Nr. 7. s Beiblatt zu», „Clicmiittzrr General-Anzeiger" und Sächsische» Landboten". ; 18SS. Fürst Slucher und die sächsische Garde. Bo» Moritz Lilie. Nachdruck verboten. (Fortsetzung und Schlich). In Huy, wo das Gardebalaillon »uter Major v. Römer am 4. Mai anlangte, erhielt dasselbe Ordre zum sofortigen Abmarsch nach Namnr. Vor dem Thvre von Huh erblickten die Sachsen zu ihrer nicht geringen Ueber- raschung eine starke preußische Truppenab- thcilung, welche sogar Artillerie mit sich führte, und Befehl hatte, sie zu begleiten, im Falle weiterer Widersetzlichkeiten aber Gewalt zu brauchen. In Namnr kommandirte der preußische General v. Borstcll, und seinem Befehle wurden auch die anrückenden Sachsen unterstellt. Dieser brave Offizier war einer der Wenige», welche die Ursachen der betlagenswerthen Ausschreitungen richtig er kannten und würdigten, und er wandte daher den sächsischen Truppen seine ganze Thcil- nahme z». Er wußte, daß er cs mit tapferen, gehorsamen, wohldiszipliuirten Soldaten zu thun hatte, die aber durch das harte Schick sal von König und Vaterland, durch die Treu losigkeit und Unzuverlässigkeit eines Theils ihrer Vorgesetzten und endlich durch systematische Demülhiguugen und Zurücksetzungen dahin gebracht worden Ware», die ersten militärischen Tugenden zu verleugnen. Sie wollten auch im Unglücke ihrem Landesherrn treu bleiben, und hätten daher Ivohl ein Anrecht auf schouenderetBehandluug seitens der maßgebenden Persönlichkeiten gehabt, die aber statt dessen Alles thaten, die ohnehin mißgestimmten Soldaten noch mehr zu erbittern. Am Morgen des 6. Mai rückte das Garde- bataillvn auf der Straße nach Louvain ab, escvrtirt von starken preußischen Detachements. Auf einem freien Platze wurde Halt gemacht und ei» hoher preußischer Offizier "verlas die Ordre des Feldmarschalls Blücher, nach welcher das sächsische Grenadierregiment entwaffnet und aufgelöst wurde, seine Fahnen aber ver brannt werden sollten. Den Offizieren wurden d e Degen belassen', ihre Haltung ausdrücklich belobt und weitere Verwendung im aktiven Dienste zngesichert. Es wurde ihnen frei gestellt, lei dem enlwaffnetc» Truppentheil zu verbleiben, oder im Hauptquartier weitere Ordres zu erwarte»; ohne Besinnen wählten sie das erstere, indem sie erklärten, da- Schick sal ihrer Mannschaften theilen zn wollen. Grabesstille herrschte während der Publikation dieses Befehls, ohne ein Wort der Entrüstung legten die Soldaten die Waffen nieder, aber im Innern der braven Krieger wühlte Schmerz und Ingrimm. Ein brausendes Hoch auf König Friedrich August erschallte, dann war Alles still wie vorher. Wohl hatten sie sich nach militärischen Begriffen schwer vergangen, aber die Motive waren einer hvhcn Soldaten tugend entsprungen: der Liebe zu König und Vaterland. Alle Bemühungen des Majors v. Römer, der persönlich zu dem Fürste» Blücher ins Hauptquartier eilte, um eine Milderung der harten Strafe zu erzielen, blieben erfolglos; unverrichteter Sache kehrte er wieder zn seiner Garde zurück. Der Führer der beiden Greuadierbataillone, Oberstleutnaunt Anger, erhielt Befehl, in der Frühe des 6. Mai seine Truppe», und zwar jedes Bataillon an einem andern Platz, in der Nähe der Ortschaften Lozent und Nelaux auf- zustellcn. Eine preußische Kavallcricabtheilung kam an das dritte Bataillon herangesprcngt, und der Kommandeur derselben machte die Ordre des Fürsten Blücher bekannt, nach welcher die Manuschaften ebenfalls entwaffnet und unter preußischer Bedeckung znrücktrans» portirt werden sollten. Ausgenommen waren die Offiziere, Acrzte, Feldwebel und Fouriere, welche ebenso wie die gesammte Wachmann schaft in vollständiger Ausrüstung ins Haupt quartier des Fürsten znrückkehreu sollten. Schweigend wie die Garde legten die Grenadiere ihre Waffen ab, ein preußisches Bataillon marschirte heran und unter seiner Eskorte wurden die Entwaffnelen weiter tranSportirt. Plötzlich ließ der Kommandeur die Mann schaften halten und einen Kreis sormirr»; dann