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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-02
- Tag1886-02-23
- Monat1886-02
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1886
- Autor
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t ,e» ivruL. Sk,»» iu»«. r «« 'nzuk- Mel>0 )-»»« »latw» aal«G »rd»^ «e »»» , ll it rcliva »ule» Veit» r Bor» i Ndet» -Z -»»» I kn«, aß« dt, ckvage» alaad«- se, »«, dt,»«, Se «ch «» »t« » Kt«, « U> LSI» «MrsM, rlt, dt, Intd«« > Hab». elad»^d I ei«» chi«La> M»rt» »ch, wck »kab» « zeA» »tr» A» LL >» Tüß> »». d<KZ gen gut. t flotte« er». — ch, (aiG- -r.ooH uer Ha» -OMX. 0.60 tlje nach 0.60 «. -1.20 ^ X, L- ilo. I> a». >->M tx-r. « >1. U» b3 k. da» St. 0,1» L0»l.. <t» u ll. t lvM , var elt» I.ax« äo» n« IZn»It- »antet. ^ »1., s-in»w or iked kt» «V-« »l, , 1.1 u,«» , zViove» >. I3ä0 I« °t V-M!^ «l. »>-, u> zvmm « r» , »«>«»» ünnio»». ^2 «t.» 8«.» IIS« 'LS MU»r>»«>>« ir-Damvk» Üb,i- Croß» der H,n>» tosiku niste» lorddraisch, > » Trrdit» ö,r «ücwin» , al» sir bi« g°rl,-r«» Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lr-acliou und Lrpeditiou IohanneSgasse 8. Aprechstundni der Nedartiou: Vormittag» 10—13 Mir. Nachmittag» 5—6 Uhr. G» Nüa,»d, «in,rl»i,e»kr Mouxicripte »» dt« vtrdionio.i Ni-t ürrsindiich tiWgcr N«ia»mr »er skr die nä«fts,lar«»e N«««er beftimmlen Inserate an Lachrntaaeu bis S Uhr Nachmittaas. ,« G«»n- und Aefttagrii früh bi« .Uhr. Zu dn> Füialrn für Znf.-^nnahme: Otts klemm. Universität,strab« 1. Lani« Lasche. Karharinrnstr. 33, p. nur bi» '/,S Uhr. ^ 54. Amtlicher Theil. vkkamitmiuhmig. Nachdem die Korbmacher »Innung zu Leipzig ihre Auslösung beschlossen hat. bringen wir unter Bezugnahme aus ßtz. 93 und 94 der Gewerbecrdnung diesen AuslöslinezS- beschluß mit der Aussorberung zur öffentlichen Kennt«,ß. etwaige Forderungen an die genannte Innung binnen K ÄVochen und längstens biS zum 2». i» «är; diese» JahreS bei der Unterzeichneten Aufsichtsbehörde unter näherer Begründung der etwaigen Ansprüche auzu- «eiden, andernfalls aber sich zu gewärtigen, daß die Aus lösung der Innung werde genehmigt werden, iiklpzig. am 4. Februar >888. Der Rath der Stadt Leipzig Fröhlich. Anzeiger. Dienstag den 23. Februar 1886. Anflage IN,200. Abonnrmrutsprrig viertel,. 4'/, 4VK. incl. Bringcrlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jrde einzrlne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gesalzt) . ohne Postbesörderuug 50 Mt. Mit Postbesörderung 60 Mt. Instrale 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schiisten laut »ns. Prei.'verzeichniß. Labellanscher u. Ziffrrnsotz nach hüherm Tarif. ilcciumrn »vier dem RedaenonSstrich die «gespait. geileSOPs., vor den Faniliiennachrichten die 6gelpailene geile 40 Ps. Inserate sind siel« a» die Expedition zu senden. — Rabatt wird »ichl gegedea. Zahlung prneouniernniio oder durch Post. Nachnahme. 8V. Jahrgang. Vr. Georg». Nirsenverpachtuns. Die der Stadtgemeinde gehörigen Wiesen tu der Ttadtstur 1) « «ck. 254 ON — 3 Hekl. 78.91 Ar Abth. L der Psingft» Wiesen an der Linvenaucr Chaussee beim Kuh» thurme. . in der Flur Tonuewltz 2) » Ack 189 lDU »- 2 H kt. 00.89 Ar Adth. IS der Eonuewitzer Bauerwiesen, iu der Flor Leutzsch 3) « Ack. 93 UM --- 3 Hekl. 49.20 Ar sog. Sechs Acker hinter dem Saseuholze sollen aus die neun Jahre L88u bis mit R8S4 zur GraS-, Heu- und tdrummetautzung, mit Au,schlug jeder anderen Benutzungoweise, Dienstag, den 2. MLez d. A, BormittagS 11 Uhr, aus den, Natbliausc, 1. Etage. Zimmer Nr. 16, an die Meistbietende» anderweil verpachtet werden. Die Verpachtung«, und Bersleigerungöbebingungen. sowie die belrefscnken SiluationSpiänc liegen in der Erpedition —'ferer k>ekoilomie»Inspectton im Aimn Iohaniiiehoovitale. IchanneSpiatz Nr. 9, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, de» 16. Februar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. strumbiegel. Bekanntmachung. Die Leucktkrast dcS siädtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom lö. bis zum 2l. Febr. dieses JahreS in> Argand- brenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum daS 16.20 fache der Leucktkrast der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. DaS specinsche Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.425. Leipzig, am 22. Februar 1886. DeS RathS Deputation zu den KaSanstalten. Sirbkahis-Vrkanlilmachuns. Gestohlen wurden hier erstatteter Aiueiae xuiolg«: 1) eine silberne kyltiideruhr mit Srcunde, ohne Goldrand, auf der Rückseite die Abbildung der Stabt Wittenberg darstellend, au» einer Wohnung in Nr. 1ö der Schühciistraßc, innerhalb der letzten 4 Worbe»: 2) eine silberne lkameunftr mit Goldrand und Sprungdeckel mit kurzer Lalmikette und goldenem TomenriN!». aus einer Wohnung in Nr. l8 der Weststraste, innerhalb der letzten 3 Wochen; 3) circa 40 Psd. Wetirsiiche, auS einem verschlossenen Fiich lasten im Elstcrmühlgrabe» un der KI. Funkenburg, mittelst Nach ichliistelS, vom ll. b>S 12. dsS. MtS. NachtS; 4) ein 20-Markitück, auS einer Wohnung in Nr. 60 der Kerber siraste, am 12. dss. MtS. Vormittag«; 5) eine Flaiche sogen. Schleis-Lack und eine dcrgl. mit Ucber- zugS-Lack. au, einer verschlossenen Werkstatt in der verlängerte» Aorkstraße, am 13. bi, 14 d'» ?NtS. AachtS mittelst ttzinftkigenS 6) ein schwarzledernes Portemonnaie mit Perlenstickerei, ent ballend 30 Mart in eine», L-Markftück, Tbalern, Zwei- und Ein- markstiicken, au, einer Wohnung in Nr., 13 der Poststkaßc, vom 14. bis 16. dis. MtS. 7) ein abgetragener Winterkbcrzieher von kirschbraunem glatten Stoff, mit schwarzem Futter und einer Reibe Lornknöpsen, in den Taschen ein Paar granwollene Handschuhe; ferner rin schwarzer getragener Fchaspelz mit grauem Uedeezug, in welchem an den Aermeln einige Stücke eingesetzt sind, au, dem Hofe in Nr. 60 der Gerberftrahe, am 16. dj,. Mt«. Abend,; 8) ein Bällchen i» grauer Leinwand, stgnirt: „0. U 24" enthaltend 17.9 m schwarzen Kammgarnstiff» von einem Roll wagen vor Nr. 16 am Markt, ain 16. dsS. MtS. Abend,; 9) A kleme neue Hoizkiltche». o»S der Hau,flur ia Nr. 9 der Nicolaistraße. am 17. dss. M>S. Mittags; 10) ein Paar fast neue schwarze Ltoffhoskil mit blauem Bund iutter, einer Hinteren und 2 Ledertaschen, daran ein Paar Kurt Hosenträger und in den Taschen ca. 2 .Sl 70 »j baar, ein Takchrnmcffer mit Stablschale und Korkzieber und 6 Gchlnffel au einem Stahlringe. aus einer Wohnung in Nr. 2 des Krim maischen SteiinvegS. am 18. ds,. MtS. Bormiitag,; 11) ein Winterüderzieher von schwarzem glatten Stoff mit Sammetkrogen, einer Reihe üdersponnener Knöpse mit verdeckter Batterie, draunwollenem. großcarcirkem Schootze und gestreistem Aermetsutter »»d Kettchenhenkel, in den Taschen ein Paar neue hell braune GlOkShandschuhr und ei« Paar deiccte deSgl., auS dem Restaurant ,Lum Vörjenkcller", Grimm. Sir. 10, am 13. d!,. Mt, Nacht,; 12) eine goldene Brille, au« einem Sastkocale in Nr. 19 der Mittelstraße, am 19. dss. MtS. Abend,. Etwaige Wahrnehmungen über de» verdkteb der gestobienen Gegenstände »der den Thäter sind ungesämni bei unserer iirimiiiai Adtheilung zur Anzeige »u brinar» Leipzig, am 22. Februar 1886 La« Poltiet-A«t «er Ltatzt keth»,». Bretlchneidrr. k. Anclion von AachlakgtgtMndtn. Mittwoch, de» 24. Febr. d. I., Nachmittag, 2 Uhr kommen I» Plaawitz, gschocherlche Strotze ll. gegen Ivsoriiae Vaarzaklung zur Versteigerung: 1 Schreibircretair, 1 Berlicow. 3 kteiderschränke, zwei 2 Sopda», 2 gr Polfterstitkie. 1 llorbstuhl, 3 Tische. 6 Stühle, zwei Spiegel, 1 Regulator, 1 Geschirrichrank, 1 kncheuschrank, 3 Bett stellen mit Malratzev, Betten, 1 Tran,por» Kleidung,- „d Wäsche stück» ». A. m. Piagwitz. de» 23. Februar 1886. Die vrt«grrichte. Nichtamtlicher Theil. Zur kirchenpolttischen Lage. Der erste Eindruck, welchen die neue kirckeupolitifche Vor lage hervorgernscn hat, war der eine« großen Zugeständnisses der preußischen Staatsregierung an die römische Curie in der Voraussetzung, damit «ine durchschlagende Wirkung nickt owohl aus vaS Centrum al« Partei >»> Landtage und Reichs tage. sondern hauptsächlich aus die Wähler a»Szuüben. Ob diese Wirkung erzielt worben ist oder noch erzielt werden wird, muß dahingestellt bleiben; vorläufig hat der Schlag »ach einer ganz andern Seite hin gewirkt, die Vorlage hat Bestürzung bei den der nationalen Sache aus- Treueste er gebenen Elementen der Bevölkerung erregt. E« fragt sich, ob diese Empfindung berechtigt ist. oder nickt. Der Grundgedanke, welcher den Kamps zwischen Staat und Kirche in Preußen und Tenlschland durchzieht, ist die lieber- zeugnng von der Notbwendigkeit, der Kirche keinen über mächtigen Einfluß aus die staatliche Entwickelung zu gestatlen. e« nickt zuzniasscn. daß weitab von den nationalen Ausgaben liegende Bestrebungen einer außerhalb deS deutschen Reiches wirkenden Macht in Deutschland zur Geltung gelangen und die guten Kräfte der Nation nach außen ablenken. Die römische Curie erblickt ibre Ausgabe in der geistigen Herrschaft über die gesammte Christenheit aus der ganzen Erde. Deshalb suchte sie die Jugenderziehung überall an sich zu bringe», eine fesigegliederte Organisation des Priesterlhuin« mit Papst, Cardinalocollegium. Episkopat und KleruS, unterstützt durch zahlreiche kirchliche Orden, dehnt ihr Netz über alle Länder auS. DaS römisch-deutsche Kaiscrlhnm zur Zeit seiner Macht und Blülhe suchte sich von diesem Einfluß zu befreien und daS Papstthum aus eine bestimmte Sphäre zu beschränken, einzelne Kaiser drangen mit dieser Absicht durch, andere mußten sich der päpstlichen Macht beugen, und am schlimmsten erging es enem Heinrich IV., welcher im Büßerhemd nach Canossa ging. Später kam cS zu einem Co»,promiß zwischen Staat und Kirche, durch welche! der letzteren ziemlich bedeutende Rechte ringeräumt wurden, wie sie heut« noch m Oesterreich bestehen. ^ Dann wurde da« »<ue denliche Reich gegründet, und ü Zeilpunct wurde von PiuS IX als den geeignete erkannt am der Macht dc» Papsttbuin? neuen Schwung zu verleihen. Die Hoffnung erschien um so berechtigter, daß cs auch gelinge» werde, baS neu gegründete Reich dem Scepker deS Papste« zu unter werfen. als seine Gründung zusammeiificl mit der Verkündung dcS UttscblbarkeitSvogmaS und veSPriucipateS dcS Papstes. Aber gerade durch dieses Zusainmentrcfscn wurde die Aufmerksamkeit aus die außergewöhnliche Thäligkcit der römischen Curie in höherem Maße gelenkt, als Las sonst wohl der Fall gewesen wäre. Durch die straffe Organisation des Episkopat- wurde der Schwerpunkt der Kirchengewalt auS den Divcesen nach dem Vatikan verlegt: die Rücksichten, welche die Bischöfe aus die ihnen bekannten örtliche» Verhältnisse nahmen, kamen in Wegfall, und der Papst allein erhielt die Entscheidung über Wohl und Webe der ganzen Christenheit, gleichviel ob in vanie», Frankreich oder Deutschland. Daher kam e«. daß sich der deutsche Episkopat anfänglich so entschieden geaen das UnseblbarkeilSdogma sträubte, und daß sich, als daS Dogma dennoch zu Staube kam, die altkatholische Bewegung Bahn krack, welche die katholische Kirche in dem Zustande erhalte» wollte, den sie vor der Verkündung deS Unfehlbarkeit, bogmaS hatte. Nack der Verkündung diese« Dogma« waren die deutschen Bischöfe zu willenlosen Werkzeugen P>u»' IX. geworden, und gerade solche Bischöfe, die, wie Heinrich Förster von BrcSiau. während des Eencii« am lautesten Widerspruch gegen das Dogma erhoben batten, leisteten in Unterwürfig keit Unglaubliches. Dadurch kamen die staatlichen Interessen in Deutschland, besonder« aber in Preuße» in Gefahr, und dieser Gefahr mußte in energischer Weise durch die „Klinke der Gesetzgebung" begegnet werben, wie dies denn auch durch die Maigesetze de« Jahres 1873 in aus» reichendem Maße geschehen ist. Durch diesen Kamps zwischen Staat und Kirche kam es erst zu Tage, welche Wirksamkeit die katholische Adtheilung im CultuSministerium in Preußen entfallet hatte, daß sie zum Schaden de« deutschen Elemcuts da« polnische bevorzugt und die Geschäfte des Vatikan» ge führt hatte, statt den Weisungen der preußischen Regierung Folge zu leisten. Der eigentliche und Hauptzweck der Mai» gesetze war der, den preußischen Bischöfen die Nolhwendigkeit vor Augen zu führen, daß sie sich ihrer Eigenschaft al» preußiiche Staatsangehörige bewußt würden, welche zunächst den StaatSgesetzen Folge zu leisten haben. Diejenige» Bischöfe, welche den Gehorsam gegen die StaalSgesetze hartnäckig ver weigerten, wurden ihre« Amte» entsetzt, und damit daS in aller Form und mit den entprechendrn Wirkungen geschehen konnte, wurde ein eigener Gerichtshof gegründet, weicher die AmtSentsetzung der Bischöfe in feierlicher Form nnd aus Grund der neuen Gesetze aussprach. Dadurch entstand dann die bekannte Verwaisung der Diöcesen und der kirchliche Nothsland, welcher von der CcntruinSpartei aus daS Aeußerste auSgebeutet winde Den Höbepunct erreichte diese Bewegung >m Jahre 1878, de,- Todesjahre PiuS' IX. So lange dieser Papst die drei sacke Krone trug, war an eine Aenberung dieses Zustande» nicht wohl zu denkcn; al» aber Leo XIII. den päpstlichen Tkron bestiegen batte, war es dieser, welcher zu einer Aus gleichung de« bestehenden Gegensatzes die Hand bot. Nicht der Staat kam der Kirche, sondern diese dem Staate ent gegen. Inzwischen hatte der sogenannte Culturkamps eine Wirkung gehabt, welche durch denselben nickt beabsichtigt worden war; er hatte einen großen Tbeil der Wähler dem Reichszwecke entfremdet und eine rcntrisugale Strömung er zeugt, welche zu ernsten Bedenken Anlaß gab. Dem mußte ein Riegel vorgeschoben werden, und wir wissen, welche An strengungen in den letzten acht Jahren gemacht worden sind um einen Ausgleich zwischen dem Vatikan und der preußischen Regierung lierveizustlhren. Die Hauplausgabe der preußischen Regierung wurde darin erkannt, eine geordnete Seelsorge in allen Diöeeseo wieder cinznrichte», wo diese unterbrochen war. und dazu bot denn auch Leo XIII. bereitwillig die Hand. Es wurden nach und nach die erledigten Bischofssitze in Trier, BreSlan. Fulda. Limburg Köln und endlich auch inPosen-Gnesen wieder besetzt nnd dadurch die Klagen beseitigt, welche immer lauter im Reichstag nnd preu ßischen Landtag von Leiten de» Centrum« ertönten Damit war aber nur dem augenblicklichen Bedürsniß abgeholsen, und cS galt jetzt, den kirchenpolitischen Gesetzen eine solche Gestalt zu geben, daß dadurch die Wiederkehr der geschilderten Zustäude unmöglich gemacht wurde. Soll der neue Zustand ein dauernder sein, so ist e- nöthig, daß gegenseitiges Vertrauen die Grundlage desselben bildet, und al» Beweis deS Vertrauen» verlangt die römische Curie, daß ibr die Erziebung und Aus bildung deS KleruS allein überlasten bleibt. Die preußische Staatsregierung will den Versuch machen, ob diese Macht vollkommenheit der Kirche nicht mißbraucht wird, und ob arauS sich nicht Berhäliniste ergeben, welche den nationalen Interessen Schaden bringen. Nur in diesem Sinne fasten wir die neue Vorlage ans. und unter demselben Gesichtöpunct beurtbcilen wir die Aushebung deS KlrchengerichtSbose«. Da» ClNiriim betrachtet die Vorlage als eine Abschlagszahlung, wir al» da» änß rste Zugcständniß. daS überhanpt denkbar st. ES bleibt adzuwarlen, ob die Wähler der EentruuiS- Partei die Fortsetzung des Kampfe» wollen, oder ob sie von den Bischöfen darüber belehrt werden, daß fortan keine Ver- anlastung zum Kampse vorliegt. Die Vertreter der Curie sind viel zu klug, ui» nickt z» wist-n, daß Uebermaß schadet, die Biscköse werden also voraussichtlich in ihre» Hirtenbriesen hren Diöcesanen die erforderliche Belehrung geben. * Leipzig, 23. Februar 1886. * Dem Contreadmiral Freiherr« von Schleinitz, Vorstand de» Hydrographischen Amt» der Admiralität, ist aus Grund seines Gesuches der Abschied unter Verleihung de« CharakterS als Biceadmiral bewilligt. * Der Obcrpräsident der Nheinprovinz, Wirklicher Geheimer Kalh v. Barveleben, feierte am 18. V. Mt. in Cvblcnz rin 50jährige» Dienstjnbiläuin. Don der Stadt Coblenz erhielt er de» Ebrenbürgerbries, von der Kaiserin zwei kostbare Basen, die mit den Bildnisse» dcS Kaisers und der Kaiserin geschmückt sind. * In Angelegenheit der Gerichtskosten schreibt man der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" a»S richterlichen Kreisen: Bei der jüugsteu Versitzung de» JnftizetatS im Abgeordneten Hanse sind auch dir angeblich zu hohen Gcnchlckosten wieder»!» er wütint worden, nnd zwar mit dem Zusatz, daß diise e baupi Diele in jeder Beziehung heilsame Vorschrift ist leider durch die RcichS.Eivilproceßordiiulig außer Kraft gesetzt worden. An ihre Llelle ist da» unbegrenzte richterliche Ermessen nach Maßgabe de» ß. 87 daselbst getreten, welcher nur ein« gänzliche Versagung oder gänzliche Zubilligung deS Reisekostenerstattung-anspruchS, aber keine Einschränkling desselben aus ein billige« Maß zuiäßl» womit keiner «eite der Betheiligten rechl gedient ist. ES wäre eine wahre Wohllha», wenn eine ähnliche, von einem vermittelnden Slandzmncte ausgehende, dem RiMler einen positiven Anhalt gcb-'nde und däS Maß der Erstallungsvsticht deslimml ein- schränkende Vorschrift, wie jcne des ß. 3 deS preußischen Gesetze; vom 2. März 1870. wieder in» Leben gerufen würde. Ob und in weicher Form die- angängig wäre, darüber steht dem Sch eiber diese» kein ilrttieil zu. Er wünschte nur Angesicht« der von gewisser Teste in tendenziöser Weise stet« wiederholten Klagen lider die Höhe der Gerichiskoüc» aus einen zweisello« diese» Klagen Mit zu Grund« liegende» Uebrlstand hinznweiie». welcher bei den bisherigen üstenllichen T Scuijione» noch nicht die Brachiung gesunden Hai. die er vielleicht verdienen düiste, und dessen gesetzliche Ab stillung den Klagen der liier fraglichen Art zu einem guten Theile de» Boden enlzichen würde. * Der preußische Justizminister hat unterm lO. d. M. eine neue Ger ichtLsckreibcrordnu»tZ i» sü»s Abschnitten und 30 Paragraphen erlasten. Ter erste Abschnitt „GenchtS- schreiber" bestimmt im Paragraph l, daß zu dem der Prüsuug vorangehenden Vorbereitungsdienste außer den Miiitair- anwärlcrti und denjenigen Personen, welchen durch aller höchste» Erlaß die Anslellung-berechtigunH beigelegt ist. nur zngelasten werden, wer: da« 18 Lebensjahr vollendet bat, dir sür de» Einjäbrig-Freiwilligendiciist erforderliche wisten- schasliicke Befähigung, die für den GerichtSschrribertienst erforderliche körperliche Rüstigkeit hat und fick mindestens drei Jahre auS eigenen Mitteln oder durch Unterstützung seiner Angehörigen ohne Beihilfe de« Staats zu erhallen iin Stande ist. lieber die Zulassung zum Vorbereitungsdienst entscheidet der OberlankeSgerichlSpräsident. Den Landgerichts- Präsidenten, den Ersten Staatsanwälten und den anssicht- sübrendcn Amtsrichtern liegt die allgemeine Leitung des Vorbereitungsdienstes ob. Prüfu»zScomi»isstonen werden nur bei den Oberlandesgerichten und bei dem Landa.wichk in Hechingrn gebildet. Civilanwärter. welche innerhalb fünf Jahren seit Beginn deS Vorbereitungsdienstes die Prüfung nicht bestehen sind in der Regel zu entlassen * Der badisch« Finanzminister Ellstädter, der von sächüeo icd-oer om, der La.rdbevölteruug emvs»nae» imrde. Der ^en Bra'i„lwein:nonopol - Verhandlungen de» BundcSrath« Grund htcrsüe wurde in der größeren Uudelanittschast der Land- I-ewvhner Mit de» Äostcngcsetzen gesehen. Vielleicht gestatten Sie einen. Richter, der seit vielen Jahren in der Lage gewesen ist, in der hier berührte» Richtung Erfahrungen zu sammeln, z« jenen Klagen einig« Jllusirattoneproben zn liefern, welche zugleich «riehen lassen werden, daß der wahre Grund, weshalb die Landbeväikcru.ig die angebliche Hähe der Gerichtskosten besonders drückend empfindet, aus einem anderen, m. W. bisher noch nicht genügend hervor- gehobenen Umstande beruht, der von der Höhe der GertchlSkosten unabhängig ist. Meni AiiiiSsttz entbehrt eine» Recht,anwall» und liegt circa 15 Kt omeler von der KreiSstodt entfernt. Wenn auch ein 'Anwalt in einer etwa, naher beiegencn Sladt eines andere» Kreise» wohnt, so machen die vieiiachen Beziehungen zum Hauplorl des Kreise» es doch natürlich, daß man, bei Berircluiig^urch einen Anwall über haupt, einen der dort domicilirten wählt. Jede Reise desselben zu einem Termin am hiesigen Amtsgericht kostet über 30 >t, i. W. dreißig Mark Wenn »un beide Parteien sich eine» Anwalts be- dienen, so belaufen sich sür den unterliegenden Theil allein die zu bezahlenden Reisekosten der Anwälte aus über 60 ^i. vorausgesetzt, daß der Proceß in einem Termin erledigt wird, waS fast niemals der Fall ist. ES vervielfacht iich diese Summe um die Zahl jede« weiteren Termin«, so das; bei Abhaltung von 5 Terminen, welcher Fall bei Mitwirkung zweier Anwälte kein seltener ist, allein die Reisekosten da« Maximum der ami,gerichtlichen Zuständigkeit ia der Hauptsache erreichen. Aehnliche Verhältnisse, wie sie im Borstehenden geschildert sind, werden bei viele» kleine», aus dem platte» Lande belegenen Amt«- gerichten, namentlich in den neuen Provinzen, Vorkommen. In den allen Provinzen werden sie seltener zu finden sein, weil die dort von früher der bestehende Organisation die iLoncenirirung der Gerichte in den Städten gestattete. Wenn nun auch ein Amtsrichter, der ein mitsüdlcndcS Herz sür leine in einem mit zwei Anwälten geführten Prrceß unterliegenden Eingesessenen bot, möglichst viele Termine iu solchen Sache» aus einen Tag znsaminenlegen wird, so ist dies doch immer nur in beschränktem Maße möglich, wenn die Verhandlungen Nicht ungebührlich h nau-geichoben werden solle». Außerdem ist nach neuesten Enischeidungen der höchsten Gerichte der Anwoli nicht ver pflichtet, seine Reisekosten über dir verschiedenen, an einem Tage verhandelten Sachen zu vcrtheiien, sondern kann vielmehr die ganzen kosten von demjenigen Erstaltnugspslichttgen beanspruchen, den er de-wegen zuerst ongcdt. Zwar besagt der A 87 der Liv.-Pr.-O., daß die Reisekosten eine, auswärtigen Anwaltes nur dann von dem unterliegenden Theil zu erstatten seien, wenn seine Zuziehung zur zweckentsprechenden RcchlS- Verfolgung oder .Berthcidigung »olhwendiz war. Allein diese Vor- auSietzunq pflegt — w »igstcii, nach meinen Ersahrunaen — gerade mit Rücksicht aus die Rnsticiiät der Parteien stet» vorhanden zu lein oder von der Höheren Instanz angenommen zu werden, wenn ich sie einmal veraeinie. Iq. es wurde die ganze vorerwähnte Schutzvor- schrist nur aus solche Anwälte anwendbar erachtet, welche nicht in der Kreisstadt oder in weiterer Entfernung al, diese dom Gerichissitz wohnten. So wurde eS möglich, daß in einem Proceß. der sich um ein Object von 6 drehte, der verlierende Theil allein 33 -Sl an Reise kosten seine, gegnerischen Anwalt- bezahlen mußte. Die Gericht», kosten erreichten »aiürlich den klagewerth »ich!. Aber der Bedauern». werlhe wird gewiß keinen Unterschied zu machen verstehen und ein begeisterter Anhänger der Agitation gegen die hohen drückenden Gcr'chlSkosten geworden sein. Es schwebt ein Proceß über 1b EI sind beide Parteien durch Anwälte vertreten und K Termine abqehalten. Macht 360 süe den verlierenden Tbeil, während «in Berhältaiß dazu die Gerichts- kosten gar nicht in Betracht komme» I In der Möglichkeit solcher Zustände liegt eine ernste Gefahr der DiSrrediiirung uaierer Proceßkostengesetzgebung. Daß diese Gefahr iHistent ist, beweisen die I.ich! von der Tagetordnung verschwindenden Anklagen wider die angeblich zu hohen Gerichl«kostrn. Für den Einsichligen sind sie. wenigste»« soweit sie die gerichtlichen Proceß- kosten betreffen, unbegründet.. Ihm scheint e, sogar fraglich, ob Nicht dir Proceßkoften im Berhältniß zu den Koftenansätzen sür andere gerichtliche Geichäfle ichon recht, vielleicht zu mäßig sind. Ader da» große Publicum wird nicht unterscheiden zwischen den eigentlichen Gericht,- und den Anwalt,kosten, sondern läßt die erste«» dir Sünden der letzteren büßen. Diese Uebelstände wäre» bi» zum 1. Oktober 1879 durch da» Gesetz vom 2. März 1870, brireffenv die Gebühren der Anwälte x , beseitigt. Dasselbe bestimmte, daß in Processen über Gegenstände bi» zu 100 Thlr. nur 2 Tklr.. bi« zu 300 Ttilr. nur 3 Ihlr., bei böbereu Objecten nur 5 Thlr. sür jeden einzelnen Termin an Reste- kosten de» Anwalt, von dem unterliegenden Gegner zu rrstattcn seien, daß aiitzetdein aber in Processen über nicht mehr als 50 Tblr. solche Reisekosten überhaupt nur dann zu erstatten scieu. wen» die Führung de» Proceffe, durch die Partei selbst gteichsall, zu erstattende außer- gerichtliche Kosten veranlaßt haben würde. nach Karlsruhe zurückgekehrt n?ar. wurda am 18. d MtS. vom Großherzog von Baven .zu längerer BortragSerstattung" empfangen. « » » * Man schreibt nnS auS Warschau, 20. Februar: „Die Verhaftung römisch-katholischer Klostergcistlichcn. welch« am Schluß de« vergangenen MonalS in Lublin begann, ist auch aus das Kamaldulenser-Klostcr in Biclcuiy ausgedehnt morden. Da» letztgenannte Kloster zäblle nur zwei geistliche Insassen, von denen einer am Donnerstag verhaftet und nach dem Innern Rußlands abgesührt wurde. Dem verhafteten Kamaltnlenscr wird ebenso wie den in Lublin verhafteten Dominikaner-Mönchen Schuld gegeben, daß sie sich an der russenf'eiiidliche» Propaganda unter drn Nutdenen bctheiligt haben. — Ein neuer Gesetzentwurf, welcher die Erbfolge der polnischen Grundbesitzer in Litlhanen und Klein-Rußland bclrifst, steht in nächster Zeit seiner Realisirnng entgegen. Demnach sollen Liegenschaslen nur in birecter Succcssion vererbt werben. Von einer andern Art drS Grundstück- crwrrbes sollen die Polen ausgeschlossen sein." * lieber die türkischen Rüstungen wirddrr .Politischen Correspondenz" auS Konstantinopel. t6. Februar, geschrirbcn: Seit einlger Zeit finden beträchtliche Concemriruugen türkischer Streitkräste in der Umgebung von Branja statt. Die betreffenden Truppen kommen von der rumelischen Grenze und man saßt diese Bewegung al- eine Demonstrnlion gegen Serbien ans, zu dem Zwecke, »in den FriedenSschluß zwächen Serbien und Bulgarien zu be schleunigen. Seit ciittgen Tagen circulirt hier da» Gerücht, Fürst Alexander von Bulgarien hätte sich an den Sultan niil dem Ansuchen gewendet, daß ihm im Falle de« Au»brucheS neuer kriegerischer Ber- imckiungcn türkische Truppen zu Hilfe gesendet werden mögen. Dasselbe ist jedoch vollständig unbegründet und ein derartiger Schritt de« Fürsten würde auch mit der bisher von demselben befolgten klugen Politik im Widerspruche stehen, da dadurch nur dem Bestreben Rußland», seine» verloren gegangenen Einfluß in Bulgarien wieder zu gewinnen, mächtiger BoriMub geleistet werden würde. Die Rüstung,maßregeln sür da» Landhcer und die Kriegs marine nehmen ivren ungkstöncn Fortgang. Von de» in Ungarn angckausien 2iXX) Pierden ist bereit» ein Transport vo» 350 Stück hier eingelrofsen. — Mittelst Befehle, de» Marine-MinisteriumS werden die Marine-Reserven aus dem Distrikt von Trapezunt zur Completirung der Bemannungen derjenigen Panzerschiffe, die zum Auslausen bereit sind, eniberuicn. Der Transvoridamvier „Assyr" ist bereit« in See gegangen, »in die erwähnien Reserve-Mannschast«« von Trap-zunI h rber zu trnnsporliren. Vorgestern ist da» erste Paiizerjchiss au« dem hiesigen Hasen in See gestochen. E» war dies der „Mcssud^h", eine« der größten Schlachtschiffe der türkische» Flotte. Dasselbe wird vor de». Fort Lhanak in der Meerenge der Dardanellen Ausstellung nehmen. Admiral Hobart Pascha ist mit der Ovcrleitting der Torvedo- Uebungen belraut worden, die im Hase» von Ismidt stallfinden sollen. Derselbe reist heule nach seinem Bestimmungsorte ab, wo sich bereit» da» Panzerschiff ..Mahiiiiidibh" und die kürzlich au« Europa eingettoffenen Torpedoboote befinden. Die Hebungen werden sowohl Offensiv- wie Defensiv-Operationen zum Gegenstände haben und ver folgen hauptsächlich den Zweck, die ,m Arienai construirien Stahl- netze, weiche die Panzerschiffe gegen die Angriffe der Torpedo» zu schützen bestimmt sind, zu erproben; die Dauer dieser Hebungen ist für ungefähr eine Woche in Aussicht genommen, dann soll der .MahmudiSH" nach der kreteiisiichcii Küste abgehen. Die bei einem deuiiche» Etablissement in Elbing bestellten fünf Torpedoboote werden IOO.OM lürk Psd. koste»; die Häistc dieses Betrage» ist bereit, durch Vermittlung der Bangne Ottomane be zahlt worden, der Rest wird zur Zahlung angewiesen, sobald die Torpedo» au,gelaufen sein werden. Dieselbe» werden nach der Hauptstadt dirigirt und ihre Fahrt wird unter deutscher Flagge erfolgen. Für die an der griechischen Grenze concenteirten türkischen Truppen treffen fortwährend MiiaitionSvorräihe und andere Krieg»« bedlirsniffe in Salomet,i ei». Desgleichen herrscht aus der Eisen bahnlinie Mustasa Paicha-Dedeagalsch große Thäligkcit. * Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Berlin vom 20 Frbruar gemeldet; ,.E» bestätigt fick, daß die KriegS- lust ver Griechen schnell verfliegt, seitdem man dort zu der Erkenntniß gekommen ist. daß von Gladstone nicht mebr Hilfe. als von SaliSdurh zu erwarten ist. Die drohende Hallung, welche Griechenland eingenommen hatte, erscheint mehr nnd mehr al» Einschüchteru» iSversuck, der nun. nach dem damit nickt- erreicht worden, kein günstige» Lickt ans die
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