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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951214024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-14
- Monat1895-12
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Am folgenden Tage verwahrte sich Herr Bebel gegen diesen Vor wurf, indem er behauptete, der Ausspruch rühre von Bakunin, dem Anarchisten, her. Der Reichskanzler citirle darauf — Herrn Liebknecht, der zuerst in einer 1871 ge haltenen Festrede mündlich und dann in einer „Zu Schutz und Trutz" betitelten, in vielen Auflagen erschienenen AgitalionS- broschüre schriftlich erklärt habe: „Vaterland in Eurem Sinne ist u»S ein reactionärer, kulturfeindlicher Begriff." Herr Liebknecht wollte diese Beweisfübruug nicht gelten lassen und erklärte, daß daS „in Eurem Sinne" sich mir „auf die Hammersteine, König Stumm, kurz, die ganze Sippe der Reaktionäre" beziehe. Im „Vorwärts" versucht er sich dadurch rein zu waschen, daß er die citirte Stelle auS „Schutz und Trutz" „im Zusammenhänge" wiedergiebt. Sie lautet hiernach: „Das Wort „Vaterland", das Ihr im Munde führt, hat keinen Zauber für uns; Vaterlnnd in Eurem Sinne ist uns ein über wundener Standpnnct, die Menschheit läßt sich nicht in nationale Grenzen cinjperren; unsere Heimath ist die Welt: udi bono, ibi patria, — wo es uns wohl geht, d. h. wo wir Menschen sein können, da ist unser Vaterland; Euer Vaterland ist sür uns nur eine Stätte dcS Elends, ein Gefängniß, ein Jagdgrund, auf dem wir daS gehetzte Wild sind und mancher von uns nicht einmal einen Ort hat, wo er sein Haupt hinlegcn kann. Ihr nennt un-Z scheltend „vaterlandslos" und Ihr selbst habt uns vaterlandSIos gemacht!" Aus diesem „Zusammenhänge" soll sich nun ergeben, daß Herr Bebel in der Tbat nur das Vaterland „der Sippe der Reaclionäre" als überwundenen, reactionären Standpnnct habe bezeichnen wollen und daß der Reichskanzler ihn ohne Grund der Vaterlandslosigkeit beschuldigt habe. Herr Lieb knecht hätte aber nur den „Zusammenhang" jener Stelle noch etwas weiter verfolgen sollen, um sich selbst der Falschinter- prctation zu überführe». Kurz vor den' citirten Sätzen heißt es in der erwähnten Agitalionsbroschüre: „Im letzten Krieg (also 1870/71) zeichneten sich beim Schein der Brandkngelii und der anftodernden Städte und Dörfer die Umrisse der beiden Welten, auch dem blödsichtigsten Auge er kennbar, scharf von einander ab: hier die Vertreter der alten Welt, Haß und Verachtung predigend gegen das Nachbarvolk, den Mcnschenmord im Großen als des Menschen höchstes Ziel hinstellend, mit allen Mitteln die Leidenschaften auf- stachelnd, daS Denken erstickend, und ans dem Altar eines eng herzigen, fanatischen Patriotismus die Humanität opfernd — dort, abseitcn stehend, die Vertreter der neuen Welt, ruhig neben dem wild tobenden Strom; nüchtern inmitten der Orgien des nationalen Deliriums; unerschüttert durch Ver- weise, Anklagen, Vorwürfe, Verfolgungen, stolz den Gegnern die Stirn bietend und ihneu zurufend:" DaS im Jahre 1870 bedrohte Vaterland war doch gewiß nicht nur das einer „reactionärcn Sippe", und trotzdem rühmt Herr Liebknecht jene „nüchternen" Beobachter, die den „Orgien des nationalen Deliriums" ruhig unv stolz zu- schauten und den Vertheidiqer» des heimischen Herdes mit Verachtung begegneten. Wenn Herr Liebknecht nichts als diese letzten Worte gesprochen und geschrieben hätte, so wäre seine Vaterlandslosigkeit unwiderleglich bewiesen. Aber er beweist sie auch in der von ihm selbst im „Vorwärts" ab- gcdruckten Stelle, die ihn entlasten soll. Erläutert er nickt seinen Vaterlandsbegriff durch die Worte: „Unsere Heimatb ist die Welt: ubi done, idi Mria"? Kann es eine gröbere Ver leugnung deS allgemeinen Vaterlandsbegriffes geben, als diese Betonung des socialdemokratischen Kosmopolitismus, der als eine Frucht der politischen Zerrissenheit Deutschlands im achtzehnten Jahrhundert anzusehen ist? Es giebt eben, wie die „Bert. N. N." dem „Vorwärts" zu Gcmüthe führen, nur ein Vaterland, und das ist das, dessen Sprache man spricht und dessen Ehre nian bis zum letzten Blutstropfen vertbeidigt. Für dieses hat die Socialdemokratie darum kein Verständniß, geschweige denn Liebe, weil sie sich seinen Gesetzen fügen und seine StaatSrerfassniig anerkennen soll. Waö sie Vaterland nennt, ist eine Chimäre; wenn man ihr also Vaterlands losigkeit zum Vorwurf macht, so geschieht es mit vollstem Recht, und keine Disputirkunst der Wett kann sie von diesem Makel reinigen. Der Bundesratb glaubte cS offenbar sehr klug an zufangen, als er diesmal die Erledigung des Reichstags- beschlüsseS, das Jcsuitciigcsctz aufzuheben, auf die lange Bank schob und dem Reichstage kürzlich die Mittheilung zugeben ließ, eine Beschlußfassung des Bundcsraths sei bisher nicht erfolgt. Er hat anscheinend gehofft, die unbequemen Er örterungen über die Angelegenheit im Reichstage zu ver meiden. Aber er bat sich anscheinend getäuscht. Wenigstens versickert die „Kölnische Volkszeitung", das Centrum werde die Reickstagösession nicht vorübergehen lasse», ohne auf den Neichslagübcschluß wegen der Zulassung der Jesuiten zurückzukommen. Sollte der Bundesrath die Absicht gehabt haben, durch die Aussetzung der Beschlußfassung für diese Tagung sich vor dem unbequemen Antrag Rübe zu schaffen, so habe er die Rechnung ohne den Wirth gemacht, vielleicht werde das Centrum eine Interpellation über den Stand der Angelegenheit einbringen. Vielleicht ist das nur ein Schreckschuß, der in der Hoffnung abgefeuert wird, den Reichskanzler zu einem BeschwichtigungSversprechen zu veranlassen; jedenfalls aber wird man mit Spannung die fernere Haltung des CentrumS in der Jesuilenfrage verfolgen dürfe», da aus ibr gewichtige Schlüsse auf die Richtung unsrer inneren Politik, über die die Etatsdebatte nicht die geringste Aufklärung gebracht hat, sich ziehen lassen. Die Frage, ob anläßlich der Weltausstellung in Paris im Jahre 1800 ein sogenannter Religtonscongrcft, wie ein solcher mit der Ausstellung in Chicago ver knüpft wurde, veranstaltet werten soll, bat in der katho lischen Presse Frankreichs eine lebhafte Polemik hervor gerufen. Wie erinnerlich, haben an dein im Jahre 1892 i» Chicago «('gehaltenen ReligionScongreß mehrere ameri kanische Bischöfe, wie Cardinal Gibbons und der Erzbischof von St. Paul, Msgr. Jreland, theilgenommen. Dieses Verhalten der genannten Bischöfe ist seinerzeit in den kirchlichen Kreisen Roms lebhaft kritisirt worden, aber der Vatican unterließ trotzdem jeden offenen Tadel. Daraus glaubten mehrere französische Priester den Schluß ziehen zu dürfen, daß der Papst die Abhaltung eines ähnlichen Reli- gionScongresseS anläßlich der Pariser Weltausstellung nicht mißbilligen würde, und haben die Idee eines derartigen CongresseS in die Presse lancirt. Hierauf entspann sich eine lebhafte Conlroverse zwischen den katholischen Zeitungen Frankreichs, von denen ein Theil für die Verwirklichung dieser Idee mit Eifer eintrat, während der andere Theil sie mit ebensoviel Eifer bekämpfte. Die obersten Kirchen- würdenträger in Frankreich, darunter der Erzbischof von Paris, Cardinal Richard, haben es angesichts dieses Kampfes zwischen den katholischen Organen für noth- wendig befunden, die Entscheidung des Papstes über diese Angelegenheit anzurufen. Leo XIII. hat sich hierauf in entschiedener Weise gegen die Abhaltung eines Religions- congresseS ausgesprochen und die Weisung ertheilt, daß die F»»»iHetsir. Der Geiger. 4j Original-Roman von Emmy Rossi. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Und zum hundertsten Maie, liebes Herz, muß ich Dir wiederholen — ich war erst siebzehn Jahre alt, wenigstens noch nicht achtzehn. Als wir getraut wurden, war in der Kirche ein Zulauf, als heirathe eine Prinzessin von Geblüt. Ich wandelte unter meinem Myrtenkranz und Brautschleier wie in einem Traum, — ein Traum mit Alpdrücken, dessen Erwachen eine Er lösung ist. Ach — diese Erlösung fand erst nach zehn Jahren statt! Volle acht Jahre hörte ich nichts von Egon, Deinem Vater. Ich war zu stolz, um zu fragen, freiwillig erzählte man mir nichts. — Wie ich schon als Braut empfunden, so traf es rin! Ich war deS großen Mäcens brillantestes Schaustück — mein Dasein würbe eine einzige Reihe vou Schaustellungen, im Theater, in Concerten, in Gesellschaften, bald als Sängerin gefeiert, bald als Geigenfee, denn an WohltbätigkeitS-Vor- stellungen fehlte es nicht in dieser Zeit deS dänisch-deutschen Krieges in Schleswig-Holstein und später deS österreichisch- preußischen Krieges, der den Namen Königgrätz berühmt ge macht. Ich gehörte zu allen Comitc-S, die Cbarpie zupften oder ihre Kunst in Vorstellungen opferte» — neben Len ernstesten politischen Berichten lief immer, wie der rolbe Faden im Tan- tverk der englischen Marine, der Name Frau Lila Hermes beiher. Als mir mein ältester Knabe geboren wurde und ich den innigsten Wunsch äußerte, ihn selbst auS dem Quell eigenen Lebens zu tränken, mußte eine Fremde ins HauS, weil diese Aufopferung einer Mutter meine Schönheit beeinträchtigen konnte — von Triumph zu Triumph führte mich die kalte Hand meines Gatten; wir waren immer unter Leuten neben einander, ach, wir lebten nie mit einander. Ludwig Herme« war ein Tyrann — sein Unheil in allem Thun und Lassen, in Bejahung oder Verneinung einer Lebensfrage stand felsenfest; er ahnte gar nicht, daß man anderer Meinung sein konnte als er, dessen Meinung schon «me ausschlaggebende gewesen, als ich noch in den Windeln lag. „LieS die«, thu' dies, laß das, — trage heute Abend diese Robe, spiele morgen diese Piöce, singe in der Malinse jene Lieder, — besuche heute diese Damen, morgen unterlaß leneS" — und so in endloser Reihenfolge Halle ich seinen Befehlen zu gehorchen. Mein kleiner Knabe war seltsamer Weise unschön, — mein Mann liebte ihn nicht sehr — damit konnte man ja nicht paradiren. Aber daS Kind war auch anderweitig schwer zu liebe» — in den ersten Jahren verlor sich das natürliche Liebesgefühl sür meinen kleinen Herbert noch nicht — dann, als Eigensinn, Trotz. Willkür in seinem Charakter hervorbrachcn, schien mir dies starrsinnige Kind sehr wenig Seele von meiner Seele zu sein — und doch, es bedurfte nur meiner Gegenwart, und der trotzige Knabe war gehorsam wie ein Lamm. Streckte ich aber die Arme nach ihm aus, so wich er spröde auS — ich hatte oft das schmerzliche Ge fühl, vicS kleine Wesen habe nur Begriff für meine äußere Erscheinung, wie sein Vater — an meinem Herzen ging er scheu vorbei. Als er vier Jahre alt geworden, wurde mein zweites Kind geboren-.wieder ein Knabe und zwar wieder ein ganz gewöhnliches Exterieur. Meiu Mann, der sich in brutalem Scherz ein Märchen beordert hatte, war diesmal noch mehr enttäuscht — er wünschte sich eine blendend schöne Tochter für daS Alter, wenn meine Erscheinung nickt mehr seiner hochmüthigen Eitelkeit Genüge lbun würde — zwei Jungen, wie sie jeder Spießbürger besitzt, beleidigten ihn fast; er zürnte mir, als trage meine Abneigung Schuld an dieser Laune der Natur. Mein kleiner Bruno war aber ein zärtlicher, schmiegsamer Knabe, ich batte ihn sehr lieb — so lieb, wie man das Kind eines ungeliebten Mannes lieben kann — aber dennoch — mein erstes Kind warst eigentlich erst Du, mein Goldsohn! — Alles, waS ich Dir heute klage, verstehst wohl Du — aber die Welt hätte es nicht verstanden! Mein Gott, ich war die Frau eines tadellosen Gatten, eine» MillionairS, ich hatte wei Kinder, Brillanten, Toiletten, Equipagen, ich besaß eine chönc Stimme unv ein großes Talent, ich war gefeiert, berühmt — und doch, wie leer, wie leer war mein Herz. Oft siel mir der Vergleich bei, als lebe ich inmitten eines Eispalastes im goldenen Käfig und lausch« nach Klangen auS einem anderen Land, wo Rosen blühten und Nachtigallen sangen, wo eS warm und wohlig sei und rin ewiger Früh ling grüne. Der Respect vor meinem Gatten und meine eigene Rein Polemik. welche über diese Frage in den katholischen Zeitungen Frankreichs entstanden ist, ein Ende zu nehmen habe Außerdem bat der Papst kürzlich an den apostolischen Delegaten in Washington, Cardinal Satolli, ein Schreiben gerichtet, in welchem er den Katholiken der Vereinigten Staaten untersagt, an den daselbst häufigen Versammlungen von Katholiken, Protestanten und Ungläubigen, in welchen religiöse Fragen zur DiS- cussion gelangen, theilzunebmen. Auch dieses Schreiben res Papstes ist von einzelnen katholischen Zeitungen irrig arifgcfaßt worden, indem sie darin blos eine Verurtheilung der früheren in Chicago und in Ottawa abgehaltenen Ne- ligionscongresse erblicken wollten. Diese Auslegung des erwähnten päpstlichen Schreibens ist jedoch, wie aus vatica- nischen Kreisen berichtet wird, völlig unbegründet, denn eS bedeutete, wie auf das Bestimmteste versichert wirr, eine ent schiedene Verurtheilung aller ähnlichen ReligionScongreffe, sowohl der bereits früher abgehaltenen, als auch der etwa für die Zukunft geplanten. Wie schon gemeldet wurde, ist die Verwaltung von Madagaskar dem französischen Colonialministerium über wiesen worden. Von besonderem Interesse ist eS, daß daS Amtsblatt, welches das betreffende Teeret veröffentlicht, zu gleich die genauen Bestimmungen über die Machtbefugnisse des neuen Generalresidenten von Madagaskar bekannt giebt. Danach ist dieser der Repräsentant der Staatsgewalt der französischen Republik auf der ganzen Insel. Mit den verschiedenen Abtheilungen der Ministerien steht er durch Vermittlung deS Colonialministeriums mit den General- gouverncuren von Indo China und den französischen Be sitzungen im Indischen Ocean, mit den französischen Consuln in Afrika, Indien, Australien re. in direkter Verbindung. Diplomatische Verhandlungen kann er nur mit Er mächtigung der Regierung der Republik anknüpfen. Er ist für die innere und äußere LandeSvertbeidigung Madagaskars verantwortlich und verfügt hierzu über die dort stationirte Land- und Seemacht. Ohne seine Erlaubniß kann keine militairische Operation, es sei denn in dringlichen Fällen, wo es sich um die Niederschlagung von Ausständen u. s. w. bandelt, unternommen werden. Den directen Oberbefehl über die Truppen kann der Generalresident in keinem Falle auSüben. Der Belagerungszustand wird durch ihn verhängt und aufgehoben. Er ist mit der Einrichtung und der Regelung des Miliz- unv Polizeiwesenö zum Schutze der Bevölkerung betraut und hat jedes Jahr das Budget Madagaskars auf- zustellen, wobei ihm, wie bei allen seinen Arbeiten, ein „Ncsidenzrath" (Ministerratb im Kleinen) zur Seite steht. Der italienische Höchstcommandirende in der erythräischen Cotonie, General Baratieri, hat durch daS dem Major Toselli widerfahrene Unbeil nichts von dem Vertrauen eingebüßt, welches der König Humbert, Minister präsident Crispi und die öffentliche Meinung Italiens in ihn setzen. Man weiß, daß nicht ihn, sondern die oppositionellen Gegner der italienischen Colonialpolitik in der Kammer die Schuld trifft,und man erinnert sich seiner in der Vergangenheit er worbenen Verdienste. Baratieri bat seine Sporen noch unter Gari baldi verdient. Seine bei verschiedenen Gelegenheiten bewiesene Tapferkeit und Umsicht verschafften ihm rasche Beförderung. Nach Ostafrika kam er im Stab deS Generals Gandolfi und zeichnete sich in allen gegen die Abessinier, Somalis und Derwische unternommenen Zügen aus. Beim Rücktritt des Generals Gandolfi wurde Baratieri zum Generalgouverneur und Höchstcommandirenden der italienischen Truppen in der Colonie ernannt. Wie sehr der General jetzt neuer Ver stärkungen bedarf — die ihm ja nun endlich auch verwilligt sind —, ergiebt sich deutlich, wenn man die sich augenblicklich heit hielten die Verehrung anderer Männer in starken Banden. Wvbl brachte ich manchem bedeutenden Künstler, manchem interessanten Mann ein herzliches, ein freundliches Gefühl entgegen, doch daS Bewußtsein meiner Pflichten erstreckte sich nie über ein gütiges Wohlwollen — mein Ruf war deshalb ebenso tadellos wie der meines Gatten. Eines Abends sagte mein Mann ganz unvermuthet: „Meine Schwester, Frau von Oppel, und ihr Sohn Egon kommen von Südamerika zurück — ich weiß nicht, ob Du Dich ihrer erinnerst, Lila! Sie werden indessen nicht bei uns, sondern bei meinem Bruder Peter absteigen, da Egon dem ja näher stebt!" „Er ist mit dessen Stieftochter verheirathet, nicht wahr?" preßte ich hervor. „Verheirathet, Egon?" Mein Gatte schien wirklich er staunt. „Nein, er war mit Ellen verlobt, sie war indessen schwer herzkrank und starb schon, ehe wir nns verlobten — Hab' ich Dir das nie erzählt?" Alles um mich her wankte — ich schwieg, um nicht in Weinen und Seufzen auszubrechen. Ludwig mochte mein Stillschweigen als Gleichgiltigkeit deuten, er sprach von anderen Dingen. Daß Onkel Schönborn, nach meiner Heiratb vereinsamt, die kleine Pasiorenwittwe heiratbete, die aus einem Wahl verwandtschafts-Täntcken nun ein echtes Tantchen wurde, weißt Du ja. Er glaubte mir durch meine Heirath daS Paradies auf Erden gesichert und neckte mich noch gern mit dem „reichen Mann" und dem Märckenprinzen. Daß L. Hermes ihn nicht mehr in unsere Soirsen lud, seitdem ich seine Frau geworden, schien Onkel gar nicht zu bemerken, ebenso wie er annabm, daß wohlgetban ist, was Gott thut, ebenso wohlgetban schien ihm Alles, WaS sein Vice-Gott auf Erden, L. Hermes, tbat und ließ. Onkel Schönborn ist sicher, wenn man ihn dereinst seciren wird, zum Entzücken der Aerzle rin interessanter „Fall", denn eine Galle wird man gewiß nicht bei rhm finden." 5. Eapitel. Aurel lachte über ihren komischen Einfall und auch ihr schönes Gesicht verklärte sich unter einem verjüngenden Lächeln, aber der tiefe Kummer kannte nur einen Moment weichen, dann brach er in Ton und Wonen wieder hervor: „Doch von einem anderen Oheim will ich sprechen, der um diese Zeit seine berühmte Nichte aufsuchte. Man hat auch da» „Glück" genannt, wie man mich denn überhaupt für eine unmäßig vom Glück Begnadigte hielt. in Afrika gegenüberstebenden Streitkräfte der Italiener unk Abessinier näher in Betracht zieht. Nach den Känipfen des Generals Baratieri mit RaS Mangascha im Januar erhielt der italienische Truppenbesianv einen Zuwachs von fast 2000 Mann aus dem Mutterlande, dazu bildete der General aus ven Eingeborenen zwei neue Compagnien Soldaten zu je 650 Mann. Nach amtlichen Angaben auS Rom vcn Mitte Oktober batte damals General Baratieri 12 800 Mann, nämlich daS eigentliche Colonialbeer 9240, darunter etwa 4000 Italiener, ccloniale Landwehr 1700, freiwillige Milizen Massana und Asmara 600; dazu treten noch sogenannte Banden, die auf 2000 Mann berechnet werden. Rechner man das jetzt vernichtete CorpS deS MajorS Toselli ab. so bleiben dem General etwa lO 000 verfügbare Mannschaften, von denen ein Theil in Massaua und in Kassala als B- satzung bleiben muß und er kann zu dem Feldzüge gegen Menelil nur etwa 7000—7500 Mann verwenden. Die Streit kräfte des Neaus lassen sich in so bestimmter Weise nicht abmessenj als der italienische Gesandte Graf Antonelli l89l nach lan>ährigem Aufenthalte in Abessinien nach Italien zvrückkebrte, erklärte er, Menelik verfüge über ein Heer von 130 000 Mann, darunter 60 000 Flintenträger; wahrscheinlich hatten diese Leute damals Gewehre älteren Systems. Neueren Nachrichten zufolge sind ihm über Zula und Obock 20 OOo Hinterlader zugesührt worden, diese bilden den Kern seines Heeres. AuS Aden, also offenbar über Zuela, wurde noch im November gemeldet, daß Menelik 175 000 Mann bei sammen habe. Auch diese Zahl ist nicht ganz unwahrschcin sich, da dem eigentlichen Heer ein ganz ungeheuerer Troß folgt, so daß das Ganze nicht übersehbar ist. Das Wirt samste in den Kämpfen init den Eingeborenen sind die Ge schütze, wie auch das letzte Gefecht Toselli's bewiesen hat. General Baratieri hat eine Gcdirgsbatterie mit 6 Geschütze,' zur Verfügung. Deutsches Reich. H Berlin, 13. December. Der Bundesrath hat an dem im Reichsamt de^ Innern ausgearbeitetcn, s. Z. durch uilbcsugtc Veröffentlichung bekannt gewordenen sogenannten Margarine-Gesetzentwurf einige nicht ganz uiiwcseut siche Aendernngen vorgenommen. Die endgiltig sertiggcstellle Vorlage enthält vor Allem eine Begriffsbestimmung für Margarine, während der „Präsidialentwurf" nur eine solche für Margarine-Käse gegeben batte. Als Margarine im Sinne der Gesetze sollen angesehen werden „diejenigen, der Milchbutter oder dem Butterschmalz ähnlichen Zubereitungen, deren Fettgehalt nicht ausschließlich der Milch entstammt". Hinsichtlich der Beaufsichtigung des Verkehrs mit Kunstfettcn bestimmt der Bundesrathsentwurf, daß außer den Beamten der Polizei von der Polizeibehörde beauftragte Sachverständige die Controle mit allen vom Gesetze den Beamten beigelegtcn Befugnissen wahrnehmen können. Der erste Entwurf er mächtigte den Bundesrath, den gewerbsmäßigen Verkauf von Butler, deren Wassergehalt eine bestimmte Grenze über schreitet, zu verbieten. Diese Bestimmung ist beibehalten. aber dahin ergänzt, daß Butter, deren Fettgehalt eine be stimmte Grenze nicht erreicht, oder deren Salzgehalt eine bestimmte Grenze überschreitet, vom Verkaufsverbot betroffen werden kann. Die Befugniß, Grundsätze für die Vornahme von Untersuchungen aufzustellen, wird dem BundeSratb ganz allgemein in Bezug auf „Fette" und „Käse" ertheilt; im ersten Entwurf war nur von den in diesem Gesetze bezeichnet«» natürlichen oder künstlichen Fetten die Rede. Die Strafbestimmungen sind vom Bundesratb an einem Pnnct erweitert, an einem andern verschärft worden. Unwahre Angaben der zur Anskunflsertheiluiig über das Her- Mit der armen Mutter Familie war ich also durch Onkel Schönborn verbunden, der einzige Verwandte dieser Seite! — Die Eltern meines VaterS lebten in Frankfurt a. M., große Verleger, ein weltbekanntes HauS. Onkel hatte seiner Zeit dahin geschrieben, er übernehme alle Verpflichtungen, sie küinmerten sich deshalb nicht mehr um mich — sicherlich konnte ich ebenso wie mein armes Väterchen sterben und verderben, ohne daß sie je nach mir gefragt haben würden. — Nun sprach aber ein dort zu Besuch weilender Berliner Verleger von mir, da mein Elternname derselbe wie der ihrige war, und die Folge davon wurve der Besuch eines sehr liebenswürdigen Herr», meines Onkels Franz Meißner aus Frankfurt a. M. ES ist immer etwas Eigenartiges um Verwandte, die man nie gesehen — indessen, der Bruder meines Vaters trug keine Schuld an dessen Verderben, ich bemühte mich, lieb mit ihm zu sein, und mein Gatte, der den reichen Mann gern als Verwandten begrüßte, erwies ihm weitgehende Höflichkeiten. Und doch war dieser Besuch der erste Grund zu eine»: ehelichen Conflict, denn so lange hatte ich, ein scheues Reh. mich stets willenlos den Befehlen meines Ebeherrn gefügt. Als er aber nach wenigen Tagen der Abreise von Onkel Franz davon sprach, daß wir bald dessen Besuch in Fraiit- fnrt erwidern wollten, weil meine Großeltern den Augenblick nicht erwarten konnten, ihr geliebtes Enkelkind zu umarmen, sagte ich voll Bitterkeit, an die grausame Verstoßung meiner Eltern denkend: „Nein — das kann, das will ich nicht! Haben meine Großeltern 25 Jahre Zeit gehabt, auf mich zu warten, so habe jetzt ich weitere 25 Jahre Zeit." Da die Leute bereits hohe Siebziger waren, hieß daS, „ich will diese herzlosen Menschen, die ihren Sohn verstießen, weil er dem Phantom der Kunst nachjagte, nie sehen, nie!" Mein Mann sah mich einen Augenblick ganz erstaunt an. „Widerspruch?" fragte er, aber ganz s« kalt wie sonst — „Dir kommt eS nicht zu, die alten aristokratisch fühlenden Leute zu beurtheilen, noch weniger sie zu verurtheilen. Hätte ihr Sohn, Dein Vater, wirkliches Talent besessen, wäre er ein echter Künstler geworden, so würde das genügt haben, seine Schick salSwahl zu billigen. Daß er sich nickt übers Schmierealhum erhob und ein gleiches unbedeutenveS Mädchen in den Jammcr- verhältnissen noch dazu beiratbete — daS ist Grund genug für Verachtung und Gleichgiltigkeit!" „Ludwig", schrie ich auf, „Du sprichst von meinen Eltern". Er zuckte die Achseln. „Ich habe sie Dir bis jetzt nicht zum Borwurf gemacht; ich wußte überhaupt nichts von ihne».
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