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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189505125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-12
- Monat1895-05
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1895
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Bezugs-Preis z> ber Hauptexpebttton oder den im Stadt« bezirk und den Borortrn errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährliches.«), bei zweimaliger täglicher Zustellung ius Haus e 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierteliährlich e 6.—. Directe tägliche Kreuzbaadiraduag ins Ausland: monatlich e 7.50. Dir Morgen-Ausgabe erscheint täglichmit Aus nahme nach Sonn- und Festtagen '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- 5 Uhr. Ne-action und ErpeLitiou: Johannesgasse 8. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Filiale«: Otto Klemm» Tortim. («lfre» Hahn), UniversitätSstraße 1, Louis Lösche» «atharineustr. 14, Part, und König-Platz 7. Wgcr JagtblaÜ Anzeiger. Organfiir Politik,Localgeschichte,Handels-undGeschäftsverkehr. 234. Sonntag den 12. Mai 1895. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrtch (4g» spalten) 50-H, vor den Familiennachrichten (8 gespalten) 40/H. Größer« Schriften laut unseren: Preis- verzrichaiß. Tabellarischer and Ziffer asatz nach höherem Tarif. Extra'Beilagen (gesalzt), n ar mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrderuug SO.—, mit Postbesördernag ^tl ?0.—. A«uahMschl«ß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag« 4lU»r. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Berlag von E. Polz ft» Leipzig. 89. Jahrgang Die Nächste Nummer erscheint am Montag AAnd. « , Anzeigen für diese Nummer, welche in erweitertem Umfange nusgegeben wird, werden bis Mou ag Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Sitzung -er Stadtverordneten, Mittwoch, den 15. Mat 1895, Abends «'/. Uhr im Sitzungssaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht des Bau-, bez. Oekonomie- und VerfassungSauSschusses über Conto 10 Wohlfahrtspolizei", Pos. 2, 13d. 21-24. 54, 55, 80, 83, 92—99, sowie Conto 36 und Specialbudget „Wasserwerk sammt Fonds" des HauShaltplaues aus das Jahr 1895. II. Bericht des Bau-AusschusseS über: n. Specialbudgrt „Städttsche Bolksschuleu" Pos. 43, 252—291, Specialbudget „Städtisches Krankenhaus zu St. Jakob" Pos. 61, 63, 74, 92. Special- budget „Krankenhaus zu Leipzig-Plagwitz" Pos. 22 des Haushaltplanes auf das Jahr 1895; d. Herstellungen an der Centralheizungsanlage in der Thomasschule; e. An- bringung von Sicherheitsthüren an die Eingänge zu den im ersten Obergeschosse des Gebäudes Kurprinzstrabe Nr. 14 befindliche» Räumen der Gasanstalts-Berwaltung; <1. Eindeckung des östlichen Zwischenbaues des Leihhaus- und Sparcassengebäudes; e. Einführung der Wasserleitung in die Straße VIII in Leipzig-Connewitz, von der Südstraße ab bis zur Kreuzung mit Straße k'; t'. Einführung der Wasser leitung in die an der Könneritzstraße in Leipzig-Schleußig gelegenen Gärten des Vereins für Gesundheitspflege in Leipzig- Plagwitz rc.; Einführung der Wasserleitung in die Schreker- garten am Schleußiger Weg rc. III. Bericht des Bau- und Finanzausschusses über: Anschaffung einer Reservemaschine und eines Ammoniakcompressors für die Kühlanlage der Markthalle. IV. Bericht des Finanzausschusses über: u. Erlaß einer von der Ortskrankencasse für Leipzig und Umgegend zu zahlenden Besitzwechselabgabe rc.; d. Gewährung eines außerordentlichen Beitrages an den Verein zur Errichtung und Unterhaltung eines Kinderkrankenhauses; e. Gewährung von 3YO^l zudem am 16. Juni d. I. hier stattfindenden Gauseste des Gaurs Sachsen de» Deutschen Radfahrer-Bundes. V. Bericht des Schul- und Finanzausschusses über Beschaffung von Lehrmitteln für die XIII. Bürgerschule. VI. Bericht des Oekonomie- und Finanzausschüsse» über Wege- herstellung für die projeetirte Anlage kleiner Familiengärten aus den städtischen Parcellen Nr. 706 und 707 des Flurbuchs für Leipzig-Lindenau. VH. Bericht des OekonomieauSschusses über Conto 25 „Mühlen und Wehre" Pos. 3, 8—14 und Conto 34 „Räume und Plätze" des Haushaltplanes auf das Jahr 1895. Bekanntmachung. Das 14. Stück des diesjährigen Reichsgesetzblattes ist bei uns eingegangen und wird bis zum 4. Juni d. I. auf dem Rathhaus saale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2226. Bekanntmachung, betreffend die Anzeigrpslicht für die Schweineseuche, dir Schweinepest und den Rothlauf der Schweine. Vom 6. Mai 1895. Leipzig, den 8. Mai 1895. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die im Connewitzer Reviere im sogen. Pfarrholze vor der weißen Brücke an der Connewitzer Linie gelegene Lache soll aus- gefüllt werden. Asche, AuSschachtnngSerdc ohne Steine. Dünger, Kehricht und Schlamm können daher bis auf Weiteres dort ab- geladen werden. Für jedes 2jpännige Fuder wird eine Entschädigung von 30 gewährt. Dagegen ist die Ablagerung von anderen Abfällen und Mate rialien aller Art streng untersagt. Zuwiderhandlungen werden so- wohl an Denjenigen, die verbotenes Material abladen, als auch an Denjenigen, die den Auftrag dazu ertbeilt haben, mit Geldstrafen bis zu 60 oder Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Den Anordnungen des von uns akigestellten Aufsehers ist bezügl der An» und Nbfuhre, sowie des Abladens unbedingt Folge zu leisten Leipzig, den 9. Mai 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Io. 1976. vr. Georgi. Etz. Bekanntmachung. Die öffentttch ausgeschriebenen Zimmerer-, Asphalt-, Stein metz- und WasserlettungSarbeiten für den Neubau auf dem Areale des alten Gewandhauses hier sind vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher auS ihren bezügl. Angeboten hierdurch entlassen. Leipzig, den 4. Mai 1895. 1855 Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 670 vr. Georgi. Etz. Bekanntmachung. Tie Herstellung von Fußwegen von der Parkstraße durch die Anlagen nach dem Blücherplatze und von der Promenade nach dem alten Theater aus rechteckig behauenen Mosaiksteinrn soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung, Rathhaus. 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche auch in Briefmarken ein- gejendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Masattfujzmegc durch die Anlagen an» Blüchcrplatze nnd am alten Theater" versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 22. dsS. MtS., 5 Uhr Nachmittags eiozureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulrhnen. Leipzig, den 10. Mai 1895. DeS RathcS der Stadt Leipzig Io. 2023. StrnftcnbniiVctiiitiitili,,. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können in unserem Melde amte. Wächterstraße Nr. 5, 1. Etage, an» 14. nnd 15. diese- Monat» in Abtheiluna I, Buchstabe v (für bleibende Einwohner) nur dringlich« Geschäfte erledigt werden. Leipzig, am 6. Mai 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. v. L.2038. Bretschneider. H Vermiethungen. In den nachbezeichneten, der Stadtgrmeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethräume gegen vlertrl« bez. halb jährige Kündigung zu vermiethen: 1) RathhanSgebäude — Wein-Kellerei —, 2) Alte Börse — Naschmarkt — BerkaufSgewölbe Nr. 3, 3) Grimma'sche Stratze Nr. 8, eine große Wohnung im 3. Obergeschoß, 4) Reichsftratze Nr. 7 ». ein Berkaufsladen im Erdgeschoß, d. eine Wohnung im 3. Obergeschoß, 5) Neumarkt Nr. 11» eine Wohnung im 5. Obergeschoß, Hintergebäude, 6) Fürsteristratze Nr. 19, eine Wohnung im 1. Obergeschoß, 7) Simsonstratze Nr. 19, eine Wohnung im Erdgeschoß, 8) GrmeindeamtSstratze Nr. 9 in Leipzig-Lindenau, 2 Wohnungen im 2. Obergeschoß, 9) Reitzcnhainer Stratze Nr. 126 in Leipzig-Thonberg, eine Wohnung im 1. Obergeschoß, 10) Rettzenhainer Stratze Nr. 182 in Leipzig-Thonberg» eine Wohnung im Erdgeschoß, 11) Neitzenhatner Stratze Nr. 134 in Leipzig-Thonberg, eine Stube im 1. Obergeschoß, 12) Clarastratze Nr. 16 in Leipzig-Neuschönefeld, a. die ehemalige Kirchenexpebttion, als Werkstätte, Nieder- läge oder dergl., d. 5 Kellerabthrilunaen 13) Wnrzner Stratze Nr. 162 in Leipzig - Sellerhausen» eine Wohnung im Erdgeschoß. Die Miethräume unter 2, 3» 5, 8, 11, 12 » d. sind sofort» die- unter 1, 4d, 7, 9, 10, 13 vom 1. Juli l.J. und die unter 4a, 6 Vom 1. Oktober l. I. ab zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegrngenommen. Leipzig, den 26. April 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Morche. Aber es war nicht Schwächlichfeit allein, wa- man Vertretern der Regierung zum Vorwurf machen Gesucht wird der am 29. Januar 1861 in Leipzig geborene Markthelfer Heinrich Geier» welcher zur Fürsorge für seine Familie au- zuhalten ist. Leipzig, den 9. Mai 1895. Der Rath per Stadt Leipzig. Armen - Amt, Abt-, ll. R. VIII. 501.Hentschel. Glaser. Gefunden wurde vor einigen Tagen ein vrillantring, wa» zur Ermittelung des Eigenthümers hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig» den 9. Mai 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. III. 2490. Bretschneider. Ml. Die städtische Lparcaffe beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcasfen-Depntation. -de-st» -«iede.de- den °7 MX», «.» «°rwu,I -,« Uxz-schiä« I-n» -mi,-n ES werde nun, so wur f —«Bedenkliche des ersten I von ihnen nicht erspart blechen. Wie Herr v. Koller nicht unmöglich fern, un Plenu p hie Uen-1 eS über sich gewinnen konnte, dem Reichstage in einem Satze« d» EommissionS^ff^^ ^ von der Momente, wo seine Mitwirkung von so großer Wichtigkeit derung des §- "2 d-S R ch s ^ ^ rheit ^ finden. Der war» kränkende Dinge über seine Bedeutung und seine Rechte zu Regierung beanlrugten 6 Is g , indeffeie I sagen, wird Wohl ewig sein Geheimniß bleiben. Thalslichlich B-rl-ns der ,.».g,° Setzung ^ ,,/ e- a , v-e.-e.-re, de. S°ri°.d.m°,r..ie da. Canrep. ,n bewiesen daß de-. wie einer ih.er wi,„ams.-n Reden g-,i-I-e.. Snwnrs» war s h -ba->-b">. Und da »ich.! Sa v-r-imgl- st» Ve-Ie«. NM de. Barlag- zu Grab- ,n üb«? die^am weitster, bestrittene Forderung der ver-1 tragen. Und keiner dieser Träger hat Anspruch auf deu Dank der einmal ubr ö ^ ^ung de« Heere« einen ! Natiou. Nicht einmal volle Klarheit über die politisckeSituation bundeten . Verständigung zu erzielen war, I hat dieses Lrich.nbegangniß sammt seiner langen Vorbereitung Di- Einsaegnng ber Nms.nrj°°.,ag. °°r ih-er de? Weiterberatbung der Vorlage. Die AbänderungSantrage völligen Durchberathung bat nicht einmal Klarheit darüber wurdm zurückgezogen und sodanu der ganze Gesetzentwurf gebracht, wie die Regierung über den Kanzelparagraph.n paragraphenweise ohne Debatte abgelehnt. denkt, dessen Beseitigung von ultramontaner Se.te verlangt Mit dieser Ablehnung schließt ein überaus aufregendes wurde. Und deshalb weiß man auch nicht, wie etwa eine und überaus Niederschlagen°eS Capitel in der Geschichte des neue Umsturzvorlage aussehen wird iediaen Reichstages Eine dritte Lesung ist nach Z. 19 der Werden überhaupt d.e verbündeten Reg.erungen sich ent« Geschäftsordnung- I schließen, dem jetzigen Reichstage eme neue Vorlage zur ^ Wird der Entwurf (in zweiter Berathung) in allen seinen Bekämpfung deS Umstürze« vorzulegen? Ermuthigt können Theilen abgelehnt, so findet eine weitere Berathung nicht statt."! s„ sich durch die Haltung der Parteien nicht fühlen unmöglich. Die ganze Action ist im Saude verlaufen I und Ermuthigung quillt ihnen auch nicht auS der und die Staatsgewalt erhält nicht ein einzige- Mittel, I Hutung der eigenen Vertreter. An eine Auslosung zu da- sie befähigte, den nach Lage der jetzigen Ge- > denken, widerräth ihnen die Stimmung im Lande, die all- setzgebung straflos bleibenden Anreizungen und Ver-1 mählich von dem Groll gegen die CommissionSarbeit aus die sucken zum gewaltsamen Umsturz deS Bestehenden Wirkung«-! g^ze Vorlage sich erstreckt hat, und die eigene Schwache, voll entgegruzutreten. Wie freudig wurde fast in allen! Damit eröffnen sich trübe Aussichten für die nächste Schichten der Bevölkerung, von den Umstürzlern selbst ab-! Zukunft. Möge r» wenigstens dem deutschen Volke gesehen, die Kundgebung des Kaisers in Königsberg begrüßt, I „spart bleiben, zu erfahren, daß die Umstürzler ziel- die einen energischen Kampf mit staatlichen Mitteln gegen! bewußter und energischer sind, als die deutsche Volks- die Unterwühler der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung > Vertretung und die „leitenden- Kreise. Wundern kann in Aussicht stellte — und heute müssen wir mit der That-!man sich freilich nicht, wenn die Umstürzler mit Eifer fache rechnen, daß der jetzt versammelte Reichstag unfähig lauf solche Mittel zur Erreichung ihres Zwecke« sich ist, den Schutzwall aufzurichteu, der dem Kaiser, den ge-l werfen, gegen die eS gesetzliche Abwehrmittel nicht giebt. sammten Bundesfürsten und der überwiegenden Mehrheit I diesem Falle aber wird der gerechte Unwille deS Volkes deS deutschen Volkes unerläßlich schien! I nicht nur den jetzigen Reichstag hinwegfegen, sondern auch mit Es ist schon gesagt worden, daß der noch unter dem l p„ dringenden Bitte an den Kaiser sich wenden, die Durch- Grafen Caprivi mit Ach und Krach zu Stande gekommene I führung seines Willens kräftigeren und einheitlicher wirkenden und von seinem Nachfolger übernommene Gesetzentwurf! H^pen anzuvertrauen, mancherlei Spuren seiner Entstehung an sich trug. Aber dies IN Bau-Äreal, nächster Nähe des Bahnhofes uiid -er Harthwaldung chön gelegen, hat billig zu verkaufen Ser StaStrath zu Zwenkau. Das Scheitern der Umsturzvorlage. * Obgleich der Reichstag am Freitag den tz. 111 der Um sturzvorlage in allen vorgeschlagenen Fassungen mit wechselnden, aber immer erdrückenden Mehrheiten abgelehnt hatte und ob gleich es in dieser Sitzung zu einer scharfen Auseinander setzung zwischen dem Centrumsredner Gröber und dem preußischen Justizminister Schönstedt gekommen war, wurde doch vielfach angenommen, daß damit das Scheitern der ganzen Vorlage noch nicht besiegelt sei und daß wenigstens über die „Militairparagraphen* noch eine Einigung zwischen den Mehrheitsparteien deS Reichstag- und den ver> kündeten Regierungen sich werde erzielen lassen. Der wichtigste dieser Paragraphen bezweckt eine Umänderung deS jetzigen tz. 112 de- ReichSstrafgesetzbuchS, der nach dem geltenden Rechte wie folgt lautet: Wer einen Angehörigen deS deutschen Heeres oder der kaiser- lichen Marine auffordert oder anreizt, dem Befehle des Oberen nicht Gehorsam zu leisten, wer insbesondere eine Person, welche zum Beurlaubtrnstande gehört, auffordert oder anreizt, der Ein berufung zum Dienste nicht zu folgen, wird mit Grfängniß bis zu zwei Jahren bestraft. Dazu beantragte die Regierung in der Umsturzvorlage folgende Zusätze: Diese Strafvorschrift findet auch auf Denjenigen Anwendung, der einen Angehörigen des Landsturms auffordert oder anreizt, dem Ausrufe nicht Folge zu leisten. Gefängniß von einem Monat bis zu drei Jahren trifft Denjenigen, der eS unternimmt, «inen An- gehörigen deS aktiven Heeres oder der activen Marin« zur Be theiligung an Bestrebungen zu verleiten, welche auf den gewalt samen Umsturz der bestehenden Staatsordnung gerichtet sind. Hat der Thäter in der Absicht gehandelt, ein bestimmte-, auf den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staatsordnung gerichtetes Verbrechen zu fördern, so tritt Zuchthausstrafe bis zu 5 Jahren ein; auch kann aus Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden. Die Commission hatte nur in ihrem heißen Bemühen, den Umstürzlern nicht zu nahe zu treten, die beiden letzten Absätze der Regierungsvorlage wie folgt verballhornisirt: Wer in der Absicht, die militairijche Zucht und Ordnung zu untergraben, durch Wort. Schrift. Druck oder Bild gegenüber einem Angehörigen deS activen Heere« oder der activen Marine da« Heer oder die Marine oder Einrichtungen derselben verächtlich macht oder zur Verletzung der aus di« Berwendung der bewaffneten Macht erste Berathung bewies doch, daß der berechtigte Kern bei keiner der „staatserhaltenden" Parteien verkannt wurde und datz ein zielbewußte» und nicht an kleinliche doktrinäre Be denken oder FractiouSwüusche sich klammerndes Vorgehenldieser Parteien auS dieser Vorlage daS Brauchbare hätte heraus schälen und zweckdienlich hätte umgestalten können. Aber schon in den ersten Sitzungen der Commission stellte sich heraus, daß ein solche- Vorgehen von der jetzigen Volks vertretung nicht zu erwarten war. Dem „Freisinn" waren noch nicht Verbrechen genug geschehen, um ihm die Gefahr einleuchtend zu machen, dem Centrum war die Gelegenheit, den Demokraten und Socialdemokraten sich gefällig zu erweisen und dieNothlage deSStaates zurErhebung maßloser klerikaler Forde rungen auszunutzen, viel zu verlockend, um der Versuchung nicht zu unterliegen. Den Conservativen, welche die der freien Forschung und dem Protestantismus durch die ultramontanen Forderungen drohenden Gefahren entweder nicht erkannten oder absichtlich verkannten, war der Gedanke reizend, mit dem Centrum ein engeres Bündniß zu anderen politischen Zwecken zu schließen, uad die Mittelparteien verhielten sich inmitten dieses Zerren- nach den ertremsten Richtungen viel zu lau, um dem gesunden Grundgedanken der Vorlage zum Siege zu verhelfen und der Regierung als feste Stütze zu diene». Man wollte dem Centrum „die Führung überlassen", damit eS zeige, waS eS erstrebe und wie wenig es eine verläßlich« Stütze der Regierung sei. Dieser Gedanke hatte ja eine gewisse Berechtigung. Das Centrum hat in der That die Maske abgeworfen und selbst dem „Freisinn" gezeigt, daß es die rractiouairste Partei ist. Aber da- wäre auch erreicht worden, wenn die Mittelparteien von vornherein entschiedener gegen die ultramontanen Forderungen eiugetreten und kräftig für eine praktische und dem Hauptzwecke entsprechende Um gestaltung der Regierungsvorlage thätig gewesen wären. Und wie nöthig hätte die Regierung eine solch« unter stützende und in eine feste Richtung drängende Thätigkeit gehabt! Rur die Annahme, daß in ihren eigenen Kreisen die rechte Einmüthigkeit nicht vorhanden war und daß in ihren Reihen wie in denen de- Reichstag« verschiedene Strömungen sich gellend mackten, von denen dir stärkste einer Bewilligung der ^tremften ultramontanen Forderungen geneigt war, macht die Schwächlichkeit verständlich, mit welcher die Regierung-Vertreter er Abstumpfung der nöthigften Bestimmungen und der Ein fügung fremder, lediglich nltramontanen Deutsches Reich. * Leipzig, 11.Mai. Herr Rechtsanwalt vr. HanSBlum hat an das Präsidium des Reichstag- folgende Zuschrift gerichtel: An das Präsidium deS Deutschen Reichstag- Berlin. In der Reichstagssitzung vom S. Mai d. I. hat Herr August Bebel, unter dem Schutze der Redefreiheit der Abgeordneten, in einer Rede die Behauptung aufgestellt: „Die Liberalen auS dem Königreich Sachsen, dir im Jahre 1866 für die Annexion waren — später wurden lauter Nationalliberalr daraus, Karl Bieder mann und Hans Blum gehören dazu —, hätten wegen Hochverraths bestraft werden müssen, wenn nicht eine besondere Bestimmung des FriedeuSvertrages ihnen Amnestie gesichert hätte." Diese Behauptung ist durch zahlreiche eidliche Zeugenaussagen als eine von den socialdemokra-- tischen Genossen des Herrn Bebel erfundene Lüge gerichtlich erwiesen, insbesondere in den nach stehend erwähnten Strafprocessen gegen focialdernokratische Redacteure: gegen Adolf Thiele in Wurzen (Redacteur des „Volks- wart") 1892 (Aktenzeichen deS A.-G. Wurzen v. 1. k. 11/9H; gen Joh. Ernst Otto Stolten (Redacteur des „Ham burger Echo") in Hamburg, 1393 (Actenzeichea des L.-G. Hamburg v. 10373); ge^n Gustav Stengel« (Redacteur des „Hamburger Echo") in Hamburg, 1883 (Actenzeichea de» A.-G. Hamburg v. 156/1893); zen Wilh. Schröder (Redacteur deS „Vorwärts") in ^erliu, 1893 (Aktenzeichen des A.-G. I, Berlin, Abth. 146 ö. ^ 93.) 7 Da der Ausgang dieser Procrsse in dem socialdemo kratischen Crntralorgane „Vorwärts" bekannt gemacht worden ist, so hatte auch Herr Bebel schon lange vor dem 9. Mai 1895 Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß diejenigen wissentlich logen, welche obige Be hauptung erfanden, und daß diejenigen sich der Verbreitung einer wissentlichen Verleumdung schuldig machten, welche damit weiter krebsten. Ich bitte ergebenst, diese Thatsachen zur Krnntniß de« Rrich-tags zu bringen. Hochachtungsvollst Leipzig, der Rechtsanwalt deu 10. Mai 1895. vr. HanS Blum. m, , * derltn, ll. Mai. Bald ist die Zeit herangekommea, dienender 'r - ^7"""".' Machtgelllsten I da d,e Siegestage des großen Krieges zum 25. Male ,. . . . ^ . ^^krsehttn. Bis in die letzten Stunden I sich jährrn, nnd damit auch der Tag, an dem vor 25 Jahren mem hat man nicht mit Sicherheit erfahren, wie weit dir IHagenau aus jene Proklamation des Geurrallirutenants Regierungen den Forderungen des Cenirums I von Bismarck - Bohlen, Generalgouverneurs der von zukommen bereit waren. ^ ° 1 den deutschen Truppen besetzten Gebiete de- Elsaß, erschien, wonach die „kaiserlich französisch« Staatsgewalt in diesem
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