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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951005012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895100501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895100501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-05
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Tabellarischer und Ziffernlatz nach höhere.« Tarif. Dptr«,Beilagen (gefalzt), nur mit de, Morgen-AuSgabe, ohne Postbrfürderuna 60.—, m,t Postbeforderung 70.--. Annahmrschluß für Anzeige«: (nur Wochentag«) Abend-Ansgabe: vormittag« 10 Uhr. Morge ».Ausgabe: Nachmittag« 4UH'^ Gei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an di« Gr-editisn zu richten. Druck und «erlag von E. Pol» in Leipzig. M. Sonnabend den 5. October 1895. 89. Jahrgang. Anzeigen für di« an, Montag früh erscheinende Nun.,„er können nur noch bis heute Mittag 12 Uhr angenommen werden. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da« Pfarramt zu St. Lukas in Letpzig-BalkmarSdorf ist neu zu besetzen. Das Einkommen dieser Stelle betrügt einjchl. WohnungSgeld 5500 und erhöht sich nach je 3 Jahren um 300 bis zuin Höchstgehalte von 6700 Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen bis zum 14. Oktober d. I. bei un« einreichen. Leipzig, ain 28. September 1895. Der Math der Stadt Leipzig. Ür. Georgi. Lampe. Bekanntmachung. Das unbefugte Betreten der neuhergeslellten Dämme an der Rödel und der Elster ist verboten. Zuwiderhandelnde verfallen in eine Geldstrafe bis zu 60^i oder Hastsirase bis zu 14 Tagen. Leipzig, am 4. October 1895. Tie Uönialichc «mtShanptmaiinschast. v. Platz mann. Id. 4768. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lpe. Gesucht wird die am 31. December 1862 in Audenhain bei Torgau geborene Dieiistmagd Therese Jllgncr, welche zur Fürsorge für ihr Kind anzuhalten ist. Leipzig, den 2. October 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. . - - Armenamt. R. IVn. Nr. 1531 d.Hentschel.Poppitz. Bekanntmachung. Hierdurch machen wir bekannt, daß wir die Erlenstraße in Leipzig, Parcelle Nr. 27041c von Leipzig in das Eigenthum und die Unterhaltung der Stadtgemeinde Leipzig übernommen haben. Leipzig, am 1. October 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Io. 4699. Lr. Georgi. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Räume bleibt die »roste Rath-stube . Montag, den 7. Oktober dsS. A» geschlossen. Leipzig, am 4. October 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. Größe!. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die Bestimmung in 8 369' des ReichSstras Gesetzbuchs wird den Grundstücksbesitzern be,zw. Garteninhaber» hiesiger «tadt bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 00 oder ent» sprechender Haft hiermit ausgegeben, ihre Bäume, Sträucher, Hecken rc. von den Raupen des BauiuweistliilgS (^poria Oataexi) des ttzoldaftkkö (kortlmE Obr^sorrkoea) und des Schtvammsvinnera (Ooneri» vigpar), deren Vertilgung in den Mouatcn Oktober bis mit März zu erfolgen hat, gehörig säubern und die Schädlinge vertilgen zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend »nb T eine kurze Beschreibung der Lebensweise und der zweckmäßigsten Art der Vertilgung der angeführten Schmetterlingsarten. Leipzig, den 30. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5280. vr. Georgi. Stahl. « D Baumweitzling (Xporis, Orntnoxi). Der Schmetterling, welcher nur in einzelnen Jahren in gefahr> drohender Anzahl er,cheint, legt im Juli oder August seine birn> förmigen gelblichen Eier in regelmähig geformten Häufchen bis 150 Stück nebeneinander aus die Blätter der Pflaumen, Schlehen Weißdorn, Traubenkirschen, Aepfel, Birnen und Mispeln. Die Räupchen verlassen die Eier im Herbst und spinnen einige Blätter zu einem kleinen seidenglänzenden Neste zusammen, in welchem sie gemeinsam überwintern. Im Frühjahr beginne» sie ihr Zerstörungswerk an Blatt und Blüthenknospen der Umgebung ihres Nestes. Anfang Mai verlassen sie das Nest und leben einzeln bis sie sich Ende Juni verpuppen. Zweckmäßigste Vertilgungsweise: Zerstören des Nestes vom Oktober bi- April. Äoldafter (Lorttiesin Olir^norrkaea). Der Falter, welcher im Juni oder Juli erscheint, legt dir Eier als sogenannter „kleiner Eterschwamm unter einer Decke seiner Asterwolle in langgestreckten Haufen meist an die Unterseite der Blätter von Obslbäumrn, Weißdorn, Birke, Eiche und anderem Laubholze. Im August entschlüpfen den Eiern die Räupchen, näbren sich von den nächsten Blättern, die sie, des BlattfleischeS beraubend, skelettiren, häuten sich zum ersten Male und überwintern in einem großen, gemeinsamen festen Gespinnste. Im März beginnen sie von Neuem den Fraß, welcher um so verderblicher ist. als sie ge sellig die Knospen angreisen und bei eintretender Kälte wieder Schutz in dem verlassenen Winterquartier finden. An der Fraßstelle überziehen sie die Zweige mit einem lustigen Gewebe, welche« sie verlassen, wenn die Knospen verzehrt sind und gegen «in frische- Gewebe au einer neuen Fraßstelle vertauschen. Ende April zer streuen sich die bi« dahin gesellig lebenden Raupen und verwandeln sich Anfang Juni in einem losen Gespinnst in eine kahle braune Puppe. Zweckmäßigste Vertilgung-weise: Sammeln und Vernichten der Winternester im Herbst bis zum Ende März. Schivauimspinner (Ocneria Illspnr). Das Weibchen dieser in beiden Geschlechtern sehr verschiedenen Schmetterlinge legt seine Eier Ende August in großen rundlichen, mit der gelbgrauen Asterwolle sorgfältig bedeckten Hausen, so genannten „großen Eierschwämmen", an Baumstämmen, Zäunen und Mauern ob. In diesen „Schwämmen" überwintern die Eier, um zeitig im nächsten Frühjahr die Räupchen zu ergeben. Die ent schlüpften kleinen Räupchen bleiben während ihrer ersten Lebenslage auf diesem Schwamm vereint sitzen. Diese Schwämme mit den daraulfitzenden jungen Räupchen nennt der Forstmann „Spiegel". Nach wenigen Tagen verlassen die Räupchen Len „Spiegel" und zerstreuen sich dann sofort. Ihre Nahrung suchen sie an Obst- bäumen und anderen Laubbolzarten, auch an Brrbertzen, Rosen vnd Weiden, gehen selbst aus Topfgewächse über und werden auch krantartigen Pflanzen verderblich. Di» Raup« ist im Juni erwachsen und verwandelt sich ln eine matt schwarzbroune, mit gelben Haarbüscheln versehene Puppe, die im Juli oder August den Schmetterling liefert. Zweckmäßigste Bertilgung«weisr: Zerdrücken der leicht kenntlichen Schwämme rr>p. Spiegel vom September bis zum März. Gesucht wird der am 13. Juni 1863 in Schneeberg geborene Tigarren- orbeiter Hermann Hugo Günther, welcher zur Fürsorge für seine Kinder auzuhalten ist. Leipzig, den 2. October 1895. Der Rätst der Stadt Leipzig. Armenamt. A. R. IVa. Nr. 1296ä. Hentschel. Im Erdgeschoß des Unterzeichnete» Polizeiamts sollen Montag, den 7. October, RachmittagS 3 Uhr, verschiedene Gegenstände, u. A. biv. Schmucksachcn» einige Taschenuhren, Wäsche- uud Kleidungsstücke, Schirme, Spazterstücke rc. und 3 Stück zweirädrige Handwagen, öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver- teigert werden. Leipzig, den 8. October 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. 0. R. 4779. Bretjchneider. Ml. Versteigerung. Montag, den 7. Oktober 1895, von Vormittag» 10 Uhr an sollen im Grundstücke der Allgemeinen Deutschen Lreditailstalt hier. Brühl Nr. 7b. 77, eine Kiste Hermelin-Kelle meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Die Felle liegen tm ov«ng^na»nten Grundstücke, Eingang Brühl (Zwilchenstock) zur Besichtigung bereit. Leipzig, am L. October 1895 König!. Amtsgericht Leipzig. Schmidt. Grundstücks-Versteigerung in Holzhausen bei Leipzig. Die der Gemeinde Licbertwolkwitz gehörigen vonnals Hndel'schen Ztegcleigrnndstückc in Holzhausen und zwar: 1) rin Ziegelmeiiler-Wohnhaus mit dazu gehöriger Stallung — diese- Grundstück enthält 680 lDMeter Fläche —, 2) neun Bauplätze, unmittelbar am Bahnhof und an der Dorfstratze gelegen, je circa 700 O Meter Fläche enthaltend, 3) eine unmittelbar bei Holzhausen gelegene Feld- und Wiesen« parcelle, 3 Acker 132 IDRuthea Fläche enthaltend, 4) eine in der sogenannten Zauche gelegene Lehmgrube, 280 H Ruthen Fläche enthaltend, 5) rin Ziegelbrennosengebäude, mehrere andere züb Ziegelei ge- hörige Gebäude und Trockenschuppen sammt Zubehör sollen, was die unter 5 genannten Gebäude re. anlaugt, auf Abbruch Montag» den 7. October 1895, Nachmittags '/,4 Uhr, an Ort und Stelle unter den vorher bekannt zu machenden Be dingungen öffentlich und meistbietend versteigert werden. Licbertwolkwitz, am 28. September 1895 Der Äcmcindcrath. Dyck, Gemeinde-Vorstand. Fünfzig Jahre im Dienste der Turnerei. k. X. Heute und morgen begeht der älteste und größte der Leipziger Turnvereine, der Allgemeine Turnverein, in festlicher Weise die fünfzigste Wiederkehr seine« GründungS- tages. Noch niemals, seit in Deutschland Turngemrinden bestehen, hat die besondere Feier eine» einzelnen BereineS in der Turnerschaft unseres großen Vaterlandes eine solche Theilnabme und Beachtung gefunden, wie heute die goldene Jubelfeier des Allgemeinen Turnvereines. Mehr denn 400 Vertreter von Turnvereinen unserer näheren und weiteren Umgebung, ferner Abgeordnete fast sämmtlicher größerer Turnvereine aus allen Tbeilen Deutschlands und Oesterreich« weilen beute in Leipzig« Mauern, und wenn die Verhältnisse an Stelle besonderer Einladungsschreiben eine allgemeine Ein ladung an sämmtliche Turnvereine erlaubt batten, dann wären nicht Hunderte, sondern Tausende zum fröhlichen Feste versammelt, dem allerdings der Theatersaal und die Albert- halle des Krystall-PalasteS ru eng geworden waren. Doch auch so erfüllt unsere Turner die stattliche Schaar der Festgäste mit freudigem Stolze; sie zeigt un«, daß auch heute noch wie einst beim dreiundsechziger Turnfeste unsere gute Stadt Leipzig als eine Hochburg der Turnerei gilt, ihre turnerischen Einrichtungen aber in Vereinen und Schulen noch immer all musterhaft und nachabmenSwertb dastehen. Sind auch im Laufe der Jahrzehnte mit dem Wachsthume der Stadt und besonder- mit dem Anschlüsse der Vororte an Stelle de« einen Verein«, der 1863 nicht weniger als 2200 Mitglieder zäblte, 26 Vereine getreten mit inSgesammt fast 10 000 Mitgliedern: der Geist und dir Form des Turnen- sind in allen mit geringen Verschiedenheiten dir gleichen, alle ihre Turner haben Anspruch auf den Ruhm turnerischer Uebrrlieferung und den geachteten Namen eines Leipziger Turner-, Daß dem so ist, erscheint aber in der Hauptsache al- ein Verdienst de- Allgemeinen Turnverein-, da- er sich erwarb in 50 jähriger turnerischer Arbeit im Dienste der deutschen Turnerri. Schon wenige Jadre nach der Gründung de- Verein« al- die alte Halle, Dank einem Actienunternebmen an dessen Spitze der verdiente Polireidirector Stengel stand, kaum errichtet war, erschienen Vorturner au« Gohlis. Lindenau und Stötteritz, um >m Winter an den Uebungrn theilzunehmen. Später verbreitete besonder- August Erbe«, auch so eine Zierde unserer Stadt bleiben, ein lebendiger Beweis für die Frische und körperliche Tüchtigkeit unserer Mitbürger, möge ihm auch das Wohlwollen der städtischen Behörden, das er sich durch seine fünfzigjährige, gemeinnützige Thätigkeit erworben hat, allezeit bewahrt bleiben! Das sei »eute unser Wunsch zu seinem Jubelfeste. Deutsches Reich. ä Berlin, 4. October. Die Heranziehung deutschen Capital« zur Besiedelung der dazu geeigneten Landstriche Afrikas ist als eine Voraussetzung des wirth- schasrlichen Gedeihens unseres colonialen Besitzes dankbar anzuerkennen. Auch wo für die Colonisation Gebiete in Aussicht genommen sind, die zwar nicht unter deutscher Herrschaft' stehen, deren Besiedelung aber da« deutsche Element in Afrika stärken und eine günstige Wirkung auf die deutschen Colonien ausüben kann, wird die Anlage deutschen Geldes eine verdienstliche sein können. Bisher war es jedoch üblich, mit der Aufforderung zur Betheiligung an afrikanischen Unternehmungen nur an capitalkräftige Persönlichkeiten heranzutreten, und dieser Brauch war löblich. Zu den volkswirthschaft- lichen Gründen, welche es räthlich erscheinen lassen, kleine Leute nicht zu dem Nisico heranzuziehen, das mit wcitauSschauenden überseeischen Unternehmungen ver bunden ist. gesellt sich hinsichtlich Afrikas noch die Erwägung, die Popularität unserer Colonialbestrebuiigeli könnte gefährdet der Turnvater de- Leipziger S^ts-l^ weise der „Leipziger Schule und ^ E Lion für die Vorturner jener Vereine geraoezu IN der städtischen Turnhalle unter Lion's Leitung sich heran b-,«n Tu-n-r «-- auch »,m Turnverein der Südvorstadt seine turnerische G .ndlage e,n, aesck iffen bat erhob Witzgall da« Turnen im Gau zu einer er krVn M Altle-pzig-r Vereinen gern an- erkannt wird Unter diesen steht der „Turnverein mit seiner prächtigen neuen Halle am Frankfurter Thor dem Allgemeinen Vereine, aus dem er 1867 herv°rgegangen,st. °nGr°ße nur wenig nach. Die letzten Spuren de« Conflictes, der die Trennung hervorrief, sind längst verwischt, und heute be- kämpfen ^sich die Turner der Westvorstadt und der Turner straße nur noch auf dem Felde turnerischer seier Daß man sich beiderseits der gemeinsamen Abltam- mung und Vs gleick?» Streben« wobt bewußt ist, bew.es am 24. August das schone Zusammenturnen m der städtischen ^Ebenso bedeutend wie auf die nähere Umgebung war der Einfluß des Allgemeinen Turnvereines nach außen hin, »nächst durch Vorturner und Turnlehrer, die Leipzig ver- tanzten"? dann^aber^dmch^en? Sckaaren" tu^nser.^ werden^ wenn einmal Bevötk-rungskreise, die, auch kleine Männer, die man zu allen größeren Turnfesten und Bvr- turnerturncn hinauszusenden pflegte. Gerade die Vorturner- : usammenkünfte, eine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte, boten der Vorturnerschaft Gelegenheit, besondere und neue lebungSgruppen unter Lion's Leitung in anregender Weise zu verbreiten. Andererseits wurden die Schau- turnen de- Verein-, oft wahre Meisterstücke turnerischen Sinne« und schöpferischer Gestaltungskraft, mit Vorliebe von auswärtigen Turnern, von manchen regelmäßig besucht. Eine Sammlung der schönsten Uebungsgrupven von 1863—1895 erscheint übrigens zum Feste als besondere Darbietung neben der eigentlichen Festschrift. Als der Allgemeine Turnverein gegründet wurde, kannte man in unserer Statt »och kein Schulturnen, ja den t»rn- ustigen Schülern von St. Thomas, die in Slünz an Neck und Barren heimlich lurnlen, wurde das Handwerk von der Schule gründlich gelegt. Das freiwillige und ungeordnete Turnen auf dem städtischen Turnplätze in der Holzgasse Sternwartenstraße) unter Leitung eines Fechtmeisters, baS pater eigentlich mehr geduldet als von der Stadt begünstigt wurde, war kein Schulturnen im Sinne der Gegenwart. Es ist das unbestreitbare Verdienst de« Allgemeinen Turnvereins, ein geregeltes Schulturnen in Leipzig angebahnt und aus- gebitdet zu haben. Schon 1848 wurden gegen 200 Knaben aller Schulen im Verein unterrichtet, außerdem unentgeltlich 80 Waisenknaben und 20 Armenschüler, und im Mai deS nächsten Jahres begann der Unterricht auch für die Mädchen. Von 1850 an halten die oberen Classen der Bürgerschulen, der Realschulen und Gymnasien ihren Einzug in die Räume deS Vereines, der sich bald nach einer leitenden Persönlichkeit Pr seine Lehrkräfte umsehen mußte, einem verbindenden Gliede zwischen dem Vereine und den Schulen mit ähnlicher Machlbefugniß, wie sie etwa ein Schuldirektor hat. Auf eine 2t Folioseiten starke Denkschrift des Vereines an den leipziger Rath vom 26. April 1862 erfolgte schließlich die Berufung des MathematiklehrerS I. C. Lion au« Göttingen zum Dircctor des städtischen Turnwesens durch die Stadt. Der Verein aber übertrug dem von ihm vorgeschlaqenen Manne gleichzeitig die Oberaufsicht seines gesammten Turn betriebes. Damit hatte Leipzig den begabtesten Turnlehrer ganz Deutschlands für die Neugestaltung seines TurnwesenS gewonnen, es gab ihm daS Jahr daraus in der neuerbauten städtischen Turnhalle die würdigste Stätte turnerischer Wirksamkeit. Der Erfolg deS Leipziger Turnfestes rechtfertigte Lion's Berufung jür den Verein, der Aufschwung des Schulturnens für die Stadt. Nicht weniger al« 3879 Schüler und Schülerinnen wurden noch im Sommer des Jahre« 1868 v^n acht Berein-turnlehrern nach einheitlicher Lehrweise unter richtet, die, io Lion's Schrift „Bemerkungen über den Turn unterricht in Knabenschulen und Mädchenschulen" nirderaeleat heute zur Norm jede« vernünftigen Turnunterrichte« ae^ worden ist. Mit der Erbauung besonderer Schulturnhallen verließen wohl die Schüstr der meisten Anstalten nach und nach den Verein und die Stätte seiner Wirksamkeit, aber mit ihnen zogen Turnlehrer, die. unter Lion'« Leitung Hera,,- gebildet, .m Sinne ihre« Meister- weiter arbeiteten. Noch immer gleicht der Allgemein« Turnverein einem Turn- rhrersemmar, da- fast alljährlich turnerisch tüchtige und im Unterrichten wohl vorbereitete jung. Männer binaussendet. oft zahlreichen Hils-turnlebrern und Vorturnern, d.e tz.on dort heranbild.te, sind nahezu 50 Turnlehre, au« dem Allgemeinen Turnvereine hervor- gegangen. Zu ihnen gehören fast sämmtliche Turnlehrer der Leipziger Schulen. die noch jetzt in stetem Verkehr mit vr. I'.on Anregung und Belehrung empfangen. Gegenwärtig erhalten neben den Knaben und Mädchen der B rem«,chüberclafle.. noch Schüler der ersten Büraerschu " de! ?"Ü'''<n'n schen Institute-, der Toller'schen und Cchuster'schen schulen ,m Allgemeinen Turnvereine Unterricht. Dir der^V»^ Verein-turnlehrer ist auf 3 herabgesunken, die Zahl der Vorturner dagegen wächst von Jahr zu Jabr. ist turn.'n« der Verein auf dem Gebiete de- Schul! c. se'»c Schuldigkeit getban bat und einem""" allgemeinen Turnanstalt zu einem reinen Maonerturnverrine umzuwandeln. Möge er Geldverluste schmerzlich empfinden müssen, in Afrika „Haare gelassen" haben. Diese Rücksicht fordert am Ende nicht die Beschränkung der Capitalassociaton für afrikanische Zwecke auf den engen Kreis der sehr Wohlhabenden und Neichen, aber sie gebietet doppelt große Vor sicht bei der Aufforderung an das große Publicum zur Thcilnahme an colonialen und verwandten Unter nehmungen. Wir sehen uns zu dieser Betrachtung durch einen Prospekt geleitet, der von Chemnitz aus versandt wird und zum Beitritt zu einer „Colonisations-Gesellschast für Südafrika, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Cen tralstelle Chemnitz", ausruft. Die Gesellschaft soll mit einem Capital vo» einer Million Mark ins Leben gerufen werden. Der Prsspect sagt »un zwar, Stammantheile dürften nicht unter 500 betragen und müßlen stets durch loo tbeikbar sei», aber es werben auch Abschnitte bis herab zu 20 ausgegeben, „deren Inhaber als Mitglieder der i»S Leben zu rufenden Zweigabtheilungen, welche die entsprechende Anzahl von Vollaulheilscheinen übernehmen würden, gellen." lieber die EiuzahlungSweise heißt es: „Ein Viertel binnen vier Wochen nach der Zeichnung, dann immer jedes folgende Jahr ein weiteres Viertel, so daß sich die ganze Einzahlung auf vier Jahre vertheilt." Es ist mithin die Betheiligung mit der geringfügigen Summe von 5 d. h. eine' Massen- betheltigung, ermöglicht und dies scheint aus den angeführten und augebeuletenGründen nicht unbed enklich, zumal da der Prospekt recht zuversichtlich anftritt. Er nimmt die Er werbung großer Gebiete in Transvaal, Swazie-, Masbona- oder Matabele-Land in Aussicht und zwar solcker Gebiete, die „in größtmöglicher Nähe" ergiebiger Goldfelder liegen, und giebt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Boden preise „in einem Lande, das so große Mineralschätze birgt und so überwiegend fruchtbar ist, unbedingt steigen müssen." Der Hinweis aus die Goldlager Südafrikas würde es den kleinen Leuten erheblich erschweren, der Offerte gegenüber ruhiges Blut zu bewahren. Auch die Ankündigung, daß im Falle deS guten Gedeihens der Siedelungen in der Mitte eine Stadt angelegt werden soll, auf deren Empor- blühen „zu einem Hauprstapelplatz deutscher Jndustrieerzeug- niffe mit Sicherheit gerechnet werden darf", übt in Anbetracht ver geringen Einlage von 5 bezw. 20 vielleicht eine ver lockendere Wirkung, als die Begründer der Gesellschaft selbst sie beabsichtigt haben. Bedenken gründen sich, wie wieder holt sei, nur auf die Möglichkeit der Mafsenbetheiligung. Anbaltspuncte für die Beurtheilung de- Plane- an siet, fehlen uns gänzlich. Wir glauben aber, daß das angeführte colvnialpoliusche Moment einer Benachrichtigung des Publi cum« über die Chancen des Unternehmens in den Kreis der der deutschen Colonialgesellschaft obliegenden Aus gabe führt. * Berlin, 4. October. Ueber die parlamentarische Behandlung des bürgerlichen Gesetzbuches schreibt die „Nat.-Lib. Corr.": „Die Lage deS Reichstags gegenüber dem Entwurf ist eine andere als die des BundeSraths. De» Bundesregierungen sind, wir eben jetzt wieder von der Presse in Erinnerung gebracht wird, die Ergebnisse der ersten Com missionslesung stückweise zur Kenntniß gebracht worden, so daß sie im Stande waren, Abänderungen für die zweite Lesung in Anregung zu bringen. Sie haben von dieser Mög lichkeit au^edehnten Gebrauch gemacht und die Commission hat ihre Wünsche nach Thunlichkeit berücksichtigt. Der dem BundeSrath rugegangene Commission-entwurs enthält also bereits de» Niederschlag einer amendirenden Wirksamkeit der Glieder des BundeSraths, der Reichstag hingegen ist mit der Materie noch gar nicht befaßt gewesen; insoweit seine Mit glieder au« den Darbietungen deS Buchhandels und der Presse über den Entwurf Kenntniß genommen haben, haben sie als Privatpersonen gehandelt. In einem Augenblick, wo die Volksvertretung als solche den Entwurf noch nicht kennen gelernt hat, ihr die Annahme in Bausch und Bogen zur Pflicht zu machen, scheint zu weit gegangen. Auch »ach der Einbringung der BundeSrathSvorlage wird man gut tbun, di« Entschließungen hinsichtlich de- Siecht- der Behandlung de« Gesetzbuchs jedenfalls so lange abzuwarten, bis in den Fraktionen Referate über den Entwurf entgegrngenommen sein werden. Wir -landen, daß den darauf folgenden
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