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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930427012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893042701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893042701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-27
- Monat1893-04
- Jahr1893
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Geeignete Bewerber werde» ausgesordert, schriftlich bis zum 11. Mai V. I. sich zu melden, unter Beifügung von Zeugnißabschrifien und eines lurzen Lebenslause». Leipzig, den 24. April 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi, In. 1652. Oberbürgerincisler. Wilijch, Aff. Lekauntmachung. Die Herstellung einer Thonrohrschlcuffe in der Zschochersche» straffe aus der Strecke von dem Swidcrski'schen Fabrik-Grundslücke in Leipzig-Kleinzschocher bi» zur Lützner Straffe in Leipzig-Lindenau soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhau», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23 aus und können dort ringesehen oder gegen Einrichtung von 1 -4l, die noch in Briefmarken ringesendet werden kann, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausichrist: „Ttzonrohrschlriitze in der Zfchochrrschrn Strafte in Lcipzig-Piagwitz »nd Lripiig-Liudkiian" versehen in dein oben bczeikbneten Geichästszimmer bi» zum Mai d. A. ü Uhr Nachmittag» »inzurcichen. Ter Rath dehält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehuea. Leipzig, den 25. April 1893. Tr» Raths der Stadt Leipzig le. 1943.Straftendandeputation. 1 Lekanutmachung. Die Lieferung der schmiedeeiserne» Gitter zu den Fenstern de» Kellergeschosse» NM Neubau de« Grasst-Museum» ist vergeben. Tie nicht berücksichtigten Bewerber werden daher ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, ain 24. April 1893. ^ 1668 Der Rath der Stadt Leipzig. 520. vr. Georgi. Luidner Platz-Verpachtung. Ter an der Berliner Strafte Rr. 38 gelegene, der Stadt- gemeinde gehörig» und z. Zi. von Herrn Sieininetzmeisler Hermann pempel pachtweise benutzte Bauplatz von 978 gm Flächcngehait, Ikdoch mit Ansschluft eine» davon an der Südwesiseite als Zu gang zur Parthe sür Zwecke der städtischen Verwaltung vorzu behaltenden 6 m breiten Streifen», soll zur Brnnftuitg ai» Wert- »Scr Lagerplatz vom 1. Juli diesr« Lahres an gegen viertri- jährige Kündigung anderweit verpachtet werden. Tie Berpachtunasbedinaungen können aus dem Rathhause, I. Etage, Zimmer Nr. 8, eingesehen werden. Daselbst werden auch Pachtgesuche eiilgeaengenommen. Leipzig, den 19. April 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 1493. Vr. Georgi. Krumbiegel. Verpachtung. Ta» ehemalige Hellmuth'sche GutSgehöfie in Lindenthal mit einem groffen Lbst- und einem kleineren Gemüsegarten soll im Ganzen oder getheili unter noch zu vereinbareiiden Bedingungen vom 1. künftigen Monat- ab verpachtet werden. Pachtgesuche werden auf dem Rathhause, I. Lbergeschoff, Zimmer Nr. 8 entgegengenommen. Leipzig, den 26. April 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. la. 1915. vr. Georgi. ttrumbiegel. In der gegen Frau Henriette Avfeph geb. Maren», früher in Leipzig, letzt in Berlin wohnhaft, wegen betrüglichen Bankrotts und deren Ehemann Asidor Loskptz wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen anhängigen Voruntersuchung werden die Gläubiger derAngeschuibigten hiermit ausgefordert, ihre Ansprüche an dieselben innerhalb dre«rr Wochen hier anzumelden. Leipzig, am 25. April 1893. Ter Untrrsnchnngsrichter bet de« Sgl. Landgericht. 0. 8. V. ll. 79/93. «urkhardt. Lekanntmachung. Da» bi«h«rlge Wilitair-Rrithan» in Lanflak wird mit den daneben liegenden Reitplätzen, ungeiahr 1^, Acker Areal umfassend, zum Verkauf hiermit ou»geboten. Das Grundstück liegt inmitten der Stadt an einer verkehr-reichen Hauptsiroff« und eignet sich vor- züglich zur Errichtung eiae- gröberen industriellen Etablisjemenis Maschinenfabrik, Eisengiefferei, Malzfabrik re.). Gute- Wasser ist aus dem Grundstück vorhanden, auch Wasserleitung-anschluff thunlich. Tie Kausbedinauugen werden güostigst gestellt, auch im Uebrigen da- weitgehendste Entgegenkommen geboten. Zu näheren Au-künsten sind wir gern bereit. Lauft»! (Eisenbahn Lhemnitz-Leipzia), 22. April 1893. »Ser 8t»«1tr«»tti. vürgermeiftrr kadlan. Aus Frankreich. X. Pari», 23 April. Die am vorigen Sonntag stattgesnndenen und heule turch 38 Stichwahlen vollendeten Neuwahlen für Len Pariser Ge- meinderakh baden, wie vorauSgeseben wurde, da» Ergehn,ß gebadt» daß mit wenigen Au«nabmen tie Mitglieder de« setzten Grmeinderalhe« wiedergewäbll worden sind. Tie Majorität de» neuen Gemeiadrratbe« wird nach wie vor aus heuten der extremsten Richtung bestehen, und die „Ville l.u- wisre", wie Biclor Hugo Pari« grtaust bat, wird auch in den nächsten drei Jahren von einem Gemisch aller radikalen, nliraradicaltn, socialislischen und revolutionären Färbungen verwaltet werden. Zum Glück für die Pariser und für Pari» ist e» den Radica.en noch nicht gelungen, dir Autonomie der Pariser Gemeindeverwaliung turchzusetzen und den de siebenten gesetzliche» Zusiand abzuschasfrn, wonach Pari« ,l« LaudeShauplstadt in seinen communalen Rechten ge wissen Beschränkungen unterliegt, und die Staatsregie rung die Berechtigung besitzt, in allen wichtigen Fragen gegenüber den Beschlüssen de» GcmeinkeratbS ihr Velo geltend zu machen. Da aber in den letzten Jahren nur zu bäufig die Minister e» nicht gewagt haben, den Radicalen energisch enlgcgenzulrelkn, ist die ultraravicale und socialistische Ma jorität de» GemeindcratheS mehrfach in der Lage gewesen, ihre gefährlichen Projecte zur Ausführung zu bringen. Ich hebe in dieser Beziehung nur die Schöpfung der Arbeiterbörse hervor, welche schon jetzt eine Citatelle tes revolutionären SociatismuS geworden ist unk voraussichtlich eine bedcutcnve Rolle bei dem Versuche der Wiederherstellung der Commune von 1871 spielen wird, ein Versuch, den wir meiner Ansicht nach in nicht ferner Zeit zu erwarten habe». Ter Schaben, ten die Znsaiiimensetzung des GcineindcratheS der Stadl Paris bereNS verursacht hat, ist unberechenbar, da in Folge dessen „die Hauptstadt der Civilisativn" in vielen überaus wichtigen Pnncten gegen die anderen großen europäische» Stätte zurückgeblieben ist. Daö Ergebniß kcr Neuwahlen läßt also nicht hoffen, daß mit dem neuen Geineinberathe auch ein neuer Geist in das Pariser Stadthaus cinzichl; es wird Alles beim Allen bleiben. Seil meinem letzten Briese ist der zwischen dem Senate und der Deputirtenkammer bezüglich des noch immer nicht erledigten Budgets für 1893 entstandene Eonflict in ein neues Stadium getreten. Der Conseil-Präsident Dupuv unk der Finanzminister Peytral haben der Fiiia»z-Co>n Mission des Senates betreffs der drei hauptsächlichen Streit puncte die angekündiglen Vorschläge unterbreitet, welche Aussicht haben sollen, von den beiten Kammern augenommen zu werken. Wie bereits mitgetbeilt, bestehen dieselben darin, daß die wichtige Reform der Getränkesteucr, welche die Kammer anläßlich des Budgets volirt batte, dem Verlangen des Senates gemäß aus dem diesjährigen Budget aus geschieden aber i» das Budget sür 1894 wieder ausgenommen werken soll. Die von der Kammer angenommene, haupt sächlich gegen die großen Magazine (Louvre, Bon Marchs rc.) gerichtete Veränderung des Gewerbe st euer-GesetzcS Halle der Senat abgelchnt, weil dieselbe einen progressiven Charakter hatte, was »ach dein französischen Rechte nicht zu lässig ist. Der Minister hat nun die von der Kammer votirle Fassung dahin abgeändert, Laß die „progressive" Steuer zu einer „proporlionellen" umgeslaltrt wird. DaS Resultat dürste ungesähr dasselbe bleiben, und es werden z. B. der Bo» MarchS jährlich 900 000 und der Louvre 800 000 Francs Gewerbesteuer zahlen müssen, d. b. etwa 40 Proc. mehr als diese Geschäfte bisher gezahlt haben, und etwa 15 Proc. weniger als sie gezahlt haben würben, wenn die von der Kammer votirle Steigerung zur Geltung gekommen wäre. Bezüglich des Gesetzes der Cinsührung einer Steuer aus sämmtliche Börsengeschäfte, welche- die Kammer adoptirl und der Senat vollständig umgestaltet batte, bat der Finanz- minister einen Vermittlungsvorschlag eingebracht, wodurch kcr Zweck der Vorlage, sämmtliche an den sranzösisckcn Börsen ab geschlossene Geschiffte mit einer Steuer von 5ClS. per lOOO FrcS. zu belegen, gewahrt bleibt, aber einerseits die Existenz der „Coulisse" nicht in Frage gestellt wird, wie solches durch den Kammcrbesckluß geschehen mußte, und andererseits auch nicht die Coulisse eine Art gesetzlicher Berechtigung erhält, was die Folge de« SenatSbeschlusscS gewesen wäre. In der ministe riellen Vorlage ist außerdem die Verfügung in Aussicht gestellt, daß nicht allein kein Ausländer in Zukunft Cbes eines CoulisscnhanseS sein darf, sondern Laß „alle Diejenigen, welche sich an den französischen Börsen mit dem Ankauf oder Verkauf von Werlhpapieren beschäftigen, Franzosen oder naturalisirte Franzosen sein und ihre militairischen Lbligcnheilen erfüllt haben muffen." Wenn eine solche Verfügung zur Ausführung ge langt, muß eine vollständige Umgestaltung der Pariser Börse erfolgen, da mindestens ein Drittel „derjenigen, welche sich mit dem Ankauf und dem Verkauf von Werth papieren beschäftigen" Ausländer — meistens Deutsche — sind, die also mit einem Schlage von der Börse verschwinden müßten, bis eS ihnen gelungen sein würde, die französische Naturalisirung zu erlangen. Zeter, der die Börscnrcrhaltnissc auch nur einigermaßen kennt, wird bcurtbeilcii könne», welchen Einfluß die Versagung der ausländischen Elemente aus die Pariser Börse auSuben müßte; dieselbe würde das internationale Geschäft beinahe vollständig verlieren und Paris würde zu einem Börsenplätze zweiten Ranges herab sinken. ES kann uns nur ganz recht sein, wen» tie fran zösischen Chauvinisten ihren Deutschenhaß so weit treiben, daß sie der Pariser Börse ihre Wcltstelluna ncbme». Tie revolutionaire Bewegung in Belgien ist beendet, ohne daß, den Wünschen der Franzosen gemäß, der Sturz der Monarchie und die Proclamirung der „Schwester Republik" erfolgt wäre. Die „besitzenden Claffen" haben, wenn auch in beschränktem Maße, der Forderung der orga nisirlen Arbeiter-Bevölkerung nacbgegcbcn und wollen daö allgemeine Stimmrecht („cette internal« inveuticm") mit gewissen Einschränkungen, deren Tragweite noch nicht ab;» sehen ist, einsühren. Tie Pariser radicale und chauvinistische Presse ist zwar durch diesen noch nicht vollständigen Erfolg nicht befriedigt, erachtet eS aber — und mit Recht — als ein Ergebniß von Bedeutung, daß es den organisirten Arbeitern zum ersten Male gelungen ist, mit der Drohung einer allge meinen Arbeitseinstellung »nd durch revolutionaire Mani sestalionen politische Conccssionen zu erzwingen. Deutsches Reich. 88 Berlin, 26. April. Der Erzbischof von Posen von Stab lew Ski, ist, aus der Reise nach Rom, in Berlin eingetroffen und vom CultuSminister empfangen worden — Die PetitionScommission de« Abgeordneten hauses bcrictb gestern über eine Petition au« Ralibcp welche beantragt, sestzustelle», daß es eine ungesetzliche und strafbare Handlung sei, wenn Polizeibeamte unmündige Kinder gegen den Willen der Eltern zur Zwangsimpfling führen. Tie Bertrcter der Slaaksregierung gaben tie Er klärung ab, da« OberverwaltungSgerickt bade neuerdings e»l ichiedtn. daß eS nach den, ReichSimpsgesetz auch in epidemicfreien I Zeiten,ulätsizsei.dieKinterim Wege desZw an ge» derJmpfung zuzuslihren. Hierauf beschloß die Commission, dem Plenum zu empfehlen, über diese Petition zur Tagesordnung über- zugehen. — Sämmtliche Mitglieder tcS HerrenbauieS und de« Abgeordnetenhauses sind vom CultuSminister Hr Bosse für den 4. Mai auf Abends 8 Udr „zu einem Glase Bier" eingeladen Worten. lü Berlin, 25. April. Nach der Praxis in der social- demokratiscben Partei stellen zwar die einzelnen Wahl kreise ihre ReichStagScandidaten selbst aus, doch bedarf jede Caudikcttur der Zustimmung der Fraction. AnSgeslicbl werden die Cantidaten von ten Vertrauensmännern und sonstigen einflußreichen Genossen (unter dem Socialisiengesetz geschah daö durch die Geh.'imcomirös) und dann einer zu dem Zwecke eiuberuienen öffentlichen Partcioersammluiig präsenlirt. Sichere Wahlkreise werken i» der Regel vom Partcivorstand vergebe». Wie wir erfahren, ist dieser nach Rücksprache mit ten Vertraucn-lculcn über die hier aufzii- stellenken sechs Canditalcn bereit« schlüssig geworden. Es sollen im Falle der Auslösung deS Reichstags als Cantidaten ansgestellt werten: im ersten Wahlkreise Schneider Timm, Leiter der Lohnbewegung der Schneider und früherer Mit rctactenr der cingegangenen ..VolkSlribünc"; im zweiten Wahlkreise Partcicasnrcr Geriscb; im vierten der jetzige Vertreter desselben, Rentier Singer; im fünften Partei sccrelair Fischer und im sechsten Wahlkreise der gegen wärtige Vertreter Liebknecht. Im ersten Wahlkreise, der vom dcutschsreisinnigen Rechtsanwalt Träger vertreten ist, bandelt eS sich um eine reine Zählcanditalur sür die Social dcmvkraten, im zweilen (Vertreter der deutsch-freisinnige Professor Virckww),dritten (Vertreter deutschfreisiuniger Rechts anmall Munckel) und im fünflen Wahlkreise «Vertreter kcr dentschsreisinnige Oberbürgermeister Baumbach) können die Socialtcmokraicn wieder in die Stichwahl gelangen, ja bei geschickter Agitation vielleicht sogar ein Mandat erobern, >890 waren von den Socialdemokraten ausgestellt: im ersten Wahlkreise Cigarrenhäntler Schulz, im zweiten Buchbinder JaniözewSki, im dritten Tapezierer Wildberger und im sünflen Kaufmann Auerbach. Schulz und Janiszewski komme» in Berlin nicht wieder in Frage, da ihnen die agitatorische Fähigkeit gänzlich abgcht, und Wilvberger und Auerbach sind inzwischen unabhängig und Gegner des Par- lamci'lariSmuS geworden. Der auf den 7. Mai hierher ein berufene Parteilag für die Provinz Brandenburg wird sicher ur Candidalenliste sür Berlin seine Zustimmung geben. * Berlin, 26. April. Ein Rückblick, welchen dir „Berl. Börs.-Zlg." aus die Lausbabn des Cardinals Ledock'vwSki wirft, wird in diesem Augenblicke nicht ohne Interesse sein. Der Gras war am preußische» Hose eine angenehme und sür ehr vertrauenswürdig gehaltene t ersönlichteil, Wilhelm I. war von seiner Loyalität überzeugt. Als der Erzbischof »n pälhrrbst 1870 mit Bischof Kettelcr von Mainz und an deren streitbaren Männern der Kirche in daS Hauptquar tier zu Versailles kam, uni die Restitution des Papstes zu fordern, war der Empfang freundlich. Schärfer, als cS von den leitenden Männern geschehen war, erfolgte die Zurück Weisung LeS JnleroentionSwunscheS vom Reichslag bei der Adreßkebatte 187t. Wenige Tage nach dieser Verhandlung wurden die Polen im Reichstag, welche die polnisch redenden preußischen Lande vom Reichsgebiete auSgcschieten wissen wollten, von BiSmarck scharf abgcsührt. Bei einer gegen de» Poscncr Domherrn Kozmian wegen gewisser Uurcgcl Mäßigkeiten geführten Untersuchung wurden 1873 Papiere gesunden, die an hoher Stelle über die Pläne Lcrochvwsli'S ein ganz neue- Uriheil wachriescn. PiuS Halle ihn zum „Primas" der Polen ernannt, einer Würde, die nicht bloS kirchliche, sondern auch »alioualpolilischc Bcjugnisse nach aller Traditio» begrünten sollte. Man fand de» Entwurf eines in ten Kirchen zu verlesenden Hirtenbriefs des Erz- bischcss, in welchem tiefer auf daS Schärfste gegen be» preußischen Staat hetzte. Gegenüber einer Verfügung der Regierung in der Sprachenfragc Halle LcdochvwSti ei» Rund schreiben an die Religionslehrer erlassen, durch welche« er ihnen verbot, die Vorschriften der Regierung zu befolgen. Ten Seminartircclorcn verbot rr, staatliche I»- spectorcn dem Unlerricbt beiwohnen zu lassen, und lehnte jede Mitwirkung bei der Reorganisation des Poscncr Seminars ab, woraus cS geschlossen wurde. An 60 Geistliche stellte er an, ohne die neuen gesetzlichen Vorschriften zu be achten. Geldstrafen bis zu hoben Summen rührten ihn nicht, die Pfändung ignorirte er, wie die Temporalic» sperre, und als er mit Absetzung bedroht wurde, cntgegnete er, die weltliche Macht habe kein Recht über ein Amt, welches Gott ihm verlieben habe. Der Papst schickte ikm, als dem leuchtenden Verbilde der Festigtet, einen kostbaren Ring. Im Februar 1874 nach einem Straf urtheilc wegen forlgesetzicr Widersetzlichkeit verhaftet, ist er im April turch ren Gerichtshof' sür kirchliche Angelegenheiten des Amtes für verlustig erklärt worden. Ter Papst ernannte ihn nun zum Cardinal. Am 3. Februar 1876 war die dem Erzbischof anfcrlegir Gesängnißstrase von 2 Jahren verbüßt, er verließ Lfirowo, ging zunächst »ach Krakau, wo ihm jcte beulschfeintlichc Agitation untersagt wurde, begab sich nach Rom und sandle von dort sofort eine Ansprache an die Geistlichkeit von Posen und Gnescn, turch welche er kundgab, rr habe die Ausübung seiner kirchlichen Gewalt i» beiten Tiöcesen wieder über nonimen. Zugleich rickteie rr Protc st e an die preußische Regierung. Von de» Gerichten in Posen und Jnowraclaw wiederholt fruchtlos oorgctaten, ist er 187? wegen llcbertretung der Maigescye, Wider stand« gegen die Staatsgewalt und Beleidigung des König« ;» 2', Jahren Gcsängniß und 500 ^ Geld strafe vrrurtbcilt worden. Da alsbald da« Gerücht ging, daß Italien um seine Auflieferung werte angegangen werden, so nahm ihn der Papst in ten Vatikan aus. Als Leo Xlll. 1885 LedochowSli zum Präsecten der Breven ernannte, wurde dies als Beweis dafür betrachtet, daß der Papst sowohl, wir der Cardinal selbst seine Rückkehr »ach Deutschland als gä»z lick» ausgeschlossen betrachtete. Doch scheint anfangs 1886 noch ein letzter Versuch gemacht worben zu sein, de» „Primas nach Posen zurückzusühren. Aber als Fürst BiSmarck mit allem Nachdruck erklärt hatte, daß rin Prälat polnischer Ab tunst und gar rin Mitglied de- polnischen Atel« ninimermebr in Posen zngelassrn werden würde, ernannte der Papst ten Domherrn Din der in BraunSberg zum Erzbischof. — Car dinal LedochowSki ist stark in Liebe und Haß. Seine Liebe gehört Polen und der Kirche. Berlin, 26. April. (Telegramm.l Der „ReickS- auzeiger" meldet: Ter Slaatüsecretair v. Marschall batte beule eine längere Unterredung mit dem italienischen Minister deö Auswärtigen Brin. — Die Audienz, welche Freiherr v. Marschall gestern bei dem Papste hatte, dauerte 1>/r Stunden. — Berlin, 26. April. (Telegramm.1 Auf dem gestrigen ouper beim Reichskanzler hat die Mililairvorlage im Vordergründe der Unlerhaliung gestanden. Der Kanzler Hai sich, wie verlautet, über tie augenblickliche Situation zu mehreren Gästen dahin ausgesprochen, daß er nicht abgeneigt sei, in der Mililairvorlage im Interesse deS Vaterlandes weiter als bisher cittgegenzukommen, er würde sich aber dazu nur bann entschließen könne», wenn er die Gewißheit gewänne, daß überhaupt eine Mehrheit zu gewinnen wäre; vorläufig sei die Versicherung, vom Cenlrum einen Theit sür die Mililair- vorlagc zu gewinnen, noch wenig glaubhaft. Die Chancen einer Reichstagsauslösung sollen eingebend erwogen und der Kanzler auch daraus biugcwiesen worden sein, daß die Neuwahlen noch schlechter ausfallen könnten. ^ Berlin, 26. April. «Telegramm.) In einem Artikel „Zur Lage" fragt die „Rational Zeitung", indem sie die Verleitung des Schwarze» Atterordens an Cardinal Rampella erörtert, ob die Verleihung deS Ordens mit der deutschen inneren Politik Zusammenhänge. Da» nationale Selbstgefühl sträube sich gegen diese Ver- nnilhung so sehr, daß man neck lieber vermuthcn möchte, wie manches Andere, so bade sich auch die Bedeutung der Tccorirung eine- auswärtigen SlaalösecrctairS mit dem höchsten preußischen Orden geändert. Sie bedeute jetzt so wenig wie irgend eine anderes bei Fürstenrciscn übliche Ordensverleihung. Auch aus diese Frage würde vielleicht ein aufhellenkeS Licht fallen, wenn man authentisch erführe, ob wirklich der deutsche Kaiser zu dem wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt bestraften und abgcsetzten Cardinal LedochowSki gesagt habe: „Nicht wahr, alles Geschehene ist vergessen?" — Tie „Nat.-Zlg." schreibt weiter: Inzwischen ist Herr von Huene, der einige Tage von Berlin abwesend war, wieder hier eingetroffe», und cS verlautet zuverlässig, daß zwischen ihm und dem Reichskanzler die Verhandlungen über die Mililairvorlage wieder ausgenommen worden sind. Trotz aller Ableugnungen der klerikalen Presse wird in parla mentarischen Kreisen an der Ansicht scstgchaltc», daß sür ein zwischen dem Reichskanzler und Herrn von Huene etwa zu Stande kommendes Compromiß eine Mehrheit im Reichstage zu finden sein würde, indem dafür mit ten Rationall,herale», den beiden conservativcn Fractioncn und den Polen eine Anzahl Mitglieder tcS CcntrnmS und der freisinnigen Partei stimme», eine Anzahl von Mitgliedern derselbe» Parteien aber mit den Elsatz-Lolhringern der Ab stimmung fern bleiben würden. V Berlin, 26. April. (Telegramm) Ter RcichStagS- abgeordnete Freiherr v. Tellau ist heute gestorben. — Der Ex-Jcsuit Graf Paul v. HoenSbroech sandte der „Köln. VolkSzlg." solgciidc thatfäckliche Berichtigung: „In Nr. 223 (Abendausgabe) finde» sich aus Anlaß meines Austritt» aus dem Jesuitenorden Angaben über meinen Geisteszustand, die jeder thatsächlichen Grundlage entbehre». Unrichtig ist, baß ich an einer krankhaften Nervenüberreizung leide oder jemals gelitten habe. Un richtig ist, daß meine Krankheit vor zwei Monaten aus gebrochen sei; vo» zwei Monaten batte ich schon mehr als zwei "Monate 'den Jesuitenorden verlassen. UcberdieS bin ich seil eplember letzten JabrcS überhaupt nicht mehr krank gewesen. Damals hatte ich einen deftigen Anfall von DiphtberitiS, ren ich rasch und vollständig überstand. Unrichtig ist, daß ich i» Bezug aus meine „Krankheit" in Köln ärztlich behandelt wurde. Zuletzt stand ich in Köln unter ärztlicher Behandlung im Jahre 1884; ick gebrauchte dainatS eine» Spcciatistc» für Halsleiden. Gras Paul v. HoenSbroech." Dazu bemerkt die ,.K. V.-Z": Unsere eigene bezügliche Angabe beruhte auf einem Mißverständniß. — Ob die Ultramvntanen nunmehr von ihren Bemühungen, den früheren Jesuiten als „nerven krank" hiiizustellcn, Abstand nehmen werben, bleibt abzuwarte». Wir glauben eS nicht. — Dem Bericht der Herrenbaus-Commission über Las Wahlgesetz zufolge hat Ministerpräsident Graf zu Eulenburg u. A. folgende Erklärungen abgegeben: „Zuvortern inüsie enivivhlen werde», die Porichläge nicht lediglich oder vorwiegend »ach voliincl^taklifchen Erwägunge», londer» in erster Linie nach ihrer inneren Berechtigung zu prüfen. ... Tie von dem Haufe der AbgeorLiielen beichlosfenc Nicht-Anrechnung der de» Betrog von 2060.4t übersteigenden Stalil-ciiilomineiislcuer. ivwie der auf den Mehrbetrag dieser Ttcuer entfallenden Geineindeslelicr- Zuschlag» würde ihre Wirkung vornehmlich in Ansehung der Städte, weniger in Bezug aus das stach» Land äußer», während sür da- letztere die Zwolfteluiig und dieAiirechnung von le drei Mark sür jede nicht zurSlaals- einloiiiinenjlcucr veranlagte Perlon von größerer Bedeutung sei. Tie Beß>i»i»»nq bezüglich der 2000 würde in den Städten des Westens die Folge haben, daß die Zusammen setznng der zweite» Ablheilung sich völlig verändere. Geringere Bedenken biete die Einzetdrlttclung nach Ilrwahtdezirken. Schon jetzt bestelle die Bestimmung, daß, wenn in einem Uiwahl- bczirte keine Wähler erster oder zweiter Abtheilung vorhanden icien, eine del'ondcre Drittel»»« in Vielem Urwalüdezirke slatlsindc» müsse. Auch tön»» der allzu starke Einfluß großer Bermügen aus keinem anderen Wege so wirksain gemildert werden, als baff man denselben aus den Urwahlbezirk beschränke, ihn somit localisire Tie Zwölfteln ng sei gerechlserligt, weil die Bcrichiebungen, welche i» dem Gewichte der Stimmen brr einzelnen Wähler infolge der Aenderung de« Verhältnisse» der Steuerleistung der Hoch besteuerten ;n den Minderbesleuerlcn in der Richtung einer Mehrbelastung der erster»» »ingetreten feien, eine Aenderung de» die Grundlage sür die Abgrenzung der Wahterabtdeilung bildenden Verhältnisses der Steuerquotc» erforderten. War früher durch ' j gedeckt worden sei, das werde jetzt gedeckt durch */„. Hiernach würbe also durch die fragliche Bestimmung materiell nur da» frühere Verhälliiiff wieder hergesiellt. Tie Frage, ob da- communale Wahlrecht gleichzeitig mit dem politischen Wahlrechte geändert werden müsse, sei zwar bei der verschiedene» Natur Vieler Wahlrecht» an sich nicht zu bejahen. Ta aber da« bestehende Recht dir politischen Wahlen und die Eoinmunalwahle» ln dem hier in Betracht kom menden Puncte der sogenannten Dreiclassenwalil nach wesentlich gleichen Grundjätzen reget», jo fei e» nicht zu umgeben, rin» sür die eine Gattung dieser Wahlen als nothwendig erkannt« Abänderung auch sür di« ander« «inirelea zu lassen."
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