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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950829012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895082901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895082901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-29
- Monat1895-08
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Bezug-Preis I» der Hauptexpedition oder den tm Gtadt. bezlrk und den Vororten errichteten AoS- aabestellrn abgeholt: vierteljährlich^, t.50, bei zweimaliger tSglicher Zustellung in» HauS »l 5.50. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich -ck 6.—. Direct« tägliche Kreuzbaadlrndung fin» Ausland: monatlich 7^0. Die Morgen.AuSgabe erscheint täglich mit Au«, nahm« nach Sonn, und Festtagen '/,7 Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag« 5 Uhr. Ne-artion und Lr-eLttion: Johannesgasse 8. Di» Expedition ist Wochentag- ununterbrochen qrSssnet von früh 8 bi» Abeud« 7 Uhr. Filialen: Dtt» «e»W « Eortim. (Alfred Hatz». Universitätsstratzr t, Loni« Lösche. Katharinenstr. 14. Part, und Königrplatz 7. Morgen-Ausgabe aMgerIäMm Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- ull^cschäsismkehr. ^6. Donnerstag den 29. August 1895. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclam»« unter dem Rrdaction«strich (4ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40^. VrSßere Schriften laut unserem Preis, derzeichniß. Tabellarischer und gifsernsatz »ach höhereu, Tarif. Extra »Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbeförderimg 60.—, mit Postbeförderuag 70.-'. Avnahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentag«) Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.AuSgabe: Nachmittag« 4Uhr. Lei Lea Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz kn Leipzig. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. die hiesigen Messen betr. Wie uns mitgetheilt wird, sind die neueren Be stimmungen über Art, Zeit und Dauer unserer Messen den betheiliaten Kreise» immer noch nicht genügend bekannt. Wir benutzen deshalb die Anwesenheit der Meßinteressenten, um die wesentlichen Puncte nochmals Mr Berösfentlichnng zu bringen. 1) Die Neujahrsmesse beginnt am 3. Januar und endet am 16. Januar. 2) Die von der bisherigen Ostermesse abgetrennte Vormesse dauert vom ersten Montage im März bis zum Sonnabend der anderen Woche. Sle soll Gelegenheit zu Ausstellung von Mustercollectionen und Musterlägern für die unten aufgeführten Waarengattungen bieten und den Interessenten die Anschaffung ihres Bedarfs durch Kauf nach Probe oder Muster ermöglichen. Die Aufstellung von Buden oder Ständen auf öffent lichen Straßen oder Plätzen ist nicht gestattet. Ebensowenig werden Meßconten für diese Bormeffe eröffnet. Zugelaffen sind nur folgende Waaren gattungen : Porzellan-, Majolika-, Steingut-, Terracotta-, Thon-, Krystall-, Glas-, Bronze-, Eisen- nnd Zinkgußwaaren, Aluminium-, Alfenide-, Nickel und sonstige Metallwaare» aller Art, Be leuchtungsartikel, Lederwaaren, Photographie- Albums, Holzwaaren, Papierartikel, Bijouterie artikel, Japan- nnd Ehinawaaren, künstliche Blumen, Puppen- und ' Spielwaaren aller Gattungen, Eisenwaaren, Haus- nnd Küchen- geräthe, Drahtwaaren, Musikinstrumente, optische Maaren, Seifen und Parfümerien, Stöcke, Peitschen, Luxusartikel, Kurz- und Galanteriewaaren aller Art. 3) Die Ostermesse beginnt für Groß- nnd Kleinhandel am ersten Sonntage nach Ostern (HuL8iinoi1oK6i»itl) und endet am vierten Sonntage nach Ostern (Kantate). Die drei Meßwochen führen die Bezeichnung „Böttcherwoche", „Meßwoche", „Zahlwoche". Eingeläutet wird die Ostermeffe, was für die Bestimmung des Verfall tages der Meßwechsel von Bedeutung ist, am zweiten Sonntage nach Ostern (Misericordias Domini), ausgeläutet am dritten Sonntage nach Ostern zInbilate). Sie ist seit Einrichtung der Vormesse hauptsächlich für den Großhandel in Leder, Rauchwaaren, Tuchen, Manu- sactur- und nicht nach Muster oder Probe gehandelten Waaren sowie für den gesammten Kleinhandel bestimmt. 4) Die Michaelismesse nimmt am letzten Sonntage im August ihren Ansang und dauert Ä2 Tage. Sie dient sowohl dem Musterlager- wie dem sonstigen Meßver- kelire. Die drei Meßwochen heißen: „Böttcher- Woche", „Meßwoche", „Zahlwoche". Das Ein läuten geschieht am zweiten, das AnSläuten am dritten in die Messe fallenden Sonntage. Leipzig, am 26. August 1895. 7« 3559 Der Rath der Stadt Leipzig. 1181 vr. Georgi. vr. Just. Bekanntmachung. Auf Anregung der Herren Obermeister der Fleischer-Innungen zu Leipzig, zu Leipzig-Reudnitz, zu Leipzig-Plagwitz-Linvenau und zu Taucha und Umgegend haben wir beschlossen, Sen Schlachtdof am 2. September d. I. «nr währen» »er Zeit von « bis v Uhr Morgens und da- Kühlhaus nur während der Stunden von 4 bis ü Uhr Morgens und von 11 bis 12 Uhr Vor mittags offen zu halten. Leipzig, den 27. August 1895. Der Rath »er Ttadt Leipzig. I». 4116. vr. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Am Sedanfest. Montag, den 2. Sevtember, werden mit Rücksicht auf die in der Stadt Leipzig stattfindende allgemeine öffentliche Feier die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publicun, bei den Postanstalten in Leipzig (einschließlich der eingemeindeten Vororte) auf die Zelt von 7 bl- 12 Uhr Vormittags und von 5 bis 7 Uhr Nachmittags beschränkt sein. Die OrtSbriefbestellung, sowie die Geld» und Packetbrstellung erfolgt wie an den Sonntagen, inbeß findet für die Meßrevier« eine weitere Bestellung um 2'/, Uhr Nachmittag« statt. Der Kaiserliche Vber-Poft»ireetor In Vertretung. Wetzel. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die Straße ^ des Bebauungsplanes für die Petzscher Mark und die anschließende Blücher-Straße in Leipzig» Entriß,ch zusammen Katzbach-Ltratzc. sowie die Straße L des» selben Bebauungsplanes und die anschließende Lange Straße in Leipzig-Eutritzsch zusammen Wittenberger Stratzc zu benennen. Leipzig, am 26. August 1895. Ter Rath der Stabt Leipzig. 1432. vr. Georgi. CH. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 3. August d. I., den Hand arbeiter Johann Emil Albert Jordan betreffend. Leipzig, den 23. August 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig Armcn-Amt. I. B.: Ludwig.Wolf. ä. R. IX, Abth. II. Nr. 684. Möller. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 10. August d. I., den am 29. Juli 1852 in Fricüeburger Hütte geborenen Geschirrführer Janny Max Emil Tiktrich betreffend. Leipzig, den 24. August 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Arme» Amt. I. V.: Ludwig-Wolf. R. Il, 2, Nr. 1512. Röselinüller. Bekanntmachung. Vermißt wird, wie erst kürzlich zur Kenntniß der Unterzeichneten Behörde gelangt ist. seit Mitte März l. I. die Handelsfrau Louise Friederike geschiedene Eller geborene Eisenbach, geboren zu Gotha ani 12. März 1839. Sie hat zuletzt in Leipzig im Hause Schützen- straße Nr. 21 einen kleinen Lade» nebst angrenzender kleiner Privatwohnung gehabt und soll viel auf Märkten umhergezogeu sein. Aller Nachforschungen ungeachtet ist über den Verblieb der Ver mißten seither nicht das Geringste zu ermitteln gewesen. Es ergeht daher a» alle Behörden und Privatpersonen hiermit das Ersuchen, alle Wahrnehmungen, welche geeignet sind, über den Verblieb der geschiedenen Eller Ausschluß zu geben, ehebaldigst zur Kenntniß des Unterzeichneten Polizeiamts zu bringen. Die geschiedene Eller ist 56 Jahre alt, von übermittlerer, magerer Gestalt, hat dunkelgraumelirtes Haar, faltiges Gesicht und gelbliche Gesichtsfarbe. Leipzig, den 27. August 1895. VH. 3025. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneidrr. N. Bekanntmachung. Während der Messe liegen im Bücheriaale unserer Bibliothek eine große Anzahl verschiedener in- und ausländischer Städteadreß- bücher, sowie Branchen-, Fach-, Export- und Reichsadreßbiicher zur unentgeltlichen Einsicht au». Die Bibliothek ist an Wochentagen von 10—12 Uhr und von 4—6 Uhr geöffnet, Neue Börse, Tr. I. Tie Pibliothekvcrwaltung der Handelskammer. Loncursverfahren. Das Concnrsverfahren über das Vermögen deS Kürschners Ferdinand Richers zu WeitzenselS wird nach erfolgter Ab- Haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Weißenfels, den 24. August 1895. Königliches Amtsgericht, Abtheilung I. Deutschland und China. —g. Eine in jeder Beziehung zustimmende Beurtheilung findet das Zusammengehen Deutschlands mit Rußland und Frank reich aus Anlaß des Friedensschlusses von Shimonoseki jetzt im „Ostasiatischen Lloyd". Das in Shanghai erscheinende Blatt bat von jeder und namentlich während des chinesisch japanischen Krieges auf Seite CbinaS gestanden, hält dessen Nolle im fernen Osten noch durchaus nicht für ausgespielt, und man muß ihm das Verdienst lassen, daß eS auf die Gefahren, welche Europa von einem übermächtigen Japan droben, wiederholt und nachdrücklich hingewiesen hat. Jeden falls kann man den Leitern und Mitarbeitern des auch in der deutschen Presse gut accreditirten, um die Vertretung deutscher Interessen in Ostasien vielfach verdienten „Lloyd" die genaueste Kenntniß der Verhältnisse in den beiden dort concurrirenden Ländern Zutrauen und wird daher seiner Stimme besonderes Gewicht beilegen müssen. Noch nirgends ist eS so bestimmt und offen ausgesprochen worden, daß Eng land durch sein Verbalten in dem großen Entscheidungskampf seine Sympathien in China völlig verscherzt bat, daß dagegen die Art und Weise, wie Deutschland zu den schwebenden Fragen Stellung nabm, die glücklichste war für das Ansehen und die fernere Entwickelung des deutschen Reiches als erste europäische Großmacht, sowie für seinen handelspolitischen Einfluß in Ostasien. Der „Lloyv" schreibt in dieser Hinsicht: Die Stellungnahme DeutschlanaS erscheint als eine noth- wenvigeFolge der fehlerhaften Politik Englands. Im Uevrigen liegt der Fehler ja keineswegs allein bei dem jetzt abgetretenen englischen Cabinet. Ist die englische Politik der Nichtintervention doch von der gesammten englischen Presse, mit der „Times" an der Spitze, empfohlen und gut geheißen worden. Und was hat England auf der anderen Seite in Japan gewonnen? Auch Japan hat doch Augen zu sehen und wird die englische Nichtinterventionspolitik nicht für ein Zeichen der Stärke halten. Am meisten hat in der Sache noch der englische Vertreter in Tokio gewonnen, der sich ruhig auf den Straßen dort sehen lassen kann, während seine russischen, deutschen und französischen College» von japanischer Polizei gegen den Mordanfall eines fanatischen Japaners geschützt werden müssen. ES ist ja richtig, daß Japan durch die deutsche Inter vention recht unangenehm berührt worden ist und daß Japan vor einem Kriege mit Deutschland gewiß am wenigsten zurückgeschreckt sein würde. Gleichwohl muß der Ansicht bei- getrrten werden, daß, wenn eS auch noch nicht geschehen ist, Japan doch trotz allen orientalischen Mißtrauens die Einsicht gewinnen wird, daß ihm für jetzt und für künftig unter den europäischen Mächten kein so zuverlässiger Freund erwachsen wird, wie Deutschland, von dem es vor dem Abschluß seine« unvorsichtigen Friedens bereits wohlwollende Warnungen empfing und welchem eS schließlich zu danken hat, daß eS vor einer Nieder läge in einem Kriege, den eS gegen Rußland hatte auf- n.hm-n NW«». i.w°rr. w°,d.n Interessen hätten auch Deutschland bestimmen tonnen zu Gunsten Chinas zu >nt-r°-n.r-n? ^ Kriegsschiffe und Kanonen ^ besonder« dankbar gekauft? Oder sollen w" §ap"N v^'U g s „g und sein, daß wir ,hm °uf dem G-b.c e ^ ^ der Medien als Lehrmeister gedient .«atei,. v ^ Cbina in Deutschland Kriegsmaterial .m Betrage v ^ Millionen gekauft. (Aus dem Besuch, den Cb-" /^^eben der Höchstcommandirende der chinesH ' ^ abstattet, München, Berlin und anderen deutschen GEladl-n ad, , dürste einer früheren Meldung, daß Cbma weitere g,h Bestellungen für Marinezwecke ,n Deutschland be. U ch l. die erfreuliche Bestätigung erwachsen. T. Re^d^e.p^ Eg- Hätte es einen Sinn gehabt.wennDeutschlandsichdrru, ^ französischen Intervention, die auch ohne es "a"se,u> den (a würde nicht angesä,lösten, und damit einen guten Kunden vor ^en Kopf gestoßen Hätte? Sollte Japan nicht vielmehr auS der Vergangenheit die Lehre ziehen, daß eS sein würde, künftighin auch in Deutschland Bestellungen z '"^Das Alles sind im Uebrigen nur Momente, wAchedie deutsche Intervention als erwünscht und nützlich -barakter stren Der liefere, innere Grund, das zwingend Nolhwendige der selben liegt darin, daß Deutschland, will eS «»1 'eine Großniachlstcllung verzichten, mit zu dem Concert derienigen Mächte gehören muß, ohne welche der politische Bestand n Oslasien nicht verändert werden darf, welche, so lange cs geht, für die Existenz Chinas eintreten müssen und welche, wenn der Zerfall Chinas unvermeidlich werden sollte, über das, was zu geschehen hat, zu befinden baden werden. ES ist richtig, daß seit der Gründung d^S deutschen Reiches kein so folgenschwerer Schritt der deutschen Politik zu verzeichnen ist, wie das jüngste Eintreten im Verein mit Rußland und Frankreich gegen eine Aussaugung Chinas durch Japan. Auch die Gründung von Colonien war nicht eine nothwendige Folge seiner Großmachtslellung. Colonien befinden sich auch m den Händen kleinerer Staaten. Den Schritt aus der Stellung einer europäischen Großmacht in die einer Weltgroßmacht bat Deutschland erst jetzt vollzogen. Nur eine wirkliche Großmacht hat hier draußen mitzureden. „ ES ist inzwischen auch klar geworden, daß Rußland nicht der einzige Triumphirende ist. Auch Frankreich hat sich m dem vor Kurzem abgeschlossenen Grenzabkommen einen schönen Gewinn geholt. Und die demüthige Nolle, die Deutschland heute angeblich spielt, nimmt sich hier draußen gar nicht so demüthig auS, wenn man sieht, wie der deutsche Einfluß sich ge hoben hat und als Folge dem deutschen Kaufmann und Fabrikanten ansehnliche Gewinne zufließen. Die übermächtige Stellung Rußlands ist, wie gesagt, die unvermeidliche Folge der unbegreiflichen Jrrlhümer der englischen Politik gewesen. Deutschland hat hieran nichts ändern können. Von einem ersten Schritt auf die Weltbühne hinaus kann man doch nicht gleich reichen und stolzen Gewinn auf politischem Ge biete erwerben. Deutschland hat heute gesäet. Es wird sich darum handeln, daß eS bei der Ernte seinen Mann steht. Wir können diesen Ausführungen nur zustimmen, halten uns aber ablehnend gegenüber dem Vorschlag des „Lloyd", Deutschland möge mit dafür sorgen, daß das politische Prestige Englands, das in China gleich Null sei, eine seinen über wiegenden Handelsinteressen entsprechende Verstärkung erfahre, englischer und deutscher politischer Einfluß möchten in Zukunft in China auf Kosten des ausschlaggebenden russischen Hand in Hand gehen. England hat seine Jsolirung, auf die es ja geradezu systematisch hinarbeitet, vollauf verdient und wir haben jetzt weniger denn je Veranlassung, um englischen „Dankes" willen Rußland seme natürliche Stellung im Osten zu erschweren und uns damit seine Mißgunst zuzuziehen. Wir haben das Geschäft in Ostasien ohne England gemacht, seben also keinen Grund, weshalb wir den Gewinn mit ihm tbeilen sollten. Wir werden auch in Zukunft dort selbst ständig Vorgehen. Deutsche- Reich. Berlin, 28. August. Auf dem Verbandstage des Centralverbandes deutscher Kaufleute, der dieser Tage zu Coblenr abgehalten und über den im volkswirth- schaftlichen Theile des „8. T." ausführlich berichtet wurde, bat, wie auf dem letzten Handwerkertage, die Frage des ConsumVereinswesens im Vordergründe gestanden und die darüber von den Kaufleuten gefaßten Beschlüsse unter scheiden sich nicht wesentlich von denen der Handwerker. D:e Warnung eine» Beamten vor der Annahme einer sehr weitgehenden Resolution wurde durch das Beschließen einer zum Thril noch schärferen beantwortet. Diese lautet: „Weg m,t den Beamtenconsumvereinen! Bei der Reichsregierung ist zu beantragen, daß di« Erlaubniß zur Schaffung neuer Consumvereine nach dem Princip von Schulze- Delitzsch von der äußersten Bedürfnißfrage abhängig gemacht 'verde. Der Fehler des Handwerkertags, auch die land- wirthschastlichen Consumvereine zu verdammen, ist hier ver- mieden, aber wir müssen uns dennoch dem in mittelstandS- frrundlichen Organen bereits laut gewordenen Ausdruck tiefen Bedauerns über die Aufstellung einer derart radi- und — undurchdachten Forderung anschließen und müssen ebenso tief bedauern, daß der CentralverbandStaa seinerseits die Mitglieder weder durch Beschlüsse, noch auch wie eS scheint, durch Empfehlungen auf das Mittel des genossenschaftlichen Zusammenschlusses, dessen im Consum- vereinSwesenS zu Tage tretende gewaltige Kraft er an erkennt h.naewiesen hat. Die Begründung der preußischen C-ntralgenostenschaft-caste hatte einen besonder« mächtigen Beschäftigung mit dieser Frage bieten müssen, »^"tlastung kann hindern, den Wünschen de« KaufmannSstandeS nach Beseitigung der Auswüchse ^ ConsumvereinS. nnd ConsumanstaltSwesenS beizutreten Solche sind zweifellos vorhanden. Das Erwerbs- und Wirth^ ^ ^ -mpsundenenMangel d,e Waarenahgabe an Nicht Mitglied er nicht unter Strafe zu stellen. Nationalliberale Anträge haben schon in der vorletzten Reichstagssession dem Uebelstand abhelfen wollen, indem sie diese Lücke deS Gesetzes ausfüllten und überdies auch Mitgliedern von Consumvereinen verboten, vom Vereine entnommene Waaren an Nichtmitglieder abzil- zugeben. Ferner war vorgesehen, die Consumvereine in Bezug auf das Schankwesen und den Vertrieb von Branntwein den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen unter allen Umständen zu unterwerfen, d. h. den Betrieb von Schankwirthschafteu und den Kleinhandel mit Branntwein von der Ertheilung einer Concession — unter Aufwerfung der Bedürfnißfrage, wo diese vor der Errichtung anderer Schankwirthschaften zu prüfen ist — abhängig zu machen. Endlich war ausgesprochen, daß die Consumanstalten, also vor allen Dingen die Waaren- häuser der Officierr und Beamten, die keine Wirth- schaftSgenossenschaften sind, hinsichtlich der Waarenabgabe wie die Consumvereine zu behandeln sind, ihre Eigentbümer, Vorstände, Verkäufer und Mitglieder sich also strafbar machen, wenn sie an Personen außerhalb des Kreises, für die ihre Anstalt begründet ist, Waare abgeben. Diese Anträge wurden, nachdem sie gleich solchen, dieselbe Materie betreffenden anderer Parteien in der vorletzten Tagung nicht zur Erledigung gekommen waren, zum Beginn der Session 1894/95 wieder eingebracht. Auf ihre Berathung wurde aber von sämmtlichen Antragstellern verzichtet, weil die Regierung die Angelegenheit in einer Vorlage regeln zu wollen er klärt hatte. Diese Vorlage ist jedoch nicht erschienen. Die unerfüllbaren Forderungen deS Covlenzer Verbandstages werden, wie man Wohl zuversichtlich hoffen darf, nicht zum Anlaß dienen, den Reichstag auch in der künftigen Session vergeblich auf den verheißenen Regierungs-Entwurf warten zu lassen. Was die Waarenhäuser der Beamten an langt, so wäre es wohl der Erwägung Werth, ob ihre aus gedehnte, das mittlere Gewerbe unzweifelhaft empfindlich schädigende Wirkung nicht auch noch auf anderem als dem gesetzlichen Wege einzudämmen sei. Die Möglichkeit einer solchen Entschließung ist in Bayern dargethan, wo der Officierverein (WaarenhauS für Armee und Marine), einen Wunsch der obersten Stelle entsprechend, niemals Ein gang gefunden bat, ohne daß jemals die Behauptung hätte gewagt werden können, die bayerischen Officiere seien im Ver gleich zu ihren Berussgenossen in den übrigen deutschen Con- tingenlen ökonomisch denachtheiligt. Hier ist Gelegenheit zu einem Zugeständniß an den gewerblichen Mittelstand gegeben, daS, wie es materiell werthvoll wäre, moralisch einen überaus günstigen Eindruck Hervorbringen würde. Denn es ist eine unverkennbare Thatsache, daß daS Handlungs geschäft von Angehörigen eines aus öffentlichen Mitteln be soldeten und besondere gesellschaftliche Ansprüche erhebenden Standes weiten Kreisen des Gewerbes eine schwer ver ständliche und jedenfalls tiefe Unzufriedenheit nährende Er scheinung geworden ist. Wenn es für diese Feststellung dem Landeskundigen noch eines Beweises bedürfte, so könnte er in der zweideutigen Haltung gefunden werden, die die conservative Partei Jahre hindurch dem Osficiervereiil gegenüber beobachtet hat. Die Presse dieser Partei begünstigt das WaarenhauS für Armee und Marine aus Gründen, die sich von selbst ergeben, aber sie erachtet eS dessenungeachtet von Zeit zu Zeit für nöthig, die Bekämpfung solcher Betriebe seitens der Conservativen in Aussicht zu stellen. Letzteres ist vor etwa Jahresfrist auch in der „Conservativen Correspon- denz" geschehen. 8. 0. Berlin, 28. August. Die preußischen Minister des CultuS, des Innern und der Justiz haben die Oberpräsiventen durch einen gemeinsamen (vor einiger Zeit schon erwähnten) Erlaß ersucht, die Organisation der Fürsorge für ent lassene Gefangene zu fördern. Zu dem Zwecke wird empfohlen, für jede Provinz oder für mehrere benachbarte Provinzen eine Centralstelle für das Fürsorgewesen zu schaffen, die zwar eine vom Staate unabhängige freie Vereinigung ist, deren Bestrebungen aber von den Staats-, Kirchen- und Provinzialbehörden möglichst gefördert werden. Als Aufgabe der Centralstelle wird bezeichnet: 1) DaS Fürsorgewesen in ihrem Bezirke zu fördern. 2) Aus das Zusammenwirken zwischen kirchlichen Fürsorgeorganen und Hürsorgevereinen binzuwirken. 3) Zur Gründung von Fürsorgevereinen und Arbeitsnachweisestellen anzuregen. Um eine Zersplitterung der auf die Fürsorgebestrebungen gerichteten Kräfte und Geld mittel zu vermelden, wird empfohlen, daß die Fürsorgeorgane sich auch der Familien der entlassenen Gefangenen annehmen und ihre Schutzthätigkeit auch den aus der Zwangserziehung entlassenen oder der Familienpflege überwiesenen jugend lichen Personen zuweuden. Zur Deckung der Geschäfts unkosten der Centralstelle, soweit die Beitrage der Kirchen- und Provinzialbehörden, der Vereine und Privatpersonen nicht auöreichen, stellt der Minister des Innern einen Beitrag in Aussicht. Es ist nun die Aufgabe aller der Kreise, welche der Meinung sind, daß Strafrichter und Polizei allein nicht ausreichen, um die stetig anwachsenden Verletzungen der Gesetze zurückzudrängen, diese Bestrebungen zu unterstützen. Die Fürsorge für den auS dem Gefängniß Entlassenen kann allein verhindern, daß auS dem Gelegenheitsverbrecher ein Gewohnheitsverbrecher, ein Declassirter, ein bewußter Feind der Gesellschaft werde. Die Fürsorge für daS verwahrloste und verbrecherische Kind kann eS allein davor bewahren, daß eS sich zu einem gewerbsmäßigen Verbrecher auswachse. V. Berlin, 28. August. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin, welche heute Nachmittag Schloß Wilhelmshöhe verlassen, werden gegen 1v>/, Uhr Abends auf der Wildparkstation eintreffen. 7. Berlin, 28. August. (Trlegramm.) Der „Reichsanz." ver öffentlicht die (längst bekannte) Ernennung deS Freiherr« v.Hncnc zum Director der Preußischen Centralaenossenschastscasse mit dem Range eine« RatheS zweiter Elaste, sowie dem AmtScharakter als Präsidenten. S Berlin, 28. August. (Privattelegramm.) Der Bund der Landwirlhe hat dem Reichskanzler das Gesuch unterbreitet, die Aufhebung der bisherigen Zoll- vegunftigung der Grenzbewohner insoweit, als die selben einzelne Stücke ausgeschlachteten Fleisches in Mengen von nicht mehr als zwei Kilogramm, nicht mit der Post ein gehend, zollfrei einfübren dürfen, auS veterinärpolizeilichen i Gründen zn veranlassen.
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