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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950820012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895082001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895082001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-20
- Monat1895-08
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Sv 898 8. v» 1.« M1.8. l7S.108.t s. 8. tu«: 9« 103 8. 6. 6. 8. b°/»1t>18. lauer». ...-L . eer.37:101 1. tcl ioi ZO >. t» 83sr— lirixe elr Asci: Lite: 508 etc Lleric Bezugs-Preis B der Hauptexpedition oder den im Stadt» -e»trk »»d den vorerten errichteten Au«, aabrstellen abgeholt: vierteljährliche 4.50, X 6.—. Directe tägliche Kreuzbandienvung ins Ausland: monatlich e 7.SO. Die Morgen-Ansgab« erscheint täglich mit Aus» »ahm« nach Sonn, »nd Festtagen '/,7 Uhr, dt« Adend-Ansgab« Wochentag« b Uhr. Rr-action »n- Lr-eLitio«: Johannesgaffe 8. Die Lipedition ist Wochentag« anunterbroche» grüffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: vtta «lemm s e-rtim. (Alfred chatnlb UuiversitätSstrab», 1, Louis LSsche. Katharinenstr. 14, pari, «ud As»igsplatz 7. Morgen-Ausgabe cimmerTGtblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Dienstag den 20. August 1895. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da der Königsplatz zu Metzzwecken gebraucht wird, macht sich die Verlegung eine« TheileS des auf den freien Plätzen statt» findenden Großhandel-Marktes erforderlich. Es wird deshalb hiermit angeordnet, daß von Dienstag, den 2V. d. M., ab zunächst der Großhandel mit Gurken, erforderlichen Falls auch der Großhandel mit anderen, zum offenen Markte zu» gelassenen Maaren auf den zwischen Kurprinz- und Jablonowsky» straße liegenden Theilen der Brüderstraße und der Leplaystraße, sowie auf der Jablonowskystraße selbst abzuhalten ist. Der Großhandel mit den übrigen Artikeln — Obst, Kartoffeln, Grünwaaren Pilzen, Pöklingen — verbleibt bis auf Weiteres auf dem zwischen Königsplatz und Panorama liegenden Theile des Roßplatzes. Bet der Anfahrt, Aufstellung und Abfahrt der Wagen ist den Weisungen der Aufsichtsbeamten unweigerlich Folge zu leisten. Vor Beendigung der Anfahrt dürfen von Wiederverkäufern Plätze weder eingenommen noch auch nur belegt werden. Die Anfahrt hat bis auf Weitere- nur von der Kurprinzstraße in die Brilderstraße, die Abfahrt nur von der Leplaystraße in die Kurprinzstraße zu erfolgen. Auch für den in erwähnter Straße abzuhaltenden Theil de« Grobmarktes gelten alle Bestimmungen unserer Bekanntmachung vom 10. vorigen Monats. Zuwiderhandlungen werden gemäß ß. 32 der Marktordnung mit Geldstrafe bis zu 30 e oder entsprechender Haft, nach Befinden auch mit sofortiger Standentziehung geahndet werden. Leipzig, am 16. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lindner. Bekanntmachung. Die Gewerbe - Kammer zn Leipzig hat beschlossen, zur theilweisen Deckung ihres VerwaltungSaufwande« für das laufende Jahr auf jede Mark des für das Einkommen in Spalte ä des Einkommensteuer-Katasters (Einkommen aus Handel und Gewerbe) entfallenden Steuerbetrags einen Zuschlag von 2 Pfennigen erheben zu lasten. Dieser Zuschlag, welcher mit dem auf den 30. September diese« JahreS fallenden tzebetermin der staatlichen Einkommensteuer er hoben werden soll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Gewerbetreibenden des Kammerbezirks (Leipzig, Markranstädt, Taucha, Zwenkau und die zur königl. Amtshauptmannschaft gehörenden Landgemeinden), deren bezügliches Einkommen 600 e übersteigt, zu entrichten. Leipzig, den 19. August 1895. Die Gewerbe-Kammer. D. A. Oehler, Vors. Herzog, Secr. Die städtische Sparcaste beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcaffen-Depntation. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) Sine goldene Damen-Remontoiru-r mit der Nummer 24067, am 17. August: 2) eine silberne Remontoiruhr mit Talmikette, im Deckel gravirt: „^.äaldsrt Viwtkvr, 1882", am 10. August; 3) eine silberne Shlinder-Remontoiruhr mit Goldrand, Secunde und der Nummer 8 .601, am 10. August; 4) eine silberne Eyltnder-Remontoirnhr mit gravirtem Goldrand, Secunde und Nickelkette, mit länglichen Perlmutter« gliedern, im Deckel „Llax VVenrel" eingekritzelt, am 10. August; 5) eine silberne Cyltnberuhr mit Secunde und dem ein gekritzelten Namen „6arl Lirss", am 9. August; 6) ei» brauner Sommernberztehcr mit braunem Futter, im Henkel die Firma: „L. Lraebmann, Veipxix", am 31. Juli; 7) ein Franen-Mantel von dunkelbraunem flockigen Stoff, mit einer Reihe großer Hornknöpfc und mit der Firma „1.,. Lauebvitr, I^eipris" im Taillenband, am 26. Juli; 8) eine gutzetserne Druckpumpe, grün gestrichen, ca. 1 m hoch, mit bronzirtem Rand und mit der Firma „Uecttt L Löppe", am 27. Juli; 9) 10 Stück Zobelfelle, geblendet, am 17. Juni; 10) ein Kiffcnrover mit Rahmenbau, am 1. Juli; 11) ein Lpel-Bictoria-Rover, gebraucht, schwarz lackirt, mit Continental-Gummireifen, neuem Hinterrad, Remintonkette und eine Messing-Luftpumpe, am 15. August; Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 19. August 1895. Da» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. »ctris b°,«> Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. August. Ein Berliner Blatt veröffentlicht eine Zuschrift aus Pest, nach welcher in ungarischen politischen Kreisen Verstimmung gegen einen Theil der deutschen Presse wegen ihrer Haltung in der bulgarischen Angelegenheit obwalte. Die deutschen Zeitungen hätten, so heißt e» in der Zuschrift, ein fach erklärt: „DaS geht uns nichts an, Bulgarien interesslrt uns nicht im mindesten." So etwas müsse aber peinlich be» rühren und der öffentlichen Meinung >t»e Erwägung auf drängen, ob Oesterreich-Ungarn denn auch wirklich rin gleich berechtigtes Mitglied des Dreibundes sei und welche Vortheile eS im Ernstfälle von dem Bündnisse zu erwarten hätte. Die Verstimmung sei schon so weit gediehen, daß geäußert werde, waS denn Deutschland darauf zu erwidern batte, wenn uns in Oesterreich etwa einfiele, immer und immer wieder hinaus- zuposaunen, Elsaß-Lothringen gehe unS nicht- an. Hierzu bemerken die „Hamb. Nachr.": „Diese Kundgebung ist charakteristisch für dir ungarische Austastung. Da» Bündniß mit Oesterreich deckt, wenn an dem ursprüng» lichen Vertrage nichts geändert ist, keineswegs dieBalkanpolitik Oesterreich-Ungarns, sondern nur das Territorium de« KaiserstaateS im Falle eine» russischen Angriff». Bulgarien gehört aber weder zu Oesterreich-Ungarn, ja nicht einmal zu dessen Jnterrffensphäre, sondern nach dem Berliner Vertragsrechte ganz anerkanntermaßen zur russischen. E« ist mithin vollkommen unser, stündlich, wie nnui sich in Pest darüber wundern kann, daß dte dentsche Politik nicht Bestrebungen unterstützt, die sowohl dem Berliner Vertrage wie dem Zweck des Bündnisses zuwiderlaufen würden. Nicht- ist für die ungarische Verblendung charakteristischer als die Parallele zwischen Bulgarien und Elsaß - Lothringen. Oester reich hat an Bulgarien keinerlei Rechte, Elsaß-Lothringen aber ist «in Bestandtheil de- deutschen Reiche-. ES ist wirklich an der Zeit, daß den ausländischen Preßorganen, mögen sie englische oder ungarische sein, die Situation Deutschlands, wie sie wirklich ist, in nachdrücklicher Weise einmal vor Augen geführt wird. Diese fort gesetzten «unberechtigten Ansprüche an Deutschland müssen allmählich zu einer Verwirrung der öffentlichen Meinung führen, die mit unseren Interessen nicht zu vereinbaren ist." Die nachdrückliche Sprache der „Hamb. Nachr." ist in Deutschland der allgemeinen Zustimmung sicher, abgesehen natürlich von den Socialdemokraten, die — als „Friedens partei"! — auch die österreichische Balkanpolitik zur Ver hetzung Deutschlands und Rußlands verwendet sehen möchten. In Pest wird man hoffentlich einschen, daß es gerathen ist, die Augen vor diesem Thatbestand nicht länger zu ver schließen. In Bochum erscheint eine polnische Zeitung „WiaruS PolSki" (Der Polnische Streiter). In Nr. 93 dieses Blattes vom 8. August findet sich ein Artikel, der in einer möglichst wörtlich gehaltenen Uebersetzung wie folgt lautet: „Eine geheime Verordnung gaben gewiß wieder die höheren Be hörden aus, weil seil gewisser Zeit die Polizei aus unsere polnischen Vereine spionirt und ihnen die verschiedensten Schwierigkeiten be reitet. Nicht genug, daß ein Vorsitzender nach dem andern zur Polizei citirt wird, wo, wie wir schon schrieben, sie um verschiedene Kleinigkeiten ausgefragt werden, sondern kürzlich wurde auch dem Vereine der h. Barbara verboten, aus dem Grunde die Fahne zu tragen, weil sie auf der einen Seite rothe, auf der andern weiße Farbe zeigt. Der Verein war gezwungen, eine Farbe zu ändern, was beinahe 50 Kosten veruriacht hat. Weshalb schreckt die weißrothe Farbe die Polizei so sehr, wenngleich dergleichen weißrothe Fahnen bei jeder Gelegenheit von den hiesigen Deutschen auSgehängt zu werden pflegen? Glauben sie etwa, Laß das deutsche „Vaterland" aus dieser Ursache zusammenstürzt? Man kann bestimmt behaupten, daß die Polen hundertmal bessere Bürger sind, als alle Germani- satoren und Polenfresser, die so lange der Regierung schmeicheln, als sie sich in fetten Stellen befinden, aber so bald sie beseitigt sind, dann zeigen sich sogleich ihre Räubernägel, wie wir den besten Beweis an dem alten Einsiedler von Friedrichsruh haben. So lange BiSmarck Kanzler war. da waren Polen, Katholiken und alle An deren, die es wagten, sich dem Eulturkampfe zu widersetzen, Fei. de de» Staate«, und nur allein er war der treue Diener de« Kaise?». Sobald ihm jedoch der Kaiser die „Abkehr" gab, da fing er an, wie ein kraftloses, in einen eisernen Käfig gesperrte- Raubthier, nach allen Seiten sich zu werfen, als wollte er mit beleidigenden Worten seine Feinde beißen, und verschonte weder seinen Monarchen, noch dessen Minister. Der alte Bismarck hat mehr wie einmal verdient, daß man ihm zu schmecken gebe, wie gut das im Gefängniß ist, aber wissend, daß „Alter keine Freude", vergab man großmüthig dem kindischen Alten seine Ausschreitungen. Die Polen in der Fremde wünschen nichts weiter, als Katholiken und Polen zu bleiben, deshalb werden auch keinerlei Ehicanen im Stande sein, sie von Schritten zur Verthetdigung ihrer Rechte abzu> halten. Es ist schwer zu errathen, was die Regierung für einen Nutzen zu erreichen gedenkt durch alle den Polen verursachten Bitter keiten. Wir denken auch gar nicht daran, unS die Köpfe über der Antwort trocken werden zu lassen, aber das sagen wir, daß die Soctaltsten sich freuen können, denn die Germanisatoren und deutschen Ehauvinisten vertreten sie kräftig in der Agitation für den Umsturz." Wenn die Sarmaten ihrem glühenden Haß gegen den unerbittlichen Vorkämpfer des preußisch-deutschen Staats gedankens mitten im deutschen Reick so die Zügel schießen lassen, so zeigt das drastischer als alle» Andere, wohin die „versöhnende" Polenpolitik des Grasen von Caprivi ge führt hat. Ueber die interparlamentarische Arie-ensconferenz, welche jüngst in Brüssel versammelt war, ist nichts weiter zu berichten, als daß sie zwar von einem Auge hörigen des deutschen Reiches, aber von keinem Angehörigen des deutschen Reichstags beschickt ist. Unseres Wissens ge bärt dieser Vertreter, Herr vr. Max Hirsch, auch keinem Einzellandtag als Mitglied an, und die „Münchener Neuesten Nachrichten" bemerken nicht mit Unrecht, daß zu den allgemeinen sachlichen Erwägungen auch noch persönliche hinzukommen, die die ganze Veranstaltung mit Mißtrauen und Ungunst betrachten lassen. WaS aber die ständigen internationalen Schiedsgerichte betrifft, so wird man ihrer Errichtung deutscherseits nur unter zwei einschneidenden Beschränkungen zustimmen können, und so lange diese nicht genehmigt sind, kann weder der Wortschwall des vr. Hirsch, noch die agitatorische Thätig keit der Frau v. Suttner unsere ablehnende Haltung be einflussen; sie dreschen leere» Stroh, so lange nicht bestimmt wird: 1) Der «tatus gucr in Europa muß von allen be theiligten Nationen feierlich anerkannt werden. 2) Nur außereuropäische Differenzen, coloniale Fragen und der gleichen sollen zur Competcnz des Schiedsgerichts gehören. — Diese Forderungen muß Deutschland um so mehr als Be dingungen »ins czuL non festhalten, als eS die am meisten friedliebendste Nation ist. Von Deutschland geht kein Eroberungskrieg au-, um so weniger kann eS dulden, daß sein Besitz zum Gegenstände schiedsrichterlicher Entscheidung gemacht werde, WaS unbedingt geschehen würde^ wenn eS zur Einsetzung von Schiedsgerichten ohne jene Cautelen käme. Einstweilen aber ist die Achtung, die Deutschland seinen raub und kriegslüsternen Nachbarn rechts und links emstößt, eine bei Weitem bessere Friedensgarantie als alle Schriften und Reden der Frau Bertha v. Suttner, des Herrn vr. Hirsch und de» wandernden Reisepredigers Pafsy." Die Versuche französischer Blätter, die Verant wortung für den Krieg von 1870 auf Deutschland zu übrrwälzen, gingen hauptsächlich von Organen des Bonapartismu« aus, der begreiflicherweise das Kaiserreich von der Schuld, ohne genügende Vorbereitung einen Ueberfal Deutschlands unternommen zu haben, entlasten möchte. Die republikanische und orleanistische Presse durchschaute bald den Zweck dieses verwegenen Spiele» mit der geschichtlichen Wahrheit, daS im ersten Augenblicke den nationalen Vor eingenommenheiten schmeichelte und ' trat ihm mit an erkrnnenSwertheni Freimutbe entgegen Daß man ,n D,ut!»Iand dm Krli, sil- Mabw->>dbar hntt^s,->^d»-Ml SÄ cSÄ''«LL'm °L SL, dK d.- r-ich ,-r-d- im »>U >»1» b-rb-izujilbr-m « von der jähen Entwicklung der Dinge ^E>eir s > Tbeile Diese Thatsache wird jetzt auch von N U " Z^en der französischen Presse anerkannt und betont Dabei G-schichtsfälschungen gegenüber na^l.ch beto ^ D ^ stellen, wie der „Bossischen -P/'tung aus v, richtet wird, die republikanischen , , übersehene wichtige. bisher seltsamer Weise vielfach uderseyene Tbat acke ins rechte Sicht. Als General Pr,m erfuhr mit welcher Heftigkeit Frankreich sich gegen die Berusung Prinzen von Hohenzollern auf den spanischen Thron auflebnte Daraus mag ein Anderer klug werden." U"d als man 'yn um nähere Erläuterung diese» AuSrnfs anging, erzah , er sei -in Jahr vorher, 1869, in Par.S gewesen u-,d v° Kaiser Napoleon III. empfangen worden, der damalig Unterredung habe ihm der Kaiser gksagt: »-ller liebe General, warum bietenSie die Ipan'sche Krone »ich dem Prinzen von Hohenzollern an? Er ist mu Ner licherseitS mein Neffe, und S'- können keinen qeligneteren Fürsten finden" General Pr.m l eß sich die Sache lauge durch den Kopf gehen nnd beschloß endlich, fast zwölf Monate später, dem Rathe Napoleon s zu folgen. Was daraus wurde, ist bekannt. Die Berufung des Prinzen von Hohenzollern, in der die Franzosen durchaus deutsche Ränke sehen wollten, war also e,n .uapoleomscher Gedanke. Es ist besonder« erfreulich, daß französische Blatter es sind, die diesen Punct richtig stellen und damit die ein Vierteljahrhundert lang liebevoll gebegte Ueberl,eferung von dem „Ueberfall Frankreichs durch Deutschland zerstören helfen. Stelle Deutsches Reich. * Leipzig, 19. August. Vorgestern hatten wir an dieser lle nach der „Leipz. VolkSztg." mitgetheilt, daß die Urne mit der Asche von Friedrich Engels der testamentarischen Bestimmung entgegen nicht ins Meer versenkt werden solle. Wir hätten die aufgeregte Auslassung, welche die ,Fe>pz. Bolksztg." an ihre „aus sicherer Quelle" geschöpfte Meldung knüpfte, wiedergegeben und die Bemerkung hinzugefügt, das Gezänk der „Genossen" um die Asche ihres Führers werde nicht verfehlen, Mitleid zu errege». Aus dem „Vorwärts" ersehen wir jetzt, daß die Nachricht der,Feipz. VolkSztg." falsch ist. Wir könnten uns damit begnügen, diesen That bestand kurz festzustellen, wenn der „Vorwärts" nicht in seinem Dementi zugleich eine Charakteristik der „Leipz. VolkSztg." böte. DaS Centralorgan der deutschen Social demokratie schreibt nämlich in seiner Nummer 192 vom 18. d. M. wörtlich: „Unser Leipziger Parteiorgan hat es unzweifelhaft sehr gut gemeint, allein es hätte doch besser gethan, sich auf seine „sichere Quelle" nicht allzusehr zu verlassen. Hätte die „sichere Quelle" sich an sicherer Quelle, d. h. bei den mit Ausführung deS EngelS'schen Testament« betrauten Personen erkundigt, so würde die „sichere Quelle" gefunden haben, daß sie sehr schlecht unterrichtet war; und eine SensationSnotiz wäre unterblieben, welche in so schreiendem Gegensatz ru der schlichten Einfachheit steht, die Engels den Wunsch eingab, sich jedem PersonencultuS zu entziehen. Unser Leipziger Parteiorgan kann unbesorgt sein — der Wille unseres Friedrich Engels wird vollstreckt werden, und die, welche damit betraut sind, bedürfen ebenso wenig pathetischer Ermahnungen, als sie den frivolen Vorwurf des „Kleingeistes" und der „Philisterduselei" verdienen. Und zum Schluß kein „Hände weg!" wohl aber ein Ruf zum Bewußtsein der Pflichten des Augenblicks. Geben wir den Feinden nicht das Schauspiel eines Gezänks um die Asche unseres tobten Führers!" Sensationslüsternheit, Frivolität, Pstichtvergessenh-it — das sind die Eigenschaften, die der „Vorwärts" an der „Leipz. Volksrtg" kaltblütig constatirt. Wie sehr diese — freilich unvollständige — Charakteristik zutrifft, weiß jeder Un befangene, der die „Leipz. VolkSztg." ab und zu liest. Daß gerade der „Vorwärts" von seinem Leipziger „Bruderorgan" ein solche« „ungeschmeichelteS" Bild entwirft, ist ungewöhn lich, dafür aber um so wirksamer. Wie herrlich wett muß die „Leipz. VolkSztg." sogar in den Augen der doch hinläng lich abgehärteten „Genossen" es gebracht haben, um von dem officiellen Organ der socialdemokratischen Partei so an den Pranger gestellt zu werden I * Berlin, 19. August. Herr A. Röder, der badische Conservative, hat nunmehr in der „Kreuz ztg." eine Reihe von Aufsätzen abgeschlossen, in denen er mit dem „christlich- soclalen JungconservatiSinuS", wie er am unver blümtesten in dem „Volk" zum Ausdruck kommt, abrechnet Er schließt mit folgenden Worten: „Die Ideen des „Volk" sind die Strebungen eines diesseitig ge- wordenen Social «mus der sich von den Postulaten des Christen- thum« ebenso weit entfernt, wie von denjenigen der geschichtlichen der conservatcven Ausfassung. Das muß g-Iagt werden, damit Klarheit entsteht. Wir leben in einer Zeit der Verwirrung der Zerspl'tteruna, der geistlichen und sittlichen Zersetzung, die Phrase und das Schlagwort herrschen und geichästiae Agitatoren reden den Leuten vor, wonach ihnen d,e Ohren jucken. Der Geist der Auflehnung und wahllosen Genußsucht, der boshaften Anfeindung gegen Alle«, was 'wch Autorität steckt, geht durch die Welt. Da hat der christliche Conservatisinus eine Ausgabe ,u erfüllen. Er mutz fest- stehen „nd der Demagogie und dem «eiste au- der Tiefe keinen Finger breit gewähren, auch wenn es unpopulär lein sollte Aos hat einen ander.,, Geist, als der Conservmi«^ muS. Es mag sur seinen Geist werben und ihn pflegen, daran kann r« Niemand hindern. Aber daß dieser «eist kein christlich- n".* >"uß sestgest.llt werden. Tausende von unae» Leuten, die einst die Führer und Beratber unseres Volkes werden sollen, werden von diesem Geist unmerklich, aber sicher beherrscht "" ''°bt Mt" zuzurufen, ist dcr Zweck Arizeigen.PrelS die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Nerlame» unter dem Redaetivn«strich («ge spalten) bO^z, vor den Familirunachrichtea (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Preis» derzeichniß. Tabellarischer »nd Aiffernsatz nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mkl der Morgen-Au-gabe, ohne Postbeförderimg NX—, mit Postbefördrrmlg 70.- >. Amrahmtschluß für Anzüge»: (nur Wochentags) Nd«nd»AuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Marge n-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen nnd Annahmestellen je eine halb« Stund« früher. U»t<tget» sind stets cm dte Expedition zu richte«. »ruck «ud Verlag von E. Polz in Leipzig. 8S. Jahrgang. Herr Röder hat nachgewiesen, daß die Politik, welche im „Volk" getrieben wird, nichts Anderes ist als eine mit kirch lichen Phrasen verbrämte Socialdemokratie. Es ist bemerkcns- werth, daß ein derartiges Gericht jetzt in der „Krruz- zeitung" gehalten werden konnte, in der jener „Jung- conservatiSmuS" geradeso großgezogrn wurde, wie daS Treiben der Ahlwardt und Genossen. Es genügt, in dieser Beziehung daran zu erinnern, daß der Protektor des „Volk" Herr Stöcker ist; er galt vor nicht langer Zeit der „Kreuzzeitung" als der erste Mann der conserativen Partei. 'Q Berlin, 19. August. (Telegramm.) Ter Kaiser nahm gestern vor der Grundsteinlegung im königlichen Schlosse aus den Händen des Hauptmann« Freiherrn von Barnekow nnd de» Secondelieutenants v. Dresow die Orden ihrer ver storbenen Väter entgegen und empfing die 26 nach Chile beurlaubten Ofstciere. Abends begab er sich zu dem Garten fest der ersten Garde-Jnfanterie-Brigade nach dem Lustgarten des königlichen Stadtschlosses zu Potsdam. Heute früh nahm er im Neuen Palais die Vorträge des Chefs deS Geheimen Civil-Cabinets entgegen und begab sich dann mittels Svnder- zuges nach Berlin, um der Feierlichkeit der Kriegervereine auf dem Tempclbofer Felde beizuwoynen. Nach dem hiesigen königlichen Schlosse zurückgekehrt, hörte er daselbst die Marine- Vorträge und trat gegen 2 Uhr Nachmittags mittels Sonder zuges die Reise nach Schloß Wilhelmshöhe an. V. Berlin, 19. August. (Telegramm.) Der „ReichS- anjcigcr" veröffentlicht eine kaiserliche Ordre, nach welcher anläßlich der 25. Wiederkehr der Siegestage den Besitzern der KriegSdenkmünze, welche an den Hauptschlachten theilgenommen haben, die Berechtigung verliehen wird, am Bande der Denkmünze die Spange mit dem Namen der entsprechenden Schlacht zu tragen. Solche Schlachten sind: Spichern, Wörth, Colombey-Nouilly, Vionvillc-MarS-la-Tour, Gravelotte-Saint-Privat, Veauinont, Noisseville, Sedan, Amiens, Beaune-la-Rolande, Villiers, Loigny-Poupry, Orleans, Beaugency-Cravant, an der Hallpe, Bapaume, Le Mans, an der Lisaine, St. Quentin, Mont Valerien, die Belagerungen von Straßburg, Metz, Paris und Belsort. — Ein anderer Erlaß de« Kaisers ertheilt den Inhabern des Eisernen Kreuzes die Berechtigung, auf dem Ordensband- drei weiß- metallene Eichenblätter mit der Zahl 25 zu tragen. V. Berlin, 19. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Zu allseitigem Bedauern war der graste »anjler de« hochseligen Kaiser-, zu dessen Denkmale gestern der Grundstein gelegt wurde, bei seinem bohen Alter ver hindert, persönlich sich an der Feier zu betheiligen. Fürst Bismarck hat auf die Einladung zur Feier, welche der Reichskanzler dem Fürsten im Allerhöchsten Aufträge über sandte, den Reichskanzler gebeten, mit Rücksicht aus den ustanv seiner Gesundheit sein Nichterscheinen bei dem aiser zu entschuldigen. Berlin, 19. August. (Telegramm) Der Kaiser bat eine größere Anzahl von Beförscrungen in -er Armee befohlenDund. verschiedenen Officieren Decorationen verliehen. Von letzteren erwähnen wir die Verleihung des Rothen Adler-Ordens 3. Classe mit Schleife und Schwertern an den dienstthuenden Flügel-Adjutanten Oberst von Scholl. Die Flügel-Adjutanten Oberstlieutenants v. Moltke, Freiherr von Seckendorfs (Militair-Attachü in Bern) und Graf von Hülsen-Haeseler (Militair-Attachö in Wien) sind zu Obersten befördert. V. Berlin, 19. August. (Telegramm.) Admiral Hollmsuu und Staatssecretair vr. von Boetticher begaben sich jüngst nach Skyren und überreichten dem Grafen von Caprivi ein prachtvoll auSgestattetes Albuin mit den Bildnissen sämmtlicher Staatssecretaire und Abtheilungschefs. L. Berlin, 19. August. (Privattrlegramm.) Die „National - Zeitung" meldet: Zu der gestrigen Feier der Gruu-steinlcgun, -cS Katser-Wilhelm-Lenkmals hatten sich die Vorstände der nationalliberalrn Partei des Reichstags und des Abgeordnetenhauses zahlreich eingefundcn. Wir bemerkten unter den Theilnehmern die Herren von Bennigsen, Hobrecht, vr. Hammacher, Blankenhorn, Boltz, Brunck, Ennecceruö, Frank (Baden), JornS, Möller (Dortmund), Graf Oriola, Sattler, Wamhoff, Weber, Osann, Wiesecke rc. Um 3 Uhr > versammelten sich die Theil- nehmer zu einem Diner im Kaiserhofe, bei welchem Herr von Bennigsen in eindrucksvoller politischer Rede aus das Zusammenwirken der Parteigenossen und unter Hervor hebung der uationaleu Bedeutung des Tages auf die Zn kunst des Reiche- einen Trinkspruch ausbrachte. Auch einige frühere NeichstagSabgeordnete, wie Vr. Böttcher, Senator vr. Kluamann au- Lübeck y. A., nahmen an der Frier Theil. — Auch die anderen Parteien waren, mit AuS nähme der gänzlich fehlenden Socialdemokraten, Welfen und süddeutschen Volkspartei, zahlreich vertreten. L. Berlin, 19. August. (Privattelegramm.) Ter Brteraurn-Appell hat am heutigen Vormittag im Beisein des Kaisers auf dem Tempelhofer Felde stattgefunde». Es hatten etwa 14 000 Angehörige der Kriegrrvereine Berlins und der Umgegend in Carr4formation gegen 9 Uhr Morgens daselbst Aufstellung genommen. An der bekannten historischen Pappel war eine Tribüne für die Sänger errichtet und ebenso war hier für die Invaliden, welche infolge körperlichen Leidens im Zuge nicht stehen kouuten, ein schattiges Plätzchen geschaffen worden. Zahlreich hatte sich die Generalität eingefunden: man bemerkte die Generäle von ZychljoSki, von Salhach, von Lessing, General oberst von Loö, Generallieutenant z. D. Strubbcra, von Arnim, den früheren Botschafter in Petersburg von Werder. Der Magistrat hatte die Stadträthe NamSlau und Bohm und Stadtschulrath Bertram zur Feier entsandt. Vor der Sänger- Tribüne war der Altar errichtet. Punct 9>/, Uhr verkündeten brausende Hochrufe auf der von vielen Tausenden von Zu schauern besetzten Chaussee, daß der Kaiser herannahe. Der Monarch, begleitet von den Mitgliedern deS Großen Haupt- quartierS, wurdejvon den Ausschnßmitgliedern Wolkewitz, Dank und Psannstiel begrüßt und nahm den Frontrapport entgegen. Daun wurde die erste Strophe des Chorals „Nun panket alle -E darauf bestieg der evangelischeMilitair-Qber- PsarrerWölfing die Kanzel. Nach seiner kurzen eindrucksvollen Rede sprach der katholische Militair-Oberpfarrer Voll- .mar Der Kaiser, der vor dem Altar hielt, zeichnete di«
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