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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895113001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-30
- Monat1895-11
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Bezug-.PreiS kn ß« Hnnptexpedition oder de» im Stadt» " «ch d» Borvrw, errichteten Au«, eil« «dg,holt: vierteljährlich ^lL.50, wilmslta« tL-licher Znstellnag in» ^ LLL Durch dt» Post brzoaen für chlnad mid Oesterreich: vienestSbrlich . Direct» täglich« Kreuzbandiendung M Anstand: monatlich ?chO. Dt« Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. dt« ALendMnsgab« Wochentag« um 5 Uhr. Morgen-AusgaVe. Lr-arttou und Lrpeditiou: Latzn«ne*«aff» 8. Die Erpedttio» ist Wochentag« ananterbroche» geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: ittta Klemm'* Karrt«. (Alfred Haha). UniversitLUstras« 1, Kant« Lösche, katharinrnstr. 14. Part, «ad Königsplatz 7. ttmigtrMgMatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzetgen-Prets die 6 gespaltene Petitzeile -0 Pfg. Reklame» müer dem-kedactioasstrich (4n»- spaiten) VO^I, vor de» Familie» uachrichnu (S gespalten) 40^. Größere «chrifteu laut nnsem» ,-»««. verzeichniß. Labellarischer «tnL tziffsrnsatz nach höherem Darts. Extra»Beilagen (gefalzt), nur. mit der Morgea-Ausgab-, oha» Pvslbesördernug SO.—, mit Postbesördernng ^ 70.—. Annahmrschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr Für dt« Montaa-Morgea-Ansgab«: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je »tue halbe Stund« früher. Nutet»«» sind stet« an di« Expeditl»!» zu richte». Druck und Verlag von I. Polz ia Leipzig. H 582. Sonnabend den 30. November 1895. 89. Jahrgang. »ms Für kam» daS Leipziger Tageblatt durch alle Poftariftalten der deutschen Reiche- und Ocsterreich-UngarnS zum Preise von 2 ^ bezogen werden. In Leipzig abonntrt man sür L 85 ^f, mit Vringerlohn ZS und nehmen zu diesen Preisen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpeditlon: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharivenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsftratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrabe 85 Herr L. 0. Littet, Colonialwaarenhandlung, Peterskirchhof 5 Herr Llax Livrtll. Buchbinderei, Beethovenstraste 1 Herr 1'Iieoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Pfaffendorfer Straße 1 Herr 6. 01L88SV, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. Av88ke, Colonialwaarenhandlung, Ranttfche Gaste 6 Herr Lrleär. k'ttvker, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomastusstraßen«Ecke) Herr Otto Lraur, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LriKviMunn, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße IS Herr Lüuuril Uetter, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraße 5 Herr sul. 8vtiüln1< tieu, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraße 8 Herr kaul 8e1irelder, Drogengeschüst, Westplatz 82 Herr ll. Vlttrlod, Cigarrenhandlung, Nürnberger Sttaße 45 Herr Lt. L. ^Ibrvelit, Colonialwaarenhandlung, Aorkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Vebu8, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Sttaße 85 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Rodert 6reiner, Zweinaundorfer Sttaße 18, in Neustadt Gedvlt's ^nnonoen-Lxpeältton, Eisenbahnsttaße 1, - Connewitz Frau Reeder, Hermannstraße 23, 1. Etage, - Plagwttz Herr II. OrUttinaon, Zschochersche Straße 7 a, - Eutritzsch Herr Rodert mittler, Buchhandlung, Delitzscher Sttaße 6, « Reudnitz Herr Ruxmann, Marschallstraße 1, - Gohlis Herr Rod. ^Itner, Buchhandlung, Lindenthaler Sttaße 5, - - Herr Lernli. IVvdvr, Mützengeschäft, Leipziger Sttaße 6, - Lindenau Herr ^1d. L.inünvr, Augustenstraße 13, - Thonberg Herr R. üünttvd, Reitzenhaincr Straße 58, in Bolkmarsdorf Herr 6. 4. LaNNiann, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Am Neubau der IS. Bezirksschule in Ltipzig-Lindenau, an her Eisrnbähn« and DemmeriNg-Straß«, soll dir Ausfübrung her Plante- und Pflasteravdeitrn vergebet werden. Di« Bedingungen und Arbeit«Verzeichnisse sür diese Arbeiten liegen bei unserer Hochbauverwaikung, RathbauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, aus und können daselbst eingesehen, bez. gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1 50 die auch in Briesmarkrn, unter Zuschlag de« Rückportos, ringesantzt werden können, entnommen werden. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: IS. Bezirksschule — Plante- unv Pftasterarbeiten — verseben, an obengenannter Stelle portofrei bis zum 7. Teccmber VirseS Jahres, vormittags 10 Uhr, einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern, die Thrilung dtr Arbeiten, sowie di« Ablehnung sämmtlicher Angebote Wird vordehnlten. Leipzig, am 33. November l895. Der Math der Stadt Leipzig. n>. oüöb. 1^. Lröndlin. Etz. Bekanntmachung. Ja Gtknüßheit der 8s 2 und 7 deS Regulativs sür Gasrohr- leltungen und Gasbeleuchtungsanlagrn in Privätgruiidstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlossermetster Herr Ernst Ott» Beilicke, Inhaber der Firma: N. Lhümmel, Passstraße Nr. 14 und Plagwitzer Straße Ne. IS, znt Uthernahme solcher Arbeiten bet uns sich angeMeidet und de« Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen uachgcwiescn hat. Leipzig, den 28. November 1885. Der Math d«r Stadt Leipzig. X S4L7. 0r. Dröndtta. Wolfram. Gesucht wird de« am 1b. Mai 1856 in Großwosterwitz geborene Schlosset -rtsdrich Wilhelm Hermann Kahle, welcher zur Fürsorge sür sein« Familie anzuhaltea ist. Leipzig, den 2?. November 1ÜSÜ. Der Math der Stadt Lechzt,. Armenamt. m. dko. IblLs. Hratschel. K. Die stödtische Lparcasse beleiht Werthpapicre unter günstigen Bedingungen. Leipzig» de« 1. Februar 1835. Die Spareassen-Debutatian. Wegen Reinigung der Räume de« Leihhauses und der Sparkasse werden diese am Freitag, den 6. December 18V5, sür den Geschäftsverkehr geschlossen sein. Leipzig, den 28. November 18SÜ. Des Raths Leputatta« sür Leihhaus und Sparkasse. Hente Sonnabend Nachmittag S Nhr soll aus dem Eilen- bürget Bahnhof eine Wagenladung Kartoffeln öffentlich meist bietend verkauft werden. Pbteradferttgung vtl«nbur»er Bahn. Loncursversahren. lieber das Nachlaß-Vermögen des GasthofsbesitzerS Varl Friedrich Wilhelm Ullendorf in Hartmannsdorf» vormals in Sechzig, wird heute am 87. November 1835, Nachmittag» V»3 Uhr da« Lonrursversohreu eröffnet. Der Rechtsanwalt klinge» ln Burgstädt wird zum Loncars» Verwalter ernannt. Lonrurssordrrungen sind dt» znm LI. Drcembrr 1835 bei dem Gerichte anzumrldrn. L« wird zur Beschlußfassung über di« Wahl »Ine« anderen Brr- Walter», sowie über dt« Bestellung eines Gläublgerausschusies und eiatkrteudea Falles über dir in ß. ISO der Loncursordnung be- zeichneten Gegenständ« aus den 28. Drcember 1835. vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldrten Forderungen auf den 4. Januar 18SÜ, vormittag« 10 Uhr vor dem unterzeichnet«» Gr- richte Dermin anberaumt. Allen Personen, welch, «ine zur Toncursmaff, gehörig« Sach» in Besitz haben oder zur Toacursmaffe etwa« schuldig sind, wird aufgrgrben, nichts an den Gemeimchuldner zu verobsolgrn oder zu leist»», auch di« Beipflichtung anfrrlegt, von dem Besitz« der Sache n>» d»a den Forderungen, für «elche fl» aus der Sache abgesondert« Prfrladtgnag in Anspruch nehmen, dem Loarnrsverwalter bi« znm Ll. Derembet l*Sb Anzeige zn machen. K*»lgllche* Amtsgericht zu Burgstädt. Sbrrt. Die Räumung von Liaolong. 6. Heute findet die Situation, di« durch da« Ein« zrrifen von Deutschland, Frankreich und Rußland in die apanisch-chinesischen Angelegenheiten geschaffen wurde, ihren »ortäufigen Abschluß. Dir Japaner räumen die Halbinsel Liaotong, dir sie in einem ruhmvollen, schwierigen Winter« rldzuge erobert hatten. Damit ist ein Abschluß gesunden, der freilich nur den Anfang einer neuen, schließlich äderinal« zu Brrwickelungrn führenden Situation bedeutet. Denn mchdem da« kräftige Japan da« chinesische Festland geräumt rat, ist die Möglichkeit,- sich der Mandschurei und damit der Halbinsel Liaotong mit Port Arthur zu bemächtigen, für Rußland sehr viel eher gegeben, da da« ohnmächtige China dem gewaltigen europäisch-astatischen Niesenreiche einen rrnst- »aften Widerstand nicht cherriten kann. Trbtzdem würde derjenige sehr enttäuscht sein, der etwa glaubt, daß man Nun in wenigen Wochen dir Nachricht von >em Einmarsch russischer Truppen in dir Mandschurei tr« »alten würde. Dir russische Politik liebt nicht die übereilten Handlungen. Man Möchte sie jenem furchtbaren Eisbären auf dem berühmten Payer'schen Bilde vergleichen, der ganz anzsamen Schritte«, wie daS unentrinnbare Schicksal, auf den schreckgebanntrn Gegner zuschrritet, um ihn schließlich in mächtiger Umarmung zu erdrücken. Rußland hat, Nachdem die Obnmacht Cblna« durch den chinesisch-japanischen Krieg estgestellt war, sehr rasch seinen Plan gefaßt, aber e« wird hn sehr langsam au-führen. Denn e« hat damal« nicht nur di, Ohnmacht des einen, de« früheren Gegner«, sondern zugleich die Kraft de* andern, de« neuen Gegner« erkannt, und es mußte sich sagen, daß e* diesem neuen Gegner zur Zeit in Ostasiea nicht gewachsen sei. DeSbalb war «* perzlich froh, daß »« nicht allein tzapan gegenüber« lanv, sondern für seine Aktion an Deutschland und Frankreich einen Rückhalt fand. Hätte «* diese Hilfe nicht gekabt, so würde e« kaum daran gedacht haben, den Japanern ihr» Beule streitig zu machen. Denn diese, damals in Ost- afien unzweifelhaft überlegen, hätten die Offensive gegen Rußland ergriffen und darauf hätte e* Rußland nicht an kommen lassen, denn e« mag am allerwenigsten in Asten sein Prestige durch eine Schlappe erschüttern lasten. E« weiß sehr wobt, baß es seine enormen Erfolge in Asien dem Rufe seiner Unbesiegbarkeit bei den astatischen Völkern verdankt; „«« ist unbeschreiblich, welchen märchenhaften Einfluß die russische Lammsellmütze auf di« tapfersten asiatischen Stamme ausübt", schreibt der englisch-indische General John Tyrrell, und darum wartet Rußland den Zeitpunkt ab, wv e« sicher zu sein glaubt, zu siegen. Deshalb werden die nächsten Jahre für Rußland eine Zeit emsiger Vorbereitung sein, um die Stellung in Ost-Asien zu verstärken. Gerade jetzt wird daran erinnert, daß erst vor einiger Zeit zwei westsibirische Batterien und zwei west- sibirische L>nitndata«llonr den Befehl erhielte», in Eilmärschen nach dem Amurdistrict, also nach der Norbgrenze der chinesischen Mandschurei, abzurücken. In dem nächsten Jahre werden weitere Truppenmasien aus den östlichen Theilen des europäischen und den westlichen Gebieten de« asiatischen Rußland- nach der ostastatischen Grenze di«locirt werden. Alle« wird so unauffällig wie möglich geschehen, aber nach drei Jahren wird Rußland vielleicht in kurzer Entfernung von der chinesischen Grenze tOOOttv Mann stehen haben können, während r» im vergangenen Frühjahr einem japa nischen Angriffe kaum 2L00V Mann hält« entgegenftellen können. Dazu kommt, daß, wenn erst die sibirische Bahn vollendet sein wird, Rußland binnen l4 Tagen mehr Truppen wird an dir chinesische Grenze werfen tonnen, als jetzt in einem halben Jahre. Gelingt e« ihm nun noch, Bahnen durch die Mandschurei bauen zu dürfen, so wird e« einen Handstreich auf Port Arthur rascher auSjühren können, al« Japan auch nur von der Absicht Krnntnitz erhält. Inzwischen ist Japan allerdings auch nicht müßig. E« weiß, daß, wenn erst Rußland in den Besitz Port Arthur« gelanat ist, alle japanischen Hoffnungen und Träume von der Erlangung der Vormacht in Ostasien hinfällig sind. Deshalb ist Japan unausgesetzt bemüht, seine Flotte zu ver stärken und auch seine Landarme« nach Tüchtigkeit und Comdattantenzahl auf einen noch höheren Standpunkt zu bringen, al« bisber. Aber schließlich sind der Vermehrung der Streitkräfte jede« Lande« durch die BevölkerungSzaül und durch di« finanzielle Nolhwrnvigkeit Grenzen gezogen und dies« Grenzen werden von Japan früürr empfunden, al« von dem mächtigrrro R-ßlanv. Ir länger« Zeit also vergeht, desto mehr verändert sich da* Vrrhältniß der Kraft, die jeder der beiden Rivalen entwickeln kann, zu Ungunsten der Japaner. Rußland hat also alle« Interesse daran, möglichst lang« zu warten, ehr e» den entscheidenden Streich führt. Ob dann Japan noch im Stand« sein wird, den erhobenen Arm Rußland* auszuhalten, ist mebr al« fraglich. Die japanischen Staatsmänner setzen freilich ihre Hoffnung immer noch auf England. Nun, dis „moralische" Unterstützung England« ist ihnen sicher; daran ist kein Zweifel, daß, sobald Rußland sein« Truppen Nach der Mandschurei vorsenden würde, die englische Press« di» fürchterlichsten Kriegs drohungen auSstoßro wird. Etwa- ganz Andere« ist e« aber mit der materiellen Unterstützung England«, di» aller Wahr scheinlichkeit nach in einigen Jahren ebenso au-bleiben wird, wie sie in diesem Frühjahr auSgeblitben wäre. So ist e« also nur zu erklärlich, daß die Japaner mit trüben Empfindungen ihre wackeren Truppen au« Port Arthur und au« der Halbinsel Liaotong abziehsn sehen; wissen sie doch, daß sie dereinst wohl aus jenem blutgetränkten Boven einen gewaltigeren Gegner zu bekämpfen baden wervtn, als den, welchen sie vor Jahresfrist in raschem Siegesläufe nisderwarfen. Deutsche- Reich. * Berit«, 23. November. Dir ministerielle „Berl. Corr." schreibt: „Aus Anlaß des sogenannten Falle« AronS sind die DiS- ttpliaarbrsugnisse de« UnterrlchtsmtntsterS gegen Privatdorenten neuerdings in Kreisen, welche den Universitäten sernrr stehen, üngrzweiselt worden. Um in dieser Beziehung Klar heit zu schaffen und dem Scheine vorzubeugen, als ob di» Grenzen dieier Befugnisse überschritten würden, hat de« Minister «inen her vorragenden und mit dem Uuiversitätarecht besonder« vertrauten Recht-lehrer, den Geheimen Jusiizrath Pkvseffor l>r. Hinschius in Berlin, um »ine gutachtliche Prüfung der gejammten Rechtslage er sucht. Das von diesem abgegebene Gutachten ist, nachdem auch ander« juristisch« AutoritSien sich ln gleichem Sinn« ausgesprochen haben, in dem November-Heft des tenlraidlatte« sür die gelammte Untrrrichts-Brnvaltung in Preuyen abgrdr»ckt. Es gelangt zu dem Ergebnisse, daß nicht blos die Facultät, sondern vor Allem der Minister selbst ne de» der Facultät und auch unabhängtg von deren Mitwirkung zur Währung der Disciplin über Privat» Vorräten eben,» berechtigt wir verpflichtet ist. Obwohl re sich hierbei um tmen Standpunkt handelt, welchen dir Ptazi« des Unter- rlchtsminisierium« von jeher eingenommen hat, so wird es doch, nach den bisherigen Aeußerungrn mancher Prrßorgane zu schließen, nicht an Stimmen sedlen, welche an jene Veröffentlichung die Be hauptung antrhneu werden, daß damit eine verändert« Haltung der Regierung gegen die Prioatvocrnlen ringeteitrt werden solle. Es erscheint daher nicht überflüssig, schon zum voraus derartig« Insinuationen al» jedes Gründe- ratbrhrrnd zurückzuweijen. Das Unterrichtsministerium wird an der bisherigen Praxis srsthalten und von seinen Besugniffen, gleichwie in den gegen- wärttg schwebenden drei Fällen, di« hoffentlich vereinzelt bleiben werben, immer nur au- zwingenden Gründen Gebrauch machen." Dir drei schwebenden Fälle sind jedenfalls die der Privat- dorrnten Jastrow, Krause und Aron«. Wir gehen auf die Rechtsfrage im Augenblicke nicht «in, müssen aber nach stehende Meldung der „Votk«zeitung" in diesem Zusammen hänge wievergeben: „Wie wir hören, ist dra „Jahresberichten der GrschichtS- Wissenschatt" zu Berlin di« bisher vom Lultusmtatstrrium gewährte Staatsunterstützung entzogen worben. Dem Bureauverjonat der Redaciio» ist bereits gitündigt worden. Die „Jadreobrrichte" bildeten sür die Gelehrten aller Länder dir Haupt- sächlichste Fundgrube aus allen Gebieten der historischen Studien Zu de» Mitarbeitern gehörten der französische Minister Hanotaux und die Geschlchteprofessorea aller Länder. Herausgeber der „Iahreeb,richte", die seil t? Jahren erscheinen, ist der vielgenannt« Privatdocent vr. Jastrow" Wir hoffen mit Bestimmtheit auf die Widerlegung dieser Nachricht. Denn wir können nicht glauben, baß da« preußische Eultusministerium r« für angezrjgt halten sollte, dir Person eine« mißlichen Privatvocruten selbst auf Kosten der Wissenschaft zu treffen. * Berlin, 29. November. Nach der „Krruzzeitung" haben sich im Bundesrath« erhebliche Bedenken gegen den Li pp eschen Antraa erhoben, durch ein Reichsgesetz da» Reichsgericht zur Entscheidung de« Lipprschrn Thron solgrstrrit« zu ermächtigen. Dieselben dürften im Wesent ilchen zurückzusühren sein auf die Ansicht, daß durch die Ueberwrisung de« Lippeschen Thronsolgestrrit« an da« Reichs gericht «in wichtiger Präcedenzfall und eine Competraz« »rweiterung de« Reich« begründet wrrde. So sei es gekommen, daß nicht nur Schaumbura-Lippr gegen di« Ueberwrisung an da« Reichsgericht protestirte, sondern auch eine Reih« von Staaten sich bisher gegenüber dem Lippeschen Anträge ablehnend verhielten. Schon tauchten Projekte aus, den Streit einem besonderen Aürstrngericht» zu über tragen oder auch »inen einzelnen BundeSfürsten mir der Entscheidung zu betrauen. Gegen diese „Phantasien" wendet sich die „Kreuzzeitung" mit folgenden Au-führuNgen: „Das Thronsolgettcht und die Entscheidung über streitig» Fragen desselben liegt an sich außerhalb drr Sompetrnz des Reiches und fällt vollständig in die einzelstaatliche Sphäre. Ob Art. 76 Abs. 2 der Relchsversaffung zutrifft, wonach Verfaffungsstreitigkeiten in etkiem Bundesstaate von dem Bundesrath« auf Anrufen eines Be theiligten gütlich anSzugleichen and eventuell durch die Reichsgtsrtz gebung zu erledigen sind, kann dahingestellt bleiben, da gegenwärtig keiner drr Bethritigtea ein Einschreiten des Bundesraths nach Art. 76 Abs. 3 verlangt. Das Reich wird mit der Dhronfolgefrage nur in Folge des Lippeschen Anirages besaßt. Ein» Elnmtschüng des Reiches in da- einzelstaatliche Thronfolgerecht liegt über haupt nicht vor, sondern r« ist dir Entschließung des sonveratnen Einzel floate«, der die Entscheidung einer wichtigen Streitfrage seines partikularen Staat-rechtes durch das Reichs gericht wünscht. Desdalb kann von einem Präcedenzfallr zu Gunsten einer Competenzerweiterung des Reiches nicht die Rede sein. Die Entscheidung durch das Reichsgericht soll erfolgen nach dem Willen des sonveratnen Einzelstaate-, dem Folge zu leigen das Reich sein Gericht lediglich autvristrt. Ob der BundeSralh dem Lippeichrn Antrag« entsprechend einen Gesetzentwurf ausarbeitet und dem Reichstage vorlegen läßt, ist lediglich eine Frage der Eourtoisie zwischen Reich und Einzelstaat. Bisher hat das Reich in-solchen Fällen den Wünschen der Etnzelslaaten Rechnung getragen. So hat insbesondere das Reichsgesetz vom 14. März 1881 das Reichs- gericht ermächtigt, den Bestimmungen der hamburgüchen Ber fassung entsprechend, Verfaffungsstreitigkeiten zwischen Senat uad Biltgerschast zu entscheiden. Wenn jetzt der Bundesrath ein« onder,- Strllung kinnehmrn »nd drk Antrag der Lippeschen Regierung ablehkitn sollte, so wäre die« ein Art mangelnder Eourtoisie des Reiches gegenüber einem deuischea Einzelstaat». Damit wärt aber auch dir Angelegenheit im Bundesrathe erledigt. An Stell« dt« Lippeschen Antrags etwa« Andere», z. P. ein Fütstenaericht oder dir Entscheidung eine» Bundesfürswa, zu beschließen, dazu fehlt eS dem BundeSrathe an jedsm Rcchtstitel. In der That würde damit rin durch nichts zu rechtfertigender Eingriff in di» Gouvergsnstät eia«s deutschen Einzrlstaate» unternommen. Ueberdies ist anznnehmeN, daß sich weder das Fürstenthum Lippe, noch dir gräflichen Linie» einer solchen Entscheidung fügen würden. Letzter« haben r« auch gan« in ihrer Macht, die Frage ihrer Ebenbürtigkeit im Wege de« Etvil- proktsse« vor das Reichsgericht zu bringen, wozu eben jetzt schon brr erste Bersuch gemacht wird. Was bei widersprechenden Ent- schetduiiqen de« Reichsgerichtes und eines «Iwaigen DoNvekgetichres die Folge sein würbe, liegt aber auf der Hand. Die Wirren würden einfach tn» Unendliche ohne Aussicht auf Lösung verlängert werden." 2. Berlin, 28. November. (Telegramm.) Der Kaiser ist gestern Abend gegen ü>/, Uhr in Neu-Gattrr«leben eingetroffen. Die Abendtasel fand im dortigen Schloff« um 7'/s Ubr statt. Heute Bormittag gegen 9 Uhr erfolgte der Aufbruch zur Jagd. Da« Frühstück wurde im Freien ein genommen. Die Rückkehr nach Neu - Gatter-leben wurde gegen 4 Ubr Nachmittag« erwartet, die heutige Abendtasel sollte daselbst um 6'/, Uhr, die Abreise de« Kaiser« von dort nach 9 Uhr stattfinden. D derlin»29.November. (Telegramm.) Da«Poli zeipräsidium giebt dir Auslösung van 11 saeialtzemo- kratischen Vereinen bekannt, und zwar von «Reichstags wah lver einen, de- Preß aus schusse«, des Agitations auSschusse«,dt-Localau<schusse»,drsBereia« öffent licherBertrauenSmänner und des ParteivorstanveS der soeialdemokratischrn Partei Deutschlands Al- Grund wird die Verletzung des tz. 8 der Verordnung über die Verhütung deS die Freiheit und Ordnung gefähr drnden Mißbrauche- de- Versammlung-- und BereinSrechts vom 1l. März 1850 angegeben. (Der angezogrne ß. 8 jener Verordnung lautet: Für Vereine, welch« bezwecken, politische Gegenstände in Brr- sammiungrn zu erörtern, gelten außer vorstehenden Bestimmungen nachstehende Beschränkungen: ». st» dürfen keine Frauenspersonen, Schüler und Lehrlinge als Mitglieder ausnehmeu; I». sie dürfen nicht mit anderen Vereinen gleicher Art zu gemein samen Zwecken in Verbindung treten, insbesondere nicht durch Eomitss, Auslchüffe, Tentral-Organe oder ähnliche Einrich tungen oder durch argrasritigen Schriftwechsel. Werden diese Beschränkungen überschritten, so ist die Orts Polizeibehörde berechtigt, vorbehaltlich des gegen die Betheiltgten gesetzlich rinzulritrnbrn Sirasverfatzren», den Berrin bis zur er gehenden richterlich«» Entscheidung zn schließen.) 2-: Berlin, 29. November. (Telegramm.) DaS Trle- graphen-Burrau „Herold" übermittelt au< der Dresdner
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