Nr. 2. j Beiblatt zum »Chemnitzer General-Anzeiger" und zum „Sächsischen Lanvboten". I6M Verjüngung im Greisenalter. Von 0r. M. Degen er. Nachdruck verbalen. Höchst merkwürdig muß der wunderbare Vorgang einer Verjüngung erscheinen, welcher bei nicht wenigen Greisen unzweifelhaft beobachtet worden ist, indem bei ihnen zu einer Zeit, wo andere Menschen zu leben auf hören, neue Zähne und neue Haare hervvr- kommcn, die Nunzelu ans dem Gesichte ver schwinden, Auge und Ohr wieder schärfer werden u. s. w. Hufeland theilt in seiner Makrobiotik zwei solche Fälle ans seiner eigenen Beobachtung mit. Der eine betrisst einen Greis aus Rechingen in der Pfalz, welcher im Jahre 1791 in einem Alter von 130 Jahren starb uud welchem im Jahre 1787, also im 116. Lebensjahre, nachdem er seit lange alle Zähne verloren hatte, aus einmal acht neue Zähne wuchsen, welche aber bald wieder aus fielen und durch neue ersetzt wurden. Ver ändere Fall betrisst einen Herrn aus Huse- lands eigener Verwandtschaft, den Amtmann Thon aus Ostheim, welcher im sechzigsten Jahre ein hitziges Fieber bekam, das ihn an den Rand des Grabes brachte. Er überstand dasselbe glücklich, erhielt hierauf neue Munter keit und Kräfte, sowie neue Haare und Zähne, und lebte noch zwanzig Jahre in solcher Frische, daß er im achtzigsten Lebensjahre hohe Berge leicht hinauf- und hiiiabstcigen konnte. Professor Jdeler führt in seiner .Allgemeine» Diätetik" das Beispiel einer Marquise von Mirabeau an, welche im 86. Lebensjahre starb, nachdem die jugendliche Fülle und Frische mit ihren Folgen wieder gekehrt waren; ferner einer Nonne Namens Margarete Verdiir, bei welcher im 6b. Lebens jahre die Runzzeln verschwanden, die Sehkraft wiederkehrte, neue Zähne hervor brachen und welche zehn Jahre später, anssehend wie ein junges Mädchen, starb; endlich zweier über hundertjähriger Männer, welche nene Haare und Zähne bekamen »ud von denen der eine wieder ei» so scharfes Gesicht bekam, daß l er die feinste Schrift lese» tonnte, während e» I vorhernicht >»> Stande gewesen war, ohne Brills I die größte Schrift zu lesen. Der französische Arzt und Statistiker Foissak sagt (<io irr ion^ovito kumaino): „Man hat Franc» gesehen. welche mit sechzig Jahren Mütter wurde». O>. Curran lheilte dem gelehrten Kl inker Graves mit, daß seine Großmutter, eine Frau Waterworth, mit 80 Ja ren ihre vorher sehr geschwächte Sehkraft derart wieder erhielt, daß sie bis znm Augen blick ihres Todes (im >.90. Jahre) die feinste Schrift lesen und die feinsten Nähnadeln ein- fädeln konnte." Eine dritte und selbst vierte Zahnperiode ist nach Foissak bei alten Leuten nichts Ungewöhnliches. Noch mögen einige Beispiele a»S neuerer Zeit erwähnt werden. So berichtet die „Neu- märkische Zeitung" vom Juli 1880 ans Brenkenhofsfließ: „Dort lebte ein 82 Jahre alter Ausgedinger P., welcher seit länger als 10 Jahren keinen Zahn mehr im Munde hatte. Seit einem halben Jahre empfand er Schmerzen im Gaumen und in cen Kiefern, und wer be schreibt sein Erstaunen, als er wahrnahm, daß sich im Laufe des letzten Winter- in seinem Mund ein vollständiges neues Gebiß bildete. Die Zähne sind allerdings nur klein, aber glänzend weiß und so brauchbar, daß ihr Be; sitzer damit jede harte Speise zerkauen kau». Das Blatt bemerkt dazu, daß ihm die Wahr heit der vorstehenden Mitthcilnug von amtlicher Seite bestätigt worden sei. Unterm 14. März 1880 berichtet di« Pariser Zeitung „Ln cknstnos" Folgendes: „Soeben starb in Tilh (Departement Landes) am Schlagflnß eine Frau von 103 Jahre» 11 Monaten sund 12 Tagen, Namen- Margarete Lanlhe. Sie hat bis lznm letzte» Angenblick ihre vollen geistigen Fähigkeiten behalten und Niemand sah ihr dies hohe Alter an. Das Gesicht hatte keine Runzel» und sic las ohne Brille. Bor sechs Jahre» bekam sie einen neuen, prachtvollen Backenzahn.^ Aus Wohlau in Schlesien wurde i» Januar 1887 der „Schlesischen Zeitung*