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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920524017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892052401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892052401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-24
- Monat1892-05
- Jahr1892
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AbonnementSpreiS k der Haupterpedittou ober den i« Etabb- bezirk und Lea Vororten errichteten Aus- aaveslellr» abgeholt: vierteljährlich ^4ch0z vei zweimaliger täglicher Zaftell»»- las Haas » 5Ä. Durch die Potz bezog«, stzr Deutschlaad ,»d Oesterreich: virrl»l>adrltch 6.— Direct, täglich» Kre^baoSseaduag ftts Auslaah: moaatttch 9.—. Di» Morgea-Aasgab» »rschefttt täglich'/,7 Uhr. dt» Alxad-Autgad» Woche» tags b Uhr. Lrdartion „tz Lr-eZMo»: z»tza,»rs«,»« 80 Dt» Irpebtttoa ist Wochentags „unterbrach«» »<»«t »o» früh , bi« «b»d« 7 llh» Filiale»: Vtta Kle»»'s Lortt». (Nlfve» HichaX Uutversitätsstrafi« 1. Laals käiche. »athariaenstr. 14» pari. a»d Ksaitzstzlatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. AnsertioNSp-kV Die 6 gespaltene Petitzeile 20 PfF. Reclamea unter dem Redactioasstrich tigo« spalten) 50-^. aor den Fumilieanacheichte» cdgemalten) «Och. Größer« Schniten laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernjatz Mich höherem Larii- Extra-Veiliigrn (gesalzt). a»r mit der Morgen»Ausgabe, odn« Postbesörderuug 60.—. mit Postbesörderung ^l 70. Xm»ahmeschl«ß siir Zaserale: «beud-Basgade: vormittags lO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- and Festtag« früh S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je rin» halbe Stund« srührr. Inserat» find tzet« an di« Uxpedttta» gn richten. Druck and Verlag von L. Pol» in Leipzig Dienstag den 24. Mai 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntnischuilg. Anläßlich der am 26. diese« Monat« staitfindeuden Enthüllung des Mendelssohndenkmal- wird an genanntem Tage von Vormittage lO Uhr bi- nach beendeter Feierlichkeit dir Vrethonen-Straße von der Larola-Brücke bi- zur Grassi-Straße, die Bi«zart - Straße von der Albert-Brücke bis zur Grassi- Straß» und die zwischen der Mozart- und Beethoven-Straße gelegene Strecke der Simsaa-Straße für alle» Aahrnrrkehr gesperrt. Die Anfahrt zu dem nach der Feierlichkeit slattfindeudeu Loncert kann während dieser Zeit nur am Westportal de- Loncerlhauses rrsolgea. Leipzig, am 81. Mai 1882. Der Math und da» Paliietaxtt her Ltadt Letp,tg. vr. Georgi. Ja Stellvertretung: v. L. 1809. vr. Schmtd. Lekannlmachun-. Die Asphaltirung der Wilitrrgarlenftraße und der von der Mntergartensiraßt bi« an den Eingang zum Dre«dner Bahnhose gelegenen Strecke der vahnhassftraße soll an einen Unternedmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, 8. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, au« und können da eingesehen oh« gegen Entrichtung der Ge bühren im Betrage von SO -H, welch« auch in Briefmarken «ingejendet werden können, entnommen werden. Den unberücksichtigt gebliebenen, aber rechtzeitig aufgetretenen Bewerbern wird diese Gebühr wieder zurückerstatlet, wenn dieselbe innerhalb 8 Tagen nach Bekanntmachung der ersolgten Bergedung zurückverlangt wird. Bezüglich» Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Asphaltirung her Wftitergartrnstrafie" versehen «dendaselbft, und zwar bi« zum ltl. strses Monats b Uhr Nachmittag« «inzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Allgebot« abzu- lehnen. Leipzig, den LI. Mat 1892. De» Mattes her Gta»t Lrtpzi, Io. 2607. Straßeudau-Drputati«». Diebstahls Lekanntmachuug. Gestohlen ward« laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine iktzltnserutzr von Tombak, stark vergoldet, inwendig gravirt: ,J)r. Vola, bltlncken a/I UlUU, 26/11. 1868", am 16. d. M.; 2) eine silberne La«e»-Et»Iinder«hr Mit gravirter Rückseite und Schildchen darauf, einem Riß aus dem Zifferblatt und an hängender kurzer ToublSkctle mit Knebel und Quaste, am 18. d. M.; 3) rin So««rr»berzieher, getragen, von dunkelgrau meliriem, braungestreistem Stoff, mit Slofftragen und Stoffhenkel, einer Reih« dunkler Horiiknöpse. verdeckter Batterie, schwarzwollenem Schooß- und gelblichem Aermelfntter, am 17. d. M.; 4) ein schwarzer Frack, fast neu, mit defektem Stoffhenkel, am 14. d. M.; b) ctrra »m h,»grauer Sammrrftasi. ctrra IS w «ttlel- araurr Lammerftaff, 8—2 w graublau rarrtrter Sommer stoff und 18m «ttlelgrauer Winterstoff, am lb. d. M.; ») S Deckbetten von rolhem Inlett und S Unterbetten mit roth- und weißgeslreiftem Inlett, Anfang Lcloder v. I, 7) ei« Sack Zucker, 100 Irx schwer, signirt: ,F. 3 ", eine Kiste Würfelzucker, signirt: 8.180". und ein Säckchen Kaffee, signirt: 8. 2312", Anfang dieses Monats; 8) ein Handwagen, vierrädrig, dunkelbraun gestrichen, mit Kostenaussad, am 1. December v. I.; 9) rin Handwagen, vierrädrig, mittelgroß, braunaeftrichen, mit Kastenaussatz und der Firma „k. Scdmiät, Lutntracb" (eine Stemmleiste sehlt), am 19. d. M.; 10) ra. löst Stück Nerzfetle, »ugerichtet, seit December v. I.; 11) zwei Ain»»iertel — Hiutertheile — ca. IIS Ktla schwer, ein« derselben mit dem «ingtschatttenen Zeichen „L. dl.", am 4. und bezw. b. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über de« verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lriminal-Ablheilung zur Anzeige za bringen. Leipzig, am 23 Mai 1892. Da» Galtreiamt der Stadt Leipzig. Ja Stellvertretung: vr. Schmid. W. Lekaunlmachung. Verloren gegangen sind die Arbeitsbücher des Handarbeiter« Carl Emtl Jrmler, geb. 16./Ü. 1872 in Dort- muad (Prößdori 1888): des Londitorlehrlings Gearg Arthur Thrtzselins» geb. 89/4. 1874 tu Leipzig (Leipzig 28b'1888); der Arbeiterin v»«a Laune Martha Knackfuß, geb. 22/8.1874 in Leipzig (Leipzig 359 1889); des Molergkdilseu Angnst Lhrtsttan Heinrich Schänsel», geb. 8,5. 1873 in Altona «Leipzig 627/1887); de« «rbeitsburschrn Ernst *«tl Schindradt, geb. 26-/6. 1876 in Stötteritz (Stötteritz 99/1890): des Lithographeagehiise» Friedrich Adals Müler, geb. S./11. 1873 in Sprendlingen iSprrndliagen 1887); de« Zinmierlehrlings Karl Alexander Kühne, geb. 4./L. 187S in Reudnltz (Eonnewitz 15 1889); des Schlosser!,hriiags Friedrich Ferdinand Wilhelm vir, «b. 27 /10. 1874 in Leipzig (Leipzig 656/1889); de« Maurergehtls», G«,r, Lila Hnga JühN», geb. 2L./9. 1871 tu Kleinzschocher (Kleinzschocher 44 1886); de« Maurer,ebtlsev Carl Max vtta Winkler, geb. 8./L. 1872 tn Ltndenau (Liadena, 246 1888); de» Dreheriedrlina« Lckrl Heinrich T«»prah. geb. L1./9. 1876 t» Leipzig Leipzig 1046/1891): . ch der Näherin Marth« Hennt». »b. LS./1. 1874 t» Rrureaduttz (Thonberg l888); de, Malerledrlings Jnltn« Hermann «ürsth. g«b. 24 /6.1874 in Lssaig Lösuia 2 1888); des Udrmacheriehrling« Friedrich Wilhelm Schade, geb. 14./4. 1875 tu Lounewitz (Sonanvitz 5/1889); des Laaiburschen Max Scheffler, ged. 5./11. 1872 l» Plauen («lauen 1887); des Maurergesellen Jatzann Angnst Schnitz«, geb. 17/7. 1872 in Schleaßig /Leipzig 4226 I89l); h« «rbeitsburschen Stu»«lph vtta SchNh, geb. 18./L. 1874 in Reudai» (Leipzig 883-1889): hrs Kürschnergesellen Gearg Angnst Leckelt. geb. 7./». 1872 i» Munsterbkrg (Neiße 1886): ^ ^b. »4./». 1875 HM «tmmmaeselle, vtta Hermann «achmann, ' GMlßMam IKlastmianßaitz 1888); des TischlerlehrlingS Adrian August Hermann vaudewtzuS. geb. l./I2. 1874 in Neuschüiicield ^Leipzig 22l3 1880); des Schlosserlehrlings Franz Richard Jllge, geb. 7./1. 1876 in Paunsdorf (Leipzig 352 1890» und de- Arbcilers Hrrmann Max Schwarze, geb. 20.'?. 1872 in Liildeiiau (Lindcnau 223 1887>. Wir bitten, diese Arbeitsbücher im Ausfindungsfalle Naschmarkt 2, Erdgeschoß adzuliefern. Leipzig, am 20. Mai 1892. Der Aatb der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Peholdt. Vas Studentenftst in Nancy. In den Tagen vom 5. bis zum 8. Juni wird in Nanch ein Studenlensest abgebalten werten, zu welchem alle Uni versitären mit AuSnadme der deutschen Einladungen erkalten baden und welche« Carnot und Loubel, der französische Ministerpräsident, durch ihre Anwesenbeil verberrlichen werden. In einem Lchreiben, welche« der allgemeine Studentcnverein in Nancy an eine Anzahl Äsässer und Lothringer gerichtet hat, wird als ein Hauptzweck des Feste« hervorgchohe», die elsaß-lothringische Universität Nancy zu vertrete», welche der deutschen Universität Straßdurg gegenüber groß und stark gemacht werden solle. Dieses Fest bat somit in erster Linie eine deutschfeindliche Bedeutung, welche durch die Anwesenbeit deS Präsidenten der Republik und de- Ministerpräsidenten noch eine wesentliche Verschärfung erkält. Die Veranstaltung ließe sich durch den Uedermuth der Unternehmer erklären und entschuldigen, aker dazu ist die Sache dock zu ernst, als daß sich die beiden Hauptvertreter der französischen Republik daran amtlich de »heiligen könnten, ohne zu Betrachtungen zu führen, welche für die Franzosen nicht günstig sind. Als die Universität Montpellier vor zwei Jahren ihr 600>äbrigcS Bestehen feierte, nahmen auch deutsche Professoren an dieser Feier Tbeil, und es ist noch in frischer Erinnerung, welche Huldigungen dem Professor Helmboltz in Montpellier dargebracht wurden. Diese .siundgebung trug keine» politischen Charakter, sie war ledigüch eine freiwillige Ckinsthezeugung, welche die Vertreter der Naturwissenschaft einem berühmten College» gewährten Selbst der Chauvinismus hat daran nicht- auszusctzen ver mocht, und wenn er es hier und da d'nnoch versucht hat, so ist er bald von den Franzosen selbst in seine Schranken -r wiesen worden. Di« Kunst wird in Frankreich nicht mit demselben Maße gemessen wie die Wissenschaft, die französischen Maler, welche trotz der an sie gerichteten Einladung der internationalen KuitstauSstcllung in Berlin fern blieben, baden damit bc wiesen, daß sie unter dem Banne bestimmter unklarer Empfindungen des französischen Volkes sieben, welche ihnen verwehren, dem Zuge ihres Herzens Folge zu leisten. Auel, musikalische Aufführungen haben in Frankreich unter politische» Rücksichten zu leiden, wie die Vorgänge bei den ersten Aus sührungen der Oper Lohengrin in Paris bewiesen. Die französische Logik lautet: Weil wir im letzten Kriege gegen Teuiscbland besiegt worden sind, dürfen wir uns weder an Ausstellungen der bildenden Kunst in Deutschland betbeiligen, noch bedeutenden musikalischen deutschen Werken bei uns die ihnen gebührende Beachtung widmen. Dieser Standpunct mag so thöricht und engherzig sein, wie er wolle, er ist in Frankreich als berechtigt anerkannt, und mit dieser Thatsachc müssen wir rechnen. Die Studenten in Nancy geben noch einen Schritt weiter, e lassen die eigentliche Aufgabe der Universitäten, als die wrderer de« Fortschritt- der Menschheit in der Erkenntniß der Wahrheit zu dienen, gänzlich außer Betracht, sie ziebcn eS vor, die äußerliche Stellung einer französischen Universität der benachbarten deutschen gegenüber zur Geltung zu bringen Dagegen wäre nicht- einzuwenden, wenn die französischen Studenten in Nancy ihren Ruhm darin suchten, diese Uni versität zur höchsten wissenschaftlichen Blütbe z» entwickeln so daß auch die deutschen Universitäten dadurch in Schalten gestellt würden. Aber davon ist nichts zu spüren, unter groß und stark scheinen die Studenten in Nancy nur die Macht der Zahl von Leuten anzuseben, welche in Nancy ihre Studien betreiben, und den Glanz von Festlichkeiten, durch welchen der Name der Universität in der Welt bekannt gemacht wird. Man erinnert sich dabei der Vorgänge in Prag wahrend der böhmischen Landesausstellung, wo französische Studenten von czechischen mit Begeisterung aus dem Bahnhof empfangen wurden, und der Gedanke liegt nahe, daß die Studenten von Nancy durch ihr Auftreten bei dem gegenwärtigen Anlaß sich für die in Prag genossene Gastfreundschaft erkenntlich er weisen wollten. DaS Fest in Nancv bat einen starken Juchten geruch, man fühlt sofort die russisch-französische Verbrüderung berau«. Natürlich sind die österreichischen und italienische» Universitäten in die Einladung mit einbegriffen worden. Wo hin sollten sich denn die Herren in Nancy wenden, wenn sie ihr Fest einigermaßen international gestalten wollen? Sie können sich doch nicht allein aus Petersburg, Moskau und Charkow beschränken, denn aus Dorpat werden sie trotz der Zugehörigkeit zu Rußland nicht allzu große« Gewicht legen Aber auch abgesehen vom Deutschen Reiche, giebt es deutsche Universitäten wie Wien, Zürich, da- obengennnnte Dorpat, und an den amerikanischen Universitäten finden auch deutsche Lehrer die ihnen gebührende Beachtung. DaS geplante Fest in Nancy regt ganz ohne Rücksicht au die Taktlosigkeit des dortigen allgemeinen Studentenvereins di« Frage an. ob es jungen Leuten, wr.che ihre Wissenschaft liche Ausbildung fördern wollen, ziemt oder auch nur ge stattet werden darf, auf eigene Hand eine politische Kund aebung zu veranstalten, durch welche die nationalen Gegen sätze verschärft, und die internationalen Beziehungen ver ankert oder behindert werden können. An und für sich betrachtet, wäre gegen die Einladung de« Studentenvrreins an die Commilitonen in der ganzen civilisirteo Welt nicht- einzuwenden, wenn keine Ausnahme gemacht worden wäre Jeder Eingeladene hätte dann ^eie Entscheidung über Annahme oder Ablehnung der Einladung gehabt, und von der Sache wäre nicht mehr Aufhebens gemacht worden, als sie verdient, es wäre rin Studentensest geblieben um da« sich die politisch« Welt nicht zu kümmern hätte Durch de» Ausschluß der deutsche» Studmtro und durch besondere Hervorkehrung des Gegensatzes zwischen Nancy und Straßdurg hat da- Fest aber eine politische Bedeutung gewonnen, und diese ist weit über Gebühr gesteigert durch die Ankündigung, daß Carnot und Loubet dem Feste bei wohnen werden. Die französische Regierung ist sonst durchaus nicht änzsllich in der ErgreiMig von Maßregeln, welche ihr »» Interesse der Aufrechlerballung der Ruhe und Ordnung im Inner» »ud der Beziehungen zu auswärtige» Mächte» erforderlich chcincn. Boulaugcr bat der Rücksicht auf die Sichcrbcil der Republik weichen müssen, und Italien gegenüber Hai Frank reich e« an Rücksichtslosigkeit nicht schic» lassen, um sich desto gefügiger gegen Rußland zu erweisen. Wenn cS der sran- ösischen Negierung darum zu lhun wäre, gute Beziehungen :u Deutschland zu pflegen, so würde sie entweder das Studenleiisest in Nancy, von welchem die deutschen Universitäten ausgeschlossen sind, verholen, oder es wenigsiens nicht durch die Zusage unterstützt haben, daß Carnet unk Loubet dabei gegenwärtig sein werden. Wir crlcnnen auch auS diesem Vorgänge wieder, daß die Regierung in Frankreich nicht die Kraft besitzt, um herrschenden Strömungen erfolgreichen Widerstand zu leisten So wenig AlsonS XU. im Jahre 1884 in Paris gegen öffentliche Be leidigungen geschützt werden konnte, so wenig suhlt sich die gegenwärtige Regierung stark genug, um einem Unfug zu leuern, dessen Folgen gar nicht abzusehen sind. Wenn stancy im Süden Frankreichs läge, dann könnte man die ganze Angelegenheit als unbedeutend mit Stillschweigen über gehe», aber ta cS unmittelbar an ber deutschen Grenze liegt muß man renn doch sagen, daß derartige Kundgebungen die aller gewöhnlichsten internationalen Rücksichten außer Acht lassen. Die französische Regierung ist seil einer Reihe von Jahre» äußerlich bemüht, da« gute Einvernehmen mit Deutschland aufrecht zu erhalten, aber es haben sich >m Laufe ber Zeit o viele Streitfälle ergeben, daß die ganze deutsche Besonnen beit dazu gehörte, um lene Fälle bisher noch immer zu einem Ausgleich zu bringen. Wenn Frankreich die Absicht hat, mit Deutschland in Frieden zu leben, so mag es auch sein Ver Hallen danach einrichten, wenn cS schließlich daraus ankommt, ob die Studenten in Nancy es für angemessen Halle», die Entscheidung über Krieg und Frieden in die Hand zu nehmen, bann ist die französische Regierung nur ein Schalten- pirl, aber keine Einrichtung, dir den Namen Regierung verdient. * XXII. Generalversammlmrg -er Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. i. "Stettin, 2l. Mal. Die Versammlung tritt um 6'/, Uhr im Saale des Loncert- und BereinShaiiseS zusammen. Herr Ad- geordneter Rickert eröffnet die Versammlung. Qberlebrer »r. Meyer-Stettin bearüßl dieselbe tm Namen des poi, nerjchen Verbandes der Gesellschaft. Abgeordneter Rickerl ist erfreut, auch tm Osten einmal eine Versammlung abbalten zu könäen. Die Ge- ellschast hat schwierige Tage hinter sich. Ter Zug der Zeit war ihr nicht günstig. Die Lage der Gesellschaft dal sich gebessert, namentlich in finanzieller Beziehung. Lbwolil die Ausgaben geringer geworden sind, find die Leistungen nichl zurückgegangen. Vorlrage bat die Gesellschaft batten lasten 1889: l(16, >890: 120, l89l: 134. Auch die Zadl der Mitglieder ist gewachsen. 1889 gehörten zu der Gesellschaft 792 Vereine und 2680 Personen, Ende 1891: 818 Vereine und 2792 persönliche Mitglieder. Die Sesellichast hatte eine Lin- nadme von 36 547,25 wovon den Verbänden und Zweigvereinen direct 17187,12 >4 zuslosten. Die llentralstelle verfügt aus den Mitglied,rbeiträgeu nur über ca. 9000 jährlich. Davon werden für die Vortrage verwendet ca. 5500 für die Zeilschrist des Vereins ca. 2500 Die VerwaltungSkosten der Leiitralstelle sind um ca. 6000 jährlich vermindert. Tie Gesellschaft kann ihre Ausgaben nur ausdehnen, wenn die materielle Unterstützung eine größere wird. Leider ist in Deutschland die Lpierwilligkeit für ge- meinnützige Zwecke noch nicht so groß wie in anderen Cullurstoalen. Tie Ziele der Gesellschaft sind derartige, daß Jedermann, welchem Staube, welchem Glauben und welcher politischen Richiung er auch aiigehöre, sie unterstützen kann. Die üssentltchen Verhältnisse er fordern eine Forlflihrung der Schulbildung, und die Unwistendeit und Robheit ist »ine Gefahr für den Staat. In den Arbeiterkreiien ist di» Meinung verbreitet, daß der „Bourgeois" dem Bildung-- drang« de« Arbeiters im Wege stehe. Dar ist ein Jrrlhum. (!« ist ein fernerer Jrrlhum der socialisiischen Führer, daß die „Bour> geosie" die Wissenschaft in den Dienst des Capitols stelle. Tie Wifienschas» ist nur eine und darf nicht in den Dienst einer Partei gestellt werden. Unterricht und Lehre sollen parteilos sein. Redner richtet an alle Wohlhabenden den Appell, die BildungSinstitule all geineiner zu unterstützen, und weist bi» auf die großartigen Opfer, di» in England von Privatleuten für Bildung«zwecke gebracht werde» Unsere Schule mag bester sein als die englische, aber in den Ver anstaltungen für die Bildung der erwachsene» Bevölkerung ist uns England voraus. Wir werden daber nicht müde werden, Alle zur Mitarbeit »nd Untersliitzung auszurusen, und hasten, daß unser Ru nicht erfolglos verhallt. lLebbasier Beifall.) Der zweite Vorsitzende, Herr Sladtralh RS siel-Berlin, giebt unter Verweisung aus den gedruckten Jahresbericht eine Uebersicht über die Thäiigkeit der Geiellichast. Die siebziger Jahre waren siir dir Grlevichait »ine Zeit des Aufschwunges, die achtziger Jahre eine Zeit deS Rückganges, woran in erster Linie die sociale» itämpse schuld waren. Nach Aushebung des SocialisiengesetzeS ha» aus der Seite unserer Gegner die ruhige Arbeit begonnen. In einer großen Zahl von Orten sind ArbeiierdildungSvereine entstanden, allerding- aui einem anderen Grundrisse. Interessant ist eS, daß diese Vereine, z. B. auch die ArbeiterbildungSschule, sich unseren Bestrebungen mehr nähern. Das ist mit Freuden zu begrüßen. Um so rühriger wollen wir den Kamps ausnehmen. Bus die äpecielle Thätigkeit der Gesell schaft übergehend, theilt Redner u. A. mit, daß die Gesellschaft die „Wtrlhschaftlichen Lehren" von Fritz Koelle in 20000 Exemplaren und eine Schrift über die BolkSunterholtungsabende in 3000 Exei». plaren verbreitet hat. Die letztere Schrift Hai den Anstoß zur all gemeinen Aufnahme der vollsunterbaltungsabende gegeben. Tie segensreiche Veranstaltung verdient weitere Ausbreitung. Die Gesell ichait unterstützt die Eentralstell» für Arbeiterwohlfahrt« Einrichtungen mit 500 Jahresbeitrag. Ein großer Theil her Arbeit war dem Bibliothekswesen gewidmet, worüber in einem besonderen vortrage berichtet werden wird Die Geiellschast kommt weiter, und sie wird noch weiter kommen, wenn Alle, die unser« Ziel» billigen, uns unterstützen. (Lebhafter Beifall.) Der Redner der Gesellschaft, l>r. Podlmeyer-Berlin, kann von einem steten Vorwarirdnngen unserer Bestrebungen berichten, was allerdings nicht ziffernmäßig ausgedriickt werden könne. Einen leb haften «»klang dabei, die volksonterhollungsabende ge sunden, dt» »ln socialer Kitt sind Der Kastengeist gebt noch als böser Geist durch unser» Bevölkerung und trennt die Bebildelen und Besitzendes von den Unbemittelten and Ungebildeten Sine gleich brennende Tagesfrag« ist die Jugendfürsorge, die durch die Arbeiterichutzgeietzgebung in den Vordergrund getreten ist. Der Wanderredner könne Wahrheiten ausjprechen, die eia Einheimischer nicht berühren dürfe, und trage Anregungen in die weitesten Bc- völkerungsichichien. Darum sei es schwer zu begreifen, daß Jemand das Waiiderrrednerldum als einen Fluch der Bildungevereine be zeichnet«. Gerade die Wandervorträge find das bene Mittel zur Verbreilniig von Volksbildung, und es wäre sehr vernünftig, wen» die Gesellschaft mehrere Redner aussenden könnt». Dazu aber sind materielle Mille', erforderlich, und es ist daher auch eine Ausgabe des Redner», für die Vefchafiung solcher bemüht zu sein und periön- liche Mitglieder zu erwerben. Da« ist dem Redner auch vielfach gelungen und auch sein Appell au di« Besitzenden findet lebhafte» Bestall. Oberlehrer vr. v. Velde berichtet über die Görlitzer Volks- obende, die unter Theilnahme von Tausenden aus alle» Bevösterungs- schichten abgehalte» worden find. Insbesondere empfiehlt Redner die von den Görlitzer Arbeitgebern in ihren Localen veranstaltete» derartigen Abende. Oberlehrer Gärtner-Breslau theilt dieselben Erfahrungen auS Breslau mit. Ter Vorsitzende Al>geordnei»r Rickert theilt den Rechnung«. revijloiiSberictit mit. Die Wahl der neuen Rechnungsrevtsiona- commission finde» statt. Zu den, Tentralausschuß werde» aus Vorschlag de« Herrn Redacleur Klein-Tanzig mit einhelliger Zu- stimmung der Versammlung durch Acelamalion dinzugewählt die Herren Oberbürgermeister Vr. Baumbach.Danzig, Lireclor Raydi- Lauenburg a. L., Abgeordneter Gerichlsrath Koltsch-Llssa und Rtichstagsabgevrdneler Vr. Rüge-Steglitz. Da« Wort nuiimt daraus Generalsecrelair I. TewS-Berlin zu seinem Vorirage über Bedeutung. Organisation und Aus- breitung der Bolksbibliotheken. Derielbe führte Folgendes auS: Die Literatur ei»es Volkes ist der beste Gradmesfer seiner Cultur, und die üivilisation der Masse» läßt sich nm besten danach beurlheilen, i» welchem Uiistange und in welche, Art sie Belehrung und Unterhaltung aus der Nalionalliteratur schöpfen. In Deutich- land sind zwar die Analphiibelcnzisser» tn den beiden letzte» Jahr- zchulen stark berabgegangen, bet de» preußischen Recrnte» z. B von >871,72 bis Mül 91 von 3,42 Proc. auf 0,84 Proc, aber „lesen" im eigentlichen Sinne des Worte« können viele HunderltausenLe noch nicht. Zu ihnen spricht noch kein Buch, sie stehe» dem geistigen Nalionalgut »och sern. Durch Verbesserung des Vvlksumerrlcht«. einjchiießuch der Foribildungsschul», wird auch ihnen der Zugang zu dem Schristlhum der Nation geöffnet werden Unter den Lesenden greift ein großer Tbeil »ach der Schundliteratur, zum Theil, weil ihre geringe geistige Entwickelung die bessere Lileralur ihnen verschließt, zum Theil, weil die Lolporlag« gerade in der Verbreitung minderwertkiger Schriften sehr eifrig ist Uebergehend u der Frage: Was können die Mitglieder der Gesellschaft sür öerbreitung von Volksbildung, die Bildung« - Vereine wie die persönlichen Mitglieder für die Sache der Vvlkslectüre lhun? führt Redner aus, daß es an guten unterhaltenden Vvlkssck'risten in Deutschland nicht fehle, die belehrende Literatur aber im Vergleich zu derjenigen anderer Völker, z. B. den cnglstchen natiinvisjenschasi- lichen Volksbüchern, zu wünschen übrig laste. Tie beste Förderung der Literatur bestehe darin, daß man für« Haus, sür die ikftreinc und die Volksbiblioiheken dos Gute kaufe und so da« buchhandlerijche und geistige Capital mobil mache Tie Veriorgnng der Gesammt- bevölkerung mit ausreichendem, allen Bcdürsistsse» gerecht werernde» Lesestoff sei nur möglich aus dem Wege der Pvlsbibliolheke». Allerdings werden die Volksbiblioibeken, wie Redner au einem umsangleichen Zahlenmaterial beleuchtet, sebr ungleich stark benutzt; aber der Grund liegt nicht darin, daß i»a» das Institut dort, wo die Benutzung eine geringe ist, als ein an und sür sich versedlleS betrachtet, sondern an Mängeln in der Organisation und Verwaltung derielben, deren Abstellung ungebahnt werden müsse. Bet der Aufbringung der Mittel kommen in erster Liuie die Gemeinden, ferner Vereine, Private, in einzelnen Fällen auch der Staat in Betracht. WaS die Gemeinden i» Deutschland sür diese» Zweck opfern, erscheint geringfügig gegenüber der Aufwendung i» Frankreich, England und Nordamerika. Auch die Lpserwilligkeit von Privalpersonen ist nach den vorliegenden Zahlen dort gröger. In Deulichland haben in erster Linie die BildungSvereine, unter- stützt von de» wirthschaftlichen Verbänden, die Bolksbibliotheken be gründet. Bon Staats wegen sind n. A. im Königreich Sachsen, in Sachsen-Blienburg, Sachsen-Gotha, Anhalt und Württemberg Unter- slützungen gewährt worden. Die Bedeutung der öffentlichen Biblio- tdrken müsse man allen «reisen des Volke« nahe bringen, damit olle sie benutzen und unterstützen; dann werden auch die verzen und die Hände sich öffnen. Bon den 19', Millionen Mark, die in 4 Jahren <1886, 87, 89 und 90) in Preußen sür kirchliche, unterrichtliche und inedicinische Zwecke geschenkt und vermach» sind, sei den öffentliche» Bibliotheken anscheinend nichts zugefiossen, während in England und Nordamerika in einem Jahre Millionen Dollars hergegeden wurden. Für die Einrichtung neuer und die Umgestaltung bereits bestehen der Bibliolbeke» macht Redner eingehende Vorschläge. Der vorgerückten Zeit wegen wird die Debatte über den mit großem Beifall ausgeiiommeiien Bortrag vertagt, und es niminl Herr vr. Meyer das Wort zu seinem Vortrag über die Wichtig keit der Projection-anschauung sür den Unterricht »nd die Belehrung, in weichem derselbe Folgende« auSsührte: Vor zwei Monaten feierten wir den RiOjährrge» Gedenktag d»S Amos Eoineniu«, jenes seltenen Mannes, der zuerst gegenüber der ver kehrten und unftuchtbaren Unterrichts- und Erziehungsweije seiner Zelt daS naturgemäße Princip de« anschaulichen Unterrichts gellend machte. Aber eS ging ihm wie weiland MojcS, der das geivble Land nur von ferne sah. Kein Geringerer als der große Plniosoph Kant mußte erst der Welt beweiien, daß alle unsere Begriffe au« der Anschauung entstammen, Laß Begriffe ohne An schauung leer, allerdings aber auch Anschauungen ohne Begriffe „blind" sind. Und gleich »ach ihm trat Pestalozzi auf, der Vater »nd Be- gründer deS Anschauungsunterrichts, der Man», aus dessen Schultern die heutige Volksschule siebt. Seitdem ist nun der anschauliche Unterricht in den weitesten Kreise», »nd nicht nur in Deulichland, zur Geltung ge kommen, am meiste» allerdings in den Volksschulen, weniger ln de» döderen Schulen. Aber auch hier hat er namentlich durch die neue» Verordnungen diese« Jahres ein» viel größere Ausdehnung erlangt. Ta« Zeichnen, hi» Bildung der Anschauung durch Auge und Hand, ist erdeblich vermebr», der abstracte Grammatik-Unterricht weichl der mündliche,> Hebung, der Anschauung de- Ohre«, dem lebendigen Svrechen und Hören, die Maihemank geht ebenso wie die Natur- Wissenschaften mit dem Zeichnen Hand in Hand. In der Geschichte wird auf eine anschaulich« Aneignung d»S Schauplatzes der Ereignisse viel mehr Gewickt gelegt als aus das Zahlengerippe, welches vordem als uneiitbedrltchste Grundlage erachtet wurde. Da« Hauptgewicht ist aus die vaterländische und namentlich auch aus die Lulturqeschichle gelegt, welche beide bisher nicht genügend berücksichtigt wurden. Darum wird denn auch der Gebrauch charakteristischer Ab bildungen verlangt — und was könnte da» wohl Andere« sein als die Denkmäler und Bilder der Herrscher, die Ruinen und erkallenen Bauien der Vergangenheit, die Kunstwerke verschiedener Zetten und Voller? Zum geographischea Unterricht soll die Anichanung der Formen und räumlichen Verhältnisse der Erdober- flache, diese Grundlage alle« erdkundliche» Unterricht«, nicht mehr blos durch Zeigen und Reden an der Karte, sondern durch die zeichnende Selbstlhätigkeit der Schüler unter Vorgang des Lebrers a>» sichere« Eigentbum erworben werden, namentlich aber die des engeren und wetteren Baterlande«, das uns,a am nächste» liegt; die Entwickelung der geographischea Grundbegriff, aas da»
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