Durch Kampf zuni Äeg. Erziihliing von Arthur Enge» S i i» s v ». (Nachdr. Verb.) in sonniger Maientag war es. Der Frühling hatte sich ^ in dem Jahre spät eingestellt. Der April war noch kalt ^ nnd stürmisch gewesen, er hatte die Höhen und Thüler mit Schnee bedeckt. Der Bergbach war mächtig ange schwollen und hatte das ganze Thal unter Wasser geseht. Blüten und Laub waren lange zurückgehalten, der Mai war gekom men und nur wenige Blumen hatten ihn begrüßt. Endlich war der Ruf: und es muß doch Frühling werden, durch die ganze Natur hingeklungen und in wenigen Tagen war die volle Lenzespracht da gewesen und lag nun grün und blühend auf den Thälern nnd Höhen. Ein wunderbar sü ßer Duft wehte über die Fluren hin. Er kam von den Blüten und dem frischen Grün der Blätter, aus jedem Grashalme schien er emporzusteigen. Und die Sonnenstrahlen la gerten sich ans all der Pracht warm und be lebend. EinMann trat aus demWalde, welcher sich am Abhange des Ber ges hinzog, und als das weite grüne Thal sich vor seinen Blicken aus breitete, stand er still nnd ließ das Auge auf der herrlichen Land schaft ruhen. Es gehört wenig Scharfblick dazu, um ans dem Gesichte eines Menschen sein Alter zu bestimmen, um aus dem Blicke seiner Au gen, ans der ganzen Art nnd Weise seiner Anschauung zu erra ten, wie viel oder wie wenig Lebenserfahr ung hinter ihm liegen, ob sein Herz noch die elastischeKraftund Be geisterung der Jugend sich bewahrt hat — das Gesicht dieses Mannes gab ans diese Fragen wenig Antwort. Es war ernst und bleich. Sein dunkles, glühendes Auge ruhte fest ans der Landschaft zu seinen Füßen und doch zuckte es über sein Gesicht wie ein weh mütiger Zug hin. Prosit Neujahr. Originalzelchnunz von M. Fla «har. (Mit Gedicht Es War nicht die überraschende Schönheit des Thales allein, welche den Mann, der ungefähr dreißig Jahre zählen mochte, zwang, still zu stehen. Das Dorf, welches zu seinen Füßen mit den roten Dächern so freundlich ans dem Grün der umgebenden Bäume her- vorschantc, die Wiesen, deren gesättigtes Grün dem Auge so wohl- that — dies alles rief Erinnerungen in ihm wach und ließ seine Gedanken um Jahre zurückeile». Düsterer und trübe wurde sein Blick. Ein jugendlich unbefangenes Gemüt würde bei dem Anblicke der herrlichen Frühlingslandschaft aufgejanchzt haben, oder es hätte sich hingeworfen ans den grünen Rasen nnd in selbst vergessender Seligkeit das Auge zn dem wunderbar blauen Himmel empor- gerichtet. Es giebt ja kaum einen größeren Genuß, als am son nigen Maientage allein im frischen Grase zu liegen, mit dem Auge dem Zuge der einzel nen fernen Wolken zu folgen und sich hinwcg- zuträumen über all die beengenden Fesseln, welche die Menschen und die Erde unseren Füßen sowohl wie un serem Geiste anlegen. Noch immer stand der Fremde regungs los da. — Es waren Jahre entschwunden, seitdem er dies Thal nicht gesehen hatte. Wie mancher rauhe und kalte Wind war seitdem über dasselbe hingefahren, und wie mancher Sturm hatte an seinen! eigenen Her zen gerüttelt. Endlich strich er mit der Rechten über die Stirn hin und alle trü ben Erinnerungen ge waltsam abschüttelnd schritt er rasch ans dem Wege, welcher sich dicht am Saume des Wal des hinzog, weiter. Jede seiner Beweg ungen verriet Kraft und Festigkeit. Man konnte sein Gesicht kaum hübsch nennen, Wohl gaben ihm aber die dunkeln Angen und der feingeschnittene Mund einen interes santen Ausdruck, der durch die Blässe des Gesichtes noch erhöht wurde. Wenn das Ge sicht ruhig war, machte sich ein Zug der Ent sagung ans ihm erkenn bar nicht jener frei willigen, gleichsam in