Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930721013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893072101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893072101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-21
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sl.TL 6 t:,v> 7S«. l »t » i. l0^a. en. ;wk w. 8? k. m.r Iw/« l» Z«r— . IV A !l»,!r «seg.: UerN lULbll BezugS-PreiS I» der Hauptexpedition oder de» im Stadt bezirk »nd den Bororten errichteten Aas- aalestellen abgeholt: v,eNetiädr>ich^4.50. «i zweimaliger täglicher Zustellung tu« Hau- >l 5.50. Durch dte Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: viertel,ahrlich ^l 6.— Direct« tägliche Krruzbandieudung stl- Ausland: mouatlich ^l ?L0. DieMorgen-AnSgabe erscheint täglich'/,? Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Nedaclion und Lrpe-itiou: AotzannrSgafsr 8. Die Expedition ist Wochentags nnantrrbroche» geöffnet von früh 8 bis Lbends 7 Uhr. Filialen: Ott* Nie»«'« Lorti«. (Alfred Htchalg UniversitätSstrab« z. Laut» Lösche. Katzarinenstr. 1s, pari, uud KöaigSpkatz 7. Morgen-Ausgabe. NWM TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg) Vt-clamen unter dem Redactionsftrtch (4>G spalten- 50 »j. vor den Jamiltenuachrichte» <6 gespalten) 40 ^ Größere Schriften laut nnserem PveiS« verzeichniß. Tabellarischer and Ztff«»f»L nach höherem Tarif. ^ Sxtra-Veilitgen (gefalzt), nar »V tN Morgen-Ausgabe. ohne PostbefördenwG -« 60 —, mit Postbesörderung ^ 7V>--> Ännahmeschluß für Anzeige»; Abrnd-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags s llhQ Soun- und Festtag« früh '/^ llhk. Lei den Filialen and Annahmestell«» ja «h» halbe Stund« früher. Anzeigen find stets an di» Erprtzttt«» zu richte». Druck und Verlag von E. Polz i» LeipziA. ^ 368. Freitag den 21. Juli 1893. 87. Jahrgang, t Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Da» 27. Stück des dieS,ährigen Reichsgesetzblattes ist bei uns eingegangen und wird bis zum 18. August d. A. auf dem Rath- hausjaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 2113. Gesetz gegen den Berrath militairijchrr Geheimnisse. Bom 3. Juli 1893. Nr. 2114. Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern unter Verwendung von weibem Phosphor. Bom 8. Juli 1893. Nr. 2115. Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb der Bleifarben- und Bleizuckerfabrikea. Bom 8. Juli 1893. Nr. 2116. Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb der zur Anfertigung von Ligarren bestimmten Anlagen. Vom 8. Juli 1893. Leipzig, den 17. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröudlin. Wagner. Lekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Pslaskerungsarbeiten in der Torotheenftrahe hier sind vergeben worben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden deshalb aus ihren bez. Angeboren hierdurch entlassen. Leipzig, am 14. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 3625. vr. Tröndlin. CichoriuS. Lekanutmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Zimmer-, Steinmetz-, Klempner und Lachdeckerarveitrn, sowie die Eisrnlirserung für den Neu- bau eines Feuerwehr-DöpütS am Gerichtswege hier sind vergeben worden. Di« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am 18. Juli 1893. 8335 Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 1081. vr. Tröndlin. LichoriuS. Ausschreibung. Die Mobiliar-Lieferung n. für den Erweiterungsbau der 25. Bezirksschule in L.-Kleinzschocher, d- » » » - 23. - » L -Linbenau. c. - » Prüsungssoal - 22. » » . ck. » das Naturaliencabinet - 26. - . L.-Schleußig, soll an einen oder mehrere Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Arbeits-Verzeichnisse für diese Lieferungen liegen in unserer Hochbau Verwaltung Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 6, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Ent richtung der Gebühren im Betrage von ,e 2 für » und b, 50 für o und 20 für ck, welche auch in Briefmarken eingeiendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „28. Bezirks,chule — Mobiliar-Lirsrrung — bez. 2».. 22., 26. Bezirks-Schute" versehen für jede Schule in besonderem Umschlag ebendaselbst, portostei und zwar bis zum 26. Juli d. I., Vormittags 16 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. dir Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher An- geböte vor. Leipzig, Len 18. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 3438. vr. Tröndlin. vr. Donndorf. Tie Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Ser. II Nr. 198645, 244336, sowie der Inhaber des gleichfalls als verloren angezeigten OuittungSschctncS unserer 5. Annahmestelle über das Sparbuch Ser. II Nr.222685 werden hierdurch auigesordert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 22 Oktober 1893 zur Nach- Weisung ihrer Rechte bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls, der Sparcassrn- Ordnung gemäß, den angemcldelen Bcrlustträgern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungiltig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt werden, bez. das eingelicferte Buch auch ohne Rückgabe des ebenfalls für ungiltig zu erklärenden Quittungsscheines ans» gehändigt werden wird. Leipzig, den >9. Juli 1893. Die Verwaltung Vcs Leihhauses und der Sparcasfe. Obstverpllllitllng. Die diesjährige Obstnutzung an den fiscalischen Straßen de- Bau- verwalterei-BezirkeS Rochlitz soll auf Abth. 3 und 4 der Waldheim-Altenburger, » » 1 » Rochlttz-Waldendurger Straße mit der Berg straße und » der Rochlitz-Lhemnitzer Straße Montag, den 24. d,S. Mon., vorm. '/.l6 Nhr im Gasthof „zur Stadt Leipzig" in Rochlitz, II. auf Abth. 1 und 2 der Waldheim-Altenburger Straße an demselben Tage Nachm. L Uhr im Gafthose zu AltgeringSwalde, Hl. aus Abth. 5 der Waldheim-Altenburger und - - 2 - Rochlitz-Waldenburger Straße Dienstag, den 28. dss. Mo»., vorm. ,11 Uhr im Gafthos „zum Löwen" in Geit Hain, IV. aus Abth. 3—5 der Rochlitz-Waldenburger und » - 1—4 « Rc-Nenhatner Straße an demselben Tage Rachm. ,2 Uhr in „Reitzig's Restaurant" in Pcnig, auf Abth. 3 und 4 der Limbach-Mittweidaer, - » 4 « 5 » Leisnig-Ehemuitzer und » « 2 » Mittweida-Hainichener Straße Mittwoch, den 26. dss. Mo,,.. Nachm. 4 Uhr im Gafthos zu Neudürfchrn bei Mittwrtda meistbietend gegen sofortige vaarzahlung und unter den in den Terminen bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Nähere Auskunft über die einzelnen Pachtskrecken vermögen die Herren Amt-strohenmeisler und sämmtliche Stroßenwärter zu »«heilen. Grimma und Rochlitz. den 12. Juli 1893. Konigl. Straße,,- und Wasserbau«,ifpertion. König!. vanoerwalterei. Köhler. Voigt. Lekall ntmachung. Nachdem die an d» Schafwiese hinter dem Ulrich'fchen Eisteiche westlich der Luppe gelegene Lache ausgesüllt ist, wird unser« Bekanntmachung vom 22. Tccember 1891 aufgehoben und jede weitere Bodenablagerung an der bezeichnet«» Stelle vom 22. d. M. ab bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 150 ^ oder entsprechender Haftstrafe ausdrücklich verboten. Leipzig, den 18. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ie. 8811. vr. Tröndlin. Eberle. Res. vermielhullgen. In den nachgenannten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethsräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung anderweit zu vermiethen: 1) Rcichsstraszr Nr. 7 Geschästslocalitätcn in der 1. Etage, 2) Knpfrrgähchen Nr. t — ehemaliges KramerhanS — der größte Thcil der 1. Etage zu Bureau- oder Wohnungs zwecken, 3) Ritterftratze Nr. 28 — Georgenhalle — rin Berkaufs- aewölbe rechts neben dem Eingänge, 4) Brühl Nr. SV — Sonnenweijer — a. Niederlagsräume im Hose, b. eine Wohnung in der 3. Etage, 5) das cbemal. Wachhaus an der Frankfurter Brücke als Geschäfislocal, 6) GcmeindeamtSstratze Nr. 6 in Lcipzig-Lindrnau ». Niedcrlagsräume im Parterre rechts, d. eine kleine Wohnung in der 2. Etage, 7) Reitzrnhainer Stratzc Nr. 126 in Leipzig-Thonberg eine Wohnung in der 2. Etage, 8) Marschallsiratze Nr. S — Kenerwehrdepot in Leipzig- Reudnitz — eine kleine Hofwohnung in der 4. Etage. ES sind die Räume unter 1, 2, 5 und 7 vom 1. October d. I. ab und die übrigen sofort zu vermielheu. Mietbgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, den 12. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Morche. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 5. diese- Monat-, den Kauf mann Franz Anton Röhler betreffend. Leipzig, den 17. Juli 1893. Der Rath »er Stadt Leipzig, Armenamt, Abth. IV». D. IV». 3530. Hentschel. Hr. LeklNttltlilllliillllg. Die von der Lagerhofverwaltung am 5. Februar 1889 bez. am 25. Februar 1890 ausgestellten, aus Herrn LouiS Kitnger in Leipzig lautenden Lagerscheine Nr. 1524 über 6 Kislen und 2 Packen Gemälde und Stellagen gez. 612/14. 616 18. 621/22. Gew. 776 kx und Nr. 4780 über 2 Kisten GypSabgüsje gez. ü. L. 141/42 Gew. 400 sind bei unS als verloren gegangen angezeigt worden. Wir fordern die etwaigen Inhaber der Lagerscheine hierdurch auf, sich mit denselben binnen 3 Monaten und spätestens bis zum 27. Oktober I8SS bei Verlust jeglichen Anspruchs an die Lagerhofverwaltung in der Lagerhos-Expebition zu melden. Erfolgt keine Meldung, so werden die Lagerscheine für »loschen und unwirksam erklärt und neue aus gefertigt werden. Leipzig, den 20. Juli 1393. Lagerhof der Stadt Leipzig. «. Michael. Lekanntmachung. Nachdem die Kranken- und vegräbnikraffc der Barbier- Gehilfen zu Leipzig leingetragcne Genossen,chastj seit dem 1. Juli 1893 dem tz. 75 de- KrankenversicherungS-GesetzeS vom Ib. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nicht mehr entspricht, nimmt die Unterzeichnete Tasse hiermit Ver anlassung, diejenigen Herren Arbeitgeber, welche der Innung der Barbiere und Friseure zu Leipzig als Mitglieder nicht angeboren, darauf hinzuweisen, daß die bei ihnen in Beschäftigung stehende» Gehilfen und Lehrlinge, sofern letztere Gehalt oder Lohn beziehen, krankenversicherungspflichtig und nach Vorschrift LcS Krankenver sicherungs-Gesetzes binnen 3 Tagen, vom Erscheinen dieser Be kanntmachung an gerechnet, mittelst deS vorgeschriebe»«» Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung obiger Meldefrist treten die Nachtheile der 88. 50 und 81 des «»gezogenen Gesetze- in Kraft. Leipzig, am 19. Juli 1893. Tie LrtSkraiikeneasfc für Leipzig und Umgegend. vr. Willmar Schwabe, Vorsitzender. G. Für de» Umbau der Fahrbahn zweier hölzerner Mulden brücken bet Raguhn sollen die Abbruchs-, Maurer-, Zimmcre» und EhaujsirungSardeiien als Loos I, die Eisenbahnarbeilen als LooS II vergeben werden. Letztere bestehen in eisernen Armirungen hölzerner Träger und Abdeckung der Straßenbalken mil Träger wellblech u. Di« Materiallieferungen werden »ingeschloffe» oder gelreunl vergeben. Baudisposiliou und besondere Bedingungen können in unseren Geschäftsräumen eingejehen, auch gegen portofreie Einsendung von 0,80 für LooS I und 0,50 für LooS II von un- bezogen werden. Die versiegelten und mit d» Aufschrift: „Brückenumbau Raguhn LooS l" dezw. „II" zu versehenden Angebote sind bis Freilag, de» 28. d. Mts., Vormittags 10 Uhr bei uns «inzureichen. Alsdann wird die Eröffnung der Angebote in Gegenwart der etwa erschienene» Bieter erfolgen. Dessau, den 15. Juli 1893. Herzogliche Wafferbauderwaltung. Bramigk. Die Reichsschahsecrelairkril'is. * Die „Nordd. Allg. Ztg." ergänzt die Meldung ver schiedener Blätter, daß an, 6. August die Fina nzministcr der Einzelstaaten in Frankfurt zusammenkommen, »in über die beste Art der Deckung der durch die HcereSresorm erwachsenden Mehrausgaben und über verschiedene sonstige Fragen der ReichSfinanzpolitik sich zu verständigen, dabin, daß dieseZusammenkuiiftausEinladuiigbeSNcichskanrlerS erfolgt und daß an ihr nicht nur die Finanzminister der Einzelstaaten, sondern auch derStaatSsecretair des ReichSschaßamIS tbeilnimml. AuS dieser Meldung ergiebt sich, daß der Rücktritt des ReichSschatzsecrelairS von Mal tz ahn doch nicht so unmittelbar bevorsteht, als cS de» Anschein batte, vielleicht hängt sein Rücktritt sogar noch davon ab, ob die Frankfurter Conserenz zu Ergebnissen führt, die er zu vertreten vermag. Eine leitende Nolle wird er in Frankfurt freilich nicht über nehmen; sic liegt nicht in seiner Natur, und der Reichskanzler hat überdies bereits angedeulet, daß der preußische Finanz- minister vr. Miguel seine Einsicht und Erfahrung für die Lösung der Deckungsfrage einsetzon werde. ES ist begreiflich, daß diese Andeutnng der Bermutdung Vorschub geleistet hat, vr. Miguel sei zum eventuellen Nachfolger des Freiberrn von Maitzabn auSerseben und cs werde, schon ui» Herrn Miguel nicht aus einem College» zu einen, Untergebenen deS Reichskanzler- zu machen, zur Einsetzung eines verantwortlichen Reichssinanzniinifters geschritten werde» müsse». Dies wird, wie Herr v. Bennigsen wiederholt nachzewiesen bat, auf die Dauer allerdings nicht zu umgeben sein; daß aber jetzt der rechte Zeitpunct zu einer derartigen Abänderung der Reichsverfassung gekommen sei, wird fast allgemein bezweifelt. UnS wird in dieser Hinsicht geschrieben: Berlin, l9. Juli. Die Conserenz der deutschen Finanz- ministcr, welche am 6. k. M. in Frankfurt a/M. zusammenlrilt und deren Dauer, wie anderweitig verlautet, auf sieben Tage berechnet ist, wird dem Leiter deS preußischen Finanzressorls wvbl jetzt schon genügende Arbeit verursachen uud ihm auch während seiner Urlaubözeit hinlänglich zu schaffen gebe». Um was cS sich aus dieser Consereliz handeln wird, darüber herrscht in der politischen Welt nur eine Auffassung, seitdem der Reichskanzler in offener ParlamenISsitzung die ursprüng lichen Dcckungsvorlagen für die nach heißem Bemühen dnrch- gcbrackike HeereSverslarkung zu den Todten geworfen. Ebenso unbestreitbar ist cS nach den gleichzeitig gemachten Andeu tungen des Grafen v. Caprivi, daß bei der Ausarbeitung neuer den allgemeinen Wirthschaflöverhältnissen mehr Rechnung tragender Sleuerplänc der Findigkeit und steuerpotilischcii Erfahrung hcö preußischen Finanz- ministerS ei» hervorragender Antbcil vorbchallen ist. Die 55 Millionen jährliche Mehrausgaben, welche die nun mehr sanclionirle HeereSvcrstärkung dem deutschen Bolkc auferlcgen wird, können auf dem bisher beliebten bequemen Wege einer Erhebung der indirekten Steuern nicht mehr beschafft werden, wenn anders dem ausgesprochenen Willen der Nation von Seiten der verbündeten Regierungen Rech nung getragen werden soll, und so ist c« nahezu selbst verständlich, daß mit den Erörlerungen über die DcckungS- frage die Beralhungcn über eine systtmadische Reform unseres ReichSstcuerwesens Hand in Hand geben müssen. Beide Fragen werden also die zu gemeinsamer Bc- ralhung vereinigten Finanzminister DcutschlanvS zu beschäftigen haben, und wenn bei diesen Besprechungen vr. Miquel ge bührendermaßen den Vorsitz (?) führe» wird, so ist damit keines wegs gesagt, daß der preußische Finanzminister seine Lhcil- nahme lediglich auf die Leitung der Verhandlungen zu bc- schräuken gedenkt. Im Gegcntheil, mau spricht sogar davon, daß Herr vr. Miquel mit einem vollständig auSgrarbei- teten Steuerplane vor seine versammelten College» hinzulreten gedenke, und diese Annahme entbehrt nicht der Wahrscheinlichkeit. Mag auch au diesem Plane im Laufe der siebentägigen Beralbungen das Eine und das Andere durch einschlägige Ausfübrungen einzelner RessorlchesS eine Acnderung erfahren, im Großen uud Ganzen wird das auS den Co»serenrei>"ter Finanzminister bervorgegangcne Steuer- aebäude den Stempel seines vornehmsten und maßgebendsten Baumeisters, des preußischen FinanzministcrS, kaum verläugnen. Man darf darauf gespannt sein, ob und wie er de» viel seilig geäußerten Wünschen der stcuerlragenden Bevölkerung gerecht werden und nicht bloS den Beifall der agrarischen Kreise finden wird, die während der verflossenen NcichS- tagSdcbatlen dem Miquel'schen Zukunsiswerke sckon von vornherein ihr Placet zu Thcil werden ließen. — Hand in Hand mit der sachlichen Stcuerfrage und ihrer befriedigenden Lösung muß aber auch die Er ledigung der Personenfrage gehen, die durch den nu» osficiöS zugegebenenNücktrill deSStaalSsccrclairS v.Maltzah n acut geworden ist. Die Tbatsachcn und Umstänve, welche dem von seiner eigene» Partei so rücksichtslos verläugneten Staats beamten da- Verbleiben in seiner Stellung verleidet haben, sind bekannt. Thcils unzulängliche persönliche Begabung, tbeilS die besonderen Schwierigkeiten einer Stellung, in der selbst ein größerer SelbstständigkeilSVrang als der deS Herrn v. Maltzah» Klippen und Hindernisse genug zu überwinden gebabt hätte, habe» den zum Rücktritte entschlossenen Rcichs- schatzsecretair zu Falle gebracht, und es ist sebr die Frage, ob sei» Nachfolger glücklicher diese Klippen zu umschiffe» ver mögen wird — es müßle denn Herr Miquel selbst die Durch führung des unter seinen Auspicicn zu Stanke gekommenen Steuerwerkes aus sich nehmen wollen. Diese Voraussetzung ist bei der gegenwärtigen Organisation unserer ReichSregicrung natürlich ausgeschlossen. Vr. Miquel wird sich keineswegs dazu bequemen, seine selbstständige und derjenigen deS Reichskanzler- sozusagen coordinirle Stellung mit einem Amte zu vertauschen, das ihn, wenn auch nur formell, in ein AbhängigkeitSverbällniß zum Grasen Caprivi bringen müßte. Der einzige Weg, auf welchem die unmittelbare und allgemein als zweckmäßig anerkannte Thcil nähme Miquel'S an rer Regelung unseres ReichSstenerwescnS zu ermöglichen wäre, läge in der Errichtung eines Reichs- Finanzministeriums. Diese Institution stößt aber auf Schwierigkeiten nickt nur budgetärer, sonkern namentlich politischer Natur. Die letzten ReichStagSwablcn, nickt minder die während der Militairdebatte gcballcnen Reden geben beredtes Zeugniß für das bedenkliche Anwachsen der particularistischen Strömung in den breiteren Schichten der süddeutschen Bevölkerung. Mit diesen Erscheinungen muß gerechnet und eS muß verhütet werden, daß der particularistitcke Geist auch in den leitenden Kreisen der Mittelstädten wieder Oberhand gewinne. So bleibt denn vorläufig kein anderer AuSweg a»S der mit den Strucrsragen parallel lausenden Personalkrisis, als einen Mittels- und Vertrauensmann Miquel'S zum Nachfolger deS Herrn v. Maltzah» aus zuersrben. Ob Herr vonSchraut oder ein anderer hervor ragender Finanzbeamter der Auserkorene ist, bleibt für die weitere Entwickelung der Dinge gleichgiliig, wenn nur der neue Schaysecretair die oben aiigedenlete Eigenschaft besitzt. In gleichem Sinne wird von anderer Seite geschrieben: „In der Presse ist anläßlich des bevorstehenden Personen wechsels im NeichSschatzamt der schon seit Jahren ventilirte Gedanke an die Herstellung einer personellen oder organischen Verbindung zwischen dem preußischen Finanzministerium und dem Reichsschatzamt wieder ausgetaucht. Wenn e» nicht angängig sei, daß der preußische Finanzminister zugleich al» NeichSickatzsceretair fungire, so könne man ja den Letzteren so zu sagen den Befehlen des preußischen Finanzminister» unter stellen. Das wäre ganz gut, wenn nicht der RrichSschatz- secretair im Grunde nur den Reichskanzler verträte; al- solcher aber kann er doch nicht zum Befehl deS preußischen Finanzministers stehen. Eine Personalunion sowohl wie die Unterordnung der einen Stelle unter die andere scheitert einfach daran, daß weder der Reichskanzler sich i» Reichs - Finanzangeleaenheiten Herrn vr. Miquel, noch dieser, indem er als RcichSschatzsecretair sich dem Reichs kanzler nnlerordnet, seine sclbstvcrantwortliche Stellung als preußischer Ministercollege in Frage stellen lassen rann. Die einfachste Lösung der Frage wäre ^ja die, daß das Rcichsschatzainl aus der Reihe der Reichsämter» welche der verantwortlichen Leitung deS Reichskanzlers untergeordnet sind, losgelöst und als selbstständiges ReichSamt construirt würde, das setzt aber eine Abänderung der Reich-Verfassung voraus, und daran ist, wie man neulich so ganz zufällig aus der „Nordd. Allg. Ztg." erfahren hat, zur Zeit nicht zu denken. Das osfieiöse Blatt schloß nämlich eine Er örterung über den seltsamen Vorschlag der „National- Zeitung", das „nationale Orchester" durch rin ReichSoberhauS zu vervollständigen, mit dieser Erklärung, deren Tragweite vielleicht jetzt erst zu übersehen ist. Unter diesen Umständen setzt ein acliveS Eingreifen Miquel'S in der Reichssteuer frage voraus, daß in allen wesentlichen Punkten zwischen dem preußischen Finanzminister und dem Grafen Caprivi, d. b. der Reicküvcrwaltung, eine vorgängige Verständigung erforderlich ist. ES wird nun darauf ankommen, für das Reichsschatzamt eine Persönlichkeit zu finden, die den An sprüchen beider Bctheiliglu« entspricht." Wir Hallen es, wie gesagt, noch nicht für ausgeschlossen» daß Herr v. Maltzahn bleibt, wenn in Frankfurt Beschlüsse gefaßt werden, die er zu vertreten vermag und zur Ausführung bringen kann. Anderen Falles ist eben eine andere Persön lichkeit zu suchen, die das vermag. Läßt sich der Reichs kanzler von Herrn Miquel berathen, so kann eS der wm untergebene ReichSsckatzsecrelair auch. Vr. Miquel wird sich mit dem thatsächlicheu Einfluß und mit dem Ruhm« begnügen, nicht nur die preußische, sondern auch die ReichS- Slcuerreform ins Werk gesetzt zu haben. Und auf die letztere muß eS auch vor allen Dingen Denjenigen an- kommen, die ein selbstständiges RcichSfinanzministerium wünschen. Kann man organische Einrichtungen nicht er langen, so muß man zufrieden fein, wenn sich Personen finden, die den Mangel ersetzen. Deutsches Reich. * Leipzig, 20. Juli. Im Anschluß an Mittheilungen über die Persönlichkeit des Prinzen Max von Sachsen war dem „Bert. Tagebl." aus Dresden geschrieben worden, Major von Oör, der militairifche Erzieher deS Prinzen, fei ebenfalls vor einigen Jahren ins Kloster gegangen. Wir können auf Grund cingczogener Erkundigungen diese Nachricht bestätigen. Major von Oör ist kurze Zeit nach feinem Austritt aus der Armee in das Kloster Beuron als Mönch cingclrcten. DaS „StaatSbanvbuch für daS König reich Sachsen" zählt Frhr. von Oör unter den Rittern des Verdienstordens auf und bezeichnet ihn dabei als „Major a. D. zu Beuron". — Inzwischen ist Prinz Max in Eichstätt eingetroffen. Er widmet sich, wie die ultramontane „Eichst. Vollsztg." bestätigt, dem geistlichen Berufe und hört am dortigen Alerikcr-Lyccum theologische Vorlesungen. * Berlin, 20. Juli. Dem Bericht über die von unS schon kurz erwähnte Ahlwardt-Versammlung» die am Dienstag Abend stattfand, schickt die „Kreuz-Zeitung" folgende Bemerkung voraus: „Wir bringen diesen Bericht nicht wegenber Bedeutung der Aus führungen Adtwardt's, sondern nur als ein „Zeichen der Zeit". DaS „Taseltuch", das Herr Ahlwardt jetzt zwilchen sich und Stöcker „zerschneidet", war von unS schon längst zerschnitten l" lieber den Verlauf der Versammlung berichtet da- hoch- conservative Blatt: „Zu einer scharfen Hetze gegen die conservative Partei, in- sonderheit gegen den Hosprediger a. D. Stöcker, gestaltete sich die am Dtensiag nach Marien'- Saal in der Friedrichstraße vom „Deutschen Antisemitenbunde" einberusene Versamm lung. Dieselbe war von etwa 1200 Personen besucht. Der Saal war überfüllt. Der Vorsitzende Kausmann Kretzer wie- auf die große» Erfolge der Anllsemiten hin und betonte, daß sie als Zünglein nn der Waage tm Reichs- tage di« Militairvorlage durchgebracht haben. In daS Hoch aut den Kaiser stimmte die Versammlung lebhaft ein. Rector a. D. Ahlwardt sprach daraus über die Antisemiten und die conservative Partei. Seine Rede war im Wesentlichen eine Reihe der heftigsten Angriffe aus den Hosprediger Stöcker und auf die Eonservoiiv.n, wozu ihm der gestern Abend vom „Volk" wiederqegebene Artikel der „Deutschen Evangelischen Kirchenzeitung", überschricben „Klarheit", als Unterlage diente. Da Liefe Angriffe unter dem ununterbrochenen Beifall der Menge er folgten, ohne daß sich eine Stimme zu G n n sten Stöcker'S regte, glauben wir von der bedauerlichen Erscheinung Notiz nednien zu müsse». Laß Ahlwardt die neulich von dir. Böckel begonnene Stöcker- Hetze jetzt sortletzt. — Ei» Zweisei, so sagte er, wer den Artikel in der Deutschen Evangelischen Kirchenzeitung" verfaßt Hab«, könne mcht obwalten. Mus: Stöcker.) Darnach sei die chrtstllch-social« Partei jetzt ganz in die conservative ausgegangen. Meine Herren! ES bat keinen Menschen gegeben, der dem Herrn Hofpredtaer Stöcker mehr zugejubelt bot, wie ich (Ruse: Sehr richtig I Wir auch!), der ihm viele Jahre treu gedient hat (Ru?: Wir auchlj; ber von mir unendlich hochverehrte Mann hat meine Kinder getauft, hat meine ältest« Tochter eingesegnet. Ich bin ihm dankbar dafür. Aber das Tafelluch zwischen uns war in dem Moment zerschnitten, als Herr Hosprediger Stöcker erklärte: eine Aenderuag der Gesetzgebung zum Nacktheit der Inden, ein« Aushebung der Emancipation sei heut nicht mehr möglich, nicht mehr zu erstreben. Damt hat er kltvp und klar vom Antisemitismus Abschied genommen; denn nur den Juden Bescheidenheit predigen, da- nutz! un« nichts. (Bestatt.) Das ist weiter nicht als ein Mäntelchen, um Bauernfang damit zu treiben. Wenn r« den Eonservattvrn wirklich gelingt, die Juden o»S dem Iusiizdienst und dem Lehrer» stand« zu vertreiben, so ist damit wenig erreicht, und die iateütg»»»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite