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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951031018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895103101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895103101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-31
- Monat1895-10
- Jahr1895
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Bez«g-.Pre1S in der Hauptexpedition oder de« tm Stadt- bezirk und de» Bororte« errichteten Aus- gabestellen abg « holt: vierteljährlich ^tl 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierleljübrlich S.—. Direct» tägliche Kreuzbandiendung ioS Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, di» Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Le-artion «n- Expedition: Johannesgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktto Klcmm'S Lorti»,. (Alfred Hah«), Universitütsslraße 1, Lauts Lösche, Uatharinrnstr. 14, part. und Königsplatz 7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzrigen-Prei» die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactionsstrich ^ge spalten) 50^, vor den Famtlirnnachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzcichniß. 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Lillel, Colonialwaarenhandlung, Peterskirchhof 5 Herr 21ax Xlertii, Buchbinderei, Beethovenstraße 1 Herr Meoü. Leier, Colonialwaarenhandlung, Psassendorser Straße 1 Herr 4. 0. Olafen, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Lvrin. 21e88ke, Colonialwaarenhandlung, Ranstsche Gasse 6 Herr belecke. Ziselier, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoLran/i, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Liixetiuann, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Lünarrl LetLvr, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraße 5 Herr 3u1. 8eliümi< Iien, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraße O Herr kau! 8vlirettier, Drogengeschäst, Westplatz 32 Herr 11. vittrieli, Cigarrenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr 21. L. 4LrreeIit, Colonialwaarenhandlung, Norkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. 1)vbu8, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendors Herr Lodei'l Orelner, Zweinaundorfer Straffe 18, in Neustadt 8elie!t'8 4iiiioiieeii-LxpeüMou, Eisenbahnstraße 1, - Connewitz Frau 1l8e!ier, Hermannstraße 23, 1. Etage, - Plagwitz Herr 21. OriitLiiiriiiii, Zschochersche Straße 7 a, - Eutritzsch Herr Lodert 41tner, Buchhandlung, Telitzscher Straße 5, - Reudnitz Herr LiiKinunii, Marschallstraße 1, - Gohlis Herr Lod. 4I1ner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, » - Herr Leriili. IVedvr, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Lindenau Herr 41d. Lluüner, Augustenstraße 13, -- Thonberg Herr 1i. Lüntsed, Zieitzenhainer Straße 58, in Volkmarsdorf Herr 0. 4. Xaumann, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung, die Anmeldung zur SirchenvorstanSswahl in der AndreaS- gcmeinde betreffend. In Gemäßheit des 8. 17 der Kirchenvorstandsordnung vom 30. März 1868 scheiden mit Ende dieses Jahres die Herren: Maschinenfabrikant Fikentfchcr, Kaufmann Kittel, Bankdirector Tauer» Modelleur und Ciseleur Scheele» Schuldirektor Schmidt aus dem Andreaskirchenvorstande aus. Infolge dessen hat demnächst durch die Kirchengemeinde eine Ergänzungswahl stattzufinden, bei welcher jedoch die ausscheidenden Mitglieder sofort wieder wählbar sind. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen, in der Andreasgemeinde Wohnhafte» Hausväter (Haushattungsvorsiände) evangelisch-lutherischen Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr vollendet haben, verheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergcrniß gegeben habe», oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind, sowie derer, welchen durch Beschluß der Kirchen» injpection die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Alle, welche ihr Stimmrecht ausüben wollen, haben sich entweder mündlich oder schriftlich anzumelden. Müuvliche und schriftliche Anmeldungen init genauer Angabe: 1) des Bor- und Zunamens, 2) des Standes oder Gewerbes, 3) des Geburtstages und Jahres, 4) der Wohnung werden vom 2. November bis zum 8. November d. I. von Vorm. 8 bis Nochm. 1 llhr in der Äirchenexpedition im Psarr» Hause (Echarnhorstsrraße 100) entgegen genommen. Zu der Andreasgemeinde gehören nachstehende Straßen bez. Straßentheile und Plätze: Altenburger Straße, Arndtstraße, Bayerische Straße Nr. 57 bis 99 und 54—76, Brandvorwerkstraße, Elisenstraße 69—77 und 54—88, Fichlestraße, Hardenbergstraße, Kaiser-Wilhelm- straße, Kaiserin-Auguslastraße, Kantstraße, Kochstraße, Körner- straße 2—(die rechte Seile), Kronprinzstraße, Lößniger Straße (von der köriierstraße bis zur Äaiserin-Augustastraße), Mahl- mannstraße 2—16, Moltkestraße, Scharnhorststraße, Schenken- dorsstraße, Schleußiger Weg (vo» der Mahlmannstraße in südlicher Richtung), Steinstraße. Südplay nnd Südstraße. Bei der Wichtigkeit und Bedeutung der bevorstehenden Wahl für das kirchliche Leben in unserer Gemeinde fordern wir alle stimm- berechtigten Glieder der Aiidreasgemeinde dringend auf, sich recht -zahlreich an der Wahl zu betheiligen und die Anmeldung zu derselben rechtzeitig zu bewirken. Leipzig, den 3l. October 1895. Der Wohlnusschutz für de« Airchenv<rstand der AudrcaSgemeindc. Vr. pbit. Schumann, Pfarrer. Ausschreibung. Die Erd- und Maurerarbeiten, sowie die Steinmetzarbeiten zum Neubau einer Cavallcrie-Caserne in Möckern sollen in 6 Loosen in Accord verdungen werden. Kostenanschlagsfounulare. Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in den Geschäftszimmern der Bauvcrwalluiig, Möckern, Landsberger Chaussee, ans und können daselbst eingcsehe», beziehe,«- Uch die Koslenanschlagssormulare und Bedingungen gegen Ent- richlung der Gebühren von 3,00 für Erd- und Maurerarbeiten und 1,50 - - Steininetzarbe,ten für jedes einzelne Loos entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erd- nnd Maurerarbeiten bez. Ttetnmctzarbeitrn Eavallerie-Eascrne Loos 1 bez. 2, S pp. versehen bis v. November dss. Jhs. Vormittags 10 Uhr bei der Nuntiatur. RathhauS, Leipzig, 1. Obergeschoß, einzureichen. Jede Entschließung über die eingehenden Offerten wird Vorbehalten. Leipzig, den 28. Oktober 1895. Der Aath der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. Linoner. Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Tchnetdergesellen Edmund Mäuuel, geboren am 15. August 1875, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichts-Gefängnis, abzuliefrrn und Nachricht zu den Acten V. ck. 1098 95 nach hier gelangen zu lassen. Altona, den 19. October 1895. Königliche Staatsanwaltschaft. Beschreibung. Alter: 20 Jahre. Größe: ca. 1,60 m. Statur: schmächtig. Haare: blond. Bart: keine». Augen: grau-braun. Gesicht: schmal. Gesichtsfarbe: bloß. Kleidung: blaue- Zacket, graue Weste, blou-graue Hose, weißer Strohhut. Besondere Kenn- zrichen: sehr jugendliche« Aussehen. Vom 1. Januar 1896 ab sollen zwei neu begründete SchutzmannsKeUen von uns besetzt werden. Anfangsgehalt 750 63 ./<l Bckleidungs- geld, 90 ./t Wohnungsgeldzuschuß. Mit Auszeichnung gediente Soldaten wollen ihre selbstgeschriebenen Bewerbungsgesuche bis 15. November d. I. bei uns rinreichen. In den Gesuchen ist der iiinegehabte militairischc Rang und die Körpergröße anzugeben. Beizusügen ist: Lebenslauf, militairischcs Führungszeugniß, ärzt liches Zeugniß, sonstige Führungszeugnisse, bez. Abschriften davon. Grimma, den 28. October 1895. Der Stadlrath. ' Lobeck, Bürgermeister. IahrmarklÄverlegung. Der Volkszählung halber ist der diesjährige Wcihnachtsmarkt auf Montag und Dienstag, den S und 1«. Tccember 0. verlegt worden. Werdau, den 29. October 1895. Der Stadtrath. Smitt. Lekaiinlmachung. Von Herrn Oscar Prehu (Droguerie zur Flora) hier empfing der Samariterverein 35.— Erlös für anläßlich des Kaisereinzuges vermiethctc Kcnstcr» worüber hiermit dankend quiltirt wird. Leipzig, den 29. October 1895. Der Samariterverein zu Leipzig. Anton Siebert, z. Z. Schatzmeister. Geld hat auszuleihen Sparkasse Burgstädt. Zum 31. October. F. Wieder jährt sich der Tag, den schon Or. Martin Luther'« Zeitgenossen als den Beginn der Reformation erkannten, der Tag, an dem der sächsische Bauernsohn daS Zeichen zum Abfall von dem römischen Hierarchen gab. Mit dem Gedenken an diese weltgeschichtliche That wird heute tiefer noch als sonst der Schmerz darüber empfunden werden, daß der volle Sieg der neuen Lehre durch das Eingreifen des römischen Kaisers deutscher Nation verhindert worden ist. Haben wir doch gerade in der jüngsten Bergangenheit die confessionelle Spaltung, die durch unser Volk geht, in einer Weise wirksam gesehen, die jeden Vaterlandöfreund mit bitterem Leid erfüllen muß. Hoffentlich ist die Zeit nicht allzu fern, der es als Märchen erscheint, daß im ErinnerungSjahre deS großen Krieges von 1870/71 deutsche Volksvertreter als Katholiken „außer Stande" waren, den Begründer des Reiches zum 80. Geburts tage zu beglückwünschen; hoffentlich erleben wir selbst es noch, daß ein Mann als katholischer Fcldpropst der Armee unmöglich wird, der, wie Herr Aßmann, sich weigert, gemeinsam mit einem protestantischen Geistlichen unter den Augen des obersten Kriegsherrn einen Dankgottesdienst abzuhalten! Solche Vorgänge — um von allem Anderen zu schweigen — bezeugen unwidersprechlich, daß das beiden Lagern gemeinsame Empfinden bis auf einen kümmerlichen Rest ertödtet ist. Diese Folge der konfessionellen Spaltung mag von uns Protestanten noch so sehr beklagt werden: die Spaltung selbst wird des halb kein Protestant ungeschehen wünschen. Denn so unver meidlich die Reformation vor vierhundert Jahren war, so segensreich ist sie trotz alledem für unser Volk gewesen und geblieben. Sie hat in religiöser Hinsicht dem einzelnen Menschen Len Zugang zu Gott wieder frrigrmacht und an die Stelle der Werkheiligkcit die Krajt des gläubigen Vertrauens gesetzt, daß Gott dcmSünder aus Barmherzigkeit, nicht um seiner Verdienste willen, seine Gnade in Christo anbirtet. Sie k>at in bürgerlicher Hinsicht durch den Sturz der Priesterberr- schaft daS gesammte Leben verweltlicht und damit rin Ziel erreicht, nach dem man schon lange gestrebt. Sie hat endlich in allgemeiner geistiger Hinsicht der freien Forschung die Bahn gebrochen; denn indem Luther trotz des tausendstim migen Rufes: Willst Tu allein klüger sein als die Jahr- -underte und die Kirche? die Ergebnisse seines Forschens in der Bibel gegen Papst und Kaiser festhielt, schuf er ür Jeden das der mittelalterlichen Kirche unbekannte Recht der freien Ueberzeugung. Das ist freilich von Luther'S eigenen Nachfolgern bestritten worden. Egelhaaf aber hält ihnen zutreffend im 2. Bande seiner Reformationsgeschichle daS Wort Lessing'S entgegen: „WaS hatte Luther für Reckte, die nicht noch jeder Doctor der Theologie hat? Wenn eö ,etzt keinem Doctor erlaubt sein soll, die Bibel aufs Neue so zu übersetzen, wie er eS vor Gott und seinem Gewissen ver antworten kann, so war eS auch Luther nicht erlaubt. Luther'S Geist erfordert schlechterdings, daß man keinen Menschen in der Erkenntniß der Wahrheit nach seinem eigenen Gutdünken fortzugeben hindern muß." Dieser Geist ist eS, dem wir Deutschen Alles verdanken, was jetzt unseren Stolz ausmacht, unsere Opferfähigkcit und Sittlichkeit, den unwiderstehlichen Wabrheitslrieb, die uner reichte Forschungsweise unserer Wissenschaft und die Blütbe unserer Kunst. Und dieser Geist ist eS auch, der die Hoff nung lebendig erhält, eS werde schließlich doch einmal voll bracht werden, WaS der Reformation nicht gelang: die Autorität deS Bu chstab cns zu brechen, wie sie die Autorität deö dreifach gekrönten römischen Priesters zermalmt hat. Deutsches Reich. LZ. Berlin, 30. October. Der Sieg des polnischen Candidaten im Wahlkreise Pleß-Rybnik ist weit größer, als die ersten Meldungen erwarten ließen, und die Wahl enthaltung trägt an ihm einen geringeren Antheil, als es anfänglich den Anschein hatte. Man erkennt jetzt, daß die Centrumswähler den Freiherrn v. Huene nicht haben „durch sallen lassen", sondern ihn direct durchgeworfen haben. Ist das nun „Meuterei" oder nicht? Formell gewiß. Freiherr v. Huene war der Candidat der Parteileitung. Aber die „Leitung" ist bei allen Parteien mit Ausnahme der Social demokratie ein vielgestaltiges Wesen, und es scheint, als ob ein großer Theil der Wähler in Pleß-Rybnik mit gutem Grunde ge glaubt habe, im Sinne derParteiführer zu handeln, wenn er dem officiellen Candidaten eine Niederlage bereitete. „Daö GroS der katholischen Geistlichkeit", berichtet die gut unterrichtete „Schl.Z", „hat sehr wenig für Huene gewirkt", d. h., sie hat für Rab- wanSki gearbeitet. Die vieler Orlen „nicht vorhandenen" Stimmzettel für Huene sind natürlich durch solche für den Polen ersetzt worben und ebenso natürlich durch den pastor loci, die Persönlichkeit, bei der die anderen „nickt vorhanden" waren. Nu» glaube» wir gern, daß die Geistlichkeit, indem sie activ und passiv die Wahl Radmanski'S unterstützte, nicht im Sinne ihrer Oberen gehandelt bat, daß sie sich aber mit dem Centrum im Allgemeinen in Widerspruch gesetzt habe, ist nicht anzunehmen. Die klerikale Presse außerhalb Schlesiens, namentlich aber die „Kölnische VolkSze>tu»g", ist über das Ergebniß nicklS weniger als unglücklich. Dieses Blatt ist Eigentbum desselben Herrn Bachem, der bei der Wahl in Meseritz Bomst im Interesse des polnischen Candidaten den Wahlkreis bereist bat. Man darf sich nicht wundern, wenn an dieser Stelle der Sieg des schlesischen Polen über de» Deutschen, der, wenn auch Centrumsmitglied, so doch gut preußisch gesinnt ist, gewünscht worden ist. Und Herr Bachem ist nicht der Mann, der die Elsüllung seiner Wünsche dem Schicksal überläßt, wenn er selbst etwas dazu thun kann. Die „Köln. Volkszeitung" halte sich zwar vor Wochen gegen die polnische Agitation in Pleß-Rybnik gewandt, aber so ein papierner Protest, der gewöhnlich gar nicht zur Kenntniß der Wähler gelangt, ist ganz werthlvs, wenn ihm nicht an Ort und Stelle eine Einflußnahnie im gleichen Sinne zur Seite gestellt oder wenn gar im entgegengeietzten Sinne gewirkt wird. DaS Letztere ist offenbar der Fall gewesen, und Herr v. Huene kann sich heute als der „Dupe" von Ccntrumsleutrn betrachten — von welchen, da- wird er wohl wissen. Die,^köln. Volksztg." zieht sich den Anschein, als tröste eS sie, daß der Gcwäbltr kein Nationalpole, sondern ein Mann sei, der sich dem Ccntrum anschließen werde. Das Centrum hat aber auch Platz für Nationalpolen und Herr RadmanSki ist von der klerikalen Presse als der Candidat der „Posener Herren" bezeichnet worden. Dieselbe Komövie wurde auch in Meseritz Bomst aufgesührt, nur in anderer Scenensolge. Man erklärte vor der Wahl in der CentrumS presse, der Gegner des Deutschen sei eigentlich gar kein Pole, sondern ein „Katholik" von nicht einmal rein polnischer Ab stammung,seine Mutter sei eineDeutscbe gewesen. Nack der Wahl wurde die deutsche Mutter von dem Candidaten selbst in das Reich der Erfindungen verwiesen. Zwischen Polen und Polen besteht überhaupt nur dann ein Unterschied, wenn es dem Centrum paßt, einen solchen zu fingireii. Jetzt be hauptet die „Köln. Volksztg." wieder, in Oberschlcsien handle eS sich nickt um die polnische Nationalität, sondern um die polnische Sprache. Das fällt natürlich zusammen, wie auch die klerikale Presse anerkennt, die ebenso häufig von dem göttlichen Recht des polnischen VolkSlhumS als dem seiner Sprache spricht undf die den Deutschen i» Posen und Westpreußen doch ganz gewiß nicht ihrer Mmtersprache zu berauben sucht, um sie der deutschen Nationalnät zu er halten. Die klerikale Presse nimmt auch die Pleß Nybniker Wahl zum Anlaß, mit großem Nachdruck zu erklären, daS Centrum werde sich »och immer zum Anwalt der sprachlichen Ansprüche mache», die von Posen nach Oberschlesien verpflanzt Worten sind. Der UltraniontanisinuS erblickt aber in der Abkehr vom Deulschthum eine Förderung seiner politischen Pläne. Daß er dabei eine Minderung der Kirchlichkeit in den Kauf zu nehmen bereit ist, beweist er u. a. in Süvtirol, wo er die Partei der Anhänger des „Kerkermeisters des Papstes" genommen hat. * Berlin, 30. October. Herr Pastor Witte richtet an Berliner Blätter folgende Zuschrift: Als nothivendigr Abwehr gegen die Darstellung, welche „der Fall Witte" jeitens des Hofpredigers Stöcker im Leitartikel ieiner „Kirchcnzeilung" Nc. 43 von, 26. October 1895 und nutet der Ueberjchrist: „Tie faljche EarteUpolitik Deutschlands Verhäng, »iß" gesunden hat, mögen nachstehende Ausführungen gestattet sein. Herr Stöcker schreibt: „Bei jener Unterredung" (mit dem Geheimen Cabiiietsrath Wirklichen Geh. Rath vr. v LucanuS, Exc.) „kam noch eine An gelegenheit zur Sprache, die damals viel Lärin verursachte und »och heute nicht abgeschlossen ist, der Fall Witte. Pastor Witt» glaubte sich damals ohne Grund von mir beleidigt. Ich hatte in einer öffentlichen Erklärung von einem nichtclajsijchen Zeugen ge- sprochen, und als ich erfuhr, daß er dies — jeder Möglichkeit ent- gegen — auf sich bezog, ausdrücklich erklärt, daß ich nicht ihn, sondern einen Andern gemeint habe." Hierzu beiiierkte ich: In der Stöcker'jche» öffentlichen „Erklärung" vom L. Januar 1889 war nicht nur von einem Zeugen, sondern auch von einem Briese die Rede. Dieser Brief war ein Brief Slöckev's an mich. Ich war der einzige Zeuge für dielen Brief, so daß, da von Stöcker der Zeuge nicht genannt war, jeder weniger genau u»trrr>chiele Leser nicht anders konnte, als die Bezeichnung „unciajsijchcr Zeuge" aus mich zu beziehen. Erst am t l. Januar 1889 ließ Stöcker, nachdem er mich be reits beim Consistorium verklagt hatte, „constatirrn", daß i» ieiner Erklärung vom 3. Januar 1889 unter dem „nicht klassischen" Zeugen der Schneider Grüneberg „gemeint" sei. Derselbe war nämlich der Mübegründer der chrisllich-socialen Arbeiler-Partei. Weiter schreibt Herr Stöcker: „Trotzdem vei öfseiitiichle er Briese, die mich in den Verdacht der Zeugc»beeinslussung bringe» sollten, und machte Gegenerklärungen, die in ihrem Verlaus bezweckten, mich als eine» Man» dinznstelle», der einen falsche» Eid geschworen habe. Bei dem letztere» Vorwurf stutzte er sich hauvtiächlich aus die Abschrift eines Brieses von nur, den er für echt hielt, der aber in der untersuchenden Behörde als eine Fälschung erkannt wurde, da er nicht einmal richtig ge- schrieben war." Hierzu bemerke ich: Gemeint sind unter den von mir veröffentlichten Briefen meine am 14. und !6. Januar 1889 in derD„Nordd. Allg. Ztg." er schienene» Briese Siöcker's an mich und meine Antwort darauf. Hofprediger Stöcker halte bekanntlich den Schneidermeister Grüneberg beauftragt gehabt, i» einer Wählerverjamiiiluiig von 1878 mich in hcrabwürdigender Weise anzugreise». Als ein Beweismittel dafür war vom Gerichtshof der Brief Stöcker's an mich voin 22. April 1885 gewürdigt worden. Die- Beweismalerial hatte Herr Stöcker durch sein Ableugnen des Brieses be>kitigen wollen. Ich aber halte diesem Bestreben sowohl um der Wahrheit willen wie zu meinem Schutze entgegen treten müssen. Gleichwohl ist der Brief vom 22. April 1885 nicht einmal zuerst vo» mir, sonder» zuetsl — wen» auch in zuqestuyter Form — gerade von Herr» Tlöckrr selbst im Rahmen seiner „Erklärung" vom lö. Januar 1889 veröffentlicht worben I Um so weniger durste Herr Stöcker mich in seinem jetzigen Leitartikel verdächtigen, ich hätte ihn durch meine antwortende Erklärung vom 16. Januar 1889 in Le» Verdacht der Zeugenbeeinflussung bringen wollen. Der aus eine Zeugenbeeinflussung hinauslausrnd« Passus jenes Stöckrr'ichr« Brieses lautet: itte, schreiben Sie mir, wie in Ihrer Erinnerung die Woll- beii» ,che «ngelegendeit sich darstellt, vielleicht läßt sich dadurch vrr- meiden, daß Sie als Zeuge citirt werden Ihnen wie mit muß es von der größten Wichtigkeit sein, daß unsere Angaben sich decken. — Ist eS Ihnen unlieb, schriftlich »tn Wort darüber Z»
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