» 3 Jahren einen Verlust von 6120 Mark, die Gemeinde Krelkan einen solche» von 13,000, Berg dorf einen von 7900, Möschwitz eine» von 4630, Knnern einen von 4858, das Dominium Tcpliwvda einen von 8200 Mark, ein Stelleubcsitzer ans Ober-Jvhnsdvrf allein einen von 317 Mark er litten; das sind in wenigen Ortschaften eines Kreises allein über 45,000 Mark. — Dortmttttd.D«iSbu» st-N»s)vort-Ka»al. löse preußische Staatsregiernng hat sich, wie die „Köln. Zlg." erfährt, für das vierte Kanalprojckt: Dorimnnd-Dnisbnrg-Rnhrort, entschieden. Eine Aus dehnung des Projekts auf Schiffe über sechshundert Tonnen sei un wahrscheinlich. — Bo» Etttitt Pascha- Aus dem Kongostaat wird nach Brussel gemeldet: Bei der Eroberung der Araberstadt Kassongv wnrdcn neue Tagebnchblätter Emin Pascha's vvrgcsnndcn, die das in Nyangwc gefundene, bis 12. Oktober reichende Tagebuch lpis 23. Oktober 1892 sortführcn. Das Geheimnis des Amerikaners. Roman von Neinhold Ort mann. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten) „Ein reizendes Liedchen übrigens, dies Liebeswcrben" — hatte Frau Lucy gesagt, „voll Schwung und Feuer! — Trauenstein war eben noch in der Sturm- und Drangperiode seines Lebens, als er die Verse dazu verfaßte." „So kanntest Du das Gedicht schon, ehe Du es von mir singe» hörtest?" „O, ich kannte es schon, als Du noch ein ahnungsloses kleines Mädchen warst, meine süße Mandl —Wahrscheinlich wird sich unter meinen alten Erinnerungen auch noch das Stammbnch befinden, in welches Tranenstcin mir die eben entstandenen Strophen geschrieben." „Jn's Stammbuch — Dir? — Und Du bist ganz sicher, daß Dein Gedächtnis; Dich nicht täuscht?" „Gewiß nicht, mein Liebling! — Ich war damals sogar sehr stolz daraus, daß ein Dichter mir das Erstlingskind seiner Muse in aller Form als Huldigungsopfcr darbrachte." „Er hat cs Dir also gewidmet? — Und es kann nicht etwa ein anderes, ein ähnliches Gedicht gewesen sein?" Frau Lucy schüttelte mit großer Zuversicht das Köpfchen. „Es ist Port für Wort dasselbe! — Nicht einmal für den schlechten Reim „lieben" und „betrüben" hat er im Laufe der Jahre eine Besserung gefunden. Er mochte wohl meinen, daß lieben und betrüben ja im Leben nur zn gut sich aufeinander reimen." Diese Bemerkung war sicherlich scherzhaft gemeint; aber Mand Forester befand sich nicht mehr in der Stimmung, in der man für Scherze empfänglich ist. Es war ein fremder, ein böser Zug, der sich da Während der letzten Sekunden an ihren Mundwinkeln cingefundcn hatte. „Du sagtest mir neulich nicht, daß Du Rüdiger von Tranenstcin bereits in Hamburg gekannt habest," warf sie mit merklicher Schärfe der Betonung hin; in Frau Lucy Löwengards heiterem Gesicht aber vcrricth sich nicht das kleinste Anzeichen von Verlegenheit. „Erwähnte ich wirklich nichts davon?" fragte sie ganz unbefangen. «Vcrmuthlich wird sich das daraus erklären, daß Du Dich nicht darnach erkundigt hast, mein Schatz." „Du sprachst davon, daß ihr Euch auf Euren Reisen zufällig begegnet seid. Aber das wäre ja auch am Ende gleichgültig, wenn nicht Grund hätte zu der Vermuthnng, daß Dir Trauenstein vor Deiner Heirath mehr gewesen sei, als nur ein guter Bekannter." Auch jetzt zeigte sich die junge Wittwe keineswegs betroffen, Ausland. Oesterreich.Ungarn. Die nenen Minister habe» die Geschäfte ihres Ressorts unter kurzen Ansprachen übernommen, in welchen sie sich im Allgemeinen die Unterstützung des Beamtcn- körpers erbitten. Italien. De«? österreichische Minister des Slnö- wärttge», Gras Kalnoki), welcher zur Zeit in Mailand verweilt, ist mit seinem italienisch^, Kollegen, dem Minister Brin, vom Könige Humbcrt in Schloß Mvnza empfangen und zur Tafel gezogen worden. Es wird offiziell versichert, daß die Reise absolut nichts mit nenen politischen Abmachungen zu thun habe. Unbegründet werden auch wohl anderweite Gerüchte sein, »ach welchen jetzt ein englisch-italienisches Abkommen wegen einer eventuellen gemeinsamen Aktion znr See im Mittelmcer unterzeichnet worden sein soll. Ei» solches Abkommen besteht im Prinzip schon lange und braucht nicht mehr erst unterzeichnet zu werden. Frankreich. Die Kammern der französischen BolkS- vertretttng sind ohne besondere» Zwischenfall bei große», gegen die unruhigen Pariser gerichteten Vorsichtsmaßregeln eröffnet worden; man hat den Zaren unter großem Beifall als Freund und Verbündeten Frankreichs gefeiert, und so ist das^Vatcrkcind wieder einmal gerettet. In de» Kammern nimmt man die bekannte srenndliche Schlußdepcsche Kaiser Alexanders an den Präsidenten Carnot als Beweis für ei» wirklich abgeschlossenes, Bündnis, a», und wer nun noch etwas Anderes außerhalb oder innerhalb des Parlaments zn behaupten wagt, dem kann es schlecht gehen. — Z»«r Dahomey-Expedition läßt die Pariser Regierung noch die Meldung verbreiten, der König Bchanzin habe dem General Dodds seine Unterwerfung angcbotcn. Derartige Geschichten wnrdcn schon oft erzählt, habe» sich aber noch nie be wahrheitet. Spanien. Die spanischen Ttnppen in Nordasrika sind abermals ganz bedeutend verstärkt worden, woraus zn erkennen ist, daß cs mit dem siegreichen Abschlüsse des Kabylenkricgcs wohl »och eine Weile dauern wird. Die Zahl der aufrührerischen Kabylcn nimmt trotz der Mahnungen des Sultans von Marokko an seine treuen Unterthancn eher zu, als ab. Rußland. Dev x,»fische Minister des Auswärtige»« soll von seiner langen Krankheit jetzt in der Thai gänzlich wicder- hcrgcstcllt fein. Herr von Gicrs wird demnächst die Amtsgeschäste selbst wieder^überiichmen. — Die Geiteidepreise in Rußland sind kolossal gesunken, cs fehlt alle und jede Nachfrage. 100 Kilo Weizen sind schon für 4 Mark unseres Geldes verkauft worden, 100 Kilo Gerste sogar für eine einzige Mark. Vom Landtage. Infolge der Erkrankung König Albcrts (man vergleiche die Notiz „Hofnachrichten" in vorl. Nummer d. Bl.) wurde der Landtag am 15. Nov. vom Prinzen Georg in Stellvertretung des Königs in feierlicher Weise eröffnet. In der zur Verlesung gelangten Thron rede wird namentlich hcrvorgchoben, daß der wirthschaftliche Druck langsam zu weichen beginne. Die Landwirthschaft hat in Folge der Trockcnhcit schwer an Futtermangel zn leiden gehabt, so daß Vor- kchrnngsmaßregcln geboten waren. „Es steht aber zn hoffen, daß der auf den hauptsächlichsten Erwerbsquellen znr Zeit noch lastende Druck vorübergchen und die Besserung der wirtschaftlichen Lage eine . — ,, S«,, » i, - - —- obwohl Mauds bebende Stimme ihrem feinen Ohr zu Genüge vcr- rathen mußte, wie cs im Herzen der Amerikanerin anssah. Nur etwas wie leichte Verwunderung prägte sich sür einen Moment in ihren Mienen ans. „Und wenn er mir mehr gewesen wäre?" sagte sie sehr ruhig. Welches Unrechts hätte ich mich dadurch sthnldig gemacht?" Da legte Mand ihre kleine, kräftige Hand so fest auf den schönen weißen Arm, daß cs ihre Freundin empfindlich schmerzte. „Sage mir, Lucy — und ich beschwöre Dich, mir diesmal nicht auszuweichcn —, sage mir, ob Rüdiger von Traucnstcin der Mann war, den Dn geliebt hast, che Du Fran Löwcngard wurdest?" Die junge Wittwe schlug ihren Fächer auseinander, »nd hinter de» mächtigen Stranßfcdcri» desselben neigte sie das Köpfchen gegen Mand. „Da Dn mich ans das Gewissen fragst — ja! — Aber das ist längst vorüber, und ich begreife nicht, D» Närrchen, was Dich jetzt noch daran aufregen kann." Sie erhielt keine Antwort mehr; denn mit einer jähe» Beweg ung, wie man sich von etwas Widerwärtigem »nid Abscheu Erregendem losmacht, hatte Mand sich von ihr abgcwcndet und sie mitten im Saal allein gelassen. Frau Lncy Löwcngard grub wohl für eine» Moment die kleinen, schimmernden Zähnchcn in die rosige Unterlippe; aber die zornige Anfwalliing war nicht im Stande, ihr die heitere Fcststimmung zn verderben. Schon wenige Minuten später klang wieder ihr fröhliches Lachen ans einer dichten Gruppe von Herren, und ihre Augen leuch teten so hell und in so unschuldiger Lebensfreude, wie diejenige eines jungen Backfischchens, das staunend und entzückt die Wunder seines ersten Balles genießt. Ohne »ach rechts oder links zn blicken, war Mand ans dem Festsaal geeilt. Es steckte ein gutes Stück echter Vankeeuatnr in ihr, dessen war sie sich mit einem gewissen Stolz bewußt. Noch vor einer Stunde war sie ganz sicher gewesen, daß nichts sie würde überwältigen und zu Boden drücken können — nichts wenigstens von jenem kleinen, armseligen Leid, das sie so oft erbarmungslos verspottet hatte bei den Seufzern empfindsamer Freundinnen. Und nun drohte ihre starke, elastische Natur dennoch znsammcnznbrcchcn unter der Wucht des Schlages, der ihr tückisch und hinterlistig versetzt worden war, wie der feige Streich eines Meuchelmörders. Aber in die Empfind-- ung des Schmerzes, von der ihr Herz zerrissen wurde, mischte sich freilich ein Gefühl wilden, unbändige», heiß nach Befreiung ringenden nachhaltige sein werde. Diese Hoffnung wird dadurch bestärkt, daß bereits in einzelnen Zweigen der Volkswirthschaft Anzeichen hervor« trete», welche aus eine wicdererwachende stärkere Nachfrage nach Er zeugnissen der Industrie und Gegenständen des Handels schließen lassen.^ Die Staatsfinanzen haben sich etwas nngünstiger gestaltet, doch wird aus der Reichsstencrreform eine Besserung erhofft. Schließlich werden dann noch verschiedene kleinere Vorlagen angckündigt. Die Zweite Kammer trat am 15. Nov., Mittags >/,12Uhr, zur dritten öffentlichen Präliminarsitzung unter dem Vorsitz ihre- Präsidenten, Geh. Hvfraths Ackermann, zusammen. Derselbe gab der Kammer zunächst Kcnntniß davon, daß nach einer Mittheilnng deS königl. Oberhofmarschallamtes die für Nachmittag 6 Uhr «»»gesetzte königliche Hvfgalatafel in Folge eingctretcncn Unwohlseins des Königs ausfallen müsse. Weiter thcilte der Präsident nlit, daß an» heutige» Vormittag die beiden Präsidenten der Kammern den durch das Gesetz vvrge- schricbciicn Eid in die Hand des Königs abgelegt hätte». Hierauf fand die Verpflichtung der 15 »ic» cingctretcncn Kammernii'tglicder statt. Dieselbe» legten den durch die Verfassung vorgeschriebe»»«» Eid ab, ebenso wurden die wicdcrgewähltci» Kaniiiierniltglicdcr durch Handschlag verpflichtet. Der Präsident erklärte darauf, daß nunmehr die Kammer koustitnirt sei. Tagesordnung sür Donncrstag: Vormittag 9 Uhr: Wahl der Deputationen. Vormittag 10 Uhr: Erste öffentliche Sitzung der 2. Kamnier. Anzeigen der Depntationswahken. Mitthcilungcn. ^ Die Erste Kammer hielt z» gleicher Zeit eine öffentliche Präliminar-Sitzung ab, au welcher sämmtliche Minister thcilnahmen. Der Präsident begrüßte den Prinzen Georg und de» Prinzci» Johann Georg, der heute zum ersten Male seinen Sitz i» der Kammer eimiahm. Nur Genngthnniig empfinde die Kamnier, daß die Prinzen des königlichen Hauses Sitz in ihr haben. Als die Kamnier vor zwei Jahren znsamincntrat, sei die Hauptstadt gerade festlich ge-, schmückt gewesen aus Anlaß des Einzugs Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August und seiner Gemahlin. Heute trete die Kammer zusammen unter den» Eindrücke cines weiter?» für Sachsen hochcrfreulichcn Ereignisses. Vor wcnigci» Wochen habe Sc. Majestät der König ein seltenes Militärjnbiläun» gefeiert. Die hohe Anerkennung» welche Sr. Majestät von Seiten deS Kaisers, »vie aller dcntschcn Fürsten zu Theil wnrde, die tiefe Verehrung des Heeres und die allgemeine Thcil- nahnie des Landes fanden ihren Widerhall auch in der Kammer. Fm Namen fämmtlichcr Mitglieder dürfe er diesen Gefühle» wohl Worte verleihe» für einen Fürste», welcher mit den Eigenschaften des Kriegers das warme Herz des Landcsvatcrs vereinige. Aach au -der Geburt des Prinzci» Georg des Jüngeren, wie an der Verlobung des neuen Prinzlichen Mitgliedes »ahn» die Kammer ganz besonders warmen Antheil. - Nachdem der Präsident darauf der vcrstorbcnci» Mitglieder ge»., dacht »nd deren Verdienste gewürdigt hatte, ehrte die Kaulincr deren Andenken durch Erheben von den Sitze». Nach der feierlichen Verpflichtung der ne» cingetrctcncn Mit glieder fand die Wahl der übrigen Vorstandsmitglieder statt. Dieselbe ergab folgendes Resultat: Vizepräsident: Oberbürgermeister Dr.Stübel» Sekretär: Bürgermeister Thiele, stellvertretender Sekretär: .Landes- ältcstcr v. Zetzsch Witz. Die Gewählten nahmen mit dem Änsdrnck des Dankes die Wahl an. Zornes, und das Bewußtsein ihrer Waffenlvsigkcit und Ohnmacht »var cs vielleicht vor allem, das ihr mit unwiderstehlicher Gewalt die Thräncn in die Augen drängte. In einem der letzten Scitcngcmächcr, das nach dem Souper als Spielzimmer diene», sollte, ließ sie sich ans einen Stuhl nicdcrlallen, schleuderte ihren kostbaren Spitzcnfüchcr zu Boden, daß die mit Gold ausgelcgten Pcrlmnttcrstäbc zerbrachen, und drückte laut nufschlnchzciid ihr Taschentuch an die Angcn. All ihre stolze Selbstbeherrschung- »var dahin, »nd minntcnlang überließ sie sich ohne jeden Widerstand dem fcsscllosci» Sturm ihrer leidenschaftlichen Vcrzwciflmig. Da gab cs in ihrer nnmittelbarcn Nähe ein Gepolter, wie wenn ein schwerer Gegenstand nicdcrgcworfcn wurde, und als Mand bei diesem Geräusch bestürzt cmporfnhr, sah sic neben einem iinigcstttrztcii Stuhle den Privatsckretär ihres Vaters vor sich stehen. Dunkle Rothe stieg in ihre» noch thräncnscnchtcn Wangen auf, und indem sic rasch ihre Augen trocknete, sagte sie zornig: „Wie, Herr Hellborn? Sie waren hier in diesem Zimmer? Und Sie haben mich belauscht?" „Nicht freiwillig, Fräulein Forester!" erwiderte er ruhig »nd im Tone überzeugender Aufrichtigkeit. „Ich hatte mich hierher zurückgezogen, »veil ich mich drüben im Tanzsaal für leicht entbehrlich halten durfte, >»nd der Fenstcrvorhang muß Sie bei Ihrem Eintritt verhindert haben, meine Anwesenheit wahrznnchmcn. Als ich mich jetzt imbcmcrlt zn entfernen hoffte, stieß ich an eine» Stuhl, »nd nur dieser Ungeschicklichkeit ist es znznschreiben, daß Sie überhaupt durch niei'ncn Anblick belästigt worden sind." Das »var eine einlenchtcndc Erklärung, die ihn von dem Ver dacht, absichtlich den Horcher gemacht zn haben, jedenfalls befreien mußte. Mand Forester mochte ihre ersten nnfrcinidlichcn Worte denn auch bereits bereuen, da sie, sich gleichsam entschuldigend, sagte: „Ich fühlte mich nicht ganz wohl und war kindisch genug, »»ich davon für einige Minuten überwältigen zu lassen. Ich werde Sie nicht erst um Ihre Verschwiegenheit bitten müssen, nicht wahr?" „Gewiß nicht!" versicherte er. „Aber wenn ich Ihne», vielleicht ein Linderungsmittel besorgen darf — ein Brausepulver oder ein Glas Wasser —" Sie schüttelte ablchnc» den Kopf, »nid hastig, wie Jemand, der ohne viel Besinnen einer plötzlichen Eingebung folgt, sagte sie: „Nein, ich danke Ihnen — cs ist schon vorüber! Aber einen anderen Dienst können Sie mir erweisen, wenn Ihnen das Opfer nicht allzuschwer erscheint. Wollen Sie mich zn Tische sichren?" (Fortsetzung folgt )
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