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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930301016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-01
- Monat1893-03
- Jahr1893
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Laut« Lösche, «atharineustr. 14. pari, und KSnig-platz 7. Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Annahmrschluß fir Ä «zeige«: >b«»d->a1gabe: Sormittag« 10 llhr. Elorga»«>n»gab»: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet d» YUialea und Annahmestelle» je ein« halb« Stund« früher. Anzeige», find stet» an dt« Expeditia» »» richte». Drnck uud Verlag von L. P olz t» Leipzig. Mittwoch den 1. Drärz 18S3. 87. Jahrgang. * ^ 2Mk. bei täglich zweimaliger freier Bestellungen für den Monat März auf das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von ^ Zustellung in s Haus nehmen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgasse L- ^ die Filialen: Katharinensträhe 14, Körrigsplatz V and Unrverf s Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen daß Leipziger Tageblatt — zum Preise von 1 Mk. KS ^Buchbiudere^ Arndtftrafte 35 Herr L. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlunq. Peterskirchhof ^ Vritr Gelier, Colonialwaarenhandlung. ^ ' r. - - .... .... ^ ... Pfaffendorzer Ttrafte L ^eri L abgeholt werden: Pfafferldorfer ^^elnrr, Colonialwaarenhandlung. Nanftfches " a. ^„"-elmunn, Colonialwaarenhandlung. DLNafe^ Colou.alwaarcnhaudluug. Wcswla!. »2 H-rr'II, vlttrloU. Cig°---n>Mdlun^ Beethovenftrafte 1 Herr llieoü. 1'eter, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Gocthestrasze) Herr Norm. Ll688ke, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Strafte 11 Herr Lriist Zlrvs, Colonialwaarenhandlung. «öhrftrafte 15 Herr LilunrN Uet/er, Colvnialivaarcnhandlung. Marschnerftrafte 0 Herr 1'rurl 8ellre1her, Trogengeschäft. Nürnberger Strafte 45 Herr A. L. Hbrevlit, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Strafte 35 Herr V. Mster, Cigarrenhandlung. Dz-ne»,tzschochersche Straße 7». in Anger-Crottendorf Herr Rodert Orelner, Zweinaundorfer Strafe 18. rn Plagwitz Herr Zl. ^ ' Marschallstraße 1. Connewitz Frau gelier, Hermannstraße 23, 1. Etage. ' Reudnch He^ g^ii^Veder, Mützengeschäft. Leipziger Straße 6. Nst!7hc »2 «-rlim- Stl°M Hm 0. öa.»ce. C°l°ni°lw°°renlMdlung. Cigarrenhandlung. in Plagwitz Herr - Gohlis Herr Td. RrltL8edv, Mittelstraße 5. » Lindenau Herr L. Kutderlet, Cigarren-Handlung, Markt 22. - Neustadt Herr 1. Heber, Eisenbahnstraße 1. Tlionbera H-rr It. Nllntsell. S-r°be bS. . Volemarsdorf Herr u. X. x»um»nu, C°mad>tr. (Eck- Elisab-thstr.,. Amtliche Belanntmachungen. Bekanntmachung, die Errichtung einer Bezirks,neidestellc im IS. Polizeibezirk (Lrtpzt>»EvdIta, westlicher TkeU) und die veränderte Ab grenzung dieses Bezirks betreffend, vom 1. März d. I. an wird für den IS. Pnltzeibeztrk (Leipzig-Gohlis, westlicher Thell) in den Räumen der 10. Polizei» wache, «eußere Hallejche Straße Rr. 105, »in« besondere BczirkS- mridestrUe errichtet werden, bei welcher von gedachtem Tage ab alle polizeilichen An» und Abmeldungen für dir Bewohner de» 19. Polizei- bezirks zu bewirken sind. Mit Rücksicht hierauf wird vom gleichen Tage an der 19. Polizeibezirk in der Weise erneuert, daß die westlich von der Lindenlhaier-, Unteren Georg-, Schmiede» und Rosenthalstraße ge» legenen Hausercomplexe, sowie diese Straßen selbst zu dem 19. Bezirk hinzugeschlagen werden, während der östlich dieser Straßen gelegene Thetl von Leipzig-Wohlt» wie bisher zum 18. Polizei» bezirk gehört. Leipzig, am 27. Februar 1893. Las Polizriamt der Stadt Leipzig. v. N. 735. Bretschneider. Wegen Reinigung der Räume de» Leihhauses und der Sparcasse werden dies« am vttttwnch, den 8. März L8VS, für den Geschäftsverkehr geschlossen sein. Leipzig, den 1. März >893. TeS NatbS Tcputatton snr Leihhaus und Sparkasse. .Lekanutmachong. Znm Behuf der gegen End« jedes akademischen Halbjahre» zu baltcndcn Revision der Universitäts-Bibliothek werden die Herren Sludtrenden, wetche Bücher aus derjelbea entliehen haben, ausge» sordert, diese am 27 Februar, I. und 2. März gegen Zurückgabe der EmviangSbescheinigungen abzullesern. Die Abliekcrung wird iu der Weist zu geschehen haben, daß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben ä.—-N aujangen, am 27. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstaben ü—L beginnen, am 1. März und die klebrigen am 2. März abtiesern. All« übriges Entleiher werden ausgesordert, die au sie verlieheneu Bücher a« 0., 7. und 8. März zurückzugeben. Während der Revisionszeit (27. Februar bis 11. März incl.) können Bücher nicht auSgeliehcn werden. Der Lejesaal bleibt während derselben geöffnet (Vormittag- 9 bis 1 Uhr. Nachmittags, oußer Sonnabend», 3 bi» 6 Uhr). Leipzig, den 23. Februar 1893. Tie Tirectiou der Universitäts-Bibliothek. Städtische Gewerbeschule ZN Leipzig. Anmeldungen zur Ausnahme für Ostern werden noch dis Ende dieser Woche im Schulgebäude, Wächterstr. 13, Nachmittag- 4 bis 5 Uhr entgegengeiiommen. Leipzig, dea 27. Februar 1893. Ter Lireetor. Architekt P. Schuster. Oell'entlictitt HinxItMotn-aiiZtÄlt. I)i« Xnmsickuiix van ll»ii<II»un«Iebri>nrea, velab« Iiommeml« Ostorv in <iia »11 b- aller Xaoknultnzp« um« ller I.eiirIIna>- uiilkelluo» aintrsten »allen, erbittet »ich ller si'nterreieknete in ller 2eit ram A. bi» mit S. ISNrr, varniitta»« von 1t bin 12'/» Vdr, vamt'gliel, unter pemävlielier VomtsUung ller >v- «umvlllnollen llorei, ihre Herren ?rinri>>,Ie. vn» ietrt« 8cdui- reiigmi»» oller llio t7en,url>,t« lle» Seblller» ist bei llie»er Oe- le^eudeit vorrulexav. IVitbrenll ller ^6>Iaebten ^eit verlleu »uek Xnmelllung^-n kür llen «lo)llkrineu kaelievlssensebnstllelien < ursus entzxe^en- «renommvn, »u »e.Iebom »ieli Ilnnllluogsletirllan« betbeili^-n Ii> »neu, lli« im Lesitr« lles /eulr»is»e« Nlr lli« visseiisckaltliebo liefalii^uvze »um kliajitbrm-k>ei«i>iiffevlliell»t« »ioll. vatorricbt 10 8tuo leu rrdebentlick. ekul^slll SO -lli 1«ip»i», iw ?«bru»r 1893. 6»rl TVolkrnm, virsotor. Äus Frankreich. X. Parts, 27. Februar. Die Bedeutung der Wabl de» Herrn Iule» fferrv zum Präsidenten des Senat» bade ich in meinem letzten Briefe gekennzeichnet. B » zum letzten Augenblicke batten die cvalirten Freunde de» ehemaligen (Honseil-Präsidenten die Hoffnung nickt ausgegeben, daß es ihren Drohungen und Jutrrguen gelingen «erde, den Senat rinzuschüchtern und di« Ernennung deS ebenso gefürchteten als gehaßten Manne» auf einen der einflußreichsten Posten zu verhindern. Ader die republikanische Majorität de- Senate- .hat sich dadurch in ihrem Entschluß nicht irre machen lassen, und nur rin kleiner Theil derselben bat au» persönlichen Gründen an der Eandidatur de- Bank- gouverneurS Magnin festgehalten, der genau dieselbe politische Parteistcllung wie Ferry hat, dessen Wahl aber au- nahe liegenden Gründen dem Präsidenten der Republik Earnot angenehm gewesen wäre und als eine Befestigung der Stellung desselben Halle betrachtet werden müssen. Herr Magnin hat schließlich 20Stimmen erhallen, während die monarchische Rechte ihre 39 Stimmen auf ibren Fractionsvorsitzenden de Kerdrel ver einigt halte und Herr ZulcS Kerry mit 148 Stimmen als Sieger auSderUrnebervorging. Ferry, dcrimSenaleanwesendwar.bat sofort selbst die Nachricht von seiner Wahl dem Präsidenten Carnot.telephonirl und sich sodann beeilt, dem SlaatSchef im Elysöe-Palaste seinen Besuch abzustalten, um dadurch gleichsam gegen die Herrn Carnot feindliche Auslegung seiner Wahl zu protestiren. Wie Herr Ferry selbst erzählte, hat er Herrn Carnot die Versicherung überbrachl, daß er cs alö die Hauptaufgabe seiner neuen Stellung betrachte, die Negierung der Republik zu unterstützen und seinen ganzen Einfluß aufzubicten, um zur Befestigung derselben beizutragcn. Am Montag wird der neue Präsident seine Antrittsrede hatten und dabei jedenfalls die Gelegenheit benutzen, um den übertriebenen Hoffnungen und Befürchtungen cntgcgen- rutreten, welche seine Wahl hervorgerusen hat. Wie ich bereits Hervorgeboben habe, wird die unmittelbare Folge der „mulbigen Tbal" de- Senates darin besteben, daß die republikanische Partei in de» Kammern wie im ganzen Lande sich dazu aufrafft, den Demagogen von ver Linken und von der Rechten, welche sich einbilden, mittelst des Panama- ScandaleS die republikanische Negierung stürzen zu können, energisch entgegenzutrelen und daS Handwerk zu legen. Die Deputirtenkammer hat in ihren letzten Sitzungen die beiden Borlagen, bezüglich der Reform der Gewerbesteuer und betreffs Einführung einer neuen Börseusteucr nach langen und heftigen Debatten angenommen. Durch das erstcre Gesetz werden die großen Magazine in einer gi»z unerhörten Weise belastet, ohne daß die kleineren Geschäfte gleichzeitig entlastet werden, und die Börscnsteucr muß die Unterdrückung der „Zubuße", d. h. de» seil Menschengedcnlcn tolerirten, wenngleich ungesetzlichen Bestandes eines freien Marktes neben den privilcgirten s^onts lle eliange zur Folge babcn. Es bedeutet daS eine vollständige Umgestaltung deS Pariser Marktes, welche den anderen Börsenplätzen, nament lich London, Berlin und auch Brüssel, zu gute kvmnic» wird, wobei cs freilich noch nicht ausgeschlossen ist, daß der Senat ein Einsehen hat und die beiden Vorlagen gründlich abändert. Dieser Tage bat die Kammer noch eine neue Steuer ein geführt, indem sie einen Antrag deS Deputirtcn Robert Mitckell angenommen bat, wonach Jeder, der seinen Diener eine Livrlee tragen läßt, eine jährliche Ta^r von 20 FrcS. zahlen soll. Ter Antragsteller versäumte nicht, die demo kratische Bedeutung dieser Maßregel ins Licht zu stellen. Der Berichterstatter Poincarrö, der eS dem Vorredner an Geist glcichzutbun suchte, wandte ein, daß der Begriff der Livree bieder nicht zur Genüge sestgestellt worden sei. Trüge eine solche vielleicht auch der Cavalier, der die Farbe seiner Dame annimmt? Wäre das Band, das eine Neuvermählte an die Hochzeiiszäste rertheilt, als Livree zu betrachten? Die Kammer lachte, obgleich ibr der Vergleich etwas gezwungen scheinen mochte. De LanjuinaiS erhob sich gegen daS System der LuxuSstcuern, das die Kammer einsübren zu wollen scheine. Wenn man die Livröen und (ebcnsallS nach lein Anträge Rob. Mitchell'S) die Clav irre besteuere, warum dann nicht auch den Geigen und Contrebässen, den Kub- alockcn und den Cylinderbüten eine Abgabe auserlegen? Mitchell antwortete dem Berichterstatter, man möge eS dem FiscuS überlassen, zu entscheiden, wer eine Livree trägt und wer nicht; rrwerte seine Leute wobl zu erkenne» wissen; und mit 215 gegen 20l Stimmen wurde der Vorschlag angenommen. Eines der ältesten Mitglieder der Kammer, der 78 jährige Herr v. Laeretclle, entwickelte daraus ein sogenannte« patrio tische- Amendement, wonach jede ausländische Person, welche in den Dienst einer französischen Familie tritt, mit einer Tape von 50 FrcS. belegt werden soll. Obgleich der alle Herr seinen Vorschlag durch patriotische Phrasen unterstützte, wurde derselbe doch nach einer kurzen Bemerkung de» Refe renten abgelchnt. Tie Tausende ron deutschen Gouvernanten, Kammerzofen, Köchinnen und Dienstmädchen, welche sich in Pari« befinden, werden demnach noch verschont bleiben, bi« da« neue Fremdcnaesetz »u Stande kommt, dessen Entwurf augenblicklich von emer Commission berathen wird und worin die Einführung einer Fremdentaxe vorgc,eheo ist. Deutsches Reich. - Berlin, 28. Februar. Im Wahlkreise Liegvitz ist p! konservative Partei vor den Antisemiten dahin- gc chwunken, w:e Schnee vor der Märzensonnc; dir „Kreuz- ieilung" lameutirt über die Begehrlichkeit de« großgefuttcUel, Hausgenossen und ein Antisemit setzt auseinander, daß die C.'iiservativei, eine pbysisch und moralisch degcnerirle Gesell- schaff seien. Dies zehn Wochen nach dem Hellslage aus Tivoli, wo man den antisemitischen Strom in das tiese conservative Bett geleitet zu habe» glaubte. Es ist rewt interessant, sich wieder z» vergegenwärtigen, wie optlMlstl,ch und — naiv die Conservaliven damals über den Anti semitismus dachten. Der Hauptredner und von der „Kreuzzeitung" ausdrücklich als klassischer Interpret der Meinungen deö Parteitag» gekennzeichnete vr. Klastng- Bielefeld läßt sich dem stenographischen Berichte zufolge svlgeiiderniaßen vernehmen: „Wir haben eS dadurch, daß wir die anlisemitische Bewegung führen, in der Hand, sie die richtigen Wege zu leiten, daß die Schwarmgeister nicht zur Herrschaft kommen. Die Ausschreitungen deS Anli- lemiliSmuS baben zur Ursache, daß daS antisemitische Volk lechzt nach Führung; fehlen diesem die richtigen Führer, so wählt eS unrichtig und die Folgen ergebe» sich von selbst. Ich habe die feste Ucberzcugung, daß die aittisemilische Be wegung sofort in die richtigen Bahnen eingelenkt wirk, sobald die conservative Partei die Führung in die Hand nimmt. (Stürmisches Bravo.) Meine Herren, weil mit Naturnothwendigkeit die Auswüchse des Antisemitismus verschwinden müssen, sobald die Führung die richtige ist, deshalb bedürfen wir »ach meiner (Überzeugung keines Satzes i» unserem Programm, der die Verurtbcilung dieses Auswuchses zum Gegenstände hat. Ich würde das schon taktisch für unrichtig halten, denn wie ich mir schon zu be merken erlaubte — und auS Ihrem Beifall entnahm ich die Zustimmung — schickt sich die conservative Partei an, sich der elementaren 5Sraft dieser VolkSstimmung zu bemäch tigen (!). Es wäre unrichtig, diese große Maste der Bevöl kerung in dieser Hinsicht unnöthigerweije vor den Kopf zu stoßen. Wir würden dadurch namentlich daö erreiche», daß der gute conservative Kern, der in der antisemitschen Be wegung steckt, zurückgedrängt würbe zu Gunsten deS un- conservativcn Antisemitismus. Gerade den Herren, welche in der dankcnSwerihcstcn Weise eS sich zur Aufgabe machen, den iiolhweiikigen Contact zwischen der conscrvativen und der antisemitischen Bewegung aufrecht zu erhalten, welche eS für ihre Hauptaufgabe anscben, die anti semitische Bewegung im konservativen Geiste zu halten, gerade diesen Herren entziehen wir jede» Boden für die Möglichkeit ihre- WeiterwirkcnS. Diese Herren werten i» dem Augenblicke unmöglich, namentlich in kein Sinne ihres bl-hcriaen Wirken« unmöglich, wo bie conservative Partei ohne Noth eine so scharf poiiitirte Stellung gegenüber dem Antisemitismus einiiimntt." So der conservative Wortführer am 8. December 1892. Wie sich die conservative Partei „der elementaren Kraft" dieser Volksstimmung „heinächlizl" hat, liegt vor Augen: genau so, wie jener Soldat sich eines Gesangencn bemächtigt batte, der ihn nicht loS ließ. Oi Berlin, 28.Februar. Der Verband der Gast, und Sckankw.rthe Berlins und Umgegend Halle auf gelter,> Abend nach den Concordia-Festsälen eine öffentliche Versammlung der Gast- und Schaiilwirthe rinberufen, die , vrtllceri,cn »Malaien* "ste» Puncte hielt der Synk'cuS de« V rbandeS Rechtsanwalt De. Schöps, da- einleitende Resolution I. „Die beut» in den Eoncordii^Sälen in der Andrearstraß, 04 taaend», von wekr als 1500 Perlenen besuchte Venammluna von C-t,ankw,r,I,,n Berlin« und Umgehend erklärt bi.rdurch ^«!»e « «'«"»vilrtig für «ertm und den Reaierunas- besiedenden Verordnungen über die PolOeis,und« sur nicht mehr zeitgemäß und die Abänderung derselben lur drineend VM«. Ichteunlgst ein, Abänderung dorzuuehmen, und zwar durch Linsührung einer einheitlichen Polizeistunde für Berlin und den Regierungsbezirk Potsdam, bi« 12 Uhr bestehend. Sie weisen daraus bin, daß die gegenwärtige ungleichmäßige Handhabung der Polizeistunde einen beständigen Herd größter Er- bitterung und tiefster Unzufriedenheit in den Kreisen der Gast- und Sckiankwirthe bildet, insbesondere tin Hinblick daraus, daß Inhaber großer LasSS mit notorilch berüchtigtem Verkehr die ganz« Nacht offen halten dürsen, während der Schankwirth, welcher «ine» an- ständigen, «hrenhasteo Verkehr hat, schon um ^1 Uhr schließen muß. Resolution II. „In Erwägung, daß die Zustande im Flalchcnbierverkonk seitens der Brauereien iininer uuhaitbarcr geworden sind und dieser für unser Gast- und SchankwirtliSgewerbe die Lenkbar größte Eon» currenz im Gesolge hat, ^protestirte» die beule in den Concordia» Sälen versammelten Elast» »nd Schankwirthc eiitichicden grgen die schwere Schädigung ihres Gewerbebetriebes durch den Schleuder» Flaschenbierhaudel und Abgabe von Bier in Gebinde» an Privat» leute seitens der Brauereien, und halten es einer Brauerei sür un würdig, ihre eigenen Abnehmer in der Weise zu schädigen. Ta der Gail- und Schankniirlh zur Zeit so wie so schon unter der Ungunst der wirthschaflüchen Berdälimffe, den stetig wachsenden Steuerlasten, der nun jetzt in Kraft tretenden Belriebssteuer, den enormen Miethspreisen rc. stark zu leiden hat, so iprechen sie ihre Ueberzeugung dahin auS, daß die Existenz zahlreicher braver Gest und Schankwirthe durch dir Schleudrr-Concurrenz der Brauereien nicht mehr untergraben wird und nur eine gänzliche Einstellung des FlaschenbiervcrkauseS und der Abgabe von Bier in Gebinden an Privatleute seitens der Brauereien im Stande wäre, unsere Existenz noch ausrecht zu erhalten. ES verpflichten sich daher die heute hier versammelten Gast, und Schankwirthe, gegen diese sie so schwer schädigende Concurrenz der Brauereien mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mittel» an» zukämpsen." V. Berlin, 28. Februar. (Telegramm.) Der „Reichs- anzeiger" publicirt in der 2. Beilage ein Berzeichniß von Waarcn, für welche bei der Einführung in die Schweiz Ursprungszeugnisse erforderlich sind. Weiter meldet der „Ncichöanzciger", die Frage, ob sich eine Verlegung der Sommerfcricn an den höheren Lehranstalten inder Weise empfehle, daß sie wie in der Nbeinprovinz in der Mitte deS August beginnen, sei nacy eingebender Prüfung vom CuItuSnilnister verneint worden. Tie Provinziai- Schulcollcgieu seien ermächtigt, mit der Anordnung der Schulferien für daS Schuljahr 1893/94 in gewohnter Weise vvrzugehcn. — Am 1. April werden eS zwei Jahre, daß die Com mission für daS Bürgerliche Gesetzbuch, damals unter dem Vorsitz des Staatssecrctairö im Rcichs-Justizanit und jetzigen Präsidenten des Reichsgerichts von Oebl- schläger, ihre Thätigkeit begonnen hat. Diese war im ganzen auf zwei Jahre veranschlagt. Bis jetzt ist die Com- misston bis zum L. 868 gelangt, während im ganzen weit über zweitausend Paragraphen zu erledigen sind, die noch die allerschwersten Ausgaben für die Commission umfasse». ES wird jetzt allgemein angenommen, daß zur Abwickelung der Gcsammtaufgabe noch mindestens drei Jahre er forderlich sind. Es wird demnach vielleicht eine Anzahl von Jahren im neuen Jahrbundert vergeben, bi» daS Bürgerliche Gesetzbuch Rechtskraft im Deutschen Reiche gewinnt. — Die Regierung in Düsseldorf bat die Kreis schul- inspectorcn ihre« Bezirk« daraus aufmerksam gemacht, daß durch die Theilnahme der Schuljugend an kirch lichen Verrichtungen die festgesetzte Schulordnung keine Störung erleiden dürfe, die Aussetzung oder Verlegung der llnterrichtsslunden am „Tage de« ewigen Gebet«" also un zulässig sei. auch als Bedürsniß nicht anerkannt werden könne, da die Schuljugend an diesem Tage auch außer der Schulzeit binreicbend Gelegenheit habe, an dem Gottesdienste in der Kirche Ihcilzunebmen, und in den weitaus meisten Kreisen deS Bezirks zu dem genannten Zwecke keinerlei Aendcruna in der Schulordnung erfolge. Die „Germ." ist über diese Ver fügung in Aufregung und eifert: „Die Feier de» ewigen Gebetes ist für katholische Gemeinden eine der beliebtesten und schönsten Andachten, an welcher Jung und Alt iheilnimml. Und da kommt «ine Bersügung vom grünen Tisch, welche von oben herab decretirt, auch nur eine kurze Unterbrechung de« Unierrichte« bedus- Beiwvhnung der Schulkinder am Gottes» dlensle diese» Tage« könne nicht als Bedüriniß anerkannl werden!! kennt besser das Bedürsniß, die katholischen Eltern, Geistlichen und lehrer, oder die Bureaukratie? Aber der Unterricht leidet! schrecklich, wenn eine Stunde im Jobr» iür Schreiben oder Lesen ^"vren geh«, „nd diese zur Hebung und Stärkung de« religiösen "tivu^ttn« und Gefühl» der Kinder verwandt wirb!" »Wa» sagt der Herr CultuSminister dazu?" fragt schließ lich da» ultramonlane Blatt. Vermutblich, meint di« ,B. Z.*,
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