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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189512259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18951225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18951225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-25
- Monat1895-12
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1895
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Bezugspreis t» d« Hauptrxpedittou oder de» im Stadt bezirk «d de» Vororten errichteten Ans- Ladestellen abgeholt: vierteljährlich ^>4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung lit» 5^auS 5.50 Durch die Post l-rzogen sllr Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich .4t S.—. Direcle tägliche Ikreujbandl'enduag t» «a«>a»d: monattich ^ll 7.50 Dt» Morgeit-Au-gab« erscheint »m '/»7 llhr. dt« Nbend-LuSgabc Wochentag- um 5 Ubr vr-artton uu> Erptditto«: )-bau«e«,afft S. Die Lkdedvion ist Wochentag« »nnnterbrochrtt g«Ssf««1 do» früh 3 bis Abends 7 Uhr. Filiale«: vtt» Me««'« E-rkim. (Alfred Hahn). Ilnlversitätsstraße 1, Laut« Lösche. Satharinenst». 14, Part, und König-Platz 7. nmigerTageblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile LO Psg. Reclamen unter dem Rebactionsftrich (4-a- spalten) üv/>L, vor den Faoiilirnnawrichten (ggespalten) 40^. »rubere Schriften laut unserem Preia- »rrzeichnib. Tabellarischer »ich Ziileras,^ nach höhere« Tarif. Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Aueaabr, ohne Postbeförderung >t SO—, mlt Postbesördrrung 70. Ännahmeschluß für Anzeige«: Adind-AuSgab«: Bormütag« 10 llhr. Pivrgeu. Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Für die Montag-Morgru-AuSgabe: Sonnabend Mittag. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen find stets an dir ksrbebttion zn richten. Druck und Beklag von L. Polz in Leipzig. H 628. Mittwoch den 25. December 1895. 89. Jahrgang. Die nächste Nummer erscheint morgen früh. Amtliche Bekanntmachungen. gtojilitt-Snkfmlikhr. Am Förderung nud Eneichiernng de- Neujahrs« Briefverkehrs iü e- gestattet, Briefe. Postkarten und Drucksachen, deren Bestellung in Leipzig und in den früheren Bororlen von Leipzig durch die Post am 1. Januar früh gewünscht wird, bereits vom ÄÜ. December ab bei den Postanstalten in Leipzig zur Einlieferung zu bringen. Der Absender hat derartige, mit recht deutlicher und vollständiger Aufschrift zu versehende Brief sendungen, welche einzeln durch Postwerth- zeichen frankirt sein müssen, in einen Um schlag von festem Papier zu legen. Ter Umschlag ist zu verschließen nnd mit der Aufschrift zu ver sehen: Hierin frankirte Neujahrsbriefe An da« «ailerlich/P-K^ml's^' in Leipzig (Augustusplatz). Solche Umschläge (Packele) mit Neujahrs-Orts- driefen können bi- einschließlich den 3V. December entweder an den Postannahmestellen abgegeben oder, soweit es der Umfang gestattet, in die Briefkasten an den Posthäusern und in die Stadtbriefkasten ge legt werden. Am 31. December ist jedoch die Ab gabe ausschließlich bei den Annahmestellen des Post amts 1 (am Augustusplatz». z» bewirken. Die den Sammel-Umschlägen entnommenen Briefe erhalten sämuttlich den Pöstaufgabestempel vom 31. December 7—8 Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich nur auf die in Leipzig zur Post gegebenen an Empfänger in Leipzig oder in ven Bororten von Leipzig selbst gerichteten Briefe (Ortsbriefe) erstreckt. Es wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der Einliesernng großer Masten von Bnefen bei den Postanstalteu am Sylvesterabend zu steuern be zweckt und zur ordnungsmäßigen Abwickelung des gesteigerten NenjahrS-Postverkehr- mit beiträgt, einen recht ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leipzig, 24. December 1895. Der Kaiserliche Ober-Postdireetor, Geheime Ober-Postrath. Walter. Lekaimtmachung. In Gemäßheit der Verordnung -es königl. Miuisteriuw- de« Cnltus und öffentlichen Unterrichts und der Justiz vom 10. Februar l8?0 wird hierdurch zur allgemeinen Kenntlich gebracht, daß der Kirchenvorstand der ThomaSkirchrngemeinde ouS folgenden Mit gliedern besteht: 0r. tbeol. V. Pank, Geh. Kirchenratb, Superintendent und Pfarrer zu St. Thomä, 0r. juk. Gr>. v. -veteslebkn, SenatSpräsideat beim Reichs gericht. Carl Altzerl Engcmann, Tischlermeister, Paul Krenkel, Rechtsanwalt, vr. pd. Ar». Emil Jungmann, Professor und Rector an der ThomaSjchule, Hetur. Vtla ketlberg, Kaufmann, 1>r. pk. Emil Nrömer, Dtakonus zn St. Thomä, Carl Krbr. Evnar» Maiigiikr, Oberlehrer, Ebuar» Aeiman», Archittt», Karl -eit» Scharffer, Kaufmann, vr. pH. Willem Tmitt, Schuldirektor, I-o. thevl. 6t vr. pkll. L. E. Suppe» Nrchidiakon»ß zu St. Tbomä, C. E. Wilidald Toussaint» Reichsgerichtsrath, Perm. Franz Weise, Uhrmacher, Hetnr. Gustav Zmetniget» «aofnrätin. Leipzig, am 21. Drcrmber 1805. Der Sirchenvvrftand zu St. Ttzomö. v. Pank. Oeffeittliche Sitzung der Stadtverordneten Mamag. den SV. December 18SL, Abend« «V, lltzr, t» Sitzuugssaale am Paschmarkte. Tagr«ordu>»g: I. Bericht des Oekonomie» bez. Finanz» «nd Ga-o«<schuffe- über Lont» 38, Straßen» «nd Weg» des Haushaltplanes anf da« Jahr 1896, und de- Rath-schreibens, sowie die Eingabe der Herren klinkhardt u. Gen. wegen Bornahme der Holz» Pflasterung auf einem Theile der Nürnberger Straße. II. Bericht des Finanzausschuss»» über Conto 3 „Stadtverordnete" des HauSholtplanes ans das Jahr l896. III. Bericht des Finanz- «nd BerfassungsauSschusieS über die Bortag», betr. einen Catwurf riars Nachtrages zum Regu lativ für die Gemein-ran lagen der Stadt Leipzig und die Eingabe de» Bezirk-Verein« Sest-Leipzigö wegeu Aendrraag der städtischen Steuererhebung; IV. Bericht de« Finanz», Stiftung-» «nd Baoausschusses über Crmiethung von Räumen im Erdgeschoss« des Grundstücks Mühigafse Nr. 10 für städtische Expeditione» rc. V. Berich» des Van-, Oekonomie-, Finanz» und BrrkrhrSaos» fchnfies über Gewährung de« halben k»fte»betragrs eine« Brücken baue« über da« Gleißen»,tdflathbett nnd eines Bei» träges für massiv« Ausführung des Mittelbaues de» Haupt gebäudes für die Sächsisch-Thüringljche Industrie» und Gewerbe-Au-stellung tm Jahre 1897. VI. Bericht über Revisionen von Lassen» »nd Materialverwaltuugru. Bekanntmachung. Uni« Bezugnahme ,»f nufere Bekanntmachung vom 18. April 1895 mache» »ir Gsdnrch die Herr«, Aerztr tm Stadtbezirk daran aufmerksam, daß ße üb« dl« tm laufenden Jahre anagrsnhrtea Imp fange« »tue Lifte »ach de» Formularen V, VI »nd VII. und zwar i» allen Rubrite» »ollständig ansgefüllt. anfzuftellea nnd bi« tpSlestens Ende d. I. oha» jede weilere Aufforderung au das Imps» amt. Naschmarkt Nr. 1, L, rinzurrichen haben. Nach Ablauf dies« Frist würbe gegen Säumige »tt der i, S- 15 de- NetchS-Jmps- Gesetze« vom ». «*rü 18,4 »W^-roGe,, mich B. staden dt« 100 ^ll aasteigenden Getdstrafe vorgegang», »«den müssen. Leipzig, de» 28. December UG5. ^ »er A«tb »er r«»t Letpft«. VHN». 8768. vr. Georg». N. Gesucht wird anderwelt d« am 4. Jal« 18KS t, Etsleben geborene Handarbeit« Krtedrtch Wilhelm -esbsr GalZaeker, weich« zur Fürjorg« für je»« Aamttte aoznbaUen ist. LetpztL den SV Levrmb« 1895. Dev Nut» der Stabt Leipzig. Nr«««a«t. Hentfchel. Lekanntmachung. Das 13. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes ür das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum 10. Januar n. I. auf dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich au-hängen. Dasselbe enthält: Nr. 60. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Er bauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Cranzabt nach Oberwirsenthal betreffend, vom 25. Ort. 1895. Nr. 61. Verordnung, dir Abtretung von Grundetgenthum zu Er bauung einer normalfpurigen Eisenbahn yon Waldheim nach Krirbrtdat betreffend, vom 12. Nov. 1895. Nr. 62. Verordnung, die Abtretung von Grunbcigenthum zu Er bauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Station Koht- mühle nach Hohnstein betreffend, vom 23. Nov. 1895. Nr. 6S. Verordnung die vetettnärpotizeiliche Behandlung der aus dem Auslande auf dem Seewege zur Einfuhr gelangenden Wiederkäuer und Schweine betreffend, vom 25. Nov. 1895. !?r. 64. Bekanntmachung, die Ernennung von Lommiffaren für den StaalSetsendahnbau betreffend, vom 4. Dec. 1895. Nr. 65. Gesetz, die provisorische Fortrrhebung der Steuern und Ab gaben im Jahre 1896 betreffend, vom 7. Der. 1895. Nr. 66. Verordnung, die Besörderung von feurrgesährtichen, nicht zu den Sprengstoffen gehörenden Gegenständen, sowie von ätzenden Stoffen auf der Elbe betreffend, vom 28. Nov. 1895. Leipzig, den 21. December 1895. Der Math der Stabt Leipzig. vr. Seorgi. Srumbiegel. Königliches Gymnasium. Die Anmelbungen zur Lsteraufnahm, erbitte ich mir am 10.. 1t., lü. und IS. Januar II—1 Uhr. Dir persönliche Vorstellung des Aazumelvenden ist erwünscht. Jedenfalls ist sein letzt»- Schulzeugniß (die MichartiScensnr) vor- zulegen. Die übrigen Zeugnisse — Geburtsurlunde nnd Tmnzrugniß, sowie Jmpsjchein — können auch bereits bei der Anmeldung ab gegeben werden. Die Ansnah»neprüfuN> ist aus Montag, den IS. April 8 Uhr festgesetzt. Leipzig, au, 23. December 1895. Vr Nieiiarü kleliter, Rector. Lekarmtmachrmg. An Stelle des bei der am 6. dieses Monats stattgesnndenen Stadtverordnetkn-ErgänzungSwahl der I. WSHlerabthrilung wieder» >t-vähltrn Herrn StrtnmeyobermeisterS Etz«ig» welcher dir Annahme »er auf ihn gefallenen Wiederwahl aus Grund von 8. 47 unter k der Rrvidirten Städtrordnung abgelehnt hat, ist der bei der oben» genannt«» Wahl atS Reserven««»» für dir Claff« der «ngesessenro gewählte Herr vr. weä. Ariebrich Aichavb Paul Aübger als Stadtverordneter vom 1. Januar 1896 ab etuberufen worden. Leipzig, am 24. December 1895. Der Rath der Stabt Leipzig. Vr. Georgi. Golla. Lekanntmachimg. Ja den Stallungen de« GehS,tes Brd.»Kat. Nr. 57 deS Stadttheilrs Leivztg-Tvonberg ist unter dein daselbst eiagrstellten Rindvieh die Maul- unp Klauenseuche ausgebrochea. Indem wir dies unter Bezugnahme aus 8. 2 brr Verordnung deS königlichen Ministeriums de« Innern vom 10. August 1892 zur öffentlichen Kenntniß bringen, bemerken wir zugleich, daß für das ia den Ställen des fraglichen Grundstück» eingestellte Rindvieh die Stallsperre angrordnet worden ist. Während der Daaer der letztere« dürfen Wiederkäuer und Schweine in das nurerwähnte Gehöft nicht eingeiührt und ohne besondere Erlauboiß für jeden eiazetuen Fall auch nicht ousgrführt werden. Leipzig, de« 24. Drcrmber 1895. Der *ath der Stabt Leipzig. vr. Georgi.Keil. Versteigerungsausgebot. Znm Zwecke der Zwangsvollstreckung soll der den Fabrikanten Oskar Roland koch und Heinrich Schnorr v. Carolsfetd, beide in Lengsfeld, gehörige, in der Anlage X nachstehend brzetchnete, im Orte Lengsfeld belegen» Grundbesttz nebst 37 zum Betrieb d« Porzrllaafabrik dienenden Maschinen Dienstag, den 7. Januar 18SS, v»r»»tta^ »on 10 Utzr an im Zimmer Nr. 4 de« nnterzeichnetrn Gerichts meistbietend ver steigert »erde». Das Urtheil üb« Eriheilung de? Zuschlag- wird an demselben Tage nach Schluß des Verneigerungstermlns verkündet werden. Di« näheren Nochwrtsungrn üb« den zu versteigernden Grund besitz und über dir Maschinen, ferner die BerkaufSbedmguugen liegen an den Wochentagen von 10 diS 12 Uhr in unser« Gerichts fchreiberei zur Etuficht an«. Lengsfeld, de» 4. Nooember 1895. Geotztzerzoglich S. Amt-geeicht. Würderung«- Rr. des Fuadbuchs summe 871 1 - 13 a 84 qm Fabrikgebäude, 873»/ — 15-21 - Hofroum ^ — 46 - 4L » Garten ) die tm Betrieb brfind» Itch» Porzrllanfabrik mit Wasserkraft (SO—35 Pserdekräfte. Turbtur) 190,000 872 — 2 » 93 « Wohnhaus, Aiedrugr- bäude uud Hof . . . 5,500 870 —- 17 - SS » Mühtgrabn, , . . — IW L l» 18 - 56 - L»rd, i.roo Socialpolilische Amschau. 6. Die Politik schweigt, wenn die WeihnachtSglocke» läuten. Hoffentlich lasten die Politiker das WeihnacktSgeläut tief in die Herzen dringen, damit sie beim Wiederbeginn unv im lMzen Verlaufe ihrer Thätigkeit sich bewußt sink, daß auch ic ganz wesentlich mit dazu beitragen können und sollen, din Frieden auf unsere jetzt so friedlose Etde zu bringen. Det größte Tbeil der dem Reichstage zugegangenen Vorlagen beb- folgt ja diesen Zweck. Aber bei den Debatten schien dtb Streit die Hauptsache. Dem eigentlichen Ziele ist man nickt wesentlich naher gekommen. Leider gilt dies besonders von der wichtigen Vorlage über die Handwerkskammern; sie haben bewiesen, daß über die Hrage der Orga nisation deS Handwerks noch die ästen Gegensätze Kerrschen. Man wurde in der UeberzeugNng bestärkt, daß die Reichsregierung den Weg zur Eitifl'ibbung des Bc- ähigungsnackweises für alle Handwerke nicht einschlägen will, ind ebenso konnte man wieder hören, daß die gegenwärtigen Wortführer der Innungen sich ohne diesen nicht befriedigen asten. Das ist im Grunde vir alte Standpunct. Zu be dauern ist dabei, daß selbst dii schlimmen Erfahrungen, welche daS österreichische Handwerk mit dem Befähigungsnachweis machte, nicht dazu beigetragen haben, die Freunde einer der artigen Gesetzgebung in Deutschland zu ernüchtern. Um so mehr muß vieles beklagt werden, da man mit Recht im Reichstage darauf hiugewiesen hat, daß die Kleingewerb- »reibenden von den wirtlichen Wegen zur Besserung der Ver hältnisse im Handwerk abgelinkt werden, wenn ihnen mit unerschütterlicher Beharrlichkeit immer wieder der Befähi gungsnachweis als Retter in aller Noth bezeichnet wird. Die Vorsicht, nach der die NeichSregiernng hier handeln ju müssen glaubt, ist ihr zu wünschen, wenn etwa noch während diefer Tagung der deutschen Volksvertretung einer der zahlreichen Vorschläge an sie herantrettn sollte, die gegenwärtig zur Regelung der ArbeitSverMittetüNg, >ur Versicherung gegen Arbeitslosigkeit und zur Lösung von anderen wichtigen socialpolilischen Fragen erörtert werden. Man gewinnt dabei immer wieder den Eindruck, daß mau in weiten Kreisen der Bevölkerung heute mehr al« jemals geneigt ist, für jede« social« Ungemach die Hitsr de« Staates anzurusen. Wenn manche Svciat- politiker sich mit »er Staatsbilfe auf verschiedenen socialen Gebieten nicht befreunden können, so ist diese« erklärlich. Namentlich ,st auch die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit eine Frage, dir augenscheinlich weit bester von einer klug geleiteten und wohtwoUenv behändesten Eetdsthilfe, al« durch den Staat gelöst wird. Die einzige Aufgabe, weiche man ibm auf diesem Gebiete zuschieben kann, »ft die, der Arbeitslosigkeit nach Kräften vorzubeuge«. Diese- köanle in einem erheblichen Umfang geschehen, wenn er landwirtbschafttiche Euttur- arbeilen im großen Stil in Angriff nehmen wollte. Es ist schon mehrfach darauf hingewiefen, wie wichtig die Moore unv Heideländereien für unsere Golkswirthschast werden können, sobald man >dre Bedeutung überall richtig erkennt unv würdigt. Deutschland besitzt etwa 500 Gevienmeilen Moorflächr, die zum größten Theil bisher unbenutzt ist. Ei»« bekannte Autorität aus diesem Gebiet, der Freiherr v. Tdümcn, bat berechnet, daß nach den angeftellten tandwirtbschastlichen Versuchen auf loo Gevlcrtmelten Mvorflächc etwa 22 bis 23 Millionen Centner Getreide gewonnen werden können. Für di« Cutlivirung der Grünmoore sollen 600 aus den Hektar ausreichend ,ein. Herr v. Tbümen ist überzeugt, daß sich da« Antagecapital mit 10—20 Proc. verzinsen werde. Schon jetzt ist bekanntlich die preußische Regierung auf diesem Gebiete nicht ganz unlbatig. Seit Zähren besteht in Bremen eine königliche MoorverjuchSstalion, auch sind im preußischen Etat Mittel zur Cutlivirung und Besiedelung si-calischer Moore bereit gestellt. Zm sogenannten MarcardS- moor bei Aurich sind bisher 25 bäuerliche Siedelungen neu begründet, und in den Regierungsbezirken Poscn und Wies baden sind auf Moorboden 72 Renlengister angelegt. Auch die evangelisch-socialen Arbeitervereine von Schleswig-Holstein haben vor einiger Zeit den dortigen Provinziallandtag ausgesordert, die Arbeitslosigkeit durch Cultivirung der Oevländereien zu bekämpfen. Der LandeSvirectvr hat hierauf die genannten Vereine zu einem Gut achten über den Umfang der Arbeitslosigkeit ausgesordert unv um eine nähere Erörterung de« vorgrfchlageiien CustiviruugSptaneS gebeten. Die genannten Vereine babcn hierauf erwidert, baß durch Urbarmachung der Heire- tandereien ArbrilSgelcgruhcit im erheblichen Umfange geschaffen werden tonne. Es wirb vorgeschlagen, die Proviuzial- versammlung möge kleine Hcideflachra erwerben unv durch ländlich« Arbeiter cutiiviren lasse». Für Gegenden, die lief in der Heide liegen, sollen Ardeitergruppen gevildel werke», die unter einem Vvrmaun sieben unv für welche während der BeschästiguugSeauer Baracken oder ähnliche Bauten als Wohnstätten zu errieten sind. Auch wird die Provinzial- verwasttttig ersucht, durch Caaaliiauonta und durch die Anlage von Mergrlgruben und Mrrgelbabnen die Volks- wirthschaftstchen Zuiiände der Gegend zu Heren und damit zugleich die ArbeiKlosigkeit wirksam zu bekämpfen. E« ist rinleuchient, daß, wenn derartige und ähnliche Culiurarbeiten im großen Etil in Deutschland in Angriff zenommen werdin, nach diesem gewaltigen Reservoir für lohnende Bts«bäftignnc> zahlreiche Arbeitslos« abfließen. Würrr man gleichzeitig bestrebt sein, in solchen Industrien, in vencn kit Maschine Menschenkräfte zeitweise überflüssig mack», dir Arbeitszeit zu beschränken, um zahlreicheren Menschen die Arbeitsgelegenheit zu erhalten, würden Lehrlings- iichterei, maßlose Ueberstunden und auch die Anwer- mng auSläntiscber Arbeiter zur Verdrängung der ein- ttimischkn in entsprechender Weise beschränkt, könnte man sich ebenfalls zu einer klugen, nicht bureaukratischea Berbrfferung der Arbeitsvermiltelung und dazu entschließen, die öffent lichen Arbtiien, so weit es möglich ist, in einer Zeit ausfilbren nl lassen, in der andere Arbeitsgelegenheit in manchen Btrufen Mangelt, so hätte vir Frage der Arbeitslosigkeit wobt geringer- Bedeutung. Namentlich wenn man sich in groß industriellen Kreisen auch der weiteren Entwickelung wichtiger Zweige unseres Erwerbslebens zum Saisongeschäft ent gegenslemmen wollte. ES ist dieses nicht leicht, aber keines wegs überall so unmöglich, als es scheint. Vorbedingung ist jedock, daß die Unternehmer einer Industrie gemeinsam bandeln. Namentlich die immer einseitigere Entwickelung uNseder Industrie zum Saisongeschäft erzeugt zahlreiche Arbeitslose. Nach allen Viesen Maßregeln würde «ine ans eiicrssischer Selbsthilfe beruhende ArbeitSlosen-Verstcherung, wie sic heilte bereits in einzelnen druischen Fachveieinen vor handen ist, über beschäftigungslose Zeilen hinweghelfen. Die Verkürzung der Arbeitszeit wird jedenfalls eine der am Meisten erörterten socialpolitischen Fragen des nächste« ZabtrS sein. Die wcitgehenden Forderungen der socialdemokratischen Arbeiter aus diesem Gebiet erfreuen sirb bekanntlich außerhalb dieser Kreise nur geringer Zustimmiili,:. koch steht Man einem gemäßigteren Vorgehen in dieser Richtung vielfach keineswegs ablehnend gegenüber. Es ist schon oft darauf bingewiesen, daß auch zahlreiche Arbeitgeber auS wirthschaftS- und iocialpolitischen Gründen eine Vcr kürzung der Arbeitszeit wünschen und vereinzelt in ihren Bc- tbieben bereits dubchgefülm haben. Kürzlich hat nun auch eine Versammlung der Gcneralräthe der Hirsch-Duncker'scken Gewerkvereine beickiloffen, in den Ortsrereine» eine Bewegung ittS Leben zu tufen, Mn eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit auf lO Stunden in Deutschland zu erreichen. Es soll an die Arbeitgeber ein Schreiben gerichtet werken mit dem Ersuchen, diese Forderung auf dem Wege gütlicher Vereinbarung durchzusühren. Der Wunsch, die Arbeitszeit auf lO Stunden täglich zu verkürzen, ist kein unbilliges Ver langen. In den meisten Erwerbszweigen ist derselbe berci'.S durchgeführt, in anderen liegen jedoch die Verhältnisse in dieser Hinsicht noch sehr im Argen. So ist namentlich die Lange der Arbeitszeit im Bäckrrgewerbe in letzter Zeit bekanntlich Gegenstand ausführlicher Erörterungen gewesen. Dieselben haben dahin gefühlt, daß, nach einer glaubwürdigen Mittbeilung, jetzt der Bundesratb rem Bäckereigewerbe gegen über von dem ihm im H. l20<: der Gewerbeordnung ver liehenen Recht Gebrauch machen will. Nach dem angezogencn Gesetz hat ted Bundesrath die Bemgniß, in solchen Gewerben, in denen durch übermäßige Dauer der täglichen Arbeitszeit die Gesundheit der Arbeiter gefährdet wird, den Beginn und das Ende der täglichen Arbeitszeit und auch die Dauer der zu gewährenden Pausen vorzuschreiben. Gleichfalls kann der BundeSratb die zur Durchführung dieser Anordnungen ge eigneten Maßregeln bestimmen. Auch die im Kelluergewerbe herrschende unregelmäßige und lange ArdrilSrrit ist Gegenstand amtlicher Unterfuchuugen gewesen. Bekanntlich sind sowohl die Bereinigungen brr Wirtbe wir der Kellner über die tägliche Dauer der Be schäftigung VVN der ReichScvmmission für Arbrilerstatistik be fragt. Die Ansichten beider Parteien gehen auseinander. Die Kellner wünschen täglich eine Ruhezeit von mindestens acht Stunden, Und auch daS RcichügesundbeitSamt hat in einem Gutachten eine achtstündige Ruhe für Erwachsene, eine zehnstündige für Minderjährige unv weibliche Personen als notdwenbig erNärt. Die genannte Behörde führt die große Zahl der Erkrankungen an Lungenschwindsucht im Kellner gewerbe auf die lange Arbeitszeit zurück. Am meisten ist nach den allgemeinen Erfahrungen die lang: Arbeitszeit in der Hau«iuduslri« üblich. Dort sind die gesundheitlichen Folgen einer langen Arbeitszelt um so schlimmer, als auch zahllose Kinder im zarten Alter lang Tag- »nd Nachtstunden abgerackert werden. Eine derariig: ' hauSindustrielle Beschäftigung der Kinder wirkt auf tic> natürlich weil schädlicher, al« einige Stunden Fabritarbcu täglich. Wir können uns mit der Kinderarbeit ia Fabriken nicht befreunden, aber e« ist zuzugeben, daß jene Politiker Recht behalten haben, die bei der Berathung der Arbeiter schutzgesetze riethen, die Altersgrenze, unter der Kinder m Fabriken nicht beschäftigt werden dürfen, möglichst niedrig zu fetzen, da sonst zu befürchte« flehe, daß mau die Kinder ui: controlirbar in der Hausindustrie au«nutzen werde. In England bat man die gleiche Erfahrung gemacht, und der selbe Vorgang wiederholt sich bckaoiilUch seit einigen Jahren auch in Deutschland. Fast alle Gewerbe - Inspektoren de richten, daß dir Beschäftigung der Kinder in Fabriken fast aufgehört, dagegen in der Hausindustrie ganz erheblich zu genommen habe. BiSber bat man sich gescheut, die staatliche Aufsicht auch auf die Hausindustrie auSzudehaen. Gegenwärtig bat jedoch dir focialdemokratiscke Pane, »m Reichstage beantragt, di« R« gierung aufzuforbern, eine» Gesetzentwurf vorzuleaen, der auch die Hausindustrie unter di« Aufsicht der Fabrik- infpeetoren dringt. Von verschiedene» anderen Seiten sind in der letzten Zeit ähnliche Forderungen gestellt. Die Durchführung gewisser Arbeiterschutzbestimmungen ia der Hausindustrie i>l mit ganz bcsouderea Schwierigkeiten ver knüpft. Dock wird man diese überwinden muffen, wenn man nicht ruhig zusehrn will, daß sich auf diesem weiten Gebiet der deutschen ErwerbSkdätigteft Zustände entwickeln, die ebenso dem Wohl der Arbeiter, wie dem Gedeihen der Industrie hinderlich sind. S« braucht nur darauf bingewiesen zu »erdra keß der noch beut« üdelempfundenr stark gesunken» Vaaren«
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