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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893091201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-12
- Monat1893-09
- Jahr1893
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BezuaS-Prei» »I d« H«»-l»rp»ditio, ptz« dn, r« «tad». be»trk «d den Vorort», errichtet». Au», aabeftelle, »b,»h,lt: vierteljlchriich ^14.50. H«i zwetmaligrr täglicher Zustellung u»A Hau» » ÜLO. Durch di, Post bezogen für Deutschland uud Oesterreich: viertestährlich ü.—. Direkte täglich« Kreuzbandieadung dl» Autlaud: monatlich 7chO- Di« M orgrn-AuSgab« erscheint täglich '/,7 die Abend-tzlutgab. Vachr-Mgt 5 Uhr. LeLaction «nd Erpe-itiou: Jatz«»»e«,aste 8. Dir Expedition ist Woche»lag» oaunterbröche» «eöffuet vo, früh S bi« «beud» 7 Uhr. Filiale«: ktt« m«««'« Tarti«. (Alfred UniversitätSstraß« I, Laut« Lösche. Keth-rinenstr. 1t. part. uud König »Platz 7. Morgen-Ausgabe. tiWM.TMblaü Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeige« Pret- die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. V-clame» »uter dem Redactiou-strich (t ge spulte») 50-H, vor den Familieunachrichte» ikgejpalleu) 40-4 Gröbere Schriften laut unjerem Prriä» verzeichoiß. Tabellarischer und Zislerusatz nach höherem Tarif. OrtN»»vetiagea (gefaljt), aar «1t de« Morgen. Autgabe.. ohne Postbesörderua- ^tz ö0.—. «It Postbesördermtg 7V.—u ^vaahmeschluß für Anzeige«: Abead-Ao-gabr: Vormittag» 10 Uhr. Morgen «Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Soun» uud Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestelle, j« ad» halb« Stund« früher. Anzeigen sind stet» an dt» Ertzehttta» »u richte». Druck und Verlag von L. Pol» t» LeipziG DienStag den 12. September 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» 38. Stück de» diesjährigen NkichSgrsrtzblattcS ist bei un» «ingcganqen und wird bi» zum 4. Lctober dieses Jahre» auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängcn. Dasselbe enthält: Nr. 2127. Bekanntmachung, betreffend den zweiten Nachtrag zu der Vereinbarung erleichternder Vorschriften für den wechsel seitigen Berkehc zwischen den Eisenbahnen Deutschland- einer« seit» und Oesterreichs und Ungarn» andererseits rücksichtlich der bedingungsweise zur Beförderung zugelasjenen Gegenstände, in Gemäßheit de» 8- 1 letzter Absatz der AuSsührungs-B-. stimmungen zum internationalen Uebereinkonunea über den Eisenbahnsrachtverlehr. Bom 25. August 1893. Leipzig, den 8. September 1893. Dcr Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. mcumbiegel. Bekanntmachung. Die Einlösung der am 30. diese» Monat» fälligen ZinSscheinc der 3V, proc, Leipziger Stadtanieih« von 1887 Serie II (batikt den 31. März 1890), erfolgt bereit» vom 15. diese» Monat» ab bei unserer Stodtcass« in den Stunden von 9 Uhr Bormitlags bis 1 Uhr Mittag». Leipzig, den 8. September 1893. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. C. Schulze. Nachdem wir dem hier wohnbaren Herrn Varl Anglist Wilhelm Arno Francke am heutigem. Tage Lonceffion zur gewerbsmäßigen Beförderung von Auswanderer» »ach überseeischen Vasen und Ab« schtteßung von lieber, ahrtsverträqcn im Aufträge der obrigkeitlich concessionirten Schiffsexpedienten B. Äarlsberg in Hamburg, B. Karie« bepa L Lo. in Bremen und Harry Cohen in Rotterdam für die Schiss-linien Allan State Linie via Glasgow, Dominion Linie via Liverpool und für die Linien der Hamburg-Amerikanischen Packeljohrt« Aclien-Gesillschast ertheilt haben, bringen wir die» zur öffentlichen Kenutniß. Leipzig, am 5. September 1893. Der «ath der »K»t Leipzig IV. 3668. vr. Georgi. Kasteit. ViebkahlS'Bekanntmachung. Bestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene runde Vroschr, Anfang April d. I.; 2) eine silberne Ttzlinder - Nrmontotrilhr mit Goldrand, Sekunde, eingravirtem Stern aus der Rückseite und goldener, vier« stränaiger Kerle mit goldenem Schieber und Quaste, am 7. d. M.; 3) eine silberne Nemontoiruhr mit Goldrand, Sekunde und schlanaenjürmiger Nickelkette, sowie mit der Bezeichnung „Rodert öcdneiäer" tm Deckel, am 2. d. M.: 4) eia Ichwarzgraue», carrirte» Zacket, mit einer Reihe Perl« mutterknöpf« »nd schwarz« und weißgestreiftein Aermelfutter, eine Hose mit weiden Metallknöpfen, eine Weste mit weiß- und braun- gestrejstem Futter, ein brauner, weicher Filzhut, schwarzgesiittert, mit der Firma de» Hutmachers Vemne-Veipnür, am 2. d. M.; 5) ein Sommerüverztrher, fast neu, von schwarzgrauem Trikot« stoff, mit einer Reihe schwarzer Lastinglnöpst, verdeckter Batterie, schwarzem gestreiften Futter und Stoffhenkel mit der Firma „ll. L. Voiat-V«iprigam 31. vor. Mt».; 6) eia neuer Droschkenkutscher-Mantel, dunkelblau, mst zwei Reiben Metallknöpfen und grauwollenem Futter, am 7. d. Mt».; 7) ein Sperrzeug, au» ca. 60 Schlüsseln uud Dietrichen br« stehend, am 8b. vor. Mt».; 8) eine schwarz« Tuchhose, rin schwarzer Ka««garnrock uud «in schwarzwollener Araurnrock mit rother gehäkelter Kaute, vom 4. bi» 9. d. Mt».; 9) ein Ha«p»agen, 4rädrtg, stark gebaut, mit Kastenaussatz, grün gestrichen, mit der Firma „Heinrich llucda, LIeinrsckocker, darauf ein Lack mit schmutziger Wäsche, eiu Fast Margarine, 5 Pfund Manhein und 1 Tragforb, am 9 d. Mt».; 10) ei« Rover — Rahmenbau — Fabrikat „liailnx. diot- tinxham". mit einem Defect und altem Gummi-Bentil am Vorder rad, reparirter Hintergabel, Hinterrad mit Tauget« und Kreuz« weichen, vernickelter Lenkstange mit Korkgriffen und mit einer Laterne von Neusilberblech, am 3. d. Mts. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäler sind ungesäumt bei unserer Lrüninal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 11. September 1893. Da» Poiizetamt der Staht Leipzig. Bretschneider. Ml. Bekanntmachung. Degen Krankheit de» Eigenthümers, Kaufmann Louis Philipp Zack», soll da» demselben gehörige, aus Fol. 838 im Grund- und Hypothekenbuche für Leipzig-Äohli- eingetragene, daselbst Mägde- burgerstrab« 2 b gelegen« vau-grundstück <31740 Brandcass«) Sounadeud, den S3. September 18-3, Bormittags 11 Uhr, an diesiger Berichtsstelle, Peterssteinweg 8, Zimmer 119, unter de» im Termin« bekannt zu gebenden Bedingungen, freiwillig versteigert werden. Leipzig, den 9 September 1893. KSutgltche« Autt»gertcht, Adttz. V, Seet. 1. v. Sominerlatt. Städtische Sparkasse beleiht Werttzpgptere unter güufttgen Bedingungen. Leipzig, den 82. August 1893. Die Sparkasse«-Deputation. Vorfragen zur Lösung der Handwerkersrage. m. Der preußische Handelsminister bat sriae der Oeffent- lichkeit unterbrritetrn Vorschläge zur Organisation de« Handwerk« unverbindliche und vorläufige genannt. Dem Anscheine nach bezweckt er vor allen Dingen, der Erörterung der Handwerkrrfrage festen Boden zu geben, den bisher nicht einmal die Anhänger der ZwanaSinnung uud de« Befähigungs nachweises unter sich hatten. Denn auch diese begnügten sich zumeist mit der Ausgabe ihrer zwei Losungsworte, ohne sich und Anderen eine Narr Vorstellung von dem „Wie" zu machen. Di« Vorschläge de« Minister« in ihrer detaillirtrn Aus arbeitung sind durchaus geeignet, eine Präcisirung der ver schiedenen Forderungen herbeizusübren, denn außer den Social- demokrate«, welche da« Handwerk al« eine im raschen Ver schwinden begriffene Betriebsform zu betrachten sich den Anschein -eben, und der Manchrsterorthodokir, der jede öffentlich-rechtliche Organisation deS WirthschaftSlebenS al- Tempelschändung gilt, bat keine Partei das Recht, die Vor- chläge grundsätzlich zu verwerfen, ohne gleichzeitig mit positiven Gegenvorschlägen in ähnlicher DelailauSarbeitung hervorzutrete». Tie Parteien und die Presse sind eS indessen nicht, welche im gegenwärtigen Stadium ein abschließendes Unheil av- zugeben baden. Alle Politiker, welche die Handwerlerfrage nach sachlichen und nicht nach agitatorischen Gesichtspunkten beantwortet wissen wollen, sind vielinebr darin einmüthig, daß vor allen Dingen die Meinungen der Handwerker zu erforschen seien. Indem sie ikre Vorschläge veröffentlichte, hat die preußische Regierung die Verpflichtung übernommen, die Masse der Handwerker anzubörcn, um zu verhüten, daß mit eigener Organisation, Rodnerkrästen und Presse auS- gestattcte gewcroepotitische Parteien als Repräsentanten deS ganzen Handwerks gelten dürfen. Die bloße Einladung zum Reden tbut cS nicht, es muß Gelegenheit zur vollen, uneingesckücktcrten Aussprache geschaffen werden. Bis jetzt haben sich anS dem Handwerk heraus nur InnunzSvcrbände durchaus zünftlerischer Richtung vernehmen lassen und zwar im ablehnenden Sinne. Andere Innungen werden Nachfolgen. Es muß also endlich einmal die Frage beantwortet werden, wie sich Anhänger und Gegner deS Be fähigungsnachweises im deutschen Handwerk numerisch zu einander verhalten. Die politischen Wahlen werden das niemals klar stellen, da die Mehrheit einer ErwerbS- gruppe in einem Wahlkreise und sei oft die erdrückende Mehr beit einer starken ErwerbSgruppe häufig den unterlegenen Parteien angehört. Einen Fingerzeig für das Zahlcnverhält- niß gicbt allerdings die von einem klerikalen Blatte aus gesprochene Befürchtung, das; in den vom Minister Vvr- geschlagenen Fachgenvsfenschaflen, welchen bekanntlich alle Handwerker angeboren müssen, die An.ängcr des Befähigungs nachweises in dcr Minderheit sein würden. ' Daß Jnnungsverbände in Westfalen und Schlesien sich gegen die Vorschläge ausgesprochen haben, kann nicht Wunder nehmen. Ein Tbeil der deutsrben Handwerker hält die Augen starr auf den Befähigungsnachweis gerichtet und übersieht alle«, WaS daneben liegt. Die ihu derart hypnotisirt haben, sind politisch« Partei»«, die RechtSconservativen und daS Erntrum. Sie haben sich dadurch eine beträchtliche Anbänger- schafl erworben und eS stand für »ns von vornherein fest, daß sie die Wunde, welche daS unerfüllbare Sehnen nach dem Befähigungsnachweise in Handwcrkerherzen geschlagen, nicht vernarben lassen werden. Die „Kreuzzeitung- hat sich denn auch von ihrem anfänglichen Wohlwollen für die Vorschläge deS Ministers erholt und erklärt jetzt, daß Eonservative und Ecntrum diese Vorschläge, falls sie sich zu Gesetzent würfen verdichten sollten, im Reichstage durchfallen lassen würden. Die weitgehenden Zugeständnisse an den Ein- schränkungSgedanken, welche in den Bestimmungen über daS Recht, Lehrlinge zu Hallen und den Meistertitel zu sübren, enthalten sind, gelten dem Blatte nicht», weil der Befähigungs nachweis fehlt, dessen Zulässigkeit e« mit dem tiefsinnigen AuSruf begründet: „Weshalb soll der Handwerker allein (in dem „epamenreichen" Deutschland) das Vorrecht haben, Nichts lernen zu brauchen!" Vorher war auf Juristen, Ossicierc rc. exemplificirt. Mit Vergunst: Der Handwerker hat die« „Bor- rccht"nicht allein. Auck wennderBcfähigungSnachwciSindervon der „Krcuzztg." gewünschten Weise eingesührt sein sollte, würde daS — die „Kreuzzeituna" hebt diesen Umstand genug hervor — die meisten Menschen umfassende Gewerbe keinen Befähigungsnachweis verlangen: die Landwirthscha ft. Selbst die Großgrundbesitzer haben daS „Vorrecht, „nicht« lernen zu brauchen", und selbst die „Krcuzztg." wird nicht leugnen, daß von diesem Rechte hier und da Gebrauch gemacht wird. Hinsichtlich der landmirthschaftlichcn Arbeiter bat mancher Parteigenoste der .Freuzzeitung" sogar Zweifel geäußert, ob ihnen die Kunst des Lesen« und Schreibens dienlich sei. Von dem Vorrecht, ihre Gewerbe nicht lernen zu müssen, scheint man gerade die Arbeiter der Großgrundbesitzer im Osten ausgiebigen Gebrauch machen zu lasten, wie wenigstens aus den dort überaus zahlreichen, doch wohl durch die Unfähig keit, die landwirthschaftlicken Gcräthc zu handhaben, bedingten Betriebsunfällen zu schließen ist. ES ist also nichts weiter, als eine frivole Phrase, mit der die „Krcuzzeitung- die Gerechtigkeit des Befähigungs nachweises „dartbnt- zu dem Zwecke, die zünftlerisch gerichteten Handwerker bei der Fahne zu erhalten. WaS den Un geprüften, die, nach Inkrafttreten eines den Vorschlägen de« Ministers entsprechenden Gesetzes, ein Gewerbe beginnen werden, noch verbleibt, ist im Wesentlichen nicktS weiter, als daS Recht auf selbstständige Arbeit. Diese« nehme», hieße für die Socialdemokratie, gegen die der BesähigunaS- nackiveiS angeblich ein Bollwerk bilden soll, den Werber machen. E« ist dringend nötbig, durch zweckentsprechende Vernehmung der Gewerbetreibenden klarzustellen, ob die Mehrzahl der deutschen Handwerker Derartiges will. Deutsches Reich. Rappe mehr in» Budget ausgenommen werde, denn di« Instrukteure sind nicht, wie dcr Oberst Meister und ich wünschen, Bildner und Lehrer unserer mehrbaren Jugend, sondern sie beschimpse» unsere Söhne, sie tasten sie am Kragen, ja sic stoßen und mißhandeln sie . . „Herr vr. Ming zählte eine Reihe von Fällen aus, um seine allgemeine Behauptung zu belegen, uyd e» fällt gewiß Nie mandem ein, an der Wahrhaftigkeit de» zürnenden Mannes zu zweifeln." Ein Gegenredner bemerkte freilich: „Die Soldaten seien denn doch auch da, um zu gehorchen, nicht blo-5 un» zu rectainiren." Die „N. Z. Z." stellte bei dieser Gelegenheit fest, daß in letzter Zeit tharsächlich wiederholt Bestrasungen wegen Mißhandlungen Unter- »ebener vorgekommen seien. Daß e» sich um ein weilvcrbreiteteS Uebel handelt, beweisen am besten verschiedene Erlasse der schweize- rischen Mililairbehörden. Sie würden nicht veröffentlicht sein, wenn sie sich nicht al» dringend nothwendig erwiesen hätten, und er« Innern in mancher Beziehung an bekannt gewordene deutsche Schrift- stücke . . . „Man sieht: da» Uebel der Soldatenmißhandlungen ist im schweizerische» Heere vorhanden, und die Behörden kämpfen seit Jahren mit allen Mitteln dagegen an. Umsonst! Die „N. Z. Z." schreibt unter dem 2. Juni 1893: „Durch eine große Reihe schmelze« rischer Blätter ging in den jüngsten Tagen «ine überall gleich lautende Einiendung, die berichtete, es fänden sich unter dem Jnstruclions-CorpS der VI. Division Leute, weiche Landwehrsoldaten mit de» gröbsten beleidigenden Ausdrücken behandelt hätten. Name» waren nicht genannt, dagegen wohl eine recht ansehnliche Reihe jener beleidigenden Ausdrücke. Diese Einsendung kam, bevor sie sonstwo er- schien, an die Redaktion dieses BlatleS. Wir haben sie nicht ausgenommen, einerseits um ihrer allgemeinen Form willen, die generalis»««, wo es sich darum handelte, zu speciatijiren, andererseit» ge« mäß unserem Grundsatz, daß dienstliche Dinge, die stet«, wo eS je versucht wurde, aus dienstlichem Wege ihre allein richtige Erledigung ge» sunoen haben, nicht zur öfsentlichen Erörterung in der Presi« geeignet seien; und drittens, weil solche Ber- öfsenrtichunge» einen ganzen ehrenwerthen Stand schädigen, ohne doch die Schuldigen eigentlich zu treffen. Wir sahen uns aber, gerade weil wir im Interesse dicles Standes Abschaffung dieses Uebeis selbst wünschen müssen, veranlaßt, dem Lhes des cinaeschuldigten Jnstructionscorps, Heren Oberst I. Jsler, von dem Inhalt dcr uns vorgetegten Einsendung Anzeige zu machen. Dieser hat nun, wie er un> mitiheilt, die Sache untersucht und herauSgefund, ii, daß allerdings die :Uoge nicht ganz unbegründet sei, aber auch, daß nur zwei jüngere JnitructimiSosfici«» beziehungsweise Jastruciions-Aspiranten von idr betroffen sind. Gegenüber diese» wurden Maßregeln getrosten, die Garantie dafür bieten, daß Wieder holungen nicht Vorkommen werden. . ." „Wir empfehlen die gesperrten Zellen wie überhaupt da» ganze Verfahren der „R. Z. Z." unserer demokratischen Presse. Freilich geht, wenn man so handelt, Ein» verloren: di« Wollust, ur« rheilSlose Bolksmassen anszuhetzen. Ta wir nun einmal beim Belehren sind, können wir eS un» nicht versagen, ein paar Sätze hier anzusühren, die nicht aus der Feder eines in Militari», mu» erstarrten preußischen Gardeosficiers, sondern eines schweize« rischen Milizobersten, des oben bereits erwähnten Divisionär» Meister, gesloffen sind. Er giebt im Januarheft 1893 der „Schw. Monatsschrift" seinem Unwillen über die vorgekommenen Mißhandlungen Ausdruck und fährt dann fort: „Aus der anderen Seite hat man sich aber auch vor Uebertreibungeu zu hüten und braucht kein Jammergeschrei zu erheben, wenn ein tüchtiger Jnstrucior bei übermäßiger Anspannung seines längste» GeduldsadenS einmal einen wenig parlamentarischen Ausdruck an wendet. Unsere Leute reden derb und sind auch derber Sprache nicht abhold, namentlich, wenn noch etwa» Galgenhumor dabei durch blitzt. Davor ist weniger Furcht zu haben, al» vor oft vorkommenden feigen Verleumdungen braver Instruktoren in irgend einem Winkel« blatt unter dem Schutze der Anonvmität." Und di« „Schw. A. Mii.« Ztg." entnimmt Nr. 9/1892 der „N.-Ztg ": Man hört öfter Klagen über unrichtiges Verfahren militairischer Vorgesetzten gegenüber ihren Untergebenen. Leider sind diese Klagen nicht immer unbegründet und leider werden sie nie ganz verschwinden. Denn auch die mili- tairischen Vorgesetzten sind Menschen und sehibar. Besonderen Schwierig, keite» begegnete in unserer Miliz von jeher die Handhabung der Strafbefugniß aus leicht erklärlichen Gründen. Da- Gesetz enthielt keine leitenden Grundsätze, denen der strafend« Vorgesetzte hätte folgen können, und bei der Ausbildung der Lsficiere fehlte e» an Zeit, um dieses doch nicht so unwichtige Lapitel verläßlich zu be« bandeln." Da wird also von einem schweizerischen Fachblatt der Vorzug der stehenden Heere in diesem Punct« rückhaltlos zugegeben. Und wa» sagen unsere Socialdemokraten zu folgender Aeußerung des „BrütlianerS", des anerkannten Organs der schweizer,scheu Socialdemokratie: „Hört man auch vier und da noch einen so genannten Krastausdruck, so muß man auch bedenken, daß der Instruktor eben auch menschliche Schwächen hat wie andere Leute. Empfindlich wie ein verhätscheltes Kind soll der Soldat nicht sein." l). kl. Berlin, l l. September. Hier und dort ist in der Presse die Meldung aufgetaucht, daß Herr Stöcker, der jetzt den amerikanischen Boden betreten, seine Anwesenheit in dcr „Neuen Welt" auch ;u antisemitischen Agitationen be nutzen werde. DaS dürfte jedoch nach neueren Nachrichten ausgeschlossen sein. Herr Stöcker ist dcr Einladung de« unter dem Namen „Bruder Moody" in ganz Amerika bekannten MetbodistenprcdigcrS gefolgt und eS ist ausdrücklich in dem Eontract mit ihm die Bedingung gestellt, daß er nur daS Evangelium predigen, in keiner Weise aber die Juden frage berühren oder auch nur streifen dürfe. Die ameri kanischen Zeitungen, welche die Bedeutung des HofprcdigerS a. D. unendlich überschätzen, habe» ihm Leitartikel gewidmet, in denen sie sämmtlich daraus Hinweisen, daß er Iudcnbetze in Amerika nicht betreiben dürfe, denn da« würde ihm sehr schlecht bekommen. * Berlin, 11. September. In einem im Septemberhcste der „PreußischenJahrbücher" unter der Ueberschrist „Etwas vom Musterheer der Socialdemokraten" erschienenen längeren Aufsatze hat ein Anonym»- eS unternommen, die von der deutschen Socialdemokratie so hoch gepriesenen an geblichen Vorzüge de« schweizer MilizsystcmS vor den stehenden Heeren Dentscdland« und der übrigen größeren europäischen Staaten auf ihren wahren Werth zu prüfen und hierdurch zu »eigen, daß jegliche« Wchrsystcm seine Schäden besitzt und daß LaS Milizsystcm sich dar»» von den anderen keineswegs unterscheidet. Indem wir bemerken, baß dcr auf durchaus zuverlässige Quellen sich stützende BeweiS al« vollständig geführt erachtet werden muß, beben wir aus dem Capitel: „Mißhandlungen Untergebener" Folgende« hervor: „Soldat-nschinderei ist ln einem Milizheer unmöglich" — lagen die Socialdemokraten. Im December 1892 sprach der Oberst« divisionatr Meister im Nalionalrath einig« Worte der Anerkennung zu Gunsten de« JnstrnctionScorpS. .Hähliaa» erhob sich die Hünen gestalt de« Lbwaldner NationalratheS l>r. Mmg; leicht legte nch die mächtige Link« in den Kragenautschnitt de- Rocke« und die Rechte grif ur wuchtige» Geste" au« (,,N. Z. Z." v. 21./12. December 1892/. Er agte: „DaS JastructiouScorp» verdie»t »ich«, daß um seinetwillen rin «Berlin, ll. September. (Telegramm.) Bon deutschen Blättern ist aus einer italienischen Zeitung die Notiz übernommen worden, daß Herr »«n Schlaezcr beab sichtigt habe, ein Buch über den Batican zu schreiben, die Veröffentlichung aber auf böhercn Wunsch unter lassen bade. Wie der „Natioiial-Zta." authentisch mit- getheilt wird, ist an der ganzen Geschichte kein Wort wahr. — Bekanntlich bat da« ReickSamt deS Innern vor Kurzem eine Rundfrage an die Buudcsseestaatrti darüber gerichtet, wie weit für eine von der ReichSreaieriing geplante Ueder- wachung des deutschen SchifsSbaiieS durch RcichS- organe ein Bedürfniß vorhanden ist. Bi- jetzt liegen die Berichte noch nickt in einem Umfange vor. welcher eine lieber- sicht über die Stimmung der Regierungen geben könnte. Dagegen hat sich ,n den Interessentenkreisen innerhalb und außerhalb der Seestaaten, wie der „Homb. Corr." schreibt, eine sehr große Abneigung gegen die Absicht der staatlichen Ueberwachung der Seeschiffe zu erkennen gegeben, wöbe, vor allen Diugen da- Bedürfniß zu einer solchen Maßnahme ganz entschieden bestritten wird. ES wird allgemein angenommen, daß die Regierungen von der Mißstimmung der betheiligten Kreise nickt unberührt bleiben könnten. Sollte dennoch eine derartige Vorlage erscheinen, so würde sie schwerlich die Zustimmung des BundcSratheS oder de- Reichstage- finden. ) Ctotha, 10. September. Da- freisinnige „Goth. Tagebl.", oder, richtiger gesagt, dessen Redakteur Boshart, jetzt auch nach dem Regierungswechiel seine in allen maßvoll denkenden Kreisen gleich mäßig verurtheiltcn Angriffe gegen den Minister Strenge fort. Verschiedene derartige Artikel der letzten Tage veranlassen den Vorstand des ebenfalls freisinnigen ReichsvereinS Gotha zu öigendcr, in dcr „Goth. Ztg." öffentlich abgegebenen Absaq«: „Die freisinnige Partei ist neuerdings in erhöhtem Maße für gewiss« Artikel des „Tageblatts" verantwortlich gemacht worden. Wir erklären deshalb, daß wir mit der Schreibweise desselben nicht einverstanden sind, daß wir aber keinen Einfluß auf die Redaction des „Tagebl." besitze». Wir geben diese Erklärung insbesondere ob, um keine» Zweifel darüber auskommen zu lasten, daß auch wir von dem aufrichtigen Wunsche beseelt sind, mit dem neuen Regiment in Frieden zu leben." * Köln, l t. September. (Telegramm.) Wolfs« Bureau meldet: Die Nachricht der „Köln. Volk-ztg ", daß auf die Ergreifung deS Metzger- Buschhoff, der au« dem Xantcner Mordproceß bekannt ist, eine Belohnung von 500 gesetzt worden sei, entbehrt jeder Be gründung. * Aua Hessen, 10. September. Die grobherzogliche Regierung läßt Ermittelungen über die Zahl der Gast« und Schaukwirth« chasten sowie der Kleinhandlungcn mit Branntwein anstelle«. Ermittelt soll namentlich werden, wie sich die Zunahme der Lchauk« tätten in dcr Zeit vom 1. Januar 1879 bis 1. Januar 1893 ge- taltct und ob und in welchem Maße in dieser Zeit der Branntwein« genuß zugenommen hat. (Köln. Ztg.) * Ltrastburg, ll. September. (Telegramm.) Da« Dankschreiben de- Kaiser« an den Statthalter dankt äir die herzliche Begrüßung durch die lothringische Be völkerung in Statt und Land, welche den Kaiser uberzeugte, daß das Bewußtsein unlösbarer Zusammengehörigkeit mit dem Deutschen Reiche in der Bevölkerung stetig wachse. Ter Kaiser spricht seine Befriedigung an«, daß die Truvpen, trotz der in einigen Gegenden herrschenden landwirthschaftlichen Schwierigkeiten und der stellenweise nicht unerheblichen Belastung der Ortschaften, durchweg eine freundliche und gute Ausnahme gefunden hätten. * Mannheim, lO. September. Wie schon kurz gemeldet, haben bei den Stadtverordnetenwahlen der dritten Däblcrclasse die Socialdemokraten den Sieg davon getragen, dank dem Bcrbaltcn der demokratischen Partei. Hätte diese auf die Aufstellung einer eigenen Liste verzichtet, wäre sie mit den übrigen bürgerlichen Parteien gemeinsam vorgegangen, so würde die Niederlage der Socialdemokraten unvermeidlich gewesen sein. * Karlsruhe, ll. September. (Telegramm.) Die heutige Parade über das XIV. Armeecorps nahm bei fort dauernd günstigem Wetter einen prächtigen Verlauf. Der Kaiser ritt mit glänzender Suite die Fronten ab, nahm einen zweimaligen Vorbeimarsch ab und begrüßte alSbann die Militairvereine. Um 2>/, Uhr ritten dcr Kaiser, der Gros,Herzog von Baden und dcr Kronprinz von Italien an dcr Spitze der Fahnencompagnie in die Ätadt, von der in den Straßen dicht gedrängten Menschenmenge mit freudigen Zurufen begrüßt. * Stuttgart, lO. September. Dem Antrag de« Gewerbe- gerichtS entsprechend, bat der Gemeinderath die Errichtung eine- städtischen Arbeitsamt« mit 13 gegen 3 Stimmen beschlossen und zugleich die Brrathung der vom Gewerbcgericht begutachteten statutarischen Bestimmungen vorgenommea. Die wichtigsten Pnnctc der Statuten lauten: „ti. l. DaS Arbeitsamt der Stadt Stuttgart hat den Zweck, »wischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern (gewerbliche» Arbeitern, Dienstboten und Lehrlingen) Arbeit zu vermitteln, tz. 2. Da« Ar« beitsamt besteht aus einer männlichen und einer weiblichen Ad« thcilung. 8. 3. Das Arbeitsamt steht unter der Leitung uud Aufsicht einer Eommission von neun Mitgliedern und sechs Stellvertretern. Der Borsitzende der Commission ist der Vor sitzende deS Gewerbegerichts. Tie übrigen Mitglieder der Commission und die Stellvertreter werden von den Bei- sitzern des Gewerbegerichts auS ihrer Mitte gewählt, und zwar werden von de» Arbeitgebern und von den Arbeitnehmern I« vier Mitglieder und drei Stellvertreter gewählt. Die Amtsdauer der Mitglieder und Stellvertreter erlischt mit dem Ablauf der Zeit, aus die sie für das Gewerbegericht aewälflt siud. 8. 4. Die Sitzungen der Eommission werde» von dem Vorsitzenden nach Bedarf, jedoch mindestens alle zwei Monate einberusen. Für jede Sitzung erhalten die Mitglieder eine Entschädigung von 3 Eine Bestimmung, wonach die Arbeitsvermittlung unentgeltlich zu geschehen habe, wurde von der Mehrheit deS Gemeinderaths abgelehnt; es sollen geringe Gebühren erhoben werden." Da« städtische Arbeitsamt soll bi« 1. April >894 in Wirksamkeit treten. Die Betriebskosten sind ans 5000 .«< jäbrlich veranschlagt. Zustimmung de- BürgcrauSschusseS ist noch erforderlich. Bei der Bcratbung im Gemeinderath bob Stadtscbultkeiß Rümelin hervor: er halte eS für den glück lichsten Gedanken deS Entwurfs, daß die Organisation deS Arbeitsamtes an daS Gcwcrbegericht sich analiebcre, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Zahl an seiner Leitung betheitigt werden. ES sei die« ein Gedanke, dcr hier in Stuttgart z»i» ersten Male durchgeführt werden soll, und sich von den franrösischen Arbeitersyndicaten und Arbeiter börsen sehr vorlhcilkast abhebe. Eine friedliche Wirksamkeit deS Arbeitsamtes sei gerade durch die gleiche Betheiligung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern garantirt. Oesterreich. Ungarn. * Prag. II. September. (Telegramm.) Die anläßlich der RescriplSseier angesagten Versammlungen wür ben hier und in den Vororten sämmtlich untersagt. Da« Militair bleibt bis übermorgen in den Casernen unter den Waffen. Die Stattkalterci. die Polizeidirection, alle Staats- ämter und taS deutsche Easino bleibe» polizeilich bewacht, da Tumulte befürchtet werden. — Die Blätter berichten au< Pilsen, baß dort gestern Abend nach einer jungczechischrn Versammlung eine große antideutsche Straßen demon stratio« stattsanb. Etarke Menschenmassen durchzogen die Statt, zertrümmerten am deutschen Hause die Fensterscheiben und rissen alle mit deutschen Aufschriften verscbcnen Schilber ab, sowie auch an mehreren Stellen die kaiserlichen Adler. Gendarmerie stellte schließlich die Rnbc wieder her, doch sind die Befürchtungen innerhalb der deutschen Bevölkerung noch
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