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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-14
- Monat1893-02
- Jahr1893
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VezugS-Prei» k» der Hauptqpedtlio» oder dr» tm Stadt» bezirk u»d den Vororten errichteten Au»« Ladestellen abgeholt: oierteljLdrlich>44.50, bei tweimaUger täglicher Zustellung in« Han» ^lüXO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Leiierreich: vierteliäyrlich >4 L—. Direcle tägliche Kreuzbandjeaduug ins Ausland: n-nnatlich >4 9.—. Tie Morgeu-AuSgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, dt« Abeud-Autgabe Wocheatag« 5 Uhr. Ledaction und Lrpkditiou: AotzanneSgaffr 8. DieEnrdttio» ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet »o» früh 8 dt» Abend» 7 Uhr. Filialen: Oft« Kle«m« Earttm. (Alfretz Hahn), Uatversltätöstrab« 1, -«ui» Löscht, Wlkharineustr. 14, Part, und KSnigsplatz 7. ^°8l. Morgen-Ausgabe. tipMcr.Tagclilalt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeMte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 14. Februar 1893. Anzeigen.PreiS Die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4go- fpalten) 50^, vor den Famtliennachrichteu (6 gespalten) 40^. VrSßere Schriften laut unserem Prell» verzeichiiiß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Ptftra-Beilagen (gesalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe. ohne Lostbeförderung 60—, mit Postbesörderung >4 70.—. Ännahmeschlug für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Marge u-Au»gad«: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh s/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein« Halde Stunde früher. Anzeige« sind stet« an di« Erpstzttta» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Da» 2. Stück de» die-jährigen Gesetz- und Verordnungsblätter sür das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum 28. Februar diese» Jahre» aus dem Raihhausjaale zur Einsicht nahme öffentlich aushäugeu. Dasselbe enthält: Nr. 2. Verordnung über Abänderung der Verordnung vom 21. November 1885, betreffend die Besorgung der in 8. 9 de» Gesetzes vom 21. April 1878 gedachten Ver- tvaltuiigsangelegenheilen; vom 3>. Deccmder 1892. Nr. 3. Bekanntmachung, die anderweite Abgrenzung der katholischen Psarrbezirke Lhemnitz, Zwickau und Anna- bera betreffend; vom 1. Januar 1898. Nr. 4. Bekanntmachung, di« Errichtung eines Königlichen Aichanit«» in Leipzig betreffend; vom 3. Januar 1898. Nr. 5. Bekanntmachung, die Festsetzung des Betrages der für die Naturalverpslegnng der Truppe» im Jahre 1893 zu gewädrcndea Vergütung betreffend; vom 10. Januar 1893. Nr. k. Bekanntmachung, Aenterungen in der Landwehr- bezirks-Eintheilung des Xll. (Königlich Sächsischen) Armee-EorpS betreffend; vom 14. Januar 1898. Nr. 7. Bekanntmachung, einen Nachtrag zu dem Rcvidirten Statut für die Uuioersität Leipzig betreffend; vom 25. Januar 1893. Leipzig, den 11. Februar 1893. Der Rath her Stast Let»zia. vr. Georgt. -rumotegel. Lekanntmachung. Ja dem der Stadtgeineinbe Leipzig gehörigen Eckgebäud« an der Markthalle — NtNchrttizstrafz« Nr. 14 — sind folgende Mielh. räum«, al»: 1) da» an der Brüdersttioße gelegen» vrrkauf»»k»ö>hr 6 von 82,10 am Flächengehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter tm Keuergeschoff behndlichen Lagerraum vo» 21,70 qm; L) da» «» der Ecke der Brüder- und Kurprinzstrabe gelegene VerkaufsgeWslbr v von 58,30 qw Flächeninhalt (ohne Nrbearaum) mit den, darunter im Kellergeschoss befindlichen Lagerraum von 45,50 qw losort aus sech» Jahre zu vermietben. Methgesuch« werden aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß. Zimmer Nr. 8, entgegeuaeuommen. Leipzig -» 2. Fotzruar 1893. Der Ackth der Stadt Letz>ztg. 1)r. Georgt. Krumblegel. Viebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) rin Paar Handnianschcttcn, wetffleii:»», vermuthlich mit dem Zeichen 653 p. 10' «—27, darin rt» Paar goldene Mau- schcttenkuAdfe in der Größe eine» Markstückes, mit kleinem Steen tu der Mitt^ am 6. d. M.; 2) et« Stnlagebuch hirfigcr Sparraffe Nr. 222054 über AHO ^l. aus Gustav Adolf Hellrieael lautend, am 2. d M.; 9) eine «aldeue Laiurnuhr (Anker) mir Fabriknummer 37182, rinr zoldrne Tamen-Sylindrrudr mit cingekritzelter Nr. 34 703 und auhängender Weiher Mctalllelte mit blauer Kugel, rin gol- venrr Granat-Ddrriug, et» galdrner Damrnrin« init der Gravirung »I,. 0. 1871", ei» goldener Lamrnring mit rolhein, 4 sour grsaßten Stein und einem am Goldstempel befindlichen Loch, am 11. v. M.; 4) 6 Deckbett- und 4 kapsktfftnnderzüar, roth und weih Nein carrirt, sämurttich „X. 1).", erster« mit den Nummern 2 und 7—11, letztere mit den Nummern 9—ILgczetchnet, 19 Wkitzlrineuk Bett tücher ,„x. v." und mit den Nummern 7—18 gezeichnet, 8 Deck bett» und 8 Naz»sttffrnüberzüge, roth und weih grob carrirt, ersten „X. k." 9 bezw. 12, letztere „X. P." 8, 8 und 9 gezeichnet, seit Anfang vor. M.: 5) et» Sommrrüberzieher, fast neu, von dunkelbraunem imlirten Stoff, mit Stoffkrngen. schwarzem gestreiften Schooh- und schwarzscideaem Aermcljutlcr, einer Reib« Knöpfe mit verdeckter Batterie «ad Stoffhcnkel init der Firma „Lodort Lluttütti, I-otpuiz". vom 29. Denmber 1892 bi» 7. d. M.: 6) et» Schaltkasten, schwarz gestrichen, l'/i w lang, '/« w breit, Hans Thoma's „Hüter des Thaies". An-grstellt tm hiesigen Kunstvrretn. Der Naturalismus ist eine nothwenvig zu passirende Zwischenstufe für jeden, der zu den wahren Höhen der Kunst emporklimmen will. All« großen Kunstrpochen, alle genialen Kunstheroen haben den Weg ihrer Entwicklung noch über den Naturalismus nedmen wüsten. Darum schmähe uns Keiner unsere modernen Naturalisten: sie sind auf dem besten Wege zu einer großen Kunst. Die direcle Nachahmung der Natur ist und bleibt dir einzige Schule, durch welche der Mensch, tczw. eia Volk, rin Zeitalter sich zu einer großen, freien, selbst- schaffenden Kunst durchringeu kann. — Aber dir bloße Nach ahmung der Natur ist noch nicht die Kuust selber! Hier gilt das Wort eines Engländers: .Die wadre Ausgabe der Kunst ist, eine Weit zu schaffen, nicht, diejenige nachznabmen, welche wir beständig vor unseren Augen haben.' Jedoch das .Schaffen einer Welt' will gelernt sein: .Gott schuf den Menschen ihm rum Bilde'. — Auch der Mensch, welcher Schaffensdrang in sich fühlt, nehme ,stck selbst zum Bilde', den lebenden Menschen und di« um ihn lebende Natur! Durch Nachahmung der gegebenen Schöpfung wird er sich da» technische Könne», da» Handwerk aneignen, vermittelst reffen er rum eigenen .Schaffen einer Well", zur selbst- schöpferischen Kunst vorzudringen vermag, wenn ander» er seiner Ratoranlage nach überhaupt >m Stande ist, seine .organistrende Seele' in eigener persönlicher Production sich manisrsttren zu lasten — »ii», wenn anders er ein Genie ist. Also gaaz neue Welten sind es, dir sich in den Werken genialer Künstler uns offenbaren, neue Welten mit andere» Farben und Können, oll wir sie in der un« umgebenden lebendigen Natur zu sehen gewohnt sind. Daher wird sich der beschränktere Blick de» nicht selbst künstlerisch veranlagten .gewöhnlich«« Sterblichen', der zunächst überhaupt nur dir -»geh«»» Welk der Natur k«»t, in dies» nenen Welte», wi, enthaltend eine Anzahl Dabakpsrisrn, fftgarrenlpitzrn von Weichsel»«!», PseisrnköPse, 3 lederne Sigarrr»°N«»io und andere Nauchutrnsiltrn. am 7. d. M.; 7) ei» Wlnterndkrztrhrr, dunkelblau, mit schwarzem Saminet- kragen, gelbgesireislcm Futter und Perlinulterknvpsen mit verdeckter Batterie, vom 80. v. biö 1. d. M.; 8> eine Holjktstr mit vtargartnc. signlrt: ,u. X. 1647", am 10. d. M.; 91 ein Handwagen, vierrädrig, blau gestrichen, mit neuem, UN- gestrichenen, Lenkscheit, desecter Schraube an einem Hinterrad» und eiserner Sperrleisle, am 7. d. M.; IO) ein Handwagen, zweirädrig, mittelgroh, mit Federn, eisernen Schienen zwischen de» Latten, Bandeisen am linken Arm und eiserner Kette mit Vorlegeschloß, vom 2. bi» 3. d. M. Etwaige Wahrnebmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thüler sind ungesäumt bei unserer Lriininaladtheitung »ur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 18. Februar 1898. Da» Paltzrt-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. 23. OsKentlietw ttanä6l8l6k?an8la1t. Leglao cken LA. 8eliuUulii-e« um 19. Xpill ckl<!,e!i ckuüren. Vis Leite/.cuxni«» cker bildere» XdtlivIIuiiir <Ier Xuskuli (ckreignl>rix;ervur«u«) bervebtigsu rum LinM>irig-b'rei>viUigsn-Vieusr. b'ür .jungo Leute, vvlebo sieb >lvu LsrustitipiinL»!,, dein rum Liizjülirig l>'ruin >Uigv»-vieiM« crvordso >u»l>s», i-it ei» Inebn It>!»eii- aebuktllebvr t ur,»u vou llabrseckauei bsi 84 I.eiirntuucken >u >Ier IVocke läuuoriebtst. voterriobt in allen -üneigso >le> Uuucksl»- nieesinicliatt. t'rauröiiiiwbs unck «utrtiüclie 8prm i,o obliuarvriosli, italieuisi bv uuck »pauieeb« Sprueb« taoultatäv. 8ebulgslck 240 tllr <>»« ckabr. ^uwslckunxsn erdittat rieb cker voteraeiebueto in ckou ^Voobeu- taxsu vou II—12 vbr. LsipriL, im Ledniar 1893. Larl Vokkruw, VIrcetor. Aus Frankreich. X. Parts, II. Februar. Wir haben eine creignißvolle Woche hinter uns. Am DicnSkag hat die Anklagckammer des Pariser AppellhofcS ihre Entscheidung über den Antrag des Untersuchungsrichters gefällt, wonach die Senatoren und Deputirte» Leo» Renault, Devss, Albert Grcvy, B^ral. Ronvier, Baihaut (als ehcmaliger Bautenminister), Antonin Proust, Dugnü de la Fauconncrie, die ehenialigen Deputirten SanS-Leroy und Gobron wegen Bestechlichkeit, dir Herren Charles de LesscpS, Fontane, Cvttu, Blondin und Arton wegen Bestechung vor da- Schwurgericht verwiesen werden sollten. Die Entscheidung der Anklage- kammrr bat dahin gelautet, daß die Herren Rouvier, Leon Renault, DevöS, Albert Grcvy und Eoltu außer Bersolgung gesetzt werden (Ovckonnnncs cks unn liou), daß dagegen die anderen Angeklagten wegen des Verbrechens der Bestechlich keit. resp. der Bestechung zur Aburtheilung vor das Schwur gericht des Seine-Departement- verwiesen werden. Diese Entscheidung hat große- Aussehen erregt und namentlich in den parlamentarischen Kreisen eine bedenkliche Aufregung bcrvorgcrufen, hauptsächlich Wege» der Einstellung de- Ver fahren- gegen den ehemaligen Finanzminister Rouvier, auf dessen Vernichtung eS die verbündeten cvnservativen und demagogischen Hetzer ganz besonder- abgesehen hatten. Die Hetzorgane behaupteten sofort, daß die Regierung einen Druck auf di» Anklagekammer auSgcübt habe, um die günstige Ent scheidung für Herrn Rouvier zu erwirken, der andernfalls mit Enthüllungen der schlimmsten Art gedroht bade, und der boulangistische Deputirte Goussot kündigte an, daß er am anderen Tage die Regierung darüber interpellire» werde, was dieselbe Angesichts der Entscheidung der Anklagckammer zu thu» gedenke. Die Anschuldigung gegen den ehemaligen Finanzniinister Rouvier war bekanntlich, wie die gegen die anderen Deputirten und Senatoren, darauf begründet, daß er von Rcinach Ehecks im Aufträge der Panama-Gesellschaft erhallen haben sollte. Thatsächlich batte der Direktor des Ürcdit-Mobilicr vlasto, bekannt als intimer Freund Rouvier-, sie ihm in den Werken großer schöpferischer Kü»stlrrindivi- dualitäten erschlossen werde» — in die Welten eine« Dürer, eine- Rembrandt, eines Böcklin, eine- Burne-IoneS erst durch allmälige Gewöhnung hineinlebcn müssen. Auch die Werke unseres großen Frankfurter Meisters Hans Thema, deren eine« der bedeutendsten, .Der Hüter de« ThalcS', jetzt im hiesiaen Kunstvrrein zur Au-slellung gelangt ist, sind Spiegel solch einer neu erstandenen Welt, einer Well voller Wunder, an welche zu glauben da- staunende Auge des Neulings erst lernen muß. lind diese- Lernen wird dem Neulinge um so schwerer fallen, al« er in dieser neuen Welt neben den neuen Formen und Farben auch ein viel intensi vere« Seelenleben kennen lernt, al» eS ihm au- seinem eigenen Innern und aus der ihm bekannten Well bewußt geworden ist: Symboli-muS und Mystik. Um sie versieben zu lernen, muß er sich mit Earl dn Prel klar machen, baß da« geniale Kunstschaffen selbst eine .mystische Erscheinung der mensch- lichen Natur" ist. «in unbewußtes Herübergreifen tranSsccn- dentalen Seelenleben» in die Sinnenwclt bei genialen, mit lveit vorgeschobener Empfinduiigsschwclle ausgcstat- tetro Geiste« - Individuen. Wie lann es da verwunderlich sein, daß im genialen Kunstwerk häufig direkte Ab bilder aus jenem höbere», >k»seiligen Seelenleben sich niedergrlrgt finden? Alle genialen Geister haben noch Neigungen zur Mystik gezeigt, selbst wenn sie ausgesprochene „Freigeister" waren: Lee ortrßmes b« tonal,e-nt! So schuf Goetbe den zweiten Theil seines „Faust", Richard Wagner seinen „Parsifal". So leben in den Werken de- großen Niederdeutschen Rembranlt und unseres ibm so »abe ver wandten Schwalzwäldrr« Ha»« Tboma böcbster Naturali-n,»- und tiefster mystischer Syi»boli-mu« in friedlichem Vereine nebeneinander. In wunderbarster Weise zeigt sich die» bei Tboma'- .Hüter des Ihales'. Es ist ein nächtliches SliminungSbild von größter Einfachheit und um so eindringlicherer GemütbS- wirkung seines natursymbolistischen Motivs. I» der Stille der Nacht, einer Nacht, welche nur durch wenige au» nächtig blauende» Woltrnlücken zu uns berüberschimmerndr Sterne magisch erhellt wird, stehen wir aus einsamer, jäh abfallender damals von Reinald 2 EheckS im Betrage von 90 080 FreS. erhallen unk cmcassirt und auf de» beschlagnahmte» Talon- dieser EbeckS hatte sich die Beleichnung „Rvu." besuntcn. woran- gefolgert wurde, daß dieselben in Wirklichkeit für Rouvier bestimmt gcweicn seien, der damit sei» Votum zu Gunsten der Vorlage betreff- der Lotterie-Anleihe der Paimma- Gcsellschast verkauft bade. Herr Rouvier bat nun die Sache in folgender Weise aufgeklärt: Wie er selbst kürzlich aus der Tribüne der Kammer erklärt, habe er 1887 als Eonseil- Präsideiit zur Bekäuipsuiig der boiilangislisck en Bewegung mehr Geld gebraucht, als zur Zeit in der Easse der geheimen Fond- vorhanden war. Er habe daher vo» seinen Freunde» Reinach und Blasio — beidc^damalS angeselieiie, der Regierung ergebene Bankier- — Summen entlehnt und sei mit tciisclbc» übereiiigekomiucn, daß die Zurückerslattung nach einiger Zeit au- de» geheimen Fonds erfolgen solle, vorausgesetzt, daß er Minister bleibe. Als am 3. Deccmbcr 1887 da- Eabinct Rouvier durch da- Eabinct Tirard ersetzt wurde, bade er (d. b. die Easse der aebeimen Fonds) da»» Herrn Vlasto (der den vou Reinach dem Minister gemachten Vorschuß demselbeii zurückgczahll hatte) noch 90 000 Frcs. geschuldet, und als im Toumicr 1888 Reinach von der Panama-Gesellschaft beauftragt war, e,»c Anzahl von Millionen zu verllicile», um dadurch die Gewährung der Autorisation de- Lotierle-Aiilehcn« zu sichern, babc der selbe davon Herrn Vlasto diese 00 000 FrcS. zurlickgezahlt. Diese Erklärung bat Herr Vlasto bestätigt und dcimiach konnte die Aliscynltigliiig gegen Herr» Rouvier, sein Votum für die Ehecks Reinach verkauft zu haben, nicht aufrecht er halten werden. Daß mit vorwisscn Rvuvicr'S Gelder der Paiiama-Gcscllschasl — Ersparnisse der kleinen Leute, welche die große Mehrzahl der Aetionaire bilden — dazu ver wendet worben sind, um Ausgaben der republikanischen Regierung für politische Zwecke zu decken, muß zweifellos die moralischen Principien des ehemaligen Eviiscil-Präsidenten und FinanzministcrS Ronvier in ein bedenkliche- Licht stellen, aber eine gerichtliche Verfolgung desselben konnte dadurch, wie gesagt, nicht motivirt werden. Der Senator und ebemalige Polizeipräfect Leon Renault, der Senator und ehemalige Ackerbauminisier Devc'S und der Senator und ehemalige Gencralgouverueur von Algerien, Albert Grevy, sind von brr Auklagekaiiimer .entlastet' worden, weil der Zusammenhang der ihnen von Reinach gezahlten Beträge mit den Abstimmungen über die Vorlage bezüglich der Lotterie-Anleihe nicht genügend ststaesicÜt werden konnte, so daß ihre Angaben betreff- dieser Zahlungen al- glaub würdig erachtet werden mußten. Die Anklaackammer bat übrigens in ihrer Entscheidung die juristischen Ei»we»d»»gcn, welche die vcrtheibiger der Angeklagten vorgebracht hatten, ganz bei Seite gelassen, so daß jetzt der Eassativuöhof be rufen sein wird, die Fragen bezüglich der Auslegung de- Artikels 18 der Verfassung und betreff- der Anwendung de- Artikel- 177 de- Strafgesetzbuches aus Parlaments mitglieder zu entscheiden, La die vor das Schwur gericht verwiesene» Angeklagten, wenigsten- theilweisc, gegen die Entscheidung der Anklagckaiiiiuer da- Urtheil de- höchste» GerichlühoseS anrusc» werden. Außer den beiden angeführten juristischen Einwendungen wird die Vertheidigung vor dem EaffalionShofe aufs Neue den Einwand der Ver jährung geltend mache,i, den die Anklagelammer au- dem Grunde zurllckgewicsen hat, weil dieselbe dadurch unterbrvcheu worden sei, daß der Generalproeurator schon 189l den Untersuchungsrichter Prinel angewiesen habe, eine Unter suchung über den Krach der Panama-Gesellschaft aiizuslelleu, was der formellen Einleitung einer gerichtlichen Verfolgung der jetzt in Bezug aus die Panama-Asfaire Angeklagten gleich zu erachte» sei. In den juristischen Kreise» wird gerade dieser Frage der Verjährung der 1888 begangene» Verbreche» die größte Bedeutung zugcschriebcn und daraus die Hoffnung gestutzt, daß der EaffaiiouShos den ganzen BcstcchuiigSproceß Niederschlagen werde. Andernfalls werden also der ehemalige Baulenmiuisler und Deputirte Baihaut, der Senator und Gencral-Inspector a. D. Bcral, die Deputirten Autonin Proust BergeShöbe und schauen über ein weite-, ruhendes Thal mit welligen, tämmcrnkgrUiiei, Malten u»b einem Häuslein niedriger Baucrnhütlcii, deren erleuchtete Feiisler als spärliche feurige Puncte zu »US heraufblinke», hinüber aus sanft sich durch unk übereiiiaiirkrschicbendc, in schwärzlichem Grün schlum mernde Waldhilgel Tiefster Friere webt über der Land schaft und senkt sich i» unsere ergriffene Seele, welche scbnend zu erfassen sucht, woher ihr und dem stillen Tbale dieser Friede kam. Da mit einem Male steht er neben u»S, der „Hüter LeS Thaleö", der (Heber diese- be seligenden Friedens. In undurchdringlicher, stählern leuch tender Rüstung, ohne 'Waffe», den Visirhelm in der Linken, in der Rechten die rnhig webende Fahne de- Friedens haltend, das überirdisch erhabene, jugendlich - männliche Haupt, über welchem der b!e»dende Reis einer Aureole schwebt, mit scelenticsen, Blick in die Landschaft gerichtet — so hebt sich die wunderbare, übermenschliche Erscheinung, welche als eine höhere seelische Macht a»S ihre» Augen de» Frieden über dieses Tbal und in unsere Seele auSstrablt, in ehernen Formen und Umriffen von der klare» Nacktluft und dem hinter ihr aufragenden dunklen Tan» ab Wir fühlen e»: wenn sic sich wendet, um in diesem dunkle» Tann zu verschwinden, wird der Friede mit vo» diesem Thalc weichen; da« duftige graue Gewölk am Nachthimmei wird sich zu schwere» Weller» zusammenballcii und mit Stürmen und Tose» über die Thälcr dahinjagen, Angst und Roth in die Hütten der Mensche» «ragend. Doch wie matt bleiben bier Worte gegenüber der Kraft, mit welcher kerMaler-Dickler seiner gesteigertenSliniinuiigSempsin- du»g in Form und Farbe AuSoruck gegeben hat! Der kalte ver stand wird eine»! solchen Werke überhaupt nie nabe kommen; e< will innerlich rmpsunken, im warmen Gemülhe durch- aefühlt sein, wie ein Beelhvven'scheS Adagio oder ein Gr:eg sche« Tongemälde Auch läßt e« sich nicht nach dem Farben- und Formcn-Eanon der landläufigen akademischen Acsthelik und Technik messen: c« ist ja die freie persönliche Schöpfung eine« freien Genies, einer eckt germanischen In- dividualtät, dir sich, jeglichem akademischen Zwange gegen über unbeugsam, sür ihr selbst geschaffene« Weltbild bei ihren (unter Gambetta Minister der schönen Künste) und Dugus de la Fauconnerie (von der Rechten), die rbemaligcn Deputirten SanS-Leroy und Gobron. die Administratoren der Panama-Gesellschaft Charles de LesscpS und Fontane, der Generalsecretair de« Credit Lnvnna,« Blondin und der famose Arton. fall« derselbe di« dabin verhaftet sein sollte, unter der Anklage der Bestechlichkeit resp. der Bestechung im nächsten Monate vor den Pariser Geschworenen erscheinen. Die Herren Besal, Proust, Tugu« de la Fauconnerie und Gobron sind nicht im Stande gewesen, die Mitglieder der Anklage- kanimcr davon zu überzeugen, daß die von Rcinach erhaltenen Check- keinen Einfluß aus ihre Abstimmung gehabt haben, der Cpiiiinislcr Baihaut hat cingestaiidciiermaßc» vo» LcssepS eine Million verlangt als Preis der ministeriellen Vorlage betreff« de« ersten ProjeeleS einer Lotterie-Anleihe und hat thatsächlich daraus eine Abschlagszahlung von 875 000 FreS. erhalten und behalten, obgleich da« Project damals wieder zurück gezogen wurde; der Generalsecretair Blondin hat bei diesem sanderen „Geschäfte" als Vermittler gedient, und der ehemalige DepuUrtc SanS-Leroy ist beschuldigt, Lurch Vermittelung des Arten für seine Stimme zu Gunsten der Vorlage al- Mit glied der mit der Prüfung derselben beauftragten Com mission 200 000 FreS. angenommen zu habe». Al- der Be stechung angeklagl sind Herr Charles von LesscpS und Fontane sowie der vielgenannte Aarvn gen. Arton vor LaS Schwurgericht verwiesen. Diese Entscheidung der Anklagekammer hat also am Mittwoch eine Iiitcrpellatioii des boulangistischen Depu- tirlen Goussot veranlaßt, welche der Cvnseil-Präsioent Ribot sofort aceeplirt bat, in der sicheren Erwartung, von der Majorität der Kammer bei dieser Gelegenbeil ein neues Vertrauensvotum zu erlangen. Da- wäre auch zweifellos der Fall gewesen, wen» nicht ein ganz ilnvorbergesehener Zwischen fall ringetrele» wäre. Der Iuiliziinnistcr Bourgeois hatte de,» boulangistischen Interpellanten gehörig heimgclenchtet, ans da« Energischste den französischen Richterstand gegen dir Schmähungen desselben verlbeidigt und der republikanischen Majorität nochmals zu Gemülhe geführt, daß diese von den .Demagogen der Rechten" mit den boulangistischen Demagogen der äußersten Linken gcmeinschasllich betriebene Hetze zur Ausbeutung der PanamascandaleS lediglich ein gegen die Republik gerichtete- Manöver sei, die Majorität hatte den Minister mit Beisall> überschüttet, und man erwartete als Schluß der Debatte die Veantragung «ine- Vertrauens votums seiten« eines niiiiistcricllen Deputirten, als die Inter vention LeS Herrn Godesroy Cavaignac der Debatte eine uiicrwarlctc Wendung gab. Dieser der gemäßigte» republikanischen Partei angehörende Depnlirle ist der >858 geborene Sohn de- Generals Cavaignac, der als Chef der Cpecutivgewalt in den Iunitagen de« IahreS >848 in dreilagiger blutiger Slraßcnschlacht de» Aufstand der soeiaiislischen Massen besiegte und al» „Retter der Gesell schaft" proelainirt wurde, aber sechs Monat« später ani >0. Deeember in dem Wahlkamps um die Präsidentschaft der Republik dem Prinzen Louis Napoleon, dein nachherigcn Kaiser Napoleon III., »nlerlag. Scho» 1882 zuin Depukirten gewählt, 188.'» im Cabinet Brisso» UnterstaalSscerctair im Krieg« Ministcrilim. war Herr Cavaignac im vorige» Jahre im Minister»»» Loubet Mariiicniinister, trat aber nach kurzer Zeit von diesem Posten zurück, weil er nicht einwilligen wollte, in Dabvineh den Beseblsbaber de- Geschwaders dein Befehls haber der i»i Lanke operircndcn Truppen unlerznorknen. Also dieser in jeder Beziehung «brenwcrthe und in der Kammer hochangeschene Deputirte griff in die Debatte ein und erklärte mit dürre» Worten, daß allerdings der Panama-Scaiidal die rupublikanische Regierung in bedenklicher Weise geschädigt habe, daß die von den ehemalige» Ministerpräsidenten Rouvier und Floguct cinacstaiidencriuasien mit de» Panamageldern unternommenen Manipulationen aus da« Strengste verurtheill werden iiiüßlcu und daß überhaupt da« Land gegen die Wiederholung einer solchen unerhörte» und verbrecherischen Ausbeutung, wie sie in der Panania-Affairc von allen Seite» statlgefuiidc» habe, geschützt werden müsse. Di« Rede de« freien Nalurstudien in ihren heimischen Thälcrn auch ihre eigene Acsthelik und Technik gebildet und jo ihre naive und ursrische, auf den verbildeten Schöngeist freilich vermuthlich etwa« herb und knorrig wirkende Unmittelbarkeit gewahrt hat. Welch uncrnießlichcr Gewinn würde r- für Leipzig sein, wenn cs, dem Vorschläge der MuseumSdircelioii gemäß, da« uiiveraleichlicye, wunderbar fein durchgeführte Gemälde für seine Galerie erwerbe» wollte, che dasselbe, wie schon so viele Werke Thomas, aus Nimmerwiedersehen nach England wandert, wo der von ihm und Seinesgleichen vertretenen ticfgeistigcn Kiinslrichlnilg durch den trotz aller äußeren An lehnung an die italienischen naturalistische» Romantiker LeS LUlallrockiito gleichfalls so recht nationalen.PrärassaelitiömuS" eine« MillaiS, Nossctti, Buriie-Ioiie« schon seit Iahrzebntcn die Wege geebnet sind! Wie geeignet wäre ein solches Werk, auch bei uuS einer tieferen Kunstausfassung Bah» zu brechen und unserem heimische» Kunstsinn neue Impulse zu verleihen! Kunst ist eben nicht nur „Können", wie die alte bequeme Definition behauptet (wie viele« macht sich als Kunstwerk breit, was noch nicht einmal Können zeigt!) — Kunst ist vor Allem geniale« persönliche- Schaffen (no,'qo«r Poesie) an der Haub eine« durch Naturstudium erworbenen technischen Können-; die ästhetischen Principien diese« Schaffens sind bei jedem schöpferischen Genie andere, ihm immaiieute. Sie spiegeln seine Individualität in seinen Werken wider. Wer nach sremden, außer ihm liegenden ästhetischen Prin cipien zu schaffen strebt, gielt seine Individualität und damit einen Tyeil seiner persönlichen Schöpferkraft auf. (XL. Eine vorzügliche Reproduktion de« „Hüters deS ThaleS" i» Phologravure sinket sich in der von Henry Thode bcransgebencn Iboma-Galerie' ausführliche Aufsätze üvrr das Leben und Schaffen des Meisters in den „Graphischen Künsten" XV. Iahig. I. Heft (von Thode) und in der Wiener „Zeitschrift für bildende Kunst' Iahrg. 1892, S. 225 (von Fr. Hermann). In der ersten diesjährigen Nummer der „III. London News" finden Interessenten eine Reihe schöner Reproduktionen nach Werken des Präraffaelitea und Noffetti- Schülers Edw. Burnr-Iones.) -«5.
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