Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950607011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895060701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895060701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-07
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ iS. U.IOV.40^ U «sv.bcxi U.10SS »tte». «neu. »r.S7:102. lO. «0M,svu. w.a.'r»!. W«i— linxe. ok ri»rll .»lts-bvO. ll.1076. - K. NLL0 Bezugs-Preis Dl her Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und de» Vororten errichteten Nu«, aabestellen obgeholt: vierteljährlich ^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich X 8.—. Direct« tägliche Dreuzbandsenvung in« Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-AuSgabr erscheint täglich mit Au«, »ahm« nach Sonn- und Festtagen '/,? Uhr, di« Ubeud-Lusgab« Wochentag« b Uhr. NeLartton und Erpeditio«: Äahannesgafie 8. DioErvedition ist Wochentag« ununterbrochen goäsfurt von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: lvtt» «emm's «orftm. (Ulfr«d -ah», Universitätsstraße 1, L-ui« Lösche, Natharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe aMer TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeMsverkehr. Niizemen-Proi- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem RrdactionSstrich (4qe- spalien) bO^j, vor den Familirnnachrichlen (6gelpalten) 40^. Größer« Schriften laut unlerem Preis« Verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra'Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrdernna 60.—, nnt Postbesörderung 70 --. Ännalsmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Ex-edikto» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 274. Freitag den 7. Juni 1895. 89. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da« 17. Stück des diesjährigen Reichsgesetzblattes ist bei uns eingegangcn und wird bis zum 28. dieses Monat« auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2231. Gesetz wegen Abänderung des Gesetzes vom 23. Mai 1873, betreffend die Gründung und Verwaltung des ReichS-Jnvalidenfonds. Vom 22. Mai 1895. » 8333. Bekanntmachung, betreffend die Anzeigepflicht für die Schweineseuche, die Schweinepest und den Rothlauf der Schweine. Vom 29. Mai 1895. Leipzig, den 1. Juni 1895. Der Ratü der Tladt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Lieferung der für die Dainpfkesselseuerung der städtischen Markthalle für das Jahr 1895/96 erforderlichen Braun- und Steinkohlen soll an den Mindestfordernden vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen sind von der Nuntiaiur, Rathhaus I. Stock, gegen Erlegung von 0,30 zu entnehmen. Die Angebote sind mit der Aufschrift „Bewerbung um die Kohlenliefernng für die städtische Markthalle'' bis zum 12. Juni, Abends 5 Uhr ebendaselbst einzureichen. Leipzig, den 4. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 2619. vr. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Die Herstellung der Fntzwege vor einigen Grundstücken an der tLhaussee-Strasrc in Leipzig-Rcndnilz. zwischen der Heinrich-Straße und dem Grundstücke „zum Lämmchen", soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau» Verwaltung, Rathhaus 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort etngesehen oder gegen Entrichtung von 50/H, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Ftthwcgarbeiten in der Ehanssce-Ltratze" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer biS zum 15. VS. MtS., 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. ^ Leipzig, den 1. Juni 1895. Des RatheS der Stadt Leipzig Io. 2532. Stratzenbaudcputatton. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Nonncn-Ttratze vom Penin'schen Fabrik grundstück bis zum Canal und von der Jahn-Slraße bis zur Elisabeth-Allee in Leipzig-Kleinzschocher und Leipzig-Plagwitz soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, Rathhaus 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50^, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Nonnen-Stratze" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bl« zum 15. VsS. MtS., 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 1. Juni 1895. Des RatheS der Stadt Leipzig Io. 2530. Stratzenbaudeputatton. Wegen Reinigung der Räume des Leihhauses und der Sparkasse Werden diese am Freitag, den 7. Juni 1895, für den Geschäftsverkehr geschloffen sein. Leipzig, den 30. Mat 1895. Des Raths Deputation für Leihhaus und Spareaffe. Die Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Ser. II Nr. 126 935, 197 860, 200 365, 209 598 und der von unseren An- nahmestellen gleichfalls als verloren angezeigten Ouittungsscheine über die Sparbücher Ser. II Nr. 218 623, 227 882 werden hier- durch aufgefordert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 9. September 1895 zur Nachweisung ihrer Rechte, bezw. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcaffenordnung gemäß den an- gemeldeten Verlustträgern, nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeigen, an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungiltig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt, bezw. die ein- gelieferten Bücher auch ohne Rückgabe der ebenfalls für ungiltig zu erklärenden Quittunasscheine ausgehändigt werden. Leipzig, den 5. Juni 1895. Die Verwaltung des Leihhauses «nd der Sparrasse. Die städtische Sparkasse teleiht Werlhpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. . Die Svarcassen-Teputattan. III. Nealsckmle. Zur Einweihung des neuen Gebäudes der III. Realschule findet Montag, den 10. Juni 1895, früh 10 Uhr, ein Festactus statt. Zu geneigter Theilnahme an demselben beehrt sich im Namen d,S Lehrercollegiums einzulade» Leipzig, den 6. Juni 1895. F. Fischer. Oberatbanestsche Zustände. ii. Mit der Zeit war eine Regulirung der montenegrinisch albanrsischen Grenze unabweisbar geworden, und im Juli 1892 begannen die Bevollmächtigten der beiderseitigen Regie rungen ,hre Thatigkeit im Gebiete von Murino. Da die Anwohner sich hartnäckig um da« EigenthumSrecht der in Frage kommenden Landstrecken stritten, so schritten die Arbeiten uur langsam fort und geriethen ganz und gar ins Stocken, al« 1893 dir wegen ihrer hochgradigen Unsicherheit verrufene Umgebung von Gusinje und Plava in Angriff genommen wurde. Dort war die Türkei trotz kleiner Besatzungen voll ständig machtlos, und die argwöhnischen Eingeborenen, die den verhaßten Nachbarn keinen Fuß breit ihres Lande« gönnen wollten, nahmen sofort «ine drohende Haltung an Schließlich hielten sie den türkischen Eommissar gewaltsam uriick und zwangen ihn, seine Arbeit aufzugeben; ein Haufe von tausend Mann aber eilte an die Grenze und eröffnet«: ein heftiges Gewehrfeuer auf die Begleitmannschaft des montenegrinischen Commissars, die eiligst fliehen mußt« und ihre Landsleute zu den Waffen rief. Auf den energischen Einspruch Montenegros bin schickte die Pforte einen neuen Bevollmächtigten zur Ermittelung und Bestrafung der Schuldigen ab. Die Arnauten drehten jedoch den Spieß um, indem sie den Abgesandten erst gefangen nahmen und ihn dann samml den anderen Beamten ver trieben. Nun gewann die Bewegung zusehends an Boden, und die türkischen Behörden mußten sogar die Grenzfestuiig Tuzi bei Podgorica räumen, wo sich die Albanesen unverzüglich estsetzten, einen Rachezug gegen Montenegro predigten und den Cijevna-Canon, die einzige Verbindung zwischen Scutari und Gusinje. für jeden Verkehr sperrten. Die Türkei sah ich zu der Erklärung genöthigt, daß sie vorläufig außer Stande ei, das gesetzlose Treiben zu hindern; und als sich die §rnogoxcen der ihnen zugesprochenen Landstriche mit Gewalt remächtigen wollten, kam es wiederholt zu blutigen Zusammen stößen. Mehr zum Schutze gegen die Arnauten als gegen die Montenegriner ließ der Gouverneur von Scutari einen Militaircordon von Tuzi nach Scutari ziehen, und ebenso begannen die Crnogorcen zum erste» Male ihre Grenze durch die Errichtung von Blockhäusern zu sichern, in denen eine kleine Zahl von Wachtmannschaften ständig untergebracht wurde. Diese Besatzungen bezeichnen jedenfalls den Anfang eines stehenden HeereS, das mit Ausnahme der Gendarmen und der fürstlichen Leibwache in den Schwarzen Bergen bis her unbekannt war. Denn die Regierung kann es den Grenz bewohnern nickt länger mehr zumuthen, bei der fast ununter brochen drohenden Albanesengefahr wochenlang auf der Grenz wacht zu liegen und ihre häuslichen Geschäfte zu vernach lässigen. Fürst Nikola hat Rußland bereits um Ueberlassung einiger Unterofsiciere gebeten, die im Verein mit den wenigen, auf fremden Kriegsschulen ausgebildeten Montenegrinern die ersten Lehrmeister der jungen Truppe werden sollen. Da während des strengen Winters alle Unternehmungen ruhen und die türkische Censur nach Kräften bemüht ist, über die heimischen Zustände möglichst wenig bekannt werden zu lassen, so verlautete lange Zeit nichts von dem Stande der Empörung. Um so mehr muß man überrascht sein, als sich die Pforte endlich entschlossen zu haben scheint, den fanatischen Bewohnern von Gusinje und Plava etwas nachdrücklicher entgegenzutreten. Im April dieses Jahres kam es bei Plava zu einem erbitterten Gefecht, das 15 Soldaten und ebensoviel Albanesen das Leben kostete und damit endete, daß di« Re bellen theils in die Berge getrieben, theils in die Stadt zurückgedrängt wurden. Die türkischen Truppen nahmen einige der Haupträdelsführer nebst ihrem Anhang gefangen, brannten mehrere Häuser nieder und schlossen Plava rings ein, worauf sie kürzlich aus Jpek durch 1'/, Bataillone In fanlerie mit zwei Geschützen verstärkt wurden. Neue Zu sammenstöße ließen nicht lange auf sich warten und fielen allem Anschein nach zu Gunsten der Türken auS, weil viele Albanesen bei ihren in Montenegro lebenden Stammesgenossen Schutz und Zuflucht suchen. Gleichzeitig forderte der Gouverneur von Scutari die einflußreichsten Häuptlinge der benachbarten Stämme auf, zu ihm zu kommen und wegen der gütlichen Beilegung der Feindseligkeiten zu unterhandeln. Er fand aber bei den mißtrauischen Bergbewohnern kein Gehör und scheint auf solche Schwierigkeiten gestoßen zu sein, daß er den erst vor Kurzem eingetroffenen Nachrichten zufolge seinen Abschied ein gereicht und auch erhalten hat. So liegen augenblicklich die Dinge in Ober-Albanien, und man muß abwarten, ob der Aufstand durch Gewalt oder Güte unterdrückt wird oder ob er mit der Zeit von selbst wieder erlischt, um bei nächster Gelegenheit von Neuem auf zuflammen. Jedenfalls kann eine dauernde Herstellung der Ruhe nicht mit gelegentlichen Züchtigungen durch kleine Truppenabtheilungen, sondern nur durch ein starkes Ex peditionScorpS und einen unerbittlichen Vernichtungskampf erreicht werden. Die Verpflegung größerer Truppenmassen fordert indeß beträchtliche Mittel, und bei ihren traurigen Finanzverhältnissen scheint die Psorte schwerlich gewillt, ein solches Opfer zu bringen. So oft aber derartige Unruhen auSbrachen, verfolgten sie nie höhere politische Ziele und eS läßt sich mit einiger Gewißheit behaupten, daß auch die jetzige Emvörung auf das von jeher unruhige Ober-Albanien beschränkt bleiven wird. Dem Arnauten fehlt durchaus der Sinn dafür, daß Einigkeit stark macht, und da« eigene Interest», höchsten« noch das Interesse seines Clan«, beherrscht sein ganzes Denken und Fühlen. Da sich ferner der Moslim nie zu einer Gleich berechtigung mit dem Christen und der christliche Albanese sich nie zur Unterordnung unter seinen mohammedanischen StammeSgenossen verstehen wird, so muß schon an den religiösen Gegensätzen jeder Versuch zur Gründung eines albanrsischen Reiches scheitern. Nur durch unerhörte Greuel konnten ebenso thatkräftige als blutdürstig» Ungeheuer wie Ali Pascha von Janina größere Tbeile de« durch Stammes und Religionsfehden zerrissenen Lande- vorübergehend zu einem einheitlichen Staatskörper vereinigen. Dem großen Aufstande der mohammedanischen Arnauten (1843—47) sahen ihre christlichen Stammesbrüder thrilnahmlos zu, und erst di« Albanesischc Liga schien eine albanesische Frage heraufzu beschwören. Um die Abtretung heimathlichen Boden« an die Nachbarstaaten zu verhindern, schlossen sich die von der Pforte aufgereizten Arnauten 1878 zu einem Bunde zu sammen, der aber wegen der herrschenden Uneinigkeit bald in drei Sonderbilnoe zerfiel und sich nach kurzer Dauer wieder auslöste. Nur dir Liga von Prizren leistete hartnäckigen Widerstand, und erst 1881 gelang eS der Türkei, die unbot mäßigen Rebellen, die «in unabhängige« obrr-albanesischeS Reich mit der Hauptstadt Djakova gegründet batten, nach entsetzlichem Blutvergießen zum Gehorsam zurückzubringen. In Mittel- und Süd-Albanien fand die nationale Bewegung wenig Anklang, weil dessen orthodoxe und größtrntyeil« hellenisirte Bewohner von jeher mit den Griechen, die katholischen Albanesen mit Italien und Oesterreich sympathi sirtcn. So kam eS, daß Abgesandte jener beiden Mächte die Arnauten gegen Montenegro und ^ > e ^Türk^a während gleichzeitig ostsrreichtt ? Duiciguo theil- 'ch'N- ander die'Abtteiung ^Lrs von den Albanesen be- K.7'HaLV daß die ^ Unter solchen Umstanden kann eS leich ü s« Htmrakter ewig.» Unruhen schließlich ^nmal hren vrtt ^n ^ verlieren und zu -rnst-ren Verw.ck lung n h^„ Cbristenverfolgungen in Alt-Serli-n -'g sür ihre ^drückte!" V^ - ^7," fti^'langem -SSSLHWW russischer Hilfe wieder aufzurichlen. Oe,terre,chi-d°ch 'N e n entjchiedener Gegner des großserb.jchen Gedankens und dur sich eines Tages zum Einschreiten a-'wungen -h.n, wenn durch bauernde Gesetzlosigkeit oder durch die Absichte., jener beiden Staaten der Schienenweg nach Valonich, und dam, das österreichische Handelsinteresse bedroht wird. So kann der glimmende Fuüte urplötzlich Zur h-ll..' Flan,'>,- werden und ru solchen schwer oder gar nicht auülo,chiicht.n Funken gehön die seit 1392 in Ober-Albanien^henIchenve^Gahrung. Deutsches Reich. * Zwickau, 6. Juni. Anfang dieses Jahre« ha"- da« kiesige Amtsgericht den über 9000 Mitglieder mtt l"0 000 ^ Vereinsvermögen zählenden Verband Sächsische ö und Hüttenarbeiter zu Zwickau, welcher in 54 Orten Sachsen« Zahlstellen besitzt, aus Grund des Ge ehe« über die juristischen Personen ausgelöst. Die vom Aerbandsvorstand hiergegen erhobene Beschwerde wurde neuerdings vom Ober- landesgrricht zu Dresden verworfen. Der VerbandS- vorstand will nunmehr die Entscheidung de« Justlzmunfterlums anrufen. 42 Berlin. 6. Juni. Zu den unerfreulichsten Vorgängen der Gegenwart gehört die Thalsache, daß der KriegSnunlster eine« M.ltelstaäteS sich über den Stand der Frage der Reform des MilitairstrafverfahrenS so äußern durste, wie Herr Schott von Schottenstein in der würltembergischen Kammer eS getban.*) Dem ParticularismuS tonnte keine frischere Brise in die Segel wehen, als eine Darstellung, die ja bei aller diplomatischen Reserve es zu rechtfertigen scheint, wenn Preußen als der Vater des Hindernisses in einer Angelegen heit angesehen wird, deren Regelung in reichsfreunblichen Kreisen weit lebhafter gewünscht wird, al» in partl- cularistischen und demokratischen, wo man mit der Eon- servirung eine« wirksamen Agitationsmittels nicht un- zufrieden ist. Ob die Ursache der Verzögerung thatsächiich nur in Preußen gesucht werden muß, steht für uns allerdings nicht außer jedem Zweifel. Bekanntlich ist die Reform so gedacht, daß eine einheitliche Militairstrafproceßordnung ge- schassen werden, die allein in Bayern geltende also in Wegfall kommen soll, sobald die sür das übrige Deutschland bestehende sich der bayerischen genähert haben wird. Nun verlautet schon lange, daß in Bayern Persönlichkeiten, die nicht nur den militair-hierarchisch höchsten Rang einnehmen, durch die Reichsmilitairstrasproceßordnung eine Reihe von Einrichtungen ihres ParticulargesetzeS, mit denen sie sich nicht zu be- freunden vermögen, loS zu werden wünschen. Der bayerische Sonderungsgeist dürfte in keiner Frage so bereitwillig auf Geltendmachung verzichten, als in dieser. Dieser Sachverhalt würde nun zwar keineswegs die Her stellung eines RegierungSentwurfs überhaupt erschweren, im Gegentbeil: wohl aber die Herstellung einer Vorlage, die Aussicht hat, vom Reichstag angenommen zu werden. Die demokratische Behauptung, daß die Hindernisse allein in Berlin lägen, ist also wohl unrichtig. Ohne Zweifel werden aber auch hier Schwierigkeiten gemacht. Daß dies nicht an der höchsten Stelle selbst geschieht, war schon vor der Versicherung, die der Kriegsminister Bronsart von Schellendorf n, der letzten Reich«tagSsession abgegeben hat, angenommen worden. Auch da« ist sicher, daß dieser Minister selbst nichts dringender wünscht, als in der Reform des Straf verfahrens zu einem Ergebniß zu gelangen. Die Widerstände dürften in der Nähe der höchsten Stelle und in einer Ein richtung zu suchen sein, die in der Militair- wie in der Civilverwaltung eine mächtige, vielleicht auch im Allgemeinen *) Die Erklärug lautet wörtlich: „Dl, königliche Staaisregi-rung hat zu der Frage der Einführung einer Militairstrafgerichtsordnung sür da» deutsche Reich, durch welche, innerhalb der durch die Be sonderheit der miiitairischen Verhältnisse, insbesondere im Felde, gezogenen Grenzen, daS Verfahren mit den wesentlichen Formen des bürgerlichen Strasprocesses umgeben würde, stets eine wohl wollende Haltung eingenommen. Bei zwei Commissionen, welche behufs Aufstellung eines entsprechenden Entwurf« in den Jahren 1877/81 und dann wieder im Jahre 1890 von Sr. Majestät dein deutschen Kaiser, König von Preußen, in Berlin nltdergrsetzt waren, ist da- Üriegsministcrium durch Delrgirte ver- treten gewesen. In dem einen wie im andern Falle haben die Verhandlungen zur Herstellung vollständiger Entwürfe einer MiUtair-Etrasgerichtsordnung geführt. Diese Entwürfe sind indessen nicht an bin Vunde«rath gelangt; die königliche Staat-reaieruna daher „nicht - d« Lage, zu denselben im Ganz.» wie im Cm- An.« ^ nehmen In wttchem Stadium di« Arbeiten wegen «usiiellung einer Mtlitair-Strasproeeßordnuna kür da« deutsch. Reich zur Zeit sich befinden. darüber ist etw^ Mhere .7°. 'ön'g»chen Kiaa,«regt.ru,g nicht gekommen. Wt, ^ Staats««,erung di«he, »en Ltandpunct verlr.I.n '"Frage stehenden Gesetzgebungsarb.it mit der bereit« bezeichneten Maßgabe ein thunlichuer Anschluß an die Grundsätze der bürgerltchen Ltrasproceßordnuna an»ustr»«,.n ^«sondere dem Grundsätze der Mündlichkeit des Ver- sahrens. der Trennung des AnklageaintS von Vertheidiauna Richteramt. der freien B.weiswürdigung und Gewüh^na ard.n. 2? Rechtsmittel Geltung zu v.rschVn sei. 2?Ükt di. Lig'. lich« Staalsregierung dieien Standpunct auch bei den in Nusii^t zuha'u'en'"*" Verhandlungen über den Gegenstand f!st. nützliche ist, von der sich aber nicht bestreiten läßt, daß sie der coiistitutionellen Wirksamkeit der veraiilworttichen Minister leicht im Wege stellt. Was in einem schlesischen Blatte über ernsthafte Bedenken, die aus der Nesorm- bevürftigkeit gewisser Bestimmungen der Civil-Strasproceß- ordnung hergeieilet würden, verbreitet wird, ist vollkommen unbegründet. Die Forderungen, um die es sich bei dem Mililairstrasverfahreii bandelt und die in einer wiederholt vom Reichstage angenommenen nativnalliberalen Resolution sor- mulirt sinv, werden davon nicht berührt. * Berlin, 6. Juni. Unter der Ueberschrift „Polen und Jesuiten" schreiben die „Alldeutschen Bl": „Seit einiger Zeit beschäftigen die polnische» Zeitungen sich angelegcntlimst mit der polnischen Volksversammlung, die vor Kurzem in V och um zur Besprechung der kirchlichen Versorgung der polnischen Katholiken des rheinisch-westfälischen Industrie gebietes stattsanv. Eine Flutb von Angriffen ergießt sich über den Bischof von Paderborn und eine Anzahl von Geist lichen. die sich angeblich der polnischen Arbeiter nicht ge nügend anuahmen, besonders über einen gewissen Pater Andreas, ver ans jene Versammlung mäßigend einzuwirken ver sucht halte. Aus dem Hm und Her der Angriffs und Er widerungen, die im Uebrigen weitere Kreise nicht interessiren, sei als Probe nur folgende Aeußerung hervorgehoben, die ein gewisser Pfarrer 1)r. Liß, der früher als Seelsorger unter den Polen Westfalens thätig war, im „WiaruS Polski" vom 19. Februar d. I. macht. Pfarrer Ilr. Liß schreibt: „Herr» G. in Bochum erkläre ich, daß ich zur Arbeit nie zu träge gewesen bin und nicht aus Scheu vor der Arbeit Westfalen verlasse» habe, sondern weil ich zur Gerinanijirun g der Lands leute nicht die Hand bieten wollte. Fahren also die Seelen der Polen in Westfalen zur Hölle, so haben dles in erster Linie Die jenigen zu verantworten, die da sündigen, demnächst Diejenigen, welche die Pflicht aus sich genommen haben, in Westfalen sür das Heil der Seelen Sorge zu trage», welche aber der Geruiainsiruiia ivegen polnische» Pfarrern wie Bott und Leichert nicht Einlaß gewähren, und schließlich Diejenigen, welche die Jesuiten aus Westfalen vertreiben." Es erweckt dies vom nationale» Standpuncte aus für die künftige Wirksamkeit der wieder zugelassensn Jesuiten eine höchst erfreuliche Aussicht. Das Polenthum erwartet vom Jesuitismus das Heil sür seine nationale Propaganda. Wir unterbreiten diese kleine Notiz hiermit dem Bunbesrath zu seinen Acten, betr. den Beschluß des Caprivi-Reichstages über die Aushebung des Jesuitengesetzes." V. Berlin, 6. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm heute früh einen Spazierritt nach dem Born- stedter Felde und wohnte daselbst einem Exerciren des Leib- Garde-Husaren Regiments bei. Nach der Rückkehr arbeitete er längere Zeit im Neuen Palais mit dem Chef des Militair- Cabinets. Morgen Abend gedenkt er sich ru zweitägigem Aufenthalte nach Kiel zu begeben. — Die Kaiserin wird mit den kaiserlichen Kindern einen Theil des Sommers in Saßnitz auf Rügen zubringen. Der Termin der Ueber- siedelung nach Saßnitz ist noch nicht fest bestimmt, doch dürste sie in den ersten Wochen des Juli erfolgen. L. Berlin, 6. Juni. (Privattelegramm.) Nach einer Londoner Meldung der „Köln. Ztg." hat der Philosoph Herbert Spencer den Orden xour Io iu6rits ab gelehnt; er gebe an, seine ui zahlreichen Schriften wiederholt zum Ausdruck gebrachten Ansichten und Grundsätze machten ihm die Annahme unmöglich. T Berlin, 6. Juni. (Telegramm.) Der Polizei präsident von Berlin, Freiherr von Richthofen ist beute in der Universitätsklinik zu Bonn an Gehirnlähmung ge storben. (Wiederh.) G Berlin, 6. Juni. (Telegramm.) Der Bureau- director des Herrenhauses Geh. Reg.-Rath Vr. Metzcl ist heute Nachmittag 2 Uhr gestorben. — Die zur Vorbereitung sür die Organisation des Handwerks beabsichtigte Enquete wird Mitte Juli statt finden, und zwar, wie bekannt, nicht im ganzen Reiche, sondern nur durch Stichproben in einzelnen Bezirken. In Preußen sind, wie nun verlautet, die Regierungsbezirke Aachen und Danzig, außerdem vier Kreise dafür in Aus sicht genommen. Die Erhebungen erstrecken sich auf die Er mittelung der Gesammtzahl der selbstständigen Handwerker, aus die Zahl derer, die mit Hilfspersonal arbeiten, auf die Zahl der Gesellen und Lehrlinge und aus die Ermittelung der Fälle, in denen es zweifelhaft ist, ob ein handwerks mäßiger oder ein Fabrikbetrieb vorliegt. — In Friedenau muß eine neue Rectorwahl statt- sinden, da der jüngst gewählte Rector Eichholz die Be- Cuttusministers nicht gefunden hat. stätigung des Cultusministers nicht gefunden hat. — Wieder wird der Tod eines Mitgliedes des Frankfurter Parlaments gemeldet: in Neuenahr verschied am 1. d. Mts., fast 80 Jahre alt, der Gutsbesitzer Franz Bresgen, der die Kreise Adenau und Ahrweiler 1848 in Frankfurt a. M. vertrat. * Kiel, K. Juni. (Telegramm.) Reichskanzler Fürst Hohenlohe und Gefolge besichtigten heute Vormittag in Holtenau die Dreikaiser-Gedenkballe, den Leucktthurm, den Schlußstein, die Tribünen und die Schleußen - Einrichtungen. Um 2 Uhr 20 Min. Nachmittags kehrten die Herren nach Berlin zurück. * Kiel, 4. Juni. Welchen ungeheuren Umfang die Canal- frier annehmen wird und welch' ungeheurer Personenandrang zu erwarten ist, erhellt aus der Tbatsache, daß bis zum l. Juni bereits 122 Passagierdamvsrr angemelbet waren. Von diesen Dampfern stellen Kiel und Hamburg je 22, Stettin ji, Bremen 10. Vom Ausland sind 18 Passagier dampfer angemeldet, und zwar von England 6, Finnland 2, Schweden 5, Dänemark 5. An Kriegsschiffen wird der Hasen 53 fremde und ebenso viel deutscü» ausweisen. Dazu kommen noch 200 Segel- und Dampsyachten. welch« zur Theilnahme an den Regatten dann bereit- eingetroffen sind. Im Kieler Hafen wird also eine ungeahnte Menge von Schiffen einen dichten Mastenwald bilden, da die Summe der oben angeführten Fahrzeuge bereits die Zahl 428 er reicht. Man wird wohl in der Annahme nicht fehl geben, daß während der Tage der Canalerösfnung mehr denn 500 Schiffe im Kieler Hasen anwesend sein werden. Daß schon jetzt die Vorbereitungen getroffen werden, um solchem Ber- kehr gegenüber gerüstet zu sein, ist selbstverständlich.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite